Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Br. Stephan Huber SJ (1554–1619) Ingolstadt Huber   Jesuitenbaumeister 1604   1607
Br. Heinrich Mayer SJ (1636–1692) Altenburg Sachsen ok   Jesuitenbaumeister, Stuckateur 1682   1682
Franz Anton Palko (1717–1766) Breslau     Maler 1740   1740
Br. Simon Burchard SJ (1722–1770) Buchloe     Kunstschreiner, Bildhauer 1761   1763
Franz Ludwig Hermann (1732–1791) Ettal ok   Maler 1773   1778

Konstanz

Jesuitenkirche St. Konrad und Jesuitenkolleg

Dritte Kolleggründung im Bistum Konstanz
Der Übertritt von Konstanz zur Reformation endet 1548 mit der Niederwerfung durch Österreich. Die vorher freie Reichsstadt ist fortan vorderösterreichischer Landstand. Den Bürgern wird die katholische Religion wieder aufgezwungen. Der zurückgekehrte Klerus ist aber weder in Lebensführung noch in der Bildung Vorbild für eine gegenreformatorische Erneuerung. Eine Ausbildungsstätte für Priester gemäss den Forderungen des Reformkonzils von Trient fehlt. Zwar werden anlässlich der Synode 1567 Abklärungen für ein Priesterseminar in Konstanz geführt. Jesuiten sollen es leiten. Die Bemühungen versanden. Das offensichtliche Desinteresse des in Rom residierenden Bischofs,[1] aber auch Widerstand der jesuitenfeindlich gesinnten Stadtväter[2] erlauben erst 1592 den Einzug von vorerst drei Jesuiten. Sie sollen auf Anweisung des Erzherzogs Ferdinand, vor allem zur Beruhigung des Magistrats, vorläufig nur als Domprediger wirken und in der bischöflichen Pfalz wohnen. Um diese Zeit haben die zum Konstanzer Bistum gehörenden eidgenössischen Orte längst ihr eigenes Priesterseminar in Mailand und seit 1577 in Luzern auch das erste Jesuitenkollegium eingerichtet. In Konstanz wird eine gleiche Einrichtung vom Magistrat noch immer erbittert bekämpft. Erst 1600 ändert er unter kaiserlichem Druck seine Haltung. Nachdem die kaiserlichen Kommissäre auf Hochschulpläne verzichten, die weltlichen Scholaren der städtischen Jurisdiktion unterstellen wollen und zudem das Wirken der Jesuiten auf Schule, Kirche und Kanzel beschränken, lenken die Konstanzer ein. 1601 wird Johann Georg von Hallwyl als neuer Konstanzer Bischof gewählt. Als Absolvent der Dillinger Jesuitenuniversität nimmt er sich sofort der Neugründung an. Er offeriert den Jesuiten als Bauplatz für Kolleg und Kirche eine unterhalb von Münster-Ostchor, Mauritiusrotunde und Kapitelsaal gelegene Gebäudegruppe, bestehend aus dem Domherrenhof Mezler mit Katharinakapelle und dem bischöflichen Garten.[3] Für das Gymnasium schenkt der Dompropst Jakob Fugger ein nördlich anschliessendes und nur durch eine Gasse getrenntes Nachbargrundstück. Der verdienstvolle Fürstbischof Johann Georg von Hallwyl stirbt schon 1604. Nachfolger wird Jakob Fugger. Beide Fürstbischöfe sind Befürworter einer schnellen Gymnasiumseröffnung. Die Befürchtung, dass dann der Kollegbau auf die lange Bank geschoben würde, veranlasst den Prokurator der oberdeutschen Jesuitenprovinz und seit 1602  in Konstanz als Superior wirkenden P. Otto Eisenreich,[4] am 6. April 1604 eigenhändig den Grundstein zum Kolleg zu legen, dies nur im Beisein der inzwischen auf sieben Patres und vier Laienbrüder angewachsenen Jesuitenkommunität. Der neue Konstanzer Kirchenfürst Jakob Fugger ist nicht nachtragend und legt am 25. August 1604 den Grundstein zur Jesuitenkirche, die dem heiligen Bischof Konrad geweiht werden soll. Mit diesen beiden Grundsteinlegungen wird ein weiteres Jesuitenkolleg im Bistum Konstanz Wirklichkeit. Es ist das dritte nach Luzern (1577) und Freiburg im Üechtland (Fribourg, 1582).

Neubau von Kolleg und Kirche 1604–1607
Der Bauplatz unterhalb des Münsterhügels ist ehemaliger Seegrund. Vom angrenzenden Bodensee trennt ihn dort, wo heute Bahn und Konzilstrasse verlaufen, eine mittelalterliche Seebefestigung mit zusätzlichem Wassergraben. Diese «obere Mauer» ist noch im Stadtplan 1844 zu sehen. Dass die Fundationsarbeiten an dieser Lage als schwierig und vor allem als sehr aufwändig beschrieben werden, erstaunt deshalb nicht. Der leitende und planende Baumeister-Architekt bewältigt die Bauaufgabe bravurös. Br. Stephan Huber SJ (1554–1619), der sich 1604 bis 1608 als Laienbruder in Konstanz aufhält, ist ursprünglich Altarbauer und Bildhauer, hat Romerfahrung und wird wenige Jahre später mit dem Neubau der Benediktinerabtei Ochsenhausen einen frühen Markstein in der barocken Klosterarchitektur setzen.
Ende 1605 ist das langgezogene Kolleggebäude unter Dach. Auf drei Geschossen enthält es nebst Haupt- und Wirtschaftsräumen 20 Stuben mit Kachelöfen und 41 Zellen. Nach ihrem Einzug (1607) können die nun 20 Jesuiten[5] über Garten und Seemauer hinweg einen weiten Ausblick über den Bodensee bis zu den Voralpen geniessen.
1606 ist auch die Kirche unter Dach. Kirchweihe ist im Oktober 1607. Sie ist noch nicht fertig ausgestattet. 1608 folgt der Hochaltar, neue Seitenaltäre 1609 und 1638.
Die Jesuitenkirche von Br. Stephan Huber ist im Langhaus von basilikalem Querschnitt.[6] Das 12 Meter breite, fünfjochige Langhaus hat beidseitig mit 1,40 Meter wenig tiefe, mit Quertonnen überbrückte Abseiten-Nischen. Ein Triumphbogen trennt das Langhaus vom Chor, dem aussen der Turm vorgesetzt ist. Der Turmsockel bildet innen die Nische für den Hochaltar. Die ursprüngliche Erscheinung des Langhauses ist heute im Obergadenbereich nicht mehr vorhanden. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts sind die heutigen breiten segmentbogenförmigen Fenster über den Abseiten Öffnungen einer durchlaufenden Emporen, gleich wie Br. Stephan Huber 1608 die Jesuitenkirche in Hall baut. Nur die Okuli sind ursprüngliche Fenster des Obergadenbereichs. Den damaligen Innenraum der Konstanzer Jesuitenkirche muss man sich also anders als heute vorstellen: Seitenemporen wie in Hall, eine flache Felderdecke anstelle der Gewölbe und kaum Stuckaturen. Von der damaligen Ausstattung sind die 15 Rosenkranzgemälde in den Abseiten-Nischen, das Triumphbogenkreuz, sowie vier in den Rokoko-Hochaltar von 1763 eingefügte Statuen[7] erhalten. Unverändert ist bis heute die äussere Erscheinung der westlichen Hauptfassade und der östlichen Turmfassade geblieben.

Das Gymnasium
1607 wird mit dem Bau des lange erwarteten Gymnasiums begonnen. Der dreigeschossige Bau mit Walmdach, parallel zur Kirche und in fast gleicher Länge gebaut, wird im Herbst 1609 eingeweiht. Es enthält acht Schulräume in den unteren Geschossen und im zweiten Obergeschoss, das um ein Mezzanin erhöhten ist, einen grossen Saal für Gottesdienst, Versammlungen und Theateraufführungen. Die Schule wird zum Erfolg. Das Ziel der Bischöfe, die Errichtung eines Priesterseminars unter Leitung der Jesuiten, ist zwar nicht erreicht. Es bleibt beim fünfjährigen Gymnasium mit der «studia inferiora», zu der zusätzlich als «studia superiora» schon ab 1604 Moraltheologie, ab 1648 Philosophie, ab 1661 Kontroverstheologie, ab 1722 Kirchenrecht als Studienfächer vermittelt werden, weshalb 1720 die Schule zu einem förmlichen Lyzeum erhoben wird. Das Studium ist unentgeltlich. Selbst während des Dreissigjährigen Krieges besuchen noch über 400 Schüler das Gymnasium, davon nur 100 Adelige. Dies ist der kaiserlichen Regierung in Innsbruck allerdings ein Dorn im Auge. Sie rügt 1700, dass zu viele arme und andere unadelige Kinder zu den Studien zugelassen werden. Sie verfügt, dass nichtadelige Bürger nur ein, höchstens aber zwei Kinder zum Studium geben dürfen und dass Kinder von mittellosen Eltern vom Studium auszuschliessen seien, es sei denn, sie verfügten über ausserordentliche Talente.

Die Baukosten und deren Finanzierung
Die Baukosten von Kolleg, Kirche und Gymnasium betragen 30 233 Gulden. Diese Kosten werden nicht vom Hochstift, dessen Kassen dauernd leer sind, sondern von Adeligen, Bürgern und Klöstern getragen. Hauptsponsoren sind Erzherzog Maximilian, der bayrische Kurfürst  und die schwäbischen Benediktinerabteien.

Innerer Umbau der Kirche 1682 und Ausstattungen 1762
1682 ist der Jesuitenarchitekt Br. Heinrich Mayer SJ in Konstanz. Er ist Planer der Jesuitenkirchen von Luzern und Solothurn, wird ein Jahr später die Schönenbergkirche ob Ellwangen weiterbauen und gleichzeitig auch ein Modell als eigentlichen Entwurf der Klosterkirche Obermarchtal liefern. Dieser begnadete Architekt ist auch grossartiger Stuckateur und Gewölbebauer. Seine Methode des nachträglichen Gewölbe-Einbaus mit Leichtziegeln hat er 1679 im Konstanzer Münster erfolgreich demonstriert.[8] Bei der Jesuitenkirche baut er aber die Gewölbe zu flach, vielleicht wegen der knappen Raumhöhe. Sie müssen 250 Jahre später korrigiert werden.[9] Mayer baut auch die Westempore um. Mit seinen hochplastischen Stuckaturen und der unorthodoxen Gestaltung von Kämpferzonen und weiteren klassischen Architekturmotiven verwandelt er den nüchternen und noch nicht barocken Innenraum von 1607 in einen festlichen hochbarocken Kirchenraum.
Ein weiterer Laienbruder der Jesuiten, Br. Simon Burchard SJ, vollendet 1761–1763 die Ausstattung. Er erstellt die heutigen Rokokoaltäre und ist Schöpfer der Kanzel.[10] Die Seitenaltarblätter malt 1773 und 1778 Franz Ludwig Hermann. Das Hauptaltarbild ist ein Werk des böhmischen Malers Franz Anton Palko, das dieser bereits 1740 gemalt hat.[11] Im Rocaille-Rahmen über dem Altarblatt sind drei Wappenschilde fürstlicher Häuser gemalt, das Schild der Fürsten von Waldburg gleich doppelt.

Ordensaufhebung 1773
Zu den Feinden der Jesuiten zählen aus verständlichen Gründen von Anfang an die protestantischen Kreise. Zu ihnen gesellen sich im 18. Jahrhundert nebst Aufklärern und Freimaurern die absolutistischen Monarchien Europas. Die unabhängige und wenig ortsgebundene Organisation des Ordens, die zu soziale Einstellung im Bildungswesen, auch Gerüchte von Verschwörungen des Ordens gegen die Monarchie sind die Ursache. Schon 1764 wird der Orden in Frankreich wegen Illoyalität gegenüber der Krone aufgelöst. 1773 hebt der von den Bourbonen abhängige und unter Druck gesetzte Papst den Orden auf.
Nach 181 Jahren Wirken in Konstanz wird der Lehr- und Seelsorgetätigkeit der Jesuiten ein gewaltsames Ende gesetzt. 28 Jesuiten müssen das Kolleg verlassen. Da die österreichische Regierung die weitere Lehrtätigkeit nur mit stark einschränkenden Bestimmungen erlaubt,[12] bleiben nur 6 ehemalige Jesuiten im Lehramt.

Gebäudeschicksale

Kolleg
In das ehemalige Jesuitenkolleg kommt 1773 unter dem Namen «Collegium Josephinum» eine nun staatliche österreichische Schule mit meist neuem Lehrpersonal. Sie wird 1784 wieder Gymnasium. Die Bibliothek der Jesuiten mit rund 11 000 Bänden bleibt Schulbibliothek. Bis 1911 verbleibt das Gymnasium im alten, nun mehrfach umgebauten Kolleggebäude der Jesuiten, um dann in ein neues Schulhaus im Stadtteil Petershausen zu wechseln. Als Heinrich-Suso-Gymnasium kann die Schule 2004 das 400-jährige Bestehen feiern. In den Räumen des ehemaligen Jesuitenkollegs sind heute staatliche Verwaltungen und die Münsterbauhütte untergebracht.

Gymnasium
Das ehemalige Jesuitengymnasium wird sofort an Private verkauft, die das Obergeschoss zu einem Theater- und Ballsaal ausbauen. Es ist noch heute Theater und derart umgebaut, dass weder aussen noch innen etwas an das Schulgebäude von 1609 erinnert.

Christuskirche St. Konrad
Die Jesuitenkirche St. Konrad wird nach 1773 als Schulkirche benutzt. Wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt werden auch die südseitigen oberen Emporen zugunsten der fünf breiten Stichbogenfenster entfernt (im Norden schon mit dem Umbau von 1682). Auch der südseitig an die Kirche angelehnte Verbindungsbau wird in den oberen zwei Geschossen abgebrochen. Die Kirche erhält damit auch von Süden viel Licht, aber die Hoffassade wirkt seither mit der dreifachen Tiefenabstufung eher skurril. Nach 1806 geht die Unterhaltsplicht an den badischen Staat über. Die Kirche übersteht das barockfeindliche 19. Jahrhundert ohne «Restaurationen». 1904 wird sie den Alt-Katholiken als Gemeindekirche übergeben. Sie wird seither Christuskirche St. Konrad genannt. Schwierigkeiten bereiten schon früh die zunehmenden Deformierungen der ursprünglich selbsttragenden Gewölbe. 1929 wird das Langhausgewölbe, nach vorhergehender Rettung des Stucks, abgebrochen und durch eine Rabitz-Tragkonstruktion ersetzt.[13] 1968 erfolgt eine erste Gesamtrenovierung von Kirche und Kolleg. 2012–2014 wird die Kirche innen umfassend und mit grossem Sachverstand restauriert. Gut fügt sich auch die neugestaltete Liturgieausstattung in den barocken Raum ein.

Pius Bieri 2014

Benutzte Einzeldarstellungen:
Gröber, Konrad: Geschichte des Jesuitenkollegiums und Gymnasiums in Konstanz. Konstanz 1904.
Braun, Joseph SJ: Die Kirchenbauten der deutschen Jesuiten. Freiburg im Breisgau 1910.
Nising, Horst: «...unseren Zwecken auf beste angepasst». Die Jesuitenkollegien der Süddeutschen Ordensprovinz im 16. bis 17. Jahrhundert und ihre Darstellung in fünf Bilderzyklen. München 2003.
Kuhn, Elmar L.: Jesuitenkolleg Konstanz, Geschichte, in: Klöster in Baden-Württemberg, Internet-Publikation 2014.
Danner, Wilfried: Geschichte des Heinrich-Suso-Gymnasiums, in: Internet Publikation 2014.

Anmerkungen:

[1] Mark Sittich von Hohenems (1533–1595) ist Neffe von Papst Pius IV. Zuerst Landsknecht und Hauptmann, wird er dank römischem Nepotismus Bischof und Kardinal, dann trotz dem Widerstand der Eidgenossen 1561–1589 Konstanzer Fürstbischof. Für seine Hofhaltung in Rom verwendet er auch Bistumseinnahmen. Die Reformen seines Cousins Karl Borromäus unterstützt er nicht. Das reiche Erbe vermacht er der Familie seines 1566 geborenen Sohnes, errichtet aber immerhin eine Stiftung von 12 000 Gulden für ein zukünftiges Seminar im Bistum Konstanz. Der nur in der kirchlichen Geschichtsschreibung nicht völlig negativ beurteilte Konstanzer Fürstbischof darf nicht mit seinem verdienstvollen Neffen Mark Sittich (1574–1619), Fürsterzbischof von Salzburg 1612–1618, verwechselt werden.
Kardinal Andreas von Österreich (1558–1600) ist 1589–1600 Fürstbischof von Konstanz. Er ist Sohn von Erzherzog Ferdinand II. und der Philippine Welser. Sein Vater verhilft ihm zur Kardinalswürde und auch zu einem Bischofssitz in Brixen. Seine Qualifikation ist nur der Familienname, denn er besitzt selbst die niederen Weihen nicht. Gleichzeitig ist er Gubernator der Ober- und Vorderösterreichischen Erblande (ab 1579), Gouverneur im Elsass, Breisgau und Schwarzwald (1593), Statthalter von Vorderösterreich (1593). Während seiner elfjährigen Amtszeit hält er sich auf Grund dieser Ämterkumulation nur wenig mehr als sein Vorgänger im Bistum Konstanz auf. Auch wenn die Jesuitenniederlassung in Konstanz von ihm unterstützt wird, erstaunt doch seine mehrheitlich positive Beurteilung aufgrund von Verwaltungsreformen unter seiner Regierung. Hier wirkt die kirchlich geprägte Geschichtsschreibung nach.
Verdienstvoll agieren sicher die leitenden Kräfte an Ort, wie das geistliche Ratskollegium, der Generalvikar, vor allem aber die gleichzeitig amtierenden Weihbischöfe. Insbesondere der Vertrauensmann des Kardinals Andreas von Österreich, Weihbischof Johann Jakob Mirgel (1559–1629) aus Lindau, erwirbt sich grosse Verdienste um die Jesuitenniederlassung und wird auch deshalb in der neuen Jesuitenkirche begraben.

[2] Unter ihnen geht das Wort um, dass man lieber den Teufel als die Jesuiten in Konstanz einziehen lasse. Gegen die Jesuiten führen sie auch das Argument an, dass es zu wenig Stadtbürger gebe, die Geld für ein Studium ihrer Kinder aufbringen könnten.

[3] Auf dem Merian-Plan «Constanz 1633» ist noch immer diese Gebäudegruppe als «Iesuiter Collegium» bezeichnet.

[4] Pater Otto Eisenreich SJ (um 1546/49–1609), in Konstanz 1602–1604.

[5] 11 Patres, 3 Magistri, 6 Laienbrüder.

[6] Keine Wandpfeilerkirche, wie im «Dehio» (1997) beschrieben. Bei Wandpfeilerkirchen tragen die innen versteifenden Wandscheiben das Gewölbe und nehmen den Gewölbeschub weg, was bei der flachgedeckten Konstanzer Kirche nicht der Fall ist. Allenfalls kann man die Kirche nach dem Gewölbeeinbau 1682 als Wandpfeiler-Basilika (> zum Begriff der Wandpfeilerbasilika) bezeichen. Die inneren Grundriss-Masse der Kirche sind: Mittelschiff 27,75 m lang, 12 m breit; Chor 11,25 m lang, 11, 20 m breit.

[7] Maria mit dem Kind und drei gabenbringenden Könige, Werke des in Konstanz wirkenden niederländischen Meisters Hans Morinck.

[8] Ausführender Baumeister im Münster ist Daniel Glattburger aus Rotmonten.

[9] Siehe dazu die Ausführungen im Kapitel «Gebäudeschicksale».

[10] Br. Simon Burchard SJ (1722–1770) aus Buchloe. 1747 tritt er in den Orden ein. Bis 1761 ist er in Landsberg, wo er Schöpfer der prächtigen Rokokoausstattung der Jesuitenkirche ist. In Konstanz ist er Ende 1761 bis Ende 1764. Dann kommt er nach Ingolstadt, 1767 nach Ebersberg. Hier stirbt er 1770.

[11] Franz Anton Palko (1717–1766) und Franz Xaver Karl Palko (1724–1767) aus Breslau. Das Altarblatt mit dem Thema der Anbetung des Namens Christi wird mit 1740 datiert, sodass es nur Franz Anton gemalt haben kann.

[12] Sie will die Jesuiten an höheren Schulen vom Lehrstuhl der Logik, der Metaphysik, Ethik, Philosophie, Dogmatik und Polemik, der hl. Schrift, der geistlichen Beredsamkeit, der griechischen und hebräischen Sprachen und des Kirchenrechts ausschliessen.

[13] Die Gewölbe der Jesuitenkirche Konstanz sind von Br. Heinrich Mayer SJ nach dem gleichen System wie sein nachträglicher Gewölbeeinbau im Münster Konstanz ausgeführt, es weist auch die gleichen diagonal verlaufenden Schlauderverbindungen auf. Was ist bei der Jesuitenkirche statisch falsch gelaufen? Bei der jüngsten Restaurierung ist das noch original verbliebene Chorgewölbe photogrammetrisch aufgenommen und anschliessend mit Einzelpunktaufhängungen aufwändig an eine neue Trägerkonstruktion in der Dachbinderebene gehängt worden. Die Bauaufnahme dieses Gewölbes, dass es tatsächlich (im Gegensatz etwa zum Münstergewölbe) wagemutig flach gebaut ist und unweigerlich zu Seitenschub führen muss.
Quelle: Dokumentation Büro Bergmann GmbH Pfaffenhofen.

 

 

 

 

 

KonstanzJesuiten8
Die Südfassade der ehemaligen Jesuitenkirche, vom Innenhof gesehen. Zu ihrem heutigen Erscheinungsbild siehe den nebenstehenden Bildtext.

 

  Ehemalige Jesuitenkirche St. Konrad und Jesuitenkolleg in Konstanz  
  KonstanzJesuiten2  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Konstanz
Baden-Württemberg D
Vorderösterreich
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1604
Bauherr und Bauträger

     Oberdeutsche Jesuitenprovinz, vertreten      durch:
Eisenreich P. Otto Eisenreich SJ, in Konstanz      (Superior 1602–1604).
 
  Der Innenraum der ehemaligen Jesuitenkirche und heutigen christkatholische Kirche Sankt Konrad in einer Gesamtaufnahme zum Chor.   pdf  
   
JesKonstanz-1
Die Westfassade der Konradskirche. Zur Fassadenarchitektur siehe die Erläuterung.  
   
Konstanz1844
Ausschnitt aus einem Plan der Stadt Konstanz 1844. Die Lithographie ist zwar vermessungstechnisch mangelhaft, bietet aber eine gute Übersicht über viele der heute verschwundenen Sakralbauten. Für Erläuterung und Legende bitte anklicken.  
Konstanz1604
Vor Baubeginn 1604 zeichnet der Jesuitenbaumeister Br. Stephan Huber diese Vogelschauansicht der geplanten Neubauten von Westen. Er stellt links das Gymnasium, dann die Kirche und anschliessend das Kolleg dar. Die Kirche ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht basilikal geplant. im Hintergrund ist die obere Mauer gegen den Bodensee und das Inselkloster zu sehen, alles nochmals mit einer Palisade geschützt. Das Original liegt im Generallandesarchiv Karlsruhe (Inv. Nr. G Baupläne Konstanz 20).  
KonstanzKolleg1723
Um 1723 datiert diese Vogelschuansicht von Osten. Sie zeigt Kolleg, Kirche und Gymnasium. Der unbekannte Zeichner lehnt sich an eine ältere (und genauere) Vorlage von Br. Johannes Hörmann an, die in Rom liegt. Originalzeichnung im Fuggerschen Familienarchiv in Dillingen.  
KonstanzJesGrundriss
Grundriss der ehemaligen Jesuitenkirche Sankt Konrad auf Erdgeschossniveau.  
KonstanzJes3
Deutlich ist in diesem Bild der Innenraum-Nordseite der basilikale Aufbau zu sehen. Über den gewölbeüberbrückten Wandpfeilern der Seitenschiffe ist ein zweites Geschoss mit breiten segmentbogenförmigen Fenstern und darüber der alte Obergadenbereich  mit Okuli-Öffnungen zu sehen. Die Bogenfenster sind allerdings erst 1682 (im Süden nach 1763) aus einem ursprünglichen Emporenumgang entstanden. Siehe dazu auch Südfassade unten.  
KonstanzJes4
1682 erstellt der Jesuitenbaumeister Heinrich Mayer das Tonnengewölbe. Auch mit dem tiefen Gewölbe-Fusspunkt über dem Gurtgesimse der Wandpfeilerabseiten erreicht er die statisch gewünschte Halbkreisform der Tonne nicht, was in neuerer Zeit prompt zu Schäden führt. Die Stuckaturen des Gewölbes sind, vor allem im Scheitel, erstaunlich zurückhaltendes Rahmenwerk, vor allem im Vergleich zu den kraftstrotzenden hochbarocken Stuckaturen Mayers in Luzern, Solothurn und Ellwangen.  
KonstanzJesuiten6
1682, zusammen mit dem Gewölbe, baut Heinrich Mayer auch die Empore um. Höchst originell formuliert er den neuen Kämpferaufsatz über dem Gebälkstück des alten Pfeilers. Die mit weichen Akanthusranken und Engelsköpfen hochplastisch geformte Stuckaturarbeit zeigt viel Phantasie.  
KonstanzJesuiten5
1761–1763 wird die frühbarocke Ausstattung durch die Rokokoaltäre und Rokokokanzel des Jesuitenbruders Simon Bruchard ersetzt. Im Hochaltar findet das schon 1740 gemalte Blatt des böhmischen Malers Franz Anton Palko Verwendung. Es zeigt die Anbetung des Namens Jesu. Von der alten Ausstattung stammen die vier Statuen und das Triumphbogen-Kreuz.  
KonstanzJesuiten7
Der Turmabschluss der Konradskirche. Angeschnitten ist auf dem Bild das ehemalige Gymnasium, das schon im 18. Jahrhundert zu einem Theater- und Ballsaal umgebaut wird.  
KonstanzJesuiten9
Fast mediterran wirken die Arkaden mit der darüberliegenden Brückenverbindung und die abgestuften Gebäudeteile an der südlichen Kirchenseite. Dieses Bild ist zur Jesuitenzeit nicht vorhanden. Das Seitenschiff reicht bis 1773 unter die kleinen Okuli am Obergaden. Vor dem Seitenschiff befinden sich zwei zudem Verbindungsgänge. Die Belichtung des Kirchenraums aus Süden ist bis zu diesem Zeitpunkt sehr gedämpft. Siehe dazu auf dem links nebenstehenden Bild den im Westen noch vorhandenen Teil dieser oberen Seitenschiff-Geschosse. Die breiten Stichbogenfenster sind ursprünglich innere Öffnungen der dann später abgebrochenen Längsempore.  
Die westliche Giebelfassade ist als Schauseite ausgebildet. Sie ist mit Geschossbändern gegliedert. Über der unteren Wandfläche liegt ein Attikageschoss mit seitlichen Volutenabschlüssen, darüber ein zweigeteiltes Giebelfeld.
Die Fassdadenmitte ist durch Portal und darüberliegendem, hohen Emporenfenster speziell betont.
Die ruhige, einfache Gliederung ist noch der ausklingenden deutschen Renaissance verpflichtet, nur das grosse, betonende und geschossdurchbrechende Mittelfenster widerspricht dem Ranaissance-Kanon. Es könnte allerdings auch erst mit der Emporenumgestaltung 1682 zugefügt worden sein.