Meister des Universitätsgebäudes
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Br. Heinrich Mayer SJ (1636–1692) Altenburg Sachsen ok   Jesuitenbaumeister 1688   1690
Johannes Anwander (1715–1770) Rappen im Allgäu Anwander   Maler, Freskant 1761   1762
Johann Michael Hois (1735–1798) Apfeldorf     Stuckateur 1761   1764
Bartholomäus Hois (1743–1818) Apfeldorf     Stuckateur 1761   1764

Meister des Jesuitengymnasiums
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Br. Jakob Amrhein SJ (1673–1724) Beromünster Amrhein   Jesuitenbaumeister 1724   1724
Johann Georg Fischer (1673–1747) Oberdorf Fischer   Baumeister-Architekt 1724   1724


Ehemaliges Universitätsgebäude

Das Vorgängerbauwerk und seine kollektive Planung
1625 erhält Hans Alberthal den vom Domkapitel Augsburg den Auftrag für ein neues Akademiegebäude. Das alte, 1557–1558 offenbar schlecht gebaute Gebäude ist baufällig und genügt auch den Platzansprüchen nicht mehr. Die Grundsteinlegung für das neue dreigeschossige, allseits freistehende Gebäude mit zwei Eckrisaliten erfolgt 1628. Nur zwei Geschosse kommen zur Ausführung. Dann endet der Bau wegen des Schwedeneinfalls im Dreissigjährigen Krieg. Er wird nie vollendet. Seine Lage ist nördlich des Jesuitenkollegs in Fortsetzung des Konvikt-Nordflügels zu suchen.
Interessant ist die Planung dieses Bauwerks. Mehrere Planserien von 1628 zeigen Konzeptplanungen von Jesuiten, darunter auch von Br. Johannes Holl SJ.[1] Die detaillieren Ausführungspläne zeichnet dann Hans Alberthal. Ein weiterer Plan deutet auf eine Überarbeitung der Planung Alberthals durch den Augsburger Malerarchitekten Matthias Kager hin. Genau in dieser Art kann man sich auch die Planung der Studienkirche vorstellen.

Der Neubau durch Br. Heinrich Mayer SJ
Erst 1688, nach 60 Jahren Unterbruch, wird der Bau wieder aufgenommen. Das neue Akademiegebäude der Universität entsteht jetzt als Fortsetzung des Jesuitenkolleg-Südflügels. Dafür wird der erst 1582 erstellte Gebäudeteil mit der Marienkapelle zwischen dem Regentiebau des Konvikts und dem Kolleg abgebrochen.[2] Der 1628 begonnene und unvollendete Akademiebau dient als Materialressource. Die Planung des Neubaus stammt vom Jesuitenbaumeister Heinrich Mayer, der sich um diese Zeit im zehn Fussstunden entfernten Kolleg Ellwangen aufhält.[3] Mayer baut im gleichen Jahr das in der Fassade fast identische Palais Adelmann in Ellwangen. Wieder ist die Planungsgeschichte für das Akademiegebäude nicht erforscht. Im römischen Jesuitenarchiv befinden sich die Pläne der Nord- und Südfassade von 1688.[4] Die Ausführung erfolgt bis 1689, entsprechend den korrekten Stichdarstellungen von 1776, mit asymmetrischem Eingang wegen der Verlegung des Treppenhaus-Durchganges.

Gebäudebeschrieb
Mayer muss den Akademiebau wegen des Anschlusses an den Regentiebau im Grundriss als rechtwinkliges Trapez ausführen. Die Masse sind durch die Baulücke vorgegeben. Die Fassadenlänge Süd beträgt 122 Dillinger Fuss oder 35 Meter. Sie hat 13 Fensterachsen. Die Nordfassade hingegen ist nur 31 Meter lang. Sie hat 11 Fensterachsen, drei davon werden vom Treppenhausvorbau eingenommen. Das Gebäude ist dreigeschossig. Im obersten Geschoss liegt der grosse Saal der marianischen Kongregation. Seine Raumhöhe beträgt 6,5 Meter.
Die hochbarocken Fassaden sind stark plastisch gegliedert, alle Fensteröffnungen der Strassenfassade weisen alternierend Dreieck-oder Segmentgiebel auf. Im hohen Saal des obersten Geschosses sind die Fensteröffnungen mit darüberliegenden Oculi (Rundfenstern) zu einer Einheit zusammengefasst.
Als 1713 (nicht 1736) das westlich angrenzende Kollegium neu als viergeschossiger Bau geplant und wahrscheinlich bis 1717 auch errichtet ist, wird die Fassadengestaltung des Akademiegebäudes von 1689 fast wörtlich übernommen.[5]
Die Gestalt des Akademie- oder Universitätsgebäudes ist auf allen Stichen von  Gabriel Bodenehr völlig falsch dargestellt. Aufgrund einer vielleicht älteren Planung zeichnet er noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts immer eine neunachsige Südfassade, welche durch einen dreiachsigen Zwischentrakt vom östlich liegenden Konviktgebäude getrennt ist.

Der «Goldene Saal»
Der grosse Saal im dritten Obergeschoss, der bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als Kongregationssaal und als Aula der Universität für akademische Festakte dient, wird 1761–1764 umgebaut. Johann Anwander[6] erstellt 1762 das deckenfüllende Fresko mit dem Thema «Maria, Thron der Weisheit». Er nimmt die Szenen wegen der Raumhöhe an die Bildränder, wo an den beiden Längsseiten die Darstellungen der akademischen Gebäude (Nord) und des fürstbischöflichen Schlosses (Süd) dominieren. Die Rokokostuckaturen der Wände und der Hohlkehlen sind vergoldet. Vielleicht deshalb heisst der Kongregationssaal heute «Goldener Saal». Als Stuckateure und Bildhauer gelten die gleichzeitig in der Jesuitenkirche tätigen Brüder Hois aus Apfeldorf und Johann Michael Fischer aus Dillingen. Den Boden fertigt der dort als Altarbauer tätige Joseph Hartmuth.

Nach 1804
Auch nach der bayrischen Inbesitznahme und der Auflösung der Universität wird das Gebäude weiterhin im alten Sinne genutzt, vorerst als königliches Lyzeum, später für die theologische Hochschule und seit 1971 als Teil der Akademie für Lehrerfortbildung. Deshalb ist das ehemalige Universitätsgebäude bis heute von grösseren Eingriffen verschont geblieben. Der alte Kongregationssaal, der heutige «Goldene Saal», kann an Wochenenden besichtigt werden.
Pius Bier 2014

DillingenUni4M
Der ehemalige Grosse Marianische Kongregationssaal (heute «Goldener Saal») erstreckt sich beidseits über zehn Fensterachsen des zweiten Obergeschosses. Er wird 1761–1764 neu gestaltet. Das Deckenfresko von Johann Awander mit dem Hauptthema «Maria, Sitz der Weisheit» wird an den Längsseiten mit städtebaulich interessanten Darstellungen der akademischen Gebäude und des Schlossbereiches ergänzt.

Ehemaliges Jesuitengymnasium (heute Studienbibliothek)

Neubau 1724–1725
Bis 1725 werden die Gymnasiasten in den Räumen des Konvikts St. Hieronymus unterrichtet. Beim Seminarium S. Josephi, auf der südlichen Strassenseite gegenüber der Jesuitenkirche, können Nachbargrundstücke erworben werden. Das Seminarium, ein Bauwerk von 1682, wird ebenso wie ein westlich gelegenes Nachbargebäude bis 1724 abgebrochen. Die Studenten werden vorerst provisorisch, später in einem Neubau untergebracht.[7]
Die Grundsteinlegung erfolgt feierlich am 31. Juli 1724. Planer könnte der in Ellwangen tätige Jesuitenbaumeister Br. Jakob Amrhein SJ sein, der schon 1713–1717 als Baumeister des Kollegneubaus in Dillingen genannt wird, und der 1721 auch Pläne liefert. Der Bau wird allerdings nach abgeänderten Plänen begonnen. Zudem stirbt Amrhein am 28. Oktober 1724. Deshalb wird auch Johann Georg Fischer aus Füssen als Planer genannt, der um diese Zeit in Dillingen baut und 1724 für Pläne zum Gymnasiumsbau mit 75 Gulden entschädigt wird.[8]
Das 1725 eingeweihte Gebäude ist ein stattlicher viergeschossiger Bau von elf Fensterachsen, dessen oberste Geschosse in der Bauausführung wie beim Universitätsgebäude zu einem grossen Saal zusammengefasst sind.

Die Baukosten
Die Kosten 1724–1728, ohne Kaufsumme für das Nachbargrundstück, betragen 8755 Gulden. Davon sind rund 60 Prozent Akkord- und Taglohnkosten. 40 Prozent sind Materialkosten. Nicht enthalten sind dabei 1400 Glasscheiben, die der Fürstbischof schenkt, die 4000 Fronfuhren und die Ausgaben für Verpflegung.

Nach 1773
Auch nach der Aufhebung des Jesuitenordens und nach der Säkularisation 1803 bleibt das Gebäude Gymnasium. 1894–1896 wird die festliche Aula mit dem Einbau eines weiteren Schulgeschosses zerstört und damit auch die Fassade banalisiert, so dass nun vom barocken Gebäude nur noch wenig bleibt. Eine Korrektur folgt 1966. Nachdem 1961 das Gymnasium ausgezogen ist, wird das Gebäude bis zum erste Obergeschoss abgerissen und neu wieder aufgebaut, wobei die Aussenhülle in den barocken Zustand rückgeführt wird. Im Innern befindet sich in nun modernen Räumen die Studienbibliothek Dillingen, eine wissenschaftliche Regionalbibliothek des Freistaats Bayern.

Pius Bieri 2014

Literatur:
Siehe Jesuitenkirche und Kolleg

Anmerkungen:
[1] Br. Johannes Holl SJ (um 1590–1648) aus Berlin, Konvertit, tritt 1619 in den Jesuitenorden ein. Er ist Planer und Baumeister der Jesuitenkirche Landshut.

[2] Der zweigeschossige Gebäudeteil ist auf den Stichen von Kilian (1627) dargestellt. Leider stellt Kilian das anschliessende (dreigeschossige?) Jesuitenkolleg nicht dar.

[3] Br. Heinrich Mayer SJ (1636–1692) aus Altenburg. Konvertit. Kirchenbauten: Luzern, Solothurn, Obermarchtal, Ellwangen (Schönenberg).

[4] Die Pläne sind Genehmigungspläne vor der Bauausführung. Übereinstimmend mit der Ausführung ist die Detailgestaltung der 13-achsigen Südfassade. Abweichend wird in der Ausführung der Haupteingang und der in dieser Achse angeordnete Zwerchgiebel assymetrisch angeordnet.

[5] Siehe Text Kolleggebäude.

[6] Johann Anwander (1715–1770) aus Rappen, ansässig seit 1739 in Lauingen.

[7] Das Seminarium S. Josephi ist ein Haus für Studenten, die das Kostgeld im Konvikt nicht zahlen können, es wird deshalb auch als Kosthaus oder abschätzig als Krauthaus bezeichnet. Die rund 30 ärmeren Studenten ziehen vorerst in ein Nachbargebäude, dann wird 1735 ein neues Seminargebäude nördlich der Kirche erstellt. Das 140 Fuss auf 40 Fuss messende Gebäude wird nach der Säkularisation als «Gasthof zum Mondschein» umgebaut, ist 1861–1956 Knabenseminar St. Ulrich, wird dann vollständig ausgekernt und ist heute Teil des Amtsgerichtes (Sankt-Ulrichs-Platz 3).

[8] Die Forderung Fischers lautet auf 150 Gulden. Noch mehr als heute wird damals ein Bauentwurf als reine Zeichnerarbeit betrachtet. Die Forderung weist deshalb auf eine umfangreiche Planung hin.

  Ehemaliges Universitätsgebäude und ehemaliges Gymnasium, Dillingen  
 
DillingenUni1776

Zwei Kupferstiche aus Joseph Anton Schneller, Anacephaleosis Literaria seu Studiorum Recapitulatio, Dillingen 1776.

Rechts: Dillingen, Universitätsgebäude von Norden. 15,2 x 16,8 cm. Schefold 43229. Sign.: XVIII 161.
In der Kartusche : FABRICAE ACADEMICAE DILINGAE FACIES POSTICA. (Rückseite des akademischen Gebäudes in Dillingen).

Links: Dillingen, Universitätsgebäude von Süden. 15,3 x 19,5 cm. Schefold 43228. Sign.: XVIII 161.
In der Kartusche : ORTHOGRAPHIA FABRICAE DILINGAE EXTRUCTAE A. MDCLXXXVIII. (Aufriss der Vorderseite des 1688 erichteten Gebäudes).

 

 
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Dillingen an der Donau
Bayern D
Hochstift Augsburg
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Augsburg 1688
Bauherr und Bauträger
Freyberg Fürstbischof Joh. Christoph von Freyberg      (reg. 1665–1690).
Pfalz Fürstbischof Alexander Sigismund von      Pfalz-Neuburg (reg. 1690–1737).

Rektor 1685–1690: Friedrich Ininger.
Rektor 1722–1725: Paul Zettl.
 
  Zwei Stiche (Joseph Anton Schneller 1776) stellen die 11-achsige Rückseite (links) und die 13-achsige Strassenseite (rechts) der Universität vor. > Bildinformation.   pdf  
   
DillingenQ
Universität (6) eingefügt zwischen Kolleg (5a) und Konvikt (3), und Gymnasium (7).  
   
DillingenUni1
Die südliche Strassenseite der ehemaligen Universität mit 13 Fensterachsen schliesst bündig an den Südflügel des Jesuitenkollegs mit neun Fensterachsen an. Erst nach 1713/16 wird der Kollegflügel viergeschossig gebaut und die alternierenden Fensterverdachungen der Universitätsfassade übernommen. Der zweigeschossige Kongregationssaal im zweiten Stock ist in der Fassade speziell ausgezeichnet.
Bild: Johannes Schlund in Wikipedia.
 
DilligenUniGrundriss
Der Grundriss (Joseph Anton Schneller 1776) zeigt die lagebedingte asymmetrische Zweiteilung. Dem vierachsigen Hörsaal im Westen schliesst sich der Haupteingang mit Durchgang zum Treppenhaus an. Dann folgt östlich der grössere, fünfachsige Saal. Der im Grundriss trapezförmige Hofdurchgang beansprucht an der Strasse weitere drei Achsen.  
DillingenUni2
Das hochbarocke Hauptportal enthält im gesprengten Segmentgiebel den Wappenschild des Fürstbischofs Johann Christoph von Freyberg. Er ist beidseitig von liegenden allegorischen Frauengestalten flankiert, die in der Hand die Helmzier halten. Der Wappenschild des Fürstabtes ist geviertet. Feld 1 und Feld 4 enthält das Wappen des Hochstifts Augsburg (gespalten von Rot und Silber, hier seitenverkehrt restauriert!). in Feld 2 und Feld 3 ist das Stammwappen des Adelsgeschlechtes von Freyberg zu sehen. Es ist von Silber und Blau geteilt, unten mit drei goldenen Kugeln, 2 und 1 gestellt.
Bild: GFreihalter in Wikipedia.
 
DillingenUni3
Über der einfacheren Portalrahmung des Durchgangs zum Konvikt-Innenhof ist die Statue des heiligen Hieronymus in einer Rundbogennische angebracht. Sie ist schon über dem alten Durchgang in gleicher Lage vorhanden und ist wahrscheinlich ein Werk von Sebastian Guggenbichel (~1580–1646). Die zwei seitlichen Wappentafeln sind ebenfalls Zweitverwendungen, allerdings erst aus den Abbrüchen von 1909. Links ist der Wappenschild der Universität von 1554 zu sehen (nicht, wie im «Dehio» vermerkt, ein «Wappen der Jesuiten»). Rechts ist der Wappenschild Knöringen angebracht.
> Erläuterung der beiden Wappen.
 
DillingenUni5
Das Gymnasium wird 1966 in der Aussenhülle barock rekonstruiert. Im 18. Jahrhundert ist es allerdings in eine Strassenflucht eingebunden, nur die Strassenfassade (heute Kardinal-von-Waldburg-Str. 51) ist ursprünglich sichtbar. Im Inneren ist heute eine moderne Bibliothek eingebaut. Sie ist Nachfolgerin der ehemaligen Jesuitenbibliothek, deren Saal im Nordrisalit des gegenüberliegenden Jesuitenkollegs noch erhalten ist. Deshalb wird das Gebäude heute als Studienbibliothek bezeichnet, was nicht unbedingt zum Verständnis der recht komplexen Situation der akademischen Gebäude Dillingens beiträgt.
Bild: Tilmann2007 in Wikipedia.
 
DillingenUni6
Ein spätbarockes heraldisches Prachtstück wird 1728 über dem Eingang zum ehemaligen Gymnasium angebracht. Zwei Löwen sind Schildhalter eines komplizierten Allianzwappens zu Ehren des regierenden Fürstbischofs Alexander Sigismund von Pfalz-Neuburg. Das Wappen ist mit Abtstab, Mitra, Fürstenhut und Schwert bekrönt. Der Wappenschild ist geteilt, oben viermal und unten dreimal gespalten, weist also neun Wappen auf. Es sind dies: Pfalzgrafen bei Rhein (1), Haus Wittelsbach (2), Jülich (3), Herzogtum Kleve (4), Berg (5), Grafschaft Veldenz (6), Grafschaft Mark (7), Grafschaft Ravensberg (8), Grafen von Moers (9). Als Herzschild ist zusätzlich das Wappen des  Hochstifts Augsburg angebracht.
Bild: Tilmann2007 in Wikipedia.
 
Die akademischen Gebäude in Dillingen und ihre wechselnden Bezeichnungen Zurueck1

Bezeichnung alt Baujahre Spätere bauliche Veränderungen Bezeichnung 1824 Bezeichnung heute
Universität 1557–1558
Erster Neubau, freistehend,
Lage nördlich.
1688–1689
Neubau. BM: Heinrich Mayer SJ.
1761–1764 Umbau Goldener Saal.
Kollegium
(Jesuitengasse)
Akademie für Lehrerfortbildung (Kardinal-von-Waldburg-Str. 6)
Konvikt St. Hieronymus
1549
Mehrere Häuser als Collegium S. Hieronymi.
1603–1607
Neubau von Nordflügel (Religiosenbau) und Ostflügel (Alumnatsbau) als Konvikt St. Hieronymus. BM: Hans Alberthal.
Abriss 1909 für Neubau Priesterseminar 1910–1911.
Priester-Seminar
Akademie für Lehrerfortbildung (Kardinal-von-Waldburg-Str. 7)
    1619–1621 Neubau des Südflügels (Regentiebau des Konvikts St. Hieronymus). BM: Hans Alberthal. Priester-Seminar
(Herrn-Gasse)
Akademie für Lehrerfortbildung (Königstrasse 7)
Jesuitenkolleg 1565–1568
Erster Neubau. (Baumeister unbekannt).
1713–1717 Ostflügel und Südflügel
Neubau. BM: Christian Hueber SJ und Jakob Amrhein SJ.
1732 Südflügel
. Fassade?
1736–1738 Nord-, West- und Innenhofflügel.
Neubau. BM: Ignaz Merani SJ.
«Kollegium», auch Akademisches Haus
(Jesuitengasse)
Akademie für Lehrerfortbildung (Kardinal-von-Waldburg-Str. 6)
Jesuitenkirche
Mariä Himmelfahrt
1610–1617
Neubau.
BM: Hans Alberthal.
1750–1751 Fresken und Stuck durch Chr. Thomas Scheffler.
1755–1763 Vollständige Erneuerung der Ausstattung.
Jesuitenkirche, auch
Akademische Kirche
(Jesuitengasse)
Studienkirche (Kardinal-von-Waldburg-Str. 5)
Gymnasium 1724–1725
Planung Jakob Amrhein SJ 1721, Joh. Georg Fischer 1723.
1894–1896 Umbau, mit Zerstörung der Aula. Als Baumeister wird Amrhein vermutet, der jedoch 1724 stirbt.
1966–1968 Rekonstruktion, innen Auskernung.
Gymnasium
(Jesuitengasse)
Studienbibliothek (Kardinal-von-Waldburg-Str. 51)
Seminarium
S.
 Josephi
(Konvikt für wenig begüterte Studenten).
1580 erstes Haus.
1682
Neubau an der Stelle des späteren Gymnasiums.
1735 Neubau. BM: Johann Georg Fischer.
1805 Umbau zum Gasthaus.
1956–1959 Auskernung, nur Aussenmauern bleiben bestehen.
Gasthof «Zum Mondschein».
(1861–1956 Knabenseminar St. Ulrich)
Amtsgericht
(Sankt-Ulrichs-Platz 3)

Zurueck3 Zurueck2

Bischöfliche Residenzstadt Dillingen Zurueck11

DillingenStadtplan

Gründung
Gegründet wird die Stadt von den Grafen von Dillingen, wahrscheinlich von Hartmann IV. (1180–1258) am Anfang des 13. Jahrhunderts bei seiner schon seit dem 10. Jahrhundert bestehenden Fluchtburg auf dem Hügelsporn an der Stelle des heutigen Schlosses. Der Augsburger Bischof Hartmann V. von Dillingen, einziger überlebender Sohn Hartmanns IV., übereignet Burg und Stadt Dillingen 1258 dem Hochstift Augsburg.

Stadtgestalt
Die bischöfliche Stadt wächst rasch und hat schon im Spätmittelalter die noch Anfang des 19. Jahrhunderts bestehende Ausdehnung. Noch heute ist dieser Stadtgrundriss klar ablesbar. Er setzt sich aus der nördlich der Burg liegenden Kernstadt der Gründung und drei Stadterweiterungen zusammen. Die Kernstadt bildet im Grundriss ein Rechteck, geteilt von einer breiten, West-Ost verlaufenden, dem Markt dienenden breiten Strasse. Eine erste Erweiterung nach Westen übernimmt noch die Rechteckstruktur der Kernstadt. Die zweite Erweiterung, die östliche «Grosse Vorstadt» des 14. Jahrhunderts, ist durch eine von Süden nach Norden führende Strasse von der Kernstadt getrennt. Diese Querachse ist Teil der über die Donaubrücke führenden Strasse von Augsburg nach Ellwangen und Würzburg. Sie dient heute als Staatsstrasse 2033 dem Durchgangsverkehr.

Residenz der Fürstbischöfe von Augsburg
Im 15. Jahrhundert wird die Burg Residenz der Augsburger Fürstbischöfe. Dillingen wird so Regierungssitz des Hochstifts, nur die geistliche Regierung des Bistums und das Domkapitel verbleiben in Augsburg. Während den Reformationswirren des 16. Jahrhunderts in Augsburg ist Dillingen auch für sie meist sicherer Zufluchtsort. Nur im Schmalkaldischen Krieg (1546) und im Fürstenbundaufstand (1552) wird Dillingen durch Besatzungen direkt betroffen.

Zentrum der Gegenreformation
Die überragende Persönlichkeit dieser Zeit ist der von 1544 bis 1573 regierende Augsburger Fürstbischof und Kardinal Otto Truchsess von Waldburg. Er eröffnet 1549 in Dillingen die «Hohe Schule», die 1551 vom Kaiser zur Universität erhoben wird. Der Universität ist das «Collegium S. Hieronymi» angegliedert, ein Konvikt für die geistlichen und weltlichen Studenten. Der gegenreformatorisch engagierte Fürstbischof bereichert aus Eigenmitteln die Universität mit einer Buchdruckerei. Die Professoren, meist Dominikanerpatres, stammen aus Spanien oder den spanischen Niederlanden, deutsche katholische Gelehrte sind nach der Reformation rar. 1564 gelingt es dem Fürstbischof, die Jesuiten zur Leitung der Universität und zur Eröffnung eines Kollegs zu gewinnen. Nach seinem Tod hemmen fehlende Finanzen und der Widerstand des Domkapitels eine weitere Entwicklung. Erst der von 1598 bis 1646 regierende Fürstbischof Heinrich V. von Knöringen setzt sich wieder mit grossem Engagement für die Weiterentwicklung ein. Die Dillinger Universität wird im 17. Jahrhundert die wichtigste Ausbildungsstätte für die katholische Führungsschicht und die Ordensleute in Schwaben und der Schweiz. Das Stadtbild verändert sich mit den frühbarocken Bauten der Jesuiten, der Universität und der Stadtpfarrkiche entscheidend.

Barocke Blütezeit nach dem Dreissigjährigen Krieg
Im Dreissigjährigen Krieg ist Dillingen von 1632 bis 1650 dauernd besetzt, abwechselnd von schwedischen und kaiserlichen Truppen. Beide hausen in der Stadt und in ihrer Umgebung ähnlich unmenschlich, dank Kontributionen kann aber eine Brandschatzung der Stadt verhindert werden. Erstaunlich verhalten sich die Schweden. König Gustav Adolf selbst garantiert für die Institutionen der Jesuiten. Während der schwedischen Besatzungen wird deshalb in Dillingen mit Ausnahme der Hofkapelle keine Kirche geplündert. Nach dem Abzug der letzten Truppen und einer kurzen Erholungsphase beginnt die zweite barocke Blütezeit Dillingens, der selbst die erneuten Besetzungen durch bayrische und französische Truppen während des Spanischen Erbfolgekrieges nichts mehr anhaben können.

Jesuitenverbot und Säkularisation des Fürstbistums
1773 wird der Jesuitenorden auf Druck der europäischen Monarchien durch den Papst aufgehoben. Die Universität Dillingen verliert mit einem Schlag die meisten Lehrkräfte. Trotz fieberhaftem Suchen nach Professorenersatz geht es mit den Dillinger Schulen nun rapide abwärts. Dillingen verliert seine Lebensader endgültig, als 1802 das Hochstift Augsburg im Napoleonischen Länderschacher dem Kurfürstentum Bayern zugeschlagen wird und der bayrische Kurfürst 1803 die Universität aufhebt. Die ehemalige Residenzstadt ist jetzt Landstadt der neuen bayrischen Provinz mit dem unglücklichen Namen «Schwaben». In der am Anfang des 19. Jahrhunderts verarmten Stadt erinnern nur die ehemaligen hochfürstlichen und jesuitischen Gebäude an bessere Zeiten.

Dillingen ist wieder Studienstadt
Heute befinden sich in den Schulgebäuden der Barockzeit wieder Lehranstalten. Nachdem 1827 König Ludwig I. die Wiederherstellung von Franziskanerinnen- und Kapuzinerkloster erlaubt, beginnt auch eine Restauration des Ordenslebens in Dillingen. Hochblüte der neuen kirchlichen Lehrtätigkeit ist am Beginn des 19. Jahrhunderts. Dem Priesterseminar fällt allerdings 1909 der feingliedrige Konviktbau von 1605 zum Opfer. Der nordseitige Abschluss der Kernstadt wird seither von einem übergrossen neubarocken Schulpalast des Priesterseminars dominiert, der selbst die grosse Stadtkirche konkurrenziert.
Im wesentlichen ist aber das Bild der ehemaligen barocken Studienstadt dank nur wenig zerstörerischen Eingriffen bewahrt geblieben.

Pius Bieri 2014

Dillingen1710Bodenehr

Dillingen von Süden mit Donau. Kupferstich von Gabriel Bodenehr, um 1710. Aus Europens Macht und Pracht. Verlegt und hrsg. von Gabriel Bodenehr, Augsburg, ca. 1710. Grösse B 32.5 cm H 16cm. Studienbibliothek Dilligen. Sign.: Graphik Di 2.8
.

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Ehemalige Universität Dillingen, Hl. Hieronymus und Wappen über dem Durchgang zum Konvikthof

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Bild: GFreihalter in Wikipedia
DillingenUni3M

Über der Portalrahmung des Durchgangs zum Konvikt-Innenhof ist die Statue des heiligen Hieronymus in einer Rundbogennische angebracht. Sie ist schon über dem alten Durchgang in gleicher Lage vorhanden und ist wahrscheinlich ein Werk von Sebastian Guggenbichel (~1580–1646). Die zwei seitlichen Wappentafeln sind ebenfalls Zweitverwendungen, allerdings erst aus den Abbrüchen von 1909. Links ist das Wappenschild der Universität von 1554 zu sehen (nicht, wie im «Dehio» vermerkt, ein «Wappen der Jesuiten»). Rechts ist das Wappenschild Knöringen angebracht.

Die beiden Wappen:
1. Wappen der Universität.
Blasonierung: Unter Schildhaupt gespalten (von Blau und Gold), vorne ein (goldener) Hammer mit drei (goldenen) Tannenzapfen, hinten drei schreitende (schwarze) Löwen. Im Schildhaupt eine Taube mit Feuerzungen.
Symbolik: Das Schildhaupt ist das Symbol des Heiligen Geistes. Das von Blau und Gold gespaltene Wappen entspricht dem Wappen des Gründers Otto von Waldburg, dem auch die Tannenzapfen und die Löwen entnommen sind. Nur der goldene Hammer ist zusätzlich eingefügt. Er ist ein Abbild des sogenannten Dillinger Hammers, den Papst Julius III. nach dem Öffnen der Pforte im Jubiläumsjahr 1550 an den Kardinal und Fürstbischof Otto von Waldburg schenkt.
Siehe dazu: Zeremonialhammer Papst Julius III. im Bayrischen Nationalmuseum.

2. Wappenschild Knöringen.
Es handelt sich um das Stammwappen des alten Augsburger Ministerialen-Geschlechts. Blasonierung: In Schwarz ein silberner Ring. Fürstbischof Heinrich V. von Knöringen verwendet in der Regel einen gevierteten Schild, in Feld 2 und 3 das Stammwappen, in Feld 2 und 4 das Wappen des Hochstifts Augsburg (gespalten von Rot und Silber). Der ovale Wappenschild mit dem Stammwappen Knöringen wird, wie auch das Wappen der Universität, erst Anfang des 20. Jahrhunderts an die Fassade der alten Universität versetzt. Sie müssen vom abgebrochenen Konviktbau, dort vielleicht sogar vom ersten Universitätsbau stammen, der unter Heinrich von Knöringen 1628 begonnen wird und dann zugunsten des Neubaus 1688 abgebrochen wird.

Pius Bieri 2014

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