Der Text unter dem Gemälde von «R.P.FRANC. FEGELI A SEEDORFF. FRIB.HELV.» beschreibt in Latein sein Leben. Das Gemälde im ehemaligen Jesuitenkolleg Fribourg dürfte nach der Vorlage eines kurpfälzischen Malers entstanden sein. Es zeigt P. Franz Fegely im Alter von ungefähr 60 Jahren. Mehr dazu siehe im nebenstehenden Text.
Foto: Bieri 2021.
Byern
Pater Franz Fegely von Seedorf stammt aus einer Patrizierfamilie der Stadt Freiburg im Üechtland (Fribourg). Nach dem Eintritt in den Jesuitenorden und den anschliessenden Studienjahren lehrt er vorerst an einigen Kollegien der oberdeutschen Jesuitenprovinz. Er ist Professor an der Universität Ingolstadt, als er 1732 für die Erziehung des achtjährigen Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach an den pfälzischen Hof gerufen wird. 1742 wird Carl Theodor Kurfürst. Fegely oder, wie er auch genannt wird, Pater Seedorf bleibt sein Vertrauter, Berater und Beichtvater. Vom Vertrauensverhältnis profitiert auch Fribourg. Für die von Fegely finanzierte Barockisierung der Jesuitenkirche stellt der Kurfürst pfälzische Planer und Künstler zur Verfügung.
Fegely
Land 18. Jahrhundert
Eidg. Stand Fribourg
Regierungszeit
1743–1758
Land 18. Jahrhundert
Kurpfalz
Biografische Daten
Kurzbiografie
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Bildlegende
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P. Franz Fegely von Seedorf S. J. (1691–1758)

P. Franz Fegely von Seedorf S. J. (1691–1758)

Auch: François de Fégely de Seedorf

Familie
Jean-François wird als Sohn von François-Nicolas de Fégely de Seedorf und der Anne Marie Françoise Ammann am 31. Dezember 1691 auf Schloss Romont geboren. Sein Vater ist zu dieser Zeit Landvogt des eidgenössischen Standes Freiburg (Fribourg) in der ehemals savoyardischen Stadt. Jean-François hat drei Brüder [1] und zwei Schwestern, [2] die das Erwachsenenalter erreichen. Die Familie des Freiburger Patriziats wird schon 1480 vom französischen König Louis XI wegen ihrer Verdienste in den Burgunderkriegen geadelt. König Henri III bestätigt den Adelstitel 1574. Inzwischen hat die Familie den deutschen Namen Foegellin (Vögeli) in Fégely geändert. Die Namensherkunft ist im Wappen dokumentiert. Es zeigt in Rot einen stehenden silbernen Vogel. Der Zweig Fégely de Seedorf erlischt schon 1754.

Jesuit und Lehrer 1709–1732
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Fribourg tritt Jean-François 1709 in Landsberg in das zweijährige Noviziat der Jesuiten ein. Nun verdeutscht er den Namen zu Franz Fegely. 1712 studiert er an der Universität Ingolstadt Philosophie. Für eine Lehrtätigkeit am Gymnasium in München unterbricht er für drei Jahre die Studien. 1717 bis 1721 ist er für das Theologiestudium wieder in Ingolstadt und wird 1721 in Eichstätt zum Priester geweiht. Anschliessend ist er Professor für Philosophie und Theologie an verschiedenen Kollegien der oberdeutschen Provinz, zuerst in Regensburg und Augsburg, dann 1726 und 1727 in Porrentruy, Luzern und Innsbruck. Ab 1729 lehrt er in Ingolstadt mit grossem Erfolg. Aussenstehende nennen ihn jetzt Pater Seedorf. Hier ist er auch Präsens der marianischen Kongregation und beginnt in dieser Eigenschaft mit dem Bau des Kongregationssaales, zu dem im April 1732 der Grundstein gelegt wird. [3] Er kann den Bau nur in den ersten Monaten begleiten, denn schon Ende November 1732 muss Fegely nach Drogenbusch bei Brüssel verreisen, um sich des achtjährigen Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach anzunehmen.

Hofprediger, Beichtvater und Erzieher am kurpfälzischen Hof
Die plötzliche Reise nach Drogenbusch hat eine Vorgeschichte. Seit 1690 regieren katholische Herrscher die Kurpfalz, seit 1716 ist dies Carl Philipp von Pfalz-Neuburg. Er residiert seit 1720 in Mannheim. Schon früh bestimmt der kinderlose Kurfürst als Nachfolger den 1724 geborenen Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach, der als Vollwaise am Hof seiner Grossmutter in Drogenbusch lebt. Der Kurfürst wünscht vom Jesuitenprovinzial als Instruktor und Beichtvater des erst achtjährigen und nur französisch erzogenen Thronfolgers einen ausländischen Jesuiten aus vornehmer Familie, gleichermassen der französischen und deutschen Sprache kundig, der zudem Doktor der Theologie sei. Er hätte mit diesen Vorgaben auch direkt den ihm offenbar bekannten Fegely anfordern können. 1736 bestimmt er ihn auch zum Nachfolger seines eigenen Beichtvaters und Hofpredigers P. Nikolaus Staudacher. [4] In Drogenbusch bleibt P. Franz nicht lange, denn schon 1734 ist er mit dem jungen Prinzen am Hof zu Mannheim anwesend. Hier ist soeben das Jesuitenkolleg bei der noch immer im Bau befindlichen Residenz fertiggestellt. Schnell gewinnt der Jesuitenpater das Vertrauen des jungen Prinzen und auch des Kurfürsten. Schon 1740 bezeichnen ihn die Franzosen in einer Instruktion an den französischen Gesandten als drittwichtigste Person am Hof, der sich aber wohl hüte, das Vertrauen des Kurfürsten zu missbrauchen, deshalb werde der Gesandte wenig von ihm erfahren.

Vertrauter des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz
Ende 1742 stirbt Kurfürst Carl Philipp. Anfang 1743 gelangt Carl Theodor zur Kurwürde. Fegely oder Pater Seedorf wird jetzt von französischer Seite polemisch als wichtigster Minister bezeichnet, ohne dessen Rat die anderen Minister nichts unternähmen. [5] Eine wichtige Rolle wird ihm bei der Konversion des Herzogs Friedrich Michael von Zweibrücken zum katholischen Glauben zugeschrieben, der mit einer Schwester von Carl Theodor verheiratet ist und dessen Sohn 1799 Nachfolger von Carl Theodor als bayerischer Kurfürst wird. 1755 meldet Fegely dem Jesuitengeneral auch die Bekehrung des regierenden Herzogs Christian von Zweibrücken. Man mag sich bei diesen Konversionen an den 1594 von Henri IV geäusserten Ausspruch «Paris vaut bien une messe» erinnern.

Die Jesuitenkirche Fribourg
Mit der Heimatstadt Fribourg und dem dortigen Jesuitenkolleg bleibt Fegely immer verbunden. Das Vertrauensverhältnis des pfälzischen Kurfürsten zu seinem Beichtvater zahlt sich auch für das Kolleg in der Heimatstadt Fribourg aus. 1756 stellt der Kurfürst Planer und Künstler für den Umbau der Kirche Saint-Michel zur Verfügung, die in Schwetzingen und Mannheim für den Hof arbeiten. Die Kirche kann 1756–1757 umgestaltet werden. Für die Finanzierung sorgt Fegely. der ihren neuen Innenraum kaum mehr gesehen hat.

Schwetzingen
Der kurfürstliche Hof von Mannheim wechselt in den Sommermonaten regelmässig in die Sommerresidenz Schwetzingen. Hier lässt der Kurfürst schon 1749 für Fegely am Schlossplatz das Gartenpalais Seedorf bauen. 1752 ist auch Voltaire während 14 Tagen Gast des Kurfürsten in Schwetzingen. [6] Eine direkte Begegnung des von Jesuiten erzogenen Philosophen mit dem fast gleichalterigen Jesuitenpater ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich. Die Toleranz gegenüber der Aufklärung ist im Umkreis des Mannheimer Hofes gross. Wie sich der Jesuitenpater dazu stellt, ist unbekannt. Die wissenschaftliche Aufklärung wird von ihm jedenfalls gefördert, dies beweist er mit seiner Förderung der physikalischen Sammlung und des Jesuiten und späteren Hofastronomen P. Christian Mayer. Mit Sicherheit ist er nicht Freimaurer, wie dies heute ohne jegliche Evidenz von freimaurerischen Historikern angeführt wird. [7]
Am 10. Juli 1758 stirbt P. Franz Fegely im Alter von 67 Jahren in seinem Sommer-Wohnhaus in Schwetzingen. Wenige Tage später trifft Voltaire zu einem nun zweimonatigen Aufenthalt ein, während dem er an «Candide» arbeiten wird.

Das Porträt im Kolleg Saint-Michel von Fribourg
Eine Gemäldegalerie der für das Kolleg wichtigsten Persönlichkeiten des 17. und 18. Jahrhunderts befindet sich im Erdgeschossgang des Ostflügels. Ihre Maler sind nicht bekannt. Alle Gemälde in der Grösse von 75 x 105 cm sind mit den Lebensdaten der jeweils Porträtierten versehen. Die Inschrift unter dem Porträt von P. Franz Fegely beschreibt in Latein seine Lebensstationen und sein Wirken:

R.P.FRANC. FEGELI A SEEDORFF. FRIB.HELV.
NAT.31.DEC.1691. SOC.INGRESSUS 14.OCT.1709. THEOLOG.DOCUIT ANN.7. INGOLDST.UBI ODEUM
MARIANUM CONSTRUXIT. THLGIÆ. IURISPR. HIST. MATH. MEDIC. PHIL. ELOQ. GRÆCÆ
LING. PERETISSMUS: CAROLI THEOD. ELECT. PALAT. INSTRUCT. ET CONF. PER 25 ANN.
CHRISTIANUM, ET FRIDERIC. PRINC. BIPONT AD ORTHO. FIDEM REDUXIT, LITTERIS
POLEM. IN PRÆCIPUAS EUROP. LING. VERSIS, QUAS BENEDICT.14 P. M. IN PAUCIS EGREGIAS
AUCTOREM VERO VIRUM SAP(IE)NTISSIMUM PRÆDICAVIT. FUIT IN CONSILIIS ORACULUM, IN
ADVERSIS IMMOTUS, IN HONORIBUS HUMILIS, IN PAUPERES PRODGUS, IN AULA SOLIDERE,
LIGIOSUS, IN COLL. TEMPL. BIBL. MANHEIM. MUNIFICENTISSIMUS, ECCLESIÆ VEROFRIB.
HELV. S.I. BENEF. INSIGNIS.OBIT SCHWEZINGÆ. 10.JUL.1758. ÆT. 67.

Pius Bieri 2021


Literatur
Duhr, Bernhard SJ:  Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge im 18. Jahrhundert, Zweiter Teil. München und Regensburg 1928.

Web
Fégely, de Fégely in: site généalogique et héraldique du canton de fribourg
François de Fégely de Seedorf, in: HLS
Collège Saint-Michel, portrait du père jésuite fribourgeois François Fégely de Seedorf (avec inscription)

Anmerkungen:
[1] Die Brüder sind:
1. Jean Balthazar (1681–1751), Offizier in französischen Diensten, führt ab 1740 das Régiment Fégely und stirbt als Generalleutnant in Paris.
2. Joseph Antoine (1683–1754), ist im Rat von Fribourg und auch Landvogt von Rue.
3. Nicolas François (1685–1708), fällt als Offizier in der Schlacht von Oudenaarde.

[2] Die Schwester Anne Marie Geneviève (* 1687) tritt in das Kapuzinerinnenkloster Montorge in Fribourg ein. Marie Thérèse (1695–1755) heiratet in Fribourg Emmanuel de Vonderweid. Ihr Sohn Nicolas de Vonderweid kann den grossen Familienbesitz Fégely mit Seedorf und Prez erben und baut bis 1689 das ältere Schloss Seedorf in Noréaz neu auf.

[3] Der Kongregationsaal Maria de Victoria wird 1732–1736 gebaut und von den Brüdern Asam ausgestattet. Auf dem Porträt von François de Fégely im Kolleg Freiburg wird vermerkt, dass er sieben Jahre in Ingolstadt doziert habe und dort auch den Kongregationssaal gebaut habe (UBI ODEUM MARIANUM CONSTRUXIT), was sicher für die Bauvorbereitung zutrifft.
Siehe dazu auch «Erdteilallegorien»

[4] P. Nikolaus Staudacher (1660–1736) aus Pfarrkirchen, 1709–1713 Rektor des Kollegs von Neuburg an der Donau, 1713 wird er vom späteren Kurfürst Philipp Wilhelm, damals habsburgischer Statthalter in Innsbruck, als Beichtvater und Universitätsprofessor gewünscht, was eine Versetzung als Rektor des Kollegs von Hall im Tirol bedeutet. 1720 kommen er und fünf weitere Patres mit dem Kurfürsten nach Mannheim, wo sie sogleich den Gymnasialunterricht eröffnen. 1729 wird die Jesuitenmission Mannheim mit 10 Patres und zwei Brüdern zur Residenz und 1735 zum Kolleg. Staudacher ist 1735–1736 auch der erste Rektor in Mannheim.

[5] Die Instruktion an den französischen Gesandten am kurpfälzischen Hof lautet: «Der brave und fleissige Kurfürst Carl Theodor hat drei Minister, P. Seedorff, Jesuit, sein Beichtvater, Schweizer von Geburt und Bruder des verstorbenen Herrn von Seedorff, General-Lieutenants in Diensten des Königs, Baron Wachtendonk und Baron von Wrede. Auf P. Seedorff hat der Kurfürst absolutes Vertrauen; die anderen Minister tun nichts ohne seinen Rat; ohne ihn kann man in keiner Sache etwas erhoffen. Er hat Geist und Scharfsinn, aber er ist argwöhnisch und versteckt; seine Neigungen regeln sich nur nach den Interessen für den Kurfürsten.» (Quelle: Übersetzung Bernhard Duhr S.J. 1928)

[6] Voltaire (1694–1778) hält sich als Gast von Carl Theodor mehrmals in Schwetzingen auf. 1753 schreibt der Philosoph und Schriftsteller der Aufklärung: «Ich bin augenblicklich im Lustschloss seiner Durchlaucht des Kurfürsten von der Pfalz. Es fehlt mir nur Gesundheit, um alle Vergnügungen zu genießen. Französische und italienische Komödie, grosse italienische Oper, Komische Oper, Balletts, grosse Essen, Konversation, Höflichkeit, Würde, Einfachheit, das ist der Mannheimer Hof». Seine Erzählung «Candide ou l'optimisme» (Manuskript 1758) verfasst er vermutlich in Schwetzingen, wo er auch der Aufführung seiner Tragödie «Le Fanatisme ou Mahomet le prophète» beiwohnt. 1768 schreibt er: «Ich will, bevor ich sterbe, noch einer Pflicht genügen und einen Trost genießen: Ich will Schwetzingen wiedersehen. Dieser Gedanke beherrscht meine ganze Seele». Seine Auflistung von 1753 gilt allerdings dem Hof und nicht dem Garten, der zu dieser Zeit eine einzige Baustelle ist.

[7] Der Garten von Schwetzingen wird seit einiger Zeit und mit bereitwilliger Unterstützung der staatlichen Schlösser und Gärten BW mit Freimaurerei in Verbindung gebracht. Die freimaurerischen Historikerinnen und Historiker betrachten Schwetzingen als ihren Garten, obwohl keine Quelle auf eine Verbindung zum Geheimbund deutet. Sie bezeichnen den Kurfürsten Carl Theodor als Freimaurer und ziehen daraus den Zirkelschluss, dass auch sein engster Vertrauter P. Franz Fegely dem Geheimbund angehört haben muss.