Franz II. (Johann Georg) Schächtelin (1680–1747)

Fürstabt OSB von St. Blasien 1727−1747

Johann Georg Schächtelin wird am 11. November 1680 in Freiburg im Breisgau geboren. Als Konventuale der mächtigen Schwarzwaldabtei ist er seit 1725 Prior in Oberried und wird am 20. Januar 1727 mit dem Namen Franciscus II. zum Abt gewählt. Sein Name geht verdeutscht als Franz II. in die Annalen ein. Von seinen Vorgängern übernimmt der neue Abt einen gefestigten Konvent. Bedeutende Wissenschaftler sind unter den Konventualen zu finden. Die Abtei kann unter Abt Augustin Finck (1695−1720) durch Zusammenlegung verschiedener reichslehnbaren Herrschaften die Grafschaft Bonndorf gründen, die im Gegensatz zur Abtei nicht vorderösterreichischer Landstand ist. Der gleiche Abt barockisiert die grosse mittelalterliche Stiftskirche, das «Neue Münster», und zieht Br. Caspar Moosbrugger aus Einsiedeln für Neubauplanungen des Klosters zu. An diese Planungen knüpft Abt Franz II. an, als er noch 1727 mit dem jungen Johann Michael Beer II von Bleichten einen Vertrag für den Klosterneubau abschliesst. Der Sohn von Franz Beer II ist zu dieser Zeit in der Abtei Rheinau tätig und kann sich in St. Blasien gegen den Einsiedler Baumeister Johannes Rüeff durchsetzen, indem er die Moosbruggerplanung innovativ verändert. Das grosse Barockbauwerk ist 1746 fertig gestellt und hat Abt Franz II. über die ganze Regierungszeit beschäftigt. Die Ausgaben sind gewaltig. Der Bau kostet bis dahin unglaubliche 450 000 Gulden, das Achtfache des Konventneubaus von Rheinau und das Mehrfache desjenigen von Einsiedeln. Kein Wunder, dass das Kloster nun finanziell erschöpft ist.
Ebenso wie der Klosterneubau beschäftigen Abt Franz II. seine aufrührerischen Untertanen im Hotzenwald. Den berechtigten Forderungen der Bauern gegenüber taub, fordert der neue Abt beim Huldigungseid noch immer Leibeigenschaft und löst damit Unruhen aus, die er nur mit Hilfe von österreichischem Militär unter Kontrolle hält. 1739 werden die Aufrührer zum Tode verurteilt, was den Konflikt noch mehr anheizt. 1755 endet der verspätete Bauernkrieg mit der Verbannung von 122 Untertanen nach Ungarn.
Dem schlechten Verhältnis zu seinen Untertanen stehen traditionell gute Beziehungen zum österreichischen Kaiserhof gegenüber. Sie gipfeln 1746 in der Erhebung des Abtes von St. Blasien in den Reichsfürstenstand, der allerdings als Rechtstitel die schon 1699 vereinigten Reichsgebiete der Grafschaft Bonndorf haben.
Er stirbt am 7. August 1747.
Ein Stich des Fürstabtes von Peter Mayer, 1740 nach einer Vorlage von Jacob Carl Stauder, zeigt im Profil einen bauernschlau wirkenden Prälaten mit markanten, fleischigen, und nicht besonders sympathischen Gesichtszügen. Im Refektorium des ehemaligen Priorates Oberried befindet sich ein Ölporträt des Fürstabtes, gemalt 1741 von Jacob Carl Stauder.
Sein Wappen, in Rot ein schwarz-silbern geschachteter Schrägbalken, ist auf dem Abtspluviale des Pontifikalornates, dem «Wiener Ornat», das sich heute im Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal befindet, zu finden. Wir finden es auch am Todtmooser Pfarrhof, einem Priorat von St. Blasien, das unter Abt Franz II. neu erbaut wird.

Pius Bieri 2009

Benutzte Literatur:
Schäfer, Alfons: St. Blasien, in: Helvetia Sacra, Abteilung II, Band 1, Zweiter Teil, Bern 1986.
Booz, Paul: Bau und Kunstgeschichte des Klosters St. Blasien und seines Herrschaftsbereichs, Freiburg 2001.

Franz II. Schächtelin wird mehrmals von Jacob Carl Stauder porträtiert. Ein Gemälde hängt heute im Refektorium des ehemaligen Priorates Oberried im Schwarzwald. 1740 fertigt Peter Mayer den vorliegenden Stich nach einer weiteren Vorlage von Jacob Carl Stauder an. Es zeigt den Abt in strenger Profilansicht von rechts in einem Ovalrahmen über profilierter Brüstung einer Darstellung der neuen Klosteranlage anstelle des Wappens. Franz II. trägt die Mozzetta mit Pektorale und auf dem Haupt den Pileolus. In der Profilansicht treten die eher unschönen Gesichtszüge (fliehende Stirn, knollige Nase, aufgeworfene Lippen und Doppelkinn) besonders stark hervor.
Bildquelle: Wikipedia.
  Franz II. Schächtelin (1680–1747) , Abt in Sankt Blasien 1727–1747  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  11. November 1680 Freiburg i. B. Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt der Benediktinerabtei Sankt Blasien, Fürstabt ab 1746   1727–1747  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  7. August 1747 Sankt Blasien Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Franz II. Schächtelin beginnt kurz nach seiner Wahl mit dem Neubau der Klosteranlage, einem Unterfangen gewaltigen Ausmasses, dem mit Ausnahme des «Neuen Münsters» alle Vorgängerbauten zum Opfer fallen, und das ihn die ganze Regierungszeit beschäftigt. St. Blasien ist um diese Zeit ein Hort der Wissenschaften und der Künste und steht in der Gunst des österreichischen Kaiserhauses, das den Abt 1746 auch in den Reichsfürstenstand erhebt. Überschattet ist die Regierungszeit von Franz II. durch andauernde Unruhen rebellierender Untertanen im Hotzenwald, die durch sein absolutistisches Verhalten ausgelöst werden. So bleibt die Bilanz seiner Regierungszeit zwiespältig, Ruhm und Grösse St. Blasiens scheinen ihm wichtiger als das Wohl der Untertanen.

    StBlasienSchaechtelin  
  PDF (nur Text)       Bildlegende