Franz Keller (1682–1724)

Baumeister für den Deutschen Orden in der Ballei Franken

Familie
Als Sohn des Maurermeisters Jakob Keller und seiner Ehefrau Eva wird Franz am 17. Mai 1682 in Dürrwangen geboren. Der Ort liegt in der Grafschaft Oettingen, nahe der Reichsstadt Dinkelsbühl. Franz Keller lernt das Maurer- und Steinmetzhandwerk vermutlich bei seinem Vater, der später auch als ausführender Meister für das Amtshaus des Deutschen Ordens in Dinkelsbühl genannt wird.[1] Auch seine Brüder sind im Familienunternehmen Keller tätig. Sein älterer Bruder Johannes übernimmt später das väterliche Baugeschäft. Seine jüngeren Brüder Thomas und Johann Michael sind als Paliere an einigen Bauvorhaben von Franz Keller tätig und arbeiten später vor allem im Auftrag des Deutschen Ordens.[2]

Für Hofbaumeister Beringer in Schrattenhofen und Ellingen
1707 und 1708 wird Franz Keller in den Oettingischen Baurechnungen als Lieferant von Steinhauerarbeiten für den Schrattenhofer Tiergarten erwähnt. Seit 1702 entsteht hier unter der Leitung des Hofbaumeisters Beringer[3] ein Lustgarten nach französischem Vorbild. Er ist das Lieblingsprojekt des Fürsten Albrecht Ernst II. von Oettingen-Oettingen.[4] Für die umfangreiche Pavillon- und Schlossanlage wird Beringer auch als Planer vermutet, obwohl das Hauptgebäude im architektonischen Ausdruck bedeutend reifer als seine späteren Deutschordens-Bauten wirkt. Ein erhöht liegender Belvedere wird nach einem Plan des kurmainzischen Baudirektors Maximilian von Welsch gebaut, der spätestens ab 1711 auch für Schrattenhofen tätig ist.[5] Ob Franz Keller noch mit den Planungen des stark von französischen Vorbildern abhängigen Maximilian von Welsch in Kontakt gekommen ist, ist unklar, denn spätestens 1709 ist er für Hofbaumeister Beringer in Ellingen tätig. Hier baut er gemäss dem Projekt des jetzt für den Deutschen Orden arbeitenden Baumeisters Beringer bis 1711/12 den neuen Ostflügel des Deutschordens-Schlosses.[6]

Baumeister des Deutschen Ordens 1712–1724

Nördlingen
Das Kastenhaus des Deutschen Ordens in Nördlingen gilt als erstes Bauwerk von Franz Keller, das er im Baumeister-Akkord ausführt. Angefragt wird 1711 der Oettinger Hofbaumeister Beringer, der noch im gleichen Jahr Risse liefert. Der zögerliche Landkomtur Forstmeister von Gelnhausen[7] lässt diese liegen und reagiert erst 1712 auf zwei neue Risse, von denen einer erhalten ist. Er ist mit Franz Keller unterzeichnet. Mit «Frantz Kellern, Steinhaur zue Dürrwangen» wird im März 1713 auch der Baumeisterakkord geschlossen. Keller kann seinen ersten Auftrag des Deutschen Ordens wegen weiteren Verzögerungen erst 1714 ausführen. Die Architektur des Deutschhauses atmet frischen barocken Geist, völlig losgelöst von den rückständigen Renaissance-Anlehnungen der Planungen Beringers. Die Fensterverdachungen lassen vermuten, dass Keller diese schon in den Spätbarock weisenden Elemente aus eigener Anschauung in Prag oder Wien kennengelernt hat.[8]
  Keller1

Oettingen, Kapfenburg und Stopfenheim
1714 kann Keller den Westflügel der Deutschordenskommende in Oettingen bauen.
1715 erhält er Aufträge auf der Kapfenburg. Hier baut er den Hohenlohe-Bau um, errichtet neue Wirtschaftsgebäude, den barocken Torbau und ist Baumeister der Lorenzkapelle. Auf der Kapfenburg ist inzwischen der Stuckateur Franz Joseph Roth aus Wien tätig, mit dem Franz Keller in der Folge dauerhaft zusammenarbeitet.[9]
Als letzten Bau der Ära Forstmeister von Gelnhausen errichtet er 1716 die Vierflügelanlage des Amtshauses in Stopfenheim.

Schlosskirche Ellingen
1716 stirbt der Landkomtur Forstmeister von Gelnhausen in Breslau. Der bedeutend tatkräftigere Nachfolger Carl Heinrich von Hornstein[10] ist zwar 1717 erst Administrator der Ballei Franken, erteilt aber dem ihm schon längere Zeit bekannten Franz Keller sofort den Auftrag zur Barockisierung der Schlosskirche. Die Kirche hat noch den Charakter einer gotischen Bettelordens-Kirche. Keller baut vor allem das Langhaus um, zieht anstelle der Flachdecke Scheingewölbe ein und errichtet eine elegant wirkende zweigeschossige Empore. Stuckateur ist Franz Joseph Roth. Die ebenfalls von Franz Keller geplante symmetrische Aussenerscheinung der Kirche als Abschluss des barocken Innenhofs wird erst 1746 durch Franz Joseph Roth ausgeführt.
  Keller2

Süd- und Westflügel der Residenz Ellingen
Schon 1717 legt Franz Keller Pläne für die Erweiterung der Schlossanlage der Kommende Ellingen zu einer Residenz vor. 1718 ist Grundsteinlegung für den Südflügel, der noch heute mit den beiden pavillonähnlichen Eckrisaliten und dem mächtigen Mittelpavillon landschaftsbeherrschend wirkt. Obwohl Keller die Vorgaben der Stockwerkshöhen und der ungewöhnlichen Lage der Beletage vom Ostflügel Beringers übernehmen muss, löst er Aussenerscheinung und räumliche Gliederung überzeugend. Ein grossartiges Werk ist das Treppenhaus im Mittelpavillon.[11] Der Südflügel ist 1720 im Rohbau vollendet, 1721 bis 1723 baut Keller auch den Westflügel, interessanterweise in der Form des noch der Renaissance verhafteten Ostflügels.[12] Das gewaltige Bauvorhaben wird von seinem Bruder Thomas geleitet. 
  Keller3

Brauereiflügel und Gartenanlage
Vor den majestätischen Südflügel der Residenz legt Franz Keller um 1721 einen tiefen Ehrenhof, der mit doppelten Balustraden abgestuft ist und mit einer Dreiflügelanlage im Süden abschliesst. Die Eck- und Mittelpavillons sind zweigeschossig, die Verbindungsflügel eingeschossig. Die Hofeinheit ist heute wegen einer trennenden Durchgangsstrasse nicht mehr erhalten.
In den gleichen Jahren legt er nördlich der Residenz einen grossen Barockgarten an, der schon früh in einen englischen Garten umgewandelt wird und nur noch auf Gemälden und Stichen der Zeit zu sehen ist.
  Keller4

Profanbauten des Deutschen Ordens in der Ballei Franken 1719–1724
Noch während den grossen Bauvorhaben in Ellingen wird Franz Keller von Komturen, die dem baulustigen Landkomtur in Ellingen nicht nachstehen wollen, für ihre geplanten Neubauten beansprucht.
1719–1720 plant er die neue Deutschordenskommende in Ulm, eine dreiflügelige und zweigeschossige Anlage, der längere Flügel mit 25 Achsen, Eck- und Mittelrisaliten, diese mit zusätzlichem Mezzanin überhöht. 1944 bombardiert, findet man heute anstelle des Deutschhauses ein zwölfgeschossiges Parkhaus der «verkehrsgerechten» Stadt Ulm.

Keller5
«Das Teutsche Haus in Ulm». Fassadenriss von Franz Keller 1719.

In Regensburg baut er 1719–1721 das «Neue Deutsche Haus», ein zweigeschossiger und neunachsiger städtischer Bau mit Mittelrisalit, die Innenräume mit Stuckaturen von Peter Franz Appiani.
1720 bis 1724 plant er den grossen Umbau des Deutschordensschlosses Horneck, der aber erst von seinem Bruder nach 1724 ausgeführt werden kann.
In Absberg beginnt er 1723 mit dem schlossähnlichen Neubau des Amtshauses der Kommende Ellingen, einem Dreiflügelbau mit vier Eckrisaliten und einer 17-achsigen Südfront. 

Wohnbauten in Ellingen
Von den Ellinger Wohnbauten, die Franz Keller zugeschrieben werden, ist heute nur das Wohnhaus des Obergerichtsverwalters an der heutigen Schlossstrasse 7 in unverfälschter Erscheinung vorhanden. Das zweigeschossige und fünfachsige Gebäude unter mächtigem Zeltdach zeichnet sich, wie auch die weiteren städtischen Bürgerbauten Kellers, mit Mittelbetonung der zur Strasse orientierten Eingangsfassade aus.
  Keller6

Sakralbauten in der Ballei Franken
1719–1720 baut er für die Kirche der Kommende Gangkofen in Niederbayern ein weites, ausgesprochen nüchternes Langhaus. Er wölbt den Raum mit flachen Scheingewölben.[13]
In Heilbronn ist er Planer der 1721–1722 erfolgten Umgestaltung der Kommendenkirche. Er barockisiert den Innenraum wie die Schlosskirche Ellingen. Leiter der Bauarbeiten ist sein Bruder Johann Michael. Stuckateur ist wieder Franz Joseph Roth. Die Deckenfresken erstellt Luca Antonio Colomba. Die Kirche wird im Zweiten Weltkrieg zerstört.   Keller7

Schloss Ellwangen
Das Schloss der Fürstpropstei Ellwangen brennt 1720 aus. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, der eigentliche Deutschordens-Bauherr in Ellingen ist gleichzeitig auch Fürstpropst von Ellwangen. Der in Breslau residierende Fürst kennt Kellers Arbeiten aus Visitationsreisen. Schon 1715 wünscht er ihn als Gutachter für die Stabilisierung der Doppelturmfront auf dem Schönenberg. 1722 beauftragt er Keller mit dem Umbau des Schlosses und dem Neubau des Treppenhauses. 1724 ist der Bau im Wesentlichen vollendet, aber die ausgeführten spätbarocken Stuckaturen des Stuckateurs Melchior Paulus finden bei Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg keine Gnade, der Franz Joseph Roth mit der Neustuckierung beauftragt.[14]

Lebensende
Nach nur siebenjähriger Tätigkeit als selbständiger Baumeister für den Deutschen Orden stirbt Franz Keller unerwartet am 23. Dezember 1724 im Alter von 42 Jahren in Ellingen. Sein Hauptwerk ist die Ellinger Residenz. Ohne dieses Werk würde er als lokaler Meister von der Kunstgeschichte nicht beachtet.

Die Kunstwissenschaft und Franz Keller
Als Aussenseiter im süddeutschen Bauwesen, das im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts in Bayern noch von den «Italienern» aus Graubünden und in Schwaben von den Vorarlbergern dominiert wird, darf Franz Keller nicht mit Ausnahmeerscheinungen wie Johann Bernhard Fischer von Erlach oder Johann Lucas von Hildebrand und ihrer Architektur verglichen werden.[15] Selbst in Würzburg ist der Vorarlberger Joseph Greissing und noch nicht Balthasar Neumann massgebender Baumeister. Vergleichen darf man Keller mit den gleichzeitig in der Nähe tätigen Baumeistern Gabriele de Gabrieli und Johann Dientzenhofer. Diese wären sicher anders an die Bauaufgabe einer Residenz herangetreten. Ob der Bau dann aber eine derart plastische Wucht und Kompaktheit gezeigt hätte, muss bezweifelt werden. Der einfache Baumeister Keller setzt mit diesem Schlossbau die Kunstwissenschaft in einige Verlegenheit. Mangelndes Gefühl für Proportionen wird ihm vorgeworfen. Dass die Verletzung von Proportionsregeln das eigentlich Spannende an diesem Bau ist, übersieht man.

Johann Caspar Bagnato
In der Ballei Elsass-Burgund beginnt 1729 Johann Caspar Bagnato[16] als Ordensbaumeister in Altshausen seine Tätigkeit. Er ist, wie er 1725 bei seinem Antrag auf Aufnahme in die Maurerzunft in Mergentheim bekundet, vorher für Ordensbauten in Heilbronn, Affaltrach und Horneck tätig. In Heilbronn und Horneck sind es Bauten des Deutschen Ordens. Beide werden nach Plänen von Franz Keller durch seine Brüder geleitet. Der Komtur von Horneck, Johann Baptist Roll von Bernau sorgt 1727, nach der Vollendung der Rohbauarbeiten in Horneck, für eine Empfehlung Bagnatos an den Landkomtur in Altshausen. Die Tätigkeit Bagnatos für die Bauten Kellers zwischen 1721 und 1727, Gubler vermutet sie schon seit 1718, ist vergleichbar mit der Tätigkeit Kellers zwischen 1707 und 1712 bei Beringer. Beides sind keine Schüler-Lehrer Verhältnisse, aber drei Generationen von Deutschordens-Baumeistern sind damit verknüpft.

Pius Bieri 2018

Literatur:
Schlegel, Arthur: Die Deutschordens-Residenz Ellingen und ihre Barockbaumeister. Marburg 1927.
Schlegel, Arthur: Das Lustschloss der Fürsten zu Oettingen-Oettingen im Tiergarten Schrattenhofen, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, Band 4, Seiten 207–229. Marburg 1928.
Gubler, Hans Martin: Johann Caspar Bagnato. Sigmaringen 1985.
Schäfer, Bärbel: Residenz und Markt Ellingen. Ansbach 1994.
Fendler, Rudolf: Johann Caspar Bagnato. Landau 1996.

Anmerkungen:

[1] 1709, im Auftrag des Ellinger Landkomturs und unter der Leitung des Baumeisters Wilhelm Heinrich Beringer.

[2] Von Johannes Keller (*1679) ist wenig bekannt. Thomas Keller (*1684) ist Palier seines Bruders am Schlossbau in Ellingen, wird 1731 mit Franz Joseph Roth nach Mainz gerufen und baut für diesen auch das Ellinger Rathaus. Johann Michael Keller (1687–1735) ist für den Bruder Franz 1720 in Heilbronn tätig und leitet nach dessen Tod 1724–1728 den Umbau des Deutschordensschlosses Horneck. Er ist Vater von Johann Michael Keller dem Jüngeren (1721–1794), der vor allem in Schwäbisch Gmünd baut. Zu diesem letzten Spross der Barockbaumeister-Familie siehe die Wikipedia unter: wiki/Johann_Michael_Keller_der_Jüngere.

[3] Wilhelm Heinrich Beringer (†1715 in Durlach). Sein Geburtsjahr, seine Herkunft und seine Ausbildung sind unbekannt. Als Baurat des Oettinger Fürsten Albrecht Ernst II. ist er 1700–1712 tätig.

[4] Fürst Albrecht Ernst II. von Oettingen-Oettingen (1689–1731). Er ist 1713 kaiserlicher Generalfeldmarschall und ab 1715 Kommandant der Festung Philippsburg. Mit ihm stirbt die protestantische Linie Oettingen-Oettingen aus. Sein Lieblingsprojekt ist der Lustgarten bei Schrattenhofen, eine ausgedehnte Pavillonanlage mit einem Lustschloss. Sie wird 1702 begonnen. Die Grossanlage ist auf der Anhöhe mit einem Belvedere bekrönt. Planer des Belvedere ist Maximilian von Welsch, den der Fürst spätestens 1711 beizieht. Der Lustgarten (Geo-Pos. 48°48'53.00"N 10°37'50.00"E) ist heute vollständig verschwunden.

[5] Maximilian von Welsch (1671–1745), seit 1704 Festungsbaumeister im Dienst des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn. Der Mainzer Kurfürst beginnt 1707 mit dem Lustgarten der Favorite bei Mainz nach dem Vorbild von Marly-le-Roy. Beides sind Vorbilder für den Tiergarten in Schrattenhofen. Zu Maximilian von Welsch und Lothar Franz von Schönborn siehe die Biografien in dieser Webseite.
Zu der Favorite bei Mainz siehe wiki/Lustschloss_Favorite_Mainz.

[6] Den Baubeginn legen Schlegel (1927) und Schäfer (1994) «ab 1711» fest. Ihre Begründung, dass gegen eine frühere Datierung die Jugend des ausführenden Meisters Franz Keller spreche, ist nicht stichhaltig. Als Palier ist das Alter von 22–25 Jahren durchaus üblich. Beispiele: Gabriele de Gabrieli ist 1694 mit 23 Jahren bei Zuccalli und Martinell in Wien. Peter Thumb ist 1704 mit 23 Jahren Palier von Franz Beer in Rheinau. Giovanni Domenico Barbieri ist ab 1724, mit 20 Jahren, hauptverantwortlicher Palier auf den Eichstätter Baustellen Gabrielis. In der neueren Literatur wird entweder die gleiche Ansicht übernommen oder es liegen neue, nicht veröffentlichte Quellen vor, die zur neuen Datierung 1708–1711 führen.

[7] Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen (1649–1716), Landkomtur der Ballei Franken 1702–1716. Er stirbt am 5. August 1716 in Breslau, wo er sich fast immer in der Nähe des Hoch- und Deutschmeisters aufhält.

[8] Vor allem in Prag sind die freien Kielbogengiebel-Verdachungen (1. Obergeschoss in Nördlingen) und die Bügelverdachungen (Nördlingen erstes Dachgeschoss) schon um 1700 Usanz. Sie werden von deutschen Kunsthistorikern auch als Vorhangverdachung bezeichnet. In Tafelwerken sind die spätbarocken Verdachungen um diese Zeit noch nicht zu finden. Ein Einfluss des erst seit 1715/16 für den Deutschen Orden tätigen Franz Joseph Roth ist sehr unwahrscheinlich. Die Einflüsse der böhmisch-österreichischen Barockarchitektur sind aber in den Werken von Franz Keller offensichtlich. Die Gesellentätigkeit könnte ihn vor 1707 durchaus nach Prag geführt haben, vielleicht ist er auch später nochmals für den Hoch- und Deutschmeister in Breslau oder Troppau (das Baumodell von 1716/17 befindet sich dort). Zudem arbeitet der Hoch- und Deutschmeister in diesen Jahren eng mit dem Wiener Baumeister Johann Fischer von Erlach zusammen. Als Bauherr in Ellwangen und Ellingen wäre auch sein direkter Einfluss möglich.

[9] Franz Joseph Roth (1690–1758) aus Wien. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[10] Carl Heinrich Freiherr von Hornstein (1668–1745), Landkomtur in Ellingen 1718–1743. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[11] Mehr zur Ellinger Residenz und zum Treppenhaus siehe unter «Ellingen. Ehemalige Deutschordensresidenz» in dieser Webseite.

[12] Die Formübernahme (Fassaden- und Dachgestaltung) entspricht der Akkordvereinbarung. Ob sie aus Kostengründen vom Bauherrn vorgegeben wird oder ob Keller die Symmetrie wahren will, ist unbekannt.

[13] Den massiven Gewölbebau, wie ihn die Vorarlberger, Misoxer und auch die grossen Baumeister Balthasar Neumann und Johann Michael Fischer beherrschen, kennt offenbar Keller nicht. Er wird offensichtlich bei Sakralbauten des Deutschen Ordens schon früh zugunsten der wenig sicheren, aber preiswerten Lösung des abgehängten Scheingewölbes aufgegeben.

[14] Siehe dazu auch die Biografie von Franz Joseph Roth in dieser Webseite.

[15] Zu Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrand siehe die Biografien in dieser Webseite.

[16] Johann Caspar Bagnato (1696–1757) aus Landau. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.


Werkliste Franz Keller

Jahr Werk, Bauherr
(BH, LK oder K) [1]
Beschrieb der Arbeiten Bemerkungen
1707–
1708
Schrattenhofen. Lustschloss und Garten. Heute zerstört.
BH: Ernst Albrecht II von Oettingen-Oettingen.
Auftrag für Steinhauerarbeiten. Vielleicht auch als Palier für den Hofbaumeister Beringer tätig.
1709–
1711
Ellingen. Deutschordens-Kommende. Neubau des heutigen Ostflügels.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen.
Führung der Bauarbeiten als Palier («Bauleiter» an Ort) für Hofbaumeister Beringer. Planung Wilhelm Heinrich Beringer, Oettingen. Die Baudaten bei Schlegel und  Schäfer erst ab 1711.[2]
1712 Nördlingen. Kastenhaus des Deutschen Ordens.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen.
Planung vom 31. Dezember 1712, sign. Franz Keller, für den Neubau in Nördlingen. Ausführungsakkord mit Keller 8. März 1713. Wilhelm Heinrich Beringer, der noch 1711 beigezogen wird, ist 1712 nicht mehr für den Deutschen Orden tätig.
1714 Nördlingen. Kastenhaus des Deutschen Ordens.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen.
Ausführung des Neubaus ab Februar 1714. Erstes selbständiges Bauwerk Kellers als Baumeister.
1714–
1715
Oettingen. Kommende des Deutschen Ordens. Westflügel.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen.
Planung und Neubau, Leitung der Arbeiten. Komtur ist Franz Konrad von Reinach. Abbruch aller Gebäude nach Kriegsschäden des Zweiten Weltkrieges.
1715–
1717
Kapfenburg. Kommende des Deutschen Ordens.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen (bis 1716) und Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau der Lorenzkapelle Umbauten Hohenlohe-Bau (innen, Fassade). Neue Wirtschaftsgebäude, Torbau. Hornstein ist seit 1714 Komtur auf der Kapfenburg und seit 1716 Administrator der Ballei.
1716 Stopfenheim. Vogteischloss des Deutschen Ordens.
LK: Philipp Benedikt Forstmeister von Gelnhausen.
Neubau einer Vierflügelanlage. Wappen des Hoch- und Deutschmeisters als Bauherr und des Landkomturs als Auftraggeber am Torbau.
1717 Ellingen. Schlosskirche U. L. F. des Deutschen Ordens.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Barockisierung innen.
Einzug von Scheingewölben in der Art böhmischer Kappen.
Stuckaturen von Franz Joseph Roth 1717/18
Fresken 1717. Maler J. Anton Pink.
1718–
1721
Ellingen, Pleinfelder Strasse.
Wohnhaus. BH: Unbekannt
Heute Nr. 25. Neubau, zweigeschossig, Mittelrisalit. Erhalten, aber unsachgemäss renoviert. Baudaten: Schäfer.
1718–
1722
Ellingen. Schloss des Deutschen Ordens. Südflügel.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau nach vorherigen Abbrüchen der Altbauten. Rohbau 1718 (Sommer)–1721. Ausbau bis 1722. Stuckaturen von Franz Joseph Roth  1720–1721.
Fresken 1721. Maler J. Anton Pink.
1719 Ulm. Deutschordenskommende.
BH: Komtur Bero Ludwig Reichlin von Meldegg.[3]
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Planung des Neubaus. Ausführung durch Baumeister Johann Georg Strampfer 1719–1720. Im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Heute steht an Stelle der Kommende ein Parkhaus.
1719–
1720
Gangkofen (Niederbayern). Deutschordenskommende, Kirche.
BH: Komtur Konrad Christoph von Lehrbach.[4]
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau des Langhauses der Kirche, heute Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt.  
1719–
1721
Regensburg. Deutschordens-Kommende. Neues Deutsches Haus.
BH: Claudius Joseph Franz von Reinach.[5]
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau. Zweigeschossig, neun Achsen, Mittelrisalit.
Jahreszahl 1720 am Portal.
Stuckaturen von Peter Franz Appiani.
Heute Sitz der Regierung der Oberpfalz, Marschall-Strasse 5.
1720
(um)
Ellingen. Schloss des Deutschen Ordens. Gartenanlage.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neugestaltung des Schlossgartens mit Garten-Lusthaus. Heute nicht mehr als Barockgarten erhalten. Das Gartenlusthaus ist zerstört.
1720–
1723
Ellingen. Schloss des Deutschen Ordens. Westflügel.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Abbruch des alten Westflügels 1720. Rohbau bis 1721. Ausbau bis 1723.  
1720–
1724
Gundelsheim am Neckar. Deutschordensschloss Horneck.
BH: Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg.
Umbauplanungen. Ausführung 1724-1728 unter Komtur Johann Baptist von Roll zu Bernau[6] durch Johann Michael Keller. Heute Zentrum der Siebenbürger-Sachsen.
1721
(um)
Ellingen. Wohnhaus für D. O.- Verwaltungsbeamte.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Später Gasthof «Zum Deutschen Kaiser», heute Schlossstrasse 5 Erhalten, aber unsachgemäss renoviert.
1721 (um) Ellingen. Wohnhaus des D. O.-Obergerichts-Verwalters.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Heute Schlosstrasse 7. Restauriert erhalten
1721–
1722
Heilbronn. Deutschordenskommende. Kirche.
BH: Komtur Georg Adolph von Speth zu Schülzburg.[7]
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Die Kirche ist eine Zwillingsschwester der Ellinger Schlosskirche.
Palier: Johann Michael Keller. Stuck: Franz Joseph Roth.
Fresken: Luca Antonio Colomba.
Im Zweiten Weltkrieg zerstört, modern wieder aufgebaut, nur Umfassungsmauern erhalten.
1721–
1724
(um)
Ellingen. Schloss des Deutschen Ordens. Brauereiflügel.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau der Dreiflügelanlage mit Hof südlich des Schlosses. Heute Schloss-Strasse 6–10. Diese neue Verkehrsachse anstelle der Hofanlage.
1722–
1724
Ellwangen. Schloss.
BH: Fürstpropst Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg.
Umbau nach Brand 1720 mit neuem Treppenhaus.
Stuckateur 1722–1724 ist Melchior Paulus.
Neustuckierung ab 1725 durch Franz Joseph Roth.
Fresken 1728 von Christoph Thomas Scheffler.
1723–
1724
Absberg. Deutschordens-Amtsschloss.
LK: Carl Heinrich von Hornstein.
Neubau einer Dreiflügelanlage. Stuckateur: Franz Joseph Roth. Heute Regens-Wagner-Stiftung für Behinderte.

[1] BH = Bauherr. LK = Landkomtur. K= Komtur.
Für die Bauten des Deutschen Ordens ist die Hierarchie wie folgt: Bauherr ist bis 1732 immer der Hoch- und Deutschmeister Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg. Er wird hier nicht einzeln aufgeführt. Sein Stellvertreter, der Landkomtur, schliesst die Akkorde oder überträgt dies an den Komtur. LK und K sind die eigentlichen Auftragsverantwortlichen. Meist sind an den Bauwerken des Deutschen Ordens die Wappen des Hoch- und Deutschmeisters (BH) und des verantwortlichen Landkomturs (LK) oder Komturs (K) angebracht.

[2] Siehe zum Ausführungsdatum des Ostflügels die Anmerkung im Baubeschrieb.

[3] Bero Ludwig Reichlin von Meldegg (1677–1727), Bruder des Fürstabtes von Kempten, Anselm Reichlin von Meldegg auf Horn (Biografie).

[4] Konrad Christoph von Lehrbach (1677–1767), Komtur in Regensburg, Gangkofen, Oettingen und Münnerstadt. ist in Ellingen begraben, Epitaph in der Schlosskirche.

[5] Claudius Joseph Franz von Reinach (1675–1717), Komtur in Blumental 1697–1707, Heilbronn 1707–1717. Sein Bruder Johann Franz ist 1718–1727 Landkomtur der Ballei Elsass in Altshausen.

[6] Johann Baptist von Roll zu Bernau (1683–1733). Seit 1709 Ordensritter. 1724–1728 Komtur von Horneck. Zu ihm siehe den Wikipedia-Beitrag: wiki/Johann_Baptist_von_Roll.

[7] Georg Adolph von Speth zu Schülzburg (1672–1731). Komtur in Heilbronn 1719–1731. In der älteren Literatur (Schlegel, Schäfer) wird die Deutschordenskirche in Heilbronn dem 1717 verstorbenen Vorgänger Claudius Joseph Franz von Reinach zugeordnet.

 

 

 

  Franz Keller (1682–1724)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  17. Mai 1682 Dürrwangen   Bayern D  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Grafschaft Oettingen   Augsburg  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  23. Dezember 1724 Ellingen   Bayern D  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Deutscher Orden   Eichstätt  
  Kurzbiografie        
  Franz Keller kann als Baumeister des Deutschen Ordens in der Ballei Franken nur sieben Jahre tätig sein. Über die Wanderjahre vor seiner ersten Nennung mit 22 Jahren ist nichts bekannt. Er ist schon 30-jährig, als er in Nördlingen erstmals mit einem eigenen Werk auftritt, das Kenntnisse böhmisch-österreichischer Baukunst zeigt. Sein Hauptwerk ist die Residenz des Deutschen Ordens in Ellingen. Trotz vieler Prämissen durch bestehende Bauten schafft er hier ein beeindruckendes und phantasievolles Ensemble jenseits von akademisch beeinflussten Normlösungen. Wenig bekannt ist die Tätigkeit des jungen Johann Caspar Bagnato, der wenig später für die Ballei Elsass-Burgund tätig ist, an einigen der Bauten von Franz Keller.     EllingenSuedOst  
  bio pdf werkliste     legende  
Das Hauptwerk von Franz Keller ist die Schlossanlage von Ellingen, hier im Vordergrund der Südost-Pavillon, wie der mächtige Eckrisalit von bayrischen Kunsthistorikern genannt wird.
Foto: Bieri 2018.


Fotos im Text, Bildnachweis:


1.  Kastenhaus des Deutschen Ordens.
Foto: Rufus46 2017 in Wikipedia.

2.  Schlosskirche Ellingen, Blick zur Empore. Foto: Bieri 2015.

3.  Residenz Ellingen, Südwestrisalit. Foto: Bieri 2018.

4.  Schlossgarten Ellingen, das Lusthaus. Quelle: Balleikalender 1726 Bibliothèque nationale de France.

5. «Das Teutsche Haus in Ulm». Fassadenriss von Franz Keller 1719.

6.  Wohnhaus des Obergerichtsverwalters, Schlossstrasse 7 in Ellingen. Foto: Mef.ellingen 2013 in Wikipedia.

7.  Der Innenraum der Deutschordenskirche St. Peter und Paul in Heilbronn. Postkarte um 1900.