Herkunft
Die Mazio sind Mitte des 17. Jahrhunderts eine bekannte Familie von Magistraten, Notaren, Priestern und auch Baumeistern aus Roveredo im graubündnerischen Misox. Sie schreiben sich hier Mazio, Mazzio und latinisiert Matius.
Domenico Mazio ist Sohn des «mastro»[1] Giovanni. Er ist verwandt mit dem bis 1683 noch in Landshut wohnhaften Baumeisters Antonio Riva.[2] Sein Geburtsdatum ist unbekannt.[3] Aufgrund seiner ersten Akkorde in Niederbayern muss er vor 1665 geboren sein.
Landau an der Isar
Seit ungefähr 1690 wohnt Mazio in Landau am Isar und wird später dort auch Stadtbürger. Sein Name lautet jetzt verdeutscht Dominikus Magzin. Die ersten ihm zugeschriebenen Werke sind Kirchtürme. Er scheint um diese Zeit auch Bauten in Gemeinschaft mit Cristofero Zuccalli zu erstellen. Als dieser 1702 stirbt, übernimmt er den Neubau der Wallfahrtskirche Maria-Hilf in Vilsbiburg.[4] Hauptwerke von Dominikus Magzin sind die Klosterkirche Aldersbach und die Stadtpfarrkirche in Lindau an der Isar. Beides sind Wandpfeilerhallen. Seine Pfarrkirchen in Ettling und Haid sind tonnengewölbte Saalkirchen mit dreijochigem Langhaus und eingezogenem Chor, innen mit Pilaster, aussen mit Lisenen gegliedert. Alle Bauten führt er mit der bei Misoxer Baumeistern geschätzten effizienten Bauorganisation durch, zu der in Landau «eine ganz Schar Roveredaner»[5] mitwirken. Magzin wird nur bei Kirchenbauten erwähnt, was nicht heisst, dass er keine entsprechenden Klosterbauten ausführt. So deutet das letzte Bauwerk, bei dem Dominikus Magzin aktenkundig wird, auf eine bevorzugte Stellung beim Aldersbacher Abt Theobald I. Es ist die 1726-1728 ausgeführte und später abgebrochene Maria-Hilf Kirche in Frauentödling, einem Auftrag der Abtei Aldersbach. Nachher verlieren sich die Spuren.
Pius Bieri 2016
Eckadt, Anton; Mader, Felix; Ritz, Joseph Maria: Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Bezirksämter Vilsbiburg (1921), Pfarrkirchen (1923), Vilshofen (1926), Landau (1926), Griesbach (1929). |
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: Graubündner Baumeister, Zürich 1930. |
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: I Magistri Grigioni, Poschiavo 1958. |
Anmerkungen:
[1] Mastro nennen die Bücher des 17. Jahrhunderts alle Handwerksmeister, die meisten sind Baumeister. Das Wort stammt von «Magister», heute Maestro.
[2] Antonio Riva (um 1645–1713), Baumeister im Umkreis von Enrico Zuccalli. Siehe zu ihm die Biografie in dieser Webseite. Jacopina (Giacomina) Riva, seine Schwester, verheiratet sich 1680 (Quelle: Zendralli 1958). Zendralli schreibt: «Domenico, architetto. Figlio di mastro Giovanni che 1680 sposava Iacobina fla. qd. Antonio de Riva». Mit Antonio de Riva ist der Vater des bekannten Baumeisters gemeint. Je nach Leseart findet 1680 die Heirat von Vater Giovanni oder eben Sohn Domenico statt. Die erste Version vertreten Max Pfister (Baumeister aus Graubünden 1993) und Cesare Santi («Mazio, Domenico» in: Historisches Lexikon der Schweiz. Beide leiten aus dieser Heirat das Geburtsdatum von Domenico mit «nach 1680» ab. Damit klingen aber die von beiden Autoren aufgelisteten Werke unglaubwürdig. Denn kein deutscher Bauherr würde mit noch nicht volljährigen «Welschen» (Haidlfing 1698) den Akkord über einen Kirchturm-Neubau schliessen. Mit Sicherheit ist deshalb der vor 1700 unter dem Namen Domenico Mazio (Magzin) auftretende Baumeister und Bürger von Landau lange vor 1680 geboren. Domenico Mazio heiratet 1680 die Schwester von Antonio Riva und ist damit dessen Schwager. Siehe auch: «Mazio Domenico» in: Tessiner Künstler in Europa.
[3] Auch der Geburtsort ist nicht dokumentiert. Da die Misoxer Baumeister ihre Familie nur nachziehen, wenn sie als Hofbaumeister auch im Winter sichere Einkünfte haben, dürfte er in Roveredo geboren sein. Die Kirchenbücher in Roveredo sind um diese Zeit sehr lückenhaft. Auch Antonio Riva oder Enrico Zuccalli sind nicht dokumentiert.
[4] Giovanni Domenico Cristofero II Zuccalli (um 1630–1702), aus Roveredo.
[5] Zitat Zendralli 1930. Die Roveredaner sind seine Landsleute aus Roveredo, zu denen auch Pietro Mazio und dessen Schwager, der Stuckateur Lorenzo Maria de Christopheris gehört.
Süddeutscher Barock • Home • Feedback
Die vorliegende Seite ist für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.
Jahr |
Ort |
Bauwerk |
1698–1700 | Haidlfing, Niederbayern | Neubau des Turms der Pfarrkirche St. Laurentius |
1700 | Mettenhausen, Niederbayern | Turmerhöhung der Pfarrkirche St. Mauritius (abgebrochen 1863) |
1700–1703 | Ganacker, Niederbayern | Neubau der Friedhofskapelle |
1701–1704 | Vilsbiburg, Niederbayern | Langhaus-Neubau der Wallfahrtskirche Maria-Hilf, in Nachfolge Cristofero II Zucalli († 1702). Maurermeister ist Lorenz Mayr, Vilsbiburg. Die Kirche wird 1832–1860 durch einen Neubau ersetzt. |
1713-1726 | Landau an der Isar, Niederbayern | Neubau der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt |
~1715– 1718/28 |
Aldersbach, Niederbayern, Zisterzienserabtei | Neubau des Langhauses der Klosterkirche bis 1718. Vielleicht ist der Bautrupp Mazio (Magzin) auch für die Fortsetzung der Klosterbauten zuständig, bei denen der Baumeister nicht genannt wird. |
1719–1720 | Ettling, Niederbayern | Neubau der Pfarrkirche St. Alban mit Turm |
1720–1730 | Haid, Niederbayern | Neubau der Wallfahrtskirche Salvator Mundi. Zuschreibung. |
1726–1728 | Frauentödling, Gemeinde Egglham, Niederbayern | Neubau der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt im Auftrag der Abtei Aldersbach, Planung von Magzin. |
Süddeutscher Barock • Home • Feedback
Die vorliegende Seite ist für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.