Daniel Glattburger

Baumeister des 17. Jahrhunderts aus Rotmonten

Daniel Glattburger, gebürtig aus Rotmonten nördlich der Stadt St. Gallen, arbeitet 1666 als Maurermeister am Hofflügel der Abtei St. Gallen. Die Planer sind Giovanni Serro und Giulio Barbieri aus Roveredo. Serro kehrt wieder nach Kempten zurück, wo er den fürstäbtlichen Residenzneubau leitet. Barbieri, der soeben die Klosterkirche in Isny erstellt hat, bleibt noch bis 1668 in St. Gallen. 1674 legt Glattburger, zusammen mit seinem bereits berufstätigen Sohn Johann Caspar, den Grundstein für den neuen Klausur-Osttrakt der Abtei St. Gallen. Er muss von der Zusammenarbeit mit Barbieri profitiert haben und ist 1675 gesuchter Baumeister, der dem Abt in Disentis Pläne für den Klosterneubau unterbreitet.[1] 1678–1680 stellt er die von Alberto Barbieri 1641 begonnene Klosterkirche Neu St. Johann fertig. 1679 wölbt er das Konstanzer Münster nach einem Plan des Jesuitenbruders Heinrich Mayer ein. Eventuell wird er 1685–1687 beim Bau der Klosterkirche Fischingen, der von Br. Caspar Moosbrugger als Gutachter begleitet wird, als Baumeister für die Gewölbe- und Dachkonstruktion beigezogen. Die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Misoxer Baumeistern und Stuckateuren prägen die Bauten von Glattburger. Die ihm zugeschriebene Mittelschiffwölbung der Stadtkirche St. Nikolaus in Wil (1704) wird sein Sohn ausgeführt haben, denn Glattburger stirbt 1699. [2]

Pius Bieri 2008

Literatur:
Kraus, Franz Xaver: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden, Erster Band, Freiburg 1887.
Poeschel, Erwin: Die Kunstdenkmäler des Kt. Graubünden, Band V, Basel 1943.
Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kt. St. Gallen, Band II, Die Stadt St. Gallen: Erster Teil, Basel 1957.
Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kt. St. Gallen, Band II, Die Stadt St. Gallen: Zweiter Teil, Basel 1961.
Anderes Bernhard: Wil, St. Nikolaus, Kunstführer GSK, Bern 1983.
Meissner, Günter: in Saur, Allgemeines Künstlerlexikon, Band 56, Leipzig 2007.

Anmerkungen:

[1] In Saur, Allgemeines Künstlerlexikon, führt Günter Meissner den Stich von 1698 (Heinrich Ludwig Muoss) auf den Plan von Daniel Glattburger zurück. Die These klingt interessant, wird aber durch die die quellenmässig nicht belegte Annahme des gleichen Autors relativiert, der Glattburger auch den Kirchenneubau von Disentis (1695-1712) zuschreibt.

[2] Zuschreibung durch Bernhard Anderes im Kunstführer 1983. Glattburger wäre 1704 aber schon über 70 Jahre alt, gemäss den Autoren des Heimatbuches «Gaiserwald» (2004) sogar 1699 verstorben. Ausführung deshalb wahrscheinlich durch seinem Sohn Hans Caspar.

Werke von Daniel Glattburger

1666–1668 St. Gallen, Benediktinerabtei, Neubau des Hofflügels (heute Bischofsflügel) mit Giulio Barbieri.
1671 St. Gallen, Pfarrkirche in St. Georgen, Neubau? (1930 durch Neubau ersetzt). Zuschreibung Günter Meissner.
1672 St. Gallen, Pfarrkirche St. Martin in Bruggen, Neubau (1783 durch Neubau ersetzt).
1673–1674 Montlingen im Rheintal, Pfarrkirche St. Johannes Baptist, Neubau.
1674–1675 St. Gallen, Benediktinerabtei, Neubau des Ostflügels (1763 um ein Geschoss erhöht).
1675 Wittenbach bei St. Gallen, Pfarrkirche St. Ulrich, Neubau.
1675 Disentis, Benediktinerabtei, Planungen für den Konventneubau (Ausgeführt 1685–1712).
1678–1680 Neu St. Johann, Benediktinerpriorat, Fertigstellung und Einwölbung der Kirche.
1679−1680 Kreuzlingen, Schloss Unterer Girsberg, heute Brunegg, Neubau für Abt Nikolaus Wirieth von Obermarchtal.
1679 Konstanz, Münster. Langhausgewölbe nach Planung von Br. Heinrich Mayer SJ. Mit Sohn Johann Caspar.
1685-1687 Fischingen, Benediktinerabtei, Klosterkirche, Gewölbe (Zuschreibung des Verfassers).
1704 Wil, Pfarrkirche St. Nikolaus, Gewölbeeinbau in Tuffstein (wahrscheinlich durch Sohn Johann Caspar, Ersatz durch neugotisches Gipsgewölbe 1866).

 

  Daniel Glattburger (ca.1625–1699)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  um 1625 Rotmonten   St. Gallen CH  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Fürstabtei St.Gallen   Konstanz  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  um 1700 (1699?) Unbekannt   St. Gallen CH ?  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Fürstabtei St.Gallen?   Konstanz  
  Kurzbiografie        
 

Im Umkreis der frühen nördlich der Alpen tätigen Misoxer Baumeister ist auch der Name Daniel Glattburger immer wieder zu finden. Wenig ist von ihm bekannt, noch weniger ist es sein schöpferischer Anteil an den mit seinem Namen verbundenen Bauwerken. Er hat aber offensichtlich auch den Ruf als guter Planer. Denn sonst würde ihn der Abt von Disentis 1675 nicht für die Planung des Klosterneubaus beiziehen. Gesucht ist er auch als Gewölbebauer. Die Zusammenarbeit mit den im Gewölbebau erfahrenen Misoxer Baumeistern zahlt sich auch hier aus. Von 1680 bis 1699 fehlen Hinweise auf seine Tätigkeit. Ob er in Disentis oder in Fischingen gebaut hat, bleibt deshalb vorläufig Spekulation.

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Die Gewölbe im Langhaus des Konstanzer Münsters sind ein Beispiel der Gewölbebautechnik bei Räumen ohne die kräfteableitenden Wandpfeiler. Glattburger verwendet hier die Technik der diagonalen Eisenschlauder-Verbindung mit dem Dachstuhl, um die Zugkräfte aufzunehmen, wie dies die Misoxer Baumeister in Kempten oder Fürstenfeld auch anwenden.
Bildquelle: Wikipedia author fb78.