Joseph Gabler wird am 6. Juli 1700 zu Ochsenhausen als Sohn eines Zimmermanns geboren. In der Schreinerei des dortigen Benediktinerklosters macht er die Lehre, die er 1718 beendet. Auf der anschliessenden Wanderschaft arbeitet er als Geselle in Mainz, wahrscheinlich beim Zimmer- und Tischlermeister Anton Ziegenhorn. Dieser, ein Schwager des Orgelbauers Johann Peter Geissel, stirbt 1720. Gabler heiratet 1729 die Witwe des früh verstorbenen Sohnes und Nachfolgers Johann Eberhard Ziegenhorn und übernimmt auch die Werkstatt. Schon vorher muss er, vielleicht durch Arbeiten an Orgelprospekten,[1] mit dem Orgelbauhandwerk in Berührung gekommen sein und bei einem der berühmten Mainzer Orgelbauer gelernt haben. Bereits 1727 bewirbt er sich, erfolglos, um eine Stelle als Orgelbauer des Domkapitels in Nachfolge des verstorbenen Johann Jacob Dahm, seinem vermutlichen Lehrmeister. Er ist nach seiner Heirat wieder in Ochsenhausen anzutreffen, wo er 1728 von Abt Coelestin Frener den Auftrag für eine neue Hauptorgel mit 60 Registern erhält. Sie wird 1734 eingeweiht. Gablers Erstlingswerk ist ein kühner Entwurf, er setzt in der Mechanik und Windversorgung neue Massstäbe. Bereits 1730 wird er auch von Abt Alfons II. Jobst für die Reparatur und Erweiterung der Chororgel in Weingarten eingeladen, wo er den Konvent von seinen Fähigkeiten überzeugen kann und 1737 den Auftrag für den Bau der Hauptorgel mit 63 Registern erhält. Nachdem er 1733 und 1734 nochmals in Mainz tätig ist, siedelt er nun für 14 Jahre mit seiner Familie ganz nach Weingarten über. Hier bis 1750 schafft er mit der «Grossen Orgel» sein unübertroffenes Meisterwerk. Die Orgel hat den ersten freistehenden Spieltisch in Deutschland. Der Prospekt, eine Synthese von Orgel und Raumarchitektur zu einem Gesamtkunstwerk, ist nach dem Entwurf Gablers ausgeführt. Er hat für dieses Werk seine besten Jahre geopfert, ohne parallel eine eigene Werkstatt zu betreiben. Zwar überträgt ihm der neue Abt Placidus Renz 1739 der Zusatzauftrag für den völligen Neubau der beiden Chororgeln und 1741 wird die Akkordsumme für beide Orgeln, inbegriffen die Reparatur der Orgel im Priorat Hofen mit 10 000 Gulden vereinbart. Trotzdem erholt sich der grosse Orgelbauer nachher finanziell mit den eher kleineren Aufträgen nicht mehr. Er kehrt wieder nach Ochsenhausen zurück. Hier baut er 1751–1753 die Hauptorgel, sein Erstlingswerk von 1734, für einen freistehenden Spieltisch und mit einer Reduktion auf 49 klingende Register um. 1753–1755 treffen wir ihn in Zwiefalten an, wo er die Chororgel erstellt. 1756–1759 baut er die Orgel der Wallfahrtskirche Maria Steinbach. In Ravensburg arbeitet er an den Orgeln der Karmeliter- und Dreifaltigkeitskirche. 1769 beginnt er in Bregenz mit dem Neubau der Orgel in der Stadtpfarrkirche. Er kann das Werk nicht mehr vollenden, da er am 8. November 1771 an einem Schlaganfall am Arbeitsplatz in Bregenz stirbt.
Pius Bieri 2008Jahr | Ort | Bauwerk | Art | Bemerkungen | Register/Manuale |
1728–1734 |
Ochsenhausen | Benediktiner-Abteikirche | Hauptorgel |
umgebaut 1751–1753 |
49/IV+P. |
1737–1750 |
Weingarten | Benediktiner-Abteikirche | Hauptorgel |
|
63/IV+P. |
1755–1759 |
Maria Steinbach | Wallfahrtskirche der Abtei Rot an der Rot | Hauptorgel |
|
26/II. |
Benutzte Literatur:
Klaus, P. Gregor OSB: Die grosse Orgel zu Weingarten, Kunstführer, Ravensburg 1966.
Hamm, Heinrich: Die Gabler-Orgel der Basilika Weingarten, Passau 2000.
Fischer, Hermann: Orgelbau rund um den Bodensee, in: Ars Organi, 56. Jahrgang, Heft 1, 2008.
Anmerkungen:
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