Ulrich Johann Blank  (1673–1748)

Abt OPraem der Reichsabtei Marchtal 1719−1746

Als Sohn des Bärenwirtes Andreas Blank und seiner Ehefrau Anna Geiser wird Johann am 21. Dezember 1673 als fünftes von sieben Kindern in Uttenweiler geboren. Uttenweiler ist zu diesem Zeitpunkt eine Herrschaft der Herren von Stein.[1] Im zweieinhalb Wegstunden nördlich gelegenen Kloster Marchtal besucht Johann die niederen Klassen des Gymnasiums. Er tritt ins Kloster ein und leistet 1694 mit dem Klosternamen Ulrich Profess. 1696−1699 studiert er in Dillingen. 1699 feiert er Primiz und wird Vikar in Kirchbierlingen, ist 1707 und 1708 Professor am Hausstudium und 1717−1719 Grosskeller. Ulrich wird am 20. April 1719 mit 37 Konventstimmen zum Abt gewählt. Bei seinem Amtsantritt lasten auf der Abtei noch immer Schulden von 167 230 Gulden aus dem 1711 beendeten Erbfolgekrieg und dem Kauf der Herrschaft Uttenweiler. Sie können bis 1722 auf 68 000 Gulden abgebaut werden.
Abt Ulrich tritt jetzt auch als Bauherr auf, eher aus Zwang als aus einer barocken Baulust. Er stellt den Ausbau des nach 1703 nicht mehr weitergeführten Ausbaus des Südwest-Eckflügels fertig und wechselt 1724 von der alten, noch immer bestehenden Abtei in die neue Abtei im Südwest-Eckflügel. Gleichzeitig lässt er in der Stiftskirche die Altäre des Langhauses vollenden. 1737 sind fast alle Schulden getilgt. Nun kann der Abt auch den während dem Spanischen Erbfolgekrieg eingestellten Klosterneubau fortsetzen. Er verpflichtet die beiden Klosterbaumeister von Zwiefalten, Joseph Benedikt und Hans Martin Schneider zum Bau des Südflügels nach dem Gesamtplan von 1695. Der Bau ist 1744 bezugsbereit.
Später beschreibt der Chronist P. Sebastian Sailer die Regierung des Abtes Ulrich im lobenden Sinn mit den Worten «er verbannte aus dem Gotteshaus den politischen Weltgeist und schätzte sich glückselig genug, wenn er wackere Religiosen zählen konnte». Dies trifft zu, nur ist dies in Wirklichkeit ein Rückzug des gesamten Konventes aus geistigen Auseinandersetzungen mit der zur Aufklärung tendierenden Umwelt.[2]
Umso mehr fördert der Abt die Musikkultur. Er ermöglicht dem Musiktalent P. Isfrid Kayser eine Ausbildung am Augustinerchorherrenstift zu den Wengen in Ulm und legt so den Grundstein für dessen Wirken als Komponist, Musikdirektor und Chorregent in Marchtal.[3]
Düsterstes Kapitel der neuen Geisteshaltung sind die am Ende seiner Regierung wieder aufflammenden Hexenprozesse, bei denen er die Unterstützung der meisten Konventualen, auch des noch jungen Literaten P. Sebastian Sailer hat.
Krankheitsbedingt resigniert er am 24. Mai 1746. Er stirbt am 17. Oktober 1748 im Alter von 75 Jahren und wird in der Stiftskirche beim Tiberiusaltar begraben.
Sein Wappen ist geviertet. In Feld 1 und 4 übernimmt er das Wappen des Abtes Adalbert Rieger, in Rot ein silbernes lateinisches Kreuz über dem mit einem goldenen Schlüssel gekreuzten goldenen Schwert. Feld 2 zeigt in Blau ein goldene Sonne. Feld 3 stellt in Blau eine goldene Sonnenblume dar. Das Wappen ist über dem Eingangsportal des südlichen Mittelrisalites, zusammen mit dem Klosterwappen, angebracht. Abt Ulrich verwendet als Wappenzier nebst dem Stab und der Inful auch das Schwert.
Pius Bieri 2012

Literatur:
Schöntag, Wilfried: Germania Sacra, Dritte Folge 5: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz: Das Bistum Konstanz 6: Das reichsunmittelbare Prämonstratenserstift  Marchtal. Berlin und Boston 2012.
Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Blank (mit falschem Geburtsdatum)
http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/

Anmerkungen

[1] Die Uttenweiler Linie der von Stein stirbt 1692 aus. Die Herrschaft wird 1702 von Marchtal gekauft.

[2] Auch lässt er jetzt nur noch selten junge Kanoniker an die Universität, selbst wenn das Studium vom Vater bezahlt würde, wie im Fall von Rochus Raff aus Hayingen (1707−1782). Ausnahmen sind unter Abt Ulrich nur Karl Mader (1703−1736) und Judas Thaddäus Mezler (1707−1751), die ein Universitätsstudium in Dillingen belegen. Unter dem Nachfolger Edmund II. Sartor wird ausschliesslich im Hausstudium unterrichtet.

[3] P. Isfrid Kayser (1712−1771) aus Türkheim an der Wertach, Komponist von über 100 meist geistlicher Werke, auch Verfasser von (nicht mehr erhaltenen Stiftsannalen).

 

Am Mittelrisalit ist das Wappenschild von Abt Ulrich Blank mit seinem persönlichen Wappen und dem Klosterwappen angebracht. Die Helmzier zeigt Abtsstab, Mitra und Richtschwert. Sein persönliches Wappen ist geviertet. In Feld 1 und 4 übernimmt es das Wappen des Abtes Adalbert Rieger, in Rot ein silbernes lateinisches Kreuz über dem mit einem goldenen Schlüssel gekreuzten goldenen Schwert. Feld 2 zeigt in Blau ein goldene Sonne. Feld 3 stellt in Blau eine goldene Sonnenblume dar. Das Klosterwappen zeigt in Rot einen goldenen schräglinks laufenden Schlüssel, der mit einem silbernen Schwert gekreuzt und mit einem goldenen Stern überhöht ist.
  Ulrich Johann Blank  (1673–1748), Abt in Obermarchtal 1719–1748  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  21. Dezember 1673 Uttenweiler Baden-Württemberg D   Reichsabtei Marchtal  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Prämonstratenser-Reichsabtei Marchtal   1691–1705  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  17. Oktober 1748 Uttenweiler Baden-Württemberg D   Reichsabtei Marchtal  
  Kurzbiografie              
 

Als Abt Ulrich Blank aus Uttenweiler seine Regierung antritt, ist die Abtei Marchtal noch immer stark überschuldet. Abt Ulrich kann diese Schulden bis 1737 abbauen und den eingestellten Klosterneubau fortsetzen. Er ist Bauherr des Südflügels und lässt in der Stiftskirche die noch fehlenden Altäre des Langhauses erstellen. Weniger rühmlich ist die Vernachlässigung der im 17. Jahrhundert bewusst geförderten, hochstehenden Bildungsanstrengungen. Nur gerade die Musikkultur wird von ihm intensiv gefördert. Diese «Verbannung des politischen Weltgeistes» ist sicher mitverantwortlich für die schlimmen und rückständigen Hexenprozesse während seine Regierung.

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