Maria Antonia Constantina (Maria Scholastika) Freiin von Falkenstein (1667–1739)

Äbtissin OCist 1709–1739 in Wald

Sie ist Tochter des Freiburger Schultheissen und k. k. Kämmerers Johann Erhard Maria von Falkenstein, Herr zu Hausen und Rimsingen und der Anna Franziska Ursula von Mercy. Ihr Vater wird 1664 in den österreichischen Freiherrenstand erhoben. Fünf ihrer Schwestern sind Nonnen. Ihr Bruder Marquard Franz Leopold ist 1709−1717 Landkomtur des Deutschen Ordens in Altshausen. Ihr zweiter Bruder Ignaz Franz Dominik ist mit der Walder Konventualin Maria Rosina Anselma von Bodman verschwägert. Rosina Anselmas Tante ist die bis 1709 in Wald regierende Äbtissin, ihr Onkel der regierende Fürstabt in Kempten. Der dritte Bruder, Euseb Anton Adalbert (1671−1739), Stiftsdekan in Kempten, wird von ihm als sein Nachfolger bestimmt. Der Konvent von Kempten rebelliert aber gegen den unverhüllten Nepotismus und verweigert 1728 die Wahl. Euseb Anton Adalbert geht deshalb 1730 als Bischof von Csanád nach Temeschwar in Ungarn. Der Bischofsstuhl wird ihm von Graf Claudius Florimund Mercy (1666-1734), einem Vetter aus mütterlichem Stamm, vermittelt.
Die geschilderten Familienzusammenhänge sind für die adeligen Konventualinnen des Klosters Wald eher Regel als Ausnahme. Für die männlichen Mitglieder ihrer Familien bildet der Nepotismus die Überlebensstrategie. Die weiblichen Familienmitglieder werden, wenn keine Verbindung zu vermögenden Geschlechtern hergestellt werden kann, für das Klosterleben bestimmt.

Maria Scholastika von Falkenstein wird 1667 in Freiburg in Breisgau getauft und tritt 1682 mit 15 Jahren ins Kloster Wald ein. Mit einer Summe von 1000 Gulden erkauft sich ihre verwitwete Mutter den Erbverzicht. Maria Scholastika nimmt bei ihrer Profess den Klosternamen Maria Antonia an. 1696 wird sie Priorin. 1701 schenkt ihr Bruder, der Kemptener Stiftsdekan, dem Kloster Wald die Reliquien des Katakombenheiligen Dioskorus. Die feierliche Aufstellung in der neuen Kirche wird mit der gleichzeitigen Benediktion der Äbtissin Jakobe von Bodman verbunden.
Am 28. Februar 1709 wird Maria Antonia zur Äbtissin gewählt. Die Benediktion durch den Salemer Abt findet 1711 statt, verbunden diesmal mit den Translationsfeierlichkeiten der nun gefassten Reliquien des hl. Dioskorus. 1737 legt sie vor dem Bischof von Csanád, ihrem Bruder, eine zweite Profess ab und nimmt den zweiten Klosternamen Constantina an.
Die Äbtissin geht wie ihre Vorgängerin als Bauäbtissin in die Klostergeschichte ein. 1721 beauftragt sie den Elchinger Baumeister Christian Wiedemann, der vom dortigen Abt empfohlen wird, mit dem Neubau von Konventgebäuden westlich des Jennerflügels. 1721−1728 erstellt Wiedemann den von Süden nach Norden verlaufenden neuen dreigeschossigen Westflügel mit einem südlichen Abschlusspavillon und einem Mittelrisalit, der den Westabschluss des Verbindungsflügels darstellt. Im südlichen Teil des Westflügels ist nun der Konvent. Der nördliche Teil ist Gastflügel. Der Verbindungsbau in der Flucht der Kirche nimmt die Abteiräume auf. Die Neubauten kosten 35 200 Gulden und werden nun als «Neues Kloster» bezeichnet. Dank einer wirtschaftlichen Blüte, die auch der guten Verwaltung des 1704−1731 amtierenden Oberamtsmanns Johann Jakob Mayer zu verdanken ist, führt dies zu keiner Verschuldung.
Am 24. Dezember 1739 stirbt Äbtissin Maria Antonia im 73. Lebensjahr. Sie wird in der Kirche an der südlichen Langhauswand beerdigt. Ihr Grabstein (1765) weist sie als Erbauerin des neuen Abteigebäudes aus. Eine Votivtafel, von ihr in Auftrag gegeben, zeigt sie in kniender Stellung dem hl. Johannes Nepomuk das Kloster Wald empfehlend. Die Tafel hängt am nordwestlichen Langhauspilaster. Hier und am Grabstein findet man auch ihr Familienwappen: In Blau ein goldener Hirsch.

Pius Bieri 2009

Benutzte Literatur:
Kuhn-Rehfus, Maren: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz, Bistum Konstanz 3: Das Zisterzienserinnenkloster Wald, Berlin 1992.

 

Epitaph der Äbtissin Maria Antonia von Falkenstein. Er wird 1765, nach abgeschlossener Kirchenrenovation, vom Bildhauer Franz Sartori in Hosskirch geschaffen. Er ersetzt, wie auch das Epitaph Bodman, wahrscheinlich einen alten Grabstein. Der Wappenschild der Familie von Falkenstein zu Rimsingen ist über der Inschrift angebracht.
Er ist auch über den Eingangsportals der Risalite zu sehen. Dort zeigt er in Blau auf goldenem Dreiberg stehend einen goldenen Hirsch, der auch wachsend die Helmzier bildet. Der Bildhauer hat beim Epitaph trotz den guten Vorbildern an den Fassaden das Wappen verändert. Er stellt den Hirsch linksgewendet, in Schwarz und ohne Dreiberg dar.

Zum Wappenschild über dem Eingangsportal der Risalits an der Nordfassade. (Bild : Andreas Praefcke in Wikipedia).
  Maria Antonia Constantina von Falkenstein (1667–1739)  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  1667 Freiburg i. Br. Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Äbtissin der Zisterzienserabtei Wald   1709–1739  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  24. Dezember 1739 Wald Baden-Württemberg D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Die Äbtissin Maria Antonia Constantina von Falkenstein wird, wie ihre Vorgängerin, auf dem Grabstein als Bauäbtissin von Wald gewürdigt. «Hat das neu Abteij-gebaÿ erbautet» steht unten geschrieben und verweist damit auf ihre grosse westliche Klostererweiterung, die sie mit dem Elchinger Klosterbaumeistern Christian Wiedemann 1721 beginnt. Das Bauvorhaben fällt in eine wirtschaftlich gute Zeit, es entsteht keine Verschuldung. Wenig ist von ihrer weiteren Tätigkeit bekannt. Sie steht einem Konvent von 34 Frauen vor, davon nur fünf von bürgerlicher Herkunft. Wald ist um diese Zeit noch immer Versorgungsstätte adeliger Töchter.

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