Geboren am 15. April 1688 als Sohn eines Altarbauers in Türkheim (Herrschaft Mindelheim), erhält Johann Georg Bergmüller die erste Ausbildung in der väterlichen Werkstatt. Er macht 1702–1708 eine Lehre auf Kosten von Herzog Maximilian Philipp von Bayern beim Hofmaler Andreas Wolff in München. 1708–1709 ist er am Düsseldorfer Hof tätig und kann, wiederum mit einem Stipendium des Herzogs, 1711 eine Bildungsreise in die Niederlande unternehmen. 1713 erhält er in Augsburg die Meistergerechtigkeit und heiratet im gleichen Jahr die Augsburgerin Maria Barbara Kreutzer. Er ist nun Augsburger Bürger und wird Mitglied der reichsstädtischen Malerakademie. 1730 wird er deren Direktor und ab 1740 auch fürstbischöflicher Hofmaler.
Augsburg ist Anfang des 18. Jahrhunderts, auch dank der Tätigkeit Bergmüllers, in Konkurrenz zum Münchner Hof zu einem Zentrum der Barockmalerei und zu einer wichtigen Ausbildungsstätte geworden. Später bedeutende Augsburger Rokokomaler wie der Tiroler Johann Evangelist Holzer (geb. 1709) oder der aus Mähren stammende Gottfried Bernhard Göz (geb. 1708) sind Schüler Bergmüllers. Als Freskant, Altarmaler und Grafiker entfaltet Bergmüller und seine Augsburger Werkstatt eine umfangreiche Tätigkeit in Schwaben und Bayern. Das bedeutendste Werk der ausklingenden Hochbarockperiode sind die 1729 fertig gestellten Gewölbefresken in der Benediktiner-Abteikirche von Ochsenhausen. In Bildfeldern, durch den Régence-Stuck im gotischen Gewölbe vorgegeben, nimmt er mit raffinierten räumlichen Dispositionen und duftigen Pastelltönen das kommende Rokoko bereits vorweg. Den Durchbruch schafft er 1736 mit den grossformatigen Deckenfresken in der Augustinerchorherren-Stiftskirche von Diessen am Ammersee. Es folgen 1741–1742 die bedeutenden Fresken der Prämonstratenser-Abteikirche Steingaden. Bergmüller setzt sich auch mit kunsttheoretischen Fragen auseinander. Bereits 1723 erscheint seine «Antropometria», eine Kupferstichfolge zur Proportionslehre. 1752 veröffentlicht er eine merkwürdige Schrift, «Die geometrischen Verhältnisse der Säulen-Ordnung aus dem Quadrat der Dorischen Ordnung...», in der er alle Proportionen auf die dorische Ordnung zurückführen will. 1754 stürzt er in der Augsburger Kirche St. Lamberti[1] vom Gerüst und zieht sich nach der Genesung vom Freskenmalen zurück. Johann Georg Bergmüller stirbt am 30. März 1762 im Alter von 74 Jahren in Augsburg.
Bergmüller hat in Diessen sein Hauptwerk geschaffen. Hier ist am deutlichsten spürbar, was die Qualität seiner Arbeiten auch in Ochsenhauseen und in Steingaden ausmacht: Über dem realen Kirchenraum öffnet sich der Blick nach oben in einen historischen Ereignisraum, in welchem von ganz oben wiederum alle Heiligen einwirken. Mit den «di sotto in su» Darstellungen stehen die historische Architektur und die darin agierenden Personen am Übergang zur himmlischen Ewigkeit. Die zeichnerische Präzision, die verständliche erzählende Darstellung und die rational disponierte Bildanlage lassen Bergmüller als den Decken-Historienmaler schlechthin erscheinen. Seine Schüler und Nachfolger werden das bayrische Rokoko derart prägen, dass in Bayern heute gemeinhin Barock mit diesem Spätstil verwechselt wird.
Pius Bieri 2008
Bekannte Schüler und Nachfolger von Johann Georg Bergmüller:
Johann Evangelist Holzer (1709–1740, Clemenswerth).
Gottfried Bernhard Göz (1708–1774, Augsburg).
Johann Georg Wolcker (1700–1766, Augsburg).
Johann Wolfgang Baumgartner (1702–1761, Augsburg).
Franz Martin Kuen (1719–1771, Augsburg).
Johann Baptist Enderle (1725–1798, Donauwörth).
Johann Baptist Baader (1717–1780, Schlehdorf).
Matthäus Günther, Akademiedirektor 1762–1784 (1705–1788, Wessobrunn).
Johann Anton Huber, Akademiedirektor ab 1784 (1737–1815, Augsburg).
Benutzte Literatur:
Bauer, Hermann: Barocke Deckenmalerei in Süddeutschland, München 2000.
Links:
http://de.wikipedia.org/
http://www.stadtarchiv.augsburg.de/
http://www.deutsche-biographie.de/
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Werke von Johann Georg Bergmüller
Werkauswahl Decken- und Wandgemälde (Quelle Dehio):
Kreuzpullach b. Schäftlarn, Wallfahrtskirche Heilig-Kreuz, 1710 (Deckenfresken). |
Augsburg, Marienkapelle im Mariendom, 1721 (Fresken, 1988 neu gemalt). |
Eichstätt, Klosterkirche Notre Dame, 1721 (Deckenfresken). |
Augsburg, Dominikaner-Klosterkirche St. Magdalena, 1724 (Entwürfe für die Deckengemälde, ausgeführt von seinem Schüler Alois Mack). |
Augsburg, Franziskaner- oder Barfüsserkirche , 1725 (Deckenfresken 1944 zerstört). |
Augsburg-Pfersee, Pfarrkirche St. Michael, 1725 (Deckenfresken). |
Bellamont, Pfarrkirche St. Blasius,1725 (Deckengemälde, 1896 übermalt). |
Fultenbach, Benediktiner-Stiftskirche, 1724 (Deckenfresken) |
Laupheim, Pfarrkirche St. Peter und Paul, 1726 (Wandgemälde). |
Ochsenhausen, Benediktiner-Stiftskirche, 1729 (Deckenfresken). |
Augsburg, Franziskanerinnen-Klosterkirche Maria Stern, 1730 (Deckenfresken 1944 zerstört, neu 1960 von Karl Manninger). |
Augsburg, Dominikanerinnen-Klosterkirche St. Katharina, 1730, (Deckenfresken, 1833 zerstört). |
Augsburg, Ev. Pfarrkirche Heilig-Kreuz, 1730 (Fresken im Altarraum). |
Stadtbergen, Pfarrkirche St. Nikolaus, 1730 (Deckenfresken). |
Augsburg, Augustinerchorherrenkirche Heilig-Kreuz, 1732 (Deckenfresken, 1944 zerstört. |
Augsburg, Ev. Kirche St. Anna, 1732/33 (Deckenfresken). |
Diessen am Ammersee, Augustinerchorherren-Stiftskirche Mariä Himmelfahrt, 1736 (Deckenfresken). |
Banz, Benediktinerabtei, Bibliothek, 1738 (Deckenfresken). |
Steingaden, Prämonstratenser-Abteikirche St. Johannes Baptist, 1741/42 (Deckenfresken). |
Stuttgart, Ständehaus, 1745 (Fassadenmalereien, 1944 zerstört). |
Ochsenhausen, Benediktinerabtei, 1745 (Deckenfresko in Prälatenstube). |
Fulpmes im Stubaital (A), Pfarrkirche St. Vitus, 1747 (Fassadenfresko). |
Haimhausen, Schloss, Festsaal und Kapelle, 1750 (Deckengemälde). |
Augsburg, Fürstbischöfliche Residenz, heute Regierung von Schwaben, 1752 (Fresken im Treppenhaus). |
Grafrath, Wallfahrtskirche, 1753 (Decken- und Wandgemälde). |
Werkauswahl Altarblätter (Quelle Dehio):
Kreuzpullach, Wallfahrtskirche, 1710. | Merching, Pfarrkirche, 1712. |
Mering, Franziskuskapelle, 1712. | Buxheim bei Memmingen, 1713 u. 1718. |
Kirchhaslach, Wallfahrtskirche, 1715. | Tannhausen, Pfarrkirche, 1716. |
Ehingen, Konviktkirche, 1718. | Ummendorf, Pfarrkirche, 1719. |
Ochsenhausen, Stiftskirche, 1719 u. 1742. | Biberach, Stadtpfarrkirche, 1720. |
Salzburg, Kollegienkirche, 1719. | Straubing, St. Jakob, 1720. |
Eichstätt, Notre Dame, 1721 (heute Arnsberg). | Obermedlingen, Pfarrkirche, 1722. |
Batzenhofen, Pfarrkirche, 1723. | Mühlhausen im Täle, Pfarrkirche, 1724. |
Bellamont, Pfarrkirche, 1725. | Donauwörth, Stiftskirche Hl. Kreuz, 1725-1728. |
Laupheim, Schloss Obersulmetingen, 1726. | Kaufering, Pfarrkirche, 1725-1730.. |
Rheinau (CH), Klosterkirche, 1728. | Augsburg, St. Katharina, 1728. |
Violau, Wallfahrtskirche, 1729. | Aldersbach, Abteikirche, 1728. |
Nasgenstadt, Pfarrkirche, 1730. | Augsburg, ev. Heilig-Kreuz-Kirche, 1730. |
Eichstätt, Jesuitenkirche, 1730 und 1733. | Stadtbergen, 1730. |
Donauwörth, Heilig-Kreuz-Kirche, um 1735. | Aulzhausen, Pfarrkirche, 1735. |
Ellwangen, Wallfahrtsweg, 1734. | Augsburg, Heilig-Kreuz, 1732 (zerstört). |
Banz, Stiftskirche, 1740. | Diessen, Stiftskirche, 1740. |
Prittriching, Pfarrkirche, um 1753. | Landsberg am Lech, Hl. Dreifaltigkeit, 1748. |
Lindau, Damenstiftskirche, 1753. | Landsberg am Lech, Stadtpfarrkirche, 1753. |
Dillingen, Schlosskapelle, 1754. | Landsberg am Lech, Heilig-Kreuz, 1755. |
Wies, Wallfahrtskirche, 1756. | Dillingen, Jesuitenkirche, 1756. |
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