Das einzige Bauwerk, das Franz Übelacker plant, ist der ab 1768 begonnene Neubau der Reichsabtei Petershausen, deren Nord-, Ost- und Westflügel er während der Bauzeit bis 1771 auch leitet.

Franz (Johann Georg) Übelacker 1742–nach 1800

Pater OSB in der Abtei Petershausen 1761–1782

Johann Georg Übelacker[1] wird am 24. Juni 1742 in Meersburg geboren. Er tritt 1761, mit angeblich gutem Schulsack, in die Benediktinerabtei Petershausen ein und legt dort unter dem Namen Franz Profess ab. Er wird zum Priester geweiht, ist vorerst Lehrer, dann Sekretär des Abtes und des Konvents. Von Abt Georg Strobel wird er aufgrund seiner Fähigkeiten gefördert. 1765–1766 kann er dank seiner Französischkenntnisse an den Besprechungen mit dem Architekten de la Guêpière teilnehmen, dessen Neubaupläne er anschliessend, nebst früheren Entwürfen anderer Planer, sorgfältig kopiert. Obwohl Pater Franz weder theoretisch noch praktisch im Bauwesen ausgebildet ist, wird er 1767 zum «Jnspector aedificii» des Klosters und mit der Neubauplanung beauftragt. Dies, um die Kosten eines Architekten zu sparen. Vermutlich schon 1768 wird mit dem Klosterneubau in Petershausen nach Plänen von Pater Franz begonnen. Der Kirchenneubau wird aus finanziellen Gründen ausgespart und hätte den Autodidakten spätestens bei der Ausführung sicher überfordert. Der Ost- und Nordflügel und ein Teil des Westflügels sind nach drei Jahren fertig gestellt. Wir sind über diese Tätigkeit von Pater Franz vor allem aus seiner Verteidigungsschrift von 1785 orientiert, die nicht gerade von Bescheidenheit geprägt ist und in grossen Teilen kaum für bare Münze genommen werden kann. Doch darf man glauben, dass er während den drei Jahren als Bauleiter in Petershausen wirkte. 1770 wird er für Prozessvertretungen und Studien nach Wien gesandt. Er nutzt die Gelegenheit für Reisen nach Schlesien und Ungarn, baut für das Kloster eine damals berühmte Naturaliensammlung auf, und kehrt erst 1776 nach Petershausen zurück. Er wird zum Subprior ernannt und muss bereits 1780 wieder, immer wegen Prozesssachen, nach Wien reisen. Nach der Rückkehr ist er für kurze Zeit Propst in Klingenzell (Thurgau), überwirft sich mit dem Konvent in Petershausen und geht 1782 als «fürstlich-geistiger Rat, Studiendirektor, Bibliothekar und Historiograph» in Fürstlich-Fürstenbergischem Dienst nach Donaueschingen. Hier bleibt er nur ein Jahr und wird mit einer Pension von 600 Gulden abgegolten. Im gleichen Jahr wird er auf eigenes Gesuch säkularisiert und tritt aus dem Orden aus. Übelacker nennt sich nun Abbé Georg und ist 1784 Direktor der neuen «Toback- und Puderfabrik» in Singen. Er entwickelt sich jetzt, auch unter dem Einfluss des Josephinismus, den er in Wien kennen gelernt hat, zum Klostergegner. In einer anonymen Schmähschrift reizt er die oberschwäbischen Reichsprälaten zu einer Entgegnung, die er dann mit der oben erwähnten Verteidigungsschrift beantwortet. Später hält sich Übelacker als Pensionär in Wien und Graz auf, über sein weiteres Schicksal nach 1800 ist nichts bekannt.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:
Spahr, P. Gebhard OSB: Zur Geschichte der Benediktinerabtei Petershausen, Konstanz 1983.
Motz, Paul: Die Neubauten der ehemaligen Benediktiner- und Reichsabtei Petershausen bei Konstanz im 18. Jahrhundert, Konstanz 1983.

Anmerkung:

[1] Auch Üblacker. Er schreibt sich selbst, in französischer Schreibweise: Ubelacker.
  P. Franz Übelacker 1742–nach 1800  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  24. Juni 1742 Meersburg     Baden-Württemberg D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Hochstift Konstanz     Konstanz  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  nach 1800 unbekannt     Österreich?  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    unbekannt     unbekannt  
  Kurzbiografie        
  Franz Übelacker ist 1761–1782 Konventuale der Reichsabtei Petershausen. Vielseitig begabt, wird er von Abt Georg Strobel gefördert und, obwohl im Bauwesen nicht ausgebildet, für die Ausführung und Leitung der Konventneubauten in Petershausen eingesetzt. Er ist eine schillernde Persönlichkeit, von oberflächlichem Charakter und sich selbst überschätzend. Kein Wunder, dass er schon bald dem Klosterleben den Rücken kehrt und sich mit seinen Schmähschriften die oberschwäbischen Reichsprälaten zu Gegnern macht. Nach dem Ordensaustritt ist er kurz noch als Fabrikdirektor in Singen tätig, dann verlieren sich seine Spuren in Österreich.     Uebelacker  
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