Klostergeschichte
Gründung im 8. Jahrhundert
Weltenburg zählt zu den ältesten Klöstern Bayerns. Es wird 817 in der Liste fränkischer Königsklöster als «Altemburc» erstmals erwähnt und ist wahrscheinlich eine Gründung des Bayernherzogs Tassilo III., die dann nach der Absetzung 788 an Karl den Grossen fällt. Über die Herkunft der ersten Mönche und über die Gründungsausstattung ist nichts bekannt.
Genius loci
Das Kloster liegt in einer Schleife der Donau, kurz vor ihrer markanten Verengung bei Kelheim. Es ist auf eine schmale Schotterterrasse im Strömungsschatten einer markant vorspringenden, niederen Felsnase am rechten Donauufer gebaut. Deren ansteigende Hochebene wird schon von Kelten und Römern als strategisch wichtiger Ort besiedelt. Das Plateau der Landzunge heisst heute Frauenberg, denn seit dem frühen Mittelalter steht an der Stelle einer heidnischen Kultstätte direkt über dem Kloster die namensgebende Kirche «Unserer Lieben Frau». Nur wenig weiter ist ein römisches Kastell sichtbar und dann wird die Landzunge von einem gewaltigen Keltenwall abgeschnitten.
Nicht auf diesem schon vorgeschichtlich besiedelten Plateau, über das ein Verkehrsweg zur Donau hinunterführt, sondern an der darunterliegenden Schotterterrasse der Donau bauen die ersten Mönche ihr Kloster. Der jedem Donauhochwasser ausgesetzte Ort ist durch den Fährübergang an dieser Stelle zu erklären. Denn der schon für Kelten und Römer wichtige Übergang ist Teil einer Verkehrsverbindung aus dem Isarraum nach Norden, deren Strasse über den Frauenberg hinunter zur Donau-Fähre führt. Erst im Hochmittelalter verliert die Weltenburg-Fähre an Bedeutung und wird leicht flussaufwärts an die heutige Stelle verlegt. Nicht nur der Fährübergang, auch die direkte Lage an der wichtigsten Wasserstrasse Europas nach Osten ist für die Ortswahl massgebend. Bis ins 18. Jahrhundert wird der Wasserweg, selbst flussaufwärts, immer dem Landweg vorgezogen. Die Darstellung Weltenburgs von Michael Wening mit den vier Schiffen und den 16 Zugpferden auf der Treidelstrasse vor dem Kloster ist eindrücklicher Nachweis. Nicht die einmalige landschaftliche Lage, auch nicht die monastische Abgeschiedenheit und vor allem nicht die Sicherheitslage hat zu einer Klostergründung an diesem Ort bewogen,[1] sondern – wie bei den meisten frühen Klöstern – die vorteilhafte Lage an Verkehrswegen.
Turbulentes Mittelalter
Während des ganzen Mittelalters und noch bis zum Ende des Dreissigjährigen Krieges kämpft das Kloster ums Überleben. Nach den ersten Verheerungen in den Ungarnstürmen von 907–913 nimmt der Regensburger Bischof das Kloster in Besitz und sorgt für Kontinuität. Bischof Wolfgang, selbst Benediktiner, erweckt Ende des 10. Jahrhunderts das Kloster mit einer Neubesetzung von Benediktinern aus St. Emmeram zu neuem Leben. Der Güterbesitz wird jetzt durch Schenkungen vergrössert, aber offenbar ungenügend. Denn schon Anfang des 12. Jahrhunderts ist das Kloster erneut in Turbulenzen. Nach einer kurzfristigen Besetzung mit Augustiner-Chorherren kann es 1128 wieder mit Benediktinern besiedelt werden, denen jetzt der Bischof auch zehn Pfarreien zur wirtschaftlichen Absicherung übergibt. Aber bald kommt das Kloster wieder in finanzielle Schwierigkeiten, es wird zeitweise administrativ verwaltet. Abt Konrad, der ab 1441 regiert, wird als neuer Gründer bezeichnet, weil er das Kloster reformiert und zu einigem Wohlstand führt. Dieser ist schon 1546 wieder beendet. Plünderungen durch kaiserliche (!) Truppen im 1546 eröffneten Krieg gegen protestantische Fürsten und Städte sind vordergründige Ursache. Administratoren aus anderen Benediktinerklöstern leiten das wieder verarmte Kloster im 16. Jahrhundert, das zeitweise nur noch zwei Konventualen hat.
Das 17. Jahrhundert
1626 bis 1659 leitet Abt Matthias Abelin den kleinen Konvent von nur fünf Patres und führt ihn trotz mehrmaliger Flucht und auch Gefangenschaft während des ganzen Dreissigjährigen Krieges, in dem Weltenburg dreimal von kaiserlichen und schwedischen Truppen geplündert wird. Als er 1659 stirbt, ist das Kloster wirtschaftlich wieder gefestigt. Die Aufbauarbeit wird durch eine üble Disziplinlosigkeit des Konvents und der daraus resultierenden Resignation aller folgenden Äbte sofort wieder zerstört.[2] 1686 tritt Weltenburg als letztes Kloster der bayerischen Benediktinerkongregation bei, allerdings nur deswegen, weil ihm wegen seines internen Zustandes sonst die Auflösung gedroht hätte.
Das 18. Jahrhundert
1708 resigniert mit Korbinian Winhardt der dritte Abt innert 20 Jahren. Wieder sind auf Eigennutz ausgerichtete verleumderische Angriffe der führenden Konventmitglieder Anlass zum erzwungenen Rücktritt. Vor allem sind es die begonnenen Arbeiten zum Klosterneubau, den der Konvent trotz absoluter Notwendigkeit mit allen Mitteln hintertreiben will.[3] Den böswilligen Anschuldigungen wird vom Präses der Benediktinerkongregation mehr Gewicht zugemessen, als der klaren Haltung des Abtes. Der erzwungene Rücktritt alarmiert nun auch die römische Kurie. Der Nuntius leitet eine Untersuchung ein, die schnell die disziplinaren Mängel des nur achtköpfigen Konvents aufdeckt und auch den desolaten Zustand der Gebäudesubstanz beschreibt, damit also dem resignierten Abt Recht gibt. Dieser darf deshalb auch nach seinem Rücktritt die Bauvorbereitungen weiterführen. Eine neue Abtwahl findet erst 1709 statt. Mit dem in Freising lehrenden P. Augustin Mayer, einen Professen aus Scheyern, wird vom Kongregationspräses Quirin Millon[4] ein neuer Abt postuliert.[5] Dieser setzt die Vorbereitungen für den Neubau fort, stirbt aber schon 1711. Kurzfristig übernimmt der Prior Maurus Aicher[6] als Administrator die Leitung der laufenden Arbeiten, als Neubaugegner aber mit bewusster Verzögerung. Der Abt von Scheyern, dem die Oberaufsicht über Weltenburg übertragen ist, setzt sich jetzt auf Druck der kaiserlichen Administration für eine schnelle Neuwahl ein. Aber erst 1713 kann mit dem Ensdorfer Prior Maurus Bächel[7] ein auch der kaiserlichen Kommission genehmer Kandidat gefunden werden, der sich unter der Bedingung finanzieller Unterstützung und trotz der Kenntnis des schwierigen Konvents bereit erklärt, die Aufgabe zu übernehmen. Im dritten Wahlgang und ohne Stimmenmehrheit der Konventualen gewählt, nimmt er den Kloster- und Kirchenneubau zügig zur Hand, baut 1713 vorerst die Frauenbergkapelle als Ausweichmöglichkeit während des Kirchenneubaus. 1714–1715 baut er die drei neuen Klosterflügel und legt 1715 den Grundstein für den Abteiflügel als nach Westen verlängerten Nordflügel. Im Juni 1716 legt er den Grundstein zur neuen Klosterkirche. 1718 wird sie eingeweiht. Wahrscheinlich zieht Abt Maurus Cosmas Damian Asam schon vor 1716 für den Bauentwurf bei. Ab Herbst 1721 sind die Brüder Asam bereits als Maler und Bildhauer tätig. Im Sommer dieses Jahres erfolgt ein Besuch des inzwischen wieder regierenden Kurfürsten Max II. Emanuel, der eine seiner üblichen Jagden in den damals ausgedehnten nahen Forsten unterbricht und sich mit der Hofgesellschaft nach Weltenburg begibt.[8] 1736 ist der Neubau der Kirche vollendet. Abt Maurus ist nicht nur Erbauer des neuen Klosters, das er auf eine für Zeitgenossen wunderbare Weise ohne Überschuldung baut, er kann mit Recht auch als «Alter Fundator», als zweiter Gründer Weltenburgs bezeichnet werden. Er resigniert 1743 mit 75 Jahren.
Seinen Nachfolgern Maurus II. Kammermaier,[9] Rupert Walxheiser[10] und Benedikt Werner[11] hinterlässt er ein finanziell und personell gefestigtes Kloster. Die sieben Jahrzehnte von der Fertigstellung des Kloster- und Kirchenneubaus bis zur Aufhebung sind die wenigen Jahrzehnte einer barocken Blüte nach dem verlorenen 17. Jahrhundert.
Am Ende des Jahrhunderts ist Weltenburg bei Jahreseinnahmen von 33 000 Gulden schuldenfrei, obwohl es 1798 noch Kontributionen von 34 200 Gulden an den fast bankrotten Staat abliefern muss.[12] Im Kloster leben nebst dem Abt 14 Patres und 2 Fratres. Zudem sind 100 lohn- und versorgungsberechtigte Personen in der Klosterwirtschaft tätig, die meisten in der Landwirtschaft und im Forst, aber auch 17 Fachpersonen in den klostereigenen Betrieben.
Säkularisation und Neubeginn 1843
Kurfürst Max IV. Joseph, der spätere König Max I. Joseph, entzieht im November 1802 den altbayerischen Klöstern das Verfügungsrecht über ihre Besitzungen und setzt sich 1803 in den Besitz aller Klöster und Stifte. Der Abt und die inzwischen nur noch elf Mitglieder umfassende Gemeinschaft verlassen Weltenburg. Der Klosterbesitz wird im April versteigert. Kirche und Kloster finden keinen Käufer. Das Brauhaus kann verpachtet werden. Die Benutzung der Konventgebäude als Pfarrhof mit Schule und die Übertragung der Pfarrrechte von Staubing auf die Kirche von Weltenburg verhindern den im Normalfall sicheren und von der Regierung ursprünglich auch geplanten Abbruch von Kirche und Kloster.
König Ludwig I. von Bayern, Sohn des grossen Profiteurs und Vollziehers der Säkularisation,[13] korrigiert einige Klosteraufhebungen und übergibt Weltenburg 1843 der 1837 wiedergegründeten Abtei Metten als Priorat. Diese kann das Brauhaus wieder zurückkaufen. So ziehen nach 30 Jahren Unterbruch erneut Benediktiner in das Kloster ein. Seit 1913 ist Weltenburg wieder Abtei.
Baugeschichte
Die Gebäudelandschaft vor den barocken Neubauten
Eine aquarellierte Federzeichnung zeigt das Kloster Weltenburg im Zustand vor dem Dreissigjährigen Krieg aus Norden. Die Glaubwürdigkeit der Vedute wird trotz der enormen zeichnerischen Schwäche ihrer Gebäudedarstellung durch einen Grundrissplan der 1716 abgebrochenen Kirche und der angrenzenden Konventbauten bestätigt.[14] Anhand der Lage des noch heute bestehenden Kirchturms [2] sieht man, dass sich nördlich der Kirche eine um einen Kreuzgarten angeordnete Dreiflügelanlage an heutiger Stelle ausdehnt. Die Kirche [1], deren Nordmauer mit der heutigen übereinstimmt, liegt in einiger Distanz zum rückwärtigen Felsen. Wie der Grundrissplan der 1716 abgebrochenen Kirche zeigt, ist sie ein einschiffiger, schmaler und langgestreckter Rechteckbau mit gerade geschlossenem Chor. Die wahrscheinlich flachgedeckte Kirche unterscheidet sich damit kaum von den vielen ähnlichen Bauten der Zisterzienserinnen des 13. Jahrhunderts. An die Kirche schliessen, an gleicher Lage wie heute, die Ost- und Westflügel an. Sie sind zweigeschossig, stehen dem Südflügel in unterschiedlicher Länge zur Donau vor und sind mit Treppengiebeln ausgezeichnet. Wie üblich befindet sich im Westflügel die Abtei [3] und im Ostflügel der Konvent [4] mit den Zellen im Obergeschoss und dem Refektorium im Erdgeschoss.[15] Ein schmaler Stichflügel in der Mitte des Südflügels [5] führt zu einem Turm mit auskragendem Obergeschoss und aufgesetztem oktogonalen Türmchen mit Zwiebelhaube.[6] Der Stichflügel wird als «Alte Abtei» beschrieben. Der Turm gibt den späteren Chronisten Rätsel auf. Es könnte ein Archivturm, dem im 17. Jahrhundert ein Ausguckzimmer mit Türmchen aufgesetzt wird, aber auch ein ganz profaner Latrinenturm sein.[16] Östlich der Anlage befindet sich wie heute der Konventgarten [7]. Westlich der Abtei liegt der Klosterhof. Dieser ist in der Darstellung «1608» völlig unglaubwürdig verzeichnet. In einer Zeichnung des Nachlasses Apian aus dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts, die den Hof vom Frauenberg gesehen darstellt, sind die Gebäude korrekt erfasst.[17] Der grosse Hof wird durch das quergestellte Brauhaus [8] geteilt.[18] Der östliche, vor der Abtei liegende Hof wird gegen die Donau von einem schmalen Verbindungsgebäude [9] abgeschlossen, welches innen einen Zeitturm aufweist und noch zu den Konventgebäuden zählt.[19] Dann folgt ein nur in der Apian-Zeichnung glaubwürdig dargestelltes Ökonomiegebäude [10] mit zwei Treppengiebeln. Ist es das Gesinde- und Bauhaus von 1516? Der Hofzugang [11] liegt an der gleichen Stelle wie heute. Dann folgen, vom Zeichner auf dem Frauenberg nicht voll einsehbar, die Stallungen [12].
Der Klosterneubau 1714–1716
Als Abt Maurus Bächel 1713 seine Regierung antritt, führt er als erstes die Bauvorbereitungen seiner Vorgänger für einen völligen Klosterneubau weiter. Schon seit 1709 liegt ein Bauprojekt des Ordensbaumeister Fr. Philipp Plank OFM[20] vor und wird vom Präses der Benediktinerkongregation und vom Geistlichen Rat in München befürwortet. Der damalige Abt Korbinian ist massgebender Konzeptplaner. Fehlende Mittel, vor allem aber seit 1711 eine bewusste Bauverzögerung des oppositionellen Administrators P. Maurus Aicher lassen die Bauvorbereitungen aber nicht über die Herbeischaffung des Baumaterials gedeihen. Nach dem Neubau der Frauenbergkirche als Ausweichmöglichkeit für den Konvent während des Klosterneubaus beginnt Abt Maurus Bächel im Frühjahr 1714 mit dem Neubau der Konventflügel nach der ursprünglichen Planung und unter der Leitung des Ordensbaumeisters Fr. Philipp Plank. Nach den Abbrucharbeiten der alten Gebäude wird als erster Bau der lange, dreistöckige Südflügel entlang der Donau gebaut. Ausführender Meister ist Michael Wolf aus Stadtamhof.[21] 1715 sind alle drei Flügel nördlich der alten Kirche vollendet, deren Kirchturm und deren Nordmauer übernommen wird. 1716 folgt der Abteibau als Verlängerung des Nordflügels nach Westen. Im Juni des gleichen Jahres kann der Grundstein für die neue Kirche gelegt werden.
Der Kirchenneubau 1716–1743
Rohbau und erster Ausbau 1716–1721
1716 ist Grundsteinlegung der Kirche. Wieder ist Michael Wolf als ausführender Baumeister genannt, hingegen wird Fr. Philipp Plank nicht mehr explizit erwähnt. Die Annalen der Benediktiner-Kongregation nennen bereits 1716 die Planung einer Kirche, «wie sie in diesen Teilen Bayern niemals zuvor gesehen wurde», und diese erfolge zudem mit der Wahl eines auserlesenen Planers («eligitur Architectus selectissimus»). Dass der Abt einen weiteren Bauentwurf zur Kirche durch den bereits bekannten Cosmas Damian Asam erstellen lässt, ist deshalb keine abwegige Annahme. Der Planer der Klosterbauten, Fr. Philipp Plank wäre kaum mit derartigen Superlativen bedacht worden.[22] Im Gegensatz zur alten, schmalen Kirche ist der nun gepalnte Neubau ein gegen die Felsen verbreiterter Zentralbau mit Kuppeltambour. Die Vorgabe des Zentralbaus könnte von Abt Maurus stammen. Beim romerfahrenen Cosmas Damian Asam hätte er damit offene Türen eingerannt. Anzunehmen ist ein Gegenvorschlag des Malers zur Planung Plank, der dann vom Abt bevorzugt wird. Das Vorgehen ist üblich, die Barockzeit ist bekannt für Kollektivplanungen. Bis 1718 kommt der Kirchenneubau unter Dach. Im Herbst des gleichen Jahres erfolgt die Weihe durch den Freisinger Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck. Der Fürstbischof ist ein früher Hauptförderer der Brüder Asam und dürfte zum Entscheid des Abtes für deren Beizug beigetragen haben. An der Einweihung ist der Bau zwar unter Dach, auch die Fenster sind eingesetzt und die Wände verputzt, aber sonst fehlt mit Ausnahme eines provisorischen Altars noch alles. Für die ersten Ausbauarbeiten ist noch immer Michael Wolf zuständig. 1718 zieht Abt Maurus auch den Steinmetzmeister Pietro Francesco Giorgioli bei.[23] Dieser erstellt zusammen mit dem einheimischen Steinmetzen Matthias Einsele[24] bis 1720 alle Marmorarbeiten, insbesondere die den Innenraum prägenden Marmorsäulen und -Pilaster, aber auch die Kommunionbank-Baluster. Der Marmor wird in der Nähe des Klosters an der Donau gebrochen. Giorgioli dürfte auch die für Detailplanung aufgrund Vorgaben von Cosmas Damian Asam verantwortlich sein. Bauakten geben darüber leider keine Auskunft. Ihr Fehlen kann aber eine Mitwirkung der Brüder Asam an der Planung schon vor ihrem ersten Arbeitseinsatz nicht widerlegen. Tatsächlich kann man sich die Raumarchitektur ohne Beteiligung von Cosmas Damian Asam an der Planung nicht vorstellen[25]
1726 veröffentlicht Michael Wening in seiner «Historico-Topographica Descriptio. Das ist: Beschreibung, deß Churfürsten- und Hertzogthums Ober- und Nidern Bayrn. Band 4: Das Renntambt Straubing» eine Ansicht mit dem Titel «Closter Weltenburg». Wening stellt das Kloster kurz nach dem Neubau dar und bezeichnet die Gebäudenutzungen mit einer Legende. Die Vogelschau des Klosters aus Norden entspricht weitgehend der Realität. Nur der repräsentative Zugang ab der Donau wird nie gebaut. Er weist auf die Wichtigkeit der Wasserstrasse für das Kloster hin. Dies unterstreicht Wening mit der Darstellung eines stromaufwärts fahrenden Schiffs-Geleitzug von vier Schiffen mit insgesamt 38 Zugpferden. Oben links ist der Wappenschild des Bauabtes Maurus eingefügt. Quelle: Bavarikon (Bayerische Staatsbibliothek). |
Die erste Ausstattungsphase 1721–1731
Cosmas Damian Asam ist bis zum Juli 1721 noch mit Arbeiten in Aldersbach und Schleissheim beschäftigt. Er findet, wie dies Bauforscher salopp beschreiben, anschliessend in Weltenburg ein fertig gebautes Kloster mit Kirche vor.[26] Die Kirche beeindruckt bereits vor seinem Eintreffen die Besucher, zu denen auch der Kurfürst gehört. Sie loben vor allem die Marmorarbeiten. Cosmas Damian Asam kann sofort mit dem Kuppelfresko beginnen, das er bis zum 19. Oktober fertigstellt.
Sein Bruder Egid Quirin,[27] der im Frühjahr noch die Arbeiten in Rohr beendet, ist schon vor der Jahresmitte 1721 anwesend und arbeitet vorerst an den Stuckaturen. Noch im gleichen Jahr erstellt er auch den Hochaltar, an dem er noch 1723 arbeitet. Das Deckengerüst wird 1721 erstmals entfernt. Jetzt stellt man fest, dass das neue Altarretabel zu wenig hinterleuchtet ist. Die Brüder Asam greifen deshalb auch in die Gebäudeplanung ein. Sie lassen die mit dem Konventflügel bündige Ostwand und den Dachstuhl auf Chorbreite abbrechen, den Chor im Altarbereich um eine jetzt vorstehende Apsis verlängern, ihn auch erhöhen und mit einem Mulden-Leichtgewölbe[28] überspannen. Diese Choränderung wird 1722 unter der Leitung des Baumeisters Wolf vorgenommen, der hier mit Egid Quirin Asam zusammenarbeitet. Im September 1723 beginnt Maria Salome Bornschlegel, die Schwester der Asam-Brüder, mit den Fassungen und Vergoldungen an Hochaltar und Stuck.[29] Sie beendet ihre Arbeit im Juni 1724. Der Steinmetz Veit Filler aus Kapfelberg erstellt 1726 die Kirchenfassade aus Kapfelberger Kalkstein.[30] Die weiteren Ausstattungsarbeiten in der Kirche bleiben jetzt wegen der Aufwände für den Neubau des Brauhauses und der Ökonomie unterbrochen. 1728 kann der Abt dem Orgelbauer Konrad Brandenstein[31] aus Stadtamhof die Orgel in Auftrag geben, die 1729 aufgestellt wird. Zur ersten Ausstattungsphase zählen auch die Kanzel, die der Steinmetz Johann Jakob Kürschner 1732 in Weltenburger Marmor erstellt,[32] sowie vermutlich auch das Chorgestühl auf dem Psallierchor hinter der Orgel[33].
Die zweite Ausstattungsphase 1734–1743
Nach zehnjährigem Unterbruch erteilt Abt Maurus 1734 erneut Aufträge an die Brüder Asam. Egid Quirin Asam erhält den Auftrag für vier Stuckmarmor-Nebenaltäre in den Diagonalnischen des Kirchenschiffs zu je 400 Gulden, die er bis 1736 erstellt. Cosmas Damian Asam erhält den Auftrag für die Wandfresken in den beiden grossen Seitennischen, für das Stifterfresko im Chorgewölbe, den Fresken im Psallierchor und zur Anfertigung dreier Altargemälde für die neuen Altäre des Bruders. Er verreist 1735, obwohl weder das Stifterfresko noch alle Altargemälde vollendet sind. Grund sind Zahlungsschwierigkeiten des Abtes. Die Arbeiten vollendet 1740 der Sohn Franz Erasmus Asam.[34] In diese zweite Ausstattungsphase fällt 1735 auch die Erstellung des Eingangsportals durch den schon 1726 für die Fassade erwähnten Steinmetz Veit Füller von Kapfelberg. Er erhält dafür 265 Gulden. Die Annahme, dass die gesamte Fassade erst in diesem Jahr erstellt werde, dürfte damit entkräftet sein.[35] Im gleichen Jahr erstellt der Bildhauer Franz Anton Neu[36] das Kirchengestühl. Neu (oder Ney) ist auch Schöpfer der 3,5 Meter hohen Kalksteinstatue des hl. Benedikt auf dem Giebel der Westfassade und weiterer Steinbildwerke.
1743 resigniert Bauabt Maurus Bächel, der eigentliche Schöpfer der «Asamkirche» und der Klosteranlage, die jetzt im Wesentlichen vollendet ist. Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts wird nur noch wenig ergänzt. Ausstattungen nach 1743 sind das Vorhallen-Deckengemälde von Franz Erasmus Asam (1745) und die Rokoko-Stuckaufsätze über den Beichtstühlen von Franz Anton Neu (1751). 1763 erstellt Christoph Thomas Wolf[37] ein neues Obergeschoss des Kirchturms mit der geschweiften Haube und dem Obeliskenabschluss.
Die Ökonomiebauten um den südlichen Klosterhof 1718–1734
Während des Kirchenneubaus steht noch bis zur Einweihung 1718 das alte Brauhaus quer vor der Kirche im Klosterhof. Erst jetzt lässt der klug kalkulierende Abt Maurus Bächel, der während des Kirchenneubaus den Bierverkauf an die Arbeiter nicht unterbrechen will, ein neues Brauhaus an den südlichen Felsen des nach Südwesten abgeknickten Hofes bauen. Für die Kühlräume wird in den Felsen gebaut. Baumeister ist wieder Michael Wolf. Das Gebäude ist vorerst zweistöckig und wird 1734 um einen Stock erhöht. 1720 kann die Bierproduktion wieder aufgenommen werden. Am Südende lässt der Abt einen kurzen Quertrakt als Klosterstadel mit Tordurchgang bauen.
Einen neuen Höhepunkt der Bautätigkeit markieren die Jahre 1724 und 1725. Im März 1724 schliesst der Abt einen Generalakkord mit dem Vorarlberger Baumeister Franz Beer[38] über 3500 Gulden für den Rohbau des westlichen Wirtschaftstraktes als Hofabschluss zur Donau. Der Neubau folgt der schon zehnjährigen Planung des Ordensbaumeisters Fr. Philipp Plank und stellt ein ebenfalls dreigeschossiges Pendant zum Konvent-Nordflügel mit 21 Fensterachsen dar. Er beherbergt im Erdgeschoss Personalräume, die Klosterbäckerei, eine Küferei, eine Wagenremise, den Kuhstall, und als Abschluss zum südlichen Stadel den Stall für die Gastpferde. Wieder verhindert Geldmangel auch hier einen schnellen Ausbau. Erst 1734 werden die Fenster eingesetzt. Mit diesem Neubau ist die Klosteranlage fertiggestellt.
Bauliche Veränderungen nach der Säkularisation
Mit der Neubesiedlung als Benediktinerpriorat 1842 ist die Klosteranlage wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt. Die Konventflügel bleiben bis heute mit der alten Raumeinteilung bestehen. Eine letzte grosse und aufwendige Gesamtsanierung von Kirche und Konvent wird 1996–2008 unternommen. Umfangreiche Hochwasserschutzmassnahmen und Trockenlegung der Bausubstanz gehen ihr voraus. Die Kirche, im 19. und 20. Jahrhundert schon mehrfach und meist mit grossen Substanzverlusten vor allem der Fresken restauriert, wird jetzt erstmals mit einer ausgedachten Zu- und Abluftanlage ausgestattet.
Grössere Nutzungsänderungen finden nur bei den Wirtschaftsgebäuden statt. Einzig das Brauhaus von 1718 dient noch seinem ursprünglichen Zweck. Das Erdgeschoss des langen Wirtschaftsflügels von 1724 ist heute mit Räumen für den Restaurationsbetrieb der Klosterschenke und für den Biergarten im Klosterhof belegt. Die meisten der halben Million Besucher pro Jahr dürften eher von diesem attraktiven Biergarten als von der Klosterkirche angezogen werden. In den Obergeschossen des jetzt Gästehaus St. Georg genannten Flügels sind seit 2014 Gästezimmer der vom Kloster geführten Hotellerie eingerichtet.
Baubeschrieb der Kirche
Bautypus
Dass ein barocker Prälat die Planung eines Sakralbauwerks bestimmt und auch leitet, und dass er meist nicht nur einen einzigen Planer beizieht, dürfte auch für den Bau von Weltenburg zutreffen. Es scheint wahrscheinlich, dass die Vorgabe für die Einfügung der Ovalrotunde in den streng rechteckigen, in den Aussenmassen schon 1709 klar definierten Baukörper von Abt Maurus Bächel kommt. Der Bautypus dieses Kirchenraums ist römisch. Bernhard Schütz beschreibt ihn prägnant: «Als Bautypus ist Weltenburg für römische Augen gar nichts Besonderes: eine längsovale Rotunde mit niedrigen Altarnischen auf den Schrägseiten und höheren, bis in Attika hinaufreichenden Altarnischen auf der Querachse. In der Längsachse sind mit ähnlichen Öffnungen Anräume angeschlossen, im Osten ein kurzes Altarhaus mit prachtvollen seitlichen Säulenlogen und im Westen ein Vorraum, dem über einer vorschwingenden Kolonnade der Psallierchor der Mönche eingestellt ist.»[39] Diese Raumlösung ist selbst bei reinen Zentralbaurotunden keine Seltenheit. Freystadt, 1700–1710 von Viscardi gebaut, ist ein Beispiel, das die Planer von Weltenburg gut kennen.[40] Für die Ovalform mit Altarnischen im rechteckigen Baukörper sind Borrominis Kirche San Carlino in Rom (1634),[41] vielleicht auch die Kirche Santa Maria in Montesanto von Rainaldi (1662)[42] bekannte und in Druckwerken veröffentlichte Vorbilder. Weniger gilt dies für die vielfach als Vorbild aufgeführte Kirche Sant’Andrea al Quirinale von Bernini.[43] Böhmische Sakralbauten wie Deutsch-Gabel von Hildebrandt (1699)[44] sind frühe Interpretationen des Bautypus im Norden der Alpen und prägen den süddeutschen Spätbarock.
Die Kuppellaterne über dem Zentralraum
Völlig anders als bei den erwähnten römischen Vorbildern ist die architektonische Gestalt des überkuppelten Zentralraums von Weltenburg. Sein hoher Attikabereich wird in den Querachsen durch die Bögen der vier Anräume durchbrochen, in denen zwei Halbkreisfenster als karge Lichtquelle liegen.[45] Der ovale Gemeinderaum ist damit unten bewusst in «römischem Dämmer» gehalten. «Oben aber öffnet und weitet sich der Raum zum Licht. Statt einer Kuppel mit Laterne ist die Wölbung nur eine grosse umlaufende Hohlkehle, eine sogenannte «Voûte», die in der Mitte eine ovale Riesenöffnung ausspart.»[46] Die flache Decke über dieser Riesenöffnung in der ovalen Laterne liegt in 22 Meter Höhe, in doppelter Höhe des umlaufenden und raumdefinierenden Kranzgesimses. Unsichtbare Fenster belichten die Flachdecke. Der dunkle Zentralraum öffnet sich damit zur hellen Himmelsszenerie. Im 1721 gebauten Raumkonzept von Weltenburg ist die theatrale Inszenierung lange vor der eigentlichen Arbeitsaufnahme der Brüder Asam vorbereitet. Andrea Pozzo, ihr grosses Vorbild, hat schon vor 1700 eine solche Lösung für das Collegio Inglese in Rom geplant.[47] Aber auch Pozzo greift nur barocke Vorbilder auf. Die Dramatik der Beleuchtung eines Bildwerkes durch verdeckte Fenster, die «camera di luce», nutzt vor allem Gianlorenzo Bernini.
Ein wichtiges Glied dieser illusionistischen Deckendurchblicke ist der «Salone» im Turiner Palazzo Carignano, den Guarino Guarini noch 1683 fertigstellt.[48]
Das Vorbild der architektonischen Gestaltung des Zentralraums von Weltenburg in dieser barocken Dramatik bleibt ebenso wie der Planungsvorgang und die Planer unbekannt. Die Lösung, auch wenn sie in der Luft liegt, ist aber ohne Mitwirkung des italienerfahrenen Malers Cosmas Damian Asam kaum denkbar. Er ist zudem, vor seinem Romaufenthalt, bei den Wallfahrtskirchen Freystadt und Fraubründl im Familienbetrieb von Georg Asam als Freskant tätig. Beide Bauten haben mit Weltenburg Gemeinsamkeiten.[49]Es liegt auf der Hand, Cosmas Damian Asam für den Kirchenneubau in Weltenburg als mitplanend und wahrscheinlichen Entwerfer des Architekturkonzeptes anzunehmen.
Mehr zum Thema der Brüder Asam als Architekten siehe im Texteinschub.
Der Innenraum der Brüder Asam
Für die erste Ausbauphase 1718–1721 sind zwar keine Nachweise einer Beteiligung der Brüder Asam vorhanden. Aber selbst wenn die Annahme nicht zutreffen würde, dass Cosmas Damian Asam schon an der Raumgliederung der Marmor- und Stuckaturarbeiten von Francesco Giorgioli beratend oder planend mitbeteiligt ist, muss der Innenraum von Weltenburg als ein Werk der Brüder Asam gelten. Sie gestalten einen Raum, der das barocke Theatrum Sacrum nicht auf die Ausstattung beschränkt, sondern den Raum selbst der theatralen Illusion unterwirft. Der theatrale Effekt basiert «auf dem Kontrast zwischen dunklem, in der Wandzone fensterlosem Hauptraum und zwei gleissend hellen, von verdeckten Fenstern in Szene gesetzten Bühnenräumen, die den Blick des Betrachters auf sich ziehen und lenken: In der Horizontalen die vom Choreingangsbogen guckkastenartig gerahmte Altarbühne – eine kulissenartige Retabelarchitektur mit erhöhtem Schaupodest, Triumphpforte und figürlichem Szenarium, das den Sieg des hl. Georg über den Drachen vor indirekt beleuchteter camera di luce mit Freskenhimmel an der Rückwand zeigt; in der Vertikalen eine – vom Opaion der inneren Kuppelschale konzentrierte – Gewölbebühne mit Allerheiligenhimmel, der mit allen Mitteln des Illusionismus, auf die äussere, ebenfalls indirekt beleuchtete Kuppelschale mit bekrönendem Monopteros freskiert ist.»[50] Mehr zum Hauptfresko von Cosmas Damian Asam, das oben kurz gestreift ist, sowie zur Figuralplastik von Egid Quirin Asam und seinen vergoldeten Stuckreliefs an der umlaufenden «Voute» siehe in den Bildbeschrieben.
Die Altäre von Egid Quirin Asam
Der dem Besucher im Gegenlicht triumphierend aus der Bühnentiefe entgegenreitende Hauptpatron Weltenburgs ist Teil eines Concettos, wie das ikonografische Gerüst des Innenraums genannt wird. Cosmas Damian Asam und Abt Maurus arbeiten es gemeinsam aus. Dazu zählt auch die Huldigung an den Landesfürsten durch einen riesigen Wappenschild.[51] Der Schild liegt in der Gebälkmitte des durch Tageslicht kaum beleuchteten Hochaltarretabels, das zudem durch das gleissende Gegenlicht der als Bühnenraum gestalteten Mitte nur schlecht erfassbar ist. Diese bewusst gewählte Dramatik der Gegensätze wird heute durch Kunstlicht nur wenig gemildert. Die Szenerie des Hochaltars beansprucht den ganzen Chor. Eigentlich beginnt sie schon im Kirchenraum, wo sie mit dem Chorbogen und den beiden östlichen Kapellen das Motiv eines dreiteiligen Triumphbogens bildet. Hinter dem Chorbogen steht der Hochaltar in einer Triumphgasse, beginnend mit seitlichen Coretti[52] als Proszenium. Der Hochaltar selbst, ein Säulenretabel mit vier Spiralsäulen aus Weltenburger Marmor, bildet ein Triumphtor für die im Gegenlicht stehende Figurengruppe des hl. Georg, der rechts von der den Drachen abwehrenden Prinzessin und links vom züngelnden Drachen begleitet ist. Dass die Hauptfigur des Drachentöters Georg fast vier Jahrzehnte früher als Reiterstandbild des Kurfürsten Max II. Emanuel für seinen Triumphzug als Türkensieger dient, ist erst seit kurzem bekannt. Egid Quirin als Bildhauer und seine Schwester Maria Salome als Fassmalerin ergänzen und verändern den Türkensieger zur überzeugenden Gruppe des hl. Georg. Im Sprenggiebel des Retabels, durch den monumentalen Wappenschild fast verdeckt, ist eine plastische Gruppe der Himmelfahrt Mariens zu sehen. Das Glorienfenster des nachträglich erhöhten und verlängerten Raumes hinter dem Altarretabel hinterlichtet die Szene. Beidseits des Triumphtors, in den Zwischenräumen der Spiralsäulen, setzt Egid Quirin Asam die Statuen des hl. Martin, dessen Gans den Drachen anfaucht, und des hl. Maurus, der ein Ebenbild des Abtes Maurus sein soll. Seit der letzten Restaurierung sind diese beiden Assistenzfiguren wieder polimentweiss gefasst.
Zehn Jahre nach dem Hochaltar setzt Egid Quirin Asam auch die vier Altäre der Diagonalnischen. Es sind nischenfüllende Ädikularetabel, über einem durchgehenden Stipes mit vorstehenden Spiralsäulen in Stuckmarmor aufgebaut, das hohe verkröpfte Gebälk mit einem reifartigen Baldachin überbrückt. Die Predella, das Zwischenstück über der Mensa, ist mit versilberten Ovalreliefs versehen, welche im Bezug zum Altarpatrozinium und dem Altarblatt stehen. Alle Blätter sind hochrechteckig. Die Kreuzigung Christi (NO), die Benediktsvision (NW) und die Rettung des Placidus durch Maurus (SW) sind Arbeiten aus der Werkstatt von Cosmas Damian Asam, ihre Vollendung wird dem Sohn Franz Erasmus Asam zugeschrieben. Das vierte Blatt, die Marienkrönung (SO), wird 1736 von einem Landshuter Maler geliefert.
Die Querachsen-Nischen
Die bis in die Attika hinaufreichenden Nischen der Querachse Nord-Süd haben die gleichen Masse wie die Anräume der Längsachse. Sie reichen bis zum Gewölbeansatz über der Attika und schliessen über dem durchlaufenden Gebälk mit korbbogigen Halbrundfenstern ab, den einzigen direkten Lichtquellen des Kirchenraumes. Darunter, weit in das Gebälk eingreifend, sind zwei Wandfresken wie riesige Leinwandgemälde gerahmt, die unten mit Stuckwolken an die Marmorbeichtstühle des Steinmetzen Johann Jakob Kürschner anschliessen. Im nördlichen Gemälderahmen ist die Marmorkanzel (1732) des gleichen Meisters über den Beichtstuhl in die Bildmitte gesetzt. Die stuckgerahmten Wandfresken sind die letzten Arbeiten von Cosmas Damian Asam in Weltenburg. Um die Kanzel komponiert er die Predigt des hl. Benedikts, der als lebensgrosse Stuckfigur den Schalldeckel bekrönt. Das Wandfresko der Südseite stellt die Landung der Benediktiner in Amerika dar. Dieses Fresko wird wegen Feuchtschäden schon im 18. Jahrhundert zweimal übermalt.[53]
Psallierchor und Orgel
Das westliche Gegenstück zum anfänglich in gleicher Länge gebauten Choranraum ist durch die freigestellte Orgelbühne in zwei Geschosse geteilt. Über dem Eingangsvorraum befindet sich der Psallierchor mit dem Chorgestühl. Er ist durch das grosse Westfenster hell beleuchtet. Getreu der Inszenierung und Abdunkelung des Kirchenraums zugunsten der Öffnungen zum hellen Himmelsraum und zur Altarbühne wird diese weitere Lichtquelle durch den Orgelprospekt und die Brüstung abgeschottet. Nur das um die Orgel einströmende Licht lässt den dahinterliegenden lichterfüllten Raum erahnen. Die Orgelbühne ist konvex gerundet. Ihre hohe doppelte Brüstung hat eine Höhe von über zwei Meter ab dem Gesims des bereits fast einen Meter hohen Gebälks. Auch die rückwärtige Höhe im Psallierchor beträgt noch immer fast zwei Meter. Die Doppelbrüstung und selbst das Gebälk bilden mit dem Orgelprospekt eine klare Einheit und sind das eigentliche Meisterwerk, entstanden um 1729, gleichzeitig mit dem neuen Orgelwerk oder schon 1722.[54] Die fünf Prospektfelder der Orgel finden in den vergoldeten Régence-Füllungen der Brüstungen eine Fortsetzung. Auch die Spiralsäulen des Orgelprospektes sind in den Brüstungen als Lisenen weitergeführt und werden im Gebälk durch Konsolen getragen. In den drei mittleren Feldern der unteren, massiven Brüstung sind zur Vortäuschung eines Positivs Blindpfeifen eingesetzt. Darunter, in der Mitte des Orgelbühnen-Gebälks, prangt eine grosse Inschriftenkartusche,[55] deren Haupt eine Krone schmückt. Beidseitig ist die Kartusche von Füllhörnern flankiert, aus denen Flöten und Posaunen spriessen.
Die Fassade
Die Kirchenfassade ist eingeschossig, mit Pilastern dreiachsig gegliedert und wird durch einen Dreiecksgiebel zusammengefasst. Sie übernimmt das Motiv der klassischen Tempelfront korinthischer Ordnung. Mit dem das Gebälk durchstossenden grossen Mittelfenster des Psallierchors werden die Regeln der Klassik wohltuend gebrochen. In der Dreiergruppe der Rundbogenfenster kann man auch ein Triumphbogen-Motiv sehen. Die Hausteinfassade wird 1726 von Veit Filler erstellt, ist aber schon vor 1724 endgültig geplant. Ihre Planung wird wie selbstverständlich Cosmas Damian Asam zugeschrieben, obwohl keine Quelle darauf hinweist und auch keine weitere Fassadenplanung des Malers bekannt ist.[56]
Pius Bieri 2019, revidiert 2023
Literatur Mader, Felix: Die Kunstdenkmäler von Niederbayern, VII Bezirksamt Kelheim. München 1922. |
Lieb, Norbert: Barockkirchen zwischen Donau und Alpen. München 1953 |
Riess, Otmar: Die Abtei Weltenburg zwischen Dreißigjährigem Krieg und Säkularisation (1626 - 1803), in: Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Band 9. Regensburg 1975. |
Stutzer, Dietmar: Klöster als Arbeitsgeber um 1800. Göttingen 1986. |
Altmann, Lothar: Abtei Weltenburg an der Donau. Gr. Kunstführer 86. Regensburg 1997. |
Auer, Johann: Altwege zwischen Abens, Donau und Isar. Dünzling 1999. PDF Veröffentlichung in: https://www.arlan.de/page26.html |
Bauamt Landshut (Hrsg.): Dokumentation der Gesamtinstandsetzung der Pfarr- und Abteikirche St. Georg in Weltenburg 1999–2008. Landshut 2008. |
Stalla, Robert: Cosmas Damian Asam und Egid Quirin Asam. Der Maler und Bildhauer als Architekt, in: Architekt und / versus Baumeister. Die Frage nach dem Meister. Zürich 2009. |
Egger, Hans Christian: Die Pfarr- und Abteikirche St. Georg in Weltenburg und ihre Baugeschichte. Eine Neuinterpretation. Dissertation Wien 2010. |
Schwaiger, Georg (Hrsg.): Kloster Weltenburg. Geschichte und Gegenwart. Weissenhorn 2014. |
Dischinger, Gabriele: Die barocke Klosteranlage in Weltenburg. Neue Forschungen zur Architektenfrage und zum Hochaltar. Sonderdruck aus Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 134. St. Ottilien 2023. |
Web Klostergeschichte: https://kloster-weltenburg.de/geschichte-des-klosters/ |
Anmerkungen
[1] Abgeschiedenheit und Sicherheit sind die meist aufgeführten Gründe für die Ortswahl der ersten Weltenburger Mönche. Dass die Abgeschiedenheit an einer mittelalterlichen Hauptverkehrsverbindung ein Widerspruch in sich ist, und dass eine Sicherheit auf dem regelmässig dem Hochwasser ausgesetzten und leicht zugänglichen Ort am Ufer der Donau gar nicht möglich ist, entgeht offenbar den Historikern. Keinen Einfluss hat auch die landschaftlich romantische Lage auf die Entscheidung der frühen Mönche. Natur wird zu dieser Zeit nur praktisch betrachtet, sie wird genutzt oder als Bedrohung empfunden. Erst seit der Romantik ist auch dieser Aspekt wichtig und heute der Hauptgrund für die halbe Million Besucher.
[2] Die Äbte 1667–1709 sind:
Johannes Ölhafen (*um 1620, †nach 1692) aus Ingolstadt, Abt in Weltenburg 1667–1689. Er schliesst Weltenburg 1686 gegen den Widerstand des rebellierenden und zügellosen kleinen Konvents der bayerischen Benediktinerkongregation an, wird 1689 zum Rücktritt gezwungen und tritt zum Protestantismus über.
Georg Echter (*um 1635, † 1690), Abt in Weltenburg 1690. Er stirbt schon sieben Monate nach seiner Wahl.
Ignatius von Senser (1656–1723) aus Erding, Profess 1676 in Scheyern, Abt in Weltenburg 1691–1696. Er resigniert nach verleumderischen Anfeindungen des Konvents, tritt nach einem Ordenswechsel zu den Karmeliten ebenfalls zum protestantischen Glauben über, kehrt 1716 reumütig wieder zu den Karmeliten in Augsburg zurück, und stirbt hier als P. Joseph nach langer Klosterhaft.
Korbinian Winhardt (1651–1719) aus Regensburg, Profess 1671, Abt in Weltenburg 1696–1709. Guter Ökonom. Perfide Verleumdungen der Konventualen, verbunden mit einem katastrophalen Rechtsverständnis der bayerischen Benediktinerkongregation (Präses Abt Quirin von Tegernsee) führen 1708 zur Abdankung des fähigen Abtes. Er bleibt nach der Resignation in Weltenburg und leitet 1709 im Auftrag des Geistlichen Rates noch die Bauvorbereitungen für den Klosterneubau.
[3] Die Gründe der Opposition gegen den Neubau durch den Konvent sind in der notwendigen Verteilung der Konventualen während der Bauzeit auf andere Klöster, aber auch in der berechtigten Angst, dass die finanziellen Zusicherungen der kaiserlichen Administration (Österreich hält Bayern 1704–1714 besetzt) nach einer Rehabilitierung des mit Reichsacht belegten Kurfürsten nicht eingehalten würden, was dann nur dank Pressionen des Abtes Maurus Bächel nicht eintrifft.
[4] Abt Quirin IV. Millon von Tegernsee. Präses der bayerischen Benediktinerkongregation 1705–1711. Er ist Hauptverantwortlicher der ungerechten Behandlung des Abtes Korbinian Winhardt durch die bayerische Benediktinerkongregation. Mehr zur bayerischen Benediktinerkongregation siehe im Glossar «Kirche», Buchstabe B, in dieser Webseite. Mehr zu Quirin Millon siehe in der Biografie in dieser Webseite.
[5] Augustinus Mayer (1655–1711) aus Neuötting. Profess in Scheyern 1674. Primiz 1683. Professor am Akademischen Gymnasium der Universität Salzburg 1684–1689 (Rhetorik, Humanistik, Syntax und Grammatik), gleichzeitig mit Wolfgang Rinswerger, dem späteren Abt von Michelfeld. 1689 wird er an das neugegründete fürstbischöfliche Gymnasium in Freising berufen, wo er Präfekt wird. Als Abt in Weltenburg amtet er 1709–1711. Er stirbt in Scheyern, wo in der Rosenkranzkapelle sein Epitaph zu sehen ist.
[6] Maurus Aicher (1659–1717) aus Kelheim. Profess 1681. Er ist einer der drei führenden Gegner der Äbte Senser und Winhardt, wird unter Abt Augustinus Prior in Weltenburg und übernimmt nach dem Tod des Abtes 1711–1713 die stellvertretende Leitung als Administrator. Er verhindert die Bauarbeiten während dieser Zeit bewusst.
[7] Maurus Bächel oder Bächl (1668–1749) aus Rötz in der Oberpfalz. Er leistet 1690 Profess im Kloster Frauenzell (östlich Regensburg) und wird hier Prior. In diesem Amt erfolgt 1711 die Postulation als Prior nach Ensdorf, um dort stellvertretend für Abt Bonaventura Oberhueber die Bauarbeiten am Kirchenneubau zu leiten. Am 13. Januar 1713 wird er im dritten Wahlgang zum Abt von Weltenburg an der Donau gewählt. Abt Maurus resigniert 1743 und stirbt 1749. Zu ihm siehe die Biografie in dieser Webseite.
[8] Abt Maurus spricht in seinem Tagebuch von einer Jagd im Geiselfelder Forst, der damals auch den Dürrnbucher Forst südlich von Neustadt umfasst. Die Gesellschaft kommt mit dem Schiff. Kurfürst Max II. Emanuel ist 1714 wieder im Besitz von Bayern und der Oberpfalz. Er versteht sich ausgezeichnet mit Abt Maurus, trotz dessen langjährigen ebenso guten Kontakten mit der österreichischen Administration. Dass aber der Kurfürst finanzielle Mittel für den Klosterneubau zusagt oder gar liefert, ist ein Märchen, und beim riesigen Schuldenberg Bayerns auch nicht möglich. Das Märchen taucht trotzdem in der Literatur immer wieder auf. Das Gegenteil ist der Fall: Kurbayern erhält von Weltenburg Darlehen. Der Kurfürst kann oder will aber selbst die bei anderen Abteien aufgenommenen Privatschulden nie begleichen.
[9] Maurus II. Kammermayr oder Kammermaier (1699–1777) aus Köfering bei Regensburg, Profess 1717. Primiz 1724. Abt in Weltenburg 1744–1777.
[10] Rupert Walxheiser oder Walxhäuser (1743–1786) aus Stadtamhof, Profess 1764, Primiz 1767, Abt in Weltenburg 1778–1786.
[11] Benedikt Werner (1748–1830) aus Dietfurt an der Altmühl, Profess 1768, Primiz 1772, letzter Abt in Weltenburg 1786–1803.
[12] Es sind 12 000 Gulden Bargeld, 15 000 Gulden Staatsobligationen und 13 200 Gulden Veräusserungen. Kurfürst Karl Theodor will die Riesenschulden Bayerns mittels Erpressung lösen und erhält von einem offensichtlich völlig uninformierten Papst Pius VI. die Erlaubnis, 15 Millionen Gulden von den Klöstern erheben zu dürfen. Er bringt damit immerhin rund 5 Millionen in die Staatskasse. Die abwegige erpresserische Forderung von 15 Millionen Gulden hätte ein Drittel des 1803 geschätzten Gesamtvermögenswertes (brutto) aller Klöster betragen und wäre selbst bei Zwangsverkäufen unmöglich zu erfüllen gewesen. Dies bestätigen auch die grossen Abschreibungen bei der Verwertung des Säkularisationsgutes nach 1803.
[13] Kurfürst Max IV. Joseph, 1803 mit den heute als «Schwaben» und «Franken» bezeichneten geistlichen Gebiete entschädigt, kann Altbayern damit zum heutigen Bayern vergrössern. Er lässt sich 1806 von Napoleon zum König krönen. Sein Sohn, König Ludwig I. von Bayern, schliesst 1817 mit dem Heiligen Stuhl ein Konkordat, dass auch die Wiederherstellung oder Neugründung von Klöstern erlaubt.
[14] Der Grundrissplan wird erst zwar 1783 nach alten Beschreibungen gezeichnet, scheint aber zuverlässig. Die Zeichnung «1608» dürfte von einem Laien stammen, der nur die Reihenfolge der Gebäude korrekt darstellen kann, aber in ihren Details und in ihrer Volumendarstellung völlig versagt.
[15] Diese Anordnung wird im Grundrissplan 1783 bestätigt. Der Erker gegen die Donau weist auf die Räume des Abtes an dieser Stelle hin. Die (von Getrud Deipolder in: Kloster Weltenburg 2014 falsch interpretierte) Beschreibung des Abtes Benedikt Werner bestätigt dies ebenfalls als «Kammer (des Abtes) mit drei Fenstern, von welchen das mittlere in einen Erker, die zwei zu beiden Seiten aber oberhalb ihnen mit den Bildnissen der heiligen Georgius und Martin bemalet waren». Im anschliessenden Südflügel [4] befinden sich im Erdgeschoss die Konvent-Küche und im Obergeschoss weitere Räume des Abtes.
[16] Die Latrinenräume sind in alten Klöstern immer vom Obergeschoss des Dormitoriums im Ostflügel zugänglich, meist als Latrinengebäude abgesondert und mittels Stichflügeln zugängig. Schöne Beispiele: Zisterzienserabteien Maubuisson und Royaumont. Noch in der Barockzeit sind solche Turmlatrinen-Anlagen zu finden. Beispiele: Zwiefalten 1659, Wettenhausen Gästetrakt 1670, Tegernsee 1701, Wörishofen 1719. Siehe dazu die entsprechenden Lagepläne in dieser Webseite.
[17] Nachlass Philipp Apian in der bayerischen Staatsbibliothek. Die Zeichnung Apian wird mit «nach 1568» datiert, zeigt aber bereits ein quergestelltes Gebäude im Klosterhof, das mit dem Brauhaus (um 1590?) auf der Ansicht «1608» volumenmässig identisch ist. Die zeichnerischen Textillustrationen für die nicht veröffentlichte Topographie Bayerns von Philipp Apian entstehen um 1568–1584. Sie sind alle von grosser Genauigkeit und Glaubwürdigkeit. Auch die Gebäude Weltenburgs sind im Gegensatz zur aquarellierten Federzeichnung «1608» in korrekter und glaubhafter Grösse dargestellt. Sie sind nach der Natur gezeichnet, anders als die vielleicht aus Erinnerung und von einem Laien gezeichnete Vogelschau «1608». Man vergleiche im Ausschnitt Apian nur die Grösse des südlich an den Zwischenbau anschliessenden mächtigen Treppengiebelgebäudes mit dem in der Zeichnung «1608» unglaubhaft klein dargestellten Bauwerk, das nicht höher als das Klostertor gezeichnet ist.
[18] Das Brauhaus dürfte ein Umbau oder Neubau anstelle des vom Apian-Zeichner dargestellten Bauwerks und vom Ende des 16. Jahrhunderts stammen. Es wird erstmals 1611 erwähnt. Der erste Braumeister der Neuzeit ist 1592 belegt. Die «älteste Klosterbrauerei der Welt» (seit 1050) hat damit mit Sicherheit keine ununterbrochene Tradition.
[19] Der mit Wandfresken versehene Zeitturm liegt in der Apian-Zeichnung glaubwürdig in der Mitte des fünfachsigen Gebäudes. Ein solches Detail kann nicht erfunden sein. Die Zeichnung «1608» zeigt auf der Donauseite in dieser Achse einen Treppen- oder Latrinenanbau.
[20] Fr. Philipp Plank OFM (~ 1660–1720) aus Kelheim, Ordensbaumeister der Franziskaner. Seine wichtigsten Bauten sind 1695 das Franziskanerkloster Berchtesgaden, 1702 die Schutzengelkirche und das Franziskanerkloster in Straubing, 1712–1714 das Franziskanerkloster bei der Wallfahrtskirche Maria-Hilf in Freystadt, 1715–1717 das Franziskanerhospiz in Neuötting. Er plant und leitet auch Bauten für andere Orden, so 1701 den Neubau des Benediktinerinnenkloster Geisenfeld und 1710 den Umbau der Karmelitenkirche Abensberg. Für die Benediktinerabtei Plankstetten liefert er 1716, ebenso wie 1714 für Weltenburg die Pläne. In Amberg ist er am Bau der Maria-Hilf-Kirche beteiligt. Mehr zu Fr. Philipp Plank siehe in der Biografie dieser Webseite.
[21] Michael Wolf (Johann Michael Wolf, *8. September 1671 in Sonnenmoos bei Rottach-Egern, †12. Juni 1732 in Stadtamhof, Eltern Andreas und Magdalena Wolf), Maurermeister, Begründer einer Baumeisterdynastie in Stadtamhof. Er ist 1713 bei der Weltenburger Frauenbergkirche Palier des Maurermeisters Öttl aus Kelheim. Öttl verliert nach dem Einsturz der Fussboden-Gewölbe an der Einweihung das Vertrauen des Abtes. Obwohl Öttl formell Baumeister des Klosterneubaus bleibt, übernimmt Wolf die Leitung der Arbeiten. 1724 verteidigt Abt Maurus die Verdienste Wolfs als eigentlicher ausführender Meister in Weltenburg. Wolf ist Stadtmaurermeister in Stadtamhof und wird nach dem Tod des Stadtmaurermeisters in Amberg, Johann Caspar Schubert, 1724 auch dessen Nachfolger. Als Palier setzt er hier seinen Bruder Joseph Wolf ein, der den Turm von St. Martin vollendet (Joseph Wolf, *19. März 1695 in Sonnenmoos, †29.Juli 1658 in Amberg, Eltern Andreas und Magdalena Wolf). 1726–1736 wird Michael Wolf als Planer und ausführender Baumeister des hervorragenden Zentralbaus von St. Andreas in Untersaal genannt. Dies dürfte aber sein Sohn Niklas sein, der 1732 als Nachfolger seines Vaters zum Stadtmaurermeister in Stadtamhof ernannt wird. Sohn von Niklas Wolf und damit Enkel von Michael Wolf ist Christoph Thomas Wolf (1733–1784), der Baumeister des Kirchturms in Weltenburg und der Stiftskirche Rohr (siehe Anmerkung 37).
*Anmerkung (2024): Der Sterberegistereintrag des «D: Joannes Michael Wolf, cementorium magister», vom 12. Juni 1732 in Stadtamhof, mit dem Vermerk «annorum 75» gilt unserem Baumeister von Weltenburg. Das Alter ist aber ein Verschrieb, denn er erst 61 Jahre alt.
Für die Erforschung und Übermittlung der Lebensdaten danke ich Fr. Joachim Zierer OSB von Scheyern.
[22] Cosmas Damian Asam (1686–1739) aus Laingruben bei Benediktbeuern. Seinen ersten Auftrag nach der Rückkehr aus Rom erhält er 1714 durch den Benediktinerabt von Ensdorf (Oberpfalz) 1716 freskiert er in der Oberpfalz Kirchen in Ensdorf, Regensburg, Günching, Michelfeld und Amberg. Durchreisen und Aufenthalte in Weltenburg vor 1721 sind leider nicht dokumentiert, ebensowenig die Anwesenheit von Cosmas Damian Asam an der Grundsteinlegung. Seine Entwurfstätigkeit und Mitbeteiligung an der Planung vor 1721 findet aber mit Sicherheit an Ort statt. Mehr siehe in der Biografie und im Werkverzeichnis in dieser Webseite.
Die Frage, ob Cosmas Damian Asam Entwerfer des Kirchenbauwerks von Weltenburg sei, worauf auch seine Signatur «Cosmas Damian Asam Pictor und Architectus» hinweist, wird zurzeit wieder diskutiert.
[23] Pietro Francesco Giorgioli (*1687) aus Meride (Tessin), Bildhauer. Er ist 1718–1722 in Weltenburg tätig, arbeitet aber seit 1720 auch in Niederalteich, wo er sich 1722–1723 aufhält. Wegen einer Vaterschaftsklage verabschiedet er sich in Niederalteich, um angeblich in die Heimat zurückzukehren. Er ist allerdings noch 1724 in Theres (Obertheres) und 1726 in Fulda nachgewiesen (Quelle: Odelli). Siehe zur Familie das HLS.
[24] Matthias Einsele (†1752) ist Geselle von Giorgioli. Nachdem Giorgioli 1722 auch Aufträge vom Freisinger Hof für die Domrenovierung annimmt, stellt er Einsele für 35 Kreuzer Taglohn zu Verfügung, verpflichtet sich aber, die Risse zu verfassen und die Aufsicht wahrzunehmen. Als Reisevergütung für Giorgioli werden fünf Gulden hin- und zurück vereinbart. Klar wird damit in diesem Freisinger Vertrag mit Giorgioli dessen Planertätigkeit erwähnt. Einsele kann in Freising eine Karriere unter Fürstbischof Eckher von Kapfing und Liechteneck aufbauen, kommt aber nach 1726 unter dem Nachfolger, einem Wittelsbacher, in eine Notlage. Seine Nachkommen sind bis 1867 als Steinmetzmeister in Freising tätig (Quelle: Zeitschrift-Amperland.de).
[25] Quellenbelege für die Planungs- oder Beratungstätigkeit der Brüder Asam vor 1721 fehlen zwar, aber die Zuweisung an einen einzigen Planer hält in der Regel für barocke Klosterkirchen nicht stand. Fr. Philipp Plank ist Planer der Klosteranlage. An der Kirchenplanung dürfte er (vor 1716?) mitgewirkt haben. Der Bauherr Abt Maurus muss als mitplanend einbezogen werden. Er erteilt vermutlich klare Architekturvorgaben (nicht nur Cosmas Damian Asam kennt die Traktate von Andrea Pozzo). Für den Zentralraum von Weltenburg gilt also bis 1721 eine gemeinschaftliche Planung nach Konzeptvorgaben von Abt Maurus, der Bauplanung von Wolf, sowie der Detailplanung von Giorgioli, und ab frühestens 1716 auch unter Beizug der Asam-Brüder, wobei für das gemeinsame Konzept der Maler Cosmas Damian Asam, für die Ausbau-Planung eher der Bildhauer und Stuckateur Egid Quirin Asam im Vordergrund steht. Die gilt aber nur für die Kirche. Mit dem Bau der schon 1713 fertig geplanten grossen Klosteranlage mit Konvent- und Ökonomiebauten haben beide Brüder Asam nicht das Geringste zu tun.
[26] Arnulf Magerl und Peter Kasperbauer in der Abschlussbroschüre «Ergebnisse zur Bauforschung» 2008. Dies heisst aber nur, dass Cosmas Damian Asam am Kirchenneubau 1716-1721 nicht ausführend oder bauleitend mitgewirkt hat. Er ist «Architectus» als Mitplaner und Entwerfer.
[27] Egid Quirin Asam (1692–1750) aus Tegernsee, Freskant und Stuckateur, tritt nach der Auflösung der väterlichen Werkstatt 1711 in eine Bildhauerlehre ein und wird 1716 in München freigesprochen. Ein immer wieder angeführter Romaufenthalt während dieser Zeit kann ausgeschlossen werden. Er arbeitet aber während dieser Zusatzlehre relativ selbständig und bewirbt sich zusammen mit seinem Bruder schon 1713 für den Bau der Fürstenfelder Stiftskirche, was von einer grossen Selbstsicherheit der beiden Brüder zeugt. Denn praktische Kenntnisse als Baumeister, etwa in der Ausführung eines überwölbten Kirchengebäudes, fehlen beiden Brüdern zu diesem Zeitpunkt vollständig. Siehe zu Egid Quirin die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite.
[28] Das Muldengewölbe ist ein selbsttragendes Spanten-Bohlengewölbe in Holz.
[29] Maria Salome Bornschlegel-Asam (1685–1740), die ältere Schwester von Cosmas Damian und Egid Quirin, geboren in Benediktbeuern, lernt ihr Handwerk als Fassmalerin im Familienbetrieb von Hans-Gerg Asam.
[30] Nach Felix Mader (1922). Der Akkord ist von 1726. Von Veit Filler (auch Füller, Fühler) sind keine Lebensdaten bekannt. Er wird 1735 auch als Steinmetz des Portals genannt. Damit ist nicht die Kirchenfassade, sondern nur das Eingangsportal gemeint. Die Fassade ist schon auf einer unvollendeten Planperspektive (Historisches Museum Regensburg, G 1980-282) dargestellt, die eine Anlage ohne Turm und mit weiter weggerücktem Nordflügel darstellt. Die Planzeichnung muss demnach vor 1724 entstanden sein. Aufgrund des fehlenden Kirchturms könnte die Zeichnung sogar noch aus der ersten Planungsphase vor Baubeginn stammen.
[31] Johann Konrad Brandenstein (1695–1757) aus Kitzingen, heiratet 1724 die Witwe des Orgelbauers Philipp Franz Schleich in Stadtamhof und übernimmt die Werkstatt. Er baut die Orgel von Weltenburg mit 12 Registern im Akkord von 550 Gulden. Dieses Orgelwerk wird 1792 durch den Orgelbauer Ludwig Ehrlich um ein Register ergänzt und ist heute noch erhalten. Johann Caspar Mair aus Stadtamhof erstellt das Gehäuse für 155 Gulden.
[32] Johann Jakob Kürschner (1694–1755) aus Nürnberg. Steinmetz mit ausgedehnten Wanderjahren in Europa, ist nach Übertritt zum Katholizismus und Heirat 1725 in Eichstätt seit 1727 in Weltenburg sesshaft. 1736 liefert er auch die vier Beichtstuhlgewände in Marmor. Er arbeitet um diese Zeit auch im Auftrag von Egid Quirin Asam für die Asam-Kirche in München. Er übernimmt später Schul- und Mesnerdienste, stirbt aber verarmt in Weltenburg.
[33] Das Chorgestühl wird auf «um 1730» datiert. Sein Meister ist unbekannt. Das Gestühl steht auf dem für Besucher nicht zugänglichen Psallierchor hinter der Orgel. Es besteht aus dem Thron des Abtes vor dem grossen Westfenster und aus beidseits U-förmig angeordneten je 10 Stallen. Die Ausführung in Edelholz-Intarsien mit Régencemotiven und den gebauchten Brüstungen weisen schon in die Rokokozeit und lassen deshalb eher auf eine Ausführung in der zweiten Ausstattungsphase schliessen (nach 1735).
[34] Franz Erasmus Quirin Asam (1720–1795) aus München, Sohn von Cosmas Damian Asam. Er geht bei seinem Vater in die Lehre, entzweit sich dann mit ihm und wird zum jungen Tunichtgut. Im Gegensatz zu seinem Vater ist er kein Freskomaler, mit Ausnahme der Freskenfertigstellung 1740 in Weltenburg (nach dem Tod des Vaters) malt er immer in Öl. 1740 heiratet er in München, hat sieben Kinder, die aber meist im frühen Kindesalter sterben. Nach 1750 weilt er immer ausserhalb Münchens, häuft Schulden auf und lässt seine Ehefrau ohne Mittel in München zurück. Aus Bamberg holt ihn der Schöntaler Abt Angelus 1754 und 1755 nach Schöntal. Die Zisterzienserabtei wird zum späten Schaffens-Schwerpunkt des unglücklichen Sohnes. In seinen letzten zwölf Lebensjahren ist er gelähmt. Inzwischen völlig mittellos (der Asamsche Familiensitz in München wird 1760 zwangsversteigert), findet er eine Bleibe im Kloster Schöntal, wo er mit 75 Jahren stirbt.
[35] Vergleiche Anmerkung 30.
[36] Franz Anton Neu, auch Ney (†1758) aus Landshut, Werkstatt in Prüfening. Er ist Holz- und Steinbildhauer, auch Stuckateur. Für Weltenburg erstellt er 1729 die Nepomukstatue vor dem südlichen Klostertor, 1736 die Kirchenbestuhlung, 1751 die Rokoko-Stuckaturen über den Beichtstühlen in der Vorhalle und 1755 noch den Altar der Frauenbergkirche. Die eindrücklichen Figuren des hl. Benedikt auf der Kirchenfassade, der Schutzengel auf der Mauerbalustrade und der Bildhauerarbeiten am Donau-Tor sind nicht datiert und dürften aus den 1730er-Jahren stammen.
[37] Christoph Thomas Wolf (1733–1784) aus Stadtamhof. Kurfürstlicher Maurermeister, Zeichner und Kartograph, Sohn von Niklas Wolf und Enkel von Michael Wolf, dem Baumeister des Klosters. Christoph Thomas Wolf stellt 1755–1760 den Klosterneubau in Rohr fertig.
[38] Franz Beer II von Bleichten (1660–1726), aus Au im Bregenzerwald, das Adelsprädikat «von Bleichten» ab 1719. Siehe die Biografie und das Werkverzeichnis in dieser Webseite. Zum Unterschied des Pauschalakkords zum Taglohnakkord siehe die Erläuterungen im Glossar dieser Webseite.
[39] Bernhard Schütz in «Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben 1580–1780», München 2000.
[40] Siehe zu Freystadt und dessen Vorbilder die Beschreibung in dieser Webseite. Dass Freystadt direkten Einfluss auf Weltenburg hat, ist nicht auszuschliessen, immerhin ist dort Plank als Baumeister und Cosmas Damian Asam erstmals als Freskant (im Familienverband) tätig.
[41] Gehe zu Francesco Borromini im Beitrag «Baumeister Roms» in dieser Webseite.
[42] Gehe zum Plan der Kirche Santa Maria in Montesanto und zu den Erläuterungen unter Carlo Rainaldi im Beitrag «Baumeister Roms» in dieser Webseite.
[43] Gehe zu Gianlorenzo Bernini im Beitrag «Baumeister Roms» in dieser Webseite.
[44] | Der Grundriss der Kirche von Deutsch–Gabel (Jablonné v Podještědí), die Johann Lucas von Hildebrandt 1699 baut. |
[45] Es sind allerdings auch die einzigen möglichen Lichtöffnungen in den Längsseiten. Im Norden schliessen die Konventbauten an, im Süden ist mit der Kirchenverbreiterung der Fels nähergerutscht. Eine beidseitige ausreichende Belichtung wäre nicht möglich.
[46] Bernhard Schütz in «Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben 1580–1780», München 2000.
[47] Der Jesuitenbruder Andrea Pozzo (1642–1709) aus Trient ist Schöpfer der scheinperspektivischen Fresken in den Gewölben der Kirche Sant’Ignazio in Rom, die er 1691–1694 erstellt. 1702 wird er von Kaiser Leopold nach Wien berufen, wo er die Gewölbe der Jesuitenkirche freskiert. Sein 1709 in Augsburg erschienenes Traktat mit dem Titel «Perspectivae pictorum atque architectorum = Der Mahler und Baumeister Perspectiv» ist von grosser Wirkung auf den spätbarocken Illusionismus und vor allem auf die Brüder Asam.
Sein nicht ausgeführtes Kirchenprojekt für das Collegio Inglese in Rom ist im Zeitraum 1694–1702 entstanden. Als nicht veröffentlichter Entwurf kann es unmöglich in die Hände einer der Planbeteiligten Weltenburgs gelangt sein. Robert Stalla sieht es trotzdem als direktes Vorbild. Dies dürfte aber eher auf ältere, gebaute und bekannte Lösungen wie den «Salone» im Palazzo Carignano zutreffen.
[48] Der ovale Salone im Piano Nobile des Palazzo Carignano von Turin, dem letzten Werk von Guarino Guarini, hat mit 18 x 15 Meter annährend die Grösse des Weltenburger Ovals. Auch hier öffnet sich der Deckendurchbruch zu einer hohen Ovallaterne, die turmartig den Innenhof dominiert. Das Deckengemälde über dem Durchbruch und die plastische Gestaltung der Vouten verschwinden beim Umbau für das Parlamento Subalpino 1848. Die Verwandtschaft des «Salone» mit Weltenburg ist in Grundriss und Schnitt derart auffällig, dass man verwundert ist, dass erst 30 Jahre später im Norden etwas Gleichartiges entsteht.
Mehr siehe in: Huub van der Linden «Un secentesco programma di decorazione per il grande salone di palazzo Carignano». Dort der Decken-Grundriss des Salone von Guarino Guarini (S.265).
Huub van der Linden listet weitere Vorgängerbauten auf, so die 1655–1657 durch Mitelli und Colonna ausgeführte Lösung in der Capella del Rosario der Kirche S. Domenico in Bologna.
Gehe zu den Plänen des Salone im Palazzo Carignano.
[49] Zur Wallfahrtskirche Freystadt (1700–1710) von Giovanni Antonio Viscardi siehe die Anmerkung 40 und den Beitrag «Freystadt» in dieser Webseite.
Die Wallfahrtskirche Fraubrünnl oder Fraubründl bei Straubing ist ein 1705–1707 gebauter Zentralbau mit einem hohen achteckigen Laternenaufsatz, der dem Gewölbe als «Himmelszone» aufgesetzt ist. Die versteckte Lichtführung fehlt. Trotzdem urteilt Bernhard Schütz: «Eine bemerkenswerte Vorstufe für das ein Jahrzehnt später entstandene, ungleich grossartigere Weltenburg». Bemerkenswert auch deshalb, weil hier 1707 auch Cosmas Damian Asam im Familienverband unter Georg Asam freskiert.
[50] Beschrieb von Robert Stalla in: Cosmas Damian Asam und Egid Quirin Asam. Der Maler und Bildhauer als Architekt. Zürich 2009. Er beschreibt in diesem Auszug das Altarretabel des Egid Quirin Asam und (kurz) das Hauptfresko von Cosmas Damian Asam mit dem Opaion (Loch) im Zentrum und der einen zweiten Ring bildenden Tempelarchitektur eines Monopteros.
[51] Der grosse Wappenschild des Kurfürsten ist, wie Gabriele Dischinger 2023 nachweist, nicht nur devotes Verhalten des Abtes, sondern entspricht der Schenkung des darunterstehenden Reiterstandbildes des hl. Georg durch den Kurfürsten. Es ist, wie einige Historiker schon vorher vermutet haben, ein von Egid Quirin Asam als Bildhauer und seiner Schwester Maria Salome Boschnagel-Asam als Fassmalerin überarbeitetes Standbild des Kurfürsten Max II. Emanuel als Türkensieger, das 1686 von Hofbildhauer Balthasar Ableithner nach Entwurf von Johann Andreas Wolff für den Triumphzug des Kurfürsten geschaffen. Das Monument soll 1715 zur Rückkehr des Kurfürsten aus dem Exil nochmals aufgestellt werden, was dieser aber (aus vorläufiger Bescheidenheit) nicht erlaubt. Cosmas Damian Asam dürfte seinen Standort gekannt haben und erreicht die Verwendung in Weltenburg. Die Veränderungen (Helm, Schwert, Satteldecke und die Hinzufügung der Gruppe mit dem Drachen und der Prinzessin, vor allem aber die Lüsterfassung, sind Werke von Egid Quirin und Maria Salome.
[52] Die Coretti sind üblicherweise seitliche Balkonlogen zur Verfolgung des Gottesdienstes. In Weltenburg sind sie reine bildhauerische Wandgestaltungen im Chorbereich. Michael Reuter (in: Studien zur Entwicklung der barocken Altarbaukunst in den Rheinlanden, Diss. 2010), an dessen Beschrieb ich mich hier anlehne, beschreibt diese Wandgestaltung konsequenterweise als Proszeniumsbereich. Die Coretti könnten deshalb auch als unechte Proszeniumslogen gedeutet werden, denn wegen ihres höhen- und distanzbedingten steilen Blickwinkels sind sie zur Verfolgung des Gottesdienstes ungeeignet.
[53] Beim Fresko der Ankunft der Benediktiner in Amerika ist heute keine Originalsubstanz mehr vorhanden. Die übrigen Fresken des Cosmas Damian Asam in Weltenburg weisen nach den vielen Restaurierungen des 19. und 20. Jahrhunderts heute nur noch einen Drittel Originalsubstanz auf.
[54] Die Forschung zu diesem eindrücklichen Bildhauer-, Schreiner- und Fassmaler- Kunstwerk existiert praktisch nicht. Weder zu den Meistern noch zum Erstellungsjahr sind verlässliche Informationen vorhanden. Aufgrund des Vertrages mit dem Orgelbauer Brandenstein (siehe «Rohbau und erster Ausbau» vorne) wird 1729 ein Werk von 12 Registern für 550 Gulden eingebaut. Der Schreiner erhält 150 Gulden. Ist dies die Entschädigung für das Gehäuse und die obere Régence-Brüstung? Lothar Altmann (1997) schreibt die Brüstungen dem Bildhauer Francesco Giorgioli zu, was aber nur möglich wäre, wenn der Orgelprospekt mit Brüstung schon 1720/22 für das kleinere Werk von sechs Registern bestanden hätte. Die Stuckaturen am Gebälk sprechen für Egid Quirin Asam, der aber von 1723 bis 1734 nicht anwesend ist. Die kunsthistorische Nichtbeachtung der Schaufront im Westen ist unerklärlich.
[55] Die Inschrift lautet: LAUDATE EUM IN CHORDIS ET ORGANO – Psal 150 V 4 (Lobt ihn mit Saitenspiel und Pfeifen).
[56] Nur vom Bruder und Bildhauer Egid Quirin Asam sind einzelne Fassadenplanungen bekannt, die aber immer das Thema der Ädikula aufgreifen. Trotzdem ist der Entwurf der Weltenburger Fassade durch ihn wahrscheinlicher. Das Vorbild dürfte ein nicht ausgeführtes Projekt von Andrea Pozzo für die Fassade von San Giovanni in Laterano sein (veröffentlicht 1700 und 1709). Allerdings ist die Umsetzung von Pozzos Vorlage als Vorgabe des Bauherrn auch durch die anderen in Weltenburg beteiligten Baumeister und Bildhauer möglich.
Die Diagonalnischen-Altäre Die vier Altäre der Diagonalnischen werden 1735 von Egid Quirin Asam gefertigt. Es sind nischenfüllende Ädikularetabel, über einem durchgehenden Stipes mit vorstehenden Spiralsäulen in Stuckmarmor aufgebaut, das hohe verkröpfte Gebälk mit einem reifartigen Baldachin überbrückt. Die Predella, das Zwischenstück über der Mensa, ist mit versilberten Ovalreliefs versehen, welche im Bezug zum Altarpatrozinium und dem Altarblatt stehen. Alle Fotos 2012 by Mattana in Wikipedia. Dem Autor danke ich für die Veröffentlichung seiner Fotos unter Creative Commons (CC BY-SA 3.0). |
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Der Kreuzaltar steht in der Nordost-Nische. Das Altarblatt der Kreuzigung Christi ist von Cosmas Damian Asam signiert. Er malt das Gemälde mit Maria Magdalena zu Füssen des Kreuzes um 1734/35. | Der Marienaltar steht in der Südost-Nische. Das Altarblatt ist ein Werk des Landshuter Malers Matthias Daburger. Er malt die Krönung Mariens durch die Dreifaltigkeit schon 1726. Das farblich ansprechende Blatt in der Art Murillos wird von der Kunstwissenschaft allgemein als geringwertig bezeichnet. | |
Der Benediktus-Altar steht in der Nordwest-Nische. Das düstere Altarblatt mit der Vision des hl. Benedikt ist ebenfalls ein signiertes Werk von Cosmas Damian Asam um 1734/35. Ein gleiches Gemälde malt er schon 1726 für die Benediktinerkirche in Klaudrau (Böhmen). | Der Maurus-Altar steht in der Südwestnische. Das Altarblatt stellt die Rettung des hl. Placidus durch den hl. Maurus dar. Es ist nicht signiert und wird trotz der zweifelhaften Qualität als Asam-Werk bezeichnet, das dann aber nicht von ihm fertiggestellt worden sei. |
Zum nebenstehenden Bild: Die fünf Prospektfelder der Orgel finden in den vergoldeten Régence-Füllungen der Brüstungen eine Fortsetzung. Auch die Spiralsäulen des Orgelprospektes sind in den Brüstungen als Lisenen weitergeführt und werden im Gebälk durch Konsolen getragen. In den drei mittleren Feldern der unteren, massiven Brüstung sind zur Vortäuschung eines Positivs Blindpfeifen eingesetzt. Darunter, in der Mitte des Orgelbühnen-Gebälks, prangt eine grosse Inschriftenkartusche, wie sie nur von Egid Quirin Asam gestaltet sein kann. Foto: Bieri 2019. |
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Der vorliegende Text ist für nichtkommerzielle Zwecke und mit Nennung des Autors frei verwendbar.
Ansicht von der östlich gegenüberliegenden Felsnase. Foto: Holz85 (2012) in Wikipedia. | |
Lage- und Gebäudeplan der Abtei Weltenburg um 1800. Für Planlegende und Vergrösserung bitte anklicken. | |
Seit 1800 hat sich im Wesentlichen nur die Sand- und Schotterbank der Donau vor dem Kloster verändert, wie die vergleichende Aufnahme 2014 durch GoogleEarth aus 400 Meter Höhe zeigt. | |
An Stelle eines vorchristlichen Heiligtums auf dem Frauenberg wird schon im frühen Mittelalter eine Kirche «Unserer Lieben Frau» gebaut, über die dann Abt Maurus Bächel 1713 die heutige Frauenbergkirche bauen lässt. Sie ist das erste neue Bauwerk vor dem grossen Klosterneubau. Foto: Bieri 2019. |
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Eine schöne, in der Gebäudeabfolge zwar korrekte, aber sonst unzuverlässige Federzeichnung mit der Bezeichnung «1608» zeigt Weltenburg im 17. Jahrhundert. Für die Erläuterung der Zeichnung und der Gebäudefolge anklicken. Mehr zu dieser Vogelschauansicht siehe im Text «Die Gebäudelandschaft vor den barocken Neubauten». Bildquelle: Klostermuseum Weltenburg. |
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In einer Zeichnung des Nachlasses Apian aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts, die den Hof vom Frauenberg gesehen darstellt, sind die Gebäude (wie alle Vorzeichnungen der «Bairischen Landtafeln») absolut korrekt erfasst. Interessant ist nicht nur der Renaissance-Zeitturm und das mächtige Gebäude Nr. 10 (vergleiche mit oben), sondern auch das quer in den Hof gestellte Gebäude Nr. 8, das später in das Brauhaus umgebaut wird. Bildquelle: Bayerische Staatsbibliothek. Die Gebäudenummerierungen sind als Vergleich mit obiger Zeichnung «1608» eingesetzt. | |
Ein Grundriss der Vorgängerkirche wird erst 1783 nach alten Beschreibungen gezeichnet, scheint aber zuverlässig. Die Nordwand ist mit der heutigen Wand identisch. Bild: Bayerische Staatsbibliothek CGM 1885 fol 49. | |
Das Kloster Aussen |
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Eine Luftaufnahme der Klosteranlage aus Westen. Foto: (2007): CC-by-nc-sa/2.0 by oscailte (flickr.com). | |
Die Ostseite des Klosters, aufgenommen vom gegenüberliegenden Donauufer. Foto 1998: CC-by-nc-sa/2.0 by juergen.mangelsdorf (flickr). |
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Ein Blick von der Schotterbank der Donau vor dem Kloster in die imposante felsige Donauenge vor Kelheim. Foto: Bieri 2019. | |
Die einer Wehrmauer ähnliche, 450 Meter lange Gartenmauer des östlichen Klostergartens hat 15 Rondelle als Verstärkung. Sie wird 1733 zur Abwehr der vielen Donauhochwasser gebaut. Foto: Bieri 2019. | |
Das äussere südliche Klostertor, mit der 1729 durch Franz Anton Neu erstellten Nepomukstatue. Das Tor schliesst an den Felsen der Frauenbergkirche an. Foto: Bieri 2019. |
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Die Kirchenfassade. Die Hausteinfassade wird 1726 von Veit Filler erstellt, ist aber schon vor 1724 endgültig geplant. Ihre Planung wird Cosmas Damian Asam zugeschrieben. Foto: Bieri 2008. |
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Die Giebelfigur des hl. Benedikt ist ein Werk von Franz Anton Neu. Sie ist 3, 50 Meter hoch und wiegt zehn Tonnen. Foto: Bieri 2019. |
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Die Kirche |
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Grundriss der Kirche. Autor: Georg Loesti. Quelle: Felix Mader 1922. | |
Längsschnitt 2008, nach einem Bauaufmass von P. Kasperbauer; mit freundlicher Genehmigung von Arnulf Magerl, Dipl.Ing. Architekt. | |
(vergleiche mit den Bauaufmassen 1890 des Landesamtes für Denkmalpflege). | |
Der Querschnitt des Festsaals im Palazzo Carignano in Turin könnte auf den ersten Blick mit demjenigen von Weltenburg verwechselt werden. Auch der Grundriss weicht weder in den Ausmassen noch in der Ovalform wesentlich von Weltenburg ab. Für weitere Infos zu diesem von Guarino Guarini 1679–1683 erstellten Bauwerk bitte Bild anklicken. | |
Das nicht ausgeführte Kirchenprojekt von Andrea Pozzo für S. Tommaso di Canterbury des Collegio Inglese in Rom ist im Zeitraum 1694–1702 entstanden. Als nicht veröffentlichter Entwurf wird es kaum in die Hände einer der Planbeteiligten Weltenburgs gelangt sein. Die Übereinstimmung mit Weltenburg und mit dem Saal im Palazzo Carignano ist trotzdem überraschend. Quelle: Mancini, Matteo & Fasolo, Marco. (2019). I progetti “architettonici” per la chiesa di Sant’Ignazio di Andrea Pozzo. | |
Der Innenraum mit Blick zum Altarraum und in die Kuppel. Die Szenerie des Hochaltars beginnt schon im Kirchenraum, wo sie mit dem Chorbogen und den beiden östlichen Kapellen das Motiv eines dreiteiligen Triumphbogens bildet. Foto: (2012) CC BY-SA 3.0 by Mattana in Wikipedia. | |
Hinter dem Chorbogen steht der Hochaltar in einer Triumphgasse, beginnend mit seitlichen Coretti als Proszenium. Der Hochaltar selbst, ein Säulenretabel mit vier Spiralsäulen aus Weltenburger Marmor, bildet ein Triumphtor für die im Gegenlicht stehende Figurengruppe des hl. Georg. Foto: Bieri 2019. | |
Das Reiterstandbild des hl. Georg im morgendlichen Gegenlicht. Es wird rechts von der den Drachen abwehrenden Prinzessin und links vom züngelnden Drachen begleitet. Im großen Apsisfresko (1734) hinter dem hl. Georg thront Gottvater in einer Strahlenglorie. Foto: Bieri 2019. |
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Die gleiche Szenerie am Nachmittag. Jetzt kommt die polychrome Lüsterfassung von Marie Salome Asam mehr zur Geltung. Foto: Bieri 2019. | |
Assistenzfiguren: Die Stuckplastiken zu Seiten des Reiterstandbildes sind der hl. Martin von Tours und der hl. Maurus von Subiaco. Sie werden 1722/23 aufgestellt. Fotos unten: Mattana 2012 in Wikipedia. |
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Links: Der hl. Martin, Bischof von Tours mit der Martinsgans, die hier den Drachen anfaucht. Ein erschrecktes Kind versteckt sich im Mantel. | |
Rechts: Der hl. Maurus, Abt von Subiaco, als Prälat im Messgewand, begleitet von einem Putto, das ihm Krummstab und Messbuch hält. Allgemein wird die Figur mit dem Bauherrn Abt Maurus Bächel gleichgesetzt. | |
Ein riesiger Wappenschild als Huldigung des Abtes an den Landesfürsten liegt in der Gebälkmitte des durch Tageslicht kaum beleuchteten Hochaltarretabels. Darüber ist eine plastische Gruppe der Himmelfahrt Mariens zu sehen. Das Glorienfenster des nachträglich erhöhten und verlängerten Raumes hinter dem Altarretabel hinterlichtet die Szene. Foto: 2012 by Mattana in Wikipedia. |
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Das Fresko des flachen und hell beleuchteten Plafonds der Kuppellaterne wird durch die ovale Riesenöffnung der umlaufenden «Vouten» wahrgenommen. Es stellt die triumphierende Kirche dar. Im Mittelpunkt einer scheinarchitektonischen Kuppelhalle, deren Kuppelflächen mit Brokat gemustert sind, schwebt in hellem Licht die Taube des Hl. Geistes. Darunter, in der Bildhälfte, die dem Altar zugewandt ist und vom eintretenden Besucher zuerst wahrgenommen wird, ist die kniende Maria im blauen Kleid und über ihr Gottsohn und Gottvater zu sehen. Unter Maria ist der hl. Georg im roten Kreuzritter-Mantel der Gruppe von Heiligen zugehörig, die auf Wolkenbändern die Dreifaltigkeit umkreisen. Die Hauptszene im Westabschnitt (oben) gilt musizierenden Heiligen unter dem Engel der Apokalypse. Ein umlaufender Kronreif rahmt die ovale Öffnung zusätzlich und macht die Lesbarkeit des Freskos nicht einfacher. Foto: Bieri 2019. |
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Das gleiche Deckenbild zeigt bei der Seiteneinsicht, immer durch den freien Kronreif gestört (dieser soll formal von Borrominis Kuppel San Carlino übernommen sein), auch die Randfiguren des Freskos. Hier, Richtung Süden gesehen, sind auch irdische Persönlichkeiten wie Abt Maurus Bächel mit seinem Konvent (links der Mitte, mit gelbem Pluviale, unter dem hl. Benedikt und seiner Schwester Scholastika) dargestellt. Zu ihnen zählt auch die kleine Stuckplastik eines rotgekleideten Zuschauers, der in der Mitte der Öffnung vom Rand in den Kirchenraum blickt. Foto: Bieri 2019. |
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Der gutgekleidete junge Mann mit Allongeperücke, der sich mit der linken Hand am Rand festhält und in der rechten Hand einen Zeichenstift hält, mit dem er lachenden Gesichts in den Kirchenraum zeigt, soll Cosmas Damian Asam sein. Die Stuckplastik stammt von Egid Quirin Asam, dessen Gesichtszüge der blaugewandete Genius links hinter dem Kronreif trägt. So hätten sich die beiden Brüder in Weltenburg gegenseitig auch im Porträt festgehalten. Foto: Bieri 2019. | |
Stuckreliefs und Stuckaturen von Egid Quirin Asam an den «Vouten» der Kuppel. Jede Seite weist mittig ein vergoldetes Stuckrelief mit Darstellungen aus der Benediktsvita auf. Diese grossen Reliefs sind durch Reliefs von Erzengeln auf dunkelgrün-goldenen Régencefeldern begleitet. Fotos: Bieri 2019. |
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In der südlichen Mitte, unter der oben beschriebenen Figur des Malers Asam, wird im vergoldeten Stuckrelief der wundersame Bau des Klosters Montecassino geschildert. Rechts ist die Szene des durch den Teufel vom Gerüst gestürzten Mönchs dargestellt, links der hl. Benedikt, wie er den Neubau bewundert. Der als Stuckplastik vor dem Bild sitzende Evangelist Lukas legt mit dem Pinsel selbst Hand an. Dass Cosmas Damian Asam sich genau über dieser Bauszene aus der Deckenöffnung lehnt, ist sicher kein Zufall, als Absolvent der Akademie von Sankt Lukas in Rom hat er einen weiteren Bezugspunkt geschaffen. Zusätzlich ist hier rechts unten eine Kopie des Muttergottesbildes von S. Maria Maggiore von Puttis gehalten, ein Bild, das der hl. Lukas selbst gemalt haben soll. Auf dieses Bild weist der Stift des Cosmas Damian Asam am Rand der Deckenöffnung. | |
An der östlichen Schmalseite über dem Chorbogen ist im Goldrelief der Tod des hl. Benedikt dargestellt, darunter die Stuckplastik des Evangelisten Johannes. Aus diesem Blickwinkel ist am Deckenfresko auch die untere Fortsetzung der Gesamtansicht ablesbar. Im blauen Gewand ist es die Personifikation der Kirche, das riesige, hundeähnliche liegende Tier ist der erlegte Drache des (in der Gesamtansicht im roten Kreuzrittermantel sichtbaren) hl. Martin. | |
Die Stuckaturen der Vorhallendecke, 1734–1736 noch von Egid Quirin Asam ausgeführt, rahmen ein Ölgemälde von Franz Erasmus Quirin Asam, dass dieser erst 1745 ausführt. Das Gemälde stellt das Weltengericht dar. Foto: Bieri 2019 | |
Das Wandbild der Querachsen-Nische Süd stellt die Landung der ersten Benediktiner in Amerika dar. Ursprünglich ein Freskobild von Cosmas Damian Asam, ist es schon 1764 im unteren Teil durch Wandfeuchte zerstört und muss übermalt werden. 1865 und 1897 wird es erneut übermalt. Der untere Teil des wie ein riesiges Leinwandgemälde gerahmten Freskos hat deshalb heute keine Originalsubstanz mehr. Wie dieses Bild durch Feuchtigkeit, haben auch die anderen Asam-Fresken gelitten, diese aber vor allem durch die vielen Restaurierungen. Heute besitzt gesamthaft nur noch rund ein Drittel aller Fresken Originalsubstanz. Foto: 2012 by Mattana in Wikipedia. |
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Im Gemälderahmen der Nordnische ist die Marmorkanzel über den ebenfalls marmornen Beichtstuhl gesetzt. Beides sind Werke des Steinmetzen Johann Jakob Kürschner. Das stuckgerahmte Wandfresko ist die letzte Freskoarbeit von Cosmas Damian Asam in Weltenburg. Er komponiert um die Kanzel Kürschners 1734 die Predigt des hl. Benedikt. Der Ordensgründer bekrönt als lebensgrosse Stuckfigur auch den Schalldeckel. Foto: Bieri 2019. | |
Das wenig beachtete, aber gleichermassen geniale westliche Gegenstück zum Chorraum ist die Orgelbühne mit dem Orgelprospekt. Die Orgelbühne ist konvex gerundet frei in den Raum gestellt. Die Doppelbrüstung und selbst das Gebälk bilden mit dem Orgelprospekt eine klare Einheit und sind das eigentliche Meisterwerk, entstanden um 1729. Getreu der Inszenierung und Abdunkelung des Kirchenraums zugunsten der Öffnungen zum hellen Himmelsraum und zur Altarbühne wird die weitere Lichtquelle des Psallierchorfensters durch den Orgelprospekt und die Brüstung abgeschottet. Bei dieser einheitlichen Gestaltung dürfte Egid Quirin Asam mitgewirkt haben. Die immer wieder angeführte Ausführung der Brüstung durch Giorgioli muss ausgeschlossen werden. Foto: 2012 by Mattana in Wikipedia. |
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Exkurs
«Architectus ist ein Baumeister» Maler und Bildhauer als Architekten «Cosmas Damian Asam Pictor et Architectus»[3]
Literatur
Anmerkungen [2] Robert Stalla 2009. [3] Die lateinischen Bezeichnungen pictor, architectus für Maler und Architekt sind in der Signatur grossgeschrieben. [4] Dissertation Egger (2010) mit entsprechender Fotomontage. In ihrer 2023 veröffentlichten Replik zur Dissertation Egger (Die barocke Klosteranlage in Weltenburg, neue Forschungen zur Architektenfrage und zum Hochaltar) weist die Autorin Gabriele Dischinger die Vermutung Eggers einer späteren Anfügung «Architectus» zurück. [5] Zwei Beispiele für die Bevorzugung grosser Künstlernamen: |
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