Antonio Rizzi (Ritz, Rissi) 1671–1725
Misoxer Baumeister
Antonio Rizzi wird am 13. September 1671 in San Vittore als Sohn des Carlo Rizzi und dessen Ehefrau Margarita Bedini geboren. Er stirbt am 16. Juli 1725 in San Vittore. Im Totenbuch der Misoxer Gemeinde wird er als «Archijdectus Antonius Rissi» vermerkt.[1] Die Nennung als Architekt, wie Baumeister in lateinischen Ländern schon damals genannt werden, lässt ihn mit dem in Niederbayern tätigen Anton Rizzi identifizieren. Er ist damit Dorf- und Altersgenosse von Gabriele de Gabrieli.[2] Ein anderer Antonio Rizzi arbeitet in den Jahren um 1705–1720 in Westfalen und Niedersachsen als Stuckateur. Weil sich die Tätigkeiten der beiden Rizzi zeitlich nicht überschneiden, wäre eine gleiche Identität zwar möglich, bei den grossen geografischen Distanzen der Arbeitsschwerpunkte allerdings eher fraglich.[3]
Für einen Antonius Ritz von San Vittore wird am 25. Mai 1690 ein Lehrbrief der Meister und Gesellen der Maurerzunft von Roveredo und San Vittore ausgestellt. Es handelt sich bei Antonius Ritz um unseren Antonio Rizzi. Der Lehrbrief ist in deutscher Sprache verfasst, die Siegel fehlen, und als Lehrmeister ist Antonio Riva genannt. Dieser wird allerdings als Maurermeister zu San Vittore bezeichnet und dürfte damit nicht der zu dieser Zeit in den kurbayrischen Schlössern Aurolzmünster und Lichtenberg tätige Baumeister Antonio Riva aus Roveredo sein.[4]
Erstmals wird Rizzi 1702 als Nachfolger von Antonio Porta[5] beim Neubau des Neuen Schlosses in Neustadt an der Waldnaab erwähnt. Porta ist seit 1668 Hofarchitekt der Fürsten von Lobkowitz. Rizzi wird in Neustadt als «Fürstlicher Baumeister» bezeichnet. Nach dem Tod des fürstlichen Bauherrn 1715 werden die weiteren geplanten Flügel der Residenz nicht mehr gebaut.
Rizzi ist zu dieser Zeit schon in Osterhofen tätig, wo er seit 1712 den Neubau des 1701 abgebrannten Prämonstratenserklosters fortsetzt, der seit 1704 unterbrochen ist.[6] Der Bauverlauf und auch die Stuckateure und Freskanten sind unbekannt. Geldmangel und die österreichische Besetzung Kurbayerns während des Spanischen Erbfolgekrieges bis 1714 dürften nicht nur für die Einfachheit der Anlage, sondern auch für den Unterbruch nach 1704 verantwortlich sein. 1717 ist die Anlage aber im Wesentlichen vollendet, die Bauten des vorgelagerten Ökonomiehofes sind erst 1722 fertig. Rizzi wird für die Konventbauten in Osterhofen als Baumeister bezeichnet, obwohl er nur den Süd und Westflügel ausführt. Für den Kirchenneubau, den Johann Michael Fischer 1726–1734 ausführt, erstellt Rizzi 1721 noch ein Gutachten mit einem Neubauvorschlag, der aber nicht weiterverfolgt wird. In den gleichen Jahren arbeitet Rizzi für die Konventbauten der Abtei Oberaltaich, wo er 1715 als «architectus noster» bezeichnet wird.
1717–1719 baut Rizzi parallel zu den Arbeiten in Osterhofen für die nahe Zisterzienserabtei Fürstenzell den Maierhof, eine Vierflügelanlage mit 51 auf 51 Meter Aussenmass. 1717 erstellt er auch die Brunnenkapelle gegenüber der Wallfahrtskirche Mariahilf in Vilshofen.[7]
Weitere Arbeiten als Baumeister sind von Antonio Rizzi nicht bekannt.
Sein Tod im Heimatort San Vittore, mit 54 Jahren am 16. Juli 1725, deutet auf einen frühen Rückzug aus dem Baugeschehen in Niederbayern hin.
Pius Bieri 2018
Literatur: Mader, Felix und Ritz, Joseph Maria: Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, Bezirksamt Vilshofen. München 1926. |
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: Graubündner Baumeister, Zürich 1930. |
Zendralli, Arnoldo Marcelliano: I Magistri Grigioni, Poschiavo 1958. |
Pfister, Max: Baumeister aus Graubünden, Chur 1993. |
Dischinger, Gabriele (Hrsg.): Johann Michael Fischer 1692−1766. Band II, Tübingen 1997. |
Anmerkungen:
[1] Dei 16 Iulij Anno 1725 obijt D. Archijdectus Antonius Rissi…fuit vir bonus, pius.
[2] Zu Gabriele de Gabrieli (1671–1747) aus San Vittore siehe die Biografie in dieser Webseite.
[3] Max Pfister schliesst noch 1993 eine gleiche Identität nicht aus. Er ist allerdings über die Tätigkeit Rizzis in Osterhofen ab spätestens 1712 nicht informiert.
[4] Zu Antonio Riva, der im Umkreis von Enrico Zuccalli arbeitet, siehe die Biografie in dieser Webseite.
[5] Antonio Porta (1631–1702) aus Manno im Tessin. Er ist 1668–1697 Hofbaumeister der Fürsten Lobkowitz und baut die Residenzen Roudnice nad Labdem (Raudnitz), Żagań (Sagan), Libochovice (Libochowitz), Milešov (Milleschau) und Červený Hrádek (Rothenhaus). 1697–1702 ist er in Diensten des Markgrafen von Bayreuth (Prinzenbau in Himmelkron, Stadtpfarrkirche in Creussen und Schloss in Erlangen). Das Neue Schloss in Neustadt an der Waldnaab ist von ihm seit 1684 noch für die Lobkowitz geplant, wird aber erst 1698 begonnen. Es ist das letzte Werk des grossen Baumeisters. Wie bayerische Kunsthistoriker auf die Idee kommen, er sei in Neustadt nur ausführender Baumeister nach einem Entwurf von Stadtbaumeister Johann Leonhard Mayer (*1672), ist unerklärlich (Dehio 2008 und weitere), denn Mayer ist zum Entwurfszeitpunkt 12 Jahre alt!. Zu Antonio Porta siehe Martin Krummholz in «Antonio Porta and Seventeenth-Century Central European Architecture». Zur (seriösen) Baugeschichte des Neuen Schlosses siehe Felix Mader 1907 in Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, IX Bezirksamt Neustadt a W.-N. Dort auch die Erwähnung von Anton Ritz als Erbauer der Rosalia-Kapelle (1718) in Raudnitz.
[6] 1717 wird Anton Rizzi in Vilshofen als Baumeister am Kloster Osterhofen erwähnt. 1721 wird er als «Antonien Rizzi, Paumeistern, bey allhiesigen Clossterbau berits in die 9 Jahre lang angestölter Palier…» bezeichnet (BayHStA, GL 3190/73).
Süddeutscher Barock • Home • Feedback
Die vorliegende Seite ist unter dem Label {{CC-nc-by}} für nichtkommerzielle Zwecke und unter der Nennung des Autors frei verwendbar.
Geburtsdatum | Geburtsort | |
13. Sept. 1671 | San Vittore | |
Land 18. Jahrhundert | ||
Freistaat Graubünden | ||
Sterbedatum | Sterbeort | |
16. Juli 1725 | San Vittore | |
Land 18. Jahrhundert | ||
Freistaat Graubünden |
Land (heute) |
Graubünden CH |
Bistum 18. Jahrhundert |
Chur |
Land (heute) |
Grabünden CH |
Bistum 18. Jahrhundert |
Chur |