Francesco Antonio Giorgioli (1655–1725)

Francesco Antonio Giorgioli wird am 15. November 1655 in Meride geboren. Er ist Sohn von Giovan Pietro, genannt «il Longo», eines Holzbildhauers aus Meride mit Werkstatt in Lugano. Seine Mutter, Maria Sybilla Buzzi, stammt aus der italienischen Nachbarschaft. 1677 heiratet er Margerita Roncati aus Meride, die aus einer Maler-Stuckateur- und Bildhauerfamilie stammt. Er könnte, vor seiner Heirat, in der Familie Roncati auch die ersten Lehrjahre als Maler verbracht haben. Er bildet sich in Mailand weiter. 1680–1683 ist er in Rom und Florenz anzutreffen, wo er nebst den üblichen Auftragsarbeiten auch Kopien berühmter Werke im Auftrag eines Florentiners ausführt. Dann arbeitet er wieder in der Heimat, vor allem in den südbündnerischen Tälern. 1687 bis 1690 reist er nach Warschau zu seinem Bruder Carlo Giuseppe, der dort als Stuckateur arbeitet. Hier erstellt er im Auftrag des Fürsten Lubomirski ein Kuppelfresko für die Kirche des hl. Antonius von Padua.[1] 1691–1692 ist er in Eisenberg, Coburg und Weimar nachgewiesen. Er arbeitet hier vermutlich mit seinem Landsmann Bartolomeo Luchese zusammen. 1692 beginnt mit einem Auftrag in Beromünster die Werkreihe der grossen Arbeiten in Klosterkirchen der Bistümer Konstanz und Chur, die 1722 mit den Fresken in St. Trudpert endet. 1695 stirbt seine erste Frau, er verheiratet sich neu mit Jacoba Vassalli aus Riva San Vitale, die ebenfalls aus einer Künstlerfamilie stammt. Von 13 Kindern aus erster und zweiter Ehe erreicht nur die Hälfte das Erwachsenenalter. Die Familie sieht Giorgioli wie alle Tessiner Wanderkünstler nur im Winterhalbjahr, oder bei seinen gelegentlichen Aufträgen in der Heimat. Eine seiner besten Arbeiten im Tessin ist in der romanischen Kirche San Silvestro von Meride zu finden. Die wirkliche Meisterschaft zeigt er aber in den Werken nördlich der Alpen, wo er als Protegé der Benediktineräbte in den Klosterkirchen Pfäfers, Muri, Rheinau und St. Trudpert mit seinen Fresken «al buono» zu den Gesamtkunstwerken der Innenräume einen wesentlichen Beitrag leistet. Giorgioli wird als versierter und produktiver Freskant beschrieben, der sich durch einen eigenständigen, wenn auch zuweilen repetitiven Stil auszeichnet. Seine Arbeiten sind von einer ausgesprochenen Helligkeit und Transparenz geprägt, die zu den schweren und satten Tönen der hochbarocken Monumentalmalerei in Gegensatz stehen. 
Francesco Antonio stirbt am 15. November 1725 im Alter von 70 Jahren in seinem Heimatdorf Meride.

Pius Bieri 2008

Werke in Sakralbauten der Bistümer Konstanz und Chur:

Beromünster, Stiftskirche, 1692 (zerstört)
Pfäfers, Benediktiner-Abteikirche, 1693–1694
Muri, Benediktiner-Abteikirche, 1696–1697
Säckingen, Fridolinsmünster, 1699–1701
St. Blasien, Benediktiner-Abteikirche, 1701–1707 (zerstört)
Blatten, Wallfahrtskapelle St. Jost, 1707 (zerstört)
Rheinau, Benediktiner-Abteikirche, 1708–1709
Disentis, Benediktiner-Abteikirche, 1713
St. Trudpert, Benediktiner-Abteikirche, 1710 /1716–1722

Werke südlich der Alpen, im Gebiet der italienischen Schweiz:

http://it.wikipedia.org/wiki/Francesco_Antonio_Giorgioli

Benutzte Literatur:

Keller-Schweizer, Elisabeth: Die Fresken von Francesco Antonio Giorgioli, in: Die Klosterkirche Rheinau, Zürich 1997.

Links:
http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D22402.php
Biographie in www.tessinerkuenstler-ineuropa.ch

Anmerkung:
[1] Die Kirche liegt an der Czerniakowska 2/4.

 

  Francesco Antonio Giorgioli (1655–1725)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  15. November 1655 Meride   Tessin CH  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Eidgenössische Vogtei Lugano   Como  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  15. November 1725 Meride   Tessin CH  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Eidgenössische Vogtei Lugano   Como  
  Kurzbiografie        
  Francesco Antonio Giorgioli ist zwischen 1692 und 1722 gesuchter Freskant der Benediktinerabteien im südlichen Teil des Bistums Konstanz und im Bistum Chur. Er hat hier um 1700 kaum Konkurrenz einheimischer Freskanten zu fürchten und ist mit seinen volkstümlichen und heiteren Fresken dieser Periode bei den Äbten beliebt. Scheinperspektivische Darstellungen, wie sie Andrea Pozzo bereits propagiert, sind ihm fremd. Scheinarchitekturen als Bildfassungen verwendet er kaum. Alle seine Deckenfresken wirken wie deshalb wie «quadri riportati», wie an die Decke gemalte Tafelbilder. Sie sind, mit Ausnahme von Rheinau, meist nicht mehr im Originalzustand vorhanden, da er seine Fresken in Secco ergänzt und dadurch bei späteren Freilegungen vieles verloren geht.     GiorgioliTrudpert  
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1717–1722 malt Francesco Antonio Giorgioli die Deckenfresken von St. Trudpert im Münstertal. Sie sind sein letztes Werk nördlich der Alpen. Das Hauptbild stellt die Bekehrung des hl. Paulus vor Damaskus dar, während die Zwickelbilder Szenen aus dem Leben des hl. Trudpert zeigen.