Ernst Maximilian Joseph Graf von Montfort (1700–1758)

Herr von Bregenz, Tettnang und Argen

Er wird am 20. Januar 1700 geboren und ist zweitgeborener Sohn des Grafen Anton III. von Montfort (1670–1733) und seiner Ehefrau Maria Anna Gräfin von Thun (1664–1733).[1] Die Montfort sind ursprünglich mächtiger vorarlbergischer Hochadel, besitzen aber nach einem politischen und wirtschaftlichen Niedergang seit dem 16. Jahrhundert nur noch die Herrschaft Tettnang und Argen.[2] Ernst Maximilian wird noch im Tettnanger Stadtschloss, einem einfachen Bau des 17. Jahrhunderts, geboren. Ab 1713 baut sein Vater eine neue Residenz an Stelle der im Dreissigjährigen Krieg zerstörten Burg, wenige Steinwürfe südlich des Stadtschlosses. Joseph, der als ältester Sohn für die Nachfolge vorgesehen ist, stirbt schon 1708, sodass nun Ernst Maximilian für die Übernahme der Grafschaft Montfort erzogen wird. 1722 heiratet er Maria Antonia Eusebia Truchsess zu Friedberg und Trauchburg (1691-1767), die einer Nebenlinie der Erbtruchsessen von Waldburg entstammt.[3] Sie haben vier Söhne und eine Tochter, davon wählen zwei den geistlichen Stand.[4] Mit einer aufwändigen Hofhaltung und kostspieligen Neubauten, zu denen in erster Linie die neue Residenz gehört, sind die schon vorhandenen Schulden der Grafschaft inzwischen derart gewachsen, dass sein Vater unter dem Druck der Gläubiger 1727 ins Exil geht und die Regierungsgeschäfte an Ernst Maximilian übergibt.[5] Mit den Gläubigern wird ein Rückzahlungsaufschub vereinbart. Im «Neuen Schloss», so wird die praktisch vollendete Residenz in Tettnang genannt, baut Ernst Maximilian bis 1731 noch einige Räume aus. Aber um einen Schuldenabbau bemüht auch er sich nicht. Zwar hat er eine gute Bildung und ist am Kaiserhof geschätzt. Karl VI. ernennt ihn 1723 zum Kammerherrn, Karl VII. beim Amtsantritt zum wirklichen Geheimrat und 1744 zum Reichskammerrichter am Gericht in Wetzlar. Er ist auch Direktor des schwäbischen Grafenkollegiums. An der hohen Verschuldung des Hauses Montfort stört sich hier niemand, denn die kleinen und grossen absolutistischen Fürsten im Süden des Reiches verstehen unter Ökonomie ausschliesslich Geldbeschaffung. Und an Geld mangelt es fast allen. Als Angehöriger des hohen Reichsadels, als Fürst von Gottes Gnaden, macht man sich deshalb keine Sorgen. Nur so ist die weiterhin verschwenderische Hofhaltung mit grossen Festen, verbunden etwa mit einem dreistündigen Feuerwerk auf dem Bodensee, und das wieder verstärkte Engagement als Kunst- und Baumäzen zu verstehen.[6]
1753 soll für das Haus Montfort zum Unglücksjahr werden. Tochter und Schwiegertochter sterben in diesem Jahr, und am 11. November zerstört ein Grossbrand das «Neue Schloss». Aber schon im Frühjahr 1754 unternimmt man erste Schritte zur Wiederherstellung, wofür das Kloster Schussenried seinen Baumeister Jakob Emele zur Verfügung stellt. 1755 leiht Österreich 500 000 Gulden, um die Gläubiger zu befriedigen und um den Wiederaufbau zu beginnen, allerdings nicht uneigennützig.[7] So muss auch Graf Ernst Maximilian die Regierung an den ältesten Sohn Franz Xaver abtreten und auf den noch immer geführten Titel eines Herrn von Bregenz verzichten.
Er stirbt am 17. März 1758, im 59. Altersjahr.[8]
Er wird in der Kirche des Paulinerklosters Langnau, dem Hauskloster der Grafen Montfort-Tettnang, begraben.[9]
In der Wallfahrtskapelle Mariabrunn bei Eriskirch, die das Ehepaar Graf Ernst Maximilian von Montfort und Gräfin Maria Antonia von Waldburg 1746 stiften, lassen sich die beiden Stifter 1750 in den Seitenaltarblättern vom Maler Joseph Esperlin als hl. Eustachius und hl. Barbara darstellen. Der Graf als hl. Eustachius ist als Ganzfigur im Harnisch mit purpurnem Mantelumhang dargestellt. Er beugt das Knie vor dem Kreuz im Geweih des legendären Hirschs und wendet den Kopf mit der nun modischen Zopfperücke leicht dem Betrachter zu.
Ein weiteres Gemälde im Bacchussaal des Neuen Schlosses, posthum 1772 von Andreas Brugger gemalt, zeigt den Grafen in der schwarzen Hoftracht eines kaiserlichen Kammerherrn des 17. Jahrhundert, mit weitem spanischen Mantel und Degen, einer langen und breiten Halsbinde, eine Allongeperücke tragend und auf Dokumente im Hintergrund hinweisend, die vor einer Tischuhr liegen. Diese zeigt interessanterweise fünf nach zwölf.

Pius Bieri 2011

Benutzte Literatur:
Von Vanotti, Johann Nepomuk: Geschichte der Grafen von Montfort, Konstanz 1845.
Hosch, Hubert : Andreas Brugger (1737–1812), Sigmaringen 1987.
Burmeister, Karl Heinz: «Montfort» in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997)
Wenger, Michael: Texte in Tettnang, Neues Schloss und Stadt, Kunstführer, München und Berlin 2004.
Niederstätter, Alois: Grafen von Montfort, in: Historisches Lexikon Bayerns. 2015.

Links:
Wikipedia: Schloss Tettnang
Förderkreis Heimatkunde Tettnang: Grafen von Montfort
Wikipedia: Adelsgeschlecht Montfort
Historisches Lexikon Bayerns
Montfort, in Neue Deutsche Biographie



Anmerkungen:

[1] Geschwister sind Joseph (1696–1708) und Maria Theresia (1698–1751).

[2] Die Grafen von Montfort gründen im Mittelalter folgende Städte: Feldkirch, Bregenz, Bludenz, Sargans, Tettnang, Leutkirch, Scheer, Immenstadt und Langenargen. Die geografische Verteilung dieser Städte entspricht dem mittelalterlichen Herrschaftsgebiet des Geschlechts. Die Herrschaft Bregenz ist seit dem 16. Jahrhundert im Besitz Österreichs, wird aber noch im Titel geführt. Das Haus Montfort stirbt 1787 aus. Das Wappen der Montfort von Tettnang zeigt in Silber eine rote Kirchenfahne mit drei Hängeln. Das Land Vorarlberg übernimmt 1918 dieses Wappen.

[3] Sie tritt 1706 ins adelige Damenstift Buchau ein und tritt wegen der Heirat 1721 aus. Das Haus Friedberg ist eine Nebenlinie der Erbtruchsessen von Waldburg. Ihr Name wird deshalb auch als Maria Antonia von Waldburg zu Trauchburg (oder Waldburg-Scheer) geschrieben.

[4] Es sind die Kinder:
1. Franz Xaver (3. November1722 – 24. März 1780)
2. Anton IV. (16. November 1723 – 25. November 1787), der letzte männliche Namensträger der Montfort.
3. Johann Nepomuk (21. Februar 1725 – 27. November 1775), 1745 Domherr zu Köln und Speyer, Domkantor zu Konstanz, 1770 Chorbischof zu Köln, 1773 Kanonikus von St. Gereon zu Köln.
4. Johann Baptist (27. Februar 1728 – 1. Februar 1757), 1736 Domherr zu Köln.
5. Maria Adelheid (18. Juni 1730 – 20. Mai 1753).

[5] Der Zunahme Joseph zu den Vornamen dürfte als Hinweis auf das Erstgeburtsrecht seines verstorbenen Bruders sein.

[6] Er fördert unter anderen den Maler Dominikus Anton Maulbertsch (1684–1748) aus Langenargen und seinen Sohn Franz Anton Maulbertsch (1724–1796), der 1739 an die Akademie nach Wien geht und einer der bekanntesten Maler des österreichischen Spätbarocks und Frühklassizismus wird.

[7] Österreich sichert sich damit die Übernahme der Herrschaft. Die Summe nennt Johann Nepomuk von Vanotti (Literatur) mit 700 000 Gulden. Die Höhe dieser Summe kann im Vergleich mit dem Jahreseinkommen eines Handwerksgesellen von 80 bis 100 Gulden gesetzt werden.

[8] Unter «Nachgeholte merkwürdige Todesfälle» ist im 42. Band in «Neue Genealogisch-Historische Nachrichten» (Leipzig 1765) unter «I. Vom Jahre 1758» das Todesdatum festgehalten. «Maximilian Ernst, Graf von Montfort, Kaiserl. Königl. würklicher geheimer Rath und des Schwäbischen Grafen-Collegii Director, starb den 17. März im 59sten Jahre seines Alters.» Ärgerlich, dass dieses Datum entweder mit 1759 (die übliche Falschangabe) oder, aufgrund der falschen Angaben von Vanotti (Literatur), mit 1755 eingesetzt wird, so auch im Kunstführer.

[9] Das Paulinerkloster Langnau, zwischen Hiltensweiler und Oberlangnau gelegen, ist seit dem Mittelalter Hauskloster der Linie Montfort zu Tettnang. Es wird 1787 durch Kaiser Joseph II. säkularisiert und 1794 abgebrochen. Das Hochaltarbild der Klosterkirche von Camillo Procaccini (1555–1629) ist heute in der Pfarrkirche von Hiltensweiler. Auch die Gebeine von elf Angehörigen des Hauses Montfort kommen 1794 in die Arnoldskapelle südlich der Pfarrkirche, darunter Graf Ernst Maximilian und seine beiden Gemahlinnen Maria Josepha und Maria Antonia Eusebia. Die Epitaphen werden beim Abbruch zerstört. Heute erinnert eine schlichte Tafel in der Arnoldskapelle an sie.

 

Ausschnitt aus einer Stifterdarstellung auf einem Seitenaltar in der Wallfahrtskapelle Mariabrunn bei Eriskirch. Graf Ernst Maximilian von Montfort lässt sich 1750 vom Maler Joseph Esperlin als hl. Eustachius darstellen. Der Graf ist als Ganzfigur im Harnisch mit purpurnem Mantelumhang dargestellt. Er beugt das Knie vor dem Kreuz im Geweih des legendären Hirschs und wendet den Kopf mit der nun modischen Zopfperücke leicht dem Betrachter zu.
Bildquelle (Altarblatt): Andreas Praefcke in Wikipedia.
  Ernst Maximilian Joseph Graf von Montfort (1700–1758)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  20. Januar 1700 Tettnang Baden-Württemberg D   Grafschaft Montfort  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Graf von Montfort, Herr von Bregenz, Tettnang und Argen.   1727–1755  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  17. März 1758 Tettnang Baden-Württemberg D   Grafschaft Montfort  
  Kurzbiografie              
 

Ernst Maximilian Joseph Graf von Montfort übernimmt von seinem Vater eine hochverschuldete Grafschaft. Er ist ein klassischer Vertreter des Adels seiner Zeit, für den Geldschulden zur Normalität gehören und der unter Ökonomie ausschliesslich die nachträgliche Geldbeschaffung versteht. 1753 brennt das Neue Schloss in Tettnang. Trotz seines Ansehens in Adelskreisen findet der Graf für den Wiederaufbau und für die Besänftigung der Gläubiger nur Österreich als Kreditgeber. Dass Montfort die Schulden nie begleichen kann, weiss auch Österreich, und wird damit zum Anwärter auf die Grafschaft Montfort.

    ErnstMaxMontfort  
  PDF (nur Text)       Bildlegende