Nicolaus Loyson (1676–1720)

Jesuitenpater und Bauinspektor im Dienst der Schönborns

Nicolaus wird am 6. Februar 1676 in Wingersheim im Elsass als Sohn des Schultheissen Jean (Johann) Loyson und seiner Ehefrau Anna Schott geboren. Er tritt 1693 in den Jesuitenorden ein und ist Magister, Doktor und Professor der Philosophie an der Jesuitenakademie in Bamberg, wo er 1710 Kanzler wird. Lothar Franz von Schönborn, Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Bamberg, schätzt ihn wegen der gemeinsamen Liebe zur Baukunst, in deren Anwendung der Jesuitenpater offenbar sehr bewandert ist. Für die Familie Schönborn leitet er schon früh Umbauten in Gaibach, leitet hier die Erneuerung des Wasserschlosses[1] und baut auch die 1692 von Antonio Petrini erstellte Kreuzkapelle auf dem Familiensitz Wiesentheid um. Ende 1710 bittet Lothar Franz von Schönborn den Ordensprovinzial der Jesuiten, ihm Nicolaus Loyson weiterhin als Bauinspektor zu überlassen und lässt ihn Ende 1711 auch vom Schuldienst entbinden. Denn mit dem Baubeginn des Schlosses Weissenstein oberhalb Pommersfelden ist der Jesuitenpater zuständig für die geschäftliche und finanzielle Oberaufsicht des grossen Neubaus, er schliesst die Arbeitsakkorde, überwacht deren korrekte Einhaltung und besorgt die Materialien. Er wird deswegen von Historikern irreführend als Bauleiter bezeichnet. Seine Tätigkeit im Dienst des Kurfürsten Lothar Franz beim Schlossbau in Pommersfelden und in Wiesentheid  wird fürstlich entlöhnt. Auf einer Reise nach Wien stirbt Nicolaus Loyson dort am 22. Januar 1720.

Pius Bieri 2011

Literatur:
Heller, Joseph: Die gräflich Schönbornsche Gemälde-Sammlung zu Schloss Weissenstein in Pommersfelden. Bamberg 1845.

[1] Das Wasserschloss wird von Leonhard Dientzenhofer 1694–1704 zu einem barocken Lustschloss umgebaut. Die Bauarbeiten dauern bis 1710. Die Wassergräben werden im 19. Jahrhundert verfüllt.

 

  Nicolaus Loyson (1676–1720)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum (Taufe) Geburtsort     Land  
  6. Februar 1676 Wingersheim     Elsass F  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Landvogtei Hagenau     Strassburg  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  22. Januar 1720 Wien     Wien A  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Erzherzogtum Österreich     Wien  
  Kurzbiografie        
  Der Jesuitenpater Nicolaus Loyson ist Gelehrter an der Jesuitenakademie in Bamberg und ausserordentlich in Baukunst bewandert. Der Mainzer Kurfürst und Bamberger Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn schätzt ihn und überträgt ihm die Planung und Leitung familiärer Bauvorhaben. 1710 nimmt ihn der Kurfürst ganz in seine Dienste. Er ist als Bauinspektor für den Neubau des Schlosses Pommersfelden zuständig. Hier ist er aber weder für die Planung noch für die Bauleitung zuständig. Diese Aufgaben werden Johann Dientzenhofer übertragen. Dem Liebhaberarchitekten Loyson dürfte aber trotzdem ein wichtiger Einfluss auf die Planung von Schloss und Garten nicht abgesprochen werden.     LoysonPommersfelden  
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Das Schloss Weissenstein in Pommersfelden, hier auf einer Vogelschauvedute mit Barockgarten, ist zwar kein Bauwerk von Pater Nicolaus Loyson. Als Liebhaberarchitekt und verantwortlicher Bauinspektor darf aber sein Einfluss auf die Planung derjenigen der zusätzlich beigezogenen Planer Johann Lucas von Hildebrandt und Maximilian von Welsch gleichgesetzt werden.

Bild: Kupferstich 1728 von Salomon Kleiner. Quelle Wikipedia.