Benedikt Stadelhofer wird am 13. November 1694 in Feldkirch geboren. Er besucht das Benediktiner-Gymnasium in Weingarten. Als er in das Kloster Rot an der Rot eintritt, ist er bereits 19-jährig. Am 11. Juni 1714 leistet er, einen Monat vor dem 17-jährigen Ignatius Vetter,[1] Profess. Der seit 1711 in Rot regierende Hermann Vogler[2] ermöglicht beiden ein Studium in Dillingen. Beide werden später wichtige Positionen im Kloster einnehmen und die Achtung aller Mitbrüder gewinnen. Während Fr. Benedikt nach vierjährigem Studium am 17. Dezember 1718 zum Priester geweiht wird, fügt Fr. Ignatius noch zwei Doktorate an. Pater Benedikt lehrt nach seiner Primiz an den Klosterschulen von Rot und 1722 auch in Allerheiligen[3] Philosophie und Theologie. Er wird 1725 in Rot Subprior und 1730 Pfarrer in Haisterkirch. Hier leitet er 1736 den Neubau des Pfarrhofes, eine Dreiflügelanlage, zu der vielleicht Abt Hermann den Plan verfertigt hat. Bei diesem Bau dürfte sich Pater Benedikt erstmals in die Grundlagen der Baukunst eingearbeitet haben.
1737 beschliesst Abt Hermann Vogler den Neubau der Bruderschaftskirche St. Johann. Er scheint keinen bekannten Baumeister beiziehen zu wollen, denn ein Name ist nicht überliefert. Vermutet wird, dass der Abt zusammen mit seinem Prior Benedikt Stadelhofer den Bau plant und dieser die Ausführung bis 1742 auch leitet. Der spätere und gut dokumentierte Beizug von Pater Benedikt für den Neubau von Maria Steinbach legt nahe, dass er nicht nur in Haisterkirch, sondern auch beim Neubau der Bruderschaftskirche in Rot massgebender Bausachverständiger ist. Zwar scheint der Neubau weder finanziell noch zeitlich im gewünschten Rahmen erstellt worden zu sein, wie dies der Klosterchronist in seiner Philippika gegen die Ausführenden festhält.[4] Die Bruderschaftskirche scheint aber der Einstieg von Pater Benedikt in eine Tätigkeit zu sein, die normalerweise praktisch ausgebildeten Baumeistern vorbehalten ist.
1739 wählt der Konvent den Studiengenossen Ignatius Vetter zum Abt. Dieser ernennt Pater Benedikt zum Prior. Nach der Vollendung der Bruderschaftskirche 1744 versetzt er ihn als Wallfahrtspräfekt und Grosskeller nach Maria Steinbach. Hier hat die Wallfahrt unter Abt Hermann Vogler derart zugenommen, dass ein Neubau der Kirche sinnvoll erscheint. Dies ist der Grund, warum Pater Benedikt nun in Maria Steinbach wirkt. Ein erster Bauriss liegt schon 1742 vor. Die beiden Planer, der Abt und der Wallfahrtspräfekt, beschäftigen sich bis 1749 intensiv mit der Planung und Bauvorbereitung, um dann den Neubau zu beginnen. Für die Bauausführung an Ort und für die Kostenkontrolle ist allein Pater Benedikt zuständig, während Abt Ignatius als Konzeptor die Künstler auswählt und betreut. Der Bauprälat stirbt schon 1755, im Jahr der Einweihung von Maria Steinbach. Noch bis 1770 wird an der Ausstattung gearbeitet.
Pater Benedikt kehrt nach über zehnjähriger Tätigkeit in Maria Steinbach wieder ins Mutterkloster zurück. Als der Nachfolger von Abt Ignatius nach nur zwei Jahren Regierung stirbt, wird Pater Benedikt trotz seines Alters von 64 Jahren am 16. Oktober 1758 zum Abt gewählt. Aber auch er stirbt nach sehr kurzer Regierung am 30. August 1760.
Er wird vom Klosterchronisten für seine Verdienste in Maria Steinbach gelobt, in denen er als einzig richtiger Architekt und als feuriger Verteidiger der Klosterrechte gelobt wird.[5] Das zweite Lob gilt dem Durchsetzen von Ansprüchen gegenüber dem Fürstabt von Kempten in Maria Steinbach. In der Totenrotel schreibt sein Nachfolger Mauritius Moriz und Prior Norbert Kayser, dass der Verstorbene die Wallfahrtskirche zur Bewunderung aller Pilger von Grund auf neu gebaut habe.[6]
Erstaunlich ist, dass von ihm weder das Abtwappen, das als Siegel vorhanden sein muss, noch ein Porträt überliefert ist. Offenbar liegt dies an der kurzen Regierungszeit, vielleicht aber an der Bescheidenheit des Abtes Benedikt. Abt Mauritius, der ihn in der Totenrotel noch als Ersteller der Wallfahrtskirche Maria Steinbach ehrt, setzt wenige Jahre später an die Westfassade von Maria Steinbach neben sein eigenes Wappen dasjenige des Abtes Hermann Vogler, der zwar Begründer der Wallfahrt ist, aber an der Bauausführung keinen Anteil mehr hat.
Pius Bieri 2019
Literatur: Goovaerts, Fr. Léon OPraem: Ecrivains, artistes et savants de l'ordre de Prémontré. Bruxelles 1899. |
Rummel, Paul: Die Beziehungen der Abtei Marchtal und der anderen oberschwäbischen Prämonstratenserstifte zur Universität Dillingen, in: Marchtal, Festschrift. Ulm 1992. |
Wolf, Fabian: Maria Steinbach, Studien zum Bildprogramm einer spätbarocken Wallfahrtskirche. Magisterarbeit Freiburg im Breisgau 2008. |
Anmerkungen:
[1] Ignatius Vetter (1697–1755) aus Kirchheim im Unterallgäu. Profess 1714. Studium in Dillingen. Doktor der Rechte. Primiz 1721. Abt in Rot 1739–1755. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.
[2] Hermann Vogler (1680–1749) aus Oberstdorf im Oberallgäu. Abt in Rot 1711–1739. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.
[3] Propstei und (seit 1657) Abtei Allerheiligen im Schwarzwald oberhalb Oppenau, heute romantische Klosterruine. Das Klostergymnasium ist seit 1594 und bis zur Französischen Revolution bekannte Bildungsstätte. Die Abtei muss 1757 den ihr feindlich gesinnten Strassburger Fürstbischof als Landesherr anerkennen.
[4] Hans Klaiber zitiert 1924, ohne Quellennennung, einen Klosterchronisten, der mit dem Verfasser der Chronik von 1787, dem erst 1742 geborenen Benedikt Stadelhofer, vielleicht Neffe des Abtes, identisch sein dürfte. Gemäss Klaiber charakterisiert dieser die ausführenden Baumeister wie folgt: «Langsam wie die Schnecken haben sie gegen nichts eine grössere Abneigung als gegen ein dauerhaft und rasch errichtetes Gebäude; und wenn gegen ihren Willen ein solches erstellt wird, prophezeien sie den grössten Schaden, der in Wahrheit für ihren Geldbeutel besteht». Offenbar ist dem späteren Chronisten nicht bewusst, dass dafür in erster Linie die Bauleitung, in diesem Fall sein Onkel Benedikt und vor allem Abt Hermann Vogler verantwortlich sind. Stadelhofer ist auch bei Bauvorgängen seiner Zeit (Kirchenneubau 1777/86) stark voreingenommen.
[5] Sein Neffe (?) Benedikt Stadelhofer notiert 1787 in der handschriftlichen Klosterchronik, er sei «multis annis Præfectus Steinbachensis, ubique dexterrimum architectum et iurium nostrorum defensorum se gessit acerrimum». Zum Klosterchronisten Benedikt Stadelhofer (1742–1811) sendet mir Alfred Rude folgende Lebensdaten: Geboren 28.4.1742 in Immenstaad am Bodensee. Er geht nach der Säkularisation 1806 in die Benediktinerabtei Admont in der Steiermark und stirbt dort am 11.7.1811.
[6] «ædibus ad omnium peregrinantium admirationem e fundamento excitatis». Die Totenrotel vom 4. September 1760 umfasst vier Blätter (Archiv der Abtei Ottobeuren).
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Der Neubau von Maria Steinbach im Deckenbild 1752
Geburtsdatum | Geburtsort | |
13. November 1694 | Feldkirch | |
Land 18. Jahrhundert | ||
Vorderösterreich | ||
Sterbedatum | Sterbeort | |
30. August 1760 | Rot an der Rot | |
Land 18. Jahrhundert | ||
Reichsherrschaft Rot |
Land (heute) |
Vorarlberg A |
Bistum 18. Jahrhundert |
Chur |
Land (heute) |
Baden-Württemberg D |
Bistum 18. Jahrhundert |
Konstanz |