Die Meister
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Johann Benedikt Ettl (1678–n.1748) Benediktbeuern Ettl   Hof-Vizebaumeister 1712   1713
Gabriele de Gabrieli (1674–1745) Roveredo Misox GabrieleGabrieli   Hofbaumeister 1719   1722
Giovanni Pietro Rigaglia (um 1695–1733) Roveredo Misox     Palier 1719   ~1726
Donato Polli (1663–1738) Muzzano Tessin     Stuckateur (?) 1721   1721
Franz de Gabrieli (1686–1726) Roveredo Misox GabrieliFranz   Stuckateur (?) 1721   1721
Johann Georg Bergmüller (1688–1762) Türkheim Bergmueller   Freskant und Maler 1721   1726
Ehrgott Bernhard Bendl (um 1660–1728) Pfarrkirchen     Bildhauer und Altarbauer 1725   1726
Johann Martin Baumeister (1682–1780) Hohenwart     Orgelbauer 1725   1725

Ehemalige Kirche und Kloster Notre Dame in Eichstätt


Eichstätt

Residenzstadt
Mehr dazu siehe im Beitrag «Jesuitenkolleg Eichstätt» in dieser Webseite.
Eichstätt ist bis 1802 Residenzstadt eines von Fürstbischöfen regierten Hochstifts, wie die gefürstete Bischofsherrschaft genannt wird. 1705–1725 regiert Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen als prachtliebender Fürst das Hochstift.[1] Wie seine Vorgänger residiert er, als letzter der Eichstätter Fürstbischöfe, auf der westlich der Bischofsstadt gelegenen Willibaldsburg. Seit 1714 ist Gabriele de Gabrieli, den er 1715 zum Hofbaumeister beruft, für ihn tätig.[2]

Stadtgestalt um 1700
Eichstätt ist eine Stadt auf mittelalterlichem Grundriss. Ihre von der Topografie beeinflusste Gestalt erreicht sie schon im 15. Jahrhundert. Der Verlauf der Altmühl und die umliegenden Höhen bestimmen die Ausdehnung und Struktur des Stadtraums. Dieser formt sich kreisförmig um den Dom und um die nahe gelegene und 1818 abgebrochenen Kollegiats-Pfarrkirche Unserer Lieben Frau. Nach Norden, das Benediktinerinnenkloster St. Walburg umfassend, dehnt sich die Westenvorstadt aus. Sie folgt der Ausfallstrasse nach Weissenburg. Als westlicher Brückenkopf liegt, ausserhalb der Stadtmauern, die Spitalvorstadt am Weg zur Willibaldsburg. Jenseits des östlichen Stadttors liegt entlang der Ausfallstrasse nach Kipfenberg und Ingolstadt die Ostenvorstadt. 1624 wird die Stadt von schwedischen Truppen in Brand gesteckt. Erst nach dieser Katastrophe entstehen die das Stadtbild prägenden barocken Bauten, fast immer als rücksichtsvolle Eingriffe in die mittelalterliche Stadtstruktur. Man würde dies heute als Stadtreparatur bezeichnen. Strassenzüge und Plätze, die ganze erhaltene Bausubstanz und selbst die alten Grundstückgrenzen finden Beachtung. Auch der Mauerzug der Stadtbefestigung bleibt intakt. Grössere Neubauten entstehen nach dem Dreissigjährigen Krieg nur noch in der Ostenvorstadt ausserhalb der Mauern. Ein erster derartiger Neubau ist das Kloster Notre Dame, dem jenseits des Stadtgrabens, wenig oberhalb des Ostentors, der Bauplatz zugewiesen wird.


Das Kloster Notre Dame

Berufung der «Welschnonnen» nach Eichstätt
Fürstbischof Johann Anton I. beschliesst 1711 die Errichtung einer Lehranstalt für die weibliche Jugend. Er beruft dazu Frauen der französischen «Congrégation de Nôtre Dame» aus der Mainzer Niederlassung, in der seine Nichte Novizin ist.[3] Die Chorfrauen von Notre Dame sind regulierte Kanonissen mit Augustinerregel.[4] Ihr viertes Gelübde gilt der Bildung der weiblichen Jugend. Sie werden in der Rheingegend Welschnonnen genannt. Die ersten Frauen treffen schon 1711 ein. Für provisorische Unterkunft und Schule werden ihnen bestehende Gebäude am Graben zugewiesen. Sie unterrichten extern Töchter der Stadt und führen zusätzlich ein Pensionat für betuchtere Töchter, meist aus Adelsfamilien stammend. Die Schule wird schnell zur Erfolgsgeschichte. 1713 unterrichten die Lehrschwestern schon über hundert externe städtische Töchter[5] und 14 adelige Fräuleins als Pensionärinnen, darunter zwei weitere Nichten des Fürstbischofs.[6] 1716 ist feierliche Eröffnung des neuen Klosterflügels.[7]

Neubau des ersten Klosterflügels 1712–1716
1712 legt der Fürstbischof den Grundstein zum Kloster- und Schulhausbau am Stadtgraben.[8] Baumeister des Neubaus ist Johann Benedikt Ettl.[9] Das 1713 schon aufgerichtete Gebäude ist ein dreigeschossiges, schön proportioniertes Gebäude, das in West-Ost-Richtung quergestellt ist. Zwei Risalite von fünf zu vier Achsen flankieren einen leicht schmaleren Zwischentrakt. Die Mitte des fünfachsigen Westrisalits wird durch ein interessant gestaltetes Eingangsportal betont.[10] Im Sprenggiebel ist der Wappenschild Knebel von Katzenelnbogen mit der Jahreszahl 1713 zu sehen.[11] Auffallend sind die unterschiedlich hohen Geschosse mit den entsprechenden Fensterhöhen. Die Fenster des hohen Erdgeschosses, offensichtlich Schulräume belichtend, sind zum nördlichen Gartenhof als Arkaden gestaltet. Das mittlere Geschoss hat Normalhöhe, während das oberste Geschoss als Mezzanin ausgebildet ist.[12] Die neuen Gebäude werden erst 1716 von den Lehrschwestern und den Pensionärinnen bezogen. Für die Verzögerung sorgen interne Streitigkeiten wegen Differenzen mit der französischen Oberin, die mit der «Machtübernahme» der Maria Anna Karolina Knebel von Katzenelnbogen enden.

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Links: Nur im Innenhof des ehemaligen Klosters kann die Ostfassade des ersten Schul- und Klosterflügels von 1712/13 noch in ursprünglicher Form gesehen werden. Die ehemals offenen Arkadengänge des Erdgeschosses bilden dabei die Verbindungsgänge der Schulräume. Foto: Bieri 2018.
Mitte: Das Portal der Westfassade ist eine gestelzte Ädikula mit Sprenggiebel. Die Pilaster und die Bogenzwickel sind rustiziert und die Türbogenrahmung spitzbogenförmig überhöht. Das eigentliche Türgewände mit Rundbogen liegt perspektivisch vertieft. Darüber ist mit der Jahreszahl 1713 der Wappenschild des Bauherrn angebracht. Foto Bieri 2018.
Rechts: IOANN∙ANTON∙D∙G∙S∙R∙I∙P∙E∙E (Johann Anton, von Gottes Gnaden Fürst des Heiligen Römischen Reiches und Bischof von Eichstätt) steht auf dem über dem Wappenschild liegenden Schriftband. Der Schild ist quadriert und zeigt in 1 und 4 das Wappen des Hochstifts, in 2 und 3 das Wappen der Knebel von Katzenelnbogen. Helmzier sind der wachsende behandschuhte und einen Krummstab tragende Arm des Hochstifts, in der Mitte die vergoldete Mitra auf rotem Kissen und rechts die Eselsohren der Knebel von Katzenelnbogen, Beidseits des Schildes sind die vergoldeten Herrschaftszeichen Krummstab und Schwert angebracht.
Foto: Tilman 2007 (2016) in Wikipedia.


Die Kirche Sacré Coeur

Der Neubau des Kirchenflügels 1719–1722
Seit 1714 ist Gabriele de Gabrieli in Eichstätt Hofbaumeister.[13] Am vorangehenden Klosterbau hat er noch keinen Anteil. Im Mai 1719 genehmigt der Fürstbischof den Neubau des Flügels mit der Kirche, der im rechten Winkel an den bestehenden Schul- und Konventbau angefügt werden soll. Gabrieli legt die Kirche als Zentralbau in ein dreigeschossiges Gebäude, dessen Strassenfassade er als Fortsetzung der Westfassade des Schul- und Konventbaus von 1712/16 ausbildet. Er wölbt die Kirche an beiden Gebäudefassaden konvex vor. Die Eingangsfassade gestaltet er, thematisch an seine Domfassade anknüpfend, als Triumphportal. Eine dominierende Tambourkuppel mit gestaffeltem Kegeldach betont er mit vier Trabantentürmchen, die aber nur noch auf alten Ansichten zu sehen sind. Sie werden 1722 gebaut.[14] In diesem Jahr dürfte der Kirchenflügel fertig gebaut sein, denn schon 1721 sind die Stuckaturen und die Deckenfresken erstellt. Der Bau wird durch seinen Palier Giovanni Rigaglia ausgeführt.[15] Die Einweihung findet am 3.Juni 1723 statt.[16] Die Kirche wird dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht.[17]

Architektur
Die Herz-Jesu Kirche des Klosters Notre Dame ist der einzige Sakralbau Gabrielis in Eichstätt und gleichzeitig sein bedeutendster. Felix Mader beschreibt 1924 Notre Dame als «gleich originell im Grundriss wie im Aufriss, und fügt an «Gabrieli verstand das gegebene Programm in geschicktester und künstlerisch vollendeter Weise zu lösen». Rembrant Fiedler bezeichnet Gabrielis Notre Dame «als ein originelles Werk von hohem Rang alleine in der zeitgenössischen süddeutschen Sakralbaukunst».[18] In der Architektur verschmilzt Gabrielis grosse Erfahrung im residenzialen Profanbau[19] mit Einflüssen des Salzburger Kajetanerklosters.[20] Gerade im Vergleich mit Salzburg zeigt sich Gabrieli als einfallsreichen Barockbaumeister, der fremde Anregungen originell abwandelt, aber Eigenes schafft.
Den Kirchenraum baut er, anders als St. Kajetan, mit zweifacher und kreisrunder Schale, die er kreuzförmig erweitert. Die nördliche Erweiterung, über alle Geschosse geführt und über die äussere Schale ausgreifend, ist der Hochaltarraum. In Ost- und Westrichtung ergeben die Durchbrüche in die äussere Schale hell belichtete Emporenräume, gestaltet mit den für Gabrieli typischen syrischen Bögen.[21] Die gleich gestaltete Erweiterung in Südrichtung ist sehr tief und geht als Nonnenchor über drei Fensterachsen. Damit ergibt sich aufgrund des Zuganges eine unerwartete Orientierung des Kirchen-Innenraums in Nord-Süd-Richtung.

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Bild 1: Die Westfassade der ehemaligen Kirche und der südlich anschliessenden ehemaligen Kloster- und Pensionats-Trakten. Siehe auch das Titelfoto oben. Foto: Bieri 2015
Bild 2: Frontalansicht der ehemaligen Kirche. Der Eingang und das ursprüngliche Niveau sind seit 1986/88 rekonstruiert, die Attikabrüstung schon seit 1966. Foto: Bieri 2018.
Bild 3: Innenhoffassade des ehemaligen Kirchengebäudes und seiner Seitenflügel. Foto: Bieri 2018.
Bild 4: Seitlich des Altarraums bildet Gabrieli doppelgeschossige Oratorien über syrischen Bogenstellungen aus, ein von ihm vielgebautes Motiv. Foto: Bieri 2018.


Stuckaturen
Der elegante Bandlwerk-Stuck der Régence wird vermutlich 1721 aufgebracht. Die Régence, in den älteren Beschreibungen noch als Frührokoko[22] bezeichnet, setzt sich in der Kirche Notre Dame in einer stark von französischen Vorlagen abhängigen Form durch. Der Stuck ist bis auf die Höhe des Emporengeschosses erhalten, 1923 aber umfassend erneuert worden. Stuckornamentik und Stuckplastik sind seit damals mit kräftig aufgetragenen Caput mortuum gefasst. Die Meister der Stuckaturen sind unbekannt. Es ist möglich, dass nicht Franz de Gabrieli, der jüngere Bruder des Baumeisters, sondern die Werkstatt von Donato Polli aus Nürnberg für die Stuckaturen verantwortlich ist.[23]

Fresken
Die Fresken sind frühe Werke des späteren Augsburger Akademiedirektors Johann Georg Bergmüller.[24] Er signiert das Kuppelfresko mit J. G. Bergmiller Pinx. Anno 1721. Im gleichen Jahr freskiert er auch die Marienkapelle am Dom von Augsburg, die von den beiden Gabrieli gebaut wird. Sein Beizug erfolgt vielleicht noch auf Empfehlung Gabrielis, denn erst 1723 gibt Bergmüller seine Tochter als Pensionärin an die Schwestern von Notre Dame.
Sein signiertes, kreisrundes Hauptfresko der Kuppel stellt die Erdteile dar, die ihre Herzen dem Herz Jesu weihen. Vier düster gerahmte Camaïeu-Kartuschen in Rosa begleiten in den breiten Kuppelgurten das Hauptfresko. Ihre allegorischen Darstellungen kreisen wieder um das Herz Jesu. Schriftbänder nehmen darauf Bezug.
Die Freskengemälde in den vier Stichkappen zeigen im Norden die sitzende Maria, dann im Uhrzeigersinn den ungläubigen Thomas mit Engeln, Longinus vor dem Kreuz und Johannes Evangelist. Auch sie verehren alle das Herz Jesu.
Die unter den Fenstern liegenden Schildwand-Fresken zeigen Heilige, wieder alle in Herz-Jesu-Verehrung. Es sind, von Nord beginnend, Augustinus, dann Karl Borromäus, Johannes Gualbertus und Franz von Sales.
Weitere Gewölbefresken sind im Altarchor angebracht. Insgesamt umfassen die Fresken Bergmüllers ein Kuppelgemälde, neun Decken- und Wandbilder, sechs Camaïeu-Kartuschen und zwei Medaillons an den seitlichen Tonnen. Das Bildprogramm dürfte von einem Jesuitenpater verfasst worden sein. Die Deckenfresken im Nonnenchor und dem darunterliegenden Erdgeschossraum, dem heutigen Eingangsraum, sind zerstört.

Altäre und Altarblätter
Die Kirche Sacré Coeur ist heute ein leeres Gehäuse. Man muss sie sich mit den Altären, der Kanzel, dem Chorgestühl und den Epitaphien vorstellen, die alle seit 1810 entfernt sind. Die Altarretabel und die Kanzel sind Werke des Augsburger Bildhauers Ehrgott Bernhard Bendl.[25] Die Qualität dieser Arbeiten kann man an den beiden Seitenaltären von 1726 ablesen, die sich heute in der Kirche St. Sebastian ob Arnsberg befinden. Den reichen Spätbarock-Retabeln wird um 1750 eine Rokokorahmung beigefügt. Die Altarblätter sind weitere Werke von Johann Georg Bergmüller um 1726.
Der evangelienseitige Altar, in Notre Dame der westliche, ist der Marienaltar. Die Immaculata steht, eine Lilie in der Hand tragend, auf der Schlange über dem Erdball. Sie nimmt vom heiligen Pierre Fourier die Regel der Kongregation Notre Dame entgegen.
Der epistelseitige Altar, in Notre Dame der östliche, ist der Josephsaltar. Eine Klosterfrau fasst den Umhang des hl. Joseph. Unten präsentiert ein Putto den Neubauplan von Notre Dame. Es zeigt auf die Süderweiterung der Anlage.
Der Hochaltar kommt nach 1810 in die Kirche St. Martin in Pölling. Von ihm fehlt heute jede Spur.

Kanzel
Die Kanzel von Ehrgott Bernhard Bendl ist heute in der Kirche St. Nikolaus von Pfünz zu sehen. Sie weist schon ins Rokoko. Der geschweifte und marmorierte Korpus ist von ausdruckstarken Putti bevölkert, auf dem Schalldeckel hält ein Engel die Gesetzestafeln. Die plastischen Arbeiten sind, wie bei den Altären, in Gold und Silber gefasst. Ihr ehemaliger Standort in Sacré Coeur gibt allerdings Rätsel auf.

Orgel
Eine Orgel wird 1725 vom Eichstätter Orgelbauer Johann Martin Baumeister[26] gebaut. 1791 baut der Dinkelsbühler Orgelbauer Jakob Philipp Bouthelier[27] eine Chororgel. Die Orgeln dürften sofort nach 1809 ausgebaut und zerstört worden sein.

Erweiterungen von Schule und Pensionat nach 1723

Das äussere Schulhaus
1724/25 wird das äussere Schulhaus nördlich des Kirchenflügels an die Klosterumfassungsmauer gebaut.[28] Es ist das noch heute erhaltene zweigeschossige Gebäude «Am Graben 26» in 27 Meter Distanz zum Kirchenflügel. Offensichtlich nach Plan von Gabriele de Gabrieli errichtet, ist es im Erdgeschoss später verändert worden, denn die alten Ansichten zeigen loggienartige Fensteröffnungen an. Dem klassisch wirkenden Gebäude hat die Änderung nicht geschadet. Dieses äussere Schulhaus ist die von den Frauen von Notre Dame bis 1809 geführte städtische Mädchenschule. Ein im Klostergarten verlaufender Arkadengang verbindet damals das Schulhaus mit dem Kirchenflügel. Noch bei der Aufhebung unterrichten sie hier 225 Schülerinnen.

Das Institutsgebäude oder Pensionat
Südlich des Konvent- und Schulflügels von 1713 sind im rechten Winkel und in der Flucht von Kirchen- und Klosterwestfassade mehrere Gebäude unter einem Dach zusammengefasst. Sie enden nach 32 Meter in einem südlichen Eckrisalit, dem heutigen Gebäude Kardinal-Preysing-Platz 8. Die Gesamtlänge der Gebäudefront von Kirchen- und Klosterflügel am ehemaligen Graben beträgt damit 82 Meter. Der neue Flügel übernimmt die Dreigeschossigkeit der ersten Bauetappe von 1713. Seit den Privatisierungen nach 1809 ist das Gebäude in drei Parzellen geteilt, macht aber mit Ausnahme des Gelenkbaus zur ersten Bauetappe noch einen einheitlichen Eindruck. Es soll sich um das Institutsgebäude handeln, dessen Baudatum irgendwo zwischen 1724 bis 1727 liegt.[29] Auf dem Joseph-Altarblatt von 1726 ist das Gebäude schon dargestellt.

Weitere Bauten innerhalb der östlichen Klostermauern
Auf allen alten Darstellungen, speziell auf der Stadtansicht 1766 von Franz und Pedetti, ist entlang der Ostgrenze und rechtwinklig zur ersten Bauetappe von 1713/16 ein weiterer dreigeschossiger, bedeutend schmälerer Flügel zu sehen. Er erstreckt sich 28 Meter nach Norden und entspricht den heutigen Grundstücken Notre-Dame-Weg 1-2. Gebaut vor 1740, sind die Gebäude heute, vollständig umgebaut und aufgestockt, im Kern noch erhalten.
Ebenfalls an der Klostermauer, am heutigen Notre-Dame-Weg 5, ist ein zweigeschossiger und 1984 umgebauter Walmdachbau der Bauperiode um 1721/26 noch erhalten. Auch er ist auf dem Josephsaltar-Plan von 1726 dargestellt.
Die Nordgrenze des Klosterareals ist zur Klosterzeit mit Ökonomiebauten belegt. Die Gebäudegruppe der heutigen Antonistrasse 4-8 stammen im Kern aus der Klosterzeit. Anschliessend, unter dem heutigen Gebäude Antonistrasse 2, ist ein ehemals erdüberdeckter Kühlkeller noch erhalten.

Das Kloster Notre Dame nach 1809

Verkauf aller Gebäude in Einzellosen
1806 fällt das Gebiet des schon 1802 aufgelösten Hochstiftes Eichstätt an Bayern. Alle Stifte und Klöster werden von der bayrischen Regierung sofort aufgehoben. «Vater Max», wie Historiker des 19. Jahrhunderts den von Napoleon zum König gekrönten Maximilian von Bayern nennen, verschont das Kloster Notre Dame noch wenige Jahre, löst es dann aber im Oktober 1809 auch auf. 1811 werden die vom Staat beschlagnahmten Grundstücke und Gebäude versteigert. Die Grundstücke finden nur stark parzelliert Käufer. Das Grundstück Notre Dame von 9000 Quadratmeter ist noch heute in 19 Parzellen geteilt.

Profanierung der Kirche mit Verlust der Ausstattung
Nach der Zivilbesitzübernahme durch Bayern werden 1810 für die Ausstattung der Kirche Abnehmer gefunden. Erhalten sind die beiden Seitenaltäre und die Kanzel. Das Schicksal des Hochaltars liegt im Dunkeln. Die ausgeräumte Kirche wird 1811 an private Unternehmer verkauft. Sie wird als Magazin und Scheune genutzt und mit Zwischenböden versehen. Ihre vier Ecktürme werden schnell abgebrochen, alle Zierelemente und die Attika verschwinden, der Boden wird höhergelegt. Das Eingangsportal macht einem Scheunentor Platz. Verschont werden nur die Massivgewölbe. Am Ende des Jahrhunderts erinnert wenig an einen barocken Sakralraum. 

Die ehemalige Kirche heute

Der desolate, verbaute und umgebaute Zustand des ehemaligen Sakralbauwerkes ist auch der Grund, warum Gabrielis Kirchen- und Klosterbau in der Kunstgeschichte lange nicht beachtet wird. Zwar geht der verwahrloste Komplex 1907 in den Besitz der Stadt über, die aber vorerst nur die Zwischenböden im Innenraum entfernen und die notwendigsten Unterhaltsarbeiten ausführen lässt. 1912–1920 findet eine paläontologische Sammlung Aufstellung. Dann wird die Kirche Autogarage. Erst 1923 folgt die erste Teilrestaurierung, die vor allem die nur noch zur Hälfte vorhandenen Stuckaturen rekonstruiert, alle grossen Fassaden- und Niveauveränderungen des 19. Jahrhunderts aber belässt.
1924 folgt die erste Würdigung des Bauwerks durch Felix Mader. Sie ist noch heute baugeschichtliche Hauptgrundlage.[30] Aber auch nach diesem Datum ist die Kirche Maschinenhalle und wird als «Rumpelkammer»[31] bezeichnet. 1964/66 ist wieder eine Aussen-Instandsetzung fällig. Nun erfolgt auch die Rekonstruktion der Attika. Eine erste umfassende Restaurierung nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erfolgt 1987/88. Nun wird auch das alte Bodeniveau wieder hergestellt und den Fenstern, Portalen[32] und der Fassade die ursprüngliche Gestalt gegeben. Die ehemalige Kirche und die dazugehörenden Flügel sind seither in ihrer äusseren Erscheinung wieder im Zustand des 18. Jahrhunderts. Nur die heute nicht mehr rekonstruierbaren Ecktürme müssen dazugedacht werden. Eine letzte äussere Instandstellung folgt 2014. Das Innere der profanierten Kirche, vor allem der neue Eingangsbereich unter dem ehemaligen Nonnenchor, dient seit 1988 als Informationszentrum des Naturparks Altmühltal. Im leeren Kirchenraum wird dem Besucher der Verlust der Ausstattung, vor allem des Hochaltars, schmerzlich bewusst.

Die ehemaligen Schul- und Konventbauten heute
Diese sind, wenn überhaupt, nur noch in ihrer Aussenerscheinung erhalten. Speziell die Fassaden des Kirchenflügels (1719–1723) und die der ersten Bauetappe (1712–1716) sind 1988 nach Befunduntersuchungen restauriert worden. Die Innenräume aller Bauten sind aber nicht mehr in ihrem barocken Zustand erhalten.

Pius Bieri 2017

Literatur
Fuchs, Johann Baptist: Geschichte der Congregation de Notre Dame zu Eichstätt, in: Sechzehnter Jahresbericht des historischen Vereins in Mittelfranken 1847.
Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken, Band I, Stadt Eichstätt. München 1924.
Ried, Karl u. a: Die Pensionärinnen des Klosters Notre Dame in Eichstätt 1711–1808, in: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde, 3/1962.
Bauer, Christian; Karl, Horst; Pursche, Jürgen: Die Restaurierung der ehem. Klosterkirche Notre-Dame in Eichstätt, in: Jahrbuch der Bayerischen Denkmalpflege 41 (1987), S. 68–76.
Appel, Bruno; Held, Konrad; Fiedler, Rembrant; Lüdicke, Lore; Braun, Emanuel; u. a.: Dokumentation zur Erneuerung der ehemaligen Klosterkirche Notre Dame in Eichstätt und zur Errichtung des Informationszentrums Naturpark Altmühltal, in: Sammelblatt Historischer Verein Eichstätt 81/82, Eichstätt 1989.
Pfister, Max: Baumeister aus Graubünden, Chur 1993.
Fiedler, Rembrant: Graubündner Bauleute im Hochstift Eichstätt, in: Graubündner Baumeister und Stukkateure, Lugano 1997.
Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt (Hrsg.): Eichstätt – Stadtansichten des 15. bis 19. Jahrhunderts, Ausstellungskatalog 2013.

Web

Klosterkirche Notre Dame du Sacré Coeur, in: www.eichstaett.de/sehenswertes/


Anmerkungen:

[1] Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen (1646–1725) regiert 1705–1725. Die Verbundenheit mit Sacré Coeur zeigt er auch mit der Bestattung seines Herzens in der Kirche. Das Herz-Epitaph wird nach 1809 in das Moratorium des Doms versetzt.
Zur Foto des Epitaphs 1725 (Wikipedia).
Zu Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen siehe die Biografie in dieser Webseite.

[2] Gabriele de Gabrieli (1674–1745) aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biografie und Werkliste in dieser Webseite.

[3] Maria Anna Karolina Knebel von Katzenelnbogen (1685–1755) ist die älteste Tochter des fürstbischöflichen Philipp Christoph (1648–1714), eines kurmainzischen Geheimrates und Hofmarschalls, seit 1710 auch Freiherr. Sie ist zweimal Oberin im Kloster Notre Dame zu Eichstätt. Bei Peetz (1725) heisst sie Maria Anna, bei Fuchs (1847) Maria Karolina, bei Apel (1989) Maria Anna Charlotte. Sie unterschreibt französisch «Marie Anne Charles de Knöbel» und deutsch «Maria Anna Carolinae Kneblin».

[4] Zum Orden siehe das «Glossar Kirche» in dieser Webseite. Die «Congrégation de Nôtre Dame» oder die Chorfrauen von Notre Dame haben mit den Englischen Fräulein ausser ihrem Dienst für die weibliche Jugend nichts gemeinsam. Auch die Nennung «englisches Kloster» für eine französische Kongregation ist absurd. In Eichstätt nennt sie sich «Kongregation Unserer Lieben Frau (de Nôtre Dame)». Heute ist der Name Kongregation Notre Dame (ohne Accent circonflexe) üblich. Eine Kloster- oder Kongregationsbezeichnung mit dem Zusatz «Sacré Coeur» oder «Herz Jesu» ist im 18. Jahrhundert unbekannt.

[5] Für das Jahr 1713 ist die Zahl von 120 Töchtern der Stadt gemeldet.

[6] Die beiden Nichten, Schwestern der Maria Anna Karolina, sind Maria Antonia (*1698) und Eleonora Catharina (*1702).

[7] Die Nichte des Fürstbischofs übernimmt gleichzeitig die Leitung, nachdem sich im Januar 1716 vier leitende Schwestern in das Mutterkloster in Lothringen zurückziehen.

[8] Heute Kardinal-Preysing-Platz 14.

[9] Johann Benedikt Ettl (1678–n.1748) aus Benediktbeuern, seit 1711 als Vizebaumeister von Jakob Engel am Eichstätter Hof tätig. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[10] Das Portal ist eine gestelzte Ädikula mit Sprenggiebel, die Pilaster und die Bogenzwickel sind rustiziert und die Türbogenrahmung spitzbogenförmig überhöht. Das eigentliche Türgewände mit Rundbogen liegt perspektivisch vertieft.  

[11] Der Wappenschild ist quadriert und zeigt in 1 und 4 das Wappen des Hochstifts, in 2 und 3 das Wappen der Knebel von Katzenelnbogen. Helmzier sind der wachsende behandschuhte und einen Krummstab tragende Arm des Hochstifts, in der Mitte die vergoldete Mitra auf rotem Kissen und rechts die Eselsohren der Knebel von Katzenelnbogen, Beidseits des Schildes sind die vergoldeten Herrschaftszeichen Krummstab und Schwert angebracht.

[12] Das dritte Geschoss könnte erst in einer zweiten Bauetappe (1714?) zugefügt worden sein, wie Rembrant Fiedler vermutet. Der 52 Meter lange Hauptflügel mit seinen zwei Risaliten wird aber einheitlich gebaut, keinesfalls wird der Ostrisalit erst später angefügt. Seine Viergeschossigkeit ergibt sich aus dem zusätzlichen, terrainbedingten Sockelgeschoss.

[13] Gabriele de Gabrieli (1674–1745) aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[14] Nach dem Tagebuch von Giovanni Domenico Barbieri.

[15] Giovanni Pietro Rigaglia (um 1695–1733) aus Roveredo, seit 1714 in Eichstätt als Baumeister für den Hofbaumeister Gabriele de Gabrieli (1671–1747) tätig, wird dort als Johann Rigalia ansässig. Er stirbt am 15. September 1733 nach einem Unfall auf der Baustelle der katholischen Apotheke in Augsburg.

[16] Die Auswahl der Einweihungsdaten ist gross: Donnerstag, 11. Juni 1722 (Web-Info Stadt Eichstätt, ohne Autor, Verwechslung mit der Benediktion); Montag, den 3. Mai 1723 gemäss Karl Ried (1961/62). Donnerstag, 3. Juni 1723 nach Bruno Appel (1989), da am folgenden Tag das Herz-Jesu-Fest ist, das immer auf einen Freitag fällt.

[17] Das Herz-Jesu Patrozinium ist bei den neueren Frauenorden im 18., vor allem aber im 19. Jahrhundert modisch. Wie üblich betrifft das Patrozinium auch in Eichstätt nur die Kirche des Klosters Notre Dame. Dies hindert weder die Autoren der Wikipedia, noch des Hauses der Bayerischen Geschichte, das Kloster mit «Herz-Jesu Kloster» zu bezeichnen und ihm auch, im sonst ausgezeichneten Web Beitrag der Stadt Eichstätt den unstimmigen Namen «Notre Dame du Sacré Coeur» zu geben. Diese Namensverbindung des Kongregationsnamens mit dem Herzen Jesu gibt es erstmals 1874 für den neuen Orden «Les filles de Notre Dame du Sacré Coeur» und existiert in Eichstätt bis zur Auflösung des Klosters 1809 nicht.

[18] Rembrant Fiedler in Doku Historischer Verein Eichstätt 1988/89.

[19] Siehe Werkliste der Bauten Gabrielis, speziell der Residenz Ansbach.

[20] Bau des Kajetanerklosters Salzburg 1685–1700 durch Giovanni Gaspare Zuccalli (1661–1717), einem Dorfgenossen Gabrielis aus Roveredo, der ihm mit Sicherheit persönlich bekannt ist und dessen Salzburger Bauten Gabrieli kennt.

[21] Zu dem Begriff des syrischen Bogens siehe das Glossar in dieser Webseite. Gabrieli wendet diese Bogenstellung nicht nur bei Öffnungen an, sondern auch in den Eingangsfassaden an Notre Dame und am Dom in Eichstätt.

[22] Die eigentliche Einführung der Régence in der näheren Eichstätter Umgebung erfolgt 1717 im Kaisersaal der Zisterzienserabtei Kaisheim durch Peter Franz Appiani (1670−1724). Siehe zu ihm und zu Kaisheim den Beitrag in dieser Webseite.

[23] Ein Vergleich mit der in den gleichen Jahren von Franz de Gabrieli stuckierten Marienkapelle in Augsburg, einem mit Notre Dame verwandten Bau von Gabriele de Gabrieli, zeigt klare Unterschiede der beiden Régence-Stuckaturen. Sie sind in Augsburg freier und phantasievoller, weniger schablonenhaft.
Wolfgang Jahn schreibt die Stuckaturen von Notre Dame der Nürnberger Werkstatt von Donato Polli und seinem Neffen Gerolamo Francesco Andreoli zu (Wolfgang Jahn in: Stukkaturen des Rokoko, Sigmaringen 1990).
Franz de Gabrieli (1686–1726) aus Roveredo. Zu ihm siehe die Biographie in dieser Webseite.
Donato Polli (1663–1738) aus Muzzano ist seit 1690 in Nürnberg tätig.
Gerolamo Francesco Andreoli oder Andreioli (1700–1757) aus Muzzano ist zusammen mit seinem Onkel 1736/37 in der Eichstätter Residenz tätig.

[24] Johann Georg Bergmüller (1688–1762) aus Türkheim. 1723 wird seine neun Jahre alte Tochter Maria Josepha Euphrosina als Pensionärin in Notre Dame aufgenommen. 1726 malt er die Altarbilder in Notre Dame. Sind diese Werke vielleicht wie bei Victoris Bendl Dotationen? Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[25] Ehrgott Bernhard Bendl oder Bendel (um 1660–1728) aus Pfarrkirchen. Werkstatt in Augsburg seit 1687. führender Augsburger Bildhauer, Altarbauer (Diessen), gefragter Gold- und Silbermodelleur. Er arbeitet 1721 auch in der Marienkapelle am Augsburger Dom. Seine 16-jährige Tochter Victoria wird 1725 als Pensionärin aufgenommen, die Kanzel und die Altäre sollen die entsprechende Dotation sein.

[26] Johann Martin Baumeister (1682–1780) aus Hohenwart, 1723–1763 als Orgelbauer in Eichstätt tätig.

[27] Jakob Philipp Bouthelier oder Bouthillier (1710–1781) aus Mainz, Orgelbauer in Dinkelsbühl.

[28] Das Datum aufgrund einer dendrochronologischen Untersuchung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

[29] Nach der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege sogar 1714–1716, das heisst gleichzeitig mit dem Konventbau von Ettl! Trotz des zu frühen Datums bezeichnen die Verfasser Gabrieli als Baumeister.

[30] Felix Mader in: Die Kunstdenkmäler von Mittelfranken I, 1924. Die Pläne dieser Veröffentlichung sind offensichtlich noch heute einzige Quelle bei Veröffentlichungen, obwohl sie nach den Niveauveränderungen 1988 nicht mehr aktuell sind.

[31] «Die Kirche von Notre Dame wurde zur Rumpelkammer II der Stadt Eichstätt. Heute ist sie Kriegs-Altwaren-Sammelstelle für Eichstädt Stadt und Land…» schreibt Ferdinand von Werden Im «Tagebuch zur Domrestaurierung» am 17. Mai 1942.

[32] Das Eingangsportal ist als Rekonstruktion einfacher gehalten, als das säulenbestückte Original von Gabrieli.

 


  Ehemalige Kirche und Kloster Notre Dame in Eichstätt  
  Eichstätt_Notre-Dame_A1  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Eichstätt

Fürstbistum Eichstätt
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Eichstätt   1712
Bauherr und Bauträger


Knebel  Fürstbischof Johann Anton I. Knebel von
      Katzenelnbogen (reg. 1705–1725)

 
  Die Kirche Notre Dame (1719/22) von Westen, in ihrer Fortsetzung der erste Klosterbau (1712) und seine südliche Erweiterung (1726). Foto: Bieri 2018.   pdf  
   
Eichstätt_Notre-Dame_Innen1
Die Kuppel des ehemaligen Kirchenraums. Mehr dazu siehe unten. Foto Bieri 2015  
   
Eichstätt_Notre_Dame-Stadtplan_1814
Plan von Eichstätt in der barocken Stadtgestalt, wie sie sich noch 1814 zeigt. Hervorgehoben (27) ist die ausgedehnte Klosteranlage Notre Dame. Während die Hofstallungen (26) und das Jesuitenkolleg (1) noch in die östliche Stadtmauer eingebunden sind, liegt Notre Dame schon jenseits des Stadtgrabens. Für Planlegende und Vergrösserung bitte anklicken.  
Eichstätt_Notre_Dame_Lage
Der Lageplan zeigt das Kloster Notre Dame und seine nähere Umgebung am Ende der Barockzeit. Die rot punktierten Umrisse stellen die modernen Neubauten dar. Sie haben auch das ehemalige Klosterareal beeinträchtigt. Für die Planlegende und Vergrösserung bitte anklicken.  
Eichstätt_Notre_Dame_1766
Johann Michael Franz (1715–1793) und Maurizio Pedetti (1719–1799) stellen 1766 die «Residenz Statt Eychstaett» in einer Vedute aus Nordosten dar. Leicht überhöht, aber äusserst präzis sind alle wichtigen Gebäude der Stadt dargestellt. Ihre Bezeichnung und Bedeutung kann in der Planlegende (oben) erfasst werden. Im Vordergrund liegen die Gebäude der Ostenvorstadt mit dem Domherrenhof Speth (Seminar 1710–1773), dem Kapuzinerkloster, dem Waisenhaus und der Sommerresidenz. Noch vor den Stadtmauern, in Bildmitte, liegt im obigen Bildausschnitt das Kloster Notre Dame. Im Gesamtbild ist am linken Stadtrand das Jesuitenkolleg mit der Schutzengelkirche zu sehen. Quelle: Gemälde in Schloss Hirschberg, aus Ausstellungskatalog 2013.  
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Die an die Kirchenflügel anschliessende Portalfassade ist die Westfront des 1712–1713 erstellten, in West-Ostrichtung gebauten ersten Kloster- und Schultraktes. Baumeister des schön proportionierten Gebäudes ist Johann Benedikt Ettl.
Foto: Bieri 2018.
 
Eichstätt_Notre_Dame_GrRiss_1924
1924 veröffentlicht Felix Mader Schnitt und Grundriss der ehemaligen Kirche Sacré Coeur. Sie ist damals noch Abstellraum für landwirtschaftliche Geräte. Seither sind Niveauveränderungen und Neueinteilungen vorgenommen worden, die hier korrigierend erfasst sind. Der Grundriss zeigt den Zustand der Klosterzeit, allerdings ohne die nicht rekonstruierbare Lage der Ausstattung.  
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Blick in den östlichen Kreuzarm.
Foto: Bieri 2018.
 
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Die Kuppel mit den Fresken von Johann Georg Bergmüller und dem kräftig durch Caput mortuum hervorgehobenen Régencestuck. Die Foto zeigt die Untersicht, wie sie der von Süden Eintretende erfassen kann (Altarraum unten, Süden oben). Während Bergmüller als Autor durch die Unterschrift im Mittelfresko gesichert ist, wird über den Urheber der unpersönlich starren Bandelwerk-Stuckaturen gerätselt. Foto: Bieri 2018  
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Das Kuppelfresko stellt die Erdteile dar, die ihre Herzen dem Herz Jesu weihen. Vier Camaïeu-Kartuschen in Rosa begleiten in den breiten Kuppelgurten das Hauptfresko. Ihre allegorischen Darstellungen kreisen wieder um das Herz Jesu. Schriftbänder nehmen darauf Bezug. Die Kartuschen sind durch die, vielleicht nicht ursprüngliche, Rahmenfassung in Caput mortuum überbetont. Die Freskengemälde in den vier Stichkappen zeigen im Norden (über dem Altar, hier unten) die sitzende Maria, im Osten den ungläubigen Thomas mit Engeln, im Süden Longinus vor dem Kreuz und im Westen Johannes Evangelist. Auch sie verehren alle das Herz Jesu.
Foto: Bieri 2018.
 
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Der Josephsaltar der ehemaligen Kirche Sacré Coeur ist heute in der Wallfahrtskirche St. Sebastian ob Absberg. Foto: Bieri 2018.  
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Das Altarblatt des Josephsaltars malt Johann Georg Bergmüller 1726. Eine Klosterfrau, wahrscheinlich Alice le Clerc, fasst den hl. Joseph am Umhang. Unten präsentiert ein Putto den Neubauplan von Notre Dame. Es zeigt auf die Süderweiterung der Anlage.
Foto: Bieri 2018.
 
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Die Ausschnittvergrösserung zeigt das Putto mit dem Plan. 1726 ist demnach die Süderweiterung schon gebaut oder ihr Bau ist im Gange. Die präzise Übereinstimmung mit den verwirklichten Gebäuden spricht dafür.  
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Auch der Marienaltar aus der ehemaligen Kirche Sacré Coeur steht heute in der Wallfahrtskirche St. Sebastian ob Absberg. Foto: Bieri 2018.  
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Auch das Blatt des Marienaltars liefert Bergmüller 1726. Er stellt Maria als Immaculata dar. Sie trägt eine Lilie in der Hand und steht auf der Schlange mit dem Erdball. Daneben zeichnet sich eine Mondsichel ab. Maria nimmt vom heiligen Pierre Fourier die Regel der Kongregation Notre Dame entgegen. Foto: Bieri 2018.  
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Die Kanzel in der Kirche St. Nikolaus in Pfünz, eine Arbeit von Ehrgott Bernhard Bendl, soll aus der ehemaligen Kirche Sacré Coeur stammen.
Foto: DAILIBRI in Wikipedia.
 
Eichstätt_Notre-Dame_A9
Die Westfront des ehemaligen Klosters von Süden gesehen. Um 1726 wird die südliche Erweiterung (Nr. 4 im Lageplan) gebaut. Sie schliesst bündig an den Kloster- und Schulbau von 1712 an. Ursprünglich ein einheitlicher Bau für Schule und Pensionat, ist das Gebäude heute dreigeteilt und entsprechend uneinheitlich im Aussehen. Im Vordergrund der die Verlängerung abschliessende Risalitbau, der heute den Ratskeller beherbergt.
Foto: Rufus46, 2012 in Wikipedia.
 
Eichstätt_Notre-Dame_A10
An der nördlichen Westgrenze des Klosterareals steht das ehemalige «Äussere Schulhaus», das 1724/25 für die externen Schülerinnen Eichstätts gebaut wird. Es ist heute nur stark verändert erhalten.
Foto: Bieri 2018.