Als Sohn des Hofbildhauers Jacob van der Auwera und seiner Ehefrau Maria Christina Onghers wird er am 24. Oktober 1708 in Würzburg geboren und getauft. Er geht zu seinem Vater in die Lehre. Im Neubau der Residenz trifft er 1723 den in Paris ausgebildeten Bildhauer Claude Curé, mit dem er ein freundschaftliches Schüler-Lehrer-Verhältnis pflegt. Auf der Baustelle Residenz ist um diese Zeit der Nordblock im Bau, die Bildhauerwerkstätten Esterbauer, Curé und Auvera arbeiten gleichzeitig. Im Innern stuckieren die Brüder Castelli.[1] Alle genannten Meister sind auch begnadete Zeichner und Entwerfer. Entwürfe für Steinhauerarbeiten liefert selbst der Hofmaler Anton Clemens Lünenschloss.[2] Von diesem Schmelztiegel französisch-italienischer Einflüsse profitiert auch der junge Auvera. 1729 wird Friedrich Carl von Schönborn, ein in Wien geprägter Förderer der Künste, zum Fürstbischof von Würzburg und Bamberg gewählt. Er verschafft dem 21-jährigen Bildhauer einen Studienaufenthalt in Wien. 1730 bis 1736 hält sich Johann Wolfgang in Wien auf. Er ist an der Akademie eingeschrieben und arbeitet gleichzeitig bei einem Hofbildhauer im Umfeld des Johann Lucas von Hildebrandt.[3] 1737 kommt er nach Würzburg zurück. Hier beginnen am Residenzneubau die grossen Bildhauerarbeiten, geprägt von den planerischen Vorgaben Hildebrandts und geleitet von Balthasar Neumann. Auwera wird von beiden geschätzt, er wird jetzt auch Leiter der Werkstatt und Hofbildhauer.[4] 1740 reist er mit Neumann nach Brühl und in die Niederlande. Nach der Rückkehr ist Auwera vermehrt auch an der Rokokoausstattung in der Residenz tätig, nun gemeinsam mit dem Stuckateur Giuseppe Antonio Bossi, im speziellen für das Spiegelkabinett, für die Hofkirche und für erste Entwürfe der Treppenhausgestaltung. 1742 heiratet er Maria Cordula Curé (1723–1764), die Tochter des Hofbildhauers Claude Curé. Die Werkstatt Auwera ist um diese Zeit in den beiden Hochstiften Würzburg und Bamberg führend. Mit Balthasar Neumann arbeitet Johann Wolfgang van der Auwera auch auswärts, so für die Ausstattung der Peterskirche in Bruchsal oder für die Schlosskirche im kurkölnischen Brühl. Kein Aufwand wird gescheut, um auch an bestes Material zu gelangen. Für die beiden Schönborn-Epitaphe im Dom zu Mainz und für die sechs grossen Altarplastiken der Hofkirche kommt Carraramarmor zur Anwendung. Er wird über Gibraltar und Amsterdam mit dem Schiff transportiert.[5] 1746 stirbt Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn. Während dreier Jahre läuft in der fast fertiggestellten Residenz nichts mehr. Die Werkstatt Auwera ist nun vermehrt in Pfarr- und Stiftskirchen tätig. 1744–1747 folgt die Ausführung des Herkulesbrunnens im Garten der Abtei Ebrach, nachdem der ursprünglich beauftragte Johann Peter Benkert 1744 Hals über Kopf nach Potsdam zieht. 1749 wird in Amorbach die Rokokokanzel erstellt. Im gleichen Jahr gibt der neue Fürstbischof das «Vestibül» in der Residenz, die grosse und später klassizistisch umgebaute Eingangshalle, in Auftrag. In Veitshöchheim ist die Werkstatt Auwera für Schloss- und Gartenplastiken unter der Leitung von Johann Wolfgang van der Auwera tätig, als dieser am 27. März 1756 mit 48 Jahren in Würzburg stirbt. Seine Witwe übergibt die Leitung der Werkstatt an ihren Schwager Lucas Anton, heiratet dann aber 1759 den Bildhauergesellen Johann Peter Wagner[6] , der damit Besitzer und 1771 auch Hofbildhauer wird. Er setzt das künstlerische Erbe der Werkstatt Auwera in klassizistischer Zeit fort.
Nur ein Ölbildnis Johann Wolfgangs ist bekannt. Das Gemälde ist 1945 verbrannt und hat damit das gleiche Schicksal erlitten, das alle von der Auwera-Werkstatt geschaffenen Holzplastiken in der Würzburger Innenstadt und auch den zeichnerischen Nachlass getroffen hat.
Pius Bieri 2011
Sedlmaier, Richard und Pfister, Rudolf: Die fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg. München 1923.
Friedrich, Verena: Rokoko in der Residenz Würzburg. München 2004.
Frieden, Max H. von: Auwera, Johann Wolfgang van der, in: Neue Deutsche Biographie 1, Seite 461, München 1953. Link: http://www.deutsche-biographie.de/sfz69382.html.
[2] Anton Clemens Lünenschloss (1678–1763), ist 1703–1717 in Italien und ab 1719 in Würzburg. Er wird 1731 Johann Rudolf Byss unterstellt.
[3] Hildebrandt ist Mentor. Auvera hält sich bei einem Hofbildhauer des mit Hildebrandt befreundeten Prinzen Eugen auf. Es soll sich um Johann Christoph Mader handeln, bei dem Johann Baptist Straub (1704–1784) als Geselle arbeitet. Straub ist 1730 Mitschüler an der Wiener Akademie. Auch diesem späteren genialen Bildhauer des bayrischen Rokoko wird ein Einfluss auf die Entwurfstätigkeit des Johann Wolfgang van der Auvera zugeschrieben.
[4] Eine qualitative Zuordnung an die einzelnen Familienmitglieder ist nicht möglich. Eine Zuordnung kann nur für die Entwürfe gemacht werden. Hier ist Johann Wolfgang van der Auvera führend.
[5] Der Schiffstransport der Steine für die Epitaphe von Mainz dauertvom November 1740 (Verlad in Massa Carrara) bis zum Mai 1743 (Ankunft in Mainz).
[6] Johann Peter Alexander Wagner (1730–1809) aus Kloster Theres.
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