Herkunft
Die Lurago aus Pellio im Val d'Intelvi sind im 17. Jahrhundert als Baumeister, Bildhauer und Stuckateure in der Lombardei, vor allem aber im Norden der Alpen tätig. Der Name Lurago wandelt sich später in Luraghi. Das Val d'Intelvi (italienisch «la Valle Intelvi») ist ein Hochtal zwischen Comersee und Luganersee in der heutigen Provinz Como. Carlo (Antonio) Lurago wird in Pellio Superiore am 14. Oktober 1615 geboren. Er ist der dritte Sohn von Giovanni Antonio di Cesare und dessen Ehefrau Margherita Lurago. Die Eheleute sind seit 1608 verheiratet und haben mit ihrer Heirat zwei getrennte Familienstämme von Pellio zu einer grossen Verwandtschaft vereint. Wie mehrere Brüder und Cousins lernt Carlo von 1628 bis 1632 das Maurer- und Stuckateurhandwerk.[1] Sein Lehrmeister ist unbekannt. Wahrscheinlich erwirbt er die Kenntnisse der Baukunst bei einem saisonal in Prag tätigen Baumeister aus der nahen Verwandtschaft.[2]
Stammbaum Lurago |
Jesuitenbaumeister in Prag
Carlo lebt sich in Prag sehr schnell ein. 1638, mit 23 Jahren, ist er in Prag erstmals aktenkundig. Er erhält von den Prager Jesuiten den Auftrag für den 1638–1659 stattfindenden Umbau der Kirche
St. Salvator in der Prager Altstadt. Die Jesuitenkirche ist ein basilikales dreischiffiges Bauwerk des 16. Jahrhunderts. 1618 bis 1620 ist sie in protestantischen Händen und wird innen zerstört. Lurago gibt ihr mit der Einfügung von Seitenemporen und der damit verbundenen Erhöhung der Seitenschiffe die heutige frühbarocke Form. Auch die Stuckaturen sind sein Werk. Er muss um diese Zeit bereits über einen Bautrupp von Fachkräften aus seiner Heimat verfügen und kann mit der Effizienz seines Unternehmens die Jesuiten für sich gewinnen. Sie erteilen ihm deshalb den Auftrag für den Neubau der Jesuitenkirche und des Kollegs in Březnice. Die Kirche ist eine Wandpfeiler-Basilika mit Seitenemporen und Doppelturmfront. Das Schema von Březnice wird zum Standard der nachfolgenden Jesuitenkirchen in Böhmen.[3] Lurago ist zwar ausführender Baumeister und auch Ausführungsplaner. Mitplaner sind, wie bei allen Jesuitenkirchen dieser Zeit, in Baukunst geschulte Jesuiten. Lurago setzt ihre Ideen aber überzeugend in Zeichnung und Ausführung um. Er wird damit zum bevorzugten Baumeister der Jesuiten in Böhmen. Sie werden im Zuge der militanten Gegenreformation nach der Schlacht am Weissen Berg 1620 auch in der böhmischen Landschaft aktiv. Noch während des Dreissigjährigen Krieges lösen so neue begüterte katholische Heerführer zusammen mit den herbeigerufenen Jesuiten eine umfangreiche Bautätigkeit aus. Mit den grösseren Neubauten werden fast ausschliesslich Bauleute aus dem Gebiet der oberitalienischen Seen beauftragt. Gründe sind ihre Vertrautheit mit der hochgeschätzten italienischen Baukultur und ihr katholischer Glaube.[4]
Die «Welschen» und der Familienbetrieb Lurago in Prag
Die Präsenz der «Welschen», wie die italienischsprachigen Meister und Kaufleute genannt werden, ist schon im Prag des 17. Jahrhunderts gross und manifestiert sich im ausgedehnten Gebäudekomplex des «wälschen» Spitals St. Borromäus auf der Kleinseite.[5] Die welschen Bauleute sind sich in der Abwehr deutscher und tschechischer Konkurrenz einig. Untereinander sind sie sehr zerstritten. Die Konkurrenz unter welschen Baumeistern ist allerdings um 1640 noch sehr bescheiden.[6] Nebst dem kaiserlichen Schanzbaumeister Santino Bossi[7] ist nur Francesco Caratti aus Bissone,[8] der um diese Zeit das Palais Michna baut, beim böhmischen Adel ähnlich beliebt wie Lurago bei den Jesuiten. Mit Caratti arbeitet Lurago nicht zusammen, auch wenn dieser später im Zusammenhang mit der Kuppel und dem Portikus der Salvatorkirche erwähnt wird und vielleicht auch die Grundlagen für das Clementinum schafft.[9]
Lurago übernimmt, wie damals üblich, die Arbeiten nach seinen Plänen und Kostenberechnungen im Akkord. Die Stuckaturen sind darin enthalten. Für sie entwirft er die Ausführungspläne und vergibt die Arbeiten im Unterakkord. Er beschäftigt meist aus dem Val'Intelvi stammende Maurermeister, Bildhauer und Stuckateure. Volles Vertrauen setzt er in seine Verwandtschaft. Er fördert vor allem seine Neffen[10] , aber auch den jungen Giovanni Domenico Orsi, der später selbst zu einem bekannten Prager Baumeister wird.[11]
Paliere, Stuckateure und Partner von Carlo Lurago |
1648 erhält er das Bürgerrecht und die Gewerbefreiheit der Stadt. Eigene Kinder hat Carlo Lurago keine. Er heiratet zwar, aber zwei Kinder dieser Ehe sterben im frühen Kindesalter und auch die Ehefrau wird früh als verstorben gemeldet.[12]
Lurago hat aufgrund der Gerichtsakten einen cholerischen und gegenüber seinen direkten Konkurrenten sehr rücksichtslosen Charakter. In der rauen Zeit am Ende des Dreissigjährigen Krieges scheinen ihm viele Gesetzesverstösse, zu denen auch ein Totschlag gehört, offensichtlich nicht zu schaden.[13]
Hauptwerke in Böhmen, Schlesien und Österreich nach 1648
Kaiserlicher Schanzbaumeister in Prag
In Konkurrenz zum etablierten Prager Schanzbaumeister Santino de Bussi erhält Lurago kurz nach dem Ende des Dreissigjährigen Krieges den Auftrag für den Bau der Fortifikationen um die Altstadt, die Neustadt und auf dem Vyšehrad. Der Akkord lautet auf die Abrechnung im Kubik-Ausmass. Es ist ein gewaltiger Auftrag. Bis 1665 werden der Bauunternehmung Lurago 124 000 Gulden bezahlt, über das zehnfache der Zahlungen für den Palais Lobkowitz auf der Burg. Dieser Auftrag dürfte die Grundlage für den Wohlstand Luragos schaffen, der sich auch in seinem vielfachen Liegenschaftenbesitz zeigt. Trotz der hohen Vergütungen für den Schanzenbau scheinen Lurago oder seine Vertreter aber keine Skrupel gegen unrechtmässige Bereicherungen zu haben, wie Prozesse gegen seine Person zeigen.[14]
Bauten für den Reichsadel
Bauherr des ersten grösseren Bauwerks nach dem Westfälischen Frieden ist Fürst Octavio Piccolomini, dem der Kaiser als Belohnung für die Beihilfe an der Ermordung Wallensteins die Herrschaft Náchod schenkt. Hier baut Lurago ab 1651 das alte Schloss um und fügt ein Stockwerk dazu. Im Norden ergänzt er die Anlage mit dem grossen Piccolomini-Bau, in dessen Kapelle er reiche frühbarocke Stuckaturen ausführen lässt.
Ein weiterer Feldherr des Dreissigjährigen Krieges, Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowitz, lässt von Lurago 1651–1669 auf dem Prager Hradschin das bestehende Palais Lobkowitz umbauen und es vor allem innen reich ausstuckieren. Den bedeutend grösseren Neubau in Raudnitz überträgt der Fürst allerdings an Francesco Caratti.
Den grössten Auftrag aus Adelskreisen erhält Lurago in Grafenort in der damals böhmischen Grafschaft Glatz. Er kann für Graf Johann Friedrich von Herberstein nicht nur die Pfarrkirche neu bauen, sondern vor allem ein Schlossgebäude des frühen 17. Jahrhunderts zu einer frühbarocken Schlossresidenz erweitern. Reiche Stuckaturen in den Schlossflügeln, die Anlage und der grosse Barockgarten mit seinen Gebäuden sind leider nach einer seit 1930 dauernden Verwahrlosungsperiode nur noch teilweise erhalten.[15]
In Neustadt an der Mettau ist der schottische Baron Walter Leslie Besitzer von Schloss und Herrschaft. Er hat die Besitzungen der Beteiligung an der Ermordung Wallensteins zu verdanken. Das Renaissance-Schloss lässt er 1655–1661 durch Lurago barock umbauen.
Eigenartig wirkt das turmartige Jagdschloss Humprecht, über ovalem Grundriss auf einem Hügel über Sobotka 1667–1668 erbaut. Den Grafen von Czernin, der später von Francesco Caratti den berühmten Palais in Prag erbauen lässt, sollen orientalische Erfahrungen zum Konzept dieses heute veränderten Bauwerks bewegt haben.
Für Michael Oswald Graf von Thun-Hohenstein[16] baut er in Klösterle 1665–1670 die Dreifaltigkeitskirche, gleichzeitig mit der Jesuitenkirche St. Ignatius in der Prager Neustadt. Wie diese ist die Dreifaltigkeitskirche eine Wandpfeilerbasilika mit Seitenemporen, das Mittelschiff kürzer und weniger breit, aber im Innenraum bedeutend ausgewogener. Wie in Prag verzichtet Lurago auch hier auf die Türme. In der tschechischen Literatur wird als weiterer Baumeister ein «Rossi de Lucca» gehandelt, bei dem es sich um den Stuckateur Domenico Rossi handeln könnte.[17] Ihm wird auch der gleichzeitige Wiederaufbau der Schlossanlage zugeschrieben. Der ausgedehnte Komplex liegt unweit der Kirche an der Eger. Auch hier dürfte Lurago anstelle «Rossi de Lucca» in Frage kommen.
Bauten für die Jesuiten
1654 erhält Lurago wieder einen Auftrag der Jesuiten. Er kann die Kirche des Kollegs in Königgrätz bauen. Die zweitürmige Wandpfeilerbasilika ist ein Bauwerk, das in Grösse und Architektur der 12 Jahre jüngeren Jesuitenkirche von Luzern entspricht. Über den quadratischen Chorraum der Kirche von Königgrätz baut Lurago eine hohe Pendentifkuppel mit Laterne. Er entwirft auch den Kollegneubau, der aber erst 1712 gebaut wird.
In Klattau beginnt er 1656 mit einer weiteren grossen Jesuitenkirche. Erstmals ist es eine Wandpfeilerbasilika mit Querschiff und einer böhmischen Kappe als Vierungskuppel. Wie bei allen Jesuitenkirchen Luragos wölbt ein Stichkappen-Tonnengewölbe mit Gurtbögen das Mittelschiff des Langhauses. Finanzierungsschwierigkeiten verzögern den Bau. Die Emporen treten jetzt geschwungen zurück und Pilaster gliedern die Wandpfeilerköpfe. 1666 übernimmt der bisherige Palier Luragos, Giovanni Domenico Orso de Orsini, die Baustelle. Ihm ist auch sicher die Gestaltung der Doppelturmfront zu verdanken.
Schlichter ist die Doppelturmfront der Jesuitenkirche in Komotau (1663–1671). Im Innenraum setzt Lurago erstmals doppelte Halbsäulen anstelle der Pilaster an die Wandpfeilerstirne. Durch einen stark betonten Balustradenumgang über dem Gebälk teilt er aber den Raum unvorteilhaft.
Die letzte seiner Jesuitenkirchen ist St. Ignatius in Prag. Lurago baut die in der Prager Neustadt gelegene Kirche 1665–1678. Mit ihrer turmlosen Fassade schliesst sie an die 200 Meter lange Fassade des Jesuitenkollegs an. Der Gebäudetypus der Kirche hat sich seit Březnice nicht geändert. Nur die Verbreiterung der Wandpfeilerstirnen mit den damit geschaffenen, im Grundriss einem Oval angenäherten Seitenkapellen ist neu. Die Stuckaturen sind nun nicht mehr, wie noch in Komotau, auf die Seitenkapellen beschränkt. Sie beherrschen den ganzen Innenraum. Ob Lurago diese Stuckaturen mit ihrer eigenwilligen Interpretation der Wand-Tektonik noch selbst entwirft, ist eher unwahrscheinlich, denn sie werden erst nach der Einweihung ausgeführt. Stuckateur ist Tommaso Soldati, der sie im Zusammenhang mit dem Portikusvorbau und dem Turmneubau ausführt.[18] Der Baumeister des langen Kollegiengebäudes ist nicht dokumentiert. Aufgrund vorhandener Fassadenpläne und der gleichen Bautermine dürfte es ebenfalls Lurago sein.
Gesichert ist seine Beteiligung am grössten Kollegbau der böhmischen Jesuiten, dem Clementinum in Prag. Anschliessend an die Altstädter Jesuitenkirche St. Salvator, seinem ersten Werk, beginnt er 1653 mit dem Bau des neuen Westflügels. Die 100 Meter lange Strassenfassade zeigt noch deutlich Anklänge an die manieristische Renaissance. Kantig rustizierte Kolossalpilaster in jeder Fensterachse fassen die Fenster der drei Geschosse vertikal. Lurago baut bis 1674 auch den Nordflügel. Das Clementinum nimmt eine Fläche von rund 19 000 Quadratmeter ein und hat fünf Innenhöfe. Erst 1724 sind alle Flügel durch nachfolgende Baumeister fertig erstellt.[19]
Wallfahrtsorte
Das kleine Benediktinerkloster St. Johann unter dem Felsen, dessen Vorsteher der Abt von St. Nikolaus in der Prager Altstadt ist, liegt im Waldgebiet bei Beroun. 1657–1661 ist Lurago Baumeister eines Klostergevierts mit mittig vorstehender Kirche. Die Anlage ist eher von romantischem Wert als von architektonischer Bedeutung.
Bedeutend ist hingegen die Klosteranlage auf dem Heiligen Berg (Svatá Hora) über Příbram. Der Jesuitenpater Benjamin Schleyer SJ entwirft das Konzept des Marien-Wallfahrtsortes. Wie bei vorchristlichen Tempelbergen ist das zentrale Heiligtum mit einem wehrhaft wirkenden Säulenhof eingefasst. Lurago baut die Anlage 1659–1673. Er erweitert das bestehende Marienheiligtum symmetrisch mit sechs neuen Kapellenräumen und zwei Vorhallen. Gleichzeitig baut er den Säulenhof mit oktogonalen Eckkapellen, der das tempelartig terrassierte Heiligtum einfasst . Er erstellt auch die nördlich anschliessende Jesuitenresidenz.
1663–1673 errichtet er ein Franziskanerkloster um das bestehende Loretoheiligtum in Hájek am Weg von Prag nach Kladno. Die zweigeschossige Vierflügelanlage mit offenem Kreuzgang ist entsprechend der Ordensregel sehr einfach gebaut.[20]
1671–1673 ist Lurago in Maria Taferl tätig. Der Wallfahrtsort liegt an der Donau bei Melk. Die neue Wallfahrtskirche ist seit 1660 im Bau. Lurago, der gleichzeitig in Passau arbeitet, wird schon 1673 wegen hoher Unkosten wieder entlassen. Erst 1707 übernimmt Jakob Prandtauer die Fertigstellung der Kirche, die 1724 geweiht wird. Die wesentlichen Teile der Wallfahrtskirche sind zwar ein Werk Luragos, die Urheberfrage des Entwurfes ist aber ungeklärt.
Der Dom in Passau
Wiederaufbau 1668-1680
Beim Stadtbrand von Passau verwüstet das Feuer 1662 auch den Dom. Nur der Chor und das Querhaus sind nicht eingestürzt. Nach ersten Sicherungsmassnahmen einheimischer Baumeister schliesst der Fürstbischof 1668 einen ersten Akkord mit Carlo Lurago, den er aufgrund der Referenzen seines Bruders abschliesst.[21] Erstmals umfasst der Akkord nur die reinen Baumeisterarbeiten ohne die Stuckaturen. 1680 sind die Arbeiten abgeschlossen. Lurago plant das neue Langhaus des Passauer Domes wie alle seine vorherigen Kirchen als Wandpfeilerbasilika. Das basilikale Schema bleibt in der Folge die einzige Gemeinsamkeit. In Passau sind die Wandpfeiler als plastische Elemente in den Raum vorgezogen und wirken dank den verbundenen Seitenschiff-Kapellen und dank den fehlenden Emporen wie Freipfeiler. Betont wird dies durch die Reduktion des Gebälks auf die Pfeiler. Völlig neu ist auch die Gewölbezone behandelt. Erstmals baut Lurago im Hauptschiff anstelle der Stichkappentonne eine Addition von Hängekuppeln über Pendentifs. Der Dom in Passau wird sein grösster und wichtigster Auftrag.
Dombaumeister
Die Stuckateure Carlone und der Maler Tencalla sind bereits am Werk, als 1680 ein neuer Stadtbrand die Dächer erfasst und ihre Arbeiten beschädigt. Inzwischen wird Lurago offiziell als Dombaumeister bezeichnet. Weil beim neuen Brand vor allem die Fresken und Stuckaturen gelitten haben, sind es nun Inspektionen der laufenden Arbeiten, die er noch bis 1683 vornimmt.
Am 12. Oktober 1684 stirbt er im Alter von 69 Jahren in Passau.
Duras, Amelie: Die Architektenfamilie Lurago. Disseration, Prag 1933. |
Franz, Heinrich Gerhard: Bauten und Baumeister der Barockzeit in Böhmen. Leipzig 1962. |
Reuther, Hans: Lurago, Carlo in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 527 f. [Onlinefassung]. |
Ramisch, Hans: Drei Fürstbischöfe aus dem Hause Thun-Hohenstein als Mäzene barocker Kunst, in: Barockberichte, Heft 31, Salzburg 2001. |
Pizzagalli, Sonia: Emigrazione e strategie familiari dalla Valle Intelvi: il caso di Pellio Superiore 1650–1750. Milano 2003. |
Uibo Elsa: Lurago Carlo, in: AIA [Artisti Italiani Austria, Onlinefassung] 2005. |
Pinto, Benedetta: Lurago, in: Dizionario Biografico degli Italiani - Volume 66-2006. |
Cavarocchi, Franco: I Lurago, stuccatori tra 1600 e 1700 (www.luigi-rossi.com, ohne Datum). |
Anmerkungen
[1] Carlos älterer Bruder Tommaso (1608–1670) ist seit 1638 als Bildhauer und Hofbaumeister in Modena tätig. Der jüngere Bruder Antonio (1626–1687) folgt ihm als Hofbaumeister in Modena nach. Ein dritter Bruder, Anselmo (1623–1676), ist Notar und mit einer Carlone verheiratet. Deren Sohn Giovanni Antonio (1653–1727) ist ebenfalls Baumeister und wird 1682 Prager Bürger. Ein weiteres Familienmitglied, Sohn des Tommaso Giuseppe und Neffe des Carlo ist Anselmo Martino (1701–1765), der in Prag als Hofbaumeister tätig ist. Siehe dazu den Stammbaum der Webseite. Zu den Brüdern Antonio und Tommaso und den Neffen Giovanni Antonio und Anselmo Martino siehe die Eintragungen in Tessiner Künstler in Europa.
[2] Möglich wäre Giovanni Battista Orsi aus dem Nachbardorf San Fedele, der 1626-1631 die Loretokapelle auf dem Hradschin in Prag baut. Seine Lebensdaten sind nicht erforscht. Er heiratet 1627 in San Fedele Lucia Retacco, Tochter des Wiener Hofbaumeisters Simone Retacco und der Francesca Carlone. Er stirbt vor 1641, denn in diesem Jahr heiratet seine Witwe den Baumeister Andrea d'Allio. 1634 ist Orsi in Wien, wo ihm der Sohn Giovanni Domenico (1634–1679) geboren wird. Auch bei Giovanni Domenico ist der Lehrmeister nicht bekannt. Es dürfte der zweite Stiefvater Silvestro Carlone sein. Spätestens 1654, mit 20 Jahren, ist er als Geselle bei Carlo Lurago tätig. Die bleibende Partnerschaft der beiden Landsleute könnte auf eine schon ältere Beziehung zur Familie Orsi hindeuten.
[3] Zum Begriff der Wandpfeilerbasilika siehe das Glossar Baukunst in dieser Webseite. Die Höhenentwicklung des Innenraums und die Doppelturmfront setzen sich vom ursprünglichen Vorbild Il Gesù ab.
[4] Etwa 90 % der Bevölkerung Böhmens sind 1620 «Häretiker», wie die Protestanten genannt werden. 1624 werden alle Nichtkatholiken aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen. 1627 wird der alte Adel zur Konversion gezwungen oder muss das Land verlassen.
[5] Das Wälsche Spital ist eine grosse Vierflügelanlage am Wälschen Spitalplatz (Vlašská 34) gegenüber dem Palais Lobkovic (Vlašská 19), gebaut als Stiftung der italienischsprachigen «Welschen» mit dem Ziel der Versorgung der Armen und Gebrechlichen. Das heutige Gebäude und die Kirche stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Anfang des 18. Jahrhunderts ist das Wälsche Spital in erster Linie Waisenhaus (1779: 786 Kinder!). Der Name St. Borromäus geht Mitte des 19. Jahrhunderts an den 80 Meter westlich gelegenen Spitalkomplex (1852/56) über. Das Wälsche Spital ist heute italienisches Kulturinstitut. An der Wälschen Gasse oder Vlašská ulice sind noch heute die barocken Wohnhäuser der «Welschen» zu sehen.
[6] Deutsche Baumeister sind praktisch inexistent. Erst um 1670 treten mit Abraham Leuthner (1639–1701) und ab 1680 auch Georg Dientzenhofer (1643–1689) auf. Die grösste Architektenpersönlichkeit zwischen 1675 und 1695 ist aber der aus dem Burgund stammende Jean-Baptiste Mathey (~1630–1695). Siehe dazu auch das Kapitel «Nachfolge».
[7] Santino Bossi, auch de Bossi (Schanzbaumeister und Amtsrat, 1663/66 Vorsteher des Wälschen Spitals, *1602/03 in Monte, †1673 in Prag). Er bürgt 1648 noch für Lurago, verfeindet sich aber später.
[8] Francesco Caratti (1610–1677) aus Bissone. Zu ihm siehe die Biografie in Tessiner Künstler in Europa.
[9] Nennung von Caratti (ohne Quellennachweise) für die Kuppel und den Portikus der Salvatorkirche, sowie für die Grundlagenplanung des Clementinums.
[10] Es sind die beiden in Prag tätigen Söhne des Rocco di Anselmo, nämlich Francesco Anselmo (1634–1693) und Domenico Antonio (1638–n.1670). Wahrscheinlich ist auch Martino (1623–1683) ein Neffe. Ihn setzt Carlo Lurago schon 1642 als Palier in Březnice ein. Die beiden jüngeren Neffen sind zwar erst ab 1658 in Prag nachgewiesen, aber wahrscheinlich schon länger im Trupp des Carlo Lurago tätig.
[11] Zu Giovanni Domenico Orsi de Orsini (1634–1679) siehe die Anmerkung 2 und die Werkliste.
[12] Die Heirat ist weder in Prag noch in Pellio vermerkt. Die Ehefrau heisst Elisabeth, der erste Sohn Karl Anton wird 1654 geboren, stirbt aber noch vor 1656, der Geburt des zweiten Sohnes. Dieser stirbt 1656, die Ehefrau wohl wenig später.
[13] So beschreibt die Biografin Amelie Duras und später auch Elsa Uibo in AIA (2005), wie Lurago 1645 im Streit «seinen eigenen Steinmetzen Zacharias Campione erdolchte». In Prag ist um diese Zeit als Steinmetz nur Zaccaria (Zacharius) Bussi von Campione bekannt, der nach dem Tod seines Onkels Giovanni Battista Bussi von Campione 1622 in Prag Wohnsitz nimmt und 1645 tatsächlich stirbt. Von einem gewaltsamen Tod ist in seiner Biografie in Treccani allerdings keine Rede. Eine prozessuale Auseinandersetzung mit Schanzbaumeister Santino de Bossi (1603–1673, aus Monte) basiert auf Quellen. Bossi, der noch 1648 Bürgschaft für die Aufnahme von Lurago als Stadtbürger leistet, ist jetzt nicht nur Konkurrent, sondern auch erbitterter Feind. 1661 wird Lurago nach einem Streit mit dem Prager Bürgermeister in Haft genommen.
[14] Auf dem Vyšehrad beginnt sein Konkurrent Santino de Bossi 1656 mit dem Bau des Zeughauses. Nach Intrigen gegen Bossi geht die Fertigstellung an Lurago über. Unregelmässigkeiten bei der Materialbeschaffung und eine schlechte Ausführung der Fertigstellung führen zu Untersuchungen und Prozessen gegen seine Person. Lurago entschuldigt sich für die Unregelmässigkeiten mit seiner Abwesenheit von Prag, bleibt aber den Verhandlungen meist fern. Noch 1685 verlangen die Erben Nachzahlungen für den Zeughausbau, für dessen Fertigstellung Lurago die vereinbarte hohe Summe von 6000 Gulden aber bezogen hat. Noch bis zu seinem Tod wird ihm zusätzlich zu den Baukontrakten ein Jahresgehalt als Schanzbaumeister von 480 Gulden bezahlt, obwohl er seit 1668 kaum mehr in Prag ist.
[15] Siehe die Anlage und den heutigen Zustand in der Webseite Stiftung Fundacja Pałac Gorzanów (deutsch) und die Gartengeschichte in Architectus 4/2016 (PDF, Tschechisch/Englisch)
[16] Michael Oswald Graf von Thun-Hohenstein (1631–1694) ist der Bruder des Passauer Fürstbischofs Wenzeslaus Graf von Thun-Hohenstein (1629–1673). Er ist in der von Lurago errichteten Kirche von Klösterle begraben.
[17] Dazu die (leider nur in Tschechisch vorhandene) Dissertation von Jakub Pátek über die Kunstpatronage des Grafen Michael Oswald von Thun-Hohenstein.
[18] Tommaso Soldati (1665–1743) aus Ponna im Val d'Intelvi wird als Stuckateur «1667–1699» genannt. Er dürfte aber frühestens 1686, vielleicht erst 1697 im Zusammenhang mit den Veränderungen von Paul Ignaz Bayer (1650–1733) am Bau tätig sein. Bayer erstellt 1686 den Turm und 1697–1699 den Fassadenportikus und die neue Fassade.
[19] Die Baumeisterfrage nach 1674 ist nicht genügend erforscht. Gemäss Heinz Gerhard Franz wird jetzt ein Vertrag mit Francesco Anselmo Lurago geschlossen. Giovanni Domenico Orsi die Orsini ist aber offensichtlich bis 1679 auch mit dem Bau beschäftigt. Erst später, Anfang des 18. Jahrhunderts, sind František Maxmilián Kaňka und Kilian Ignaz Dientzenhofer tätig.
[20] Während der kommunistischen Nachkriegsherrschaft wird das Kloster geplündert und dem Verfall überlassen.
[21]Wenzeslaus Graf von Thun-Hohenstein (1629–1673) regiert 1664–1673. Er ist der Bruder von Graf Michael Oswald, für den Lurago in der Herrschaft Klösterle an der Eger seit 1665 baut. Der neue Fürstbischof ist auch Halbbruder der Salzburger Fürstbischöfe Guidobald (reg. 1654–1668) und Johann Ernst (reg. 1687–1709). Alle Familienmitglieder betreiben eine ausgesprochene Kunstpatronage. Der nachfolgende Fürstbischof Sebastian Graf von Pötting, der von 1673 bis 1689 regiert, setzt das Bauvorhaben mit hohem Kunstverstand fort, wie sein Beizug von Carpoforo Tencalla als Freskant zeigt.
[22] Jesuitenkirchen Dillingen 1610, Eichstätt 1617, Mindelheim 1625, Landshut 1631,
[23] Pietro Francesco Carlone (1606–1681) werden die Jesuitenkirchen von Leoben und Linz zugeschrieben. Er ist 1665–1671 in Passau (Jesuitenkirche) und beginnt dann mit der Stiftskirche in Garsten. Seine Söhne Carlo Antonio (1635–1708) und Giovanni Battista (1642–1721) arbeiten meist mit ihm zusammen und werden nach seinem Tod als Baumeister und Stuckteure selbstständig. Mehr zur Familie Carlone (Carloni) siehe in den Biografien dieser Webseite.
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Der vorliegende Text ist für nichtkommerzielle Zwecke und mit Nennung des Autors frei verwendbar.
Um die Nennung der Webseiten-Adresse wird gebeten.
Aus zugänglichen Quellen zusammengestellt
Jahr | Ort, Werk | Beschrieb | ||||||||
1638– 1640 |
Prag Altstadt Jesuitenkirche St. Salvator beim Collegium Clementinum |
Umbau der Ende des 16. Jahrhunderts gebauten Jesuitenkirche (Emporeneinbau, Stuck). Kuppel 1648 siehe unten. Fassade 1653 siehe unten. | ||||||||
1640– 1642 |
Březnice in Böhmen (heute CZ) Jesuitenkirche St. Franz Xaver und St. Ignatius von Loyola, mit Kollegneubau |
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1642 | Březnice in Böhmen (heute CZ) Maria-Magdalena-Kapelle im Ortsteil Dobrá Voda (Gutwasser) |
Neubau des oktogonalem Zentralbaus. Bauherr ist der kaiserliche Prokurator von Březnice, Přibík Jeníšek z Újezda (1580–1651). | ||||||||
1645– 1649 |
Březnice in Böhmen (heute CZ) Rochus-Kapelle |
Neubau der Friedhofskirche (Vertrag 1644) als quadratischer Zentralbau mit drei Konchen. | ||||||||
1648 | Prag Altstadt Jesuitenkirche St. Salvator. Kuppel |
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1649– 1665 |
Prag. Altstadt, Neustadt und Vyšehrad Fortifikationen |
Bauherr ist der Wiener Kriegsrat, vertreten durch Rudolph Graf von Colloredo. Planung und Oberaufsicht bei Francesco Pieroni. Die Anlage der Kleinseite führt Santino de Bussi aus. 1659 sind 78 000 Gulden mit Lurago abgerechnet. Zeughausbau im Vyšehrad durch Santino de Bussi, Fertigstellung durch Lurago. Die Arbeiten werden nach 1658 durch den Neffen Francesco Anselmo als Oberschanzbaumeister geleitet. Abrechnung 1665 mit weiteren 46 000 Gulden. | ||||||||
1650 (um) |
Prag Kleinseite St. Maria unter der Kette Kostel Panny Marie podřetězem |
Barockisierung der mittelalterlichen Kirche des Malteserordens. Als ausführender Stuckateur wird Giovanni Baptista Spinetti genannt. Die Ausführungsjahre sind unklar. | ||||||||
1650– 1653 |
Prag Altstadt. Östlicher Brückenturm der Karlsbrücke. |
Umbau des gotischen Brückenturms (Peter Parler, 14. Jh.) nach den Zerstörungen im Dreissigjährigen Krieg. Mitarbeiter ist Giovanni Spinetti. |
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1651– 1660 |
Náchod in Böhmen (heute CZ) Schloss |
Umbau und Erweiterungen für den neuen Besitzer Octavio Piccolomini (1559–1656). Barockisierung der Schlossapelle durch die Stuckateure Giovanni Domenico de Rossi aus Pellio und Andrea Cyrus. Die Stuckaturentwürfe stammen von Carlo Lurago. Bildhauer ist Giovanni Battista Spinetti. | ||||||||
1651– 1669 |
Prag Hradschin Palais Lobkowitz auf der Burg |
Wenzel Eusebius von Lobkowitz lässt den schlichten Palast auf der Prager Burg vor allem innen vollständig umbauen. Der Neffe Giovanni Antonio und der Stuckateur Domenico Galli sind beteiligt. | ||||||||
1653– 1658 |
Grafenort in der damals böhmischen Grafschaft Glatz, heute Gorzanów (PL) Pfarrkirche St. Maria Magdalena |
Die alte Pfarrkirche wird unter Johann Friedrich von Herberstein durch Carlo Lurago und seine Mitarbeiter Domenico Antonio de Rossi (aus Pellio, Vater von Giovanni Domenico), Andrea Galli, Andrea Cyrus, Carlo Serena, Giovanni Baptista Spinetti (aus Mendrisio?) und Biagio Verda grundlegend im Barockstil umgebaut und 1658 neu konsekriert. | ||||||||
Schloss, Pfarrkirche und Garten von Gorzanów (Grafenort) um 1738, in einem Stich von F. A. Pompejus 1862. | ||||||||||
1653– 1658 |
Grafenort der damals böhmischen Grafschaft Glatz, heute Gorzanów (PL), Schloss und Barockgarten |
Johann Friedrich von Herberstein lässt die Schlossanlage 1653–1658 durch Carlo Lurago unter Leitung von Lorenzo Niceli (?) und Andrea Garove erweitern und barockisieren. Stuckateure dürften die am gleichzeitigen Kirchenbau tätigen Meister sein. Die Arbeiten umfassen auch Gartenlusthäuser mit Grottenwerk. Siehe dazu Architectus 4/2016 (PDF, Tschechisch/Englisch). | ||||||||
1653– 1674 |
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1654– 1666 |
Königgrätz in Böhmen, heute Hradec Králové (CZ) Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt |
Neubau der Wandpfeiler-Basilika mit Doppelturmfront. Zweigeschossige Seitenschiffe mit Emporen. Hängekuppelgewölbe erst 1765. Das Jesuitenkollegium wird 1712 nach Plänen Luragos gebaut. | ||||||||
1655 1667 |
Glatz (Grafschaft Glatz, Böhmen), heute Kłodzko (PL) Jesuitenkolleg |
Neubau des Jesuitenkollegs. Vertrag 1642, Grundstein 1655. 1667 sind Südflügel und Schule fertig, Palier ist Francesco Canavale. 1688–1689 Bau des Nordflügels. Der Vertrag wird aber 1667 mit Andrea Garove abgeschlossen. | ||||||||
1655– 1661 |
Neustadt a. d. Mettau in Böhmen, heute Nové Město nad Metují (CZ) Schloss |
Feldmarschall Walter Leslie (1637–1667) erhält nach seiner Mitwirkung an der Ermordung Wallensteins 1634 die Herrschaft vom Kaiser geschenkt. Er lässt das Schloss durch Lurago umbauen. Erwähnt wird hier auch Domenico Rossi. | ||||||||
1656– 1666 |
Klattau in Böhmen, heute Klatovy (CZ) Jesuitenkirche St. Ignatius |
Grundsteinlegung 1656, Neubau zusammen mit dem 1655 begonnenen Jesuitenkolleg, dessen Planer der Rektor P. Theodor Moretus SJ ist. Geldmangel verzögert den Bau. 1666 führt ihn anstelle von Lurago Giovanni Domenico Orso de Orsini weiter, der bis zu diesem Zeitpunkt als Palier für Lurago arbeitet. 1675 wird die Kirche geweiht. Sie ist eine Wandpfeilerbasilika mit Emporen, Querschiff und Vierungskuppel. | ||||||||
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1657– 1659 |
Náchod in Böhmen (heute CZ) Barockes Rathaus |
Neubau für den Rat der Stadt Náchod. Das barocke Rathaus wird im 19. Jahrhundert umgebaut. | ||||||||
1657– 1661 |
St. Johann unter dem Felsen, bei Braunau in Böhmen. Heute Svatý Jan pod Skalou (CZ) Benediktiner-Wallfahrtskirche |
Neubau einer zweigeschossigen, dreijochigen Wandpfeilerkirche vor einen bestehenden Turm. Neuwölbung 1711 durch Christoph Dientzenhofer. Bauherr ist Matthäus Ferdinand Sobek von Bilenberg OSB, Abt von St. Nikolaus in der Prager Altstadt und auch Bischof von Königgrätz. Klostergebäude von Christoph Dientzenhofer. | ||||||||
1658– 1667 |
Prag Neustadt, Karlsplatz Jesuitenkolleg St. Ignatius am damaligen Viehmarkt |
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1659– 1673 |
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1663– 1671 |
Komotau in Böhmen, heute Chomutov (CZ) Jesuitenkirche St. Ignatius |
Neubau der zweitürmigen Wandpfeilerbasilika mit Emporen mit Anschluss an das bestehende Jesuitenkolleg. Steinmetzmeister ist Francesco della Torre. | ||||||||
1663– 1673 |
Kloster Waldl in Böhmen. Heute Klášter Hájek Franziskanerkloster und Wallfahrtsort Sacra Silva |
Um die seit 1623 gebaute Loretokapelle, in der Wegmitte zwischen Prag und Kladno gelegen, wird eine Vierflügelanlage mit Kreuzgang gebaut. Vertrag mit Carlo Lurago und Giovanni Domenico Orso de Orsini, der den Bau 1664 übernimmt. Palier ist Francesco Anselmo Lurago. | ||||||||
1665– 1678 |
Prag Neustadt, Karlsplatz Jesuitenkirche St. Ignatius oder Kostel svatého Ignáce |
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1665– 1670 |
Klösterle in Böhmen, heute Klášterec nad Ohří (CZ) Dreifaltigkeitskirche Schloss-Wiederaufbau. |
Neubau der Stadtkirche, einer Wandpfeilerbasilika, im Auftrag von Michael Oswald Graf von Thun-Hohenstein nach Plänen von Carlo Lurago mit Ausführung durch einen «Baumeister Rossi de Luca». Verballhornung von Luca de Rossi? Vermutet wird Domenico Rossi. | ||||||||
1667– 1669 |
Sobotka in Böhmen Jagdschloss Humprecht |
Für Humprecht Johann Graf Czernin von Chudenitz baut Lurago ein turmartiges Schloss auf ovalem Grundriss. Palier ist Francesco Ceresola aus Lanzo d’Intelvi, der das Schloss nach dem Brand 1678 verändert wieder aufbaut. Weitere Beteiligte: Francesco della Torre, Giovanni Battista Passerini. | ||||||||
1668– 1684 |
Passau Domkirche St. Stephan |
Der Neubau des beim Stadtbrand 1662 eingestürzten Langhauses wird von Fürstbischof Wenzeslaus Graf von Thun 1668 an Carlo Lurago verdingt. Er realisiert hier in Zusammenarbeit mit den Carlone sein wichtigstes Bauwerk. In den Akkorden sind jeweils nur die Baumeisterarbeiten enthalten. Palier ist Carlo Antonio Carlone. Steinmetz ist Francesco Torre. Bild: Längeschnitt aus Kunstdenkmäler im Königreich Bayern, 1919. |
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1670– 1673 |
Maria Taferl (Niederösterreich) Wallfahrtskirche zur Schmerzhaften Muttergottes |
Neubau aufgrund eines bereits vorhandenen Modells, mit Baubeginn schon 1662. Lurago erstellt den Grossteil des Neubaus, wird aber 1673 wegen Baukostenüberschreitung entlassen. Fertigstellung mit Kuppel 1707–1724 durch Jakob Prandtauer. Stuckateur für Lurago ist Giovanni Battista Colomba. |
Jahr | Ort, Werk | Beschrieb |
1640 (um) |
Březnice (Böhmen, heute CZ). Schlosskapelle |
Die Schlosskapelle wird vom Förderer der Jesuiten in Březnice, Přibík Jeníšek z Újezda (1580–1651), nach einheitlichen Angaben der Literatur 1725–1732, anschliessend an den Schlossneubau gebaut. Ihre noch gotische Erscheinung und auch das Baudatum lassen Lurago als Baumeister ausschliessen. Die frühbarocken Ausstattungselemente könnten aber dem Stuckateurtrupp Lurago zugeschrieben werden. |
1660– 1670 |
Glatz (Grafschaft Glatz, Böhmen), heute Kłodzko (PL). Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt |
1624 wird die gotische Kirche von den Jesuiten übernommen. Sie wird ab 1660 barockisiert, allerdings sind keine Eingriffe (Stuck Andrea Garove) in die Bausubstanz vorhanden. Lurago hat höchstens Unternehmerfunktion. |
1680 | Brieg, heute Brzeg Głogowski (PL) Pfarrkirche Corpus Christi |
Stuck im Langhaus. Lurago ist um diese Zeit in Passau wohnhaft. |
Jahr | Ort, Werk | Beschrieb |
1660 | Glogau in Schlesien, heute Głogów (PL) Franziskanerkloster |
Kapellenanbau an die Kirche St. Stanislaus, heute zerstört. Die Kapelle ist ungenügend dokumentiert. Zudem ist das Baudatum unklar und wird auch mit 1680 angegeben. |
1660– 1673 |
Regensburg Klosterkirche St. Joseph der Unbeschuhten Karmeliten |
Nach dem Klosterneubau 1640–1660 wird mit dem Kirchenneubau ein «Italiener» beauftragt. Die Zuschreibung an Lurago ist rein spekulativ und sachlich nicht begründet. |
1676– 1681 |
Prag Kleinseite St. Nikolaus, Professhaus der Jesuiten |
Das rund 70×70 Meter messende Klostergeviert mit der Kirche St. Nikolaus ist das ehemalige Professhaus der Jesuiten. Die Kirche wird erst 1703 durch Christoph Dientzenhofer begonnen. Die Gesamtplanung des Komplexes ist von Giovanni Domenico Orso de Orsini, der den Bau bis zu seinem Tod 1679 leitet. Fertigstellung durch Francesco Anselmo Lurago. |
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