Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Christian Wiedemann (1678−1739) Unterelchingen ok   Baumeister-Architekt 1715   1737
Nikolaus Schütz (1693−1785) Wessobrunn (Landsberg)     Stuckateur und Baumeister 1746   1749
Joseph Wannenmacher (1722−1780) Tomerdingen ok   Maler, Freskant 1748   1751
Johann Zick (1702−1761) Lachen bei Memmingen ok   Maler, Freskant 1749   1749
Joseph Dossenberger (1721–1785) Wollishausen Dossenberger   Baumeister-Architekt 1773   1783
Johann Michael Hois (1735−1798) Apfeldorf bei Wessobrunn     Stuckateur und Bildhauer 1774   1774
Johann Michael Fischer (1717−1801) Veitshöchheim     Bildhauer 1774   1785
Johann Nepomuk Holzhey (1741−1809) Ottobeuren ok   Orgelbauer 1774   1775
Januarius Zick (1730−1797) München ok   Maler, Freskant, Architekt 1782   1783

Elchingen

Ehemalige Benediktiner-Reichsabtei und Stiftskirche St. Maria, St. Peter und Paul und St. Benedikt

Abtei Elchingen, Klosterdorf Oberelchingen und Salemer Herrschaft Unterelchingen
Das Pfarrdorf Elchingen, zwei Wegstunden östlich von Ulm an der Donau gelegen, befindet sich 813 als «Pagum Alchingensem» im Besitz des Klosters Reichenau. Hier stiftet um 1120 ein Graf aus einer Dillinger Nebenlinie, Adalbert von Ravenstein, mit seiner Frau Bertha von Schwaben ein Benediktinerkloster. Die ersten Mönche und ihr Abt kommen aus Hirsau und Lorch. Liutgard, die einzige Erbin des Stifterehepaars ist mit dem Markgrafen von Meissen, einem welfischen Parteigänger, verheiratet.[1] Aus Sorge um den Zugriff der staufischen Verwandten auf ihre geerbten Güter und auf die Stammburg Elchingen oberhalb des gleichnamigen Dorfes schenkt sie 1142 beides dem neugegründeten Kloster. Ihr Vetter, der Stauferkönig Konrad III., erhält die Schirmvogtei. Das Kloster, inzwischen auf den Burgberg verlegt, schliesst sich der Hirsauer Reformbewegung an. Um 1150−1160 entsteht die Abteikirche nach Hirsauer Vorbild. Die romanische Basilika mit Vierung und Querschiffen hat sich im Kern bis heute erhalten. 1297 verkauft das Inselkloster Reichenau das unterhalb des Klosters gelegene Dorf an die Zisterzienserabtei Salem. Diese ältere Siedlung, die bis 1802 mit 404 Einwohnern in Salemer Besitz bleibt, wird jetzt Unterelchingen genannt. Beim Aufstieg zur Abtei Elchingen, der Klostersteige, entsteht eine neue Siedlung von Handwerker und Klosterdienstleuten mit 454 Einwohnern im Jahre 1800. Sie wird Oberelchingen genannt. 1978 wird der Name der Abtei für einen Zusammenschluss der Orte Unterelchingen, Oberelchingen und Thalfingen entfremdet.

Reichsabtei im Interessengebiet der Reichsstadt Ulm
Zum Stiftungsgut der Markgräfin Liutgard gehören nebst dem den Kernbesitz um die Hohenstaufen auch Besitzungen im Thurgau und im Aargau, die schon 1150 mit Besitzungen des Klosters St. Blasien im Donaugebiet getauscht werden. Das Stiftungsgut des Ravensteiner Grafen liegt mit den Pfarrdörfern Tomerdingen und Westerstetten bei Ulm. Die damit schon reich begüterte Abtei kann im Spätmittelalter ihren Besitz vergrössern, auch mit weiteren Dörfern im Interessengebiet der aufstrebenden Reichsstadt Ulm, die nicht erst mit der Reformation zum erbitterten Gegenspieler Elchingens wird. Kaiserliche Privilegien für Elchingen werden erbittert bekämpft. Selbst als der Kaiser 1495 die Reichsunmittelbarkeit der Abtei erneut bestätigt, kämpfen die Ulmer weiterhin um die Vogteirechte. Während der Reformationskriege erobert Ulm das von spanischen Truppen verteidigte Kloster und brennt es nieder. Nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg muss Ulm die eroberten Klosterbesitzungen wieder zurückgeben und die Schäden vergüten. Aber schon 1552 wird das Kloster im Markgrafenkrieg erneut verwüstet.

Dreissigjähriger Krieg
Ruhe kehrt nur für kurze Zeit ein, denn die der Dreissigjährige Krieg trifft das Klostergebiet hart. Schon seit 1620 liegt kaiserliches Kriegsvolk in der Umgebung von Ulm und plündert auch Dörfer im Herrschaftsgebiet der Abtei Elchingen. 1632 schliesst Ulm ein Bündnis mit dem im Land befindlichen Schwedenkönig und beginnt sofort mit Plünderungen der umliegenden Klöster. Elchingen wird 1633, 1634 und 1646 durch schwedische Truppen geplündert, kann aber dank seines Reichtums mit hohen Kontributionszahlungen und der Duldung von Einquartierungen die völlige Zerstörung verhindern. Abt Johannes Spegelin bleibt mit einem Teil des Konventes meist in Elchingen.[2] Wie die Untertanen die Gräuel der Soldateska erleben, schildert der Elchinger Konventuale P. Johannes Bozenhart in seinem Tagebuch.[3] Bei Friedensschluss ist die Abtei und ihr Herrschaftsgebiet ökonomisch und personell auf einem absoluten Tierpunkt. Aber schon 1657 ist der Chor der Kirche und 1666 auch das Langhaus wiederhergestellt. Die bisher flachgedeckte Kirche erhält Kreuzgratgewölbe und der Vierungsturm eine Zwiebelhaube.

Die barocke Klosteranlage
Eine neue Blütezeit des Klosters beginnt im 18. Jahrhundert. Abt Meinrad Hummel beginnt 1701 mit der Erneuerung der Konventbauten.[4] Die noch mittelalterlichen Gebäude im Süden der Stiftskirche werden in eine dreigeschossige, repräsentative barocke Anlage umgebaut. Gleichzeitig schliesst Abt Meinrad die  Ökonomiegebäude mit zwei neuen Flügeln zu einem Wirtschaftshof um, der den Kirchenvorplatz im Westen begrenzt und in dessen Ostflügel das Brauhaus von 1636 integriert wird. 1702 entsteht der verbindende und ebenfalls dreigeschossige Gästebau, der den Kirchhof nördlich abschliesst. Der nach 1706 regierende Nachfolger Coelestin Riederer vollendet die Klosteranlage bis 1710.[5] Die Baumeister dieser Neubauten sind nicht bekannt.[6] 1729 baut Christian Wiedemann den damals weithin sichtbaren, ovalen Sommerpavillon an der südlichen Klostermauer. Der gleiche Baumeister baut 1737 das Torhaus. Von allen erwähnten Bauten sind heute nur noch dieses Torhaus und Teile der Klostermauer erhalten. 1793 fertigt P. Ulrich Baumgartner ein Modell der Klosteranlage in farbig bemalter Pappmaché. Nicht dieses, sondern ein neues Modell steht heute in der Kirche. Es stellt trotz einigen Fehlern eindrücklich die grosse verschwundene Anlage dar, an derer Stelle sich heute, verloren wirkend, einige neue Gebäude befinden.[7]

Rokoko in der Stiftskirche
Abt Amandus Schindele, der 1740 zum Nachfolger von Abt Coelestin Riederer gewählt wird, ist zur Zeit des Klosterbaus Grosskeller.[8] Die romanische Stiftskirche ist schon kurz nach dem Dreissigjährigen Krieg im «römischen Stil» erneuert worden. Nun soll sie festlicher gestaltet werden. 1746 baut der Wessobrunner Nikolaus Schütz die Kirche um und stuckiert sie in leichtem Rokoko, ähnlich wie er vier Jahre später den Chor der Kirche von Thalfingen ausstattet.[9] Für die Freskierung beruft er einen jungen Maler seiner Herrschaft, Joseph Wannenmacher aus Tomerdingen, dem er vermutlich auch einen Studienaufenthalt in Rom finanziert hat.[10] Die Akkordsumme von 1000 Gulden zeigt die Bedeutung des Auftrages. Einen weiteren Auftrag für Deckenfresken erteilt der Abt an Johann Zick, der mit seinem Sohn Januarius anreist.[11]

Die klassizistische Stiftskirche
1773 brennt die Stiftskirche. Auslöser des Brandes ist ein Blitzschlag in den Vierungsturm, der einstürzt und Teile des Chores mitreisst. Die Zerstörungen im Langhaus sind nicht bekannt. Sicher sind hier mindestens die Ausstattung sowie die Fresken von Wannenmacher und Zick durch Hitze und spätere Nässe zerstört. Abt ist jetzt Robert Kolb aus Deggingen.[13] Er beauftragt den Baumeister Joseph Dossenberger aus Wettenhausen mit dem Wiederaufbau.[12] Dossenberger beginnt mit dem Neubau von Chor und Vierung. Er bricht die romanischen Nebenchöre und das nördliche Querhaus ab. Das südliche Querhaus in der Verlängerung des Konvent-Ostflügel trennt er ab und baut hier im Erdgeschoss die Sakristei. Anstelle der Vierung errichtet er in Verlängerung des romanischen Chors einen Ovalraum. Vom alten Chorraum bleibt nur der untere Teil erhalten. Beide Chorjoche erhalten ein Flachkuppel. Der Wessobrunner Johann Michael Hois, Hofstuckateur in Fulda, erstellt die Stuckaturen.[14] Aus dem Ostteil der romanischen Basilika entsteht so bis 1774 ein bedeutend kleinerer, aber lichter und hoher Raum. Wahrscheinlich hat er zu diesem Zeitpunkt auch schon den Dachstuhl über dem Schiff erstellt.[15] Denn schon 1782 signiert Januarius Zick die Fertigstellung der Fresken im Mittelschiff des Langhauses.[16] Das ehemals romanische, 1666 eingewölbte und noch 1746 neu stuckierte, achtjochige basilikale Langhaus ist zu diesem Zeitpunkt schon in gleicher Höhe wie der Chor eingedeckt und erhält spätestens 1781 auch die vier neuen Flachkuppeln. Geschickt sind diese auf Pendentifs ruhenden, nun nicht mehr massiven Kuppeln in verschiedenen Längen von einem bis zu drei Jochen im basilikalen Langhaus eingefügt. Selbst in den Seitenschiffen werden die durch den Brand kaum zerstörten Gewölbe durch Flachkuppeln ersetzt.[17] Der nun aussen durch den Wegfall der Querschiffe und des Vierungsturmes vereinfacht wirkenden Kirche setzt Baumeister Dossenberger eine ausgewogene klassizistische Westfassade vor. Anstelle des Vierungsturmes ist schon 1774 auf Ostabside ein bescheidener zweistöckiger Dachreiter zu finden.
Die Innenausstattung der Kirche ist 1784 abgeschlossen. Massgebenden Anteil an dieser Gestaltung hat Januarius Zick, der nicht nur alle Fresken in Chor und Langhaus erstellt, für die klassizistischen Dekorations- und Grisaillemalereien verantwortlich ist und drei Altarblätter liefert, unter anderem den Ersatz des bis 1785 noch vorhandenen Hochaltarblattes von Wannenmacher. Sicher übt er  auch grossen Einfluss auf die restliche Gestaltung aus, obwohl die Entwürfe für die Altäre und die Kanzel nicht ihm, sondern Joseph Dossenberger zugeschrieben werden. Im Langhaus weichen alle Stuckaturen von 1746 einer einfachen frühklassizistischen Pilastergliederung, der Stuck ist nur noch in Form von Blumenketten und Girlanden angebracht. Der Stuckateur ist hier nur noch ausführender Teil des Innenraumgestalters. Er muss nicht mehr genannt werden. Hingegen sind die nicht wenigen Bildhauerarbeiten, alle weiss gefasst, von grosser Qualität. Es sind Werke von Johann Michael Fischer aus Dillingen.[18] Fischer ist auch Schöpfer des Chorgestühls mit den Orgelprospekten. Auch der Orgelprospekt der Hauptorgel stammt von ihm. Die Orgelwerke erstellt Johann Nepomuk Holzhey aus Ottobeuren.[19] An Mariä Empfängnis 1786 kann die Kirche geweiht werden.

Katastrophen am Anfang des 19. Jahrhunderts  
Im Juni 1802 zerstört ein Brand den Grossteil der Wirtschaftsgebäude mit dem Brauhaus. Nur notdürftig sind sie für den Winter wieder hergestellt, als Bayern im September des gleichen Jahres das Kloster besetzt, den Besitz und das Vermögen der Reichsabtei beschlagnahmt und im Dezember den Konvent auflöst. 4100 Klosteruntertanen sind jetzt Untertanen des mit Napoleon befreundeten bayrischen Kurfürsten. Die Jahreseinnahmen von 55 000 Gulden und die Aktiva des praktisch schuldenfreien Kloster von 78 000 Gulden füllen die leere Kriegskasse des Fürsten, der einzelne Gebäude versteigern kann, das entwendete Kirchensilber einschmilzt und so einen zusätzlichen Erlös von über 30 000 Gulden einzieht. Nach Abzug der Pensionen des erst 1801 gewählten Abtes, seiner 25 Konventualen und der Dienstleute resultiert ein Säkularisationsgewinn von 120 000 Gulden. Die Stiftskirche wird der neuen Pfarrei Oberelchingen übergeben. Die Konventgebäude bleiben unverkäuflich. Wenige Mönche verbleiben, der grössere Teil nimmt auswärtige Seelsorgetätigkeiten an.
Im das nun seiner wertvollsten Schätze beraubte und halbzerstörte Kloster flüchtet sich am Morgen des 14. Oktober 1805 der österreichische Feldmarschallleutnant Riesch vor den Truppen des siegreichen französischen Marschalls Ney. Riesch geht sich mit seinen Bataillonen auf der Ebene nördlich des Klosters in Abwehrstellung. Er muss sich aber nach verlorenem Gefecht schon am frühen Nachmittag unter grossen Verlusten nach Ulm zurückziehen. Am Abend des gleichen Tages verlegt Napoleon sein Hauptquartier in die ehemalige Abtei. Wenige Tage später kapitulieren die in Ulm eingeschlossenen österreichischen Truppen. Napoleon beendet den Feldzug mit der Schlacht von Austerlitz im Dezember 1805. Seinen Marschall Ney ernennt er später zum Herzog von Elchingen.

Gebäudeschicksale
1807 werden alle Konventgebäude auf Abbruch verkauft und abgebrochen. Nur die Prälatur im südwestlichen Eckbereich bleibt als Pfarrwohnung bestehen, stürzt aber 1840 ein und wird anschliessend durch ein kleineres, neugotisches Pfarrhaus an gleicher Stelle ersetzt. An der Stelle des Brauhauses, aber als fast vollständiger Neubau von 1913, befindet sich heute wieder eine Brauereigaststätte. Deshalb sind heute nur noch die völlig freistehende Kirche, einige Umfassungsmauerreste und das Torhaus bauliche Zeugen der grossen Reichsabtei.

Pius Bieri 2012

Benutzte Einzeldarstellungen:
Raiser, Johann Nepomuk: Die vorige Benedictiner-Reichsabtei Elchingen, in: Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder. Zweyter Jahrgang. Erster Band. München 1817.
Habel, Heinrich: Stadt und Landkreis Neu Ulm, Band 24 der Reihe Bayrische Kunstdenkmale. München 1966.

Links:
Band 3 (1876): P. L. BRUNNER, Schicksale des Klosters Elchingen und seiner Umgebung in der Zeit des dreissigjährigen Krieges (1629 - 1645). Aus dem Tagebuche des P. Johannes Bozenhart

Anmerkungen:

[2] Abt Johannes Spegelin (1565−1638) regiert von 1620 bis 1638. Sein Epitaph in Rotmarmor in der Stiftskirche ist eine Zweitverwendung eines Grabsteins der Reformationszeit und wird Loy Hering zugeschrieben.

[3] P. L. Brunner: Schicksale des Klosters Elchingen und seiner Umgebung in der Zeit des Dreissigjährigen Krieges (1629–1645). Aus dem Tagebuch des P. Johannes Bozenhart, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg Bd. 3. Augsburg 1876.

[4] Abt Meinrad Hummel (1649−1706) von Obermarchtal, regiert 1685–1706.

[5] Abt Coelestin Riederer (1670–1740) von Augsburg, regiert 1706−1740.

[6] Alle Klosterakten sind verschwunden und eine Baugeschichte des Klosters ist bei heute nicht geschrieben.

[7] Der Modellplan des 2002 geschaffenen und in der Kirche ausgestellten Modellls ist zwar im Westen und Süden nicht topografisch korrekt, beeinträchtigt aber Qualität und Aussagekraft des Modells nicht.

[8] Abt Amandus Schindele (1680−1764) von Kempten, regiert 1740−1763.

[9] Nikolaus Schütz (1693−1785) aus Wessobrunn, wohnhaft in Landsberg, arbeitet mit Dominikus Zimmermann zusammen. Seine Arbeit in der Kirche Elchingen dürfte dem 1751−1752 entstandenen Stuck im Chor der Kirche St. Laurentius in Thalfingen, einem erneuten Auftrag von Abt Amandus Schindele, entsprochen haben. Sein Hauptwerk ist die Jesuitenkirche Hl. Kreuz in Landsberg (1753−1754).

[10] Joseph Wannenmacher (1722−1780). Arbeitet 1747 in Strass und 1751 in Thalfingen für Abt Amadeus Schindele. In Strass erhält er 240 Gulden, in Thalfingen 250 Gulden. Sein Hauptwerk sind die Fresken der Stiftskirche und Stiftsbibliothek St. Gallen.

[11] Johann Zick (1702−1761), wird anschliessend an die Residenz Würzburg und an die Residenz Bruchsal berufen. Sein Sohn Januarius Zick (1730−1797) wird später die klassizistischen Innenräume von Wiblingen und Elchingen gestalten.

[12] Robert Kolb (1736−1793) aus Deggingen im Filstal, Abt in Elchingen 1766−1793.

[13] Joseph Dossenberger (1721−1785) aus Wollishausen, Baumeister des Augustiner-Chorherrenstifts Wettenhausen, Schüler von Simpert Kramer, mit dem er zusammenarbeitet.

[14] Johann Michael Hois, auch Hoiss, Hayss (1735−1798) aus Apfeldorf bei Wessobrunn, ab 1773 fürstbischöflicher fuldaischer Hofstuckateur und Bildhauer.

[15] Die Klosterchronisten schweigen sich über den Bauvorgang aus. Akten sind nicht mehr vorhanden. Die heutige Kunstgeschichte nennt einen «Ausbau der Langhausruine» 1782−1784 durch Dosenberger. Aber: 1782 signiert Januarius Zick sein Hauptgemälde im Langschiff. Wenn nicht schon 1774, hat also Dossenberger die Mittelschiffaufstockung, die Dachstühle und die Gewölbe spätestens 1781 vollendet. Die offensichtliche Falschdatierung des Langhaus-Umbaus hätte auch aus dem einfachen Grund auffallen müssen, dass ein vermögendes Kloster keine abgebrannte Kirche neun Jahre der Witterung ausgesetzt.

[16] Januarius Zick (1730−1797), ist bis 1781 in Wiblingen nicht nur Maler, sondern auch Architekt der Innenraumgestaltung.

[17] Nur die an den Chor anschliessenden, gegen das Langhaus geschlossenen Seitenschiffjoche behalten ihre Gewölbe von 1666. Es gibt kein Beispiel, bei dem gemauerte Seitenschiffgewölbe bei einem Brand zerstört worden wären. Deshalb darf Januarius Zick wie in Wiblingen als treibende Kraft für die vollständige Umgestaltung von gemauerten Kreuzgewölben zu leichten Flachgewölben vermutet werden.

[18] Johann Michael Fischer (1717−1801), Bildhauer,  seit 1746 in Dillingen, ist Schüler des Johann Wolfgang van der Auwera in Würzburg.

[19] Johann Nepomuk Holzhey (1741−1809) erstellt 1775 die Chororgel, der spielbare Prospekt mit 13 Registern an der Nordseite, und 1785 die Emporenorgel, die heute ein neues pneumatisches Werk von 24 Registern aufweist.

  Ehemalige Benediktiner-Reichsabtei Elchingen  
  Elchingen1  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Oberelchingen Bayern D Reichsabtei Elchingen
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Augsburg 1685
Bauherr und Bauträger

Abt Meinrad Hummel (reg. 1685–1706)
Abt Coelestin Riederer (reg. 1706−1740)
Abt Amandus Schindele (reg. 1740−1763)
Abt Robert Kolb (reg. 1766−1793)
 
  Das in der Kirche ausgestellte Modell der Klosteranlage vor 1803 zeigt eindrücklich den ehemaligen Umfang mit der Blickrichtung aus Südosten.   pdf  
   
ElchingenLage
Lageplan mit Erläuterungen über den Zustand um 1800. > Vergrössern.  
   
Elchingen2
Das Klostermodell mit Blickrichtung aus Südwesten. Bitte mit anklicken vergrössern. Im Vordergrund links das Martinstor, im Hintergrund rechts die Kirche, die einzigen noch existierenden Gebäude. Der Rundbau im Vordergrund ist das 1729 gebaute Sommerhaus.  
ElchingenVedute
Bilddokumente des 18. Jahrhunderts von Elchingen sind rar. Diese um 1800 entstandene Vogelschau-Darstellung von Süden zeigt laienhafte Schwächen, scheint aber die einzige bekannte Gesamtdarstellung zu sein.
Quelle: Wikipedia.
 
Elchingen3
Die Südseite der Kirche in heutigem Zustand.  
Elchingen31
Die ehemalige Stiftskirche vom nördlich gelegenen Feld gesehen, auf dem der französische Marschall Ney 1805 die österreichischen Truppen besiegt.
Bildquelle: Wikipedia
 
Elchingen4
Nach dem Brand von 1773 wird die im Kern noch immer romanische Stiftskirche innen und aussen klassizistisch neu gestaltet. Massgebend ist jetzt der Maler Januarius Zick, der auch die Gestaltung der rahmenden Wand- und Deckenflächen bestimmt. Die Rahmung mit Hohlkehle, kräftig vergoldet, vermittelt nicht mehr wie im Rokoko zwischen Wölbung und Bild, sondern isoliert dieses.  
Elchingen5
Die Orgeln von Elchingen sind mit dem Namen des berühmten Orgelbauers Holzhey verbunden. Während die Chororgel (1775) noch ein erhaltenes Werk von Johann Nepomuk Holzhey ist, hat er die Westorgel 1794 nur gestimmt. Das klassizistische Gehäuse von 1787 stammt vermutlich vom Bildhauer Johann Michael Fischer.
Elchingen6
Der Hochaltar ist ein Werk von Johann Michael Fischer, die Gemälde sind von Januarius Zick.  
Elchingen8
In der Darstellung Mariens als Himmelskönigin zeigt Januarius Zick, dass die er auch 1785 noch immer auf den barocken Bildaufbau zurückgreift.  
Elchingen7
An der Westseite des Chorbogens ist das Wappen des Abtes Robert Kolb angebracht. Plump und schwer wirkt der fassende, goldene Stuck nach der planerischen Vorgabe von Zick. Welcher Unterschied zu den meisterlichen Wappenkartuschen der Rokokozeit!