Die Meister
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Joh. Leonhard Dientzenhofer (1660–1707) St. Margarethen (Bayern) DienzenhoferLeonhard   Baumeister-Architekt 1700   1707
Jakob Ströhlein († 1711) Kempten     Palier und Baumeister 1701   1711
Joseph Greissing (1664–1721) Hohenweiler (Vorarlberg) Greissing   Baumeister-Architekt 1710   1716
Bernhard Schiesser (1651–1727) Windigsteig (Niederösterreich)     Baumeister 1711   1724
Johann Bauer (Lebensdaten unbekannt) Heidingsfeld bei Würzburg     Stuckateur 1714   1725
Konrad Hoffmann (Lebensdaten unbekannt) Adelsheim     Maler 1715   1716
Christian Thalwitzer (1665–1733) Eibenstock im Erzgebirge?     Maler 1716   1717
Caspar Bayerschmidt (1687–1763) Berlichingen     Zimmermann 1719   1745
Luca Antonio Colomba (1674–1737) Arogno (Tessin) Colomba   Freskant, Maler 1724   1727
G. B. Ferrandini (Lebensdaten unbekannt) (unbekannt)     Freskant, Maler 1726   1745
Johann Ignaz Samuel Will (1684–1729) Würzburg     Orgelbauer 1727   1727
Christian Fluhr, Flur oder Flurer († 1743) Bregenz (Vorarlberg)     Baumeister 1737   1743
Georg Philipp Wenger (1701–1763) Neckarsulm?     Baumeister 1749   1753
Franz Erasmus Quirin Asam (1720–1795) München     Maler 1754   1755
Johann Michael Fischer (1717–1801) Veitshöchheim     Bildhauer, Altarbauer 1773   1773

Schöntal

Ehemalige Zisterzienserabtei und ehemalige Stiftskirche der Jungfrau Maria (ecclesia Beatae Mariae Virginis) [1]
Heiliggrab  Die Heiliggrabkapelle auf dem Kreuzberg (neue Seite)


Klostergeschichte

Klostergründung im 12. Jahrhundert
1157 beurkundet der Würzburger Bischof Gebhard eine Stiftung des Edelfreien Wolfram von Bebenburg, der dem Zisterzienserorden Familiengüter im Jagsttal schenkt. Der Stifter ist wenige Jahre vorher glücklich aus dem Zweiten Kreuzzug zurückgekehrt. Kaiser Friedrich Barbarossa stellt im gleichen Jahr die Stiftung unter kaiserlichen Schutz.[2] Offenbar erst nach Beilegung von Streitigkeiten um Grundrechte kann einige Jahre später die Gründung im Tal der Jagst erfolgen. Der Gründerkonvent kommt aus Maulbronn.[3] 1163 nennt eine Urkunde den Namen «Speciosa Vallis» oder Schöntal.[4] Die Legende, dass der Gründungskonvent zuerst auf der Höhe bei Neusass[5] hause und erst später das Kloster im Tal baue, widerspricht den damaligen strengen Ordens-Bauregeln derart, dass eine solche Verlegung ausgeschlossen werden kann. Wie ordensüblich bewirtschaften die Zisterzienser von Schöntal im Mittelalter vor allem ihren Landwirtschaftsbesitz, betreiben Wasserbau und errichten Stadthöfe in Hall, Heilbronn, Mergentheim und Würzburg. In Hall betreiben sie eine Saline. Sie können auch Zehntrechte und die Patronatsrechte von fünf Pfarrkirchen erwerben.

Die Paternität wechselt zu Kaisheim
Um 1282 steht die Abtei in wirtschaftlicher und geistlicher Hinsicht vor dem Ruin. Das Vaterkloster Maulbronn ist zu dieser Zeit in einer ähnlichen Lage und überträgt im Einvernehmen mit den Ordensoberen die Paternität auf Kaisheim.[6] Die bedeutende Abtei an der Donau übernimmt die Schulden von Schöntal, stellt die Klostergebäulichkeiten wieder in Stand und erreicht mit strengen Visitationen eine Reform des Konventes. Schöntal erholt sich und erlebt im 15. Jahrhundert eine erste Blütezeit. 1418 erhält es am Konzil von Konstanz die Reichsunmittelbarkeit, wird aber nicht Reichsstand.

Das 16. Jahrhundert
Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Abtei werden 1495 durch die Übertragung des kaiserlichen Schutzes an Kurmainz jäh gestoppt.[7] Schöntal verliert damit die wichtigsten Herrschaftsrechte. Der Amtmann des an Schöntal angrenzenden kurmainzischen Amtes Krautheim ist fortan selbst bei Abtswahlen präsent. Im Gegensatz zur nördlich gelegenen Abtei Amorbach wird aber Schöntal nie kurmainzisches Territorium und kann damit eine gewisse Selbständigkeit behaupten, obwohl sich die Abtei vor allem im 17. Jahrhundert gegen Übergriffe der beiden grossen Territorialkräfte Mainz und Würzburg vermehrt wehren muss. Bei Würzburg bleibt in der Folge nur die geistliche Oberaufsicht als Bistumsherr, und auch Mainz muss auf die unmittelbare Herrschaft verzichten.
Bauernkrieg und Reformationszeit setzten Schöntal zu. 1525 schlägt der Bauernhaufen im Kloster das Hauptquartier auf. Abt und Mönche werden aus dem Kloster gejagt, der Abt später gefangengenommen. Der Spuk endet schon nach wenigen Monaten. Der berühmte Führer des Odenwalder Haufens, Götz von Berlichingen, ist Spross eines einheimischen und schon an der Klostergründung beteiligten Adelsgeschlechts. Er findet wie seine Vorfahren im Kreuzgang von Schöntal die letzte Ruhestätte.[8] Grosse Verluste erleidet die Abtei während der Reformation. Die südlich angrenzende Grafschaft Hohenlohe, die westliche Kurpfalz, das Herzogtum Württemberg, auch die Reichsstädte Heilbronn und Hall treten zum neuen Glauben über. Die dem Abt von Schöntal unterstellten Zisterzienserinnenklöster Gnadental bei Hall, Lichtenstern, Seligental und Billigheim werden aufgehoben, die zwei letzteren allerdings durch den Erzbischof von Mainz zur Arrondierung seines Besitzes. Drei Pfarreien gehen der Abtei verloren. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts hat sich, nicht zuletzt unter würzburgischem Druck, die Gegenreformation auch in Schöntal durchgesetzt.

Das 17. Jahrhundert
Die vielen Neubauten unter der Regierung der Äbte Theobald I. Koch[9] und Theobald II. Fuchs[10] in den beiden ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts zeugen von einer neuen Aufbruchsstimmung. Unter Abt Theobald II. tritt 1623 die Abtei Schöntal der neugegründeten Oberdeutschen Zisterzienserkongregation bei.[11] Der Zusammenschluss dient der Ordensreform im Anschluss an das Tridentinum und der Durchführung gegenseitiger Visitationen. Führend ist die Reichsabtei Salem. Schöntal setzt mit diesem Beitritt auch ein wichtiges Zeichen zur von Mainz und Würzburg bedrohten Selbständigkeit, die Abtei bleibt aber im Einflussbereich von Kurmainz einziges Mitglied. Der 1626 gewählte Abt Sigismund Fichtel[12] zeichnet sich als kunstbeflissener Bauherr in der Herrschaft aus. In Schöntal lässt er durch den Bildhauer Michael Kern[13] den Dreifaltigkeitsaltar und den Johannesaltar für die Klosterkirche anfertigen. 1631 kann er noch das Schloss Bieringen erwerben, dann erreicht der Dreissigjährige Krieg auch Schöntal. Abt Sigismund und die meisten Konventualen flüchten vor den herannahenden Schweden über Kaisheim nach Stams in Tirol. 1632 schenkt der Schwedenkönig Gustav Adolf die Herrschaft Schöntal dem Grafen von Hohenlohe.
Nach der Nördlinger Schlacht 1634 findet die Restituierung statt. Kloster und Herrschaft sind jetzt materiell in desolatem Zustand. Abt Sigismund ist schon 1633 im Exil gestorben. Der im Exil in Wettingen gewählte Abt Christoph Haan,[14] der nach seiner Rückkehr nach Schöntal 1636 nochmals gewählt werden muss, erreicht aber eine schnelle Konsolidierung. Zwischen 1640 und 1644 kann auch er die Kirche mit weiteren Alabasteraltären von Michael Kern ausstatten.[15] 1671 erwirbt er die nahe gelegene Herrschaft Aschhausen, die fortan als Sommerresidenz dient. Im Kloster werden jetzt wieder 44 Konventualen gezählt.
1675–1683 regiert Franziskus Kraft aus Altdorf (Weingarten).[16] Die achtjährige Regierung des auch als Komponisten und Historiker bekannten Abtes ist in der ersten Hälfte vor allem durch Kontributionszahlungen an die Reichtruppen im Abwehrkampf gegen die Franzosen und durch drückende Schutzgeldzahlungen an den Mainzer Kurfürsten geprägt. Trotzdem hinterlässt Abt Franziskus seinem Nachfolger einen geordneten Haushalt.
Die 49-jährige Regierung von Abt Benedikt Knittel,[17] der 1683 gewählt wird, wird zum absoluten Höhepunkt der Klostergeschichte. Trotz der fortwährenden grossen, vor allem finanziellen Belastungen durch die noch bis 1714 dauernden Kriege gegen Frankreich erfährt Schöntal unter Abt Benedikt seine grösste Blütezeit. Mit seinem Namen verbindet sich auch die heutige barocke Klosteranlage, für deren Planung er noch vor 1700 dem Bamberger Hofbaumeister Leonhard Dientzenhofer den Auftrag erteilt.

Das 18. Jahrhundert
Unter Abt Benedikt Knittel wird 1701 der Grundstein zum neuen Ostflügel und 1708 derjenige der Kirche gelegt. 1727 kann er den Kirchenneubau einweihen. Auf einem Bergsporn nördlich des Klosters lässt er gleichzeitig den Zentralbau der Heiliggrab-Kapelle erstellen. Der grosse Bauabt kann die Fertigstellung der Klosteranlage nicht mehr erleben. Der 1732 gewählte Nachfolger Angelus Münch[18] vollendet sie. 1761, am Ende der Regierung von Abt Angelus zählt Schöntal 52 Konventualen, davon sind 42 erst nach seiner Wahl eingetreten. Dass im Zeichen der Aufklärung und bei der grossen Anzahl neuer junger Mitglieder im Konvent nun unterschiedliche Auffassungen zum Klosterleben vorhanden sind, darf nicht erstaunen. In Schöntal arten diese Konflikte mit gezielter Unterstützung der Würzburger Kurie in Rebellion aus. Schon bei der Abtswahl 1761 ist der Konvent gespalten und lebt mit dem immerhin regulär gewählten Abt Augustin Brunnquell[19] im Dauerkonflikt. Der Konvent wächst aber weiterhin. Mit 18 Neueintritten erreicht er um 1766 die beachtliche Grösse von 65 Konventualen. Von der Regierung des Abtes Augustin, vor allem aber vom Verhalten des Konventes kann nichts Positives berichtet werden. Die Krise führt dazu, dass 1766–1786 keine Neueintritte mehr zu verzeichnen sind. Das Kloster blutet aus. Der letzte Abt Maurus Schreiner,[20] der Ende 1784 die Regierung antritt, muss einen bereits deutlich kleineren Konvent übernehmen. 29 Neueintritte bis 1799, Jahreseinnahmen von ungefähr 80 000 Gulden[21] und ein noch 1802 schuldenfreies Kloster deuten allerdings nicht darauf hin, dass Schöntal «reif zur Säkularisation» sei.[22]

1802: Besitzergreifung durch Württemberg
Am 15. Oktober erfolgt die militärische Besitzergreifung durch Württemberg. Abt Maurus, 31 Patres (sacerdotes) und zwei Konversen (fratres laicos), die Hälfte unter 40 Jahren, müssen Schöntal oder ihre Aussenposten verlassen.[23] Gleichzeitig beginnt der Abtransport aller Wertgegenstände und der drei grossen Kirchenorgeln nach Stuttgart. Bis Juli 1803 ist das Kloster auch von allem Mobiliar geräumt. Auch das Chorgestühl von 1725/27 wird zerstört. Die Bibliothek trifft es nach 1804. Von 25 000 Bänden der Bibliothek verschwinden rund 15 000 an Ort, von den 10 000 nach Stuttgart gelangten Bänden sind heute noch 1500 nachweisbar.

Schöntal als evangelisch-theologisches Seminar und als Bildungshaus
1810 wird im ehemaligen Kloster ein evangelisch-theologisches Seminar des Königreichs Württemberg eingerichtet. Damit hat die barocke Anlage das Glück, dank einer adäquaten Zweckbestimmung von baulichen Zerstörungen verschont zu bleiben. Die ehemalige Stiftskirche mit dem Marienpatrozinium der Zisterzienser wird seit 1807 als Pfarrkirche St. Joseph von den Katholiken genutzt. Nur die drei Orgeln und das Chorgestühl müssen als Verlust beklagt werden. Für das evangelisch-theologische Seminar wird aus der Schlosskapelle Ludwigsburg 1810 eine Barockorgel von 1722 überführt und im Chor eingerichtet.[24] 1975 übernimmt die Diözese Rottenburg-Stuttgart die ehemaligen Konventbauten und eröffnet eine katholische Bildungsstätte.


Der Kirchen- und Klosterneubau im 18. Jahrhundert


Die Gebäudelandschaft vor den Neubauten von Abt Benedikt Knittel

Die Vedute 1685
Nur in wenigen Dokumenten ist die vorbarocke Klosterlandschaft bildlich überliefert. Instruktiv ist eine zeichnerische «delineatio», die 1685 datiert ist.[25] Sie zeigt aus Westen den Gebäudebestand vor den grossen Baumassnahmen des 18. Jahrhunderts. Vor allem die im Bild links gelegenen Gebäude und diejenigen entlang der westlichen inneren Klostermauer sind noch heute erhalten, während die Kirche im Zentrum mit den südlichen angebauten Konventgebäuden den späteren Neubauten zum Opfer fallen.

Schoental1683
«VALLIS SPEZIOSA vulgo SCHÖNTHAL» ist die Ansicht Schöntals aus Westen betitelt. Ihre handschriftlich zugefügte Untertitelung lautet «Facta est haec delineatio Monasteri anno 1685. Sub Dno Benedicto abbate et quodam Iconographo …: ». Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg (hier als Scan aus Literatur).

Die heute noch bestehenden Gebäude
Im Bild links begonnen, sind folgende Bauten noch erhalten (Nummerierung gemäss Lageplan):
Der markante nordwestliche Dicke Turm (1622) der Ringmauer [4].
Der daran anschliessende Alte Offiziantenbau (1617). Heute ist es das Rathaus Schöntal. Weil Offizianten Klosterbeamte sind, hat sich die Bestimmung damit nicht geändert [5].
Der daran angebaute Torturm (1621). Er hat heute die damals noch vorhandene Dachlaterne auf der welschen Haube verloren. Diese Gebäudegruppe mit Ringturm, altem Offiziantenbau und Torturm empfängt noch heute den Besucher [6].
Gut erkennbar ist die mittelalterliche Leutkirche oder Pfortenkapelle St. Kilian und St. Anna (um 1320) mit dem markanten Chorturm. Ursprünglich hat jedes Zisterzienserkloster eine solche Kapelle.[26] Hier liegt früher auch der Laienfriedhof. Die Pfortenkapelle begrenzt östlich den Vorhof zwischen zwei Toren und dient heute als evangelische Pfarrkirche [7].
Gegenüber dem Torturm liegt das Innere Torhaus (um 1500) mit den gotischen Stufengiebeln. Es ist heute evangelisches Pfarrhaus. [8]
Die westlich an das Torhaus anschliessende, zweigeschossige Schweizerei (1518/68), wie die Ökonomiegebäude für die Milchwirtschaft genannt werden. Sie dient heute als Grundbuchamt [9].  
Der dreigeschossig wirkende Bau, der sich entlang der westlichen Ringmauer im rechten Winkel an die Schweizerei anschliesst und diese im Stich von 1683 fast verdeckt, ist der «Familiarenbau» (1627/29), der als Wohnung der Klosterbedientesten gebaut wird und vielleicht das Konversenhaus ersetzt. Heute sind darin Mietwohnungen eingebaut [10].
Fast nahtlos schliesst sich der Westflügel der Alten Abtei (1617/18) an den «Familiarenbau» an. Die Alte Abtei ist ein Winkelbau der deutschen Renaissance. Der nach Osten gerichtete Winkel ist gleichzeitig dritter Torbau, durch den man in den Abteihof eintritt. Die Alte Abtei ist durch reiche, dreigeschossige Volutengiebel an zwei Gebäudestirnen, durch Renaissance-Volutengiebel der Zwerchhäuser über den Tordurchgängen und am Westflügel, auch durch die Portale und dem Ecktreppenhaus als spezielles Gebäude ausgezeichnet. Ursprünglich von Abt Theobald II. als Gästetrakt mit Pferdestallungen gebaut, wird der Bau ab 1678 bis 1740 als Abtei eingerichtet und nimmt im Erdgeschoss ab 1697–1707 auch das Refektorium auf. Zur mittelalterlichen Vorgängerkirche ist die Alte Abtei ursprünglich mit einem zweigeschossigen Gang verbunden und trennt damit die beiden Höfe vollständig. Wahrscheinlich schon mit dem Bau des Archivturmes 1697 an die östliche Giebelfront wird diese Trennung hinfällig. Heute ist die Alte Abtei katholisches Pfarramt und Besucherzentrum mit Dauerausstellung [11]
Folgt man dem Verlauf der westlichen Ringmauer, ist eine Gebäude-Dreiergruppe mit Stufengiebeln des 16. Jahrhunderts zu sehen. Ihr vorgelagert ist ein über einem breiten Mühlenkanal gebautes Fachwerkgebäude für die Wasserräder. Der an die Gebäude herangeführte Kanal ist von der Jagst abgezweigt. Er ist heute verschwunden. Bei der Gebäudegruppe handelt sich um die noch heute bestehende, aber stark umgebaute Pfisterei (1585)[27] und Mühle (1517) [12].
Die Jagstbrücke (1609) ist in der Ansicht von 1685 nicht erfasst. Die fünfbogige Steinbrücke mit einer Nepomukstatue ist wichtiger Übergang für den nördlich am Kloster vorbeiführenden Verkehrsweg. Ihr Baumeister ist mit Inschrift und Relief an einem Pfeiler verewigt.[28]

Die Gestalt der nach 1700 abgebrochenen Klosterbauten
Die Vorgängerkirche und die mittelalterlichen Konventbauten müssen ab 1700 den barocken Neubauten weichen. Die Vorgängerbauten sind in der «delineatio» von 1685 perspektivisch korrekt aus Westen erfasst, aber nur als dichte Dachlandschaft wahrnehmbar. Deutlicher sind sie in einer etwas unbeholfenen Vogelschauansicht aus Norden zu erkennen, die 1884 veröffentlicht wird und offensichtlich auf älteren Quellen beruht.[29]
Die Klosterkirche ist in dieser Ansicht, übereinstimmend mit der Westansicht von 1685, deutlich in ein niederes Langhaus und in einen bedeutend höheren Chor- und Querhausbereich getrennt. Chor und Querhaus müssen aus der ersten Blütezeit des 14. Jahrhundert stammen.[30] Aufgrund der gleichen Höhe wird ein gewölbter Hallenchor vermutet. Die Rundfenster im Chor sind barocke Elemente von 1681/82, die der besseren Belichtung des Hochaltars von 1680 dienen. Das kurze und niedere Langhaus hat auf der Ansicht «1686» basilikale Form mit Obergaden und Kapellenanbauten. Es kann sich dabei um den romanischen Bau oder um eine nicht vollendete, aber gleichzeitig mit dem Chor begonnene gotische Etappe handeln.[31] Die Lage des Querhauses und die Länge des Langhauses entsprechen demjenigen der heutigen Kirche.[32]
Auffallend ist ein auf der Scheidemauer des Querhauses stehender steinerner Dachreiter. Er hat zwei Glockengeschosse und entspricht bereits nicht mehr dem alten Turmverbot der Zisterzienser. Die mittelalterlichen Konventbauten sind, wie noch heute in Bronnbach, mit verlängerten Ost- und Westflügeln um den Kreuzgang angeordnet.Sie sind zweigeschossig.
Im Obergeschoss des Ostflügels liegt das durch Riegelwände unterteilte, mit Holzgewölbe gestaltete Dormitorium.
  Schoental1686
  Vogelschau des alten Klosters aus Westen, 1686. Foto-Lithographie von 1884. Das Original ist verschollen. Die Legende ist schon damals nicht mehr auffindbar.
Quelle: Schönthal, Beschreibung und Geschichte des Klosters und Seminars, von G. Bossert, Dr. E. Paulus und R. Schmid. Herausgegeben von dem k. statistisch-topographischen Bureau», Stuttgart 1884.
Ein nach Osten vorstossender Stichflügel beherbergt die Krankenstation. In der Mitte des Südflügels ist der Stichflügel des Refektoriums mit Brunnenhaus zu sehen. Das Refektorium wird als hoher, gewölbter und zweiseitig belichteter Saal beschrieben. Ihm südlich gegenüber liegt der Abteibau von 1489, ein Gebäude mit Freitreppe und grossem Saal im Obergeschoss. Die um den Kreuzgang angeordneten Konventflügel mit ihren Verlängerungen sind nicht nur in der Anordnung, sondern auch in der Grösse mit Bronnbach vergleichbar, sie entsprechen im Grundmass im Wesentlichen auch den heutigen barocken Flügeln.[33]


Gesamtplanung des Klosters und Neubau Konvent-Ostflügel 1701–1707

Planung von Leonhard Dientzenhofer
Schon in den 1690er-Jahren reift bei Abt Benedikt Knittel die Idee eines völligen Neubaus der im Kern noch mittelalterlichen Konventgebäude. 1698 erteilt er dem vielbeschäftigten Bamberger Hofbaumeister Leonhard Dientzenhofer[34] den Auftrag zur Neuplanung. Auch die Kirche wird einbezogen. Dientzenhofer plant die barocken Neubauten im Wesentlichen auf den Fundamenten der mittelalterlichen Bauten, verleiht ihnen aber mit den nun dreigeschossigen Flügeln, der Betonung des Westflügels mit viergeschossigen Eck- und Mittelrisaliten und vor allem mit der zweitürmigen Kirchenfront wahrhaft majestätischen Charakter
  Schoental1720
  Vogelschau-Prospekt der Abtei Schöntal aus Westen. Stich von Georg Friedrich Weigand um 1710/20. Grundlage des Stiches ist das Gesamtprojekt von Dientzenhofer. Quelle: Veröffentlichung in Schefold 1957.

1700: Neuer Offiziantenbau
In die Gesamtplanung wird auch das Grundstück nördlich der Ringmauer berücksichtigt. Hier, gegenüber dem Torturm und jenseits der Strasse, ist ein neuer Abteigarten geplant. Entlang seiner Ostgrenze soll ein langes Gebäude für Klosterbeamte als «Neuer Offiziantenbau» und östlich parallel ein Waschhaus gebaut werden. Der 78 Meter lange «Neue Offiziantenbau» wird als erstes Bauwerk schon 1700 errichtet. Unter ihm liegt der Weinkeller mit den 45 Fässern, denen der Abt den Namen seiner Konventualen gibt und jedem einen lateinischen Reim widmet.[35] Der Bau des Waschhauses folgt 1701.[36]

SchoentalOffiziantenbau1700   SchoentalK6
Der Neue Offiziantenbau an der Ostgrenze des neuen Abteigartens. Das erste grosse Gebäude im 18. Jahrhundert wird 1700 für die Klosterverwaltung und für die Weinlagerung als östliche Begrenzung des neuen Abteigartens erstellt. Eine Teilnutzung durch einen Apotheker nach der Säkularisation führt zum verwirrenden Namen «Klosterapotheke». Foto Bieri 2018.   Die südliche Giebelwand mit Sonnenuhr (MDCC) und Wappen Abt Benedikt. Foto: Bieri 2018.

1701–1707: Neubau des Ostflügels
Am 15. September 1701 ist Grundsteinlegung für den Ostflügel. Als Palier engagiert Leonhard Dientzenhofer den Maurermeister Jakob Ströhlein.[37] Begonnen wird am Südende, beim nach Osten abgeknickten Querflügel der Bibliothek und der Krankenstation. Diese erste Etappe bis zum Verbindungstrakt beim alten Refektorium ist 1703 unter Dach. 1706 ist auch die Fortsetzung bis zum Südquerhaus der alten Abteikirche vollendet, die Zellen in den Obergeschossen können bezogen werden. An den Stuckaturen von Kapitelsaal und Sakristei im Erdgeschoss wird noch 1707 gearbeitet.

1707: Neue Akkorde, Kriegsunterbruch und Tod von Leonhard Dientzenhofer
Abt Benedikt schliesst schon im März 1707 einen neuen Akkord mit Leonhard Dientzenhofer für den Bau des Refektoriums-Verbindungstraktes und des Westflügels mit der Prälatur. Das dem Akkord zu Grunde gelegte Projekt Dientzenhofers zeigt für den Westflügel, der «Neuen Abtei», noch vorgezogene Eckbauten in der Art eines Ehrenhofes. Nur wenige Tage nach dem Akkord über die Fortsetzung der Konventbauten schliesst der Abt auch denjenigen für den Neubau des Langhauses der Abteikirche mit der Doppelturmfront.[38] Der Kriegsverlauf im nun schon fünf Jahre wütenden Spanischen Erbfolgekrieg scheint nun dem Bestreben von Abt Benedikt, Konvent und Kirche gleichzeitig zu bauen, einen Dämpfer zu versetzen.[39] Schöntal ist mit Einquartierungen und Kontributionen im Sommer 1707 direkt betroffen. An eine Weiterführung der Arbeiten ist in diesem Jahr nicht zu denken. Mit dem Tod von Leonhard Dientzenhofer am 26. November 1707 tritt zudem eine neue Situation in der Gesamtleitung ein, auf die Abt Benedikt aber sofort reagiert.


Kirchenneubau

Der Bauverlauf unter Abt Benedikt Knittel

«IACOB STRÖHLEIN LEGT INS FVNDAMENT (MDCCVIII)
BERNHARD SCHVISSER BRINGT DIE KIRCH ZV END (MDCCXIV)»
Chronogramm von Abt Benedikt im Nordturm

1708–1717: Bau des Langhauses
Wenige Wochen nach Dientzenhofers Tod kann der Abt auf Grundlage der Dientzenhofer-Pläne, die bei der Witwe beschafft werden können, für den Bau des Kirchenlanghauses einen neuen Akkord mit dem vorher als Palier arbeitenden Jakob Ströhlein abschliessen. Im Februar 1708 beginnt Ströhlein mit den Arbeiten an den Fundamenten und Pfählungen für die Türme. Schon 1709 sind die Fassaden bis zum Kranzgesims in 28 Meter Höhe gemauert. Im März 1710 kann mit Joseph Greissing[40] aus Würzburg der Akkord für den Langhausdachstuhl und die beiden Turmkuppeln abgeschlossen werden. 1712 ist das Langhaus unter Dach.
Ein erneuter Baumeisterwechsel ist 1711 notwendig. Am 5. März stirbt Baumeister Ströhlein. Sein Nachfolger, der den Akkordvertrag Ströhleins übernimmt, ist der in Waldsassen wohnhafte Bernhard Schiesser.[41] Unter Abraham Leuthner kommt Schiesser 1681 mit den Brüdern Dientzenhofer von Prag nach Waldsassen und wird hier 1691 leitender Baumeister der neuen doppeltürmigen Zisterzienser-Stiftskirche. Er interpretiert in Schöntal die Baupläne Dientzenhofers recht kreativ. Schon 1711 kann er dem Abt die Erhöhung der Turmfassade um ein weiteres Stockwerk schmackhaft machen. Auch die Hängekuppel-Gewölbe und die Freipfeiler-Gebälke zeigen seine Handschrift. Vielleicht zeigt sich schon hier auch der Einfluss von Joseph Greissing. Seiner Mitarbeit dürfte die Turmarchitektur über der Balustraden-Attika zu verdanken sein. Die Figuren der Fassade sind um 1714 erstellte Werke des Balthasar Knittel aus Lauda,[42] das Relief über dem Westportal stammt von Johann Jakob Sommer aus Künzelsau.[43]
1714 beginnt nach der erfolgten Montage der Langhausfenster der Ausbau. Stuckateur ist Johann Bauer aus Heidingsfeld bei Würzburg.[44] Er erstellt 1714–1717 die Stuckaturen im Langhaus.
1715 und 1717 erteilt Abt Benedikt an zwei lokale und eher unbekannte Maler den Auftrag, nach seinem Programm über 150 kleine und kleinste Gewölbe- Gurtbogen und Freipfeilerbilder im Langhaus anzubringen. Es sind teilweise Ölbilder, die in die Gewölbeöffnungen eingelassen sind. Die meisten sind Emblembilder, zu denen der Abt jeweils einen Vers mit Chronogramm liefert.[45]
1717 wird der Hochaltar von 1690 ins neue Langhaus versetzt, das 1717 eingeweiht werden kann.
Seit 1716 baut Bernhard Schiesser auch die Heiliggrabkapelle auf dem Kreuzberg. Zu diesem gelungenen Zentralbau des Baumeisters aus Waldsassen siehe den separaten Beschrieb in dieser Webseite.

Der Innenraum des 1708–1717 gebauten neuen Langhauses
SchoentalKircheInnen1   SchoentalKircheInnen2   SchoentalKircheInnen3
Der Kirchenraum Richtung Empore. Er wirkt dank der gleich hohen Kirchenschiffe der Freipfeilerhalle sehr ausgewogen und ist fast unverändert erhalten, nur die grosse Westorgel ist seit der Säkularisation verschwunden.
Foto: Holger Uwe Schmitt 2017 in Wikipedia.
  Die Pfeiler der Nordseite. Unter jedem Fenster ist, über dem Beichtstuhl, eine Scheinempore mit rückwärtigem Fresko zu sehen. Foto: Bieri 2018.   Das Pfeilergebälk an der Nahtstelle Langhaus-Querschiff. Der hintere, leicht vortretende Pfeiler gehört bereits der erst 1722 begonnenen Vierung an. Foto: Bieri 2018

SchoentalKircheInnnen4   SchoentalKircheInnnen5   SchoentalKircheInnnen6
Beide Logen an der westlichen Rückwand zeichnen sich durch den vorzüglichen Akanthusstuck von Johannes Bauer aus. Das Hauptbild der südwestlichen (epistelseitigen) Loge hat die Erscheinung des verstorbenen Priors Petrus Haas beim Abt Christoph Haan zum Thema. Er prophezeit die Gründung der Rosenkranzbruderschaft (1646). Unten ist mittig das Wappen des Abtes Benedikt zu sehen. Vier weitere Schilde enthalten das Zisterzienser-Krapfenband (das Zisterzienserwappen!), einen Krummstab und zwei Buchstaben. Sie können nicht zugeordnet werden. Foto: Bieri 2010.   Die nordwestliche (evangelienseitige) Loge an der Rückwand zeigt im Hauptbild die Erbauung der Klosterkirche Cîteaux (als Riegelbau!), worauf die Jahreszahl im Chronogramm MagnIfICat (MCII) hinweist. Unten sind die Wappen der Abteien von Cîteaux, Morimond, Bellevaux (obere Reihe), Lützel, Kaisheim (zweite Reihe) und zuunterst Stams im Tirol angebracht. Die ersten fünf Abteien entsprechen der Filiation von Schöntal, während Stams eine Schwesterabtei (Filiation Kaisheim) ist. Siehe zur Verwechslung des Wappen Cîteaux mit dem Zisterzienserwappen auch die Anmerkung 61. Foto: Bieri 2010.   Zwischen dem letzten Langhaus-Pfeiler und dem Vierungspfeiler befinden sich aus Symmetriegründen gleich zwei Kanzeln. Beide Körbe und Schalldeckel werden 1787, im klassizistischer Zeit, neu erstellt. Unterbau und Umgebung sind aber noch bauzeitlich. Die Pfeilerpaare zeigen entsprechend ihrer Erstellungszeit unterschiedliche Stuckaturen. Fast lehrbuchhaft führt hier der Stuckateur Johannes Bauer den Übergang vom schon stark verfeinerten Akanthusstuck (1716/17, links) zum klaren Bandelwerkstuck der Régence (1724/25, rechts) vor. Foto: Bieri 2018.

1718–1727: Neubau von Querhaus und Chor
1718 beginnen die Arbeiten mit der Verlängerung des gotischen Chors. 1722 erfolgt der ursprünglich nicht geplante Abbruch von Querhaus und Chor. Diese sind jetzt von Bernhard Schiesser in enger Anlehnung an die Langhausarchitektur neu geplant. 1723 ist Aufrichte des Dachstuhls, der durch den Klosterzimmermann Caspar Bayerschmidt[46] aus Berlichingen erstellt wird. Bayerschmidt richtet 1724 auch den Kuppeldachstuhl über der Vierung auf. Mit der anschliessend ausgeführten Vierungskuppel hat Baumeister Schiesser kein Glück. Über einen hohen, mit blinden Öffnungen durchbrochenen Tambour setzt er eine weit in den Dachraum ragende Kuppel. Sie muss wegen Einsturzgefahr schon im Oktober wieder abgetragen werden.[47] Der 73-jährige Schiesser wird deshalb entlassen und kehrt nach Waldsassen zurück.
1724 wird auch mit den Ausbauarbeiten im Chor begonnen. Wieder ist Johann Bauer Stuckateur. Abt Benedikt ändert nur die Maler und zieht jetzt aus Ludwigsbug mit Luca Antonio Colomba[48] einen erstklassigen Freskanten bei. In Colombas Trupp arbeitet ein Maler Ferradini, dem ab 1726 auch kleinere Ölmalereien verdingt werden.[49]
Auch die Ausstattung der Kirche wird jetzt vollendet. Im Langhaus finden schon 1722/23 vier frühbarocke Alabasteraltäre wieder Aufstellung. Der Dreifaltigkeitsaltar von 1628 wird in der nördlichen Chorkapelle platziert. Im Querhaus lässt Abt Benedikt einen Gegenpart für den Apostelaltar von 1640 anfertigen. Dieser Stephanusaltar wird auch in Alabaster angefertigt und nimmt den alten Altar zum Vorbild. Nach der Entfernung der Riegelwand zum Langhaus kann  auch der Hochaltar wieder in den Chor versetzt werden. 1727 lässt der musikliebende Abt zusätzlich zu den zwei bestehenden Orgeln ein weiteres grosses Instrument mit 20 Registern vom Orgelbauer Will aus Würzburg errichten.
Am 25. Juli 1727 kann Abt Benedikt auch den Chor der jetzt fertiggestellten Kirche weihen.

SchoentalChor7   SchoentalChor8   SchoentalChor9
Blick vom Langhaus zu Vierung und Chor. Das Gitter (1727/28) des Kunstschlossers Conrad Bennhold aus Rothenburg ist geschlossen. Es trennt das Langhaus vom Querhaus und Chor. Dahinter sind die Choraltäre sichtbar. Foto: Bieri 2010.   Einblick in die auf einem Tambour mit Scheinöffnungen ruhende Vierungskuppel und in die anschliessenden Chorgewölbe mit den 1724–1727 erstellten Fresken von Luca Antonio Colomba.
Foto: Bieri 2010.
  Blick vom Gewölbe des nördlichen Querhauses (vorne) zu den drei Gewölben der nördlichen Choremporen. Die Fresken sind wieder von Luca Antonio Colomba, der Régencestuck von Johannes Bauer. Foto: Bieri 2018.


Neubau des Konvent-Westflügels 1737–1761 unter Abt Angelus Münch

Ein unbekannter Planer
Seit 1732 regiert in Schöntal Abt Angelus Münch. Er setzt das von Abt Benedikt begonnene Bauvorhaben fort und beginnt 1737, nach Abbruch des mittelalterlichen Refektoriums-Gebäudes mit der Fortsetzung des Verbindungstraktes und des Westflügels, der jetzt «Neue Abtei» genannt wird. Er verdingt den Bau für 11 750 Gulden dem Baumeister Christian Fluhr aus Berlichingen.[50] Schon 1739 ist das Refektorium, Ende 1740 auch der Treppenhausrisalit und 1741 der nördliche Teil der «Neuen Abtei» gedeckt. 1743 stirbt der Baumeister. 1743–1746 folgt der Bau des neuen Treppenhauses, nun in Klosterregie. Erst 1749 schliesst der Abt mit dem Neckarsulmer Baumeister Georg Philipp Wenger[51] einen neuen Akkord für die Fertigstellung des Südteils, der 1753 gedeckt ist. Der Ausbau dauert noch während der ganzen Regierung des Abtes Angelus bis 1761.
Der Planer der jetzt ausgeführten «Neuen Abtei» ist unbekannt. Leonhard Dientzenhofer liefert zwar um 1707 den grundlegenden Entwurf mit drei «Pavillons», wie die dem Schlossbau entlehnte Risalitgliederung noch heute genannt wird. Seine Eckpavillons springen aber als Flügel im Sinne einer Ehrenhofgestaltung weit vor.[52] Die gebauten Eckrisalite stehen nur noch eine Achse vor, anstelle eines ausgeprägten Mittelpavillons ist jetzt eine kräftige Mittelrisalit-Betonung vorhanden. Kolossalpilaster gliedern die ganze Fassade. Die Ausführung unterscheidet sich mit ihren viergeschossigen Eck- und Mittelrisaliten nicht mehr vom repräsentativen Schlossbau. Eine derartige Fassade kann mit Sicherheit nicht von Leonhard Dientzenhofer stammen.[53] Ist ihr neuer Planer der unbekannte Christian Flur?

Die Rokokokünstler der «Neuen Abtei»
Treppenhaus:
1745 wird der Treppenhausausbau an den schon in der Kirche tätigen Klosterzimmermann Caspar Bayerschmidt «nach dem von Herrn Deysinger gemachten Modell» vergeben. Der Entwerfer des Treppenhauses dürfte identisch mit dem Maler sein, der 1742/43 in der Stiftsbibliothek Langheim die Deckengemälde erstellt.[54] Schon die Arbeitsvergabe an eine Holzbaufirma nach dem Modell eines Malers zeigt die Richtung. Keine Prunktreppe, sondern eine verspielte, leichte, bühnenhafte Raumarchitektur soll geschaffen werden. Eine ovale Deckenöffnung über dem Eingangsraum und eine oktogonalen Öffnung im Obergeschoss lassen den Blick frei auf das 1745 gemalte Deckenfresko von Ferradini.[55]
Übrige Räume:
Viele Räume der Obergeschosse sind mit Stuckaturen und Supraporten- und Deckenbilder versehen. Nur wenige der meist lokalen Stuckateure sind mit Namen bekannt. Beim Maler trifft dies nicht zu. Es ist Franz Erasmus Asam,[56] der unglückliche Sohn von Cosmas Damian Asam, der dann später auch den Lebensabend im Kloster Schöntal verbringt. Viele seiner Werke, die er hier 1754/55 erstellt, sind erhalten. Nur das grösste, die Ausmalung des Festsaals, wird 1810 zerstört.

Architektur und Ausstattung der Kirche

Freipfeilerhalle
Zum Zeitpunkt, als Leonhard Dientzenhofer das Langhaus mit der Doppelturmfront plant, will Abt Benedikt den Chor mit dem Querhaus des 14. Jahrhunderts noch beibehalten. Dientzenhofer übernimmt die Fundamente des alten Langhauses und plant eine Freipfeilerhalle. Diese für barocke Kirchenbauten und vor allem für die Dientzenhofer-Brüder ungewöhnliche Bauweise, bei der die Deckenzone eine einheitliche Höhe aufweist, hat Vorbilder in den spätgotischen Hallenkirchen Süddeutschlands.[57] Dass Dientzenhofer diese Bauweise wählt, dürfte mit einem schon bestehenden, aber nicht vollendeten Vorgänger-Langhaus mit Freipfeilern zusammenhängen, wie dies Himmelheber (1962) vermutet. Eher unwahrscheinlich ist der ebenfalls vermutete Einfluss des Neubaus der Stiftskirche von Grosscomburg, die von Joseph Greissing seit 1706 geplant und 1707 begonnen wird.[58]

Fassade
Die Doppelturmfassade von Schöntal ist dreigeschossig und fünfachsig, die beiden Turmachsen treten gegenüber den drei als Risalit leicht vorstehenden Achsen zurück. Ausgeprägte Gesimsbänder teilen die Geschosse horizontal. Eine umlaufende Balustraden-Attika, die auch über den Mittelrisalit-Frontispiz läuft, betont die Geschlossenheit der Fassade. Dass sie mit der über zwanzig Jahre älteren Fassade von Waldsassen verglichen wird, ist aufgrund der Planungsgeschichte nachvollziehbar. Im Gegensatz zur Waldsasser-Fassade sind aber die Türme als achteckige Freigeschosse ausgebildet. Die Attika und die freigestellten Turmgeschosse entsprechen nicht dem bedeutend einfacheren Entwurf Dientzenhofers. Es sind Planungen von Joseph Greissing, die dieser 1711 und 1712 durchführt. Auch das dritte Geschoss ist eine nachträgliche Planung. Baumeister Schiesser baut dieses nach 1711, auch um den Innenraum der Kirche zu erhöhen. Wäre die Dientzenhofer-Planung durchgeführt worden, stände heute in Schöntal eine zweigeschossige Fassade mit eingebundenen viereckigen Türmen.

Raumstuck
Fast das ganze Stuckkleid des Innenraums ist das Werk des Würzburger Stuckateurs Johann Bauer. Er beginnt 1714 an den Gewölben des Langhauses mit zurückhaltenden Kartuschenrahmungen der seitlichen Bilder und mit feinem Akanthus-Rankenwerk in den Scheidbögen. Die Logen in der Westwand der Seitenschiffe versieht er mit reichem Akanthusstuck. Phantasievoll stuckiert er die Pfeilerkapitelle mit unterschiedlichem Ranken-, Akanthus- und Muschelwerk. Die Pfeilerseiten erhalten ab 1716 ornamental reduzierten Akanthusranken-Stuck, die schon eine Vorahnung des Bandelwerks der Régence bedeutet. Im Chor und Querschiff, die er 1724 und 1725 stuckiert, herrscht nun Bandelwerk, verbunden mit plastischem Figuralstuck. So halten Putten und Engel die Ovalkartuschen in den Gewölbezwickeln. Besonders reich ist der Bandelwerkstuck in den Gewölben der Seitenkapellen im Chor. Hier sind auch erste Rocaillen sichtbar. Das Stuckkleid des Innenraums von Schöntal zeigt den schnellen Wandel der Stilentwicklung zur Zeit der Régence, deren Vorlagewerke hier von Johann Bauer in höchst innovativer Art abgewandelt sind.

Fresken im Chor und Querhaus
Wie schon beim Stuck, stellt Abt Benedikt auch für die Fresken in Chor und Querschiff bedeutend höhere Anforderungen als noch zehn Jahre vorher im Langhaus. Auch der Freskant Luca Antonio Colomba arbeitet nach einem Bildprogramm des Abtes. Es ist noch umfangreicher als dasjenige des Langhauses. Nur sind jetzt alle Kuppeljoche und auch die Vierungskuppel Bildflächen und damit wesentlicher Bestandteil der Innenarchitektur. Wie im Langhaus, sind auch im Chorbereich alle Kuppelscheitel mit einer grossen Öffnung in den Dachraum versehen. Die Aufgabe, dieses Loch ins Bild einzubauen, löst Colomba in den drei grossen Fresken des Chors mit einer strengen Zentralperspektive. Die Öffnungsabdeckung ergänzt er mit einem zugehörigen Ölbild. An dieser Stelle gähnen heute dunkle Löcher. Die Thematik aller Fresken ist ordensbezogen.

Altäre
Langhaus:
Die vier Alabasteraltäre des Langhauses sind aus der Vorgängerkirche übernommen. Sie stammen aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Im ersten Joch Nord ist der Johannesaltar von 1630, im ersten Joch Süd der Bernhardsaltar von 1641, im zweiten Joch Nord der Passions- oder Kreuzaltar von 1644 und im zweiten Joch Süd der Michaelsaltar von 1643 neu aufgestellt.
Querhaus, hinter dem Chorgitter:
In der Seitennische Nord des Querhauses ist der Apostelaltar von 1640 aufgestellt. In der Seitennische Süd ist es der Stephanusaltar, der 1727/29 ähnlich dem Apostelaltar gefertigt wird. Im Choreinzug stehen zwei Rokokoaltäre, die den hll. Theodor und Justin geweiht sind und 1768 eingerichtet werden.
Chorseitenkapellen:
Der Alabaster-Altar der nördlichen Chorseitenkapelle stammt wieder aus der Vorgängerkirche. Es ist der Dreifaltigkeitsaltar von 1628. Die südliche Chorseitenkapelle ist die Marienkapelle. Ihr Altar stammt erst aus 1790 und enthält ein älteres Andachtsbild der Passauer Maria.
Der Hochaltar:
1773 wird ein neuer Hochaltar durch Johann Michael Fischer[59] aus Dillingen erstellt. Das Säulenretabel des Rokokoaltars deckt mit seinen Ausmassen das letzte Halbjoch des Chores vollständig ab. Der Altar lebt vom Gegensatz der lebhaft gestikulierenden, polierweiss gefassten Figuralplastik zum dunklen, rot marmorierten Retabelhintergrund. Die Figuren von Joseph, Petrus, Paulus und Andreas sind 2,7 Meter hoch. Das Altarblatt mit der Himmelfahrt Mariä wird aus dem Vorgängeraltar übernommen. Es ist ein Werk von Oswald Onghers,[60] das dieser schon 1680 liefert.

SchoentalWappen2  

Wappen und Siegel

Das ursprüngliche Klosterwappen
Zisterzienser kennen schon im 15. Jahrhundert, zusätzlich zu den seit jeher gebräuchlichen Siegeln der Äbte oder des Konventes, ein eigentliches Ordenswappen. Das Zisterzienser-Krapfenband, in Schwarz ein von Silber und Rot in zwei Reihen geschachter Schrägbalken, findet vor allem im deutschsprachigen Raum schnell Verbreitung.[61] Noch im Wappenbuch des Martin Schrot von 1576 wird es als das eigentliche Wappen der Abteien Salem, Kaisheim und Wettingen vorgestellt. In Schöntal wird dieses Zisterzienserwappen im 16. Jahrhundert in Kombination mit dem persönlichen Wappen des Abtes als Herrschaftszeichen verwendet. Abt Johannes IV. verwendet es derart 1586 am Pfistereigebäude (Pistorei). Auch Abt Theobald II. setzt 1617 es so an den Treppenturm der Alten Abtei.[62]
Eigentlich hätten diese Äbte das Wappen schon entsprechend dem kaiserlichen Wappenbrief von 1491 anbringen können.[63] In dieser Wappenverleihung ist der Schild quadriert. In Feld 1 und 4 ist jetzt in Blau ein goldener, rotbekrönter und rotbezungter Löwe «verliehen». Die Felder 2 und 3 enthalten das herkömmliche Zisterzienserwappen. Ein Herzschild zeigt in Rot einen aus dem linken Schildrand kommenden, mit (schwarzer!) Kukulle bekleideten Arm, der einen goldenen Abtsstab in das Feld hält. Auf dem Schildhaupt liegt eine infulierte Mitra auf einer Krone.
Abt Theobald II. lässt dieses Wappen 1621 getreu dem Wappenbrief von 1491 am äusseren Torturm durch die Kern-Werkstatt anbringen. Zwei Engel halten den Wappenschild und die auf der Krone lagernde Mitra mit einer rahmenden Inful. Zu Füssen der beiden Schildhalter sind zwei weitere Wappen angebracht. Optisch rechts ist es das persönliche Wappen des Abtes, in Silber ein aufspringender roter Fuchs, und optisch links ein hier erstmals erscheinende Wappen, das in Silber eine rote zweitürmige Burg zeigt. Es soll das Wappen des Stifters Wolfram von Bebenburg sein.[64]

Die Wappenvermehrungen des Abtes Benedikt
Die unbändige Gestaltungslust des Abtes Benedikt Knittel wirkt sich auch auf das Klosterwappen aus. Wo immer er das «grosse» Klosterwappen verwendet, bereichert er den Schild von 1491 mit neuen Wappenfeldern. Dies ist schon auf dem Stich des Klosters von 1685 festzustellen. Derart lässt er um 1715 auch den Wappenschild an der Fassade der neuen Klosterkirche anbringen. Noch immer ist der Schild quadriert. Nun sind aber anstelle der Wiederholung von Ordenswappen und Löwe in Feld 3 und 4 neue Wappen eingefügt. Das persönliche Wappen des Abtes, der goldene Knüppel, wird Herzschild. Es ersetzt den Kukullen-Arm mit Krummstab, der in Feld 3 verlegt wird. In Feld 4 findet das Wappen des Stifters Bebenburg Aufnahme.
1724 erweitert er das quadrierte Wappen um zwei Felder. Es ist jetzt dreispaltig und geteilt. In Feld 1 bleibt das Zisterzienserwappen. In Feld 2 kommt neu in Gold das rote fünfspeichige Rad für die Herrschaft Aschhausen oder Berlichingen zu liegen. In Feld 3 bleibt der Löwe. In Feld 4 ist weiterhin der Arm mit dem Krummstab enthalten. Neu wird in Feld 5 in Gold ein Eber für die Herrschaft Ebersberg eingefügt. In Feld 6 liegt jetzt das Wappen Bebenberg.
Derart ist der Schild auf dem Grabstein des Abtes Benedikt zu sehen. Wird zusätzlich das persönliche Wappen eingefügt (auf dem Grabstein ist es getrennt), kommt es an der Stelle des Herzschildes als siebentes Feld in die Mitte zu liegen.
Die nachfolgenden Äbte übernehmen dieses «grosse Klosterwappen». Weil aber die Herrschaft Ebersberg 1786 verkauft werden muss, ist auf dem 1787 gebauten Mohrenbrunnen aus Eisenguss der Eber in Feld 5 durch das verdoppelte Rad aus Feld 2 ersetzt. Im Herzschild ist jetzt das Wappen des letzten Abtes Maurus Schreiner zu sehen, dessen Klostername Maurus nicht nur für den Brunnen, sondern auch für den Mohr im Wappen massgebend ist.[65]

Die Siegel
Bedeutend älter als die Herrschaftszeichen der Wappen sind die Siegel. Ursprünglich hat nur der Abt die Befugnis zum Siegeln. Das Generalkapitel des Jahres 1200 in Cîteaux reduziert die zulässigen Siegelmotive auf zwei. Entweder ist es ein Abt mit Stab, oder als Alternative ein Kukullen-Arm mit dem Stab in der Hand. Dieses zweite Siegelmotiv findet 1491 sogar Eingang in den Schöntaler Wappenbrief, obwohl die Schöntaler Äbte noch im 17. Jahrhundert nur das Siegelbild des stehenden oder sitzenden Abtes mit Krummstab benutzen.
1335 erkennt der Papst auch den Konventen ein eigenes Siegel zu. Dieses sollte kreisrund und mit dem Bild der Muttergottes versehen sein. Der Schöntaler Konvent besiegelt die Urkunden mit dem Bild der Muttergottes im Rundsiegel vom 14. bis zum 17. Jahrhundert.
Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts weichen diese heraldisch klaren Siegelbilder laufend ändernden persönlichen Wappendarstellungen. Der Konventsiegel mit der Muttergottes verschwindet sogar vollständig.

Das Krapfenband, Wappen des Zisterzienserordens, hier in Kombination mit dem Wappen des Abtes Theobald II. Fuchs, am Treppenturm der Alten Abtei. Die Richtung des Krapfenbandes ist nicht genormt und kann ausnahmsweise, wie hier, auch schräglinks sein. Foto: Bieri 2018.
SchoentalWappen6
Abt Christoph Haan vereint im Wappenstein am Pfarrhaus Berlichingen noch 1674 seinen persönlichen Wappenschild mit demjenigen des Zisterzienserordens. Er ist hier korrekt als ein in Schwarz von Silber und Rot in zwei Reihen geschachter Schrägbalken dargestellt.
Foto: Peter Schmelzle 2015.
SchoentalWappen1491
Die Wappenverleihung im kaiserlichen Wappenbrief von 1491. Quelle: monasterium.net.
SchoentalWappen1a
Das Klosterwappen des Abtes Theobald II. Fuchs am Torturm. Er übernimmt hier getreu die Vorlage des kaiserlichen Wappenbriefs. Foto: Bieri 2018.
SchoentalWappen3 SchoentalWappen4   SchoentalWappen5   SchoentalWappen7
Abt Benedikt belässt im Klosterwappen das Zisterzienser-Krapfenband und den Löwen. Das Signet der Abtei, der Kukullenarm mit Pedum, verlegt er vom Herzschild in das Feld 3. In Feld 4 kommt das Wappen Bebenburg. In das Herzschild legt er sein persönliches Wappen.
Foto: Bieri 2018.
Der Schild von Abt Angelus Münch über dem Portal des Südflügels enthält mit dem Rad der Herrschaft Aschhausen und mit dem Eber von Ebersberg zwei weitere Felder. Wie schon bei Abt Benedikt legt er das persönliche Wappen in das Herzschild. Foto: Bieri 2018.   Die letzte Stufe der Schöntaler Wappen ist auf dem Eisenbrunnen im Abteihof zu sehen. Abt Maurus Schreiner (M . A. S heisst Maurus, Abt von Schöntal) verdoppelt nach dem Verlust der Herrschaft Ebersberg das Wappen Aschhausen. Der Mohr (für Maurus) im Herzschild ist für den Brunnen namensgebend. Foto: Bieri 2018.   Das Wappen der Abtei Cîteaux gilt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts nicht als Zisterzienserwappen. Mehr zu diesem Thema und der heutigen Verwendung des Wappens durch den Zisterzienserorden hier, beim Anklicken des Bildes.


Pius Bieri 2018



Literatur
Schönhut, Ottmar Friedrich Heinrich: Chronik des Klosters Schönthal. Mergentheim 1850.

Hartmann, Julius und Paulus Eduard der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. (Schönthal Seite 769–821). Stuttgart 1883.

Müller, Gregor P. OCist: Der Convent Schönthal von der Gründung 1157 bis zur Aufhebung 1803 (nach Leypold Aquilin: Prospectus Speciosae Vallis novae et vetreis exhibens a Seaculo XII. usque ad Saeculum XIX.), in: Cistercienser-Chronik Vol. 4 (1892), Seite 1-18, 33-45, 65-74, 97-110, 129-134, 161-170, 200-207, 231-235.
Himmelheber, Georg: Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Oberamtes Künzelsau. Stuttgart 1962.
Brümmer, Johannes: Kunst und Herrschaftsanspruch. Abt Benedikt Knittel (1650–1732) und sein Wirken im Zisterzienserkloster Schöntal. Sigmaringen 1994.
Rückert, Maria Magdalena: Die Säkularisation des Zisterzienserklosters Schöntal, in: Begleitbuch der Ausstellung Alte Klöster – Neue Herren, Seite 449–462. Ostfildern 2003.
Mack, Johannes: Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing, Würzburg 2008.
Rückert, Maria Magdalena: Zisterzienserabtei Schöntal – Geschichte, in: Klöster in Baden Württemberg, Online Ausgabe o. J. (https://www.kloester-bw.de/kloster1.php?nr=134).
Kempter, Georg Friedrich: Kloster Schöntal – Perle des Jagsttales. (PDF-Dokument 2004 der Gesellschaft für Natur und Kunst e.V.).

 

 

Anmerkungen:

[1] Maria ist Hauptpatronin der Zisterzienser-Stiftskirche. Nebenpatrone sind Petrus, Paulus, Andreas und Joseph. Sie ist auch Klosterpatronin (Monasterio B. M. V. de Speziosa Valle). Erst nach der Säkularisation wird der hl. Joseph Hauptpatron.

[2] Schutzbrief vom 15. März 1157 (Digitlisat)

[3] Schöntal liegt damit in der Filiation Cîteaux – Morimond – Bellemont – Lützel (Lucelle) – Neubourg – Maulbronn.

[4] Viele Urkunden sind im Landesarchiv Baden-Württemberg digital gespeichert und abrufbar (Findbuch B 503 I: Schöntal, Zisterzienserkloster: Urkunden bis 1200). Der Klostername wird bis ins 20. Jahrhundert «Schönthal» geschrieben.

[5] Neusass ist in einer halben Wegstunde von Schöntal zu erreichen. Der Ort auf der Wasserscheide zwischen Jagst und Kocher bleibt als Gutshof (Grangie) Besitz des Klosters. Schöntal fördert hier schon im Spätmittelalter eine Wallfahrt zum Heiligenbrünnele von Neusass.

[6] Kaisheim wird 1135 von Lützel (Lucelle) besiedelt und ist um 1300 eines der wohlhabendsten Zisterzienserklöster in Süddeutschland. Zur Reichsabtei Kaisheim und zu Lucelle siehe die Beiträge dieser Webseite (Orte G–M).

[7] Berthold von Henneberg (Kurfürst, Reichserzkanzler und Erzbischof von Mainz 1484–1504) ist Mitstreiter des Königs Maximilian I. bei der Reichsreform am Reichstag in Worms 1495, entzweit sich aber mit dem späteren Kaiser 1502. Über die Übertragung der Schutzvogtei des Reichs an den Mainzer Kurfürsten scheint keine Urkunde überliefert. Das Datum ist deshalb unbekannt.

[8] Das Geschlecht der Berlichingen ist eng mit der Klostergründung verknüpft. Ein Engelhardt von Berlichingen soll 1151 Land für den Klosterbau an der Jagst gestiftet haben, und dabei den Kreuzgang Schöntals als immerwährendes Familienbegräbnis ausbedungen haben. Götz von Berlichingen (1480/81–1562), der noch in der Nähe des Klosters geboren wird, kauft 1517 die Burg Hornberg am Neckar als neuen Familiensitz. Ein Epitaph im Kreuzgang von Schöntal erinnert an den inzwischen zum neuen Glauben übergetretenen «Ritter mit der eisernen Faust».

[9] Theobald I. Koch, aus Amorbach, Abt 1607–1611. Er baut 1609 die neue fünfbogige Jagstbrücke als Klosterzugang.

[10] Theobald II. Fuchs aus Walldürn, Abt 1611–1626. Er baut die Alte Abtei (1617/18) und den Alten Offiziantenbau mit dem Torturm (1617, 1621), sowie den nordwestlichen Eckturm, den «Dicken Turm» (1622). Unter ihm erfolgt 1623 der Beitritt zur Oberdeutschen Zisterzienserkongregation. Interessant ist die Beurteilung dieses wichtigen Bauabtes der endenden Renaissance durch den Historiker Schönhut (1850): «Obgleich die Zeit seiner Amtsführung an 15 Jahre dauerte, so scheint doch nicht viel Bemerkenswertes unter ihm sich ereignet haben».

[11] Der Kongregation gehören im Gründungsjahr 26 Männer- und 36 Frauenkonvente an, die grösste Gruppe bildet die elsässisch-schweizerische Provinz mit sechs Männer- und 17 Frauenkonventen. Die schwäbische Provinz umfasst die Klöster Salem, Kaisheim, Schöntal und Stams in Tirol sowie 11 Frauenkonvente. Siehe auch de.wikipedia.org.

[12] Sigismund Fichtel, auch Fichtlin (um 1577–1633) aus Karlstadt am Main. Abt von Schöntal 1626–1633. Er stirbt im Exil in Stams.

[13] Michael Kern (1580–1649) aus Forchtenberg. Sohn des Baumeisters der Schöntaler Jagstbrücke. Seine Schöntaler Altäre sind in Alabaster gefertigt. Er hat trotz seines protestantischen Glaubens mehrheitlich katholische Auftragsgeber, unter anderem auch die Würzburger Fürstbischöfe. Zu ihm und seinen Werken siehe die Biografie von Gertrud Grädmann (1916) in archive.org_djvu.

[14] Christoph Haan (1607–1675) aus Buchheim. Er lebt 1631-1634 im Exil (Kaisheim, Aldersbach, Stams, St. Urban, Wettingen). Erstmals 1634 in Wettingen zum Abt von Schöntal gewählt, resigniert er nach der Rückkehr 1635 wegen internem Widerstand. 1636 wird er erneut gewählt und bleibt Abt bis 1675. Für die Oberdeutsche Kongregation organisiert er schon 1642 ein Kapitel in Schöntal. Er wird vom Generalvikar mehrmals für Visitationen von Abteien der Kongregation beauftragt. 1646 muss er nochmals flüchten, diesmal nach Salem und St. Urban.

[15] Apostelaltar 1640, Bernhardsaltar 1641, Michaelsaltar 1643 (dieser eher von Sohn Achilles Kern), Passions- oder Kreuzaltar 1644. Sie werden unter Abt Benedikt Knittel, zusammen mit dem Johannesaltar von 1630 und dem Dreifaltigkeitsaltar von 1628, wieder in der neuen Klosterkirche aufgestellt.

[16] Franziskus Kraft (1619–1683) aus Altdorf. Abt von Schöntal 1675–1683.

[17] Benedikt Knittel (1650–1732) aus Lauda an der Tauber. Abt von Schöntal 1683–1732. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.

[18] Angelus Münch (1684–1762) aus Gommersdorf. Abt von Schöntal 1732–1761.

[19] Augustin Brunnquell (1727–1795) aus Lauda an der Tauber. Abt von Schöntal 1761–1784. Er muss 1784 unter Druck resignieren und zieht sich auf Aichhausen zurück. Seine Wahl erfolgt nicht mit der normalerweise erforderlichen Mehrheit von zwei Dritteln. Er wird im vierten Wahlgang auf Empfehlung des Abtes von Kaisheim nur noch mit der relativen Mehrheit gewählt. Die Wahl wird von den Oberen genehmigt.  Den meist negativen und wenig fundierten Beschreibungen der Regierung von Abt Augustin, der offenbar die Ordensdisziplin bei den zu vielen jungen Konventualen nicht durchsetzen kann, ist leider selbst bei ausgewiesenen Historikern mit grösstem Misstrauen zu begegnen.

[20] Maurus Schreiner (1740–1811) aus Stangenroth an der Röhn. Abt 1784–1802.

[21] In Mainz wird von 100 000 Gulden ausgegangen, was dazu führt, dass der Kurfürst und Erzbischof schon 1798 von Schöntal Besitz ergreifen will. Weder bei den Kirchenfürsten noch bei den Äbten oder Konventualen wird zu dieser Zeit ihr Untergang in derart kurzer Zeit geahnt, zu dem bei Schöntal die Fürsten von Würzburg und Mainz kräftig beitragen.

[22] «Beschreibung des Oberamts Künzelsau» 1883, Seite 803.

[23] Alle Zahlenangaben zur jeweiligen Konventstärke entnehme ich dem «Prospectus Speciosae Vallis novae et vetreis exhibens a Seaculo XII. usque ad Saeculum XIX.» (Aus Quellen erstelltes Professbuch der Abtei Schöntal von P. Gregor Müller OCist, in der «Cistercienser-Chronik» 1892 veröffentlicht). Die üblicherweise genannte Zahl von 35 Konventualen anlässlich der Besitzergreifung durch Württemberg wird hier auf 33 korrigiert, weil der Tod zweier Patres (17. Januar 1802 und 24. August 1802) meist nicht berücksichtigt wird.

[24] Die heutige Chororgel ist ein Werk des Hoforgelbauers Joseph Friedrich Baumeister, der sie 1723/24 für die Schlosskirche Ludwigsburg baut. 1798 wird die Schlosskirchen-Orgel durch das noch heute vorhandene Instrument aus der Ordenskapelle ersetzt. Die ausgebaute alte Schlosskirchenorgel kommt später nach Schöntal. 1991 erfolgt ihr Neubau (23/II) im Gehäuse von 1724. Die Bildhauerarbeiten sind vom Ludwigsburger Hofbildhauer Johann Sebastian Zimmermann.

[25] Radierung «VALLIS SPEZIOSA vulgo SCHÖNTHAL» mit handschriftlicher Eintragung: Facta est haec delineatio Monasteri anno 1685. Sub Dno Benedicto abbate et quodam Iconographo …:

[26] Pfortenkapellen sind in jedem mittelalterlichen Zisterzienserkloster nachweisbar. Sie dienen als Laienkirche, da den Laien der Zugang zu Klosterkirche im Mittelalter verwehrt wird. Die Klosterkirche ist nur für die Mönche (im Chor) und für die Konversen oder Laienbrüder (im Schiff) zugänglich. Diese Trennung wird mit dem Rückgang der ursprünglich grossen Konversenzahl und mit ihrer Anerkennung als vollwertige Konventmitglieder spätestens im 16. Jahrhundert aufgehoben und ist zur Barockzeit nicht mehr üblich.

[27] Die Pfisterei wird in Schöntal noch immer nach dem lateinischen Wort Pistrina für Bäckerei als Pistorei bezeichnet.

[28] «Michel Kern · Burger / zu Forchtenberg werckmeister d[i]ser Brucken · 16 . 09». Die Brücke ist 87,5 Meter lang. Die grösste Spannweite beträgt 25 Meter. Das wertvolle Baudenkmal dient leider noch heute auch dem Schwerverkehr. Der Baumeister der Brücke ist Vater des gleichnamigen Bildhauers, der zwischen 1630 und 1644 die Alabasteraltäre der Kirche erstellt.

[29] Die Vogelschauansicht ist in «Schönthal, Beschreibung und Geschichte des Klosters und Seminars, von G. Bossert, Dr. E. Paulus und R. Schmid. Herausgegeben von dem königlich statistisch-topographischen Bureau, Stuttgart 1884» veröffentlicht. Sie wird als «Photographiedruck des alten Klosters nach einem Kupferstich von 1686, welcher zu einer von Abt Knittel verfassten, von uns vergeblich gesuchten Beschreibung der Abtei zu haben scheint» beschrieben.

[30] Für die ersten drei Jahrhunderte der Klostergeschichte sind keine Baunotizen oder Weihedaten überliefert. Aus der unbeholfenen Vogelschauansicht (1884), die das Kloster 1686 zeigt, können keine Rückschlüsse auf die Bauepoche gezogen werden.

[31] Georg Himmelheber (1962) vermutet, dass das Langhaus aus dem 14. Jahrhundert stamme, weil am Turm von 1709/10 Spolien der Gotik verbaut sind. Sie sollen aus den vorgängig abgebrochenen Pfeilern des Langhauses stammen.

[32] Der Konventbau 1701–1707 setzt am Querhaus der alten Kirche an, da erst später ein vollständiger Neubau der Kirche beschlossen wird. Die Südwand des barocken Querhauses ist zum grossen Teil noch die alte gotische Querhaus-Wand. Für das Langhaus des 18. Jahrhunderts werden die alten Fundamente verwendet. Seine Länge beträgt 38 Meter, ohne Türme 30 Meter. Diese Längen sind das maximal mögliche Mass. Das Langhaus ist damit wesentlich kürzer als die gleichzeitig gebauten, benachbarten Kirchen von Bronnbach (1157–1222, 46 Meter) oder Schönau bei Heidelberg (1167–1220, 56 Meter).

[33] Die Masse des Konventrechtecks (mit Stichflügeln) von Bronnbach (um 1180) betragen 56 x 70 Meter. Bei gleicher Breite läge in Schöntal die heutige, um 8 Meter ab Kirchenfassade vorstossende Fassade der Neuen Abtei an gleicher Stelle wie die mittelalterliche Westfassade. Dieser nicht mit der Kirchenwestfassade bündige mittelalterliche Westflügel Schöntals wird durch die beiden Ansichten 1685 und «1686» bestätigt. Nur die Risalite des barocken Westflügels stossen weiter nach Westen vor.

[34] (Johann) Leonhard Dientzenhofer (1660–1707) aus St. Margarethen ob Flintsbach am Inn. Den Vornamen Johann legt er sich erst später zu, was prompt zu Verwechslungen mit seinem jüngeren und bedeutenderen Bruder Johann führt. Dientzenhofer baut in Ebrach 1687–1698 den Klosterneubau, in Langheim 1691–1704 den Abteiflügel. Er ist zur Zeit der Kontaktaufnahme am Klosterneubau in Banz und auf dem Michelsberg in Bamberg, aber auch an Bauten für die Schönborn-Fürstäbte in Bamberg und Gaibach beschäftigt. Vielleicht trifft Abt Benedikt den Baumeister 1698 in Bamberg anlässlich einer Reise zum dortigen Fürstbischof und Mainzer Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn, mit dem er Streitigkeiten schlichten will. Lothar Franz von Schönborn ist Förderer der Brüder Dientzenhofer und könnte die Verbindung sogar hergestellt haben. Zur Baumeisterfamilie Dientzenhofer siehe die Biografien und Werklisten in dieser Webseite.

[35] Heute wird der «Neue Offiziantenbau» zur Hälfte als Apotheke genutzt. Das Haus und sein berühmter Kloster-Weinkeller werden von offizieller Stelle totgeschwiegen. Dauerverwechslungen mit dem «Alten Offiziantenbau» im Klosterareal sind deshalb üblich.

[36] Das Waschhaus ist heute Gasthaus «Zur Post».

[37] Jakob Ströhlein († 1711). Gemäss seiner Grabinschrift stammt er aus Kempten, und nicht, wie üblicherweise angegeben, ais Gmünd.. Von ihm ist ausser seiner Schöntaler Tätigkeit 1701–1706 (als Palier) und 1708–1711 (als Baumeister) wenig bekannt. Repetitiv wird er in der Literatur zu Schöntal als «Schwager» von Leonhard Dientzenhofer bezeichnet. Es muss sich um eine entfernte Schwippschwagerschaft handeln, da der Name Ströhlein bei den Ehegatten der Brüder und Schwestern Leonhards nicht auftaucht.

[38] Es sind Generalakkorde im Umfang von 15 000 Gulden für das Kirchenlanghaus mit den Türmen und rund 35 000 Gulden für die drei Konventflügel. Diese Summen umfassen die Arbeitsleistungen aller am Rohbau Beteiligten.

[39] Im Spanischen Erbfolgekrieg der englischen, niederländischen und kaiserlichen Alliierten gegen Bayern und Frankreich (1701–1714) überschreiten die Truppen des Marschalls Villars 1707 überraschend den Rhein und Neckar. Zwei Kavalleriebrigaden verheeren auch das Jagst- und Taubertal. Bei ihrem Rückzug von Mergentheim quartieren vom 2. bis zum 25. Juli Truppen unter Generalmajor Sezanne im Kloster, dem sie einigen Schaden zufügen (multa damna monasterio intulere). Interessanterweise wird diese Episode von den Historikern Schöntals entweder mit falschen Daten (1706, 1715) oder überhaupt nicht erwähnt, als Grund für den Bauunterbruch nennen sie Finanzprobleme. Diese, wenn überhaupt vorhanden, könnten aber nur mit den hohen Kontributionen an beide Kriegsparteien begründet werden.

[40] Joseph Greissing (1664–1721), Würzburger Hofbaumeister. Der Vorarlberger Greissing ist ursprünglich Stadtzimmermeister. Er baut 1705–1715 die Freipfeilerkirche der Grosscomburg bei Hall, die von einigen Autoren als Vorbild für die Schöntaler Kirche vermutet wird. Sein Palier in Schöntal ist Wolfgang Schilling. Eine Entwurfstätigkeit Greissings für die Türme in Schöntal ist mit «an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen». Siehe zu Joseph Greissing die Biografie in dieser Webseite.

[41] Bernhard Schiesser (1651–1727) aus Windigsteig im niederösterreichischen Waldviertel. Er kommt 1681 aus Prag mit Abraham Leuthner (1639–1701) und dem Schwager von Leuthner, Georg Dientzenhofer (1643–1689) nach Waldsassen. Schiesser ist bis 1689 Palier von Georg Dientzenhofer. 1691 wird er, jetzt verheiratet mit der Witwe von Georg Dientzenhofer, Baumeister der Abtei Waldsassen und damit Nachfolger Leuthners. Schiesser ist nie Schüler oder Mitarbeiter von Leonhard Dientzenhofer. Dieser ist am Kirchenneubau in Waldsassen (1685–1704) nicht beteiligt. Nebst Waldsassen (1681–1704), der Klosterkirche Schöntal (bis 1724) und der Heiliggrabkapelle Schöntal (1716–1718) ist Schiesser auch Baumeister in Schloss Bartenstein (Nordflügel mit Schlosskirche, Planung 1710, Weihe 1716).

[42] Balthasar Knittel (Knüttel), offenbar ein Verwandter des Abtes. Seine Lebensdaten sind nicht bekannt.

[43] Johann Jakob Sommer (1645–1715) aus Künzelsau.

[44] Johann Bauer aus Heidingsfeld bei Würzburg. Seine Lebensdaten sind unbekannt. Er arbeitet vor Schöntal mit Balthasar Esterbauer in der neuen Stiftskirche von Grosscomburg, die Joseph Greissing errichtet. Die Stuckaturen Bauers sind von Pietro Magno (Würzburger Dom) beeinflusst. Im Langhaus stuckiert er 1714–1715 die Gewölbe, 1716–1717 die Pfeiler und Wände, 1724–1725 auch den Chor. Pfeiler und Wände zeigen reifes Bandelwerk.

[45] 1715: Konrad Hoffmann, Maler aus Adelsheim. Von ihm sind keine Lebensdaten bekannt, er scheint auch kein bekannter Künstler zu sein. Er malt 13 kleine Öl-Deckenbilder in den Gewölbeöffnungen des neuen Langhauses und zusätzlich 55 kleine und kleinste Kartuschen- und Gurtbogenbilder. Die kleinformatigen Deckengemälde, die er mit unbekannten Gehilfen durchführt, sind in die Öffnungen der Gewölbescheitel eingelassen und im Schatten der Durchbrüche kaum lesbar.
1717: Christian Thalwitzer (1665–1733), Maler, in Crailsheim wohnhaft. Er malt die 86 Bilder an den Freipfeilern des Chors.

[46] Caspar Bayerschmidt (1687–1763)?, Klosterzimmermann, wohnhaft in Berlichingen. Er richtet 1719 auch den Dachstuhl über der Chorverlängerung auf, nachdem er schon 1713 Ergänzungsarbeiten und (statisch unnötige) Verstärkungen am Dachstuhl der Firma Greissing erstellt hat.

[47] Über diesen Baufehler kursieren wenig erhellende Kunsthistoriker-Mitteilungen. Himmelheber (1962) schreibt von einem «Zersprengen der vier Pfeiler, auf denen die Kuppel errichtet ist» und fügt an, dass die Kuppel «teilweise» wieder abgebrochen werden muss. Dies ist ein Widerspruch in sich, denn ein Nachgeben aller Vierungspfeiler hätte mehr als nur die Kuppel und den Tambour vollständig zerstört. Die Darstellung sieht bei Kempter (2004) völlig anders aus: «1724 zersprengt die Steinkuppel einen der Vierungspfeiler, auf denen sie errichtet ist. Sie muss daher teilweise wieder abgebrochen und durch eine leichtere Holzkuppel ersetzt werden.» Auch hier ist ein Widerspruch vorhanden, denn ein nur «teilweiser» Abbruch einer Kuppel und der anschliessende (Teil?-) Ersatz mit Holz ist konstruktiv nicht möglich. Die Kuppel wird noch im gleichen Jahr von zwei Tiroler Maurermeistern für 2000 Gulden wieder aufgemauert. Diese bauen sicher keine Holzkuppel. Nur die auf die Kuppel aufgesetzte Dachlaterne des Zimmermanns Bayerschmidt ist eine leichte Holzkonstruktion. Restaurierungsberichte, die mehr Licht in die Frage des Baumaterials der Kuppel und in die statischen Nachlässigkeiten des Baumeisters brächten, sind nicht veröffentlicht, so dass noch heute die Kuppel über dem Tambour als Holzkonstruktion bezeichnet wird. Für den Baufehler des Baumeisters Schiessers sind fehlende oder falsch gesetzte Metallanker als Ursache anzunehmen.

[48] Luca Antonio Colomba (1674–1737) aus Arogno, arbeitet 1711–1724 in der neuen Residenz Ludwigsburg. Er übernimmt die Arbeiten in Schöntal für 3939 Gulden. Zum Vergleich: Hoffmann erhält für alle Bilder in den Langhausgewölben 552 Gulden. Zu Colomba siehe die Biografie in dieser Webseite.

[49] G. B. Ferradini. Herkunft und Lebensdaten sind unbekannt. Sein Vorname wird in Schöntal als Giovanni Battista geschrieben, der Mitarbeiter Colombas in Ludwigsburg und Schöntal nennt sich aber Giacomo Bartolomeo Ferradini. Er ist bis 1753 in Württemberg nachweisbar. Quelle: Corinna Höper in «Das Glück Württembergs», Stuttgart 2004. Ob er mit dem in Ludwigsburg ebenfalls tätigen Ferrandini (dort 1736 erwähnt) identisch ist? Dieser soll gemäss Wikipedia erst 1793 gestorben sein.

[50] Christian Fluhr, Flur oder Flurer († 1743). Seine Lebensdaten sind ebensowenig bekannt wie seine Vorgängerbauten, die zu diesem Auftrag geführt haben können. Er wird zeitgenössisch auch mit Fluhrer geschrieben, ist gemäss Akkordvertrag von Bregenz gebürtig, in Berlichingen wohnhaft und muss schon Anfang 1743 verstorben sein. Zum Geburtsort Bregenz bemerkt Norbert Lieb 1967: «Der Meister ist kein Vorarlberger».

[51] Georg Philipp Wenger (1701–1763), Deutschordens-Baumeister in Neckarsulm. Er ist 1745/46 Erbauer des Schlosses Eschenau und seiner Orangerie nach Plänen von Leopoldo Retti.

[52] Die Eckflügel ähnlich Obermarchtal, siehe auch die Darstellung der Neuen Abtei im Stich von Georg Friedrich Weigand um 1720, oder im Deckenfresko des zweiten Hochchor-Joches, das Luca Antonio Colomba 1724 malt.

[53] Leonhard Dientzenhofer gliedert Klosterbauten noch in Banz (1707) horizontal. So ist sein dreigeschossiger Entwurf von Schöntal (ohne viergeschossige Risalite) auch in Stich und Fresko festgehalten. Die neue, nun schon spätbarocke Gestaltung kann nicht von ihm stammen. Einfluss auf die neue, spätere Gestaltung haben sicher die Abteibauten von Joseph Greissing in Ebrach (1715) oder sein Ebracher Amtshaus in Burgwindheim (1720).

[54] J. L. Deysinger oder Daysinger, Deyssinger. Es dürfte sich um denjenigen Maler handeln, der 1743 die Deckengemälde der Bibliothek in der Zisterzienserabtei Langheim malt. Er wird dort als Johann Leonhard Daysinger geführt. Johann L. (Leonhard?, Leopold? Lorenz?) Daysinger ist vorher im Bambergischen und in Rudolfstadt tätig. Der in der Schöntaler Kunstgeschichte erwähnte Johann Ludwig Deysinger ist unbekannt. Bekannt ist nur der in Südmähren und Niederösterreich wirkende Johann Leopold Daysinger (1701–1788).

[55] Zu G. B. Ferradini siehe die Anmerkungen oben. Das Bild stellt den Triumph der Katholischen Kirche dar. Es ist begleitet von den vier Jahreszeiten.

[56] Franz Erasmus Quirin Asam (1720–1795), Sohn von Cosmas Damian Asam. Er geht bei seinem Vater in die Lehre, entzweit sich aber dann mit ihm und wird zum jungen Tunichtgut. Im Gegensatz zu seinem Vater wird er auch kein Freskomaler, er malt fast immer in Öl. Um 1750 zieht er nach Bamberg, von wo ihn Abt Angelus 1754 und 1755 nach Schöntal holt. Schöntal wird zum Schaffens-Schwerpunkt des unglücklichen Sohnes. In seinen letzten zwölf Lebensjahren ist er gelähmt. Inzwischen völlig mittellos, findet er eine Bleibe im Kloster Schöntal, wo er mit 75 Jahren stirbt.

[57] Hallenkirchen mit Freipfeilern in der Nähe Schöntals sind: Heiligkreuzkirche Schwäbisch Gmünd (begonnen 1351), St. Michael in Schwäbisch Hall (1427), Heiliggeistkirche Heidelberg (1398–1441). Die Vorbildfunktion der Freipfeilerhalle führt letztendlich auch zur barocken Wandpfeilerhalle, erstmals 1610/17 in Dillingen. Barocke Umbauten von spätgotischen Freipfeilerhallen sind allerdings auch im Werk der Dientzenhofer zu finden. So baut Wolfang Dientzenhofer 1700–1702 die Karmelitenkirche in Straubing um.

[58] Beziehungen des Abtes Benedikt zum adeligen Ritterstift in Grosscomburg sind zwar, wie die späteren Beizüge von Baumeister Joseph Greissing und Stuckateur Johann Bauer zeigen, vorhanden. Die Kirche Grosscomburg ist aber zum Zeitpunkt des Akkords mit Dientzenhofer noch nicht begonnen. Kontakte von Dientzenhofer zu Greissing sind nicht nachgewiesen. 

[59] Johann Michael Fischer (1717–1801) aus Veitshöchheim, seit 1746 in Dillingen ansässig. Vermutlich Schüler von Johann Wolfgang van der Auwera.

[60] Oswald Onghers (1628–1706) aus Mechelen, seit 1663 fürstbischöflicher Hofmaler in Würzburg. Siehe die Biografie in der Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Oswald_Onghers).

[61] Das Krapfenband ist vermutlich das persönliche Wappen des Ordens-Mitgründers Bernhard von Clairvaux. Clairvaux führt dieses Wappen noch im 18. Jahrhundert. Es ist bei den Zisterzienser im deutschsprachigen Bereich noch im 18. Jahrhundert, einzeln oder kombiniert, an Gebäuden, auf Gemälden und auf Stichen das meistverbreitete Wappen. Es wird vielfach, aber falsch, in den bildlichen Darstellungen der Oberdeutschen Kongregation mit Cistercium (Cîteaux) untertitelt. Denn das Wappen der Mutterabtei Cîteaux ist bis zur Säkularisation nicht das Zisterzienserwappen, sondern eine Ableitung des Wappens der Burgunderherzöge. Leider wird heute vom Zisterzienserorden nicht das alte Krapfenband, sondern das (auch heraldisch problematische) Wappen der ehemaligen Abtei Cîteaux als Zisterzienserwappen propagiert. Mehr dazu siehe in der Bildinformation «Das Zisterzienserwappen und das Wappen Cîteaux im 18. Jahrhundert».

[62] Siehe www.welt-der-wappen.de (Wappen 1617 und 1586).

[63] Wappenbrief 1491 für Schöntal siehe www.monasterium.net.
Wappenverleihungen gegen Geld sind im 15. und 16. Jahrhundert üblich, die Verleihung erfolgt auf Bestellung. Der goldene Löwe in Blau im Wappen Schöntal kann eine Erfindung sein und muss keine Bedeutung haben. Der Löwe ist das meistverwendete Wappentier. Der in der Literatur angeführte Zusammenhang mit der völlig anderen Löwendarstellung im Stauferwappen ist unglaubhaft. Das Herzschild mit dem Krummstab im Arm ist ein weitverbreitetes Siegelsignet der Äbte und darf, auch wenn es später in das Klosterwappen aufgenommen wird, nicht als «das eigentliche Klosterwappen» bezeichnet werden. Dies ist es hingegen in Kaisheim, wo es als Wappen des Konventes (in Schwarz ein Arm mit der weissen Zisterzienserkukulle, der einen goldenem Stab hält) tatsächlich Klosterwappen ist. Siehe zu den Wappen von Kaisheim die Bilddokumentation unter:www.sueddeutscher-barock.ch

[64] Zu diesem Schild siehe auch www.welt-der-wappen.de.

[65] Mehr zum Wappen siehe in www.welt-der-wappen.de.

 

 

 

 

 

 

 

 

 



  Ehemalige Zisterzienserabtei Schöntal  
  Schoental1821  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Schöntal an der Jagst
Baden-Württemberg

Zisterzienserabtei Schöntal
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Würzburg   1700
Bauherr und Bauträger
Knittel   Abt OCist Benedikt Knittel
      (reg. 1683–1732)
      Abt OCist Angelus Münch
      (reg. 1732-1761)
 
 
  Schöntal 1821 mit Jagstbrücke, Heiliggrab-Kapelle und Kloster, in einer Lithographie von Ambros Ganz. Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart.   pdf  
   
SchoentalA1
Schöntal aus Nordwest (von oben), 2008 von Rosenzweig für die Wikipedia fotografiert.
   
SchoentalLageplan
Lageplan der Zisterzienserabtei im Zustand des späten 18. Jahrhunderts. Für Erläuterung und Vergrösserung bitte anklicken.  
(mit Nummern-Angaben für die Standortsuche im Lageplan oben):
SchoentalA1b
Die Nordumfassung mit dem Turm der Pfortenkapelle [7], dem Torturm [6] dem alten Offiziantenbau [5] und dem markanten «Dicken Turm» [4], dahinter die Klosterkirche. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA2
Die mittelalterliche Pfortenkapelle [7], das älteste noch bestehende Bauwerk. Sie steht im Zwingerbereich zwischen dem neuen Torturm und dem altem Torhaus. Im Mittelalter liegt sie deshalb ausserhalb der Klostermauern. Sie dient gemäss dem Gebrauch der Zisterzienser als Leutkirche und ist heute evangelische Pfarrkirche. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA3
Der Torturm [6] von 1621 ist noch heute Hauptzugang. Er wird von Abt Theobald Fuchs gebaut, der auch das grosse Klosterwappen über dem Torbogen anbringt. Die darüber in einer Nische stehende Mondsichelmadonna ist ein Werk von 1660. Foto: Holger Uwe Schmitt 2017 in Wikipedia.  
SchoentalWappen1
Abt Theobald Fuchs lässt durch die Bildhauerwerkstatt Kern 1621 den prunkvollen Wappenschild für den neuen Torturm anfertigen. Zwei Engel halten das Wappen des Klosters, das detailgenau nach dem 1491 ausgefertigten Wappenbrief erstellt ist. Darunter sind rechts das Wappen des Abtes und links das Stifterwappen Bebenburg zu sehen. Mehr zu den Wappen Schöntals siehe im letzten Textabschnitt. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA7
Das innere Torhaus [8] mit seinen Treppengiebeln ist ein Bau mit Kern um 1500. Es ist hier von innen gesehen. Links schliesst die ehemalige Schweizerei [9] des frühen 16. Jahrhunderts an. Die Gebäudegruppe bildet ursprünglich, zusammen mit der Pfortenkapelle, den nördlichen Abschluss des Klosterbezirks. Foto: Xoxolati in Wikipedia.  
SchoentalA6
Ein Blick in den äusseren Klosterhof mit dem tiefer gelegenen Familiarenbau [10] von 1627/29. Im Hintergrund sind das Dach der Schweizerei und der «Dicke Turm» zu sehen. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA4
Durch die «Alte Abtei» von 1617/18 [11] führt der dritte Tordurchgang. Der Besucher gelangt hier vom äusseren Klosterhof in den Abteihof. Ursprünglich sind die beiden Höfe vollständig getrennt, da ein Galeriebau die «Alte Abtei» mit der Vorgängerkirche verbindet. Diese Trennung fällt wahrscheinlich schon 1697 mit dem Archivbau (links im Bild) weg, dem ersten Bauwerk von Abt Benedikt Knüttel.
Foto: Bieri 2010.
 
SchoentalA5
Der Durchgang durch die «Alte Abtei» von der Seite des Abteihofes gesehen. Renaissance-Volutengiebel der Zwerchhäuser über den Tordurchgängen und manieristisch gestaltete Tore der «Alten Abtei» zeigen beidseitig, trotz (oder wegen?) des ursprünglichen Zwecks als Marstall, eine selbstbewusste und anspruchsvolle Haltung aus.
Foto: Bieri 2018.
 
SchoentalA8
Der Abteihof mit dem Winkelgebäude der «Alten Abtei» [11] im Hintergrund. Wie die Zwerchhäuser haben die beiden Giebelabschlüsse reiche, dreigeschossige Volutengiebel der deutschen Renaissance. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA9
Das Pfisterei (Bäckerei) oder, wie sie in Schöntal genannt wird, die Pistorei [12a] liegt noch am Abteiplatz. Das stark umgebaute Gebäude ist ein Bau von 1585. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA10
Den Südabschluss des Abteiplatzes bildet ein Wagenschuppen [19] von 1682/86, mit Durchfahrt. Das Gebäude schliesst rechtwinklig an Pfisterei und Mühle an. Fotografie der Südseite, Richtung Osten. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA11
Die fünfbogige Brücke über die Jagst nimmt noch heute den Verkehr auf. Die Jagsttal-Strasse wechselt beim Kloster die Flussseite und führt durch das ehemalige Klosterareal. Von der Abtei Schöntal 1609 für sichere Transportwege gebaut, ist heute der Verkehr für das alte Bauwerk zum Fluch geworden. Die Aufnahme zeigt den Blick auf das Brückenbauwerk und die weithin sichtbare Heiliggrab-Kapelle.
Foto: Christian Spannagel 2005.
 
Konvent- und Kirchenneubau
 
SchoentalGrRiss
Grundriss des Erdgeschosses von Kirche und Konventbau. Überarbeitung der Zeichnung von Sandor Kasper in «Kunstdenkmäler des ehemaligen Oberamtes Künzelsau».  
Grundriss1906
Grundriss (in zwei Ebenen) und Längsschnitt der Stiftskirche aus «Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg, III. Band: Jagstkreis» Esslingen 1906.  
SchoentalA13
In einer ersten Bauetappe lässt Abt Benedikt 1701–1707 den Ostflügel bauen. Er wird noch an das Querhaus der mittelalterlichen Kirche angeschlossen, wovon die zwei Strebepfeiler an der Naht zur Kirche zeugen. Hinter ihnen befindet sich eine Wendeltreppe der Vorgängerkirche (siehe auch oben im Grundriss). Der Neubau von Querhaus, neuem Chor und Altarraum wird zehn Jahre später begonnen. Ansicht vom höhergelegenen Konventgarten. Foto: Bieri 2010.  
SchoentalA14
Das ansteigende Niveau hinter dem Ostflügel und Chor wird mit einer Terrassierung gelöst. Der höhergelegene Konventgarten ist mit einer Freitreppe erreichbar. Blick vom Erdgeschossniveau zum Chor. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA12
Die imposante, dreigeschossige Kirchenfassade wird 1708–1710 gebaut und noch bis 1714 mit Figuren versehen. Sie entspricht wahrscheinlich noch dem Entwurf Leonhard Dientzenhofers, das dritte Geschoss ist aber eine Zugabe von Baumeister Schiesser. Zusammen mit Joseph Greissing ist er auch Gestalter der Doppelturmzone und der Attika.
Foto: Bieri 2018.
 
SchoentalInschriftKircheSockel
Sockelinschrift zur Grundsteinlegung an der Kirchenfassade links. Die lateinische Inschrift ist in der sechsten Zeile durch Deutsch unterbrochen. Alle Zeilen sind auch als Chronogramm zu lesen. Jede dieser Zeilen ergibt DMCCVIII oder 1708. Diese Sockelinschrift ist eine von drei gleichwertigen Chronogrammen am Fassadensockel, die nur eine kleine Gruppe der vielen lateinischen und deutschen Verse des Abtes Benedikt Knüttel bilden.
Foto: Bieri 201
 
SchoentalA15
Die repräsentative dreigeschossige Fassade des Abtei-Westflügels ist mit Eck- und Mittel-Risaliten gegliedert. Risalite und Gliederung der Fassade mit Kolossal-Pilastern sind Gemeinsamkeiten mit dem barocken Schlossbau. Der Westflügel wird erst 1737–1743 gebaut. Baumeister und vielleicht auch Planer ist Christian Fluhr. Foto: Bieri 2018.  
Schoentala16
Der Mittelrisalit der Westfassade. Eine Freitreppe führt zum Hauptportal, über dem das Wappen des Abtes Angelus Münch angebracht ist. Ein zweigeschossiger Aufsatz mit geschwungenem Giebelgeschoss betont den Mittelrisalit. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalA18
Das Hauptportal am Westflügel. Auf dem Gebälk steht das von einem Doppeladler gefasste ovale Wappenschild des Abtes Angelus Münch. Die Schildbekrönung besteht aus Fürstenkrone, infulierter Mitra und zwei Krummstäben. Zum Wappen siehe den Text «Die Wappenvermehrungen des Abtes Benedikt». Die Rokoko-Doppeltüre von 1745 aus Eiche ist vollständig mit Schnitzereien überzogen. Sie ist eine Kopie, das Original ist im Württembergischen Landesmuseum. Foto: Bieri 2010.  
SchoentalA17
Der südliche Eckrisalit. Die Eckrisalite (auch als Eckpavillons bezeichnet) sind jeweils ein Geschoss höher und mit Mansard-Dächern gedeckt. Foto: Bieri 2018.  
Die Altäre im Chor- und Querhausbereich  
Nummerierung siehe Grundrissplan  
SchoentalAltar1
Der Hochaltar (1773) ist ein Werk von Johann Michael Fischer aus Dillingen. Vom beginnenden Klassizismus (im gleichen Jahr verbannt der Zisterzienserabt von Salem den Barock aus dem Münster) ist in Schöntal glücklicherweise noch nichts zu spüren. Als Altarblatt dient dasjenige des Vorgängeraltars, eine Mariä Himmelfahrt von Oswald Onghers (1680). Das bekrönende Wappenschild zeigt ein gespaltenes Herzschild mit den Wappen zweier Äbte, weil der Altar erst 1787 vollendet wird und die beiden Äbte Augustin Brunnquell und Abt Maurus Schreiner beteiligt sind. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalAltar2
Der nördliche Seitenaltar [2] ist dem hl. Theodor von Euchaita gewidmet.
Foto Bieri 2018.
 
Die beiden Rokokoaltäre an den Vierungspfeilern des Choreinzugs werden in der Kunstgeschichte praktisch totgeschwiegen. Nur Himmelheber (1962) beschreibt sie und erwähnt ihre Erstellung 1768. Altarbauer, Bildhauer und Maler werden nicht genannt. Die Art spricht aber ebenfalls für Johann Michael Fischer aus Dillingen. Die ursprünglichen gläsernen Reliquienschreine werden schon 1805 entfernt und erhalten unpassende Abdeckungen. Beide Altarblätter sind mit dem Wappenschild von Abt Augustin Brunquell bekrönt. Die Gemälde sind stark übermalt und künstlerisch ohne Bedeutung.  
SchoentalAltar3
Der südliche Seitenaltar [3] ist dem hl. Justin gewidmet. Foto Bieri 2018.  
SchoentalAltar4
In der Chor-Seitenkapelle Nord [4] steht der Dreifaltigkeits-Altar, 1628 von Michael Kern geschaffen und 1727 in der neuen Kapelle wieder aufgestellt. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalAltar5
Die südliche Chor-Seitenkapelle [5] beherbergt den Marienaltar. In einem Altar von 1790 wird eine Kopie des Passauer Maria-Hilf-Bildes von Cranach eingefügt. Beide Kapellen weisen ausgeprägten Régence-Stuck auf. Foto: Bieri 2018.  
Altäre im Langhaus  
Nummerierung siehe Grundrissplan  
Von sechs Alabaster-Altären der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus der Kern-Werkstatt lässt Abt Benedikt zwei im Chor- und Querhausbereich (Dreifaltigkeitsaltar und Apostelaltar) und vier an den vorderen Pfeilern des Langhauses wieder aufstellen. Damit zeigt er den grossen Respekt vor den Leistungen der Forchtenberger Bildhauerwerkstatt, deren Arbeiten noch den Geist der Renaissance atmen.  
SchoentalLanghausaltar1
Der Johannesaltar [8], 1630 von Michael Kern, steht am ersten Langhauspfeiler Nord. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalLanghausaltar2
Der Bernhardsaltar [9], 1641 von Michael Kern, steht am ersten Langhauspfeiler Süd. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalLanghausaltar3
Der Passionsaltar, [10] am zweiten Langhauspfeiler Nord, 1644 von Michael Kern geschaffen, hat seinen Renaissance-Auszug eingebüsst. Dieser wird bei der Wiederaufstellung 1725 durch einen barocken Auszug ersetzt. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalLanghausaltar4
Der Michaelsalter [11] von 1643 am zweiten Langhauspfeiler Süd wird Achilles Kern zugeschrieben. Er ist der einzige der Kern-Altäre, der in den Frühbarock weist.
Foto: Bieri 2018.
 
In den ehemaligen Konventgebäuden  
SchoentalTreppe1
Das Treppenhaus der Neuen Abtei ist eine überraschend beschwingte, bühnenhafte Rokokoarchitektur. Es ist ein Holzeinbau, erstellt 1745 von einem Zimmermann nach dem Modell eines Malers. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalTreppenhaus2
Der Blick nach oben zeigt die immer enger werdenden Deckenöffnungen. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalTreppenhaus3
Das Deckenfresko des Treppenhauses stellt den Triumph der katholischen Kirche dar. Die Personifikation der Kirche weist auf das zentrale Kirchenmodell, das der Heiliggrabkapelle gleicht. Unten huldigen die Völker der Erde. In den Zwickelbildern sind die vier Jahreszeiten dargestellt. Das Gemälde wird 1745 von G. B. Ferrandini gemalt. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalTreppenhaus4
Der ehemalige Eingang zu den Abteiräumen im ersten Obergeschoss des Treppenhauses ist mit einem prachtvollen schmiedeisernen Rokoko-Gitter (innen mit «Heilbrun/CCM 1766 IF» beschriftet) abgeschlossen. Im Bogensegment prangt der Wappenschild des Abtes Augustin Brunnquell. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalKonvent1
Eine Kostbarkeit im ersten Obergeschoss ist ein kleiner Raum am Südende des Ganges. Er wird als Ordenssaal bezeichnet, weil der eine Täfelung mit kleinen Ölbildern von Ordensleuten enthält. Auf 302 Bildtafeln ist jeder religiöse Orden, vor allem aber alle Abarten von religiösen Kongregationen des 18. Jahrhunderts durch je eine Person in Ordenstracht dargestellt. Die Stichvorlagen liefert ein 1756 erschienenes Werk von P. Hippolyt Helyots. Foto: Bieri 2003.  
SchoentalKonvent2
Abt Benedikt ist berühmt für seine Knüttelverse. Solange er die Bauten von ihm errichtet sind, versieht er sie mit geistreichen und meist auch humorvollen Versen und Chronogrammen. Dies nicht nur an der Kirche, auch in den Supraporten von 31 Türen im Ost- und Südflügels.  
Im 1701 begonnenen Teil des Ostflügels, in der südlichen Fortsetzung des Kreuzgangs im Erdgeschoss, ist die erste Türe nach dem Treppenhaus «Ad Arrium» beschriftet. Der Eingang zu den Aborten ist damit mit dem Namen des «gottlosen» Arius versehen, worauf auch die Schlusszeile hinweist. Die Verse beziehen sich in barocker Unverblümtheit auf Tätigkeiten in der Latrine. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalKonventK3
Die meisten Eingänge sind Heiligen gewidmet. So auch die nächste Tür. Sie ist mit «Ad S. Ephraem» beschriftet, führt aber, wie die Verse unzweifelhaft hinweisen, in den Kerker. Foto: Bieri 2018.  
SchoentalKonventK4
Leonhard Dientzenhofer beginnt 1706 mit dem Neubau der nördlichen Hälfte des Ostflügels. Er muss sich verpflichten, den Kreuzgang des 16. Jahrhunderts nach alter Manier wieder herzustellen und vor allem die 17 Epitaphien und 11 Grabplatten von Mitgliedern der Familie Berlichingen an alter Stelle wieder einzufügen.  
Auch das Grabmal des Götz von Berlichingen († 1562) ist hier zu finden. Er kniet in Rüstung auf seinem Handschuh vor einem Kruzifix. Noch bevor der Ritter mit der eisernen Faust durch Goethe berühmt wird, setzt ihm Abt Benedikt auf einer Bronzeplatte an der gegenüberliegenden Wand mit Versen ein Denkmal. Foto: Bieri 2018.