Die Wandbilder im ersten Obergeschoss
Der um den Innenhof umlaufende Gang ist mit 63 Leinwandbildern in Stuckrahmen ausgestattet. Maler sind Johann Ulrich Schellenberg (1709–1795) aus Winterthur und Johann Joseph Kauffmann (1707–1766), der Vater von Angelika Kauffmann. Schellenberg malt die Landschaften des Bodensees, Kauffmann die Ideallandschaften. 1937 werden 13 fehlende Gemälde neu gemalt. Als Vorlage nimmt der Maler Walter Maschke (1913–2007) originale Gemälde im «Braunen Zimmer». Die Stuckrahmen sind Arbeiten der Feuchtmayer-Werkstatt.

Gemälde «Tettnang mit dem Neuen Schloss»
1937 auf Grund eines Gemäldes (um 1760) von Johann Ulrich Schellenberg durch Walter Maschke gemalt.
Das Landschaftsgemälde zeigt, gerahmt durch eine an Arkadien erinnernde Landschaftsszene mit flötenspielendem Schäfer, Tettnang mit Altem und Neuen Schloss von Westen. Im Hintergrund sind die Vorarlberger Voralpen sichtbar.

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Die Meister des Bauwerks
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
Fr. Christoph Gessinger OSB (um 1650–1734) Köln? ok   Baumeister-Architekt 1712   1720
Maximilian von Welsch (1671–1745) Kronach Franken ok   Baudirektor ~1720   ~1720
Johann Michael Rottmayr (1654–1730) Laufen an der Salzach Rottmayr   Maler, Freskant 1720   1720
Johann Rudolf Byss (1660–1738) Solothurn ok   Maler, Freskant 1721   1721
Jakob Emele (1707–1780) Stafflangen bei Schussenried ok   Baumeister 1754   1758
Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770) (Wessobrunn) Linz JosephAntonFeuchtmayer   Bildhauer, Stuckateur 1758   1760
Johann Georg Dirr (1723–1779) Weiheim     Bildhauer, Stuckateur 1758   1760
Andreas Moosbrugger (1722–1787) Schoppernau Vorarlberg     Stuckateur 1758   1761
Franz Martin Kuen (1719–1771) Weissenhorn Wikipedia   Maler, Freskant 1758   1758
Johann Joseph Kauffmann (1707–1766) Schwarzenberg Vorarlberg Wikipedia   Maler 1758   1761
Johann Rudolf Schellenberg Winterthur SIK   Maler 1759   1760
Franz Anton Dick (1724–1785) Ratzenried bei Isny     Maler 1760   1769
Andreas Brugger (1737–1812) Gattnau bei Kressbrunn ok   Maler, Freskant 1764   1772
Johann Kaspar Gigl (1737–nach1783) Wessobrunn Wikipedia   Stuckateur 1769   1769

Neues Schloss Tettnang

Die Grafen von Montfort im 18. Jahrhundert
Vom ehemals mächtigen vorarlbergischen Grafengeschlecht, mit Kernbesitz im östlichen Bodenseeraum bis ins Sarganserland, verbleiben seit dem 16. Jahrhundert nur noch die Herrschaften Tettnang und Argen, die als Grafschaft Montfort fortleben.[1] Während des Dreissigjährigen Krieges steigt die schon vorhandene hohe Schuldenlast des Hauses Montfort unter Graf Hugo XVIII. (1599–1662)[2] nochmals an, zudem zerstören 1633 schwedische Truppen die Burg in Tettnang. 1667 baut Johann VIII. (1627–1686) stadteinwärts ein neues Schloss. Der schlichte Neubau wird durch den Bregenzer Baumeister Michael Kuen gebaut. Es ist das heutige Rathaus der Stadt Tettnang. 1686 übernimmt der noch minderjährige Anton III. (1670–1733) die Regierung. Obwohl er 1693 eine nicht unbemittelte Gräfin von Thun heiratet, erhöhen sich aufgrund seiner übermässigen Kunstliebe, dem Verkehr am Wiener Hof und dem damit verbundenen Hang zur Pracht die Schulden des Hauses Montfort laufend. Graf Anton III. ist in dieser Beziehung ein typischer Montfort. Er baut, als wie wenn sich das Geld wunderbar vermehren liesse. In Langenargen stiftet er ein Kapuzinerkloster, stellt das Schloss Argen wieder her, baut in Langenargen eine neue Pfarrkirche und ein neues Spital. 1712 wagt er sich an das grösste Bauvorhaben. Er beauftragt den Benediktinerfrater Christoph Gessinger aus Isny mit dem Bau einer neuen Residenz, an Stelle der im Dreissigjährigen Krieg zerstörten Burg. 1724 überträgt Graf Anton III. seinem Sohn Ernst Maximilian (1700–1758) die Regierungsgeschäfte. Dieser lässt noch die Hofkapelle vollenden und stellt den weiteren Ausbau ein, die Schuldenlast ist zu gross geworden. Auch eine Ausweitung der montfortischen Münzproduktion hilft nicht, sie trägt lediglich dazu bei, dass der Geldverkehr in Süddeutschland 1726 praktisch zusammenbricht.[3] Auch der nun regierende Sohn Ernst setzt das lockere Schuldenmachen fort. Sie belaufen sich inzwischen auf die schwindelerregende Höhe von 450 000 Gulden. Als wie wenn dies nicht schon genug wäre, brennt 1753 das Neue Schloss vollständig aus. Den Wiederaufbau leitet Franz Xaver (1722–1780), der 1759 die Regierung antritt. Ein österreichisches Darlehen von 500 000 Gulden, verbunden mit der Anwartschaft auf die ganze Grafschaft, erlaubt ihm den Wiederaufbau der Residenz.[4] Das prächtige Gebäude ist 1770 fertiggestellt. 1779 sind die Schulden auf 1 150 000 Gulden angestiegen. Franz Xaver von Montfort verkauft jetzt die Herrschaft gegen Schuldenerlass an Österreich, das die Herrschaft 1780 antritt. Im gleichen Jahr stirbt er kinderlos. Das Haus Montfort erlischt 1787 mit dem Tod seines ebenfalls kinderlosen Bruders Anton VI.[5] Das Wappen der Grafen von Montfort ist seit 1918 das Landeswappen von Vorarlberg.

Das Neue Schloss in Tettnang
Graf Anton III. beauftragt 1712 den Benediktinerfrater Christoph Gessinger (1670–1735) aus Isny, der soeben für den Konstanzer Fürstbischof die Meersburger Residenz erstellt hat, auch in Tettnang ein neues Schloss zu erstellen. Es soll auf den Hügelsporn südwestlich der Stadt, an die Stelle der alten, im Dreissigjährigen Krieg zerstörten Burg gebaut werden. Nicht die zeitgemässen Dreiflügelanlagen mit Ehrenhof, sondern die süddeutschen Schlossbauten des 17. Jahrhunderts, geschlossene Vierflügelanlagen mit Ecktürmen, sind Vorbilder des Grafen.[6] Gessinger lehnt sich aber mit den diagonal angesetzten erkerartigen Ecktürmen nicht an diese Vorbilder an, sondern an die ihm bekannten Ecktürme der Benediktinerresidenzen in Ochsenhausen und Kempten. Für die vier repräsentativen Treppenhäuser in den Innenhofecken ist der ebenfalls veröffentlichte Louvre-Plan des Gian Lorenzo Bernini Vorbild. 1665 kommt er als Stich von Jean Marot in den Handel. Man darf annehmen, dass ihn Gessinger und Graf Anton kennen.[7] Die Fassadengliederung mit Kolossalpilaster, ähnlich wie am Neuen Schloss in Meersburg, zeigen die profunden Kenntnisse Gessingers der Architektur Berninis und auch der neuesten Wiener Architektur.[8]
1713 wird mit dem Neubau begonnen. Durch die 1717 erfolgte Heirat seiner Tochter Maria Theresia mit einem Neffen des kurmainzischen Erzbischofs Lothar Franz von Schönborn, dem Bauherrn von Pommersfelden, kommt Graf Anton in Verbindung mit dem Künstlerumkreis der ebenfalls dem «Bauwurmb» verfallenen Schönborns. Der Hofmaler und Freskant der Schönborns, Johann Rudolf Byss (1660–1738), der soeben das grosse Deckengemälde in Pommersfelden vollendet hat, kann 1721 als Maler und Freskant verpflichtet werden. Maximilian von Welsch (1671–1745), der Architekt der Schönborns, liefert Entwürfe für den Innenausbau. Selbst der berühmte Wiener Hofmaler Johann Michael Rottmayr (1654–1730) ist 1720 anwesend. ist Aus dem Umkreis der Schönborns kommen auch die Stuckateure Lucchi und Göz. Aber auch Einheimische werden beigezogen. So erstellt der junge Joseph Anton Feuchtmayer 1724–1725 Stuckaturen. Mit dem Neubau des um 1731 fertiggestellten Schlosses ist aber die Schuldenlast so gewachsen, das Graf Anton III. sich nach Schloss Argen und dann nach Salzburg zurückziehen muss, wo er 1733 stirbt. Graf Ernst Maximilian  von Montfort führt jetzt die Regierungsgeschäfte. Er muss im November 1753 erleben, dass ein Grossbrand das Schloss verwüstet und die Innenräume mit den Werken aller Stuckateure, Maler und Bildhauer in weniger als fünf Stunden zerstört werden. Nur wenige Bilder, das Archiv und der Weinkeller können gerettet werden.

Wiederaufbau 1754–1772
Der jetzt wieder im Alten Schloss lebende Graf zieht 1754 den Schussenriedener Baumeister Jakob Emele (1701–1780) als Gutachter bei und erteilt ihm 1755 den Auftrag zum Wiederaufbau. Nur mit Hilfe des grossen österreichischen Darlehens kann überhaupt begonnen werden. Das Darlehen ist auch mit dem Verzicht auf die Herrschaft zugunsten des Sohnes Franz Xaver verbunden. Der Wiederaufbau kommt schnell voran. Emele ändert am Bau wenig, nur der wenig harmonische halbkreisförmige Kapellenanbau in der Nordwestfassade ist sein Werk. Schon 1758 ist der Innenausbau in vollem Gange. Ausschliesslich das erste Obergeschoss wird aber voll ausgebaut. Graf Franz Xaver holt dafür die besten Künstler des Bodenseeraumes. Sie vollenden bis 1772 die Ausstattung des 1. Obergeschosses.

Die Meister der Rokokoräume
Es sind Joseph Anton Feuchtmayer (1696–1770) und sein Werkstattpartner Johann Georg Dirr (1723–1779), die 1758–1760 den Rocaillestuck in den der Stadt zugewandten Appartements, in den zugehörigen nördlichen Treppenhäusern und in den Zimmern des südlichen Eckbereiches erstellen. Sie sind, immer zusammen mit dem Gesellen Joseph Scheffler (1700–1783), auch die Meister der drei Eckkabinette in den Türmen, dem Bilderkabinett, dem grünen Kabinett und dem Vagantenkabinett. Den Stuck der südlichen Treppenhäuser und in einigen Zimmern des Südwestbereiches erstellt um 1760 der Vorarlberger Andreas Moosbrugger (1722–1787). Erst 1769 stuckiert Johann Caspar Gigl (1737–1783) den Mittelsaal im südöstlichen Flügel und die Kapelle im nordwestlichen Flügel.
Als ersten Maler beruft Graf Franz Xaver den Maler von Weissenhorn, Franz Martin Kuen (1719–1771). Der Schüler von Bergmüller und vermutlich auch von Tiepolo malt 1758 das Deckenfresko des Tafelzimmers. Die meisten Fresken und Tafelbilder sind allerdings Werke des einheimischen Malers Andreas Brugger (1732–1812) aus Langenargen. Er wird vom Grafen Franz Xaver als Künstler gefördert. Nach seiner Rückkehr aus Wien erstellt er 1764–1765 die Deckenfresken in den nördlichen, der Stadt zugewandten Treppenhäusern. Sie sind sein Erstlingswerk. 1770 kann er, als Rompreisträger wieder in die Heimat zurückgekehrt, das Fresko in der Kapelle erstellen. Dann liefert er die Marktfahrerbilder für das Vagantenzimmer. Im Mittelsaal des Südwestflügels malt er 1772 das Deckenfresko und erstellt die grossen Ölbilder der Grafenfamilie. Weitere Maler sind Johann Ulrich Schellenberg (1709–1795) aus Frauenfeld und Johann Joseph Kauffmann (1707–1766), der Vater von Angelika Kauffmann.[9] Schellenberg malt in den Gängen die Landschaften des Bodensees, Kauffmann die stärker italienisierenden Ideallandschaften.

Barocker Aussenraum
Nach dem Brand von 1753 verändert Baumeister Jakob Emele auch den Gartenbereich. Er verfüllt die Schlossgräben und nimmt so den Fassaden der Gartenseite einen Teil der Sockelzone. Die Basen der plastisch betonten Pilaster stehen seither auf einem optisch zu schwachen Sockel. Die Gartenanlage Gessingers wird 1761 völlig neu gestaltet. Zwei einstöckige Kavaliershäuser am Eingang und das langgestreckte  Schiesshaus im Süden werden in die Neuanlage einbezogen. Das Aussehen dieser Gartenanlage ist unbekannt, denn sie verschwindet schon im frühen 19. Jahrhundert. Die heutige Anlage ist eine freie Nachschöpfung.

Neue Herrschaften
1780 übernimmt Österreich gegen Schuldentilgung die mit über einer Million Gulden verschuldete Herrschaft. Tettnang wird vorderösterreichisches Oberamt. 1805 kommt die Herrschaft an Bayern, 1810 an Württemberg. Das Neue Schloss wird Sitz des Oberamtes Tettnang. Umfangreiche Baumassnahmen verändern die Innenräume. 1854 wird die Schlosskapelle der evangelischen Kirchgemeinde übergeben. Der 1755–1760 in der Feuchtmayer-Werkstatt hergestellte Hochaltar wird entfernt und steht heute, leider nicht mehr im Gegenlicht, in der vor dem Schloss gelegenen Georgskapelle. Weitere, auch militärische Nutzungen des neuen Schlosses bringen weitere Substanzverluste. 1970–1982 erfolgt eine umfassende Restaurierung im Innern und am Äussern, auch der Schlossgarten wird einbezogen. Das erste Obergeschoss ist heute als Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Die letztmals 1997 restaurierten Rokokoräume und die Aussenerscheinung sind ein Juwel in der Barocklandschaft des Bodensees.

Pius Bieri 2010

Benutzte Einzeldarstellungen:
Von Vanotti, Johann Nepomuk: Geschichte der Grafen von Montfort, Konstanz 1845.
Hosch, Hubert : Andreas Brugger (1737–1812), Sigmaringen 1987.
Wenger, Michael: Beiträge, in: Tettnang, Neues Schloss und Stadt, Kunstführer, München und Berlin 2004.

Links:
http://www.schloss-tettnang.de
http://www.foerderkreis-heimatkunde.de/geschichte/grafen-von-montfort/index.php

Anmerkungen:

[1] Die Grafen von Montfort sind Gründer folgender Städte: Feldkirch, Bregenz, Bludenz, Sargans, Tettnang, Leutkirch, Scheer, Immenstadt und Langenargen. Die geografische Verteilung dieser Städte entspricht dem mittelalterlichen Herrschaftsgebiet des Geschlechts.

[2] In älterer Literatur wird er als Hugo XIV. gezählt, sein Sohn als Anton II. Die vorliegende Nummerierung folgt der neuen Geschichtsschreibung.

[3] In Langenargen werden 60 Millionen Kreuzer-Münzen innert sieben Jahren in miserabler Qualität geprägt. Zudem wird in der (verpachteten) Langenargener Münzstätte Geldfälschung mit dem Konstanzer Ratschilling betrieben.

[4] Die Summen entnehme ich Johann Nepomuk von Vanotti: Geschichte der Grafen von Montfort, Konstanz 1845.

[5] Die französische Familie Montfort-l'Amaury hat keinen Bezug zum ausgestorbenen Geschlecht der vorarlbergischen Grafen von Montfort.

[6] Seine Mutter ist eine Gräfin von Waldburg zu Wolfegg und Zeil. Die Schlossbauten dieser Familie in Wolfegg (1580–1583) oder Zeil (1597–1612) sind geschlossene, wehrhafte Vierflügelanlagen, wie auch die Anlage der Fugger in Kirchheim (Baubeginn 1578, heute teilweise abgetragen und Oberteil der Ecktürme entfernt). Dank Veröffentlichungen ist auch das Kurmainzische Residenzschloss Aschaffenburg (Planveröffentlichung als Kupferstich 1611, Baubeginn 1605), eine Vierflügelanlage mit Treppenhäusern in den Innenecken, den damaligen Planern bekannt.

[7] Demgegenüber wird in der Literatur angenommen, dass Gessinger die Ecktreppenhäuser in Kenntnis eines nicht verwirklichten Entwurfes der Residenz Schleissheim plant. Die Annahme beruht lediglich auf frühere Kontakte von Graf Anton III. zum Münchner Hof und zu Zuccalli. Denn der erwähnte Schleissheimer Plan von Enrico Zuccalli entsteht nach dem Vorbild des ebenfalls nicht verwirklichten Louvre-Projekts von Gian Lorenzo Bernini und verschwindet sofort in der Schublade, da die Lagen der Haupttreppen für den eintretenden Besucher als zu abgelegen beurteilt werden. Zuccalli korrigiert den Entwurf und beginnt 1701 den Neubau als zeitgemässe Dreiflügelanlage mit einer repräsentativen Haupttreppe beim Eingang. Nicht diese Anlage und deren Planung, sondern den alten Entwurf Zuccallis soll nun Gessinger 1712 auf einer Wiener Reise mit Fürstbischof Johann Franz von Stauffenberg in München eingesehen haben und ihn dann als Vorbild für Tettnang übernehmen. Da kein Aufenthalt Gessingers am Münchner Hof belegt ist, sollte dieser konstruierte Umweg ins österreichisch besetzte München vergessen werden. Die Stichveröffentlichung des Louvre-Projektes ist hingegen an Höfen und in Klosterbibliotheken seit 1665 bekannt und hat nicht nur Gessinger, sondern vielleicht sogar Zuccalli als Vorbild gedient.

[8] Er muss schon vor 1710 Bekanntschaft mit der Wiener Architektur und vielleicht, unter Vermittlung des Konstanzer Fürstbischofs, sogar den Hofarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), einen Schüler Berninis, getroffen haben.

[9] 1758 soll er sich mit seiner Tochter in Tettnang aufgehalten haben. Nachgewiesen ist aber nur sein Aufenthalt 1758 und 1759. Die 19-jährige Angelika Kauffmann malt um 1760 ihr berühmtes Selbstbildnis in der Bregenzerwalder-Tracht, das heute in den Uffizien von Florenz hängt. Einige Porträts der Montforter Grafen, die um 1758–1760 entstehen, werden Angelika Kaufmann zugeschrieben.


Das Treppenhaus in Tettnang
       
Tettnang7   Tettnang10   Tettnang11
Der oberste Stock im nördlichen Treppenhaus, hier in Blickrichtung Norden, leitet mit einer illusionistischen Rokokomalerei in das Deckengemälde über. Selbst die mit Fensterläden verschlossenen Fenster sind gemalt.
Bild: Andreas Praefcke in Wikipedia
  «Stucco finto», der gemalte Stuck, und plastischer Stuck (stucco vero) treffen sich im Eckbereich mit dieser Vase der Feuchtmayer-Werkstatt.
Bild: Andreas Praefcke in Wikipedia.
  Die Treppenhäuser verbinden die Geschosse durch eine Ecktreppe mit zwei Läufen, die um einen offenen Kern gelegt sind. Diese Treppenart dürfte für 1712 einmalig sein. Sie irritiert noch heute, denn das zentrale Deckengemälde scheint dank den beiden Läufen exzentrisch zu liegen.

 

 

 

  Neues Schloss Tettnang  
  Tettnang1760  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Tettnang
Baden-Württemberg D
Grafschaft Montfort
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Konstanz 1713
Bauherr und Bauträger
ok Anton III. Graf von Montfort (1670–1733)

ok Ernst Maximilian Joseph Graf von Montfort (1700–1758)

ok Franz Xaver Graf von Montfort (1722–1780}
 
  Ausschnitt aus einem Wandbild im Gang des ersten Obergeschosses mit der Darstellung des Neuen Schlosses und der Stadt Tettnang. Bildinformation.   pdf  
   
Tettnang1838
Das Neue Schloss Tettnang in der Karte des Oberamtes (1838). Quelle: Wikipedia.  
   
TettnangLouvre
Das letzte Bernini-Projekt für den Louvre (1666) hat vier Treppenhäuser im Innenhof, es wird von Enrico Zuccalli für Schleissheim und von Fr. Christoph Gessinger für Tettnang adaptiert, wobei Gessinger mit innenliegendem Gang und nur zwei Läufen eine eigenständige Lösung verwirklicht.  
OchsenahsuenKirchheim
Ist für die Treppenhäuser das Projekt Berninis für den Louvre Vorbild, so sind die Ecktürme Reminiszenzen aus dem deutschen Schlossbau der Renaissance, wie etwa das wie das 1578–1582 gebaute Fuggerschloss Kirchheim.
Bildquelle Wikipedia.
 
Tettnang1
Das Alte Schloss, 1667 durch den Vorarlberger Baumeister Michael Kuen gebaut, ist noch voll der Renaissance verhaftet, obwohl Kuen fast gleichzeitig die schon in den Barock weisende Wallfahrtskirche Maria Bildstein baut.  
Tettnang2
Das Neue Schloss von Norden. Der hier gut sichtbare Kapellen-Apsis ist ein Eingriff des Baumeisters Jakob Emele (1755?). Das Fehlen dieser markanten Anbaute auf dem Gemälde von Schellenberg lassen vermuten, dass der Darstellung eine Ansicht vor dem Brand von 1753 zu Grunde liegt.  
Tettnang3
Der südliche Eckturm mit den Kolossal-Pilastern als Merkmal der Architektur von Christoph Gessinger.  
Tettnang4
Die Südwestfassade des Neuen Schlosses. Die Pilastergliederung ist an dieser Fassade und auch an der Nordwestfassade nur noch gemalt.  
Tettnang5
Die Architekturgliederung wird auch im Innenhof durchgezogen, die Pilaster sind an den Ecktreppenhäusern (hier das nördliche) wieder plastisch ausgebildet, an der Fassade aber nur gemalt.  
Tettnang6
Im östlichen Eckturm befindet sich das Grüne Kabinett. Joseph Anton Feuchtmayer gestaltet diesen intimen Rokokoraum 1758–1759. Die Wandfelder sind mit grünen Gläsern und die Kreuzungspunkte am Gitterwerk der Decke mit winzigen Spiegeln belegt.
Bild: Wikipedia user Zairon.
 
Tettnang8
Das Kuppelgemälde des nördlichen Treppenhauses ist der Jagd gewidmet. Im Zentrum schwebt die Jagdgöttin Diana. Andreas Brugger malt das Fresko mit dem Titel «Preis der göttlichen Jagd» 1762–1765.
Bild: Andreas Praefcke in Wikipedia.
 
Tettnang9
Die Stuckaturen der Kapelle sind die letzten künstlerischen Beiträge in Tettnang. Johann Kaspar Gigl ist der Schöpfer dieser allegorischen Figur der Zeit mit der Mond-Uhr. Der Stuck in der Kapelle wird erst 1769 fertiggestellt.
Bild: Andreas Praefcke in Wikipedia.