Balduin Helm (1645–1720)

Abt OCist in Fürstenfeld 1690–1705

Herkunft
Als Sohn des Elias Helm und seiner Ehefrau Anna Maria Haim wird Christoph Ferdinand am 15. Mai 1645 in München geboren und in der Frauenkirche getauft. Sein Vater ist Hofsänger und stammt aus Salzburg. Sein Pate ist Hofkammerpräsident und Mitglied des Geheimen Rates am kurfürstlichen Hof. Christoph Ferdinand ist das fünfte Kind der Familie. Er besucht 1660/61 das Jesuitengymnasium in München und tritt 1663 ins Zisterzienserkloster Fürstenfeld ein.

Konventuale in Fürstenfeld
Bei der Einkleidung nimmt er den Klosternamen Balduin an.[1] 1664–1666 studiert er an der Jesuitenuniversität Dillingen. Dann wechselt er nach an die Jesuitenuniversität Ingolstadt, um dort bei Professor Beat Amrhyn[2] die letzten zwei Jahre des theologischen Fachstudiums zu absolvieren. 1668 wird seine Abschlussdisputation im Druck herausgegeben. 1669 wird er in Freising zum Priester geweiht.
Er amtet «excurrendo» als Pfarrvikar im nahen Bruck, was bedeutet, dass er im Kloster wohnt und das Amt von dort aus wahrnimmt. Das Amt teilt er mit Mitbrüdern, da er gleichzeitig auch als Sekretär des Abtes Martin Dallmayr[3] tätig ist und diesen, der auch Generalvikar der bayrischen Ordensprovinz ist, öfters auf Visitationen und bei Abtswahlen begleitet. Er unterrichtet zudem an der hauseigenen Lehranstalt. Bereits vor der Wahl zum Abt führt er den Titel eines Doktors der Theologie und des kanonischen Rechts.[4]

Abt in Fürstenfeld
Am 6. Juni 1690 wird der 45-jährige Balduin Helm als Nachfolger des verstorbenen Abtes Martin I. Dallmayr gewählt. Dieser hat das Kloster nach dem Dreissigjährigen Krieg zu neuer Blüte gebracht. Es ist wirtschaftlich gefestigt. Die Zahl der Konventualen ist seit 1640 um 29 Mitglieder gewachsen. Der neue Abt steht somit 48 Patres und Fratres vor, von ihnen haben 25 ein Universitätsstudium in Dillingen oder Ingolstadt absolviert.

Waldsassen
Zwölf der Fürstenfelder Konventualen, die 1690 auch an der Abtswahl teilnehmen, sind in Waldsassen[5] tätig. Seit 1669 ist die in der Reformation aufgehobene Zisterzienser-Reichsabtei wieder Zisterzienserkloster unter der administrativen Leitung von Fürstenfeld. Eine der ersten Amtshandlungen des neugewählten Abtes Balduin ist die Entlassung Waldsassens aus der Abhängigkeit von Fürstenfeld. Im Juni wird in Fürstenfeld ein Abt für Waldsassen gewählt. Wie alle Oberpfälzer Klöster, die um diese Zeit mit Zustimmung des kurfürstlichen Hofes selbstständig werden, bleibt aber auch Waldsassen landsässiges Kloster ohne politische Rechte.

Abt Balduin Helm als Prediger
Er ist sofort nach der Abtsweihe gefragter Prediger für hohe Festtage in München. Einzelne Predigten erscheinen im Druck, so die 1701 in der kurfürstlichen Hofkapelle gehaltene Festpredigt.[6] Er vergleicht in ihr die kurfürstliche Residenz und ihre Kapelle mit dem Tempel Salomons und ihren Erbauer Maximilian I. als den deutschen Salomon.

Bauabt 1691-1701
Der gebildete Abt kennt, so muss nur schon aus der Predigt von 1701 angenommen werden, die vielverbreitete Rekonstruktion des salomonischen Tempels von 1614.[7] Als er 1691 nach erfolgter Genehmigung durch den kurfürstlichen Geistlichen Rat den Grundstein für einen vollständigen Neubau der Klosteranlage und ihrer Ökonomiegebäude legt, könnte der salomonische Tempel, sicher aber nicht der Escorial-Palast in Madrid Vorbild sein.[8] Eher dient die Planung für die Abtei Tegernsee als direktes Vorbild.[9] Für seinen Neubau zieht er zudem nicht den Hofbaumeister Zuccalli, sondern dessen Rivale, den als freien Architekten und Bauunternehmer tätigen Giovanni Antonio Viscardi bei.[10] Die Wahl des 1689 aus Hofdiensten entlassenen und sich nun bei grossen Neubauten als Generalunternehmer empfehlenden Viscardi ist mit positiven Referenzen aus Hofkreisen zu erklären.[11] Die Bauarbeiten beginnen mit den neuen Ökonomiegebäuden im Süden der Kirche, 1695 können die neuen Konventräume bezogen werden und 1699 sind die Neubauten fertig. Sie verschlingen rund 120 000 Gulden.[12] Das Kloster kann aber diese Ausgabe verkraften. Dies, obwohl der Abt dem Kurfürsten Max Emanuel im gleichen Zeitraum nochmals 33 000 Gulden leiht.[13] Fürstenfeld ist in dieser Zeit die Wirtschaftslokomotive der Region. Nebst dem Klosterneubau lässt Abt Balduin zudem die Stadthäuser in Esslingen und München wieder errichten oder umbauen, baut neue Zehntstadel in Biburg und Bayerberg und lässt durch Viscardi auch das Sommerschloss Ried am Ammersee aufstocken.
1700 ist Grundsteinlegung der neuen Kirche, wieder ist Viscardi anwesend. Schon 1701 wird der Bau eingestellt.

Visitation 1701
Hauptgrund für die Einstellung der Arbeiten ist ein sich immer mehr zuspitzender Konflikt, der sich aus der Unverträglichkeit des absolutistisch begründeten Staatskirchentums des bayrischen Kurfürsten mit dem supranational organisierten Zisterzienserorden ergibt. Der Konflikt entzündet sich an einer vom Generalabt angeordneten Visitation des «ausländischen» Abtes Stephan Jung von Salem in Fürstenfeld. Die Visitation ist eine Folge von Klagen einiger führender Konventualen gegen ihren Abt, dem sie unter anderem auch Verschwendung vorwerfen. Am 2. September 1701 lässt sich Abt Stephan Jung anlässlich einer Audienz bei Kurfürst Max Emanuel in Schleissheim die bevorstehende Visitation genehmigen. Ihre Durchführung vom 3.–12. September wird heute ausschliesslich aus bayrischer Sicht wiedergeben und entspricht in etwa der Aussage des Kurfürsten «dieser Schwab hat mich hintergangen». Die hohen Geldflüsse von Fürstenfeld in die Privatschatulle des Kurfürsten und die offensichtliche Nähe zum kurfürstlichen Hof dürften Hauptquelle der vom Salemer Abt verhängten Massregelungen sein. Der derart sich einmischende «Schwab» wird aus Kurbayern verwiesen. Dieser hat sich aber, zusammen mit dem soeben von ihm gemassregelten Amtsbruder, nach Raitenhaslach begeben. Hier weiht der Salemer Reichsabt in Beisein der Äbte von Fürstenfeld und Aldersbach am 21. September die neuen Äbte von Raitenhaslach und Fürstenzell.
Schon kurze Zeit später, Anfang Dezember 1701, besucht Kurfürst Max II. Emanuel mit seinem Gefolge Fürstenfeld. Der Grund wird als unbekannt dargestellt, in Wirklichkeit kann es sich nur um einen Jagdausflug gehandelt haben.[14] Bezeichnend für die ungetrübten Beziehungen ist das Geschenk des Kurfürsten an den Abt. Er überreicht ihm einen Pokal im Wert von 700 Gulden.
Abt Balduin zieht sich nun aber vermehrt ins Stadthaus nach München zurück und zeigt sich in Verhandlungen mit den gegnerischen Konventualen kompromissbereit. Der interne Konflikt schwelt  aber weiter.

Spanischer Erbfolgekrieg und Resignation 1705
Im September 1702 eröffnet der bayrische Kurfürst mit dem Überfall auf die Reichsstadt Ulm den bayrischen Krieg gegen das Reich. 1703 muss der Konvent vor den anrückenden kaiserlichen Truppen flüchten, der Abt und ein Grossteil der Konventualen ziehen sich in das Stadthaus München zurück. 1704 erleiden die bayrisch-französischen Truppen bei Höchstädt eine vernichtende Niederlage. Der Kurfürst verfällt der Reichsacht und flieht in die Spanischen Niederlande.[15] Kurbayern kommt unter kaiserliche Administration. Mit dem Wegzug des Kurfürsten und seines Hofes hat Abt Balduin den letzten Rückhalt verloren. Anlässlich einer erneuten Visitation des Salemer Abtes[16] resigniert er am 29. Mai 1705.

Balduin Helm als resignierter Abt in Fürstenfeld, 1705–1720
Als Nachfolger wird der Superior von St. Leonhard, Casimir Cramer, gewählt. Der neue Abt  hat 1670 die Profess noch unter dem Vorgängerabt Martin I. Dallmayr geleistet. Er gehört, ebenso wie sein neuer Prior, nicht zur internen Oppositionsgruppe von fünf Konventualen, die alle ebenfalls seit 1670–1676 im Kloster sind. Diese werden jetzt mehrheitlich auf Aussenposten versetzt.[17] Auch dies relativiert die übliche bayrische Geschichtsschreibung, nach welcher der «fanatische Gegenspieler»[18] und «passionierte Inquisitor»[19] aus Salem «ein Komplott inszeniert»[20] habe, um den «nach der Inful lüsternen»[21] Konventualen zu dienen. Wie denn der Abt von Salem diesen internen Konflikt hätte lösen sollen, wenn nicht durch die üblichen und bewährten Neubesetzungen der Ämter, erläutern die heutigen säkular denkenden Geschichtswissenschafter nicht.[22] Selbst seine Verweigerung einer bescheidenen Pension für Abt Balduin Helm wird ihm angelastet, als wie wenn eine Pensionsauszahlung an einen resignierten Abt einem Normalfall gleichkäme.[23]
Der ehemalige Abt Balduin Helm muss noch eine zusätzliche Untersuchung der kaiserlichen Administration über den Finanzhaushalte während seiner Regierungszeit über sich ergehen lassen. Sie ist 1708 abgeschlossen und rehabilitiert den ausgezeichneten Ökonomen vollständig. In einem beruhigten Umfeld und in Absenz seiner alten Gegner kann Balduin Helm sich nun in Fürstenfeld ausschliesslich der schriftstellerischen Tätigkeit widmen. Seine rastlose Tätigkeit erläutert er mit den Worten «Ruhe macht Unruhe». Zwischen 1717 und 1720 veröffentlicht er fünf Werke.
Sein Nachfolger stirbt bereits 1714. Balduin Helm kann noch erleben, wie unter dem neuen Abt Liebhard Kellerer der Kirchenneubau in Fürstenfeld 1716 wieder aufgenommen wird. 1718 wird der fertiggestellte Chor bereits stuckiert.

Nekrolog vom 8. Mai 1720
Der Eintrag im Nekrologium von Fürstenfeld beschreibt mit wenigen Worten das Wirken von Abt Balduin Helm. Er wird hier als resignierter 32. Abt Fürstenfelds gewürdigt und mit seinen 1697 vom päpstlichen Stuhl erhaltenen Titel des Doktors der heiligsten Theologie und eines Protonotarius apostolicus aufgeführt. Nicht erwähnt ist der gleichzeitig erworbene Titel eines Ritters des päpstlichen Ordens vom goldenen Sporn und der römische Grafentitel. Anschliessend folgt die wichtigsten Stationen des Lebenslaufes:
–   15 Jahre ist er Abt. Er errichtet das Kloster von Grund auf neu und in grosser Pracht.
–   1705 verzichtet er freiwillig auf sein Amt (Resignavit liberrime 1705).
–   Als gesuchter Gelehrter veröffentlicht er hervorragende schriftstellerische Werke.
–   Er erlebt Profess- und Priesterjubiläum und stirbt mit 75 Jahren am 8. Mai 1720.

Wappen
Im 1699 und 1701 gedruckten Wening-Stich der neuen Klosteranlage von Fürstenfeld ist oben links der geteilte Wappenschild des Abtes zu sehen. Er zeigt, heraldisch rechts, den geschachteten Zisterzienser-Schrägbalken und links sein persönliches Wappen. Dieses ist geviertet. In Feld 1 und 4 ist (in Blau) ein Pelikan zu sehen, der anstelle seiner Jungen einen Bügelhelm im Nest vorweist. Die Bedeutung der seltsamen Kombination ist unklar. In Feld 2 und 3 ist (in Gold) ein Bauersmann, der in der Hand eine Ähre hält, dargestellt. Interessant ist die Schildzier. Heraldisch rechts ist die übliche Mitra mit Inful und Krummstab angebracht. Das rechte Gegenstück bildet eine Adelskrone. Mittig darüber schwebt der violette apostolische Notariatshut mit beidseits je sechs Quasten. Der Hut verweist auf die 1697 erfolgte Ernennung zum apostolischen Notar. Die Adelskrone dürfte ein Hinweis auf den römischen Grafentitel sein.[24] Offensichtlich ist Abt Balduin sehr stolz auf seine römischen Titel, zu denen auch das unter dem Schild angebrachte Malteserkreuz zählt. Es ist der päpstliche Orden vom goldenen Sporn. Die Bestätigung für die Interpretation der Schildzier liefert das Schriftband mit den Buchstaben F∙B∙A∙F∙P∙A∙E∙A∙S∙P∙A∙L∙C (FRATER BALDUIN ABBAS FUERSTENFELDENSIS PROTONOTARIUS APOSTOLICUS ET APOSTOLICAE SEDIS PALATINUS COMES).

Pius Bieri 2015

Literatur:
Dillmann, Erika: Stephan I., Fundamente des Barock, Salem 1988.
Wollenberg, Klaus: Aspekte klösterlichen Wirtschaftsverhaltens und kurfürstlicher Klosterpolitik im Zeitalter Max Emanuels, in: Zeitschrift für bayrische Landesgeschichte, Band 59, 1996.
Klemenz, Birgitta: Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld zur Zeit von Abt Martin Dallmayr 1640–1690. Weissenhorn 1997.
Mundorff Angelika: Abt Balduin Helm (reg. 1690–1705) in: Schiedermair, Kloster Fürstenfeld, 2013.
Trinkl, Stefan: Das Zisterzienserkloster Fürstenfeld unter Abt Balduin Helm 1690–1705. München 2015.


Anmerkungen:
[1] Namensvorbild ist der Zisterzienserabt Balduin von Rieti (†1140), ein Schüler des Bernhard von Clairvaux.

[2] P. Beat Amrhyn SJ (1632–1675) aus Luzern, 1661–62 Mathematikprofessor an der Universität Ingolstadt, 1663–66 Dozent der Philosophie, 1666–71 der scholastischen Theologie. Er stirbt auf der Überfahrt nach Peking an der Küste Guineas.

[3] Martin Dallmayr (1612–1690), Abt 1640–1690. Die Zahl der Konventualen gemäss Birgitta Klemenz (1997).

[4] 1697 werden ihm vom päpstlichen Stuhl auch die Titel eines Doktors der heiligsten Theologie und eines Protonotarius apostolicus, der päpstliche Ritterorden vom goldenen Sporn und der römische Grafentitel verliehen.

[5] Waldsassen ist 1133–1571 Zisterzienser-Reichsabtei in der Filiation Morimond und wird nach der Rekatholisierung der Oberpfalz 1669 von Fürstenfeld neu besiedelt und administrativ betreut.

[6] Ihr Titel:
Chur:Bayrischer ∙Tempel Salomonis. ∙Erste Predig.∙ An ∙ dem Jubl:Fest der hundert:jährigen Kirchweich ∙ Der Chur:Fürstlichen Hof:Capellen in München ∙ Gehalten von dem hochwürdigen in Gott∙ Herrn/Herrn ∙ BALDUINO ∙ Abbten ∙ Deß Würdigen GOttshauß und Closters ∙ Fürstenfeld deß befreyten Cistercienser-Ordens. ∙ In dem Jahr 1701. den 21. Augusti.

[7] Verfasser ist Juan Bautista Villalpando (1552−1608) aus Cordoba. Der zweite Band mit der Tempeldarstellung erscheint 1604 in Rom.

[8] Siehe dazu die Ausführungen in dieser Webseite «El Escorial und die deutschen Fürstabteien des Barock».

[9] Die Planung von Tegernsee (um 1675–1678) wird dem Hofbaumeister Enrico Zuccalli zugeschrieben. Siehe dazu «Tegernsee» in dieser Webseite. Ausführung durch Antonio Riva.

[10] Giovanni Antonio Viscardi (1645–1713) aus San Vittore im Misox. Siehe die Biografie auf dieser Webseite. Die Klosteranlage Fürstenfeld übernimmt er im Generalakkord.

[11] Viscardi wird 1689 auf Betreiben des Ober-Hofbaumeisters Zuccalli aus Hofdiensten entlassen. Grund ist die Furcht Zuccallis vor der Konkurrenz. Viscardi kann aber mit dem Bau des Jesuitengymnasiums in Landshut und dem Neubau des Lustschlosses Haimhausen schnell wichtige eigene Referenzen als Organisator grosser Bauaufgaben vorweisen, für die er zudem Unternehmerhaftung übernimmt. Die oft kolportierte Aussage, dass Kurfürst Max Emanuel «befahl», das neue Klostergebäude durch den eigens hierher abgeordneten Viscardi zu erstellen, ist nicht vereinbar mit der Entlassung und beruht auf dem «Chronikon» des Abtes Gerard Führer (1796–1803).

[12] 1691–1701, das heisst mit dem begonnenen Chorneubau sind es 128 667 Gulden.

[13] Es sind private Darlehen des Kurfürsten, dem schon der Vorgängerabt 50 000 Gulden leiht. Allein in der Amtszeit von Abt Balduin Helm lässt sich Kurfürst Max Emanuel 164 000 Gulden mit Schuldscheinen auszahlen, er zahlt aber weder Zinsen noch kann er oder Kurbayern die Schulden je zurückzahlen. Völlig wirkungslos ist 1699 auch das Schreiben des Abtes an den Kurfürsten, in dem er angesichts des geplanten Kirchenneubaus um Rückzahlung der Schulden bittet.

[14] Für den Bau der kurfürstlichen Zimmer im Prälaturflügel des neuen Klosters gibt es eigentlich nur eine einleuchtende Erklärung, nämlich die Nutzung für Jagdaufenthalte des Hofes. Überspitzt formuliert, hat Abt Balduin Helm auf eigene Kosten einen Jagdschloss-Ersatz für seinen Kurfürsten erstellt. Für die Jagden des kurfürstlichen Hofes werden sogar die Hunde im Kloster gezüchtet.

[15] Sein Bruder, der Kölner Kurfürst Joseph Clemens von Bayern, der sich ebenfalls mit den Franzosen verbündet, muss schon 1702 ins benachbarte Frankreich fliehen. Beiden wird 1715 eine Rückkehr ermöglicht.

[16] Abt Stephan I. Jung wird noch heute von bayrischen Historikern als intrigant, stolz, bösartig und aufbrausend dargestellt. Als einzige Quelle dient ihnen offensichtlich das «Chronikon» des Abtes Gerard Führer (1796–1803) und die Protokolle des gegnerischen Geistlichen Rates. Es wäre von Vorteil, sich in die Lage des Abtes von Salem zu versetzen. Dieser ist sicher kein Freund des bayrischen Kurfürsten, der in Salem kurze Zeit vorher noch 150 000 Gulden Kriegskontributionen erpresst hat und der erfolgreich in Kurbayern das Staatskirchentum nach französischem Vorbild durchsetzen will. Die Unterstützung des geflüchteten Herrschers durch Abt Balduin dürfte beim harten Durchgreifen des Salemer Abtes trotzdem irrelevant sein. Wie bei Ordensverbänden üblich, werden nämlich unüberbrückbare interne Zerwürfnisse unter führenden Mitgliedern am schnellsten mit einem Führungswechsel gelöst, sei dieser gerecht oder ungerecht. Dass die Gegenpartei, der kurfürstliche Geistliche Rat unter seinem Direktor Martin de Constante, die Situation völlig anders beurteilt, ist nicht verwunderlich. Noch sind die verheerenden Auswirkungen der Symbiose von kurbayrischem Staat und seinen Prälatenklöstern, die im 18. Jahrhundert zu ihrem systematisch betriebenen finanziellen Ausbluten führen, nicht voll absehbar. Mit der unverantwortlichen Finanzpolitik des Hasardeurs Max II. Emanuel ist aber der Startschuss gesetzt. Die Zusammenhänge hat offenbar Abt Stephan I. Sulger erkannt. Verwunderlich ist höchstens, dass die bayrischen Geschichtsschreibung sich noch heute vollständig auf die damalige kurbayrische Sicht abstellt. Zu Abt Stephan I. Jung siehe die Biografie in dieser Webseite.

[17] Es sind folgende fünf Konventuale:
Hyacinthus Frants *1654, Profess 1671, †1727 als Superior in Inchenhofen.
Guerwicus Eisenbarth *um 1657, Profess 1676, Prior bis 1705, †1714 als Prediger in Inchenhofen.
Philipp Cramer *um 1657. Profess 1671. †1713 als Provisor von Ainertshofen.
Hermann Denenberger  *1659, Profess 1677, †1739 als Senior in Inchenhofen, vorher Präfekt in Esslingen, 1718 Granarius in Inchenhofen.
Engelbert Zenger *1653, Profess 1671, †1705 in Fürstenfeld als Pfarrer von Bruck.

[18] Bezeichnung von Angelika Mundorff (2013).

[19] Abt Gerard Führer 1803 im «Chronikon».

[20] Martin de Constante 1701.

[21] Abt Gerard Führer 1803 im «Chronikon».

[22] Siehe dazu dei Anmerkung [16].

[23] Sie wird ihm dann 1708, in der Höhe von 150 Gulden jährlich, von der kaiserlichen Verwaltung trotzdem gewährt.

[24] Die Adelskrone mit fünf Zacken, wie im Wappenschild Helm, ist eigentlich dem niederen Adel vorbehalten. Die Grafenkrone hätte neun Zacken.

Der Wappenschild des Abtes Balduin Helm ist in der Vogelschauansicht der Klosteranlage Fürstenfeld, 1701 von Michael Wening veröffentlicht, links oben angebracht. Zum Eräuterung des Wappenschildes siehe den letzten Text-Abschnitt in der Biographie.
  Abt OCist Balduin Helm (1645–1720)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  15. Mai 1645 München   Kurfürstentum Bayern  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OCist der Zisterzienserabtei Fürstenfeld   1690–1705  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  8. Mai 1720 Fürstenfeld   Kurfürstentum Bayern  
  Kurzbiografie              
 

Hauptwerk des Abtes Balduin Helm von Fürstenfeld ist die grosse barocke Klosteranlage. Dank der guten Finanzlage des Klosters kann er den repräsentativen Klosterbau in kurzer Zeit durchführen. Der begonnene Kirchenneubau wird 1701 durch eine interne Opposition gegen den verdienstvollen Abt und später durch Verwicklungen des Kurfürsten in den Spanischen Erbfolgekrieg gestoppt. Die Nähe und Treue zum kurfürstlichen Hof wird Abt Balduin Helm zum Verhängnis. Er muss 1705 unter Druck des Ordens abdanken, der in Fürstenfeld die Ruhe wieder herstellen will. Für den resignierten Abt und gesuchten Prediger bedeutet dies nach 15 Jahren Regierung den Rückzug in eine ergiebige, gleichlange Periode als Verfasser von Predigtsammlungen.

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