Letzte Werke
Nur noch wenige Werke sind aus der letzten Schaffenszeit bekannt. In Munderkingen ist in einen späteren Rokokoaltar sein 1694 geschaffenes Blatt der thronenden Muttergottes mit Heiligen eingefügt. In Rauhenzell bei Immenstadt, dem Familiensitz des Bregenzer Geschlechtes der Freiherren Pappus von Tratzberg,[12] ist sein letztes Werk zu finden. Das Altarblatt mit dem hl. Otmar und dem hl. Vitus zu Füssen der thronenden Muttergottes ist mit 1697 datiert. Aufgrund der Tatsache, dass die weiteren Altarblätter in Rauhenzell nur noch von seinem Bruder Philipp Albert signiert werden, muss vom Tod Matthäus Zehenders in diesem Jahr ausgegangen werden. Mehr wissen wir nicht, da in Bregenz die Sterbematriken des 17. Jahrhunderts fehlen.
Pius Bieri 2010
Benutzte Literatur:
(EE) Eger, Egon: Matthäus Zehender, Dissertation, Stuttgart 1932.
(LB) Birchler, Linus: Die Kunstdenkmäler des Kantons Schwyz, Band I, Basel 1927.
(MB) Bamert, Markus: Denkmalpflege im Kanton Schwyz, Heft 89, Schwyz 1997.
(EB) Binder, Elisabeth: Kloster- und Pfarrkirche St. Markus Siessen, Kunstführer, Regensburg 2008.
(AR) Appuhn-Radtke, Sibylle: Matthäus Zehender als Zeichner, Barockberichte 31, Salzburg 2001.
Anmerkungen:
[1] Die Herkunft der Zehender verweist in die Eidgenossenschaft. In Basel und Bern ist der Name im 16. Jahrhundert verbreitet. Ein Ludwig Zehender wird 1644 in Bern geboren und stirbt als Miniaturmaler und Mitarbeiter Joseph Werners des Jüngeren 1680 in Paris. Gemäss dem Biografen Eugen Eger hat Matthäus Zehender einen Onkel und einen gleichaltrigen Cousin Namens Gregor in Einsiedeln. Deren Nachkommen nennen sich Zehnder. Die Verwandtschaft scheint aber reine Spekulation zu sein.
[2] Der Biograf Zehenders, Eugen Eger, kennt 1932 diese Gemälde noch nicht. Er vermutet einen Aufenthalt während der Gesellenjahre in Würzburg, wo Zehender in Kontakt mit den führenden flämischen Tafelmalern Oswald Onghers (1628–1706) oder Johann Baptist de Ruel (1634–1685) kommt, die Farbe, Bewegung und Pathos des Peter Paul Rubens vermitteln. Im Zunftverzeichnis Würzburgs ist er aber nicht erwähnt. Der Einfluss Rubens könnte auch über Storer, der sich vor seinem Italienaufenthalt sehr intensiv mit Rubens beschäftigt hat, stattgefunden haben.
[3] Ihre Geschichte ist spannend. Der Gemäldezyklus kommt 1672 vorerst in Räume des vorbarocken Klosters. Der Grosse Saal ist 1706 als erster Teil der barocken Konventanlage unter Dach und erhält 1709–1710 Stuck von Marsiglio Roncati und eine Ausmalung in Seccotechnik durch Johannes Brandenberg. Dieser verwendet sechs Ölgemälde Zehenders aus dem Marienzyklus von 1672 für die Scheinöffnungen der Nordwand, als Pendants der südlichen Fensteröffnungen. Die Abstände der Wandpilaster richten sich sogar nach den Gemälden. Brandenberg scheint bei dieser Neuverwendung einzelne Details der Darstellungen Zehenders überarbeitet zu haben. 1859 verschwinden die grossen Bilder im Zuge einer Umgestaltung und kommen 1997, nach einer rückführenden Restaurierung des Saales, wieder an ihren alten Platz. Quelle: Markus Bamert, Denkmalpfleger des Kantons Schwyz.
[4] Michael Kuen ist seit 1670 an der Gesamtplanung Einsiedelns tätig und erstellt 1671–1672 im Auftrag Einsiedelns den Neubau des Schlosses und den Umbau der Kirche in Ittendorf. Sein Sohn Hans Georg Kuen ist ab 1672 für Einsiedeln tätig. Eine Verwandte des Fürstabtes Augustin II. ist in Bregenz wohnhaft und Taufpatin der Familie Kuen.
[5] Der Konstanzer Andreas Asper malt 1661–1669 die Deckenfresken in der Stiftskirche St. Lorenz in Kempten. In Einsiedeln gehen alle laufenden Aufträge ab 1682 an den Maler und Freskanten Johannes Brandenberg aus Zug. Die Förderung des Einsiedler Malermönchs Pater Athanas Beutler (1638–1683) durch Fürstabt Augustin II. dürfte aber Hauptgrund für das Ausbleiben weiterer dortiger Aufträge sein.
[6] Heute Gasthaus Gösserbräu, Anton-Schneider-Strasse 1. Das damalige Gebäude ist 1890 einem Neubau gewichen.
[7] Eugen Eger findet auf dem Dachboden der städtischen Turnhalle Bregenz ein als Fronleichnams-Altarbild dienendes Blatt (Massangaben Eger: 130/277 sind falsch). Das etwas naive Bild mit dem Titel «Christus als Tröster der Sünder» ist mit «Zehender 1679» signiert. Eger bezeichnet es als ehemaliges Altarblatt aus Mehrerau. Es müsste von Abt Aloisius Sprenger für die noch romanische Basilika bestellt worden sein, ist aber nicht in die neue barocke Kirche gekommen. Ein Bild mit diesem Titel, signiert Zehender 1679, ist heute in einem frei im linken Querschiff der Kirche St. Gallus in Bregenz zu finden. Ein weiteres gleiches Altarbild «Christus als Tröster der Sünder», ebenfalls 1679 von Zehender, findet sich in der Kirche St. Georg in Hohenweiler.
[8] Ein Bauhandwerker kann im Taglohn 6 Batzen für 13 Stunden Arbeit bei freier Verpflegung verdienen, was für die von April bis November dauernde Saison ein Jahreseinkommen von 20 Gulden bedeutet (Hofen 1699). Ein Stuckateur-Palier erreicht mit einem Taglohn von 40 Kreuzer oder 10 Batzen ein Jahreseinkommen von 33 Gulden (Rheinau 1706).
[9] Alle Informationen zu Siessen verdanke ich nebst dem Führer von Elisabeth Binder-Etter den freundlichen Mitteilungen von Sr. Witgard Erler OSF.
[10] Das Seitenaltarblatt hängt heute an der Westwand des Längsschiffes. Der Zehender-Biograf Eugen Eger bezeichnet es als Hauptaltarbild. Dessen Datierung von 1693 ist, wie neue Untersuchungen zeigen, mit 1685 zu korrigieren. Die 1763 erfolgte grosse Verlängerung hat der ursprünglich kompakten Komposition geschadet.
[11] Es hat eine noch spannendere Geschichte als die Tafelbilder von Einsiedeln. 1878 fallen alle Rokokoaltäre der Klosterkirche einem Ersatz durch monströse Neorenaissance-Gebilde zum Opfer. Nur die Altarblätter und die Figuren, vielleicht von Fidel Sporer, entgehen den barockfeindlichen Zeitgenossen. Die Seitenaltarblätter kommen an die Aussenwand, das Hauptaltarblatt wird 1941 gerollt auf dem Dachboden entdeckt. Eine Signatur bestätigt die Autorenschaft Zehenders. 1948 kommen die Altäre des 19. Jahrhunderts wieder weg. Anstelle der Seitenaltäre finden Neuankäufe von Rokokoaltären Aufstellung. Am Platz des Hochaltars steht während fast 40 Jahren nur das wieder gefundene Hauptaltarblatt von Matthäus Zehender. Erst seit 1988 kann es in eine vorbildliche Stuckmarmoraltar-Neuschöpfung nach Entwürfen des Innsbruckers Wolfram Köberl eingefügt werden.
[12] Franciscus Pappus von Tratzberg zu Laubenberg und Rauhenzell (1673–1753) ist 1728–1748 Abt OSB in der Mehrerau.
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Tafelbilder und Altarblätter von Matthäus Zehender, Werkliste [1]
Jahr | Erhaltene Tafelbilder und Altarblätter. | Details. Grösse, Breite und Höhe in Zentimeter | Quelle |
1661 | Paluzza (Udine, Italien), Kirche S. Maria, Altarblatt «Madonna del Carmine». | AR | |
1663 | Bristol Museum and Art Gallery, Gemälde «Stigmatisation des hl. Franziskus». | Signatur und Datierung kaum lesbar. | AR |
1664 | Cervicento (Udine, Italien), Kirche S. Martino, Gemälde «Gürtelspende mit Heiligen». | Stifter ist Zuanne (Giovanni) De Rivo. | AR |
1667 | Stuttgart, Staatsgalerie, Gemälde «Knabe mit Fischen in weiter Landschaft». | AR | |
1671 | Höchenschwand, Wallfahrtskirche, Wallfahrtsbild. Kreuzabnahme. | Auftrag des Abtes Oddo Kübler von St. Blasien. Grösse 110/190. | EE |
1672 | Einsiedeln, Benediktinerabtei, sechs Tafelbilder für einen Marienzyklus. | Auftrag des Abtes Augustin II. Reding. Johannes Brandenberg verwendet den Zyklus 1709 im Grossen Saal des neuen Ostflügels. | MB |
1672 | Einsiedeln, Benediktinerabtei. Zwei ovale Brustbilder. Hl. Meinrad und hl. Konrad. | Auf Kupfer. Bis 1841 in der Stiftsstatthalterei Schloss Sonnenberg. Grösse 30/50. | LB |
1672 | Einsiedeln, Benediktinerabtei. Zwei Tafelbilder, Tod des hl. Joseph und Christus mit Fahne. | Beide Tafelbilder im unteren Klausurgang. Grösse 68/126 und 97/154 | LB |
1672 | St. Gerold, Propstei der Benediktinerabtei Einsiedeln. Zwei Tafelbilder. | Hl. Joseph. Grösse 120/165. Muttergottes mit Kind und hl. Joachim. Beide ohne Datum. | EE |
1675 | Bregenz, Altes Rathaus in der Oberstadt. Fünf Wandbilder mit biblischen Gerichtsszenen. | Tafelgrössen der drei Wandbilder («Urteil Salamonis», «Susanna im Bade» und «Jesus und die Ehebrecherin») 205/162. Grössen der zwei Supraporten-Tafeln 240/85. | EE |
1679 | Bregenz. Altarblatt, Christus als Tröster der Sünder. | Vielleicht aus Kloster Mehrerau. Grösse 130/277.[2] Heute in St. Gallus, an Querschiffwand. | EE |
1679 | Hohenweiler, Kirche St. Georg. Hochaltarblatt, Christus als Tröster der Sünder. | Kopie des Bregenzer Bildes in Altar von 1844, oben in Rundbogen erweitert. Kein Original Zehenders. | |
1681 | Habsthal, Dominikanerinnen-Klosterkirche. Zwei Seitenaltarblätter. | Seitenaltäre, hl. Stephanus und hl. Rosa von Lima, Grösse 100/200. | EE |
1681 | Zwiefalten, Benediktinerabtei. Sechs Seitenaltarblätter der südlichen Kapellen. Heute zwei Blätter in der Pfarrkirche St. Leonhard, Daugendorf. | In Daugendorf: Hl. Joseph mit Jesuskind und Maria mit Kind, verehrt vom hl. Benedikt und der hl. Scholastika. In Privatbesitz: Altarblatt der hl. Reliquien der Abtei Zwiefalten. Grösse aller Blätter 105/186. | EE |
1682 | Sigmaringen-Hedingen, Franziskaner-Klosterkirche, Hauptaltarblatt, hl. Franziskus und hl. Johannes der Täufer. | Grösse 215/340. Heute in der Abtei Weingarten. Stifterwappen Hohenzollern-Törring. | EE |
1682 | Sigmaringen-Hedingen, Franziskaner-Klosterkirche, zwei Seitenaltarblätter. Immaculata auf der Weltkugel und hl. Antonius von Padua über Landschaft. | Grösse 160/262. Mit Altaroberstücken Grösse 90/120. Immaculata heute in Wangen im Allgäu. Hl. Antonius und Altaroberstücke heute in der Abtei Weingarten. | EE |
1683 | Bildstein, Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung. Sieben Tafelbilder gegen die Türkengefahr. | Grösse 130/180. Bei der Umgestaltung 1877–1879 sind die Bilder entfernt worden. | EE |
1683 | Bildstein, Wallfahrtskirche, Hochaltarblatt, hl. Joseph mit Jesuskind. | Das Bild ist bei der Umgestaltung 1877–1879 entfernt und in drei Teile zerschnitten worden. Obere Partie nicht mehr erhalten. | EE |
1684 | Bezau im Bregenzerwald, Pfarrkirche St. Jodok, Hochaltarblatt mit Anbetung der Heiligen Drei Könige sowie Seitenaltäre Geburt Christi und Heilige Familie. | Hochaltar Grösse 185/315. Seitenaltäre Grösse 110/180. Der Hochaltar kommt 1908 in die neue Kirche von Albert Rimli. Seitenaltäre und Hauptaltar-Oberstück sind im Heimatmuseum. | EE |
1684 | Mergentheim, Dominikaner-Klosterkirche, Hochaltarblatt, Salbung zu Bethanien. | Grösse 300/500. Heute in der Evangelischen Schlosskirche. | EE |
1684 | Siessen, Dominikanerinnen-Klosterkirche. Hochaltarblatt. Muttergottes mit Kind, reichen dem hl. Dominikus und den Klosterstiftern den Rosenkranz. | Das Blatt ist dem Biografen Zehenders, Eugen Eger nicht bekannt. 1763 von Johann Georg Messmer zum Rundbogenformat verlängert. Es wird 1941 gerollt auf dem Dachboden entdeckt und 1988 in den neuen Hochaltar eingefügt. | EB |
1684 | Überlingen, Franziskaner-Klosterkirche. Zwei Seitenaltarblätter. Muttergottes mit hl. Franziskus und Muttergottes mit hl. Antonius. | Grösse 170/220. | EE |
1685 | Ellwangen, Benediktiner-Stiftskirche St. Vitus. Drei Märtyrerbilder von Stiftsheiligen zu Seiten der Querschiffaltäre. | Grösse 150/90. | EE |
1685 | Haselstauden bei Dornbirn, Pfarrkirche Maria Heimsuchung. Altarblatt, hl. Joseph mit Jesuskind. | Heute rechtes Seitenaltarblatt in der neuen Kirche von 1793. Grösse 105/175. | EE |
1685 | Hörbranz bei Bregenz. Altarblatt, Muttergottes mit hl. Philipp und hl. Jakobus. | Grösse 150/225. Heute Kapelle Altersheim St. Joseph. | EE |
1685 | Mergentheim, Dominikaner-Klosterkirche. Drei Tafelbilder am ehemaligen Kreuzaltar. | Grösse 72/163. Die Bilder kommen 1709 ins Martinsspital. | EE |
1685 | Siessen, Dominikanerinnen-Klosterkirche. Seitenaltarblatt, Muttergottes mit dem hl. Thomas von Aquin und dem hl. Augustinus. | Heute an Westwand. Grösse 150/300. Ursprünglich niederer, ohne Himmelsdarstellung mit Putten. Eugen Eger datiert falsch mit 1693 und bezeichnet es als Hochaltarblatt. | EE |
1687 | Mörsingen bei Zwiefalten, Kirche St. Gallus. Altarblatt, hl. Johannes der Täufer und hl. Gallus. | Grösse 105/180. Aus Kirche entfernt, heute in Privatbesitz. | EE |
1687 | Unterwachingen bei Munderkingen, Pfarrkirche St. Cosmas und Damian. Altarblatt des hl. Nikolaus. | Grösse 150/250. Heute an der rechten Chorwand der Bagnato-Kirche von 1754. | EE |
1690 | Obermarchtal, Prämonstratenser-Stiftskirche. Hauptseitenaltäre. Rosenkranzaltar auf Epistelseite und Sakramentsaltar auf Evangelienseite. Altarblatt in erster Kapelle Süd. | Rosenkranzaltar, die Muttergottes mit Kind in einem Kranz von 15 Geheimnissen des Rosenkranzes, überreichen den auf der Erde knienden hl. Dominikus und hl. Katharina von Siena die Rosenkränze. Grösse 180/280. Sakramentsaltar, Triumph des hl. Norbert über den Irrlehrer Tanchelin. Grösse 180/280. In erster Seitenkapelle Altarblatt mit Fischpredigt des hl. Antonius von Padua, Grösse 120/170. |
EE |
1691 | Habsthal, Dominikanerinnen-Klosterkirche. Hochaltarblatt. | Hochaltar, die Muttergottes mit Kind über dem hl. Dominikus und den Klosterstiftern, Grösse 200/300. | AP |
1693 | Siessen, Dominikanerinnen-Kloster. Gemälde Muttergottes mit Kind. | In Klausur, nach Mitteilung Sr. Witgard Erler. | |
1694 | Innsbruck, Mariahilfkirche. Fahnenbild Mariä Himmelfahrt. | Grösse 110/150. Heute im Pfarrhaus. | EE |
1694 | Munderkingen, Pfarrkirche St. Dionysius. Hochaltarblatt der thronenden Muttergottes, umgeben von Heiligen. | Grösse 200/300. | EE |
1697 | Rauhenzell bei Immenstadt, Pfarrkirche St. Otmar. Hochaltarblatt mit Muttergottes, darunter der hl. Otmar und der hl. Vitus. | Grösse 85/155. Gestiftet von Johann Leonhard Pappus von Tratzberg zu Laubenberg und Rauhenzell. Die weiteren Altarblätter signiert der Bruder Philipp Albert Zehender. | EE |
[1] Nur gesicherte Werke mit Unterschrift Zehenders. Zugeschrieben wird von Sibylle Appuhn-Radtke für 1668 auch ein Altarblatt «Vision des hl. Antonius von Padua» im Franziskanerinnenkloster Grimmenstein (Appenzell). Zahlungen sind dort allerdings ausschliesslich an den einheimischen Maler Johann Sebastian Hersche geflossen.
[2] Grössenangabe Eger. Sie kann aber in den Proportionen des Bildes nicht stimmen.
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