Johann Lorenz Fink (1745–1817)

Fürstlich bambergischer Hofwerkmeister und Hofarchitekt in klassizistischer Zeit

Johann Lorenz Fink wird als Sohn von Johann Conrad (1707–1785) und seiner Ehefrau Anna Hofmann (1716–1774) am 5. Dezember 1745 in Memmelsdorf bei Bamberg geboren. Sein Vater ist Maurer, der 1733 von der Baustelle Werneck[1] auf Befehl des Fürstbischofs für Bauvorhaben nach Schloss Seehof[2] bei Memmelsdorf kommt, wo er auch Wohnsitz nehmen muss. Er stammt aus Riefensberg im Bregenzerwald, wandert nach Franken aus und wird in Bamberg 1761 Hofmaurermeister. Sein Sohn beginnt 1760 bei ihm die Lehre. 1764-1766, als Maurergeselle, ist Johann Lorenz in Zeichnerausbildung beim Neumann-Schüler Johann Michael Fischer[3] in Würzburg. Anschliessend begibt er sich auf eine dreijährige Wanderschaft ins Rheingebiet, ins Elsass und nach Paris. 1769 ernennt ihn Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim zum Bamberger Hofwerkmeister. Grössere Bauaufgaben führt er erst unter dem Nachfolger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal aus, der 1779–1795 regiert. Wichtigster Bau im Dienst des aufgeklärten Regenten ist das Allgemeine Krankenhaus in Bamberg, eine 1787–1789 erstellte Dreiflügelanlage in barocker Tradition mit Mansarddächern und klassizistischem Mittelrisalit.[4] Für den gleichen Fürstbischof erstellt er im ehemaligen Jesuitenkolleg Bibliothek und Naturalienkabinett, das «zu den schönsten Raumschöpfungen des Frühklassizismus im süddeutschen Raum gehört».[5] Fink wird jetzt als Hofarchitekt bezeichnet. Er baut auch für Auftraggeber ausserhalb des Hofes. Abt Johann Nepomuk Pitius von Langheim zieht den bekannten Hofwerkmeister und Architekten für Neubauten seiner Abtei bei. Gesichert ist allerdings nur die Erstellung des östlich abschliessenden Pavillons, des Priorats von 1792. Hier zeigt Fink, dass er sich undoktrinär auch an den stark dekorativ geprägten Barock der vorhandenen Gebäude Krohnes[6] anpassen kann. Zugeschrieben wird ihm auch die vorgeblendete klassizistische Kirchenfassade, die heute abgebrochen ist. Als die Zisterzienserabtei 1802 durch einen Grossbrand stark beschädigt wird, zieht man den Bamberger Hofarchitekten sofort für Notmassnahmen und Neuplanungen bei. Die Ausführung der Planungen unterbleibt, denn zusammen mit dem Hochstift Bamberg wird 1803 auch Langheim säkularisiert. Die neuen bayrischen Herrscher beschäftigen Fink weiter. Als Baubeamter ist er nun für Bauaufnahmen und Nutzungsvorschläge vieler säkularisierter Bauwerke zuständig. Noch 1812–1813 wird in Burgkunstadt, wo er 1783 für die Stadtpfarrkirche die Einturmfassade neu errichtet hat, auch Langhaus und Chor nach seinen Plänen erbaut. Am 19. Mai 1817 stirbt Johann Lorenz Fink in Bamberg im Alter von 72 Jahren.
Mit seinen Bauten hat er im Hochstift Bamberg den Barock abgelöst, selbstverständlich, ohne den akademischen Klassizismus zu propagieren und immer in Rücksicht auf die bestehende barocke Umgebung.

Pius Bieri 2010

Benutzte Literatur:
Hanemann, Regina: Johann Lorenz Fink (1745–1817), München 1993.

Anmerkungen:

[1] Werneck ist Sommerresidenz der Würzburger Fürstbischöfe, von Balthasar Neumann und Johann Lucas von Hildebrandt 1733–1745 erbaut. Bauherr ist Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn, der auch Fürstbischof von Bamberg ist.

[2] Seehof ist die Residenz der Bamberger Fürstbischöfe. Hier werden die Orangerien und Torhäuser von Justus Heinrich Dientzenhofer neu gebaut. Als dieser 1744 unerwartet stirbt, führt die Witwe das Geschäft weiter. Johann Conrad Fink ist bis zu seiner Anstellung als Hofmaurermeister hier leitend tätig.

[3] Johann Michael Fischer (1727–1788), Würzburger Hofbaumeister, Mitarbeiter im Büro von Balthasar Neumann.

[4] Die Anlage ist heute zu einem Hotel umgebaut, das mit dem Namen «Residenzschloss» nicht an die zweihundertjährige vorherige Nutzung erinnern will.

[5] Zitat Regina Hanemann.

[6] Gottfried Heinrich Krohne (1703–1756), Weimarer Hofbaumeister, erstellt 1735–1743 die Klosteranlage Langheim.

  Johann Lorenz Fink (1745–1817)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum (Taufe) Geburtsort     Land  
  5. Dezember 1745 Memmelsdorf bei Bamberg     Oberfranken Bayern D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Fürstbistum Bamberg     Bamberg  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  19. Mai 1817 Bamberg     Oberfranken Bayern D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Fürstbistum Bamberg     Bamberg  
  Kurzbiografie        
  Als Johann Lorenz Fink seine Ausbildung als Maurer bei seinem Vater und als Zeichner im Würzburger Baubüro Johann Michael Fischer 1766 beendet, beginnt die Wende vom Barock zum Klassizismus. Folgerichtig geht der junge Fink nun auf Wanderschaft nach Westen bis nach Paris. Zurückgekehrt, wird er Hofbaumeister in Bamberg. Sein wichtigster Bau in Bamberg ist das Allgemeine Krankenhaus, eine noch durchaus barock anmutende Mehrflügelanlage. Wichtig sind seine heute meist zerstörten Bauten in Langheim, wo er beim Bau des Priorats Einfühlungsvermögen bei der Anpassung an die barocken Bauten zeigt.     FinkLangheim  
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Der noch bestehende Südost-Pavillon der zum grossen Teil zerstörten Barockabtei Langheim (heute Klosterlangheim) ist das von Johann Lorenz Fink 1792 errichtete Prioratsgebäude. Zum 1735–1743 vom Weimarer Hofbaumeister Gottfried Heinrich Krohne mit stark dekorativen Natursteinfassaden erstellten Südflügel fügt Fink den noch fehlenden Eckpavillon in fast identischer barocker Formensprache an.

1787–1798 baut Fink in Bamberg das Allgemeine Krankenhaus, das auch als klassizistisches Gebäude dank der Mansard-Dächer noch barocke Haltung zeigt.
> Zum Bild des Allgemeinen Krankenhauses.