Peter Thumb ist auf dem bekannten, schon vielfach veröffentlichten Porträt im Alter von 59 Jahren dargestellt.
«Mit geöffnetem Rock und Mantel, in der rechten Hand Zirkel und Papier, den Kopf mit einer weissgepuderten Perücke bedeckt, steht der Meister vor uns. Das fleischige Gesicht mit seiner hohen Stirn und dem etwas vollen Mund gewinnt durch einen klaren, distanziert-prüfenden Blick. Sein Ausdruck zeugt von Sensibilität, Intelligenz und Güte.» schreibt sein Biograph Hans-Martin Gubler.
Das Reproduktion des Gemäldes (in Privatbesitz) ist hier entsprechend dem Original nachkoloriert.

Peter Thumb (1681–1766)

Vorarlberger Baumeister

Herkunft, Lehrzeit und Familie

Peter Thumb wird am 18. Dezember 1681 in Bezau im Bregenzerwald geboren. Sein Vater Michael Thumb ist ein bekannter Baumeister, der um diese Zeit in Wettenhausen und in Diessen am Ammersee für die Augustiner-Chorherren baut. Die Mutter Christina Feuerstein entstammt einer angesehenen Familie der Talschaft, ihr Vater ist Landammann. Beide Eltern sterben 1690 innert weniger Wochen. Der älteste Sohn Gabriel ist mit 19 Jahren bereits als Steinmetz und Maurer berufstätig, während der jüngste erst vier Jahre alt ist. Peter wird wie die anderen unmündigen Kinder von Verwandten aufgenommen, wahrscheinlich von der Familie des Onkels Christian, eines ebenfalls bekannten Baumeisters.[1] Wie sein Bruder Gabriel lernt er 1697–1700 Maurer und Steinmetz. Bis 1704 scheint er als Geselle auf Wanderschaft zu sein, aber schon aus dieser Zeit sind zeichnerische Arbeiten im Auftrag von Franz Beer II bekannt. 1704–1707 leitet er für ihn als Palier den Neubau der Stiftskirche Rheinau. 1707, mit 26 Jahren, heiratet er dessen 20-jährige Tochter Anna Maria.[2] Damit ist ein lebenslanges Band mit dem damals berühmtesten Vorarlberger Baumeister geknüpft. Peter Thumb kann die Beziehungen seines Schwiegervaters nutzen und dieser, selbst ein schlechter Zeichner, profitiert von den darstellerischen Fähigkeiten seines Schwiegersohnes. Ein ganzes Vierteljahrhundert zeichnet Peter Thumb, längst selbst gesuchter Baumeister, für Franz Beer II die Reinzeichnungen.
1725 zieht Peter Thumb mit der Familie von Bezau nach Konstanz, nachdem er dort das Bürgerrecht erhalten hat. Sein inzwischen geadelter Schwiegervater, der schon seit 1705 hier wohnt und im Stadtrat sitzt, ebnet ihm den Weg. Thumb erwirbt das Haus «zur Leiter», ein mächtiges Patrizierhaus gegenüber dem Chor von St. Stephan und zieht hier mit seiner Familie ein.[3] Sie ist inzwischen achtköpfig, in Bezau sind ihm fünf Töchter und 1724 der erste Sohn geboren worden. Weitere drei Söhne und eine Tochter folgen in Konstanz. Nur der 1725 in Konstanz geborene Michael Peter Franz Xaver wird später im Bauwesen tätig, aber ohne das Talent seines Vaters zu erben.

Lachen

Die ersten eigenständigen Bauwerke von Peter Thumb stehen unter dem Einfluss von Franz Beer II. Das Erstlingswerk, die Pfarrkirche von Lachen am oberen Zürichsee, kann er 1707 dank der Vermittlung seines Schwiegervaters beginnen. Beer ist auch für die übliche hohe Bürgschaft besorgt. Die doppeltürmige Kirche von Lachen ist eine Wandpfeiler-Emporenkirche, für die schon Pläne von Br. Caspar Moosbrugger vorhanden sind. Thumb muss in Lachen die Planung Moosbruggers weiterbearbeiten und verschmilzt nun im Grundriss diese Vorplanung mit Einflüssen aus Bauten seines Schwiegervaters, im speziellen der Kirchen von Tannheim und Rheinau, aber auch mit Einflüssen aus den gemeinsamen und älteren Vorbildern Ellwangen und Obermarchtal, den Bauten seines Vaters Michael Thumb. «Geradezu ängstlich hält er sich an Werke seiner grossen Zeitgenossen, doch schmilzt er diese Einflüsse auf durchaus eigenständige Weise zusammen», schreibt der Biograph Hans-Martin Gubler über den 26-jährigen Peter Thumb.

Ebersmünster, Ettenheimmünster, Schwarzach

Noch während er in Lachen baut, erhält er 1708 den Auftrag der Abtei Ebermünster im Elsass für den Neubau einer Doppelturmfront vor die nach dem Dreissigjährigen Krieg wiederaufgebaute Stiftskirche. Die beiden fast  gleichzeitig erstellten Turmfronten gleichen sich stark. Sicher ist auch dieser Auftrag durch eine Vermittlung von Franz Beer entstanden. Er begründet eine langandauernde Tätigkeit für die Benediktinerabteien der Strassburger Kongregation, die allerdings nach 1710, vielleicht wegen des Spanischen Erbfolgekrieges, bis 1714 ausfallen. Kurzfristig arbeitet deshalb Peter Thumb wieder bei Franz Beer. Dieser kann während des Krieges vor allem in der Eidgenossenschaft bauen. So findet man Peter Thumb 1713 in St. Urban, wo er als Palier für seinen Schwiegervater tätig ist. In Ebersmünster erinnert man sich wieder an ihn, als 1718 die Konventgebäude und 1724 die durch einen Brand beschädigte Stiftskirche neu gebaut werden müssen. Er ist jetzt bereits ein vielbeschäftigter Baumeister im Fürstbistum Strassburg, vor allem für die Benediktinerabteien der Strassburger Kongregation. Bei allen Bauwerken berücksichtigt er die finanzielle Lage der Bauherrn und reduziert jeweils die Planung entsprechend, um dann die Bauten im Generalakkord zu übernehmen. Zudem stundet er den Abteien die Zahlungen oft jahrzehntelang, was zu seinem guten Ruf und dem Beinahe-Monopol des Vorarlbergers im Bistum Strassburg und im westlichen Vorderösterreich beiträgt. Thumb überwacht hier zeitweise gleichzeitig über fünf Grossbauplätze.
Einer der ersten dieser grossen Baustellen im Fürstbistum Strassburg ist der Neubau des Benediktinerklosters Ettenheimmünster. 1718 übernimmt Peter Thumb für 28 400 Gulden sämtliche Maurer- und Zimmermannsarbeiten zu dem von ihm geplanten Neubau der Konventflügel, des Turmes und dem Umbau der Stiftskirche. Die imposante dreigeschossige Klosteranlage hat zwei Innenhöfe. Die Flügel sind mit überhöhten Eck- und Mittelrisaliten, gedeckt mit Mansarddächern, versehen. Der Südflügel ist 120 Meter lang. Beherrscht wir die residenzähnliche Anlage vom zentralen, etwa 36 Meter hohen Turm. Die in Bild und Text dokumentierte Klosteranlage ist seit 1828 dem Erdboden gleichgemacht.
Das gleiche Schicksal trifft nach der Säkularisation ein weiteres Kloster der Strassburger Kongregation, die Benediktinerabtei Schwarzach.[4] Hier baut Thumb ab 1724 unter Belassung der mittelalterlichen Basilika eine grosse dreigeschossige Dreiflügelanlage. Nur die vorgelagerten Wirtschafts- und Eingangshöfe und die Basilika sind heute noch erhalten.

St. Peter im Schwarzwald, Frauenalb, Tennenbach

Gleichzeitig mit Schwarzach beginnt Thumb mit seinem ersten Grossbau auf vorderösterreichischem Gebiet. Es ist die Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald, deren Stiftskirche er 1724–1727 neu baut. Die klassische Vorarlberger-Wandpfeiler-Emporenkirche mit Doppelturmfront überzeugt durch ausgewogene Proportionen. Den gleichzeitig geplanten, ähnlich Ettenheimmünster dreigeschossig geplanten Klosterneubau kann Tumb aber erst 1737 beginnen. Er ist nun nur noch zweigeschossig und der Bau dauert mit Unterbrüchen bis 1757. Der Unterbruch ist auch dem Neubau von Kirche und Klostergebäuden des Priorates von St. Ulrich im Schwarzwald zuzuschreiben, der vom Abt von St. Peter ebenfalls an Peter Thumb übertragen wird.
Frauenalb, ein adeliges Benediktinerinnenkloster im Herrschaftsgebiet der Markgrafen von Baden-Baden, zieht 1726 Peter Thumb für einen Kirchenneubau und den Bau eines noch fehlenden Konventflügels bei. Der Bau ist deshalb nennenswert, weil hier 1696–1704 die beiden ersten Flügel von Johann Jakob Rischer und Franz Beer I, also dem Namensvetter des Schwiegervaters von Peter Thumb, gebaut werden. Franz Beer I ist inzwischen verstorben und Johann Jakob Rischer hat vom badischen an den kurpfälzischen Hof gewechselt. Die Berufung nach Frauenalb hat Thumb deshalb vermutlich seinem Ruf als rücksichtsvoller Baumeister für finanzielle Notlagen zu verdanken. Tatsächlich wird die Verdingsumme von Frauenalb erst 1761 voll bezahlt. Die Kirche ist seit der Säkularisation romantische Ruine, ihre Doppelturmfront hat Thumb unverständlicherweise dem Steilhang und nicht dem Tal zugewandt.
1726 beginnt Thumb auch mit dem Neubau des Zisterzienserklosters Tennenbach im Breisgau. Es ist ein Folgeauftrag. Der Abt von Tennenbach hat ein Jahr vorher den Wiederaufbau des brandzerstörten Frauenklosters Friedenweiler auf Grund einer Empfehlung des Abtes von St. Peter an Peter Thumb vergeben. Offensichtlich überzeugt von der Arbeit in Friedenweiler, vergibt er nun den grossen Konventneubau für 18 300 Gulden an den Vorarlberger Baumeister. Wie in Schwarzach muss Thumb auch in Tennenbach die romanische Basilika belassen. Heute ist selbst diese verschwunden, seit dem 1832 erfolgten Abbruch des Klosters ist in Tennenbach nur noch eine grüne Wiese zu finden.
Noch während der Bauzeit in Tennenbach kann Thumb mit dem Bau zweier weiterer Zisterzienserinnenklöster unter der Paternität Tennenbachs beginnen. 1727 ist es das Kloster Günterstal bei Freiburg, und 1728 das Kloster Lichtenthal bei Baden-Baden. Bei beiden Klöstern baut Thumb auch die Kirche.

Die 1730er Jahre

Die Stiftskirche von Frauenalb ist die letzte Kirche im vorarlbergischen Wandpfeiler-Emporen-Schema von Peter Thumb. Seine Kirchenbauten, auch grössere wie die Stiftskirche von Waldkirch, sind jetzt Saalräume, die Wandpfeiler sind zurückgenommen und bilden Pilaster. Dass mit den nun bedeutend flacheren Gewölben auf das brandsichere Massivgewölbe verzichtet werden muss, stört nur noch sicherheitsbewusste Bauherren.[5] Der Rokokoraum ist im Kommen. Vermehrt baut Thumb jetzt wieder im Bodenseeraum. Nach einer Intrige des Hofbaumeisters Rohrer im Kampf um den Bau des Piaristenkollegs in Rastatt und einer Niederlage gegen Balthasar Neumann beim Auftrag für die Peterskirche in Bruchsal zieht er sich Ende der 1730er Jahre endgültig aus dem Rheingebiet zurück. Die intensiven Auseinandersetzung mit der böhmisch geprägten, kurvierten Architektur der Rastatter und Bruchsaler Hofbaumeister scheint aber für Thumbs spätere Bauten von grossem Vorteil.
Ein wichtiges Bauwerk dieser Periode ist der Klosterneubau von St. Trudpert im Münstertal. 1715–1722 ist dort der gotische Chor barockisiert und das Langhaus neu erbaut worden. Quellen über den Baumeister der wirklich hervorragenden Lösung sind nicht vorhanden. Es könnte auf Grund der Beziehungen des Abtes zu Ebersmünster durchaus ein Werk von Peter Tumb sein, obwohl dies im Gegensatz zu anderen Kunsthistorikern der Thumb-Biograph Hans-Martin Gubler ausschliesst. Sicher ist allerdings, dass Thumb der Baumeister des 1738 begonnenen Klosterneubaus ist. Auch diesen Gebäuden wird nach der Säkularisation übel mitgespielt, der nördliche Teil des den Westturm flankierenden Flügels und der grössere Teil des langen Südflügels werden abgebrochen, und was von Thumb noch bleibt, geht in nachempfundenen Neubauten von 1929 unter.

Birnau und St. Gallen

Dem Bau der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee geht die nach der Säkularisation zerstörte Wilhelmiter-Klosterkirche Mengen bei Saulgau voran. 1742 beginnt hier Thumb mit dem Bau eines Saalraumes mit angesetztem, leicht eingezogenem und langem Chor. Das Langhaus lädt in der vierten Achse beidseitig korbbogig aus. Eine freischwingende Galerie begleitet die Wände von Langhaus und Chor. Es könnte dies auch die Beschreibung der Wallfahrtskirche Birnau sein, die er 1746 im Auftrag des Abtes von Salem beginnt. Die Wallfahrtskirche lebt von ihrer landschaftlichen Lage, von der originellen Verbindung des vorgesetzten Priesterhauses mit dem Mittelturm und von ihrer Ausstattung durch hervorragende Rokokokünstler. «Mit der Durchmodellierung des Raummantels und der Differenzierung der Wölbung hat hier Thumb eine Stufe erreicht, die zu den Höhepunkten des süddeutschen Spätbarocks zählt», schreibt Hans-Martin Gubler zum Innenraum.
Thumb baut zwischen 1746 und 1755 noch drei weitere hervorragende Saalraumkirchen in Hilzingen, Mundelfingen und Tiengen.
1755 erhält der jetzt schon 74-jährige Baumeister den Auftrag zu seinem letzten grossen Bauwerk, dem Kloster- und Stiftskirchen-Neubau von St. Gallen. Er ist nicht der erste Planer, der beigezogen wird. Schon 1730 hat der Schwager von Thumb, der damals 30-jährige Johann Michael Beer II von Bleichten, ein überzeugendes Projekt vorgelegt, steht nun aber als kaiserlicher Ingenieur-Hauptmann nicht mehr zur Verfügung. Er empfiehlt deshalb dem Abt 1749 seinen Schwager Peter Thumb. Dieser lässt aber zusätzlich auch Johann Caspar Bagnato planen, der 1750 ein ausgereiftes Projekt liefert. Thumb und der Klosterbruder Gabriel Looser überarbeiten das Projekt Bagnato, legen eine grosse Kuppel als absoluten Mittelpunkt und lassen auch die Emporengalerien weg. Der Innenraum von St. Gallen erhält so anstelle des Beschwingten das Monumentale. 1761, nach dem Bau von Kuppel und Westlanghaus, scheidet Thumb vertragsgemäss aus und zieht sich, nun schon 80 Jahre alt, aus dem Baubetrieb zurück. Den Ostchor mit der Doppelturmfront baut anschliessend der Sohn von Franz Beer I, Johann Michael Beer von Bildstein.
Am 4. März 1766 stirbt Peter Thumb in seinem 85. Lebensjahr im Haus «zur Leiter» in Konstanz.
Pius Bieri 2013

Literatur:

Lieb, Norbert und Dieth, Franz: Die Vorarlberger Barockbaumeister. München-Zürich 1966.
Gubler Hans Martin: Der Vorarlberger Barockbaumeister Peter Thumb. Sigmaringen 1972.

Links:

http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Thumb

Anmerkungen:

[1] Johann Christian Thumb (ca. 1645–1726), übernimmt nach dem Tod seines Bruders zusammen mit dem Vetter Franz Beer II die Bauten in Obermarchtal. 

[2] Anna Maria Beer (1687–1754).

[3] Das Haus «zur Leiter» an der Zollernstrasse 26, ein dreigeschossiges stattliches Haus mittelalterlichen Ursprungs, wird 1897 abgebrochen. Es beherbergt zu Weihnachten 1414 König Sigismund und Gemahlin. Thumb baut es, wie Fotodokumente vor dem Abbruch zeigen, in den Obergeschossen um. Das Renaissance-Eingangsportal ist heute im Hof des Rosgarten-Museums. Fotos siehe: http://www.bildindex.de/ (in «Suchen» eingeben: Zollernstrasse 26 Konstanz).

[4] Der Ort liegt vor Rheinmünster (Kreis Rastatt). Nebst der romanischen Kirche sind Teile der Wirtschaftshöfe und das Eingangstor erhalten. Das ehemalige Klostergeviert ist markiert.

[5] Zwiefalten, Ottobeuren, St. Gallen wollen auf Massivgewölbe nicht verzichten.

Ausgeführte Bauwerke von Peter Thumb:

Baujahr Ort, Bezeichnung (18. Jh.), Werk Bemerkungen, heutiger Zustand
1707–1711 Lachen am Zürichsee.
Neubau der Pfarrkirche.
Vermittlung des Auftrages durch Franz Beer II. Die Kirche ist innen 1969 und aussen 1986 restauriert worden.
1708–1711 Ebersmünster im Elsass. Benediktinerabtei.
Neubau Doppelturmfront Stiftskirche.
Vermittlung des Auftrages vermutlich durch Franz Beer II. Die Türme sind im originalen Zustand.
1713 St. Urban. Zisterzienserabtei.
Neubau der Stiftskirche.
Ausführung im Generalakkord durch Franz Beer II. Peter Thumb ist als Palier erwähnt
1715 Altdorf bei Strassburg, Benediktinerabtei, Neubau Konventflügel. Die Klostergebäude sind heute abgebrochen.
1715–1716 Erstein im Elsass, Turmbau der Stadtpfarrkirche. Ausführung vielleicht nicht nach eigenem Entwurf. Abbruch 1851.
1715–1718 Geubwiller im Elsass. Wiederaufbau der Stadtresidenz des Fürstabtes von Murbach. Die Gebäude Thumbs werden nach 1789 zerstört.
1715–1722 St. Trudpert im Münstertal. Benediktinerabtei. Neubau des Langhauses der Stiftskirche und Turmerhöhung. Zuschreibung der meisten Kunsthistoriker an Thumb. Abschreibung durch Biograph H.-M. Gubler 1972. Die Kirche ist in originalem Zustand.
1718–1731 Ebersmünster im Elsass. Benediktinerabtei. Konventneubau und Neubau Kirchenschiff. Konventneubau 1728-1724. (Umbau und Teilzerstörung im 19. Jh.).
Neubau Langhaus und Mittelpartie Westfassade der Kirche 1724–1731. (Heutiger Innenraum mit Eingriffen einer Restauration 1867).
1718–1735 Ettenheimmünster. Benediktinerabtei. Neubau von Kloster und Turm, weitgehender Umbau der Kirche. Neubau des Badhauses bei St. Landelin. Bau des Klosters 1718–1730, der Kirche und des Turms 1724–1729. Badhaus 1730–1735.
Die gesamte Anlage wird bis 1866 dem Erdboden gleichgemacht. Das Badhaus bei St. Landelin ist durch Umbauten verstümmelt.
1719–1723 Thierenbach im Elsass. Wallfahrtskirche des Cluniazenserpriorates. Neubau. (Nur Bauausführung, unbekannter Planer). Thumb baut diese Kirche nach Drittplänen. Die dreischiffige Hallenkirche ist kein Vorarlberger Bauwerk und zeigt kaum barocke Anklänge, auch wegen einer schöpferischen Restauration 1886.
1722–1723 Schuttern. Benediktinerabtei. Turm der Stiftskirche. Neubau. Der Turm steht heute als einziges original erhaltenes Bauwerk (Koster abgebrochen, Kirche modern umgebaut) der grossen Abtei.
1724-1732 Schwarzach (bei Rheinmünster). Benediktinerabtei. Neubau der Klosterflügel. Neubau aufgrund eines reduzierten Projektes mit nur einem Innenhof. Vollständiger Abbruch aller Konventgebäude 1839–1842.
1724–1727 Altdorf bei Stassburg, Benediktinerabtei,
neuer Chor und neues Querschiff in romanischer Bausubstanz.
Die ehemalige Klosterkirche Saint Cyriaque d’Altorf ist original erhalten. Siehe:
http://fr.wikipedia.org/wiki/Abbaye_d%27Altorf
1724–1756 St. Peter im Schwarzwald. Benediktinerabtei. Neubauten der Stiftskirche, der Ökonomie (Westhof) und der Abtei- und Konventgebäude. Baudaten: Kirche 1724–1727, Hof und Pfisterei 1728–1733. Abtei, Südflügel und Mitteltrakt 1737–1739. Bibliothek und Ostflügel 1749–1756.
Die Anlage ist seit 1842 wieder in kirchlichem Besitz und gut erhalten (Die Kirchenrestauration von 1874 kann 1961–1966 rückgängig gemacht werden).
1725–1730 Friedenweiler im Schwarzwald. Zisterzienserinnen-Abtei (Paternität Tennenbach). Wiederaufbau Stiftskirche. Neubau Klosteranlage. Nach Brand 1725 Wiederaufbau Kirche. Neubau Kloster 1726–1730. Die Bauten Thumbs sind heute nur noch in der Baustruktur vorhanden und im Inneren und an den Fassaden durch Eingriffe im 19. und 20. Jahrhundert völlig verändert.
1726–1731 Frauenalb. Adeliges Frauenkloster. Neubau der Stiftskirche und des Konvent-Westflügels. Süd- und Ostflügel des Klosters sind Ausführungen von Franz Beer I, die 1704 bezogen werden. Kloster und Kirche sind heute Ruinen.
1726–1741 Tennenbach. Zisterzienserabtei. Neubau des Klosters und der Ökonomiegebäude. Südlich der romanischen Abteikirche baut Thumb eine grosse Konventanlage. Abbruch aller Gebäude 1812.
1727 Konstanz. Wohnhaus «zur Leiter», Zollernstrasse 26. Umbau. Das Wohnhaus Thumbs wird 1896 einem dem Abbruch gleichkommenden Umbau unterzogen.
1727–1737 Günterstal bei Freiburg. Zisterzienserinnen-Abtei (Paternität Tennenbach). Umbau der Kirche und Neubau des Klosters. Nach der Säkularisation Fabrik. Grossbrand 1829. Der anschliessende Wiederaufbau belässt nur die kubische Gesamtform. Ausnahme bilden die verschonten Wirtschaftsgebäude.
1728–1729 Königsbrück bei Hagenau im Elsass. Zisterzienserinnenabtei. Umbau Stiftskirche und Neubau Konvent. Erwähnung Kirchenumbau 1729, Baubeginn Kloster wahrscheinlich vor 1728. Vollständige Zerstörung von Kloster und Kirche während der Französischen Revolution.
1728–1734 Lichtenthal bei Baden-Baden. Zisterzienserinnen-Abtei (Paternität Tennenbach). Neubau des Klosters. Lichtenthal entgeht als einziges deutsches Kloster der Aufhebung von 1803 und ist deshalb völlig erhalten. Am Kirchenumbau (ab 1724) ist Thumbs Tätigkeit nicht nachgewiesen.
1730 Biengen im Breisgau. Pfarrkirche. Chorneubau. Bauherr ist die Abtei St. Trudpert. Barocke Substanz ist nach Zerstörung 1945 und Wiederaufbau bis 1952 nicht mehr vorhanden.
1731–1732 Wippertskirch bei Freiburg. Propstei der Benediktinerabtei Schuttern. Neubau einer Dreiflügelanlage. Abbruch nach der Säkularisation. Das Bauwerk ist weder in Plänen noch in Veduten dokumentiert.
1732–1734 Waldkirch im Schwarzwald. Augustiner-Chorherrenstift St. Margarethen. Neubau der Stiftskirche. Erste grössere Saalkirche von Peter Thumb. Heute Pfarrkirche mit Unterhaltspflicht des Staates, deshalb gut erhalten und 1976 restauriert.
1733 Rust am Rhein. Pfarrkirche St. Peter. Turm und Chorneubau. Bauherr ist die baupflichtige Abtei Ettenheimmünster. Nach mehreren Umbauten 1898 bis 1952 ist keine barocke Substanz mehr vorhanden.
1738–1757 St. Trudpert im Münstertal. Benediktinerabtei. Neubau des Klosters und der Ökonomiegebäude. Baudaten: 1738–1739 Konventflügel Süd mit Verlängerungen. 1738–1748 Ökonomiegebäude. 1757 Westflügel (Amtshaus) nördlich der Kirche. Nach der Säkularisation Teilabbrüche Amtshaus und Südflügel. Ab 1918 neubarocke Ergänzungsflügel, in denen die letzten Reste der barocken Bauten aufgehen.
1739–1741 St. Ulrich im Schwarzwald. Priorat der Benediktinerabtei St. Peter. Neubau von Kirche und Kloster. Bau der Kirche 1739–1740, aber nur ein Prioratsflügel wird 1741 gebaut. Rokokoumbau der Kirche 1766–1767 mit grossen Veränderungen.
1742–1746 Mengen. Wilhelmiterkloster (Priorat der Benediktinerabtei Petershausen bei Konstanz). Neubau von Klosterkirche und Prioratsgebäuden. Die Kirche, gebaut 1741–1744 kann als Vorläuferbauwerk der Birnau gelten. Sie wird nach der Säkularisation 1810 abgebrochen. Die zwei Flügel des Priorats entstehen bis 1746. Sie sind heute, modern umgebaut, Teile eines Gymnasiums.
1745–1751 Birnau am Bodensee, Wallfahrtskirche der Abtei Salem. Neubau. Die Kirche entgeht nach der Säkularisation einem Abbruch, wird aber ausgeräumt und verwahrlost. Wiederherstellung nach dem Rückerwerb 1919 durch die Zisterzienser, seither in vorbildlichem Erhaltungszustand.
1746 Bermatingen. Pfarrhaus. Neubau. Bau durch die Abtei Salem. Das Bauwerk ist erhalten.
1747–1749 Hilzingen im Hegau. Priorat der Abtei Petershausen. Neubau der Kirche St. Peter und Paul. Heute Pfarrkirche. Sie ist original erhalten. Ihre Restaurierung wird 2016 beendet.
1747–1751 Mundelfingen bei Donaueschingen. Neubau der Pfarrkirche St. Georg. Der Neubau geht auf eine Einzelinitiative des Pfarrers Weltin zurück. Bauträger sind die Fürsten von Fürstenberg. Die Kirche ist original erhalten.
1753–1754 Konstanz. Haus «zum weissen Pfau», Hussenstrasse 23. Neubau. Verwaltungssitz der vorderösterreichischen Lande. Es wird 1961 mit anderen wertvollen Häusern dem Warenhaus-Neubau «Hertie» (heute «Karstadt») geopfert.
1753–1755 Tiengen bei Waldshut. Stadtpfarrkirche St. Marien. Neubau. Bauherr ist der Fürst von Schwarzenberg, um die Finanzierung streitet der Fürst mit St. Blasien und Schaffhausen. Das Bauwerk, eine emporenlose Wandpfeilerhalle kann als «Fingerübung» zu St. Gallen betrachtet werden. 1978 renoviert, ist die Kirche in gutem Erhaltungszustand.
1755–1761 St. Gallen. Benediktiner-Fürstabtei. Neubau des Klosters, der Bibliothek  und der Stiftskirche. Thumb plant in Konkurrenz ab 1749. Er ist ausführender Baumeister des Klostergevierts und der Stiftskirche im westlichen Teil bis zum Chor, mit Rotunde. Die Stiftskirche, heute Kathedrale, wird innen bis 1967 von einer Restauration des 19. Jahrhunderts befreit und nach barockem Befund restauriert.

 

  Peter Thumb (1681–1766)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  18. Dezember 1681 Bezau Bregenzerwald     Vorarlberg, A  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Vorderösterreich     Konstanz  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  4. März 1766 Konstanz     Baden-Württemberg D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Vorderösterreich     Konstanz  
  Kurzbiografie        
  Peter Thumb prägt mit seinen Bauten, die er fast ausschliesslich im Auftrag von Prälaten erstellt, im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts den Südwesten des Reiches, um dann nach 1730 den Schwerpunkt ins Bodenseegebiet zu verlagern. Er steht anfänglich unter starkem Einfluss seines Schwiegervaters Franz Beer, für den er auch zeichnet. Mit der Wilhelmiter-Klosterkirche in Mengen und dem anschliessenden Bau der Wallfahrtskirche Birnau gelingt ihm der Anschluss an den Saalraum des Rokoko. In der Abtei St. Gallen zeigt Thumb, inzwischen über 70 Jahre alt, nochmals seine Fähigkeit zur kreativen Übernahme vorhandener Entwürfe. Die Ausführungen meistert er mit seiner vorarlbergischen Bauorganisation immer überlegen und ohne Tadel.     ThumbPeter  
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