Franciscus Pappus von Tratzberg zu Laubenberg und Rauhenzell (1673–1753)

Abt OSB in der Mehrerau (1728–1748)

Die Familie Pappus
Franciscus Pappus stammt aus einer Feldkircher Familie, deren weltliche Mitglieder seit dem 16. Jahrhundert im Dienste der Habsburger stehen. Erzherzog Ferdinand verleiht 1573 Hartmann Pappus, Verwalter der Vogtei Feldkirch, den Titel «von und zu Tratzberg». Ein Sohn aus der kinderreichen Familie seines Neffen Otmar Pappus, [1] Johann Andreas Pappus von und zu Tratzberg (1605–1665), erzherzoglicher Rat in Innsbruck, fürstbischöflicher Rat und Kanzler, dann kaiserlicher Geheimrat, wird 1647 mit dem erledigten Reichslehen Laubenberg beliehen. Die Familie gehört nun zur schwäbischen Reichsritterschaft und führt den Titel «von Tratzberg zu Laubenberg». Der Familiensitz ist seither Schloss Rauhenzell bei Immenstadt im Allgäu. 1718 erhält Johann Andreas II (um 1645–1725), [2] Vogt zu Bregenz, durch Kaiser Karl VI. den Reichsfreiherrenstand. Er und die Nachkommen können sich «von Pappus und Tratzberg Freiherr zu Laubenberg und Rauhenzell» nennen. Die Familie erlischt 1929.
Viele Mitglieder der Familie sind geistlichen Standes. Der bekannteste unter ihnen ist Leonard Pappus von Tratzberg (1607–1677) aus Feldkirch, ein Sohn von Othmar Pappus aus dritter Ehe. Er ist Domdekan in Konstanz und Augsburg, Resident bei der schweizerischen Eidgenossenschaft und beim päpstlichen Hof, berühmt durch seine Geschichte des Dreissigjährigen Krieges («epitome rerum germanicarum ab anno MDCXVII ad annum MDCXLI», erstmals gedruckt 1641).

Franciscus Pappus, Abt OSB [3]
Geboren 1673 als Sohn des Johann Andreas II in Bregenz, tritt er nach den üblichen Studien in die Benediktinerabtei Mehrerau ein und wird 1728 zum Abt gewählt. Er ist Verfasser von mehreren theologischen Werken. Unter seiner Regierung wird 1740–1743 durch Johann Michael I von Bildstein die neue barocke Klosterkirche gebaut. Berühmter als Abt Franciscus ist sein Prior Apronian Hueber (1682–1755), dessen 976 erhaltene Briefantworten von 1719–1753 heute noch in 630 Exemplaren erhalten sind, und der vom regen wissenschaftlichen Gedankenaustausch der damaligen Zeit zeugen. Er erwirbt sich auch grösste Verdienste um die Klosterbibliothek. Abt Franciscus, den die Nachwelt weniger beachtet, resigniert altershalber 1748. Er stirbt am 1. März 1753 im Alter von 80 Jahren auf der Mehrerau und wird in der Westvorhalle der neuen Kirche begraben.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:
Arndts, Ludwig, (Hrsg.): Anmerkungen in: des Leonhard Pappus epitome rerum germanicarum, Wien 1856.

Weitere Literatur:
Spahr, P. Kolumban OSB: Die Äbteliste des Benediktinerklosters Mehrerau, in: Mehrerauer Grüsse. Neue Folge 39, Mehrerau 1973.

Anmerkungen:

[1] Otmar Pappus ist Hauptmann in kaiserlichen und spanischen Diensten. Er hat 19 Kinder in drei Ehen.

[2] Johann Andreas II ist ein Neffe des Kanzlers von Tirol, Johann Andreas Pappus.

[3] Wenig ist über diesen Bauabt der Mehrerau geschrieben, das Schlossarchiv Rauhenzell mit der Familiengeschichte der Pappus liegt noch völlig unerforscht in Augsburg. Er wird auch als Franciscus I. geführt, im Unterschied zum letzten Abt der Mehrerau, Franciscus II. Hund.

 

Von Abt Franziskus Pappus ist kein Porträt bekannt. Was er an Bauten geschaffen hat, ist zerstört. An sein Wirken erinnert das heute in der Stadtpfarrkirche St. Gallus befindliche Chorgestühl, das er dem Riedlinger Bildhauer Johann Joseph Christian 1742 in Auftrag gibt.
  Abt Franciscus Pappus von Tratzberg (1673–1753)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  1673 Bregenz Vorarlberg A   Vorderösterreich OA Bregenz  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB von Mehrerau   1728–1748  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  1. März 1753 Mehrerau bei Bregenz Vorarlberg A   Vorderösterreich OA Bregenz  
  Kurzbiografie              
 

Das Wirken und Leben der barocken Benediktineräbte der Abtei Mehrerau ist schlecht dokumentiert. Selbst der erste barocke Abt, der mit dem Neubau der Stiftskirche einen grösseren Eingriff ins mittelalterliche Gefüge wagt, geht in der heutigen zisterziensisch geprägten Geschichtsschreibung verloren und wird dann etwa in der offiziellen Homepage des Klosters Mehrerau als Franz Pappus von Lautenberg vorgestellt. Dieses Vergessen hat Abt Franciscus von Tratzberg zu Laubenberg und Rauhenzell nicht verdient. Die zwanzig Jahre seiner Regierung bedeuten die grosse barocke Blütezeit der seit dem 16. Jahrhundert in österreichischem Hoheitsgebiet liegenden Abtei.

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