1681 malt Torriani das sieben Meter hohe Hauptaltarblatt der Jesuitenkirche von Luzern.
Es stellt in gekonnter Komposition die Glorie des hl. Franz Xaver dar. Die Beschränkung der Figuren auf das ikonographisch Notwendige wird mit der Lichthierarchie noch betont. So verschwindet die terrestrische Szenerie mit dem Stifter und seinen Hunden im Halbdunkel, das Auge des Betrachters soll zuerst auf die im goldenen Licht erscheinenden Gestalten der Muttergottes mit dem Kirchenpatron fallen. Dieser schwebt auf einer Wolke, von Engeln umgeben, die seine Attribute tragen. Der Stifter unten links zeigt den Plan der Stadt Luzern, in seinem Rücken scheint sich mit der zum Betrachter blickenden Person der Künstler verewigt haben.

Francesco Innocenzo Torriani (1648–1700)

«Innocentus Turrianus»[1]
Auch: Turiani, Turriani

Maler in Como

Francesco Innocenzo (Innocente) wird am 28. Dezember 1648 in Mendrisio geboren. Er ist der erste von vier Söhnen des Francesco (1612–1683, Mendrisio) und der Ippolita Sala aus Como. Sein Vater ist ein bekannter Maler, vemutlich ein Schüler von Guido Reni in Bologna, sicher aber mit einem Ausbildungsaufenthalt in Rom. Er vermittelt seinem Sohn eine ebenso solide Ausbildung in der väterlichen Werkstatt in Como und vielleicht eine akademische Ausbildung in der Ambrosiana in Mailand. Das erste bekannte Werk von Francesco Innocenzo, ein Altarblatt von 1668, befindet sich in der Kirche S. Giovanni von Mendrisio. Eidgenössische, in den Vogteien des Tessins residierende Familien (Beroldingen, Sonnenberg, Troger), werden auf den jungen Künstler aufmerksam. Er kann nun als einer der ersten «Italiener» auch jenseits der Alpen Altarblätter liefern. Hier fehlt die Konkurrenz: der Konstanzer Christoph Storer stirbt 1671, die jüngeren Maler  Brandenberg und Giorgioli sind noch nicht bereit. 1680 fertigt er, im Auftrag des Stifters Eustach von Sonnenberg, das grosse Altarblatt in der Jesuitenkirche Luzern. Weitere Auftraggeber sind die Benediktiner von Muri und Mariastein. Auf Vermittlung des Giovanni Battista Carlone (Carloni) kann er um 1685 für den Dom in Passau und für die Benediktiner in Garsten (A) und Kremsmünster (A) Altarblätter anfertigen. Er stirbt am 11. Mai 1700 in Como.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:
Gilardi, Anastasia; in «SIKART», Lexikon und Datenbank zur Kunst in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein, 2007.

Links:
Sikart-Lexikon
Historisches Lexikon der Schweiz HLS
Artisti Italiani Austria

Anmerkung:
[1] Signatur 1685 am Seitenaltar der Stiftskirche Garsten(A).

Weke von Francesco Innocenzo Torriani nördlich der Alpen

Muri (CH), Stiftskirche, sechs auswechselbare Altarblätter für den alten Hochaltar (1673, mit Vater Francesco), alle 1889 verbrannt.

Mariastein (CH), Klosterkirche, auswechselbares Altarblatt Mariä Krönung (1680).

Luzern (CH), Jesuitenkirche, Hochaltarbild (1681).

Kremsmünster (A), Stiftskirche, Altarbild (1682).

Stans (CH), Kapuzinerkloster, Altarbilder (1683).

Gleink (A), Bischöfliche Hauskapelle, Altarbild (ca. 1685).

Passau (D), Dom, Altarbild (Mariä Himmelfahrt? 1685) im Querschiff.

Garsten (A), Benediktinerabtei, Seitenaltar 1685.

Mariastein (CH), Klosterkirche, Kopie Mariä Himmelfahrt von Kolin nach dem Hochaltarbild in Muri) 1689.

 

  Francesco Innocenzo Torriani (1648–1700)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  28. Dezember 1648 Mendrisio     Tessin CH  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Eidgenössiche Vogtei Mendris     Como  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  11. Mai 1700 Como     Lombardei I  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Herzogtum Mailand     Como  
  Kurzbiografie        
  Francesco Innocenzo Torriani ist Maler von Gemälden mit religiösen Themen, vor allem von Altarblättern. Sein erstes signiertes Altarblatt in Mendrisio malt er 1668. In den 1680er Jahren kann er mit Unterstützung von führenden Familien der Innerschweiz auch Altarblätter für Kirchen nördlich der Alpen liefern. Der Stuckateur Giovanni Battista Carlone verschafft ihm gleichzeitig Aufträge in der Steiermark und in Passau. Als Freskenmaler ist er ausserhalb der Region Como nicht anzutreffen. Seine Werke sind durch die lombardische Schule des frühen 17. Jahrhunderts geprägt. Seine bekanntestes Werk ist das Hauptaltarblatt der Jesuitenkirche in Luzern.     TorrianiLuzern  
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