Georg Strobel (1724−1787)

Abt OSB im Reichsstift Petershausen 1761−1786

Er wird am 29. April 1724 in Pfullendorf geboren. Sein Onkel Alphons Strobel ist 1737–1750 Abt in Petershausen. 1745, noch unter der Regierung seines Onkels tritt Georg, bereits 21-jährig, in Petershausen ein. 1747 wird er zum Priester geweiht. Er ist Subprior, als er am 2. Februar 1761 zum Abt gewählt wird.[1] Die altehrwürdige Benediktinerabtei am Rheinübergang von Konstanz zeigt um diese Zeit, am Beginn der Aufklärung und des Klassizismus, noch immer ihr mittelalterliches Gesicht, wie es der Stich von Matthäus Merian zeigt. Seit 1548 ist die Abtei vorderösterreichischer Landstand, aber im 18. Jahrhundert wieder im Reichstag vertreten. Der Titel des Abtes[2] umfasst auch das seit der Reformation abgegangene Kloster Stein am Rhein. Die Realität ist aber ernüchternd: Das Reichsstift liegt isoliert, ohne Umland, und hat mit den auswärtigen Herrschaften wenig Ertrag. Berühmt ist Petershausen für die wissenschaftliche Tätigkeit vieler Konventualen, die allerdings mangels eigener Klosterschule auswärts lehren. Als einzige der Reichsabteien hat Petershausen die Barockzeit baulich verschlafen. Lediglich die mittelalterliche Stiftskirche ist im 17. Jahrhundert reich ausgestattet worden. Schon sein Amtvorgänger, der Konstanzer Michael Sautter (reg. 1750–1761), hat sich vom Schussenriedener Baumeister Jakob Emele ein Neubauprojekt mit Modell erstellen lassen. Die Neubaupläne werden aber nicht weiterverfolgt. Dies will Abt Georg nun ändern. Der Petershausener Konvent gilt als ausgesprochen aufgeklärt, sodass 1765 nicht die Pläne des schwäbischen Baumeisters Emele oder des Konstanzers Xaver Thumb weiterverfolgt werden, sondern der französische Klassizist und herzoglich-württembergische «Ingenieur-Oberstlieutnant» Philippe de la Guêpière neue Entwürfe liefert. Die Finanzlage verhindert die Weiterführung auch dieser Planung. Auf einen Kirchenneubau muss verzichtet werden. Nun überträgt Abt Georg dem erst 1761 ins Kloster eingetretenen Pater Franz Übelacker, einem von sich selbst überzeugten Liebhaberarchitekten, das Bauvorhaben. Von 1768−1771 entsteht nordseitig der mittelalterlichen Basilika ein Konventbau mit drei Flügeln, dem gegen Westen ein grosser Wirtschaftshof vorgelagert ist. Trotz den überlieferten hohen Baukosten von 150 000 Gulden kann der Neubau nicht überzeugen und zu allem Unglück muss Abt Georg 1782 noch den Austritt des unsteten Pater Franz miterleben.
1786 resigniert er und stirbt am 15. Januar 1787, im Alter von 63 Jahren.
Im Rathaus von Pfullendorf hängt ein Ölporträt des Reichsprälaten im Alter von 45 Jahre. Er steht mit Chorrock und Mozetta vor einem Tisch, trägt das Pektorale und die damals übliche Kappe[3] und blickt den Betrachter mit energischem und leicht ironischem Ausdruck an. Die rechte Hand fasst einen Aktenbehälter, der über dem einem Bauplan auf dem Tisch liegt. In der Hintergrundstaffage ist ein barocker Marienaltar und eine Vogelschauansicht des Klosters sichtbar, darüber die Wappen von Petershausen (geteilt von Rot und Blau, oben ein goldener Schlüssel, unten ein silberner Fisch), von St. Georgen in Stein am Rhein[4] (St. Georg mit Drachen und Fahne) und das persönliche Wappen des Abtes (in Blau ein silberner Pelikan). Ein Wappenschild mit diesen drei Wappen ist auch am neuen Nordflügel in Petershausen angebracht.[5]

Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Krebs, Manfred: Petershausen, in: Helvetia Sacra, Abteilung II, Band 1, Zweiter Teil, Bern 1986.
Spahr, P. Gebhard u. a.: 1000 Jahre Petershausen; Konstanz 1983.
Lindner, Pirmin: Fünf Professbücher süddeutscher Benediktinerabteien. Band V. Kempten und München 1910.[6]

Anmerkungen:

[1] Das Historikerinteresse am barocken Bauabt der Reichsabtei ist offenbar nicht vorhanden, denn die wenigen Zeilen aus dem Professbuch Pirmin Lindners sind die einzige Quelle der bisher veröffentlichten Literatur, obwohl von Abt Georg Strobel ein Diarium der Jahre 1761–1769 im Generallandesarchiv Karlsruhe liegt (unter Findnummer 65/359-360, Latein).

[2] «Der Hochwürdige, des heil. röm. Reichs Prälat und Herr der beiden löblichen Reichsstiftern und Gotteshäusern St. Gregorii zu Petershausen, und S. S. Cyrilli & Georgii zu Stein am Rhein, Propst zu Klingenzell, Herr des Gotteshauses ad Portam S. Mariae zu Mengen, auch Herr der Herrschaften, Stauffen, Hilzingen, Rietheim u. s. w.». In: Staats- und Erdbeschreibung des Schwäbischen Kreises, Lindau 1781.

[3] Eine Vorläuferform des Birets.

[4] St. Georgen in Stein am Rhein wird 1525 aufgehoben. Die Besitzungen im Reich gehen an die Abtei Petershausen, die ihr Wappen mit dem Schild des Steiner Klosters vermehrt.

[5] > Zum Wappenschild am Nordflügel. (Modern, vermutlich auf barockem Vorbild basierend). Bildquelle: Andreas Praefcke in Wikipedia.

[6] Kurztext Pirmin Lindner:
Georgius Strobl, geb. zu Pfullendorf 29. April 1724, Prof. 12. Dec. 1745, Priester 1747, wurde als Subprior zum Abt erwählt 2. Febr. 1761, cons. 8. Febr., resig. 21. Dec. 1786, † 15. Jänner 1787. Unter ihm wurde der Neubau des Stifts begonnen, der 150 000 fl. kostete.

 

Im Rathaus von Pfullendorf hängt dieses Ölporträt des Reichsprälaten im Alter von 45 Jahren. Siehe Bildbeschreibung im Biografie-Text.
  Abt OSB Georg Strobel (1724–1787) in Petershausen  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  29. April 1724 Pfullendorf Baden-Württemberg D   Reichsstadt Pfullendorf  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei Petershausen   1761–1786  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  15. Januar 1787 Konstanz Baden-Württemberg D   Reichsabtei Petershausen  
  Kurzbiografie              
 

Abt Georg Strobel führt die Reichsabtei Petershausen im ausklingenden Barock und im Umfeld der Aufklärung, welche auch bei Konventmitgliedern Anklang findet. Es verwundert deshalb nicht, wenn er für den Neubau des Klosters und der Stiftskirche klassizistische Architekten beizieht. Allerdings ist das Reichsstift, umschlossen von vorderösterreichischem Gebiet, wenig finanzkräftig. So kommt es, dass er auf grosse Baumeister verzichtet und einem autodidaktisch geschulten Konventualen den Neubau des Klosters überträgt. 1771 steht der Nord- und Ostflügel, weiter kann wegen fehlender Mittel nicht mehr gebaut werden.

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