Die Familie Barbieri wird auch als «Barbè» oder verdeutscht als «Barbierer» oder «Balbierer» verzeichnet. Sein Vater Martino (1583–1633) ist seit 1615 in Eichstätt ansässig, wo er als Meister Martin Balbierer aus Ruffolt aufgeführt ist. Die Barbieri stammen aus Roveredo, das verdeutscht als Roffle oder Ruffolt bezeichnet wird. Wie auch bei den anderen Kindern des Martino sind von Domenico weder Geburtsjahr noch Geburtsort bekannt. Er kann in Eichstätt geboren worden sein, wo mehrere Taufen von Kindern des «Martin Balbierer» vermerkt sind. Wie alle bekannten Geschwister ist er später wieder in Roveredo wohnhaft, um hier das Winterhalbjahr mit seinen Brüdern Giulio und Pietro zu verbringen. Aktenkundig sind ihre Treffen in der lokalen «Taverna» mit den Baumeistern Giovanni Serro, Tommaso Comacio oder dem Vater des Enrico Zuccalli, Giovanni. Domenico ist als einziger der Barbieri auch im nahen nördlichen Graubünden tätig. Ein erstes bekanntes Werk als selbstständiger Baumeister ist der Neubau der Kirche St. Placidus in Disentis von 1655.[1] Als Mitarbeiter seines Bruders Giulio ist er 1660–1662 beim Neubau der Stiftskirche in Isny und bei den Umbauten der Pfarrkirchen in Laupheim und Fiegentall tätig. 1662–1664 wird er als Baumeister des Bischofs von Chur aufgeführt. 1675–1678 baut er, nach dem Vorbild seiner ersten Kirche Disentis, die Pfarrkirche in Laax.
Er stirbt am 11. Februar 1686 in Roveredo. Einer seiner Enkel ist der 1712 in Roveredo geborene Eichstätter Dombaumeister Giovanni Domenico Barbieri.
Pius Bieri 2009
Literatur:
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: Graubündner Baumeister, Zürich 1930.
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: I Magistri Grigioni, Poschiavo 1958.
Stammbaum Barbieri aus Zendralli 1958.
Pfister, Max: Baumeister aus Graubünden, Chur 1993.
[1] Die Kirche, mitten in einem Lawinenkegel errichtet und mit einem Keil gegen Lawinen geschützt, steht an der Stelle der Enthauptung des hl. Placidus im 8. Jahrhundert. 1984 hat eine Grosslawine die Umgebung allseitig leergeräumt, das Bauwerk von 1655 hat ihr aber standgehalten. Es hat noch heute den Originalputz von 1655. Zur Technik der weissen Architekturgliederung der Misoxer Baumeister der Beschrieb von Oskar Emmenegger: « Das naturbelassene Intonaco zeigt eine leicht angeglättete Oberfläche; die weiss getünchten Gliederungen sind etwas stärker geglättet. Die Umrisse der Fensterrahmungen und der Eckquader am Turm wurden mit Nagelrissen markiert und die so definierten Flächen mit Kalk sofort al fresco weiss gestrichen. An der Westfassade finden sich unterhalb der Fensterbänke in den Naturputz geritzte Kreuze, die als Massmodule zu verstehen sind».
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1660 | Weissenau bei Ravensburg (D), unbekannte Arbeiten[1] für die Abtei, vielleicht Kirche Marienthal. |
1661 | Laupheim (D), Pfarrkirche St. Peter und Paul, Baufertigstellung des von seinem Vater 1623 begonnenen Bauwerks. |
1661-1664 | Isny (D), Benediktinerabtei St. Georg, Klosterkirche, Neubau, mit den Brüdern Pietro und Domenico. |
1662 | Fiegenstall bei Ellingen (D): Pfarrkirche St. Nikolaus, Umbau. |
1666–1671 | St. Gallen (CH), Benediktinerabtei, Hofflügel (heute Bischofsflügel), mit Giovanni Serro (Planung) und Daniel Glattburger. |
1670–1674 | Pfäfers (CH), Benediktinerabtei, Klosteranlage, Planung mit Giovanni Serro. |
[1] Nach dem Werkverzeichnis Zendralli 1958 ist es die «Kirche», von Pfister und Santi wird dies übernommen, nun als «Pfarrkirche». Die Zuweisung ist fragwürdig. Um 1660 ist im Klosterbereich Weissenau kein Neubau bekannt, hingegen wird die Tauf- und Begräbniskirche Marienthal (heute Mariatal) umgenutzt. Es kann sich bei der Nennung höchstens um Umbauten oder eventuell Planungen handeln.
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