«PROSPECT Der Hochfürstlich=Marggraff=Baadischen RESIDENTZ zu Rastatt wie solche gegen der Statt anzusehen ist».

Planzeichnung von Franz Ignaz Kromer 1752.
Franz Ignaz Krohmer (1714–1789) ist Zeichner bei Balthasar Neumann in Würzburg, ab 1745 Mitarbeiter des Rastatter Hofbaumeisters Johann Peter Ernst Rohner (1687–1762), dann dessen Nachfolger.
Planaufnahmen der Residenz Rastatt erstellt er schon 1733.
Original im GLA Karlsruhe.
Hier aus Wikipedia. Link:
http://www.leo-bw.de/web/guest/themen/landesgeschichte/markgrafschaft-baden

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Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Domenico Egidio Rossi (1659–1715) Fano (Italien) Rossi   Hofbaumeister 1698   1707
Paolo Manni oder Manin (†1703) Bologna? (Italien)     Maler, Freskant 1701   1703
Giovanni Battista Artari (1664–1730) Arogno (Tessin) Artari   Stuckateur, Bildhauer 1701   1721
Giovanni Battista Genone (1656–nach1715) Arogno (Tessin) Genone   Stuckateur, Bildhauer 1701   1707
Pietro Antonio Farina Bologna? (Italien)     Maler, Quadraturist 1704   1707
Antonio Giuseppe Caccioli (1672–1740) Bologna (Italien)     Maler, Freskant 1704   1707
Giuseppe Roli (1645–1727) Bologna (Italien)     Maler, Freskant 1704   1707
Johann Michael Ludwig Rohrer (1683–1732) Tissau (Böhmen) Rohrer   Hofbaumeister 1707   1723
Franz Pfleger (†1737) Schlackenwerth (Böhmen)     Hofmaler 1720   1723
Johann Hiebel (1681–1755) Ottobeuren     Maler, Freskant 1721   1722
Johann Peter Ernst Rohrer (1687–1762) Tissau (Böhmen)     Hofbaumeister 1732   1762
Johannes Schütz (1704–1752) Wessobrunn     Hofstuckateur 1747   1752
Franz Ignaz Krohmer (1714–1789) Ettlingen     Hofbaumeister 1745   1768

Rastatt

Residenz und Hofkirche

Die erste Barockresidenz im Südwesten des Deutschen Reiches
Das «Neue Schloss» in Baden-Baden, die Residenz der Markgrafen bis 1689, ist nach den französischen Zerstörungen unbewohnbare Brandruine. Zwar lässt der Markgraf die Anlage mit dem mächtigen Renaissancepalast über der Stadt ab 1698 wieder aufbauen, beabsichtigt aber nicht, hier zu residieren.[1] Eine Residenz in der Ebene, wie er dies aus seinen Aufenthalten in Wien, Böhmen und Turin kennt, wird von ihm bevorzugt. Er muss das fertiggestellte «Jagdschloss» Schönbrunn [2] in Wien, aus seinem Aufenthalt in Turin das heute zerstörte Venaria[3] und die böhmischen Schlossanlagen des Wiener Adels kennen. Zudem baut er seit 1691 in Schlackenwerth selbst eine neue Residenz, die Dreiflügelanlage des «Weissen Schlosses». Seit 1696 ist Domenico Egidio Rossi, ein vorher in Wien tätiger Planer von Adelspalästen, als Hofbaumeister in seinen Diensten. Rossis Entwürfe sind geprägt von der barocken oberitalienischen Palastarchitektur in der Nachfolge Palladios. Der Hofbaumeister nimmt 1698 mit seiner Familie in Rastatt Wohnsitz, wo er mit dem Bau eines Jagdschlosses für den Markgrafen beginnt. Der Bau auf einer leichten Erhebung über dem noch immer zerstörten Marktflecken ist 1699 im Rohbau schon weit gediehen, als der Markgraf beschliesst, hier seine neue Residenz zu erstellen. Die beiden Ehrenhofflügel des Jagdschlosses werden übernommen, für den nun bedeutend wichtigeren Mittelteil, dem Corps de Logis, erfolgt ein Neuaufbau. 1702 ist der Rohbau der Residenz vollendet. 1705 kann ein Seitenflügel bezogen werden. 1707 stirbt der Markgraf, vier Monate später besetzen die Franzosen unter Marschall Marquis de Villars Rastatt. Er muss sich im gleichen Jahr wieder über den Rhein zurückziehen. Die neue Regentin, die Witwe Franziska Sibylla Augusta, hat noch vor dem Franzosenüberfall den Hofbaumeister Rossi aus Spargründen entlassen.[4] An seine Stelle tritt jetzt der schon vorher am Residenzneubau tätige Johann Michael Ludwig Rohrer. Rossi hinterlässt in Rastatt ein grosses und vollendetes Werk. Seine Dreiflügelanlage mit dreigeschossigem Corps de Logis und zweigeschossigen Ehrenhofflügeln ist die erste barocke Residenz im Südwesten des Reiches. Sie steht kaum hinter den gleichzeitigen Leistungen in Wien und München zurück, wird aber im Gegensatz zu diesen von der Kunstgeschichte kaum beachtet.

Rastatt und Versailles
Wenig verbindet die Residenz von Rastatt mit Versailles. Die Hofhaltung am Hof des Sonnenkönigs ist zwar Vorbild der deutschen Fürsten im Süden des Reiches, nicht aber die Architektur. Mehr dazu unter Rastatt und Versailles.

Die Rastatter Treppe
Ist die Fassadenarchitektur noch ein Verharren im klassischen italienischen Formenkanon, so wird der Treppenraum von Rastatt ein grosser barocker Wurf. Die Weite und Festlichkeit des Raumes, in Abwandlung eines schon bekannten Typus, ist ohne vergleichbare zeitgenössische Vorbilder im deutschen Südwesten.[5] Rossi koppelt zwei doppelläufige Treppen beidseits an die zentrale Eingangshalle, der «Entrada». Die Treppenläufe definieren die Tiefe der Entrada, welche die Breite des Mittelrisalites einnimmt. Beide seitlichen Treppen sind mit einem Durchbruch bis ins Mezzaningeschoss geöffnet und vereinigen sich im oberen Treppenraum, der festlichen «Antisala» für den Empfang. Von hier gelangt der Besucher in den grossen Festsaal. Die grosszügigen Stiegen und die «Antisala» nehmen damit elf Achsen der hofseitigen Fassade ein und sind entsprechend lichtdurchflutet. Dieser hochbarocke, symmetrische Treppenraum zeigt unter anderem nochmals, dass nicht französische Königsschlösser das Vorbild von Rastatt sind. Denn im Frankreich des 17. Jahrhunderts, auch in Versailles, ist das residenziale Treppenhaus kein zentraler Empfangsraum.
Mehr zur Rastatter Treppe siehe in: «Das repräsentative Treppenhaus im süddeutschen Barock».

Die Künstler der Innenräume

Die Maler
1701 beginnt Innenausbau. Stuckateure und Maler arbeiten vorerst in den Appartements des Markgrafen im südlichen Teil des Corps de Logis und im Treppenraum. Als Freskant wird Paolo Manni beigezogen.[6] Er ist dem Markgrafen und der Markgräfin aus seiner Tätigkeit in Schlackenwerth bekannt. Von Manni stammen alle Deckenfresken im Südteil des Corps de Logis und in Deckenfeldern über den Treppen. Ihre Themen sind die Tages- oder Jahreszeiten und Szenen aus der griechischen Mythologie. Als Manni 1703 stirbt, ruft Hofbaumeister Rossi den ihm bekannten Maler und Freskanten Giuseppe Roli aus Bologna. [7] Roli kommt 1704, zusammen mit den beiden jüngeren Meistern Antonio Giuseppe Caccioli[8] und Pietro Antonio Farina,[9] nach Rastatt. Farina ist Spezialist für illusionistische Architekturmalereien. Die drei Bolognesen erstellen unter der Leitung von Roli bis 1707 die Deckenfresken in den Appartements der Markgräfin im nördlichen Teil des Corps de Logis und die Deckenfresken im grossen Festsaal. Das Hauptfresko im Festsaal, der eine Raumhöhe von zwei Geschossen hat, stellt die Aufnahme des Herkules in den Olymp dar. Die Deckengemälde in den nördlichen Appartements der Markgräfin zeigen im Bereich der Quadraturmalerei die Handschrift Farinas. Die Bildthemen der Privaträume sind weibliche Gottheiten, im Vorzimmer schwebt das Liebespaar Bacchus und Ariadne im Götterhimmel und im Audienzzimmer ist die Erziehung des Herkules dargestellt.[10]

Die Stuckateure
Als Stuckateure wirken seit 1701 die Tessiner Giovanni Battista Artari und sein Landsmann Giovanni Battista Genone.[11] Vielleicht sind dies die zwei Meister, die Rossi 1700 von der Äbtissin in Frauenalb erbittet.[12] Von Artari oder Artario, wie er in Rastatt genannt wird, stammen die vollplastischen Stuckfiguren und der expressive hochbarocke Stuck. Die gefesselten Osmanen auf den Wandpfeilerkapitellen des Festsaales und die besiegten Feinde inmitten der Kriegstrophäen an den Gesimsen der Antisala verweisen auf die Türkensiege des Bauherrn, zeigen aber auch die bildhauerische Meisterschaft des vermutlich in Rom geschulten Artari. Sein Landsmann Genone dürfte für die ornamentalen und rahmenden Stuckaturen im Innern der ausführende Meister sein.[13]  Es darf auch nicht vergessen werden, dass die reiche plastische Fassadengestaltung aus Stuck über Ziegelstein besteht und deshalb Stuckateur- und keine Steinhauerarbeit ist.

Rokokostuck von Johannes Schütz
Erst unter Hofbaumeister Rohrer erhält die Sala Terrena ein gemauertes Gewölbe. Der ursprünglich als Balkenlage ausgeführte Boden des darüberliegenden Festsaals wird wahrscheinlich beim Bau ungenügend dimensioniert und mit ungenügend getrocknetem Holz ausgeführt. Man sieht dem Gartensaal diesen Gewölbezwang an. Nur gerade die Rokokostuckaturen des Johannes Schütz,[14] die 1747–1752 angebracht werden, stimmen versöhnlich. Schütz stuckiert auch die Decken der anliegenden Räume im Erdgeschoss. Er «modernisiert» die Antisala und den Festsaal. Im Festsaal, in dem 1745 die grossen Ahnenbilder ihren Platz finden, sind es der Supraporten-Stuck und die Rahmungen, die Schütz gut integriert. Er ist auch der Schöpfer des Stuckes in der Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes. Die 1823 in eine Werkstatt umgewandelte Kapelle liegt im Südflügel des an das Corps de Logis anschliessenden Nordblockes der Markgräfin.[15]

Erweiterungen unter den Hofbaumeistern Rohrer und Krohmer

Symmetria und Magnificenca
1707 ist das dreigeschossige Corps des Logis mit Ehrenhof und den beiden zweigeschossigen Flügelbauten zwar fertig und ausgestattet. Die nördlichen und südlichen symmetrischen Annexblöcke, mit einem Binnenhof vom Corps de Logis getrennt, verlängern die Gartenfront um das Doppelte des Corps de Logis auf 177 Meter. Sie sind eingeschossig, mit Flachdach. Das Motto des Baumeisters Rossi, die Gesamtanlage symmetrisch und grossartig zu bauen, dient auch als Leitschnur der Erweiterungen unter den Hofbaumeistern Johann Michael Rohrer ab 1710 und Franz Ignaz Krohmer[16] ab 1762. Nachdem Rohrer den nördlichen Annexblock auf zwei Geschosse erhöht und hier die Wohnräume der Markgräfin baut, die heute als Sibyllenflügel bezeichnet werden, setzt er ab 1719 mit dem Bau der Heiligen Stiege und der anschliessenden Hofkirche den nördlichen Abschluss. Als symmetrisches südliches Pendant plant Krohmer das 1768 errichtete Hoftheater.[17] Hofkirche und Theater sind gleichzeitig die östlichen Abschlüsse zweier grosser Ökonomieblöcke mit Innenhöfen. Das Rastatter Schloss erreicht damit ein Ausmass von 234 Meter Länge mit einer Tiefe von 130 Metern. Die Gartenfront des Schlosses wird allerdings nie einheitlich zu Ende geführt. So bleibt der südliche Annexblock eingeschossig und die südliche Binnenhalle zwischen Corps de Logis und Südblock wird nicht wie geplant geschlossen.

Die Heilige Stiege und die Hofkirche
1719 baut Johann Michael Rohrer für die soeben aus Rom zurückgekehrte Markgräfin anschliessend an den nördlichen Sibyllenbau einen Nachbau der Heiligen Stiege mit Sanktuarium. Die kniende «Begehung» der öffentlichen Pilgerstätte ist mit einem Ablass verbunden, was zu ganzjährigem Betrieb in nächster Nähe der markgräflichen Privatgemächer führt. 1720 wird die Heilige Stiege mit dem Sanktuarium eingeweiht.[18] Anschliessend an die Weihefeier dieses in einer Residenz singulären sakralen Bauwerkes legt die Markgräfin den Grundstein zum dritten Sakralraum in der Residenz, der Hofkirche. Die Schlosskirche zum Heiligen Kreuz in der nördlichen Fortsetzung der Heiligen Stiege, als Wandpfeiler-Emporenkirche von Rohrer gebaut, ist in Ikonographie und Ausstattungsvorgaben ein klares Werk der Markgräfin. Für den Innenraum verpflichtet sie fast ausschliesslich böhmische Künstler. So werden der Bildhauer und Grottierer Christoph Möckel und der «Marmolierer» Christoph Brückner genannt. Beide kommen von Schlackenwerth. Die Leitung der Arbeiten hat der ebenfalls aus Schlackenwerth stammende Hofmaler Franz Pfleger,[19] der nach dem Programm der Markgräfin entwirft und die Künstler leitet. Das raumprägende Deckenfresko der Kreuzauffindung ist ein Werk des Prager Malers Johann Hiebel.[20] Für die Stuckierung kommt nochmals Giovanni Battista Artari nach Rastatt. Der Innenraum der Hofkirche ist von solch barocker Intimität, dass er noch heute die in einer säkularen Gesellschaft aufgewachsenen Kunsthistoriker irritiert.[21] Die Weihe erfolgt 1723 durch den Kardinal und Fürstbischof von Speyer, Damian Hugo von Schönborn, der engster Berater und Freund der Markgräfin ist. Die Baukosten übernimmt diese aus ihrer Privatschatulle.

Die ehemalige Residenz von 1771 bis heute
1771 stirbt die katholische Linie Baden-Baden aus. Der in Karlsruhe residierende Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach ist Erbe.[22] Die Prunkräume der ehemaligen Residenz stehen jetzt bis auf gelegentliche Aufenthalte Karl Friedrichs mit Familie und Hofstaat meistens leer. Für den notwendigen Gebäudeunterhalt ist aber gesorgt. Hofbaumeister Krohmer wird noch 1782 als Bauinspektor aufgeführt. Im nördlichen Ehrenhofflügel finden vom Dezember 1797 bis zum Abbruch im April 1799 Gebietsverhandlungen zwischen der siegreichen Französischen Republik und dem Reich statt. Inzwischen ist aber das wertvolle Mobiliar  verschleudert worden. Grund ist ein Hoffideikommiss der Markgräfin Franziska Sibylla Augusta, welche ihren ungeteilten mobilen Besitz im Falle fehlender Nachkommen dem Kaiserhaus vermacht. Die Kaiserin Maria Theresia benutzt dies sofort für eine Versteigerung der umfangreichen und kostbaren Mobilien, welche 1775 in Offenburg erfolgt. Vieles ist heute verschollen. Anderes kommt nach Karlsruhe. Glücklich verschont wird die ehemalige Residenz im 19. Jahrhundert. Ausnahmen bilden der Umbau der Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes in eine Werkstatt oder die Zerstörung des Hoftheaters. Verschont bleibt auch die ehemalige Hofkirche, die seit 1771 ein Dornröschendasein fristet und dem Abbruchschicksal oder verbessernden Restaurationen entgeht. Bis 1918 bleibt die Schlossliegenschaft Besitz des Grossherzogtums, dann ist die neue Republik Baden als Nachfolgestaat rechtmässiger Eigentümer. Den Zweiten Weltkrieg übersteht das Schloss unversehrt. Gesündigt wird in der Folge mit Umbauten für Verwaltungszwecke. Nach 1964 beginnen Restaurierungsarbeiten. 1989 können der Treppenraum und die Appartements in der Beletage des Corps de Logis für das Publikum erstmals geöffnet werden. Die Räume sind wieder reich mit altem Bestand aus der Zeit des Türkenlouis ausgestattet, zurückgekauft aus (erworbenem?)[23] Besitz des Hauses Baden, oder aus staatlichen Museumsbeständen wieder an den alten Ort verlegt. Sie bieten einen faszinierenden Einblick in fürstliche Lebensformen am Anfang des 18. Jahrhunderts. 2011 wird auch mit der erstmaligen Restaurierung der Schlosskirche begonnen.

Pius Bieri 2011

Benutzte Literatur:
Fickler, Carl Borromäus Alois: In Rastatt 1849. Rastatt 1853.
Renner, Anna Maria: Der Stadtplan von Rastatt und seine Entwicklung, in: Badische Heimat. Freiburg 1937.
Rentsch, Dieter: Schloss Rastatt. Kunstführer. Karlsruhe 1989.
Kitzing-Bretz, Martina: Der Markgräflich  Baden-Badische Hofbaumeister und Bauinspektor Franz Ignaz Krohmer (1714-1789). Dissertation. Heidelberg 2001.
Damoulakis, Kiriakoula: Schloss Rastatt. Kunstführer. München und Berlin 2004.
Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (Hrsg.): «Extra Schön», Markgräfin Sibylla Augusta und ihre Residenz, Ausstellungskatalog. Petersberg 2008.

Links zur Residenz:
http://www.schloss-rastatt.de
http://www.zum.de

Anmerkungen:

[1] Das «Neue Schloss» in Baden-Baden ist auf dem Merian-Stich (1643) kurz vor den Zerstörungen festgehalten. Die nach 1689 nur teilweise wiederhergestellte Anlage wird als Sommersitz des Grossherzogs von Baden im 19. Jahrhundert umgebaut. «Seine Königliche Hoheit» Prinz Bernhard von Baden verkauft das Schloss und die Gartenanlagen 2003 an eine kuwaitische Unternehmergruppe.

[2] Schönbrunn, 1696–1700 von Johann Bernhard Fischer von Erlach.

[3] Venaria Reale, 1659–1670 erbaut, heute nur noch verstümmelt erhalten. Bei seiner Kavaliersreise muss Ludwig Wilhelm 1670 die riesige neue Anlage seiner Verwandten gesehen haben.

[4] Die Entlassung Rossis hat nebst Spargründen auch mit der Bevorzugung ihrer böhmischen Bauleute und mit dem Charakter Rossis zu tun. Der Italiener ist als anmassender und cholerischer Mensch bekannt und wegen handgreiflicher Auseinandersetzungen mit dem bewährten Vorarlberger Johann Jakob Rischer für dessen Wegzug von Baden nach Heidelberg verantwortlich.

[5] Die reine Treppenhauslösung mit zwei beidseitigen doppelläufigen Treppen ist schon lange geläufig. Rossi kennt die grosszügige Treppenhauslösung im Palais Liechtenstein und auch diejenige des Bischofspalastes in Bologna. Neu ist in Rastatt die Raumlösung in Kombination mit der Antisala.
Ein weiterer repräsentativerer Treppentyp, die sogenannte Kaisertreppe, welche einläufig beginnt und zweiläufig endet, ist ebenso bekannt. Antoine Le Pautre, der französische Hofarchitekt, stellt die erstmals 1584 im Escorial angewendete «Kaisertreppe» in seinem 1652 erschienenen Druck vor und verweist auf die schon gebauten Vorbilder, unter anderem im Tuilerienpalast. Trotzdem wird in den französischen Schlössern des 17. Jahrhunderts kein Wert auf Treppenräume gelegt. Selbst in Versailles sind die Haupttreppen nur von untergeordneter Bedeutung. Der Typ der Kaisertreppe wird sich später im süddeutschen Barock durchsetzen und in der Residenz Würzburg ein halbes Jahrhundert später seinen Höhepunkt finden. Mehr dazu siehe in der Seite zum repräsentativen Treppenhaus im süddeutschen Barock.

[6] Herkunft und Geburtsjahr unbekannt.

[7] Giuseppe Roli (1645–1727). 

[8] Antonio Giuseppe Caccioli (1672–1740). Maler, Freskant. Er ist der Sohn des Lehrmeisters von Giuseppe Roli.

[9] Pietro Antonio Farina. Schüler von Antonio Roli, dem verstorbenen Bruder von Giuseppe. Seine Lebensdaten sind nicht erforscht.

[10] Das Bildprogramm in den Nordräumen wird als Verherrlichung der Gemahlin des Türkenlouis, mit Hinweisen auf ihre Pflichten als Regentin und Mutter, interpretiert. Die Fresken in den Appartements des Markgrafen oder im Festsaal sollen die militärischen Taten des Türkenlouis verherrlichen, wobei er immer der Herkules sei. Die Verherrlichung des Bauherrn als Herkules ist in vielen fürstlichen Residenzen Usanz. Weitergehende Interpretationen sind für die Rastatter Fresken aber reine Spekulation, denn ein Bildprogramm ist nicht überliefert.

[11] Giovanni Battista Artari (1664–1730) und Giovanni Battista Genone (1656–nach1715), beide aus Arogno. Artari wird im deutschen Sprachraum teilweise als Artario (Füssli, Dehio) und Artaria geschrieben. Die Arbeiten in Rastatt sind die ersten bekannten selbstständigen Werke der beiden Stuckateure.

[12] Baron Ludwig Döry vermutet allerdings in den zwei verlangten Meistern, «so einige Zeit im Gengenbacher Kloster gearbeitet, nechster Tage aber nach Frauenalb kommen sollen», den Tessiner Giovanni Battista Bettini aus Breganzona mit einem weiteren «Giuseppe». Bettini ist in Gengenbach für die Stuckausstattung bis 1700 tätig. Ob Artari und Genone im Trupp des Generalunternehmers in Gengenbach gearbeitet haben, kann nicht mehr festgestellt werden, weil die dortige Stuckausstattung ist seit 1870 vernichtet ist und Unterakkordanten in den Akten selten erwähnt werden.

[13] Er wird als einer der ersten Stuckateure im Rheingebiet, zusammen mit Eugenio Castelli, wenige Jahre später  im Rheingebiet die ersten feinen Régencestuckaturen ausführen.

[14] Johannes Schütz (1704–1752), Wessobrunner, geboren in Metsch im Tirol, Hofstuckateur 1747-1752 in Rastatt, stürzt bei der Arbeit am Epitaph des Türkenlouis in Baden-Baden zu Tode.

[15] Der Stuck des heute in zwei Stockwerke unterteilten Sakralraums ist noch erhalten. Eine Wiederherstellung der Kapelle wäre möglich.

[16] Franz Ignaz Krohmer (1714–1789), Zeichner bei Balthasar Neumann in Würzburg, ab 1745 Mitarbeiter des Rastatter Hofbaumeisters Johann Peter Ernst Rohrer (1687–1762), dann dessen Nachfolger. Planaufnahmen der Residenz Rastatt erstellt er schon 1733.

[17] Heute ist das Theatergebäude durch Umbauten dauerhaft zerstört.

[18] Das Vorbild, die Scala Santa, soll aus dem Palast des Pontius Pilatus stammen und befindet sich im Lateran als Zugang zur Kapelle Sancta Sanctorum. Die Begehung auf Knien führt an bestimmten Feiertagen zu einem vollständigen, sonst zu einem teilweisen Ablass von 100 Tagen.

[19] Franz Pfleger, vermutlich der Sohn des Hofkapellmeisters Augustin Pfleger (1635–1686) ist in Schlackenwerth Hofmaler. Er wird von Markgräfin Sibylla Augusta nach Rastatt als Leiter der Innenausstattungen aller Bauvorhaben verpflichtet. Er stirbt 1730 in Favorite bei Rastatt.

[20] Johann Hiebel (1681–1755) aus Ottobeuren, 1706 in Wien Schüler von Andrea Pozzo, seit 1709 in Prag tätig.

[21] Die Kirchenausstattung, eher kunsthandwerklich als künstlerisch hochstehend, ist bis heute ohne jede «verbessernde» Restaurierung im Originalzustand verblieben, wegen schwerer Schäden bleibt sie nun leider geschlossen und wird seit 2010 restauriert.

[22] Karl Friedrich (1728–1811) regiert vormundschaftlich 1738–1746, wird unter Napoleon 1803 Kurfürst und 1806 Grossherzog. Er vergrössert so 1803 das Territorium Badens mit dem Breisgau, den rechtsrheinischen Gebieten der Kurpfalz, den säkularisierten Hochstiften Speyer, Konstanz, Teilen der Hochstifte Strassburg und Basel, und kommt in den Besitz grosser enteigneter Klosterherrschaften. 1806 fallen ihm noch die grossen Fürstlich-Fürstenbergischen Gebiete zu.

[23] Nicht alles, was Baden-Württemberg vom Haus Baden zurückkauft, ist sicherer Besitz des ehemaligen Fürstenhauses. So entschädigt Baden-Württemberg noch 2009 das Haus Baden mit 60 Millionen Euro für Kulturgüter der ehemaligen Abtei Salem, um dann festzustellen, dass diese sich schon seit 1918 in Staatsbesitz befinden.

 

 

 

 

  Ehemalige Residenz der Markgrafen von Baden-Baden in Rastatt  
  Res2  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Rastatt
Kreis Rastatt (D)
Markgrafschaft Baden-Baden
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Strassburg 1699
Bauherr und Bauträger
Tuerkenlouis Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655–1707).
SibyllaAugusta Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg (1675–1733), Markgräfin von Baden-Baden.
 
  «PROSPECT Der Hochfürstlich=Marggraff=Baadischen RESIDENTZ zu Rastatt wie solche gegen der Statt anzusehen ist». Plan 1752. Quelleninfo   pdf  
   
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Die Wappen von Baden-Baden und von Sachsen-Lauenburg an der Hofkirche.  
   
Ras3
   
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Aufnahmepläne des Erdgeschosses (oben) und des Obergeschosses (unten), "Aufgenohmen und gezeichnet von Fr.Ig. Krohmer Hoff; Ingenieur 1742". Originale im GLA Karlsruhe.  
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Ausschnitt aus dem kolorierten Stahlstich der Gebäudebeschreibung, hergestellt zwischen 1798 und 1803. Für Details bitte Bild anklicken. Quelleninformationen siehe Seite Rastatt-Stadt.  
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Ostecke des Corps de Logis. Architektur von Domenico Egidio Rossi, Fassadenstuck von Giovanni Battista Artari (Artario). Siehe auch Vergleich Rastatt und Versailles.  
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Hoffassade des Corps de Logis.  
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Gartenfassade des Corps de Logis. Bildquelle: Wikipedia by author Manecke.  
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Hofseitiger Mittelrisalit des Corps de Logis.  
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Fassadenplastik am Mittelrisalit, über der Fensterverdachung des Mittelfensters im Piano Nobile, ausgeführt 1701/02 von den Stuckateuren Giovanni Battista Artari (Artario) und Giovanni Battista Genone.
Bildquelle: Wikipedia by author Oliver Rode.
 
RastattTreppe
Der hochbarocke, symmetrische Treppenraum von Rastatt hat italienische Wurzeln. Als Baumeister des Gartenpalais Liechtenstein in Wien wird Rossi 1692 durch seinem Landsmann Martinelli ersetzt. Die beiden Prunkstiegen des Palais Lichtenstein könnten sogar noch von Rossi geplant sein. Sie sind ihm aber sicher bekannt und sind damit eines der Vorbilder für Rastatt. Das Motiv der Durchbrüche ins Mezzaningeschoss dürfte von den Stiegen des Palazzo Torfanini in Bologna stammen, welche Rossi aus seinem langjährigen dortigen Aufenthalt bekannt sind. Insgesamt ist die Prunkstiege von Rastatt eine der grossartigsten und auch frühesten Lösungen nördlich der Alpen. Mehr dazu siehe: Das repräsentative Treppenhaus im süddeutschen Barock.
Bild: Martin Kraft (© photo.martinkraft.com) in Wikipedia.
 
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Ahnensaal im Mittelrisalit des Piano Nobile. Stuck und Fresken um 1704/05. Ausführung durch Artari und Genone (Stuck) und Roli mit Caccioli und Farina (Fresken).
Bild: Wikipedia by author Dürrschnabel.
 
Ras10
Deckenfresko um 1705 im ersten hofseitigen Privatzimmer der Markgräfin. Thema: Tellus, die Göttin des Wachstums. Nach Fotodokumenten teilrekonstruiert. Künstler: Giuseppe Roli mit Antonio Giuseppe Caccioli.  
Res11
Deckenfresko im Audienzzimmer des Markgrafen, ausgeführt von Paolo Manni zwischen 1701 und 1703. Es zeigt Apoll auf dem Sonnenwagen, wie er mit erhobener Sonnenfackel die Göttin Luna vertreibt. Luna, die den silbernen Halbmond hält, ist die römische Göttin der Nacht und der Finsternis. Eine Analogie zum Türkenlouis als Sieger über den Halbmond ist gegeben.  
Res14
Stuckplastik über dem Eingang zum Ahnensaal, ausgeführt um 1748 von Johannes Schütz.  
Res12
Grundrisse der Hofkirche, 1719 von Johann Michael Ludwig Rohrer (1683–1732) gezeichnet. Originale im GLA Karlsruhe.