In der Äbtegalerie in Münsterschwarzach ist auch ein Porträt des Abtes Benedikt zu sehen. Wie im ähnlich gestalteten Bild seines Vorgängers berührt der Abt mit der Hand das Brustkreuz. Es ist der einzige Hinweis auf seine Abtswürde. Er trägt das übliche Scheitelkäppi, den Blick hält er gesenkt. Der seitlich des Kopfes gemalte Wappenschild ist kaum erkennbar. Das Gemälde eines unbekannten Malers könnte noch zu Lebzeiten des Abtes gemalt sein. Es stellt ihn im Alter von rund 50 Jahren dar.

Byern
Abt Benedikt Lurz kann nur 11 Jahre regieren. Obwohl sich die meisten Chronisten kaum für ihn interessieren und ihn manchmal auch einfach übergehen, ist sein Wirken für Banz  nicht zu übersehen. Denn die Vollendung der Klosteranlage in ihrer Geschlossenheit ist sein Werk. Dies, weil erst in seiner Regierungszeit die Planung des zum Main gerichteten Konventflügels Gestalt annimmt und weil er die westliche Lücke mit dem Bischofsbau schliesst. Es sind nun nicht mehr die Brüder Dientzenhofer, welche die Architektur von Banz prägen, sondern die Staffelsteiner Baumeister König, Weber und Nissler. An den Abt erinnern auch zwei neue Schlösser in der Herrschaft und die Altarausstattung des Kirchen-Langhauses.
Lurz
Land 18. Jahrhundert
Hochstift Würzburg
Regierungszeit
1720–1731
Land 18. Jahrhundert
Hochstift Bamberg
Biografische Daten
Kurzbiografie
PDF
Bildlegende
welcome
Benedikt Lurz (1674–1731), Abt OSB der Benediktinerabtei Banz

Benedikt Lurz (1674–1731)

Abt OSB der Benediktinerabtei Banz 1720–1731

Konventuale in Banz
Der spätere Abt von Banz, Benedikt Lurz, wird am 16. September 1674 in Sesslach geboren und auf den Namen Johann Jakob getauft. Sein Vater Lorenz Lurz ist Stadtrat in Sesslach, einer Kleinstadt im Hochstift Würzburg, drei Wegstunden nordwestlich von Banz gelegen. Sein Beruf und auch die Zweige der Bürgerfamilie sind nicht erforscht, obwohl zwei weitere Familienmitglieder mit der Geschichte von Banz verknüpft sind.[1] Der junge Sesslacher geht 1690 nach Bamberg, wo er sich als Student immatrikuliert, wechselt dann 1691 an die Universität Würzburg und tritt 1694 in das Kloster Banz ein. 1696 leistet er Profess und nimmt den Klosternamen Benedikt an. 1700 kann er die Primiz feiern. Abt ist zu dieser Zeit Eucharius Weiner aus Würzburg, der jetzt auch mit dem Klosterneubau beginnt. Seit 1701 ist Kilian Düring Abt.[2] Der neue Abt bestimmt P. Benedikt 1707 zum Novizenmeister und 1716 auch zum Prior. Zu dieser Zeit wird die neue Stiftskirche gebaut und kann 1719 geweiht werden. P. Benedikt Lurz wird in der Konsekrationsurkunde als Prior und Kanzleidirektor bezeichnet.

Abt in Banz  
Am 6. Februar 1720 stirbt Abt Kilian Düring. Der Wahlvorgang für den neuen Abt verdeutlicht die Abhängigkeit der Abtei von den zwei geistlichen Fürsten in Bamberg und Würzburg, deren Vertreter sofort das Kloster besetzen und sich im Kampf um ihre Hoheitsrechte nichts schenken. In barocker Manier arten selbst kleine Protokollverletzungen in Handgreiflichkeiten aus. Nach mehreren schriftlichen und geheimen Wahlgängen stimmt am 12. März eine Mehrheit für den Prior P. Benedikt Lurz als neuen Abt.[3]
Wie bei allen Banzer Äbten der Barockzeit ist auch über Abt Benedikt Lurz kaum etwas  Persönliches überliefert. Ein kleines Detail zeigt aber, dass er sich durchaus in Szene zu setzen weiss. Für Repräsentationszwecke schafft er sich eine neue Kutsche an und stellt dazu den Kutscher mit fünfköpfigem Begleitpersonal zu Fuss und zu Pferd ein. Unwillkürlich denkt man da an den Abt von Langheim, der am Bamberger Hof sechsspännig mit drei Bedienten zu Pferd und drei Bedienten zu Fuss vorfährt.[4] Für jeden Barockabt von Banz ist diese Vorstellung aber abwegig, denn die Abtei ist schon lange völlig von den Kirchenfürsten in Bamberg abhängig. Protokollarische Provokationen werden vermieden. Als weitere Anschaffung des Abtes Benedikt wird vermerkt, dass er den Bücherbestand der Bibliothek vergrössert. Die Bücher bringt er vorläufig provisorisch im neuen «Bischofsbau» unter.
Während seiner elf Regierungsjahre sind acht Neueintritte verzeichnet. Die Novizen werden mit abgeschlossenen Studien, meist im Alter von durchschnittlich 22 Jahren aufgenommen und erhalten die Priesterweihe im Alter von 24 bis 26 Jahren. Auch für sie sind, wie schon für die Novizen unter Abt Kilian, Studiengang und Studienort nicht überliefert. Nur von einem der Neueintretenden wird ein Besuch der Universität Würzburg im Anschluss an die Primiz erwähnt. Abt Benedikt soll streng auf die Einhaltung der Disziplin und der Ordensregel geachtet haben – was auch immer dieser Gemeinplatz bedeuten mag. Jedenfalls «flüchtet» der Musiker und Komponist Valentin Rathgeber 1729 nicht deswegen für neun Jahre aus dem Kloster, denn das stillschweigende Einverständnis des Abtes für die Werbereise seines Konventualen liegt vor.[5]
Abt Benedikt Lurz kann nur elf Jahre regieren. Mit 56 Jahren stirbt er am 18. Januar 1731 an einem unglücklich vorgenommenen chirurgischen Eingriff in Banz. Er wird in der Klostergruft unter dem Kirchenneubau begraben.

Bauabt in Banz und in der Herrschaft
Auch Benedikt Lurz zählt zu den Bauäbten von Banz. Als er gewählt wird, ist die Kirche gebaut, nur die Ausstattung im Langhaus fehlt. Die vier Nischenaltäre des Langhauses sind noch durch seinen Vorgänger an Balthasar Esterbauer verdingt worden. Sie werden 1721 aufgebaut. Abt Benedikt beklagt sich in seinem Tagebuch über die ihm zu hoch erscheinende Akkordsumme von 200 fränkischen Gulden pro Altar. Für ihre Altarblätter handelt er mit Melchior Steidl 60 Gulden aus. 1723 bis 1726 werden die Altäre gefasst. Das Verhandlungstalent des Abtes zeigt sich bei seiner Bestellung der beiden bedeutend grösseren Seitenaltären. Er verdingt sie für je 100 Gulden an Johann Thomas Wagner. Die schon vor der Einweihung von Balthasar Esterbauer erstellte Kanzel lässt Abt Benedikt 1724 fassen und, nicht unbescheiden, mit seinem Wappen schmücken.
Eigentlicher Bauabt wird er aber mit der Fertigstellung des Klostergevierts, wofür zuerst die noch immer stehende alte Kirche abgebrochen werden muss. Er lässt mit ihrem Material durch den Baumeister Johann König die Terrasse bis zum Krankenhaus vergrössern und schliesst mit Baumeister Simon Weber den Akkord über den langen talseitigen Konventflügel, der dann aber erst 1732 begonnen wird. Schon vorher kann er den Südwestflügel (Bischofsbau) vollenden und an die Kirchenfront anschliessen.
Interessant sind zwei grössere Neubauten in der Herrschaft. Beides sind schlossähnliche Bauten. In Buch am Forst lässt Abt Benedikt 1722–1724 eine neue Hofanlage mit einem Herrenhaus von neun auf fünf Achsen erstellen. Der offensichtlich als Sommersitz dienende Bau liegt am Rand des Lichtenfelser Forstes an der Grenze zum Herzogtum Coburg. In Gnellenroth lässt der Abt 1728 anstelle einer einsam gelegenen Hofstatt ein Herrenhaus von fünf auf drei Achsen «in einer anmuthigen Gegend, eine halbe Stunde vom Kloster, zur Belustigung seiner Geistlichen erbauen».[6] Ist mit der Belustigung seiner Geistlichen die Sommerfrische oder gar die Jagd gemeint?

Porträt und Wappen
In der Äbtegalerie in Münsterschwarzach ist auch ein Porträt des Abtes Benedikt zu sehen. Wie im ähnlich gestalteten Bild seines Vorgängers berührt der Abt mit der Hand das Brustkreuz. Es ist der einzige Hinweis auf seine Abtswürde. Er trägt das übliche Scheitelkäppi, den Blick hält er gesenkt. Der seitlich des Kopfes gemalte Wappenschild ist kaum erkennbar. Das Gemälde eines unbekannten Malers könnte noch zu Lebzeiten des Abtes gemalt sein. Es stellt ihn im Alter von rund 50 Jahren dar.
Sein persönliches Wappen, wie es am Kanzelkorb zu sehen ist, zeigt in Blau einen aus (heraldisch) links hervortretenden geharnischten silbernen Arm, der einen Rosenzweig mit drei roten Blüten hält.

Pius Bieri 2020

<
Literatur:

Roppelt, Johann Baptist: Historisch-Topographische Beschreibung des kaiserlichen Hochstifts und Fürstenthums Bamberg. Erste Abteilung, nördlicher Theil. Nürnberg 1801.
Hotz, Joachim: Kloster Banz, in: Historischer Verein Bamberg, 30. Beiheft. Bamberg 1993.
Gass, Erasmus und Berthold: Johann Valentin Rathgeber. Ausstellungskatalog. Oberelsbach 2007.
Wendehorst, Alfred: Die Benediktinerabtei St. Petrus und St. Dionysus in Banz. St. Ottilien 2009.

Anmerkungen:

[1] Es sind:
Coelestin Lurz (1716–1789) aus Gerolzhofen, Neffe des Abtes Benedikt Lurz. Er tritt 1738 ins Kloster Banz ein, wirkt nach der Priesterweihe 1742 als Lektor der Theologie und Philosophie im Hausstudium, ist später Prior, Administrator (Statthalter) in Buch und Gleusdorf.
Johann Georg Franz Lurz (um 1696–1763) studiert seit 1713 in Würzburg, promoviert 1721 in Rechtswissenschaften, wird 1727 Wirklicher Hofrat in Bamberg und ist gleichzeitig Rechtsbeistand der von seinem Onkel geleiteten Abtei Banz. 1736 tritt er in den geistlichen Stand ein, wird 1741 zum Priester geweiht und ist 1745–1763 Fiskal des Hochstifts Bamberg.

[2] Kilian Düring oder Döring (1641–1720), Abt 1701–1720. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[3] Dem Kloster kostet der Aufwand für den Wahlakt 3500 fränkische Gulden, mehr als die Vertragssumme für den Neubau des talseitigen zweistöckigen Konventflügels. Für diesen Flügel schliesst Abt Benedikt 1729 einen Akkord über 2760 fränkischen Gulden. Der Bau wird aber erst 1732/33 vom nachfolgenden Abt um ein Stockwerk höher und um zwei Fensterachsen länger gebaut.

[4] Zu Abt Stephan Mösinger von Langheim siehe die Biografie in dieser Webseite.

[5] Johann Valentin Rathgeber (1682–1750) aus Oberelsbach. Er studiert ab 1701 an der Universität Würzburg und wird 1704 als Schulmeister und Organist am Juliusspital eingestellt. 1707 beruft ihn Abt Kilian wegen seiner musikalischen Fähigkeiten als Kammerdiener nach Banz, wo er im gleichen Jahr ins Noviziat eintritt. Er wird in Banz zum berühmten Komponisten und verlässt 1729 das Kloster für neun Jahre, um eine neunjährige Werbefahrt für seine Kompositionen zu unternehmen. Er besucht Abteien und musikinteressierte Fürsten in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich-Ungarn.

[6] Roppelt 1801.