Auf seinem Porträt der Äbtegalerie wird Abt Benedikt als zweiter Gründer des Klosters gelobt. Die Worte am unteren Rahmen lauten:
BENEDICTUS EBERSCHWANG WÖRTHENSIS PROFESSUS HUJUS MONASTERII CANONICE IN ABBATEM ELIGITUR 10. MARTII 1721. SECUNDUS ASCETERII FUNDATOR, QUI E FUNDO CELLAM HANC DOMINAE NOSTRAE AEDIFICAVIT. POSTQUAM 16. ANNIS SUMMA CUM LAUDE PRO= ET PRAEFUISSET OBYT PIISSIME IN DOMINO 13. JUNIJ 1737. AETATIS 66.
In der Porträtreihe der Frauenzeller Äbte des 18. Jahrhunderts fällt Abt Benedikt I. durch die etwas unbedarfte Darstellung und dem Fehlen aller individueller Züge aus der Reihe.
Foto: Bieri 2022.
Byern
Im März 1721 wählt der Konvent von Frauenzell aus seinen Reihen P. Benedikt Eberschwang als neuen Abt. Er beginnt 1722 mit dem offensichtlich notwendigen Klosterneubau. Die mangelnde Finanzkraft des Klosters und auch die zusätzlichen Steuerforderungen des dauernd überschuldeten Kurfürstenstaates verhindern einen zügigen Baufortschritt. Erst 1735 sind alle Klosterflügel nördlich der Kirche in barocker Regularität dreigeschossig erstellt. Noch steht die mittelalterliche Kirche. Auch für sie plant Abt Benedikt einen Neubau. Er stirbt aber kurz nach Beginn der Bauarbeiten 1737. Seinem Nachfolger überlässt er einen gefestigten Konvent, ein vollendetes neues Kloster, aber auch Schulden von 8000 Gulden.
Land 18. Jahrhundert
Kurbayern
Regierungszeit
1721–1737
Land 18. Jahrhundert
Kurbayern
Biografische Daten
Kurzbiografie
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Bildlegende
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Benedikt I. Eberschwang (1671–1737), Abt in Frauenzell

Benedikt I. Eberschwang (1671–1737)

Abt OSB in Frauenzell 1721–1737


Wörth, Frauenzell, Salzburg

Der spätere Abt von Frauenzell wird mit dem Vornamen Johann Adam als Sohn «angesehener Eltern» am 27. Dezember 1671 in Wörth an der Donau getauft. Er tritt 1691 in das das zwei Wegstunden oberhalb Wörth gelegene Kloster Frauenzell ein und leistet hier am 11. November 1692 unter dem Klosternamen Benedikt Profess. Überschwänglich wird in der Leichenpredigt und im Totenrotel seine Schulbildung vor dem Eintritt beschrieben, ohne dass ein Hinweis auf die Studienorte folgt. Ein schon 1689 eingetretener Mitkonventuale ist Maurus Bächel. [1] 1694 wird in Fruaenzell der gelehrte Placidus Steinbacher zum Abt gewählt. [2] Er fördert P. Maurus Bächel und auch den nur wenige Jahre jüngeren Fr. Benedikt Eberschwang. Dieser studiert Theologie in Salzburg. Mit 25 Jahren, am 27. Dezember 1696, feiert er Primiz. Danach bleibt er drei Jahre als Kaplan der Benediktinerinnenabtei Nonnberg in Salzburg.

Freising
1699 wird P. Benedikt als Professor an das fürstbischöfliche Lyceum in Freising berufen. Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck [3] lässt die 1695 eröffnete Studienanstalt durch Lehrkräfte aus der Bayerischen Benediktinerkongregation betreuen. Seit 1698 ist P. Wolfgang Rinswerger aus der Abtei Tegernsee Professor für Rhetorik in Freising und Vertrauter des Fürstbischofs, bis er 1707 als Abt nach Michelfeld gewählt wird. [4] Rinswerger ist vorher Professor in Salzburg und dürfte seinen Ordensbruder P. Benedikt dem Fürstbischof empfohlen haben. P. Benedikt tritt in seine Fussstapfen, wird Präfekt und Regens des Lyzeums, dann auch Geistlicher Rat des Fürstbischofs. Dieser langjährige Aufenthalt am Hof zu Freising wird 1721 mit seiner Wahl zum Abt in Frauenzell beendet.

Abt in Frauenzell
14 wahlberechtigte Mitbrüder des Frauenzeller Konvents wählen P. Benedikt Eberschwang am 10. März 1721 zu ihrem neuen Abt. Er wird in Frauenzell zum eigentlichen Bauabt. Es heisst, dass die kurfürstlichen Kommissäre nach einer Besichtigung der Gebäude dringend einen Klosterneubau empfohlen hätten. Die Empfehlung ist leicht ausgesprochen, den Frauenzell ist eines der ärmsten Klöster des Ordens. Finanzhilfen kann es nur von Privaten erwarten. Trotzdem beginnt Abt Benedikt 1722 mit dem Klosterneubau. Erst 1735 ist er vollendet. Zusammen mit dem Neubau der Klosterflügel lässt Abt Benedikt auch das sogenannte Klosterrichterhaus in der Fortsetzung der Abtei am Nordflügel und wahrscheinlich auch das Torhaus neu bauen. Zusätzlich zum Bauaufwand muss die Abtei 1734 an die Sanierung der hohen Schulden des Kurfürstentums mit einer ausserordentliche Staatssteuer beitragen, die Abt Benedikt nur mit Kreditaufnahmen bei anderen Abteien begleichen kann. Er plant den bisher zurückgestellten Neubau der Kirche trotzdem. Der Klosterchronist und Zeitzeuge Corbinian Kugler schreibt von einer Kontaktaufnahme des Abtes 1736 mit einem Asam, wahrscheinlich mit dem noch in Weltenburg tätigen Egid Quirin. Weil Abt Benedikt die beiden inzwischen berühmten Brüder bereits in Freising kennengelernt hat, ist dieser Hinweis auf sie als Berater für den Kirchenneubau ernst zu nehmen.
Mehr dazu siehe in https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Werke/a-g/Frauenzell.html.
Der Abt legt für den geplanten Neubau der Kirche noch im Frühjahr 1737 den Grundstein, nachdem er vorgängig den Friedhof von der Klosterkirche an die südlich gelegene Pfarrkirche verlegt. Die neue Klosterkirche kann nicht mehr unter seiner Regierung gebaut werden. Denn am 11. Juni 1737 stirbt Abt Benedikt I. Eberschwang nach 16 Jahren Regierung im Alter von 66 Jahren. Sein Grabstein ist heute im erhaltenen Teilstück des Kreuzganges nördlich der Kirche angebracht.

Das Wappen
Das persönliche Wappen des Abtes in ein viergeteilter Schild. In Feld 1 und 4 steht in Rot ein silberner, bekrönter Schwan über einem grünen Dreiberg. In Feld 2 und 3 liegen in Blau drei silberne Muscheln über silbernen Wellen.

Pius Bieri 2022

Literatur
Abt Benediktus Eberschwang, Blatt 171r–171v,in: Totenrotelsammlung des Benediktinerklosters Ensdorf, Band 2, 1730–1739, Provinzialbibliothek Amberg.
Flossmann, Joseph: Lob- | und | Traur-Red | Über das leibliche Hinscheiden | Des Hochwüridg-in Gott | Hochedlen / und | Gnädigen Herrn | HERRN | BENECICTI | …, Sankt Emmeram Regensburg 1737.
Sächerl, Joseph: Chronik des Benediktiner-Klosters Frauenzell, in: Verhandlungen des historischen Vereins Oberpflz und Regensburg, neue Folge Band 7, Regensburg 1853.

Anmerkungen
[1] Maurus Bächl/Bächel (1668–1749) aus Rötz in der Oberpfalz. Er leistet 1690 Profess in Frauenzell, feiert 1693 Primiz und wird hier Prior. In diesem Amt erfolgt 1711 die Postulation als Abt nach Ensdorf. 1713 wird er zum Abt von Weltenburg an der Donau postuliert. Er führt diese Abtei zu neuer Blüte und errichtet mit den Brüdern Asam einen Neubau. Abt Maurus resigniert 1743 und stirbt 1749.

[2] Placidus Steinbacher OSB, auch Stainbacher, Stainpacher (1642–1720) aus Straubing. Profess in Mallersdorf. Studien in Dillingen und Salzburg. 1680–1684 Regens am Konvikt in Salzburg. 1684–1694 Professor am «Studium commune» der Benediktinerkongregation in Prüfening. 1694 wird er im Amt des Priors von Mallersdorf als Abt nach Frauenzell postuliert. Er ist 1694–1720 Abt in Frauenzell, 1711–1717 auch Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation.

[3] Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck (1649–1727), Fürstbischof von Freising 1695–1727. Er ist Förderer von Wissenschaft, Kunst und Architektur und wird dabei von P. Karl Meichelbeck aus Benediktbeuern und P. Wolfgang Rinswerger aus Tegernsee, aber auch von den Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation tatkräftig unterstützt. Sein wichtigstes Vorhaben ist die Gründung der späteren Philosophisch-Theologischen Hochschule in Freising, für deren Aula er 1709 Hans Georg Asam beizieht. Er wirkt beim Bau der Dreifaltigkeitskirche in München 1714 auch für den Beizug von Cosmas Damian Asam. Der Aufstieg von Cosmas Damian Asam mit den Aufträgen der ersten zehn Jahre in der Oberpfalz beginnt deshalb nicht in Regensburg, dessen Bischofsstuhl lange ausschliesslich von Wittelsbachern besetzt ist, sondern im Umfeld des Fürstbischofs und der Benediktiner-Professoren von Freising

[4] Wolfgang Rinswerger (1658–1721) ist 1707–1721 Abt in Michelfeld und Förderer der Familie Asam, die er seit seiner Zeit in Tegernsee kennt. Ihm verdankt Cosmas Damian Asam 1716 den grossen Freskenauftrag in Michelfeld. Zu Rinswerger siehe den Beitrag in dieser Webseite unter
https://www.sueddeutscher-barock.ch/In-Bauherr/h-r/Michelfeld_Rinswerger.html.