Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Klostergebäude (zum grossen Teil abgebrochen)              
Johann Schmuzer (1642–1701) Wessobrunn SchmuzerJohann   Baumeister-Stuckateur 1680   1701
Franz Schmuzer (1676–1741) Wessobrunn ok   Stuckateur 1699   1711
Joseph Schmuzer (1683–1754) Wessobrunn SchmuzerJoseph   Baumeister-Stuckateur 1702   1735
Jacob Carl Stauder (1694–1756) Oberwil Baselland ok   Maler 1720   1721
Johann Caspar Schäffler (1700–1777) Oberfinning Landsberg     Maler, Freskant ~1735   ~1735
Johann Georg Üblher (1703–1763) Wessobrunn Wikipedia   Stuckateur 1748   1748
               
Pfarrkirche St. Johann Baptist:              
Joseph Schmuzer (1683–1754) Wessobrunn SchmuzerJoseph   Baumeister (Planer) ~1732   ~1735
Thassilo Zöpf (1723–1807) Wessobrunn     Stuckateur, Altarbauer 1758   1759
Johann Baptist Baader (1717–1780) Lechmühlen Wikipedia   Stuckateur 1758   1759
Franz Xaver Schmädl (1705–1775) Oberstdorf Wikipedia   Bildhauer 1759   1759

Wessobrunn

Ehemalige Benediktinerabtei St. Peter und Paul mit Pfarrkirche St. Johann Baptist

Gründung des Herzogs Tassilo
Wessobrunn zählt mit Benediktbeuern und Tegernsee zu den ältesten Klöstern in Bayern. Als legendärer Stifter gilt Tassilo III. (741−796), der Cousin Karl des Grossen und Schwiegersohn des Langobardenkönigs Desiderius. Die Klostergründung findet in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts statt. Die Besiedlung erfolgt durch Benediktbeuern. Nach der Entmachtung Tassilos (788) übernehmen die Karolinger Wessobrunn, das nun Reichskloster wird. 
Der Name Wessobrunn[1] kommt von Wetsinesbrunnen, einem Flurnamen, der auf die Quellen eines «Wetzin» hinweist. Die Klosterlegende erfindet im 10. Jahrhundert einen Jagdgefährten des Herzogs Tassilo Namens Wezzo, der Tassilo zu den Quellen beim heutigen Brunnenhaus führt. Der «Wezzobrunnen» mit den reichlich fliessenden Quellen reicht nicht nur für das Fischbassin und den täglichen Bedarf des Klosters, sondern auch für die Versorgung der 76 Häuser des Klosterdorfes Gaispoint. Seit 1852 führt dieses Dorf den Klosternamen Wessobrunn.

Zweimaliges Erlöschen im Mittelalter
Das klösterliche Leben in Wessobrunn kommt nach den Ungarneinfällen 955 ein erstes Mal zum Erliegen. Säkularkanoniker, geleitet von einem Propst, verwalten nun 100 Jahre die Klostergüter. Erst 1065 wird das klösterliche Leben wieder aufgenommen und die Benediktinerregel eingeführt. Im gleichen Jahr ist auch die Weihe einer neuen Klosterkirche. Nach dem Klosterbrand von 1220 wird sie bis 1285 als dreischiffige, querschifflose Kirche[2] mit erhöhtem Chorraum und darunterliegender Krypta neu errichtet. Bereits 1320 ist Wessobrunn wieder knapp vor der Auflösung, nachdem die Abtei grössere Tiroler Besitzungen an die Zisterzienserabtei Stams verpfändet und in der Folge die Schulden nicht bezahlen kann. Einer bereits vollzogenen Inkorporation von Wessobrunn in das Stift Stams widersetzt sich der Bischof von Augsburg, der einen Vergleich bewirkt und damit das wirtschaftliche Überleben nochmals sichert. Wessobrunn hat zwar grossen Grundbesitz, doch dieser ist weit zerstreut. Der Schwerpunkt liegt zwischen Lech und Ammersee. Mit Weingütern im Südtirol reicht er bis Bozen. Die stabile bayrische Landeshoheit lässt zudem den Aufbau eines geschlossenen Klosterterritoriums mit landesherrlichen Rechten nicht zu. Die Abtei, wirtschaftlich ausschliesslich von den weit zerstreuten Gutshöfen und politisch vom Landesherrn abhängig, zählt selbst in Bayern nie zu den reichen Klöstern. Ende des 15. Jahrhunderts ist sie finanziell und personell erneut in einer desolaten Lage. Der Bayernherzog Albrecht IV. greift radikal durch und löst 1498 den Konvent auf, sorgt allerdings gleichzeitig für eine Neubesiedlung aus dem Kloster Scheyern.

Erneutes Aufblühen im 16. Jahrhundert
1499 wird ein neuer Abt eingesetzt, der die Abtei geistig und wirtschaftlich erneuert. Der nächste Abt, Kaspar Götz (1508–1525),[3] setzt die Reformbemühungen fort. Der Konvent hat nun wieder 13 Mönche und 2 Konversen. Abt Kaspar erneuert auch die Bausubstanz des Klosters, vorerst mit Neubauten der Konventflügel, dann mit dem Neubau der Abtei. Mit reichen Ausstattungen holt er die Renaissance nach Wessobrunn. Zu seiner Zeit zeigt sich das Kloster bereits so, wie es Matthäus Merian in der Mitte des 17. Jahrhunderts darstellt. Als einziger Zeuge dieses Baubestandes steht heute der freistehende «Graue Herzog», ein Glocken- und Wehrturm, der 1519 nochmals umgebaut wird. 

Das barocke Kloster
Im Bauernkrieg wird das Kloster verschont und die Reformation lässt den gefestigten Konvent unberührt. Abt Gregor Prugger (1607−1655) führt das Kloster mit grossem Geschick durch den Dreissigjährigen Krieg. Die intakte finanzielle Basis ermöglicht den Nachfolgern, sehr früh ein barockes Bauprogramm anzugehen. 1663 wird die mittelalterliche Kirche, die 1450 gotische Rippengewölbe erhalten hat, nach der Entfernung des Lettners barock ausgestattet. Aber erst Abt Leonhard III. Weiss (1671–1696) ist Initiator der grossen repräsentativen Neugestaltung nach dem Vorbild der Abtei von Tegernsee. Er kennt die dortige Planung des Münchner Hofbaumeisters Enrico Zucalli und will Wessobrunn ähnlich gestalten. Um 1679 erstellt der Wessobrunner Baumeister Johann Schmuzer den bekannten grosszügigen Gesamtplan, den Michael Wening 1701 als Vogelschau-Vedute in einem Stich festhält. 1680 beginnt Schmuzer die Arbeit südwestlich der alten Abtei mit dem noch heute bestehenden Gäste- oder Fürstentrakt. Bis 1696 baut er auch den westlichen Theaterflügel und anschliessend, 1696–1702, die Prälatur als östlicher Hofabschluss. 1701, nach dem Tod von Johann Schmuzer, vollenden seine Söhne die Prälatur. Abt Thassilo Boelzl (1706–1743) nimmt 1707 die Bauarbeiten wieder auf und beauftragt Joseph Schmuzer mit dem Neubau der Abtei- und Konventgebäude entsprechend dem Idealplan. Die Arbeiten beginnen mit den Flügeln südlich der Kirche, an Stelle des alten Klostergevierts um den gotischen Kreuzgang. 1707 wird als erstes Bauwerk die Marienkirche, das «alte Münster»,[4] abgebrochen. 1708 bis 1715 dauern die Arbeiten am Südflügel, der mit einem Mittelrisalit ausgezeichnet wird. 1718 ist der Ostflügel mit Refektorium und Mönchszellen bezugsbereit. Die Stuckaturen erstellt Franz Schmuzer. Für die Deckengemälde in den Konvent- und Abteitreppenhäusern, dem Refektorium und dem eigenen Schlafgemach zieht Abt Thassilo 1720 den Konstanzer Jacob Carl Stauder zu. Als letzter Konventteil wird 1718−1726 ein Teil des Nordflügels errichtet.
Die mittelalterliche Klosterkirche, 1663 neu ausgestattet, wird ab 1716 auch in das grosse Bauprogramm einbezogen. Mit dem Abbruch des Kreuzganges am südlichen Seitenschiff können hier Fenster eingefügt werden. Ebenfalls zu besseren Belichtung wird 1725 über dem Chorraum auf Kirchenbreite ein Querschiff eingefügt. Gleichzeitig mit dem Neubau des Ostflügels baut Abt Thassilo einen neuen Mönchschor als Chorerweiterung, der als Querbau den Ostflügel überragt. 1723–1725 wird im Norden des Langhauses die Marienkapelle und als Pendant im Süden die Benediktskapelle als runde Kuppelbauten angefügt. Sie sind in den Bestandesplänen von 1803 markant sichtbar. Die zweitürmige, der mittelalterlichen Kirche vorgeblendete Westfassade, 1719 ebenfalls begonnen, bleibt Torso.
1735 baut Joseph Schmuzer das Brunnenhaus mit Fischteich im Norden der Anlage, anstelle eines schon bestehenden Gebäudes.
Das barocke Programm des Idealplanes von 1679, wie es in der Vedute von 1701[5] dargestellt ist, ist allerdings nie vollständig verwirklicht worden und hätte die finanziellen Möglichkeiten der Abtei auch völlig überstiegen. Spätestens mit dem Neubau der Pfarrkirche ab 1757 in Fortsetzung des nördlichen Konventflügels ist der Plan auch nicht mehr weiterverfolgt worden. Eine Vedute in der «Monumenta Boica» von 1763 zeigt aber trotzdem noch den Idealplan von 1679.

«Wessobrunner»
Bekannt ist der Name Wessobrunn auch als Ausgangspunkt der grossen Dynastie von Stuckateuren und Baumeistern, die aus der Ortschaft Gaispoint (seit 1852 Wessobrunn) oder aus der Nachbargemeinde Haid stammen. Als Stuckateure treten sie ab 1630 in Konkurrenz zu den oberitalienischen und südschweizerischen «Stuccatori» und schaffen den Durchbruch um 1680. Als Baumeister lösen sie in Bayern die «Italiener» ab, wie die lange Zeit führenden Familiensippen aus dem südbündnerischen Misox genannt werden. Mit den gleichzeitigen Baumeistersippen der Beer und Thumb aus dem Vorarlbergischen arrangiert man sich geografisch, vor allem, weil die Vorarlberger für die Stuckaturarbeiten jahrzehntelang Wessobrunner Stuckateure bevorzugen. Die «Stuckhadorern» von Wessobrunn sind nun im süddeutschen Raum für 100 Jahre führende Zunft. Zwei der bekanntesten Wessobrunner, Johann und Joseph Schmuzer, sind auch für das barocke Bauprogramm des Klosters zuständig. Ein weiterer Wessobrunner, der Stuckateur und Baumeister Dominik Zimmermann, ist eine der überragenden Einzelpersönlichkeiten, die gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts die Vorarlberger in ihrer Vorrangstellung auch in Schwaben ablösen.

Meisterwerke der Schmuzer im Gäste- und Prälaturtrakt
Eine erste reife Meisterleistung dieser Wessobrunner Schule finden wir im Obergeschoss des südlichen Gästetraktes und des rechtwinklig im Osten anschliessenden Prälaturtraktes. Auf der obersten Stufe des Treppenhauses angelangt, überblicken wir den 88 Meter langen lichtdurchfluteten Gang, 1680−1696 von Johann Schmuzer gebaut und stuckiert. Ein mehrschichtiges Stuckrahmensystem von unerhörter Plastizität, meist Lorbeer und Akantusblätter, umschliesst die 45-feldrige Deckenbildfolge. Parallel zum Gang sind in einer Enfilade elf ebenso reich ausgestattete Räume angeordnet, am östlichen Ende ist dies der Tassilosaal. Er gehört zur zweiten Bauetappe von 1696−1702 und ist, wie der ebenso reiche Prälaturgang, bereits von der Handschrift der Söhne Franz und Joseph Schmuzer dominiert. Die Stuckatur des Tassilosaales, eine Verbindung gegossener und angetragener Teile, ist ein technisches Meisterwerk, denn die Ranken sind frei modelliert und wie ein Netz über die Figuren gelegt. 1979 wird das originale Malachitgrün der pflanzlichen Ornamente wieder freigelegt.

Die Pfarrkirche
Auf der Grundlage eines Entwurfes von Joseph Schmuzer baut Thassilo Zöpf (1723–1807) von 1757 bis 1759  die neue Pfarrkirche im Klosterareal. Der Stuckateur und Baumeister Zöpf arbeitet hier zum ersten Mal mit dem Maler Johann Baptist Baader (1717–1780) zusammen, mit ihm wird er später viele Rokoko-Kirchen in Oberbayern ausstatten. Die nördlich des «Grauen Herzogs» erstellte Kirche in der Flucht des bereits gebauten Nordflügel der Konventgebäude von 1728 entspricht bereits nicht mehr dem Idealplan und ist das letzte erstellte grössere Bauwerk im Klosterareal. Das Innere wird vom Langhausfresko Baaders dominiert. Ein grosses spätromanisches Kreuz aus der abgebrochenen Klosterkirche wirkt im lichten Rokokosaal fremd. Im Chorbogen finden wir das Klosterwappen, in Rot zwei gekreuzte silberne Schlüssel neben dem Wappen des Abtes Beda Schallhammer (1743−1760).

Säkularisation und Zerstörung
Bereits 1798 fordert Kurfürst Karl Theodor von den bayrischen landsässigen Klöstern die ungeheure Summe von 15 Millionen Gulden, die dann aber nur zu einem Drittel eingetrieben werden kann. 1799 muss das Kloster einen Teil des Kirchensilbers zum Einschmelzen an das Münzamt abliefern. Der endgültige Beschluss zur Besitzesenteignung erfolgt 1803. Im Kloster leben zu dieser Zeit der Abt mit 27 Patres, einem Laienbruder und drei Angehörigen von bereits 1802 aufgehobenen Bettelorden. Das Klosterinventar wird versteigert, aber für die Gebäude findet sich kein Abnehmer. So werden 1810 die barockisierte Klosterkirche und alle Konventbauten (erbaut 1707–1726 von Joseph Schmuzer) abgebrochen. Das Material dient zum Wiederaufbau der durch einen Grossbrand zerstörten Stadt Weilheim. Wessobrunn gehört damit zu den wenigen ehemaligen Klöstern, bei denen die Pfarrkirche erhalten und die Konventkirche verschwunden ist. Wie überall wird auch in Wessobrunn die Bevölkerung besonders hart durch den Wegfall des grössten Arbeitgebers betroffen. Nicht nur Konventgebäude werden abgebrochen, auch die Klosterbäckerei und die Schmiede verschwinden. Die Decke des Theatersaales finden wir heute im Festsaal des Gasthauses «Zur Post». Die noch nicht abgebrochenen Gebäude sind regelmässigem Besitzerwechsel ausgesetzt. Die Steine aus dem Abbruch des verwahrlosten Gästetraktes sollen 1861 zum Bau der neuen Eisenbahnlinie in Weilheim verwendet werden. Ein bayrischer Historiker[6] kauft deshalb in letzter Minute die Gebäude und rettet damit die heute noch verbliebene Dreiflügelanlage. Ein Grossindustrieller[7] erwirbt 1900 das Klostergut Wessobrunn und alle Gebäude. 1913 ziehen Missions-Benediktinerinnen in die Anlage ein. Sie empfangen bis heute die Besucher an der neuen Klosterpforte, dem alten Mitteleingang des Gästetraktes.

Pius Bieri 2009

 

Benutzte Einzeldarstellungen:
Andrian-Werburg, Irmtraud: Die Benediktinerabtei Wessobrunn. (Germania Sacra. Das Bistum Augsburg) Berlin 2001.
Dischinger, Gabriele: Johann und Joseph Schmuzer. Sigmaringen 1977.
Dischinger, Gabriele und Vollmer, Eva Christina: Wessobrunn. Kunstführer. Regensburg 2003.
Lankes Christian: Wessobrunn, das Dorf der Stuckatoren, in: Haus der bayrischen Geschichte.

Links:
Haus der Bayrischen Geschichte: Wessobrunn
Gemeinde Wessobrunn: Das Kloster Wessobrunn
Wikipedia: Wessobrunn

Anmerkungen:

[1] Namensnennungen: 817 «Weizzenbrunno», 885 «Uuezinesprunnin», im 11. Jahrhundert «Wetzinisbrunnenses».

[2] Sie wird von Andrian-Werburg (Germania Sacra) als dreischiffige Hallenkirche bezeichnet. Im Stich von Wening 1701 ist sie als dreischiffige Basilika dargestellt, was auch den weiteren Baubeschrieben entspricht. Anstelle der Flachdecken erhält sie 1450 gotische Steingewölbe. Sie könnte im Aussehen der Basilika von Steingaden entsprochen haben, mit der auch die gerettete romanische Bauplastik übereinstimmt

[3] Er wird 1525 erhängt im Refektorium aufgefunden. Der zeitgenössische Klosterchronist beschreibt es als Selbstmord mit der Folge, dass der verdienstvolle Abt gar nicht bestattet, sondern im Lech versenkt wird.

[4] Im Osten des Kreuzganggevierts, freistehend, auf dem Merianstich als hochgotisches Bauwerk dargestellt.

[5] Die in barocken Architekturveduten übliche perspektivische Verlängerung der Flügel dient der selbstbewussten Repräsentation und wird von den Zeitgenossen als «Idea» verstanden.

[6] Johann Nepomuk Sepp (1816−1909)

[7] Freiherr Theodor von Cramer-Klett (1874−1938). Sein Bild hängt unpassend im berühmten Schmuzer-Gang des Südflügels.

 
Innenraum der 1757/59 gebauten Pfarrkirche St. Johann Baptist.
Wessobrunn9   Wessobrunn10   Wessobrunn11
Johann Baptist Bader malt 1758/59 für die Kirche seines Namenspatrons, der Pfarrkirche von Wessobrunn, das Deckenfresko «Leben des hl. Johannes des Täufers». Es dominiert das Langhaus der Kirche. Im Bild ist ein Ausschnitt des östlichen Teils zu sehen.   Eine scheinperspektivische Architektur mit weiteren Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers schliesst das Deckenfresko über der Empore ab.   Der zeichnerisch leichte Rokoko-Stuck, die Wandgliederung mit Pilastern und die Altäre sind das Werk des 33-jährigen Feichtmayr-Schülers Thassilo Zöpf.

  Ehemalige Benediktinerabtei St. Peter und Paul in Wessobrunn  
  Wessobrunn1701Wening
 
Ort, Land (heute) Herrschaft (18.Jh.)
Wessobrunn
Bayern D
Kurfürstentum Bayern
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Augsburg 1680
Bauherr und Bauträger

ok Abt Leonhard III. Weiss (reg. 1671–1696)

ok Abt Thassilo Boelzl (reg. 1706–1743)

leer Abt Beda Schallhammer (reg. 1743–1760)
 
  1701 veröffentlicht Michael Wening die Vedute mit der Ansicht von Westen.   pdf  
Bildinformationen
   
WessobrunnEtappen
Grundriss 1803 mit den Abbrüchen 1806/09.  
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Wessobrunn1
1680 beginnt Johann Schmuzer mit dem Bau des südlich, dem Kloster vorgelagerten und tiefer gelegenen Gästeflügels, hier von der Südseite gesehen. Im Gegensatz zum gleichzeitig gebauten westlichen Theaterflügel ist der 113 Meter lange Gästeflügel auch innen noch erhalten.
 
Wessobrunn2
1696 –1702 wird der Prälaturflügel als östlicher Eckflügel des Südhofes an den Gästeflügel angefügt. Es ist der zweite original erhaltene Flügel. Der Fassadenausschnitt zeigt die geometrischen Putzfelder-Gliederungen in der Art der Misoxer Baumeister und das hier noch ebenfalls originale alte Biberschwanz-Ziegeldach. Es ist das einzige dieser Art in Wessobrunn. Die anderen Dächer sind mit den leider in Deutschland üblichen neuen rot-engobierten Biberschwanz-Glattziegeln gedeckt, deren knalliges Rot die auf den untenstehenden Bildern zurückgenommen (retuschiert) ist.  
Wessobrunn3
Die Quellen des Wezzo oder der Wezzobrunnen sind Ursprung des Klosters und geben dem Ort seien Namen. 1735 baut Joseph Schmuzer über den Quellen das neue Brunnenhaus.  
Wessobrunn4
Das heute isoliert im Westen vorgelagerte Gebäude ist der Südwestrisalit des weitgehend abgebrochenen ehemaligen Ökonomievorhofes.  
Wessobrunn5
Der kräftige Akanthusstuck (um 1698) im Obergeschoss-Gang des Prälaturflügels ist noch immer von Johann Schmuzer geprägt, auch wenn er jetzt die Handschrift der Söhne trägt. Der Emblemzyklus in den 45 Gewölbefeldern werden erst nach 1730 gemalt. Als Maler wird Johann Caspar Schäffler vermutet, der als Vorlage ein Emblembuch von P. Joseph Zoller in Augsburg (> Bayrische Staatsbibliothek München) nimmt.  
Wessobrunn8
Ausschnitt eines Deckenfeldes im Gästeflügel mit dem Stuck (um 1685) von Johann Schmuzer. Das Emblem zeigt einen Bienenkorb mit dem Motto «Süss allein –  kann ich sein».  
Wessobrunn6
Am Ende des Gangs im Gästeflügel ist der Eingang zum Tassilo-Saal. Das Stuckmarmorportal mit doppelter Säulenstellung trägt das Porträt des ersten bayrischen Kurfürsten Maximilian (1597–1651).  
Wessobrunn7
Der Stuck im Tassilo-Saal, um 1699/1700 entstanden, ist ein Höhe- und Wendepunkt des Wessobrunner Stucks. Es ist Franz Schmuzer, der hier nach Vorlagen von Jean le Pautre (1680) ein fein verästeltes und stark unterschnittenes Akanthusranken-Werk frei über angetragene Figuren modelliert. Das Thema der Jagd ist im Bild mit den angetragenen Hunden dargestellt. Mit dem Tassilo-Saal beginnt der sogenannte Reduktions- oder Aufspaltungsstil der Wessobrunner Stuckateure.  
Wessobrunn12
Um 1732/35 plant Joseph Schmuzer die Pfarrkirche St. Johann Baptist an der Stelle der nicht verwirklichten Nordflügel-Verlängerung des Idealplanes. Sie wird aber erst 1757/59 gebaut. Auf dem Bild ist rechts angeschnitten der spätromanische Glockenturm zu sehen. Als einziges Gebäude des mittelalterlichen Klosters überlebt er die Abbrüche der Barockzeit und des 19. Jahrhunderts.  
Idealplan des Klosters Wessobrunn. Stich von Michael Wening in der «Historico-Topographica Descriptio» des Rentamtes München 1701.

Die Vogelschauansicht von Westen basiert auf dem Gesamtplan von Johann Schmuzer.
Grösse 724 x 263 mm, als Ausklappstich mit zwei Kupferplatten.

Nicht verwirklicht werden die Nord- und Südflügel des Kirchenvorhofes, die beiden Kirchtürme und der Nordteil des Konvent-Westflügels. Vergleiche dazu den Lageplan 1803 (nebenstehend).



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