Franz Anton Zeiller (1716–1794)

«Franciscus Ant. Zeiler Pictor aulicus Brixinensis » [1]

Die Malerfamilie Zeiller aus Reutte
Franz Anton wird am 18. April 1716 als Sohn des Johann Zeiller und seiner Ehefrau Ursula Schuster in Reutte im tirolischen Lechtal geboren. Franz Anton ist das erste von drei Kindern. Mit fünf Jahren verliert er den Vater. Vormund wird der Rosenwirt Georg Zeiller, Bruder des Malers Paul Zeiller,[2] auch Enkel des Urgrossvaters von Franz Anton.
Zur Malerfamilie Zeiller (Zeiler) siehe auch den Stammbaum in dieser Webseite
Der Maler Paul Zeiller nimmt den jungen Franz Anton als Lehrling auf. Auch sein eigener Sohn, der 1708 geborene Johann Jakob, ist von ihm ausgebildet, verbringt aber zu dieser Zeit bereits die ersten Studienjahre in Rom.[3] Seit 1728 ist in der Werkstatt Zeiller der ebenfalls hochbegabte Maler Balthasar Riepp[4] aus Kempten tätig. Mit der Heirat von Maria Anna Zeiller, der jüngsten Tochter von Paul Zeiller, wird Riepp als Familienmitglied auch Ausbildner von Franz Anton.

Augsburg
Nach Beendigung der Lehre im 16. Lebensjahr arbeitet Franz Anton Zeiller noch einige Jahre als Geselle bei Paul Zeiller und Balthasar Riepp. 1738 geht er, wie Leu in seiner frühen Biografie[5] von 1794 berichtet, zu Johann Evangelist Holzer[6] nach Augsburg. Der berühmte Schüler von Johann Georg Bergmüller arbeitet zu dieser Zeit an seinen Gewölbefresken in der Abteikirche Münsterschwarzach am Main.[7] Der dort erwähnte Gehilfe, dem unentgeltlich Kost und Logis gewährt wird, könnte Franz Anton Zeiller sein. 1740 stirbt Holzer unerwartet früh. Glaubt man der Biografie von 1794, geht jetzt Zeiller zu einem weiteren bekannten Augsburger, dem Kupferstecher und Maler Gottfried Bernhard Göz.[8] Zeiller wäre damit einer der vier Gehilfen, die an der Schlosskapelle Meersburg 1741 mitarbeiten. Ein schlüssiger Nachweis für diesen ersten Aufenthalt bei Göz fehlt allerdings bis heute. Er könnte auch nicht stattgefunden haben.[9]

Italien
1741 oder 1742 geht Zeiller nach Rom, wo er sich zwei Jahre bei Corrado Ciaquinto aufgehalten haben soll.[10] Über einen anschliessenden Aufenthalt Zeillers in Venedig wird nur berichtet, dass er hier die Gemälde berühmter Meister studiert habe, eine etwas einseitige Aussage in Anbetracht der finanziellen Verhältnisse Zeillers. Ein Altarblatt im fränkischen Gaibach von 1745 ist mit seinem Namen verbunden.[11] Hält er sich in diesem Jahr vorübergehend in Deutschland auf? Er müsste dann nochmals nach Rom zurückgekehrt sein, denn Anfang 1748 kopiert er ein nur für drei Wochen in St. Peter ausgestelltes Gemälde. Spätestens in diesem Jahr kehrt er endgültig in die Heimat zurück. Er geht (erneut?) als Mitarbeiter zu Göz nach Augsburg, wahrscheinlich vor allem, weil er italienische Schulden zurückzahlen muss.

Mitarbeiter von Gottfried Bernhard Göz

  Scheer 1748
Die Zusammenarbeit mit Göz nach seinen Romjahren ist im Gegensatz zu der von Leu beschriebenen Gesellentätigkeit vor dem Romaufenthalt belegt. Denn im Herbst 1748 erfolgt für das nördliche Seitenaltarblatt von Scheer eine Zahlung an Göz. Das Blatt der Rosenkranzspende trägt die Signatur «Franz Ant: Zeiler». Es ist das erste gesicherte Werk des Romrückkehrers.[12] Aufgrund der Rechnung an Göz und der Malweise muss von einer Zusammenarbeit oder einem Entwurf von Göz ausgegangen werden, wobei der Anteil Zeillers signifikant ist. Auftraggeber des Altarblattes ist Bruderschaft zum heiligen Rosenkranz unter dem Patronat des Reichserbtruchsesses Wilhelm Eusebius Graf von Waldburg-Friedberg-Scheer.
 



Das erste gesicherte Werk von Franz Anton Zeiller ist die Rosenkranzspende in der ehemaligen Stiftskirche Scheer bei Sigmaringen. Das Blatt (1,85 x 3,60 m) zeigt die von den vier Erdteilen verehrte Maria mit Kind, die dem heiligen Dominikus den Rosenkranz überreichen. Mehr zu diesem Blatt siehe in den Erdteilallegorien.
Foto: Bieri 2022.

Birnau 1749
Schon 1741 könnten, falls man Leu glauben will, Gottfried Bernhard Göz und Joseph Anton Feuchtmayer in der Schlosskapelle Meersburg zusammengearbeitet haben. Sicher ist dies in Scheer und vielleicht auch in der noch 1748 ausgestatteten Klosterkirche von Habsthal der Fall. Hier ist Zeiller zwar nicht erwähnt, dürfte aber als Freskant beteiligt sein. Hauptwerk von Göz und Feuchtmayer wird 1749 die über dem Bodensee thronende Wallfahrtskirche von Birnau, welche Abt Anselm II. Schwab von Salem durch Peter Thumb bis 1748 bauen lässt. Zeiller wird in der Birnau mehrfach als Gehilfe erwähnt.

Eigene Arbeiten 1751–1755

Füssen  

  Wahrscheinlich arbeitet Zeiller bis 1750 noch bei Göz, denn erst 1751/52 ist wieder ein eigenes Werk des inzwischen 35-jährigen Malers bekannt. Abt Gallus von St. Mang in Füssen, ein Familienmitglied der Zeiller aus Reutte (er schreibt sich wie alle damaligen Familienmitglieder «Zeiler») erteilt Franz Anton den ersten Auftrag. Er kann in der Magnuskapelle der Stiftskirche St. Mang das ovale Deckenbild und vier Wand-Kartuschenbilder malen. Nur die Kartuschenbilder sind Fresken, das Deckengemälde ist ein Ölbild.[13]
Mit der Abtei bleibt er verbunden. 1763 und 1780 stellt er jeweils 1000 Gulden als Kredit zur Verfügung. Noch 1781 liefert er eine ovale Abdeckung der zentralen Öffnung im Bibliotheksaal.[14]
  Das Deckenbild in der Magnuskapelle der ehemaligen Stiftskirche Füssen stellt die Glorie des hl. Magnus dar. Es ist ein Ölgemälde auf Putz. Es ist schlecht erhalten und auch falsch beleuchtet (Lichtquellen im Gemälderahmen!). Foto: Bieri 2022.

     

Sachsenried

   
  1753 kann er im Auftrag des Abtes Gallus auch die Fresken der Pfarrkirche St. Martin in Sachsenried malen. Hier arbeitet er mit dem Stuckateur Joseph Fischer aus Faulenbach zusammen.[15] Zeiller malt das grosse Langhausfresko mit dem Baumwunder des hl. Martin in einer überzeugenden Komposition, in Farbe und Figurendarstellung an venezianische Malerei anknüpfend.[16] Im Chor malt er im Scheitelfresko die Fürbitte des hl. Martin,[17] in den Zwickel- und Stichbogenkartuschen die Zwölf Apostel und an die untere Emporenbrüstung die vier Kirchenlehrer in Längsfelder.

  Den ersten Auftrag als selbständiger Maler für Deckenfresken in Sachsenried erhält Zeiller ebenfalls von Abt Gallus Zeiler, seinem Urgrossonkel in Füssen. Im Bild das Langhausgemälde, welches das Baumwunder des hl. Martin zum Thema hat. In diesem Gemälde hält nicht nur die Landschaftsdarstellung des Rokokos Einzug im Schaffen von Zeiller, auch die Figurengruppen im Vordergrund sind venezianische Rokoko-«Pasticcci». Foto: Herbert Wittmann 2009.

Stams

   
  1755 signiert Franz Anton Zeiller sein bisher grösstes Werk. In der Pfarrkirche St. Johannes von Stams kann er ab 1754 im Auftrag des Zisterzienser-Abtes Rogerius Seiler das Chorfresko (Verklärung Jesu) und drei Fresken aus dem Leben des Täufers in die Gewölbespiegel des Langhauses malen. Alle sind von reichen Rokokostuckaturen umgeben. Der nicht genannte Stuckateur fasst die mittleren der vier Joche zu einer grossen Bildfläche zusammen. Hier malt Zeiller die Predigt in der Wüste. Die weiteren Bilder stellen die Geburt und die Enthauptung dar. «Die Fresken sind sehr farbenreich, frisch, etwas unruhig in der Composition, dabei aber voll unmittelbaren, vielfach genrehaften Lebens, mit schönen landschaftlichen Fernsichten und architektonischen Perspectiven» urteilt H. S. in der NDB 1900. Die völlige Ausmalung aller Stich- und Gewölbekappen dürfte erst im 19. Jahrhundert entstanden sein. Zeiller malt in Stams auch das Blatt des linken Seitenaltars und auch das heute entfernte Hochaltarblatt.[18]
Die Predigt Johannes des Täufers im grossen Mittelfresko des Langhausgewölbes in der oberhalb der Zisterzienser-Stiftskirche gelegenen Pfarrkirche Stams. Auftraggeber ist der Zisterzienserabt von Stams. Foto: Erich Schmid 2013.

Ottobeuren 1756–1760
Stiftskirche Ottobeuren, mit Johann Jakob Zeiller[19]
Abt Anselm Erb überträgt die Malerarbeiten in der Stiftskirche an Johann Jakob Zeiller. Dieser zieht wegen der Grösse des Kirchenraums, vielleicht aber auch auf Wunsch des Abtes, seinen «Vetter» Franz Anton Zeiller bei. Angesichts der Leistung von Franz Anton in Sachsenried und Stams erstaunt die Erzählung von Leu (1794), dass der schon berühmte Johann Jakob seinen acht Jahre jüngeren Verwandten deshalb als «Gehilfe» aufgenommen habe, weil dieser unbekannt und zudem unbemittelt sei. In Ottobeuren ist eine vielversprechende Künstlergemeinschaft tätig.
  Johann Michael Fischer als Baumeister, Johann Michal Feichtmayr als Stuckateur und Altarbauer, Johann Joseph Christian als Bildhauer sowie die beiden Zeiller als Maler werden hier ein spätbarockes Gesamtkunstwerk schaffen. Fischer scheidet als Baumeister schon 1757 aus, die gestalterische Leitung übernimmt anschliessend Johann Michael Feichtmayr.[20] Die Arbeiten an den Gewölbefresken dauern bis 1760. Die beiden Vettern arbeiten die beiden ersten Jahre im Chor nach Entwürfen von Johann Jakob. Dieser malt das Fresko des Altarraums noch 1756, die Chorkuppel ist ein gemeinsames Werk des folgenden Jahres. Mit den Zwickelkartuschen und den Oratorienfresken im Chor beginnt eine interessante Aufteilung der Arbeiten, die im Fresko der Vierungskuppel zu einer aussergewöhnlichen Trennung führt. Jeder der beiden Maler freskiert eine Kuppelhälfte nach eigenem Entwurf und mit unterschiedlichen Themen, Johann Jakob die dem Eintretenden zugewandte Nordhälfte, Franz Anton die rückwärtige Südhälfte. Nahtstellen sind nicht ersichtlich, die Malerei wirkt als Einheit. Auch die Gewölbe der Querhausarme sind getrennte Werke. 1759 wird der Benediktinerhimmel der Langhauskuppel nach dem Entwurf von Johann Jakob gemalt, die Händescheidung der Ausführung ist hier nur in den vier Seitenkapellen möglich. Die 1760 gemalte Gründungslegende über der Orgelempore ist das letzte Freskenwerk von Franz Anton Zeiller in der Stiftskirche Ottobeuren.
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Mit Ottobeuren bleibt Franz AntonZeiller weiterhin verbunden. 1762 liefert er die Altarblätter des Martin- und Nepomuk-Altars. 1768 malt er das Deckengemälde im Gesellschaftszimmer des zweiten Obergeschoss im südlichen Mitteltrakt.[21] Noch 1783 liefert er für die Wallfahrtskirche Eldern ein Altarblatt.[22]
Das Freko des Pfingstwunders
in der Vierungskuppel ist ein
Gemeinschaftswerk (1758) von
Johann Jakob und Franz Anton
Zeiler. Die Nordhälfte (hier unten) ist das Werk von Franz Anton Zeiller. Foto: Diego Delso 2019.
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Fresken in der Wikipedia.
 
 
1760 malt Franz Anton Zeiller mit der Historiendarstellung «Das Tausendjährige Ottobeuren» eines seiner besten Werke. In der Bildmitte ist im Hintergrund das gebaute barocke Ottobeuren mit der Jahreszahl 1764 zu sehen, darüber schweben der Ordensgründer Benedikt und alle Stifts- und Kirchenpatrone. An der linken Seite treten die Stifter auf: Gaugraf Sylach und seine Gemahlin Ermiswinth in Begleitung ihrer Söhne, Bischof Gauzbert, Toto, der erste Abt von Ottobeuren und Tagbert, ein Laienbruder. Darunter mit der Jahreszahl 764 der stilisierte mittelalterliche Kirchenbau. Auf der rechten Seite deutet Karl der Grosse auf die Bestätigungsurkunde «Confirmatio», hinter ihm steht die Gemahlin Hildebrand mit der Schrift «Dotatio», gefolgt von Kaiser Otto und dem hl. Bischof Ulrich von Augsburg mit der Schrift «Exemptio». Hinter dem Kaiser sind Papst Leo II. und Mönche zu sehen. Unter dem Kaiser steht der Schwabenherzog mit seinem Wappen. In der Bildmitte im Vordergrund kniet Abt Rupert Ness im Dialog mit zwei Engeln, der eine hält das Schriftband «Crescas in mille millia» (Mögest Du wachsen in tausend mal tausend Jahren). Zu Füssen des Abstes die Wappen von Kloster und Konvent.
Foto: Bieri 2016.
     
Arbeiten für das Hochstift Augsburg
Franz Anton Zeiller arbeitet in den Wintermonaten an Altarblättern für die Pfarrei Mittelberg, die zwar zum Landkapitel Kempten zählt, aber dem Hochstift Augsburg zugehörig ist. Erhalten sind Hochaltarblätter in der Kapelle St. Wolfgang in Haslach,[23] in der Filialkirche zu den Heiligen Drei Königen in Bachtel,[24] und in der Pfarrkirche St. Michael in Mittelberg.[25] Für die Wallfahrtskirche Maria Rain liefert er 1761 noch zwei Seitenaltarblätter.[26]
     
Allgäu 1761–1764
Irsee
1761 arbeitet Franz Anton Zeiller im Benediktiner-Reichstift Irsee. Im ersten Obergeschoss des Südwest-Risaliten hat sich ein Deckengemälde erhalten, das ihm zugeschrieben wird. Es handelt sich um das gemalte Mittelstück eines ehemals dreiachsigen Saals. Die Darstellung ist Teil einer Allegorie der sieben freien Künste. Das Fresko im Refektorium, das ihm bisher als zerstörtes Gemälde zugeschrieben ist, hat hingegen nie bestanden.[27]

Rieden und Schlingen
Abt Bernhard Beck von Irsee lässt 1762 von Franz Anton Zeiller auch die Gewölbefresken der dem Reichstift zugehörigen Pfarrkirche St. Martin in Rieden ausmalen.[28]
Für die Deckenfresken der Kirche St. Martin im Nachbarort Schlingen erhält Zeiller 1763 den Auftrag von Pfarrer Joseph Fidelis von Schönau, dessen Familie hier Patronatsherr ist. Im Langhaus wiederholt Zeiller das schon in Sachsenried gemalte Baumwunder, nun allerdings nicht mehr im dort überzeugenderen Bildaufbau.[29] Er malt für beide Kirchen auch die Altarblätter.
1764 arbeitet er nochmals im Auftrag des Hochstiftes Augsburg. Für die Franziskanerkirche in Füssen kann er das Hochaltarblatt und Seitenaltarblätter liefern.[30]
     
Hofmaler in Brixen
Innsbruck und Steinach
1765 treffen wir Zeiller erstmals in Kirchen des Bistums Brixen an. Beide Bauten werden schon früh zerstört, sodass wir über das Aussehen und die Thematik der Fresken nicht informiert sind. In Innsbruck sind es die Kuppelfresken der barockisierten Allerheiligenkirche. In Steinach am Brenner, dem Geburtsort des Malers und späteren grossen Konkurrenten im Südtirol, Martin Knoller, kann er die Gewölbe der Pfarrkirche des hl. Erasmus freskieren.
     
Brixen
Vielleicht noch 1765 wird Franz Anton Zeiller von Fürstbischof Leopold von Spaur mit der Ausmalung der neuen Seminarkirche Hl. Kreuz in Brixen betraut. Das Bozzetto, das zum Auftrag führt, hat ihm Zeiller schon 1764 geliefert. Zeiller malt 1766 das grosse Flachkuppelfresko, ein Chor- und ein Emporenfresko in den von Franz Singer aus Götzens stuckierten Neubau. Diese Deckenbilder, vor allem das Kuppelfresko, zählen zu seinen besten Werken.[31] Im Kuppelfresko ist die Kreuzauffindung durch die hl. Helena dargestellt. Unter einem lichtblauen Himmel mit einer Engelsgruppe bildet ein dichter Ring von Akteuren die terrestrische Randzone. Wieder, wie schon im Fresko der Gründungslegende von Ottobeuren, zeigt er sich als grosser Rokoko-Historienmaler in venezianischer Farbigkeit.
Nach der Fertigstellung der Fresken in Hl. Kreuz beginnt er in der Marienkirche von Millan bei Brixen mit der Ausmalung. Hier ist seine gemeinsame Tätigkeit mit dem Südtiroler Maler Johann Peter Denifle[32] am Gewölbefresko mit der Darstellung von Mariä Himmelfahrt dokumentiert.
1767 malt Franz Anton Zeiller auch die Fresken in der Kirche der Englischen Fräulein in Brixen. Diese werden 1839 durch einen Grossbrand zerstört.[33]
1768 wird er zum fürstbischöflichen Hofmaler ernannt. Im Dekret weist der Fürstbischof auf seine Arbeit an mehreren Gemälden in verschiedenen Gotteshäusern des Bistums Brixen hin. Zu diesen dürften nebst den im Dekret ausdrücklich erwähnten Fresken in Bozen nur die beiden Sakralbauten in Innsbruck und Steinach, vielleicht noch das soeben vollendete Strassen zählen, denn vorher ist Zeiller ausschliesslich im Bistum Augsburg tätig. Zeiller ist stolz auf diesen Titel und verwendet ihn auch später noch, als er bereits wieder im Bistum Augsburg wirkt.
     
Zeiller_Franz_1768_Strassen   Strassen – Toblach – Taisten
Die Strasse von Bruneck durch das Pustertal nach Lienz ist ein alter Verkehrsweg. An dieser Poststrasse reihen sich drei Dörfer, für deren Kirchen Hofmaler Zeiler nun Aufträge ausführen kann. Im Jahr seiner Ernennung erhält er den Auftrag für die Ausmalung des Kuppelgewölbes der Filialkirche zur Hl. Dreifaltigkeit in Strassen, einem Zentralbau von Thomas Mayr aus Lienz. Zeiller gliedert die grosse Kuppel in acht Segmente mit zwei Zyklen von je vier der Jungfrau Maria und dem hl. Franz Xaver gewidmeten Themen.
1769 freskiert er die Kuppel- und Langhaus-Jochgewölbe der Pfarrkirche Johannes des Täufers in Toblach. Der umfangreiche Freskenzyklus ist dem Kirchenpatron gewidmet.[34] Hier signiert Zeiller erstmals als Hofmaler mit «Franc. ant. Zeiller SSmi Principis Pictor Brixin. aul. Pict. invenit et Pinxit». Ihm wird auch das Hochaltarblatt zugeschrieben.
Bis 1771 malt Zeiller auch die Kuppel- und Gewölbefresken der zwischen Bruneck und Toblach gelegenen Kirche der hll. Ingenuin und Albuin in Taisten.[35] Die Kirche ist ein Neubau des Baumeisters Franz Singer aus Götzens.
Die acht Kuppelfresken in Strassen.
Foto: Rufus46 2015 in Wikipedia.
 
Zeiller_Taisten  
In die Flachkuppel der Kirche von Taisten malt Franz Anton Zeiller
1771 die Vermählung Mariens.
Foto: Rufus46 2015 in Wikipedia.
 
     
Brixen – Cortina d'Ampezzo– Uttenheim
1772 ist er nochmals im bischöflichen Seminar in Brixen tätig. Hier hat Baumeister Franz Singer den eindrücklichen zweisäuligen Kuppelbau der Bibliothek aufgerichtet. Zeiller malt nach einem hochinteressanten theologischen Programm. Die sechs Kuppeln sind den einzelnen Zweigen des theologischen Wissens gewidmet. Jeder Zweig wird im Kuppelbild durch einen Gelehrten personifiziert und mit je acht weiteren Vertretern in den Zwickelmedaillons ergänzt.[36]
1773–1774 erstellt er die Deckenbilder im Langhaus der Pfarrkirche Cortina d’Ampezzo, die den hll. Philippus und Jakobus geweiht ist. Im nüchternen, vielleicht erst im 19. Jahrhundert auf klassizistischen Barock getrimmten Innenraum wirken die dunklen, für den grossen Raum zu kleinen und streng gerahmten Freskenflächen wie eine lädierte Briefmarkensammlung.[37]
In Uttenheim, einem Dorf bei Bruneck, kann Zeiller 1774 die Filialkirche der hl. Margareta freskieren.[38]

Im Salzburger Gebiet und im Tiroler Inntal
Zell am Ziller
1775 nimmt Zeiller Wohnsitz in Innsbruck. Der Grund zum Wohnortswechsel muss in der Auftragslage liegen, vielleicht auch am Überhandnehmen des Klassizismus im Süden. Sein erster Auftrag nördlich des Brenners scheint dies zu bestätigen. Der Brixener Hofmaler wird 1775 ins damals salzburgische Zillertal gerufen. Der Dechant der Pfarrkirche St. Veit in Zell im Zillertal erteilt ihm den Auftrag für die Ausmalung des soeben vom Salzburger Hofbaumeister Wolfgang Hagenauer aufgerichteten Zentralbaus. Im barocken Arkadenoktogon kann Zeiller bis 1779 nicht nur die Fresken der Monumentalkuppel[39] mit den acht Kartuschenfresken[40] und die Querkuppel des Chorraums,[41] sondern auch alle Altarblätter[42] malen. Stolz signiert er auch hier mit «Franciscus Ant. Zeiler Pictor aulicus Brixinensis fecit» an der westlichen Scheinbrüstung des Kuppelfreskos.

Innsbruck

In der Kapelle der Theresianischen Normalschule an der Kiebachgasse 10 freskiert Zeiller 1777 die Kuppel mit der Predigt Johannes des Täufers. Die Kapelle der Normalschule wird 1879 Kirche der evangelischen Gemeinde. 1905 erfolgt ein Umbau zu einer Schlosserwerkstätte. Das Kuppelgemälde wird dabei abgedeckt und könnte noch vorhanden sein.

Ranggen
1778 malt Zeiller in der Kirche des hl. Magnus von Ranggen drei Kuppelfresken mit je vier Zwickelkartuschen.[43] Das Bauwerk von Franz Singer aus Götzens ist im zweijochigen Langhaus und im Chor mit böhmischen Kappen überkuppelt.[44] In die Hauptkuppel des Langhauses malt Zeiller den Tempelgang Mariens in eine veritable Scheinarchitektur nach Pozzo, die er derart bildfüllend erstmals anwendet.[45]
     

Weer

  1779 ist er im Neubau der Filialkirche zum hl. Gallus in Weer tätig. Die schlichte Saalkirche wird im Langhaus und im Chor von einer flachen Längstonne überzogen, in der drei Scheinkuppeln durch Zeiller bemalt werden.[46] Wieder legt er im Hauptbild die Szene in eine ausgeprägte Scheinarchitektur. . Sie wirkt wie aus der Zeit gefallen. Er ist zudem Maler der Altarblätter.[47] Auch die Gesamtgestaltung mit dem täuschend echten «stucco finto» der Rokokokartuschen ist eine Leistung Zeillers. Er wird die Scheinstuckaturen in allen nachfolgenden Kirchen wiederholen. Sie sind, sofern sie Rokokostuck imitieren, bedeutend täuschender gemalt als der gleichzeitige «stucco finto» seines Vetters Johann Jakob. Noch im «Dehio» (1980) werden die Malereien als Rokokostuck beschrieben.

Wie in Ranggen gestaltet Zeiller auch in Weer
die Hauptkuppel in einer Scheinarchtektur
nach der Lehre von Andrea Pozzo. Fingierter
Stuck wird nun auch bei ihm üblich
Foto: Gerd Eichmann 2006.

 

Matrei

  Die Pfarrkirche zum hl. Alban in Matrei wird 1777 im Auftrag des Hochstiftes Salzburg von Baumeister Thomas Mayr aus Lienz begonnen.[48] 1783 malt Franz Anton Zeiler die Deckenbilder.[49] Im flachen Scheitel des Stichkappen-Scheingewölbes im Langhaus ist in einem Längsrechteck-Gemälde von ungefähr 7 x 13 Meter das Wunder der Brotvermehrung zu sehen. Es ist weitgehend auf Ansicht berechnet, Zeiller verzichtet hier auf jede perspektivische Verkürzung und erreicht erstmals in grosser Meisterschaft eine Annäherung an den Klassizismus. Selbst der fingierte Stuck und die Blumengehänge in den Stichkappen fügen sich in das klare klassizistische Bild ein. In die Flachkuppel des angedeuteten Querhauses malt er die Aufnahme des hl. Albans in den Himmel in barocker Tradition.
 
Das Deckenbild und die Gestaltung der Gewölbeflächen im Langhaus von Matrei zeigen den Wandel von spätbarocken Illusionismus zum klassizistischen Verzicht auf perspektivische Verkürzungen. Foto: Michael Kranewitter 2008.

Spätwerk im Lechtal

Reutte
1783 stirbt sein acht Jahre älterer «Vetter» Johann Jakob Zeiller in Reutte. Im gleichen Jahr übersiedelt der inzwischen 67-jährige Franz Anton in den gemeinsamen Heimat- und Geburtsort. Er übernimmt die verwaiste Werkstatt und kann 1785 das Deckenbild im Chor der Pfarrkirche des hl. Laurentius von Bichlbach malen.[50]
  In der Pfarrkirche des hl. Martin von Wängle malt er 1786 das Deckenfresko im Chor und das grosse Deckenbild im Langhaus.[51] Auch in Wängle verzichtet er auf barocke Perspektiven, die Qualität des Bildes mit dem gleichen Thema in Matrei erreicht er aber nicht mehr. Noch dieses letzte grössere Werk signiert er mit «Franz Anton Zeiler. Pictor aulicus Brixinensi invenit et pinxit».
 




Ausschnitt aus dem Deckenbild in Wängle mit der Signatur des Malers. Dieses letzte grosse Werk der «Mannalese» malt er im Alter von 70 Jahren. Es zeigt das Nachlassen im «Pasticcio» der Figuren. Auch ist der Farbauftrag viel zu satt und erinnert an ein Secco-Gemälde. Leider schweigt sich die zugängliche Literatur über die Maltechnik und über restauratorische Veränderungen aus. Foto: Herbert Wittmann 2009.

1791 soll er in der Kapelle zum hl. Wendelin in Grän bei Reutte den Chor ausgemalt haben.[52] Dafür sprechen aber weder Quellen noch Bildqualität.
Am 4. März 1794 stirbt Franz Anton Zeiller mit 78 Jahren in Reutte.

Franz Anton Zeiller als Maler und als Person
Mit dem älteren Verwandten Johann Jakob verbindet ihn vieles, auch wenn die Cousins nur kurze Zeit gemeinsam arbeiten. Beide sind vor allem Freskanten für kirchliche Auftraggeber. Gemeinsam sind beiden Malern ihre italienischen Erfahrungen. Wie sein Vetter nutzt auch Franz Anton Zeiller die barocke Kunst des «Pasticcio». Der Begriff umschreibt die Kunst, Ausschnitte von Werken Dritter oder von eigenen Werken aufzunehmen und zu einem neuen Werk zu kombinieren.[53] Beide erleben auch die um 1770 zunehmende Verdrängung der barocken Konzepte durch den beginnenden Klassizismus. Der jüngere Franz Anton kann sich in den 1780er-Jahren zwar noch anpassen, ist aber zu dieser Zeit nur noch eine lokale Grösse im Tirol. Auch er bleibt unverheiratet. Während sein heute berühmterer Verwandter schon früh in einer Biographie fassbar ist, beschränkt sich diese bei Franz Anton bis zur Innsbrucker Dissertation von Irmgard Plankensteiner auf einige Gemeinplätze und wahrscheinlich noch heute auf falschen Angaben zu seinen frühen Jahren. Der Biograph Leu dürfte ihn, wenn überhaupt, erst nach 1783 in Reutte angetroffen haben. Er schildert 1794 den Maler als «tugendhaft und rechtschaffen, ohne die mindeste Ausschweifung, munter und fröhlich, gefällig und dienstfertig, besonders gegen die lernbegierige kunstliebende Jugend. Er hat darum einige von seines Vetters Jacob hinterlassenen Schülern unentgeltlich in seine Unterweisung und Lehre aufgenommen…». Nur wenige der Schüler und Mitarbeitende Franz Antons sind bekannt. Leu nennt Johann Christoph Haas[54] aus Reutte als Schüler. In Brixen, Toblach und Uttenheim ist Johann Peter Denifle[55] aus Fulpmes selbständiger Mitarbeiter.
Franz Anton Zeiller wird von Leu auch als einer, der «unter den grössten Malern jederzeit ohne Schamröthe erscheinen darf» beschrieben. Er ergänzt, dass er sich durch seine Kunst ein grosses Vermögen erworben habe, «obwohl er nicht sparsam lebte».
Grenzt man das Lob auf die Freskanten Schwabens und Tirols in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein, ist es verdient.

Das Selbstporträt
In Ottobeuren ist ein Selbstporträt von Franz Anton Zeiller erhalten. Seine Datierung schwankt von 1760 bis 1765. Wahrscheinlich liefert er das Gemälde aber gleichzeitig mit den beiden Altarblättern 1762.[56] Im Brustbild (48, 5 x 64 cm) stellt er sich als Angehöriger der bürgerlichen Oberschicht dar. Er lehnt, den Oberkörper leicht nach rechts gedreht, an eine Brüstung. Sein Gesicht ist prüfend und leicht lächelnd dem Betrachter zugewendet. Die modische Haarbeutelperücke und die rote, zugeknöpfte Weste unter dem Nadelstreifen-Justeaucorp sind zurückhaltende Zeichen der Zugehörigkeit des Malers zur gehobenen Gesellschaft. Er hält die Hände über ein Konvolut von römischen Skizzen, dessen Umschlag mit «F. A. Zeil. del. Romae» beschrieben ist. In der rechten Hand hält er gleichzeitig den Malergriffel. Im Hintergrund ist über Tempelarchitekturen eine Himmelserscheinung zu sehen, die ein Ausschnitt aus dem Felicitas-Fresko von 1757 im östlichen Querhaus der Stiftskirche Ottobeuren ist. Im Porträt rechts oben ist das von Silber zu Schwarz gespaltene und zweimal geteilte Wappen der Familie Zeiller aus Reutte angebracht.

Pius Bieri 2022

Literatur:

Weingartner, Josef: Die Kunstdenkmäler Südtirols, Band 1. Innsbruck 1965.
Matsche, Franz: Der Freskomaler Johann Jakob Zeiller (1708–1783). Dissertation Marburg 1970.
Kolb, Aegidius OSB: Ottobeuren und die Maler-Familie Zeiller, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 35 (1972), Seite 306–318.
Ausstellung zum 200. Todesjahr von Johann Jakob Zeiler. Mit Beiträgen von Franz Bauer. Reutte 1983.
Plankensteiner Irmgard: Der Brixener Hofmaler Franz Anton Zeiller (1716–1794) in: Ausstellungskatalog zum 200. Todesjahr von Franz Anton Zeiller, als Zusammenfassung der Dissertation 1978. Reutte 1994.
Stoll, Peter: Gottfried Bernhard Göz, Franz Anton Zeiller und die Rosenkranzspende von Scheer. In: Heilige Kunst: Mitgliedsgabe des Kunstvereins der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Ostfildern 2013.

 

Web:

Hans Semper in «Allgemeine Deutsche Biographie 45» (1900):
Zeiller, Franz Anton: [https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933660X.html#adbcontent]
Zeiller, Jacob: [https://www.deutsche-biographie.de/pnd118772384.html#adbcontent]
Zeiller, Paul: [https://www.deutsche-biographie.de/pnd138511268.html#adbcontent]
Prange Peter in: Riepp, Balthasar. Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 603-604 [https://www.deutsche-biographie.de/pnd121618714.html#ndbcontent]
Wikipedia:
Paul Zeiller [https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Zeiller]
Franz Anton Zeller [https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Anton_Zeiller]
Balthasar Riepp [https://de.wikipedia.org/wiki/Balthasar_Riepp]


Anmerkungen:

[1] Seit 1768 ist Franz Anton Zeiller bischöflicher Hofmaler in Brixen. Er unterschreibt die Arbeiten nach 1768 als «Pictor aulicus Brixinensis», meist mit der Schreibweise Zeiler.

[2] Paul Zeiller (1658–1738) aus Reutte. Er geht nach Gymnasialstudien, «weil er keine Lust hat, Geistlicher zu werden», nach Italien und erlernt in Florenz und Rom die Malerei in Öl. In Rom ist er gleichzeitig mit Martino Altomonte (1657–1745) Schüler von Carlo Maratti. Die Fertigkeit von Altomonte, der schon seit 1684 in Warschau tätig ist, erreicht Paul Zeiller aber nie. Weil sein Wohn- und Heimatort Reutte im Bistum Augsburg liegt und nach Norden orientiert ist, arbeitet Zeiller meist in Sakralbauten dieses Bistums. Zu ihm siehe auch den Wikipedia-Beitrag, der allerdings das dokumentierte Geburtsdatum wegen der Signatur Zeillers im Altarblatt von Berwang «gemalt im 80. Lebensjahr 1735» das Geburtsjahr auf 1755 legt.

[3] Johann Jakob Zeiller (1708–1783) aus Reutte. Sein Vater Paul Zeiller ermöglicht ihm eine frühe Ausbildung in Italien, wo er sich 1723–1733 aufhält. Bis 1744 ist er Mitarbeiter von Paul Troger und wohnt in Wien. Die Wege der beiden Cousins treffen sich erst 1756 in Ottobeuren, wo sie gemeinsam die Gewölbefresken der grossen Stiftskirche malen. Zu Johann Jakob Zeiller siehe die Biografie in dieser Webseite.

[4] Balthasar Riepp (1703–1764) aus Kempten. Er wird vom Kemptener Fürstabt Rupert gefördert, der ihm eine Lehrstelle beim Hofmaler Franz Benedikt Hermann vermittelt. Dann arbeitet er bis 1725 als Geselle bei Jakob Carl Stauder in Ottobeuren und signiert erste Werke in der Abtei Münsterlingen am Bodensee. Fürstabt Anselm finanziert ihm anschliessend eine zweijährige Studienreise in Italien. 1728 tritt er in die Werkstatt von Paul Zeiller in Reutte ein und heiratet 1735 Anna Maria Zeiller. 1738 übernimmt er die Werkstatt. Er arbeitet vor allem im Augsburgischen. 1748 malt er für Kraus den unteren Chor in Einsiedeln (nicht zerstört, wie die Biografie NDB beschreibt!). Um 1754 muss er, inzwischen von seiner Frau getrennt und von der Zeiller-Familie verstossen, Reutte verlassen. Er lässt sich in Vils an der Strasse nach Pfronten nieder und erstellt noch bis 1758 bemerkenswerte Deckenfresken im Augsburgischen (St. Thekla in Welden 1758). Er soll, glaubt man zeitgenössischen Berichten, verarmt und als Alkoholiker in Vils verstorben sein.

[5] Die Biografie von Franz Thomas Leu, einem späten Schüler von Johann Jakob Zeiller, ist als Anhang zur Biografie seines Lehrers geschrieben und wird von Meusel 1794 im Druck veröffentlicht. Füssli übernimmt sie 1821 fast wörtlich. Für Franz Anton Zeiller ist sie unzuverlässig.

[6] Johann Evangelist Holzer (1709–1740) aus Burgeis im Südtirol. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[7] Die Benediktiner-Abteikirche Münsterschwarzach ist ein Bauwerk von Balthasar Neumann. Mehr dazu siehe unter «Orte» > «Münsterschwarzach» in dieser Webseite.

[8] Gottfried Bernhard Göz (1708–1774) aus Velehrad in Böhmen. Bedeutender Maler und Freskant des Rokokos. Er ist 1737–1740 am Verlag der Brüder Klauber als Kupferstecher mitbeteiligt, gründet dann einen eigenen Kupferstich-Verlag.1741 ist er als Freskant in Meersburg am Bodensee tätig. Hier arbeitet er mit vier Gehilfen. Darunter wird vom Göz-Biografen Isphording (1997), aufgrund der Erzählung Leu (1794), Franz Anton Zeiller vermutet. Weil Leu die zweite, nun dokumentierte Mitarbeit Zeillers von 1748 bis 1749 bei Göz in seiner Erzählung nicht erwähnt, könnte die erste Gesellentätigkeit 1740–1742 auch eine Verwechslung sein, denn Leu kann die frühen Arbeiten Zeillers nur aus Erzählungen kennen. Zu Gottfried Bernhard Götz siehe die Biografie in dieser Webseite.

[9] Leu spinnt den Faden um die frühen Jahre bei Göz in der Biografie von 1794 weiter. Er schreibt, dass Franz Anton Zeiller bei Gottfried Bernhard Göz einige hundert Gulden sparen kann und sich über ihre Verwendung unsicher ist. «Er hatte Lust, Holzers hinterlassene Studien, Skizzen und übrige Kunststücke zu kaufen, die damals noch beysammen um einen solchen Werth feil geboten wurden, dass er wohl im Stande gewesen wäre, selbige an sich zu bringen. Allein, die Begierde Italien zu sehen, und dort seine Studien zu vollenden, verursachte bey ihm einen Zweykampf zwischen dem Kauf und der Reise. Beyde zu bestreiten, war über seine Kräfte. Endlich behielt Italien die Oberhand; und er bereute es im Alter zu spät, Holzers kostbare Werte so gleichgültig verlassen zu haben!» Dass Zeiller seine ersten Jahre in Italien aus erspartem Geld berappt, ist die eigentliche Aussage dieser Erzählung.

[10] «er kam in die Schule des Corrado, eines würdigen Schülers von Franz Solimena» (Meusel 1794). Damit ist Corrado Giaquinto (Molfetta 1703 – Neapel 1766) gemeint, der in Neapel Schüler des Nicola Maria Rossi (Lehrling bei Solimena) und 1723 in Rom Mitarbeiter von Sebastiano Conca wird. Er wird 1740 Mitglied der Akademie von San Luca. 1742 ist er als Freskant in S. Giovanni Calibita tätig. Die Daten der Biografie Leu zur Tätigkeit und dem Italienaufenthalt von Franz Anton Zeiller sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen. So weiss Leu von der Rückkehr Zeillers 1748 nach Rom nichts. Auch der in der Zeichenmappe dokumentierte Aufenthalt in Bologna und die belegte Mitarbeit bei Göz (nach der Rückkehr) sind ihm unbekannt.

[11] Eine Zeichnung Zeillers, die 1954 das Mainfränkische Museum Würzburg erwirbt, macht das Rätselraten um seinen Italienaufenthalt nicht kleiner. Sie ist die Abzeichnung (kein Akkord-Entwurf) eines Altarblattes in der Dreifaltigkeitskirche der Schönborns in Gaibach, die 1745 geweiht wird. Auf der Zeichnung ist unten zu lesen: «Das blat ist zu wissenheidt bey den H. graffe v schoenborn in francken gemal v fr. ant. Zeiller anno 1745».

  Das Altarblatt in Gaibach ist nicht signiert, zeigt aber wie das sichere Erstlingswerk Zeillers in Scheer (1748) die Malweise von Göz. Falls die Beschriftung echt ist (der Name wird zeitlich unüblich mit doppeltem l geschrieben!), müsste also Zeiller 1745 sein eigenes Werk abgezeichnet haben, was doch sehr unwahrscheinlich klingt. Trotzdem schreibt der «Dehio» 1999: «im rechten Altar Verklärung des hl. Joh. von Nepomuk von Gottfried Bernhard Götz und Franz Anton Zeiller»! Damit würde der weitere Italienaufenthalt Zeillers nach 1744 infrage gestellt. Wenn das Blatt tatsächlich sein Werk wäre, könnte er erst um 1746 nach Venedig und dann nochmals nach Rom gereist sein.
  Der Entwurf des Altarblatts (Verklärung des hl. Nepomuk) in der Schönborn-Kirche von Gaibach wird (wahrscheinlich fälschlicherweise) Franz Anton Zeiller zugeschrieben. Im Bild das ausgeführte Blatt von Gottfried Bernhard Göz. Foto: Monandowitsch 2013 in Wikipedia.

[12] Der Salve-Regina-Altar der Pfarrkirche von Scheer wird 1747/48 von Joseph Anton Feuchtmayer erstellt. Weil Leu 1794 die Mitarbeit Zeillers bei Göz in die Jahre 1740/42 legt und die gesicherte Mitarbeit nach 1748 (Birnau 1749) gar nicht erwähnt, verlegen einige Kunsthistorikerinnen die Erstellung von Altar und Altarblatt auf 1742. Erst eine Untersuchung von Peter Stoll 2012 (siehe Literatur) bringt Klarheit zu den vielen Falschdatierungen. Das Blatt (1,85 x 3,60 m) in Scheer zeigt die von den vier Erdteilen verehrte Maria mit Kind, die dem heiligen Dominikus den Rosenkranz überreichen. Mehr zu diesem Blatt siehe in den Erdteilallegorien [https://erdteilallegorien.univie.ac.at/erdteilallegorien/scheer-sigmaringen-st-nikolaus-seitenaltar].

[13] Im ovalen Deckenbild ist die Glorie des hl. Magnus dargestellt. Die ovalen Wandkartuschen zeigen Attribute von Benedikt, Scholastika, Gallus und Columban.

[14] Im Ovalbild ist der hl. Benedikt dargestellt, wie er im Triumphwagen durch die vier Erdteile verherrlicht wird. Das Gemälde steht heute, in äusserst schlechtem Zustand, aufgerichtet in der Bibliothek. Mehr dazu in [https://erdteilallegorien.univie.ac.at/orte/fuessen-ostallgaeu-kloster].

[15] Joseph Fischer (1704–1771) aus Faulenbach bei Füssen. Zu ihm siehe die Wikipedia-Biografie [https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Fischer_(Stuckateur)].

[16] Im Langhausfresko ist dargestellt, wie der hl. Martin den Heiden den «Wahrheitsbeweis» für den wahren Glauben liefert, indem er den heidnischen heiligen Baum im Fallen aufhalten kann. Die Szene stellt den heidnischen Tempel und das Fällen des Baumes in den Mittelpunkt. Darüber sitzt auf Wolken die Allegorie des katholischen Glaubens (Attribute: Kreuz, Kelch, Buch und Zehn Gebote) mit einem Schleier über dem Gesicht. Sie weist auf den über ihr schwebenden Hl. Geist. Unten, im Bildvordergrund, wohnen Gruppierungen von Landleuten in buntfarbigen Kleidern dem Baumwunder bei. Vergleiche zum Thema auch Anmerkung 29 (Schlingen).

[17] Der hl. Martin empfiehlt das unter ihm liegende Dorf Sachsenried an die in Gemeinschaft Mariens in den Wolken schwebende Dreifaltigkeit.

[18] Die kunstgeschichtlichen Informationen zur Pfarrkirche Stams sind dürftig. Die Bemalung der Gewölbezwickel und Stichkappen wird nicht erläutert. Das 1809 entfernte Hochaltarbild ist heute in Rumänien. H.S (Hans Semper) schreibt in der NDB-Biografie (1900), dass Zeiler zwei Altarblätter ausführt, nämlich «das Hochaltarblatt mit der Taufe Christi, sowie das Seitenaltarblatt an der Evangelienseite, den hl. Bernhard mit den Leidensinstrumenten Christi darstellend, während ihm die hl. Jungfrau erscheint. Darunter deutet ein Bienenstock die schnelle Vermehrung der klösterlichen Stiftungen, die den Namen dieses Heiligen führen, an.»

[19] Zur Stiftskirche Ottobeuren siehe den Beitrag in dieser Webseite.

[20] Zu Johann Michael Fischer, Johann Michael Feichtmayr und Johann Joseph Christian siehe die Biografien in dieser Webseite.

[21] Im Tafel- oder Eustachiuszimmer (Raum 282) malt Zeiller 1768 im Deckenbild die Bekehrung des heiligen Eustachius. Bei der Jagd (zu Pferde) trifft er auf einen Hirsch, der ein Kruzifix in seinem Geweih trägt. Eustachius kniet vor dem Hirsch (der auf einem Felsen erscheint).

[22] Nach dem Abbruch der Wallfahrtskirche 1806 kommt das Blatt der Mariä Himmelfahrt, das mit «F.A. Zeiller pictor auli Brixinensis invenit et pinxit 1783» signiert ist, als Hochaltarblatt in die Kirche St. Georg von Böhen.

[23] Haslach (Mittelberg), Pfarrkirche St. Wolfgang. Hochaltarblatt Fürbitte des hl. Wolfgang, datiert 1758.

[24] Bachtel (Mittelberg), Filialkirche zu den Heiligen Drei Königen. Hochaltarblatt Anbetung der Heiligen Drei Königen, Oberblatt Trinität, datiert 1758.

[25] Mittelberg, Pfarrkirche St. Michael, Hochaltarblatt St. Michael als Bezwinger Luzifers, datiert 1759, nach dem Gemälde von Guido Reni in S. Maria della Concezione Rom (1636), heute im Hochaltar von 1849.

[26] Wallfahrtskirche Maria Rain (Mittelberg), Seitenaltarblätter hl. Antonius von Padua, hl. Wendelin, datiert 1761

[27] Michael Kühlenthal 1984 in Arbeitsheft 20 der Bayerischen Denkmalpflege. Ein grosses Gemälde Zeillers in Irsee mit dem Thema der Mannalese könnte hingegen aus dem Refektorium stammen.

[28] St. Martin Rieden: Chorfresko mit der Vision des Evangelisten Johannes auf Patmos. Im Langhaus der Tod des Hl. Martin, über der Empore die Apostel Philippus und Jakobus. Das Seitenaltarblatt mit der Glorie des hl. Joseph über einer Ortsansicht. Alle Fresken heute in modernisierter Umgebung.

[29] St. Martin Schlingen: Im Langhaus ist, wie schon in Sachsenried (1753) die Legende dargestellt, wie der hl. Martin den Heiden den «Wahrheitsbeweis» für den wahren Glauben liefert, indem der ihren heiligen Baum im Fallen aufhalten kann. Im szenischen Aufbau ändert Zeiller wenig. Der heidnische Tempel ist in den Mittelpunkt gerückt, darüber schweben jetzt zusätzlich Allegorien der göttlichen Tugenden auf Wolken, unten ist das staunende Volk nun mehr dem Baumwunder zugewandt gemalt. Im Chor malt Zeiller die Fürbitte des auf Wolken schwebenden hl. Martin an die Dreifaltigkeit, darunter das Dorf Schlingen. Über der Orgel ist ein Tondo mit dem König David, seitlich in die Zwickel sind Szenen aus dem Alten und Neuen Testament gemalt. Zeiller ist auch Maler der beiden Seitenaltarblätter (hl. Antonius mit Muttergottes und hl. Joseph mit Kind).

[30] Hochaltar: Steinigung des hl. Stephanus. Seitenaltäre: Maria mit dem Christuskind, Margareta von Cortona, Antonius von Padua.

[31] Kuppelfresko: Kreuzauffindung durch die Kaiserin Helena. Fresko im Altarraum: Kaiser Heraklios aus Karthago bringt das Kreuz nach Jerusalem zurück. Über der Empore: Verehrung des Kreuzes durch Diözesan-, Seminar- und Pilgerpatrone.

[32] Zu Denifle siehe Anmerkung 55

[33] Das Bozzetto zum Hauptfresko ist erhalten. Es zeigt in Schrägansicht Ordensschwestern und weltliche Bittsteller in einer offenen Scheinarchitektur, in deren Mitte ein Opferfeuer zu dem im Himmel schwebenden hl. Joseph mit Jesuskind aufsteigt.

[34] Chor: In der Apsis das Auge Gottes, in der Kuppel Zacharias im Tempel, vier Allegorien in den Zwickeln. Langhaus 3. Joch: Johannes vor Herodes. 2. Joch (Mitteljoch): Johannes predigt in der Wüste, in den Zwickeln Evangelisten. 1. Joch: Salome mit dem Haupte des Heiligen. In den Zwickeln Grisaillen mit Putti. Nicht sichtbar: Hinter dem erst 1803 erstellten Hochaltar-Retabel ist ein Wandfresko Zeillers erhalten, welches das Retabel bis dahin ersetzt. Das Hochaltarblatt mit der Taufe Christi wird ebenfalls Zeiller zugesprochen, es müsste demnach vorher frei gehangen haben.

[35] Chor: Anbetung des Lamms durch die vier Erdteile. Kuppelfresko: Vermählung von Maria und Joseph, in den Kartuschen die vier Evangelisten. Hauptschiff: Esther tritt vor Ahasver, Verstossung der Königin Vasti. Kartuschen: Albuin und Ingenuin.  Empore: Vision des hl. Simon und Austeilung des «kleinen» Skapuliers an Gläubige durch die Pfarrgeistlichen vor der Pfarrkirche von Taisten. Alle Fresken nach Brand 1941 wiederhergestellt. Mehr dazu siehe in
«Erdteilallegorien»[https://erdteilallegorien.univie.ac.at/orte/taisten-prov-bolzano]

[36] In den Hauptfresken vertritt Ambrosius die Homiletik, Hieronymus die Bibelstudien, Raymond von Peñafort das kanonische Recht, Augustinus von Hippo die Apologetik, verschiedene Heilige die Mystik, und Johannes von Kęty in Betrachtung der Apotheose des Heiligen Thomas von Aquin die Dogmatik. Jede Kuppel wird von vier Camaïeu-Zwickelkartuschen mit je zwei korrespondierende Halbfiguren begleitet.

[37] Themen: In Joch 1 das Martyrium des hl. Jakobus. In Joch 2 (Scheitelfresko im Kuppelraum) die Vertreibung der Händler aus dem Tempel. In Joch 3 das Martyrium des hl. Philippus. Alle Bilder sind stark restauriert. Zwei Wandfresken im Chor, Esther von Assuero und das Urteil Salomos, werden 1929 freigelegt. Das Chor-Deckengemälde wird 1859 ersetzt. Zeillers Schüler Johann Christoph Haas malt hier 14 Kreuzwegstationen. Die Seitenaltarblätter (Maria zu den sieben Schmerzen und Muttergottes mit Kind in Begleitung von Jakobus d. J. und Theresa d'Avila) Zeillers werden im 19. Jahrhundert in die Wallfahrtskirche Madonna della Difesa versetzt.

[38] Chorfresko: Geburt Mariens. Drei Gewölbefresken im Langhaus: Martyrium des hl. Andreas. Martyrium der hl. Margaretha. Mariä Namen, verehrt durch die vier Erdteile. Die Fertigstellung des Neubaus und aller Fresken erfolgt 1774. Mehr dazu (Bilder und Erläuterungstext) in «Erdteilallegorien» [https://erdteilallegorien.univie.ac.at/orte/uttenheim-prov-bolzano].

[39] Zeiller fügt in der Kuppel eine durchbrochene Scheinbalustrade als Attikazone ein, darüber mit über hundert Figuren die Propheten und Heiligen des Alten und Neuen Testamentes, alle auf Wolken in Verehrung der Hl. Dreifaltigkeit schwebend. Die Hauptszene ist wie in Ottobeuren dem Eintretenden gegenüber, hier an der Ostseite.

[40] In den acht Kartuschen sind die vier lateinischen Kirchenväter und die vier Evangelisten dargestellt.

[41] Das von vier Camaïeu-Kartuschen begleitete Kuppelfresko im Chor stellt das Martyrium des hl. Veit dar.

     

[42] Die Altarblätter folgen erst 1779. Hochaltar: Glorie des hl. Veit. Seitenaltäre: Anna-Altar, Magdalena-Altar, Antonius-Altar, Sebastians-Altar, Marien-Altar, Josephs-Altar.

     


1779 liefert Franz Anton Zeiller füt Zell am Ziller die Blätter des Hochaltars mit der Glorie des hl. Veit und des Annaltars mit der hl. Anna beim Unterricht von Maria. Die Altäre von Zell am Ziller zeigen die noch immer ungebrochene Schaffenskraft des Künstlers.
Fotos: Rufus46 in Wikipedia

[43] In der Hauptkuppel: Mariä Tempelgang, in den Zwickeln Marienszenen. In der Chorkuppel: Himmelfahrt des hl. Magnus, in den Zwickeln mit allegorische Szenen. In der Westkuppel: Vierzehn Nothelfer, in den Zwickeln vier Kirchenväter.

[44] Die Architektur des freistehenden Baus irritiert, weil Singer die unterschiedlichen Jochbreiten im Äussern negiert und die Befensterung des kürzeren Westjochs wie eine zusammengestauchte Kopie der Ostjoch-Befensterung behandelt. Dieses Hauptjoch ist Grundriss quadratisch. Irritierend ist auch die äussere Behandlung des Übergangsjochs zum eingezogenen Chor.

[45] Noch 1769 in Toblach ist die perspektivische Scheinarchitektur nicht bildbestimmend. Die Anwendung nach dem Traktat des römischen Jesuitenpatres Andrea Pozzo wirkt am Beginn des Klassizismus anachronistisch, betont aber den barocken Gesamtcharakter des Innenraums. Es scheint, dass sie Zeiller erst als letztes Aufbäumen gegen die klassizistischen Forderungen wieder bildbestimmend einsetzt.

[46] Chor: Verherrlichung Mariens durch die Vierzehn Nothelfer. Langhaus, Hauptfresko: Heilung eines Besessenen durch den hl. Gallus, wieder in ausgeprägter Scheinarchitektur nach Pozzo. Langhaus, Empore: Bau des Kosters St. Gallen. Altarblätter: Hochaltar 1779, Gallus vor Maria. Seitenaltar links: hll. Jakobus, Sebastian und Petrus. Oberblatt hl. Leonhard

[47] Altarblatt Hochaltar: Gallus vor Maria. Altarblatt Seitenaltar links: hll. Jakobus, Sebastian und Petrus. Oberblatt hl. Leonhard.

[48] Matrei, damals Windischmatrey, ist wie Zell am Ziller Gebirgsherrschaft der Salzburger Fürstbischöfe. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts kommen die Orte zu Österreich. Der Lienzer Baumeister Thomas Mayr (siehe auch die Dreifaltigkeitskirche Strassen 1768) baut hier 1777–1783 eine eindrückliche Wandpfeiler-Emporenhalle.

[49] Hauptbild im Langhaus: Das Wunder der Brotvermehrung. Im seitlich gemalten «stucco finto» vier Kartuschenbilder aus dem Leben des hl. Alban. Im Rundkuppelfresko ist die Aufnahme des hl. Alban in den Himmel dargestellt, wieder sind die Kartuschen in «stucco finto» gefasst. Sie zeigen die vier Kirchenväter. Auch die zurückhaltende Bemalung der Kalotte über dem Hochaltar und alle Kreuzwegstationen sind Werke der Zeiller-Werkstatt.

[50] Das Deckenfresko der Flachdecke zeigt die wunderbare Brotvermehrung.

[51] Chor: Letztes Abendmahl, vier Zwickel mit Kirchenväter. Langhaus: Göttliche Vorsehung, Wasser- und Mannawunder.

[52] Die flach gewölbte Decke ist im Spiegel mit der Verehrung des Namens Jesus, und an den Seiten mit acht rechteckigen Bildern von Evangelisten und Propheten bemalt.

[53] Das «Pasticcio» (ital., vom Mischen der Pasta) oder die französische «Pastiche» sind im Spätbarock allgemeine Usanz. Vor allem die Werke der italienischen Meister werden als unübertroffene Vorbilder übernommen und neu arrangiert. Dies ist barocke Usanz, wie auch viele barocke Musikstücke und Opern nur als Pastiche oder Pasticcio entstehen. Das Urheberrecht ist eine moderne Erfindung und in der barocken Baukunst oder Malerei absolut undenkbar. 

[54] Johann Christoph Haas (1753–1829) aus Reutte, Schüler von Franz Anton Zeiller. Er ist Maler der 14 Kreuzwegstationen in Zell am Ziller. Nach einem Italienaufenthalt kehrt er nach Reutte zurück, bleibt aber nur regional bekannt.

[55] Johann Peter Denifle (1739–1808) aus Fulpmes. Schüler von Matthias Günther. Er arbeitet in Millan 1766, Brixen 1769 und Toblach 1769 gemeinsam mit Franz Anton Zeiller. 1770 geht Denifle als Zeichnungslehrer nach Innsbruck. Er wird fälschlicherweise als Verfasser der Biografie Johann Jakob Zeillers von 1794 bezeichnet, den er aber gar nicht gekannt hat (die Biografie ist von Meusel nach einem Manuskript des Schülers Franz Thomas Leu geschrieben).

[56] Abt Anselm Erb wünscht offenbar zum Abschluss des Kirchenneubaus von den für ihn wichtigsten Künstlern der Ausstattung (Orgelbauer und Maler) ein Porträt. Das Porträt von Johann Jakob Zeiller wird deshalb «um» 1765 datiert. Eher dürften aber die beiden Porträts um 1762–1764 geliefert worden sein.

 



Werkverzeichnis

Bisher bekannte Decken- und Wandmalereien von Franz Anton Zeiller.
(ohne Tafelmalerei und Altarblätter, den Beschrieb und die Datierung der Altarblätter siehe im Text)
mit gekennzeichnete Werke = gut erhalten. Mit ~ gezeichnet = schlecht oder verändert erhalten. x = zerstört.

Jahr Arbeitsort (heutige Bezeichnung) Werk

 

1751–
1752
Füssen (Schwaben) Benediktinerabtei St. Mang Magnus-Kapelle. Kuppelgemälde (Öl) und vier Wandkartuschen.
1753 Sachsenried (Oberbayern) Pfarrkirche St. Martin Gewölbefresken im Langhaus und im Chor, mit Zwickelfresken und Emporenbrüstung.
1755 Stams (Tirol)
Pfarrkirche St. Johannes
Gewölbefresko im Chor und drei Fresken im Langhaus.

1756– 1760

Ottobeuren (Schwaben) Stiftskirche St. Alexander und St. Theodor der Benediktinerabtei In Zusammenarbeit mit Johann Jakob Zeiller werden bis 1760 alle Gewölbefresken des Kirchenneubaus gemalt. Siehe dazu den Plan der Konzepte und der Arbeits-Anteile der beiden Cousins.
1761 Irsee (Schwaben)
Benediktinerabtei
Konvent-Risalit S-W, Deckenfresko Saal im 1. OG. Gemälde der Mannalese im Refektorium.
1762 Rieden (Schwaben)
Pfarrkirche St. Martin
Gewölbefresken im Chor, im Langhaus und über der Empore.
1763 Schlingen (Schwaben)
Pfarrkirche St. Martin
Gewölbefresken im Chor, im Langhaus und über der Empore.
1764 Brixen (Südtirol)
Fürstbischöfliches Seminar
Bozzetto 84,5 x 79,8 cm zum Kuppelfresko in Hl. Kreuz (Auftrag)

1765 Steinach am Brenner (Tirol)
Pfarrkirche St. Erasmus
Gewölbefresken? Brandzerstörung 1853. (Zeitgenössische Zuschreibungen an Martin Knoller) x
1765 Innsbruck-Allerheiligen (Tirol)
Allerheiligenkirche
Deckenfresken nach Barockisierung. Kirche 1786 profaniert und abgebrochen. x
1766 Brixen (Südtirol)
Fürstbischöfliches Seminar
Seminarkirche Hl. Kreuz. Flachkuppelfresko, Chor- und Emporenfresko.
1766 Millan bei Brixen (Südtirol)
Marienkirche
Gewölbefresko in Zusammenarbeit mit Johann Peter Denifle.
1767 Brixen (Südtirol)
Kloster der Englischen Fräulein
Klosterkirche. Drei Kuppelfresken, zerstört.
Bozzetto 67 x 54.5 cm  der 3. Kuppel ist erhalten.
x
1768 Ottobeuren (Schwaben)
Benediktinerabtei
Konvent-Querflügel 2. OG: Deckenfresko im Tafel- oder Eustachiuszimmer.
1768 Strassen (Südtirol)
Filialkirche zur Hl. Dreifaltigkeit
Freskierung der Kuppel des Zentralbaus, mit Kartuschenfresken.
1769 Toblach (Südtirol)
Pfarrkirche Johannes der Täufer
Gewölbe- und Kuppelfresken, Kartuschenfresken
1771 Taisten (Südtirol)
Kirche SS. Ingenuin und Albuin
Kuppelfresko, Gewölbefresken in Chor und Langhaus und über Empore.
1772 Brixen (Südtirol)
Fürstbischöfliches Seminar
Bibliothek. Sechs Kuppelfresken mit je vier Kartuschen.
1773–
1775
Cortina d'Ampezzo (Südtirol)
Pfarrkirche SS. Philippus und Jakobus
Drei Langhaus-Gemälde, im mittleren Joch grosse Zwickelschilder. ~
1774 Uttenheim (Südtirol)
Filialkirche der St. Margaretha
Chor und Langhausfresken, Emporenfresko, Grisaillekartuschen.
1775–
1779
Zell am Ziller (Tirol)
Pfarrkirche St. Veit
Kuppelfresko im Arkadenoktogon mit acht Kartuschen. Chorkuppel-Fresko.
1777 Innsbruck (Tirol)
Theresianische Normalschule
Kuppelfresko der Kapelle. Heute verdeckt. Entwurf erhalten. ~
1778 Ranggen (Tirol)
Filialkirche St. Magnus
Drei Kuppelfresken mit je vier Zwickelkartuschen.
1779 Weer (Tirol)
Filialkirche St. Gallus
Fresken in drei Scheinkuppeln mit Kartuschen. «Stucco finto»
1783 Matrei (Tirol)
Pfarrkirche St. Alban
Rechteck-Deckenfresko in klassizistischer Manier. Chorfresko. Stucco finto.
1785 Bichlbach (Tirol)
Pfarrkirche St. Laurentius
Gemälde in der Flachdecke des Chors.
1786 Wängle (Tirol)
Pfarrkirche St. Martin
Rechteck-Deckengemälde in Anlehnung an Matrei 1783. Chorgemälde. Stucco finto.

 

 

In Ottobeuren ist ein Selbstporträt von Franz Anton Zeiller erhalten. Seine Datierung schwankt von 1760 bis 1765. Im Brustbild (48, 5 x 64 cm) stellt er sich als Angehöriger der bürgerlichen Oberschicht dar. Er lehnt, den Oberkörper leicht nach rechts gedreht, an eine Brüstung. Sein Gesicht ist prüfend und leicht lächelnd dem Betrachter zugewendet. Die modische Haarbeutelperücke und die rote, zugeknöpfte Weste unter dem Nadelstreifen-Justeaucorp sind zurückhaltende Zeichen der Zugehörigkeit des Malers zur gehobenen Gesellschaft. Er hält die Hände über ein Konvolut von römischen Skizzen, dessen Umschlag mit «F. A. Zeil. del. Romae» beschrieben ist. In der rechten Hand hält er gleichzeitig den Malergriffel. Im Hintergrund ist über Tempelarchitekturen eine Himmelserscheinung zu sehen, die ein Ausschnitt aus dem Felicitas-Fresko von 1757 im östlichen Querhaus der Stiftskirche Ottobeuren ist. Im Porträt rechts oben ist das von Silber zu Schwarz gespaltene und zweimal geteilte Wappen der Familie Zeiller aus Reutte angebracht.
Foto: Bieri 2016.

Franz Anton Zeiller aus Reutte im Tirol ist Geselle bei Johann Evangelist Holzer und wahrscheinlich mit ihm auch in Münsterschwarzach tätig. Nach einem Italienaufenthalt wird er Mitarbeiter von Gottfried Bernhard Göz. Seit 1751 erhält er direkte Aufträge für grössere Freskenarbeiten in Sakralbauten des Allgäus. 1756–1760 arbeitet er zusammen mit seinem Cousin Johann Jakob Zeiller am gemeinsamen Hauptwerk im Neubau der Stiftskirche Ottobeuren. Als Hofmaler des Fürstbischofs von Brixen verlegt er nach 1764 den Schwerpunkt seiner Arbeiten in das Südtirol, dann auch in das Inntal und in das Salzburger Gebiet. Ende der 1770er-Jahre erreicht er in weiterhin grosser Meisterschaft eine Annäherung an den beginnenden Klassizismus. Mit 67 Jahren zieht er sich seine Heimat im Lechtal zurück.
Portrait_Zeiller_Franz_Anton_Ottobeuren
Land (heute)
Tirol A
Bistum 18. Jahrhundert
Augsburg
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