In der Äbtegalerie von Banz, die sich heute in Münsterschwarzach befindet, ist auch von Kilian Düring ein Porträt vorhanden. Er ist an einem Tisch sitzend dargestellt. Mit der rechten Hand hält er das Brustkreuz. Auf dem Tisch liegt ein versiegelter Brief. Er trägt ein schwarzes Scheitelkäppi, den Pileolus. Mehr zu diesem Porträt und dem Wappen des Abtes siehe im nebenstehenden Text der Biografie.

Byern
Wenig ist von der Persönlichkeit des Bauherrn von Kloster und Stiftskirche Banz, Abt Kilian Düring (oder Döring), bekannt. In den letzten drei Jahrzehnten vor seiner Wahl zum Abt ist er  Sekretär und Beichtvater eines Abtes, der als kaiserlicher Diplomat kaum je in Banz anzutreffen ist und deshalb 1677 resigniert, aber Förderer der Abtei und des 1701 gewählten Abtes Kilian bleibt. Der Neubau des Klosters ist zu diesem Zeitpunkt schon begonnen. Dass Abt Killian trotzdem als der eigentliche Bauherr der Anlage gilt, ist vor allem dem Kirchenneubau zu verdanken, den er 1710 mit Baumeister Johann Dientzenhofer beginnt und der dank seines klugen Beizugs bester Künstler ein ausserordentlich fortschrittliches Bauwerk wird.
BanzDuering
Land 18. Jahrhundert
Hochstift Bamberg
Regierungszeit
1701–1720
Land 18. Jahrhundert
Hochstift Bamberg
Biografische Daten
Kurzbiografie
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Bildlegende
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Kilian Düring (1641–1720), Abt der Benediktinerabtei Banz

Kilian Düring (1641–1720)

Abt OSB der Benediktinerabtei Banz 1701–1720

Bamberg
Am 8. September 1641 wird in Bamberg dem fürstbischöflichen Kammerschreiber Alexander Düring (oder Döring) und seiner Ehefrau Anna Zuber ein Sohn geboren, den sie auf den Namen Cornelius taufen lassen. Über die Familie oder über weitere Kinder ist nichts bekannt. Die Kindheit ist durch den Dreissigjährigen Krieg geprägt. Bamberg ist zu dieser Zeit von den Schweden besetzt, mehrmals muss der Fürstbischof mit seinen Räten in die Festung Forchheim fliehen. Der Junge kann aber die Schulen in Bamberg besuchen. 1657 ist er an der von Jesuiten geleiteten Academia Ottoniana immatrikuliert, tritt aber schon im Oktober 1658 als Novize in das Kloster Banz ein.

Konventuale in Banz
Wo und wie lange er nach dem Eintritt studiert, ist völlig unbekannt. Im Oktober 1659 leistet er in Banz Profess und nimmt den Klosternamen Kilian an. Das Kloster wird seit 1648 von Abt Michael Stürzel geführt, der die vom Dreissigjährigen Krieg gebeutelte Abtei wiederaufbaut und mit vielen Neueintritten die Zahl der Konventmitglieder vergrössern kann. So treten 1658 und 1659 nebst Kilian Düring sieben weitere Novizen ein, die der Abt «zu Bamberg in den Wissenschaften unterrichten liess».[1] 1665 feiert Kilian Düring, inzwischen 24-jährig, in Banz seine Primiz.

Otto de la Bourde
1664 wird Otto de la Bourde zum Abt gewählt.[2] Der 34-jährige neue Abt ist offenbar schon als Konventuale stark in die Reichspolitik eingebunden, denn der Regensburger Fürstbischof und Kardinal von Wartenberg überträgt ihm, als Dank für geleistete diplomatische Missionen, noch vor seiner Wahl eine Pfründe in Roding.[3] In Banz dürfte er sich auch als gewählter Abt nur wenig aufgehalten haben. Schon 1670 ist er am Kaiserhof in Wien tätig. Die Vertretung in Banz übergibt er 1671 an den Prior Kilian Düring, den er schon 1665 zum Cellerar und 1670 zum Novizenmeister und Kanzleidirektor ernannt hat. Seit 1672 residiert Abt Otto mit dem neuen Titel «Wirklicher kaiserlicher Rat» als Gesandter am kursächsischen Hof in Dresden. Er nimmt auch in Dresden die Dienste seines Priors Kilian Düring in Anspruch. Otto de la Bourde kommt 1677 nach Banz, um wegen seiner Dauerabwesenheit (eher aber in Aussicht auf höhere kaiserliche Würden) als Abt zu resignieren. Eine geregelte Neuwahl findet nicht statt, weil der am gleichen Tag in Banz anwesende Fürstbischof von Würzburg und Bamberg, Peter Philipp von Dernbach, eine Postulation vornimmt.[4] Der postulierte Eucharius Weiner[5] ist bereits Abt von St. Stephan in Würzburg. Ob nun P. Kilian Düring die folgenden 14 Jahre in Banz den grossen Einsatz des Würzburger Abtes für Banz mitträgt, oder ob er für Otto de la Bourde als Beichtvater und in diplomatischen Missionen in Wien und Rom amtet, wie dies Alfred Wendehorst 2009 schreibt, ist völlig unklar.[6] Er kann aber nicht dauerhaft von Banz ferngeblieben sein, denn 1687 wird er von Abt Eucharius als Prior eingesetzt. 1701 verstirbt der für Banz verdienstvolle Abt in St. Stephan zu Würzburg.

Bauabt in Banz
«Am 3. Mai 1701 mit einer Empfehlung Otto de la Bourdes nach Banz zurückgekehrt, wird Kilian Döring selbst am 9. Mai mit 11 von 21 Stimmen zum Abt gewählt».[7] Sein Vorgänger ist seit 1695 mit Neubauplanungen für das Kloster beschäftigt und arbeitet mit dem Baumeister Leonhard Dientzenhofer zusammen, nach dessen Planung der Neubau um 1698 im Bereich der Prälatur begonnen wird. Der Abt nimmt Wohnsitz im oberen Stock des soeben neugebauten Krankenhauses. Kilian Düring muss als ehemaliger Prior (bis 1699?) über dieses grosse Projekt gut informiert und vielleicht schon mitbeteiligt sein. Jedenfalls werden die Bauarbeiten nach seiner Wahl ohne Unterbruch fortgesetzt. 1708 ist der lange Abteibau mit den beiden Querflügeln, dem mittleren Refektoriums– und dem östlichen Dormitoriumsflügel fertiggestellt. In diesem Jahr stirbt Fürstbischof Otto de la Bourde. Er vermacht Banz in seinem Testament eine nicht unerhebliche Summe von 43 400 rheinischen Gulden, das Mehrfache der Jahreseinnahmen der Abtei. Nun plant Abt Kilian mit Johann Dientzenhofer, dem Bruder des 1707 verstorbenen Baumeisters, eine bedeutend grössere Kirche mit einer westlichen Doppelturmfront.[8] 1710 kann er den Grundstein legen. Für ihre Stuck-, Fresken- und Bildhauerausstattung schliesst er mit den besten der zur Verfügung stehenden Meistern Verträge. Mit Recht wird er als Bauherr der Kirche gerühmt, deren Einweihung er 1719 noch erlebt. Ihm zur Seite steht der Cellerar Marian Lützelberger,[9] der als Bauherrenvertreter die Baustelle überwacht und begleitet.
Weniger als über den Bauverlauf ist über das Wirken des Abtes in der Klosterherrschaft oder in der Abtei bekannt. Mit seinen von ihm eingesetzten Stellvertretern, den Prioren, scheint erst 1716 eine Beruhigung einzutreten. Anfänglich ist es Maurus Büchner, der das Kloster 1709 verlässt.[10] Sein Nachfolger ist bis 1712 der Prior des Vorgängerabts, Joseph Heerdegen,[11] dann folgt bis 1714 Peter Witzel.[12] 1716 bis 1720 ist der spätere Abt Benedikt Lurz Prior.[13]
Während der Regierung von Kilian Düring sind 12 Neueintritte verzeichnet, darunter der von Abt Kilian 1708 als Musiker angeworbene Valentin Rathgeber[14] und der 1715 eingetretene, spätere Abt Gregor Stumm.[15] Auffallend ist bei allen Novizen, dass sie erst im durchschnittlichen Alter von 25 Jahren in das Kloster eintreten, dann aber in kurzer Zeit zur Priesterweihe gelangen, was darauf hindeutet, dass alle ihre Studien bereits vor dem Klostereintritt abgeschlossen haben. Das Hausstudium ist in Banz noch immer unbekannt und die unter Abt Michael Stürzel[16] übliche Entsendung der Professen für das Studium nach Bamberg scheint jetzt vergessen.
Anlässlich der Einweihung 1719 werden 21 Konventualen erwähnt, davon sind 18 Patres.
Am 6. Februar 1720 stirbt Abt Kilian Düring mit 79 Jahren im Kloster Banz und wird in der neuen Gruft unter der Kirche begraben.

Porträt und Wappen
In der Äbtegalerie von Banz, die sich heute in Münsterschwarzach befindet, ist auch von Kilian Düring ein Porträt vorhanden. Er ist an einem Tisch sitzend dargestellt. Mit der rechten Hand hält er das Brustkreuz. Auf dem Tisch liegt ein versiegelter Brief. Er trägt ein schwarzes Scheitelkäppi, den Pileolus. Der unbekannte Maler malt das Gemälde ähnlich dem des Nachfolgers Benedikt Lurz. Beide wirken stereotyp. Eine Aussage zur Physiognomie ist deshalb nicht sinnvoll, auch weil kein zweites Porträt bekannt ist. Er scheint zudem jugendlicher zu wirken, als dies bei einem in den Sechzigerjahren stehenden Abt zu erwarten wäre.
Rechts ist ein geteilter Wappenschild mit den Äbte-Insignien zu sehen, der unten sein persönliches Wappen enthält. Es zeigt auf einem Dreiberg einen Rosenstock mit drei belaubten Zweigen und drei Rosen. Die Farben sind heraldisch nicht korrekt. Der oben liegende Schmuckring ist erfunden und stimmt mit dem korrekten Wappen an der Kirchenfront auch nicht überein.

DueringWappen

Über dem Eingangsportal der Stiftskirche sind im dreigeteilten Wappenschild oben die beiden Klosterwappen und unten als eingebogene Spitze das «eingepfropfte» persönliche Wappen von Kilian Düring zu sehen. Zu den beiden Klosterwappen siehe den Beschrieb «Benediktinerabtei Banz» in dieser Webseite.

Pius Bieri 2020

 

Literatur:
Oesterreicher, Paul: Geschichte der Herrschaft Banz, zweiter Theil. Bamberg 1833.
Hotz, Joachim: Kloster Banz, in: Historischer Verein Bamberg, 30. Beiheft. Bamberg 1993.
Gass, Erasmus und Berthold: Johann Valentin Rathgeber. Ausstellungskatalog. Oberelsbach 2007.
Wendehorst, Alfred: Die Benediktinerabtei St. Petrus und St. Dionysus in Banz. St. Ottilien 2009.

Anmerkungen:

[1] Oesterreicher 1833, Seite 327. Während der Regierung des Abtes Michael Stürzel (1648–1668) sind es 23 Neueintritte.

[2] Otto de la Bourde (1630–1708) aus Eger. Sohn eines kaiserlichen Oberleutnants. Nach Studien in Prag und Bamberg tritt er 1656 ins Kloster Banz ein. 1664–1677 ist er Abt in Banz, aber meist als Diplomat unterwegs, so 1672–1681 als kaiserlicher Resident am kursächsischen Hof in Dresden mit Missionen in norddeutsche Residenzstädte. 1696–1708 ist er Fürstbischof von Gurk. Schon 1679 wird er von Kaiser Leopold I. als Koadjutor des Salzburger Fürstbistums Gurk bestimmt, kann die Regierung aber erst 1696 antreten.

[3] Franz Wilhelm von Wartenberg (1593–1661) aus der Wittelsbacher Familie. Fürstbischof von Osnabrück 1625–1661, kurzzeitig auch von Verden und Minden, dann von Regensburg 1649–1661, seit 1660 auch Kardinal. Die dem P. Otto de la Bourde übertragene Pfründe betrifft die dem Regensburger Kollegiatsstift zur Alten Kapelle inkorporierte Pfarreien St. Pankratius in Roding mit der Filiale St. Ulrich in Wetterfeld.

[4] Diese Postulation ist für das von zwei Bistümern abhängige Banz zwar eine gute Lösung, zeigt aber auch deutlich die dauerhafte Abhängigkeit der Abtei von den Landesherren, etwa im Gegensatz zu den unabhängigen Abteien Schwabens und der Schweiz.

[5] Eucharius Weinert oder Weiner (1634–1701) aus Kissingen ist seit 1667 Abt im Würzburger Benediktinerkloster Sankt Stephan und 1677–1701 auch Abt in Banz. Zu seiner Tätigkeit in Banz schreibt Roppelt 1801: «Er war ein sehr guter Haushalter, tilgte viele Schulden, stellte die verödeten Weinberge wieder her, errichtete eine Bibliothek, versahe die Thürme wieder mit Glocken, führte den Chorgesang ein, baute ein neues Krankenhaus, und legte den Grundstein zum neuen Abteygebäude, an dessen Fortsetzung ihn aber der Tod hinderte, welcher ihn im 67. Jahre seines Alters, im Kloster St. Stephan zu Würzburg, am 11ten April 1701 zu einem besseren Leben abforderte».

[6 Zu Kilian Düring schreibt Alfred Wendehorst, dass dieser «von Gurk aus, wohin er Otto de la Bourde, als dieser dort 1664 Bischof geworden war, für etwa vier Jahre als Beichtvater gefolgt, zweimal nach Rom gereist und im Auftrag oder als Begleiter Ottos de la Bourde zweimal am Kaiserhof in Wien.» Tatsächlich wird Otto de la Bourde von Kaiser Leopold I. 1679 als Koadjutor des Fürstbistums Gurk bestimmt, kann aber die Regierung erst nach dem Tod des Vorgängers Johann von Goëss antreten. Johann von Goëss (1612–1696), 1675–1698 Fürstbischof von Gurk und Kardinal, verbringt seine letzten Lebensjahre in Rom. Kann es sein, dass Otto de la Bourde als gewählter Koadjutor nach 1679 den regierenden, aber schon 68-jährigen Fürstbischof diplomatisch vertritt?

[7] Alfred Wendehorst 2009.

[8] Das bis 1708 geplante und zum grossen Teil gebaute Kloster ist auf dem Deckengemälde im Fürstensaal festgehalten. Demnach hätte der Chor der bedeutend kleineren Kirche erst westlich des bestehenden Kirchturms angesetzt.

[9] Marian Lützelberger (1654–1723) aus Bamberg. Er ist während der Bauzeit Cellerar (Grosskeller), erwähnt 1699, 1710, 1719.

[10] Maurus Büchner (1670–1732) aus Bamberg. Er wird 1701 von Abt Kilian als Prior eingesetzt, dann aber Anfang 1709 wegen «Missachtung der Klausur» (hat er ein Liebchen angeschleppt?) vom Abt abgesetzt. Büchner verlässt das Kloster, tritt zum Protestantismus über, heiratet und wird Pastor in Gräfenthal.

[11] Joseph Heerdegen (um 1654–1725) aus Staffelstein. Er ist schon unter Abt Eucharius Prior.

[12] Peter Witzel (1669–1724) aus Heiligenstadt.

[13] Benedikt Lurz (1674–1731) aus Sesslach. Zu ihm siehe die Kurzbiografie in dieser Webseite.

[14] Johann Valentin Rathgeber (1682–1750) aus Oberelsbach. Er studiert ab 1701 an der Universität Würzburg und wird 1704 als Schulmeister und Organist am Juliusspital eingestellt. 1707 beruft ihn Abt Kilian wegen seiner musikalischen Fähigkeiten als Kammerdiener nach Banz, wo er im gleichen Jahr ins Noviziat eintritt. Er wird in Banz zum berühmten Komponisten und verlässt 1729 das Kloster für neun Jahre, um eine neunjährige Werbefahrt für seine Kompositionen zu unternehmen. Er besucht Abteien und musikinteressierte Fürsten in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich-Ungarn.

[15] Gregor Stumm (1693–1768) aus Sesslach. Zu ihm siehe die Kurzbiografie in dieser Webseite.

[16] Michael Stürzel (1605–1664) aus Königshofen, Abt OSB in Banz 1648–1664. «Er war mit vieler Sorgfalt und Mühe auf das Wohl seines Klosters, in geistlichen und weltlichen Sachen, bedacht; ergänzte Alles, was durch die Feinde zerstöret war; vermehrte die Geistlichen, welche er zu Bamberg in den Wissenschaften unterrichten lies», schreibt Paul Oesterreicher 1833.