1703 malt Franz Carl Stauder das Hochaltarbild der Jesuitenkirche Solothurn. Es besitzt mit 4x7 Meter stattliche Ausmasse. (Zum Betrachten bitte anklicken). Das Thema der Maria Himmelfahrt ist kompositorisch deutlich in zwei Hälften gegliedert. In der unteren Partie finden sich in zwei kompakten Gruppen die «Assistenzheiligen»: weibliche Märtyrinnen, Evangelisten und abendländische Kirchenväter, männliche Ordensgründer und an erster Stelle der hl. Ignatius. Ihr Blick ist zur himmelfahrenden Maria in der oberen, aufgehellten Bildhälfte gerichtet. Im Kreis wird sie von der Dreifaltigkeit, von Engeln und Putten umgeben.

Ein vermutlich für den 1684 geweihten Hochaltar der Einsiedler Stiftskirche geliefertes Altarblatt wird Franz Carl Stauder  zugeschrieben. Es stellt ebenfalls eine Himmelfahrt Mariens dar.
> zum Einsiedler Altarblatt.

Franz Carl Stauder (1660/64–1714)

«Frantz Carle Studer, Mahler»[1]

Im Pfarreiregister von Ochsenhausen ist zwischen 1676 bis 1687 mehrfach ein Johann Jakob Stauder aufgeführt. 1678 wird er als «Jo. Jacobus Stauder, helvetus, pro tempore civis Ochsenhusanus» beschrieben. Der Maler aus der Schweiz, der in Ochsenhausen Wohnsitz hat, ist der Vater von Franz Carl Stauder. Vermutlich um 1676 zieht er mit Ehefrau Barbara Miller und den Kindern nach Ochsenhausen. Das Geburtsdatum des Sohnes Franz Carl ist unbekannt, er muss beim Umzug zwischen 12–16 Jahre alt sein. Er lernt in Ochsenhausen bei seinem Vater das Handwerk und wächst hier auf. Seine Gesellen- und Wanderjahre sind uns wenig bekannt. Er wird mit Sicherheit den damals üblichen Italienaufenthalt absolviert haben, vermutlich lernt er im Umkreis von Johann Carl Loth in Venedig. 1686 wohnt er, inzwischen verheiratet, in Konstanz. Er steht zu dieser Zeit in militärischen Diensten im Regiment des Obersten Ferdinand von Stadel, Stadthauptmann von Konstanz. Als steckbrieflich gesuchter Deserteur setzt er sich 1690 in die Schweiz ab. Er nimmt in Oberwil (Fürstbistum Basel) Wohnsitz. Hier verheiratet er sich 1693, nach dem Tod seiner ersten Frau, mit der 28-jährigen Abenteurerin und Bigamistin Esther Kündig aus Zürich. Aus dieser Ehe geht 1694 der Sohn Jakob Carl hervor. Esther Kündig kehrt 1702 wieder zu ihrem ersten Mann zurück, derweil Franz Carl 1703 seine dritte Frau, eine 21-jährige Solothurnerin, heiratet. Er wohnt seit 1701 in Solothurn, und ist trotz seines nicht gerade bürgerkonformen Lebens inzwischen ein gesuchter Maler. Auftraggeber sind die Zisterzienseräbte von St. Urban und Salem, die Jesuiten (Solothurn), auch die Benediktineräbte von Ochsenhausen und Einsiedeln. 1709 bis 1712 malt er die Altarblätter der neuen Rheinauer Stiftskirche und durch Vermittlung des Rheinauer Abtes auch den Benediktaltar in Disentis. Er darf sich seit 1710 auch wieder frei auf vorderösterreichischem Gebiet bewegen, offensichtlich haben sich kirchliche Auftraggeber um Aufhebung der Verfolgung ihres bevorzugten Malers bemüht. Eine ihm angebotene Stelle in der Abtei Ochsenhausen kann er nicht mehr antreten, er stirbt plötzlich am 15. November 1714 in Solothurn.

Die Arbeiten des Malers Franz Carl Stauder – es sind vor allem Altarblätter – atmen den Geist des hochbarocken italienischen Seicento. «Die Farben sind volltönend und von gedämpfter Leuchtkraft, immer eingebunden in das warme, stimmungsvolle Rotbraun des durchschimmernden Bolus[2] . Er zeigt sich in seinen Werken als ernsthafter Meister mit einer ungemeinen malerischen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit»[3] . Seine ausgewogenen Kompositionen, beispielhaft bei den grossen Himmelfahrtsdarstellungen, sind in erster Linie Lehrtafeln ihres Bildinhaltes, geschaffen von einer eigenständigen Künstlerpersönlichkeit im Dienste der Kirche.

Pius Bieri 2008

Benutzte Literatur:

Onken, Thomas: Zu den Altarbildern der Klosterkirche Rheinau, in: Die Klosterkirche Rheinau, Zürich 1997.
Onken, Thomas. Jacob Carl Stauder, Sigmaringen 1972.

Anmerkungen:

[1] Vertragsunterschrift Rheinau

[2] Der schlechte Erhaltungszustand vieler Werke lässt die lasierend aufgetragene Farbigkeit im rotbraunen Bolusgrund versinken, erst bei restaurierten Werken zeigt sich das lebhafte Kolorit wieder. (Rheinau!).

[3] Thomas Onken 1972.

 

Franz Carl Stauder, Werke

Auswahl, chronologisch:[1]

Einsiedeln (CH), Benediktinerabtei, Hochaltarbild der Stiftskirche(?) heute in der Jugendkirche, um 1680–1684. > zum Bild.
Oberholzheim (D), Pfarrkirche, Hochaltarbild (?), 1683.
Laupheim (D), Pfarrkirche, Altarbilder,  1682–1684.
Obermarchtal (D), Prämonstratenserabtei, Altarbild Madonna mit Kind und Antonius von Padua, 1686.[2]
Obermarchtal (D), Prämonstratenserabtei, Altarbild Predigt Johannes der Täufer, Wandpfeileraltar, 1688.
Ochsenhausen (D), Benediktinerabtei, Seitenaltarbild des hl. Sebastian, 1690.
Mariastein (CH), Benediktinerabtei, auswechselbares Hochaltarbild, 1691.
St. Urban (CH), Zisterzienserabtei, Bild im Festsaal, 1691.
Alt-Birnau (D), Wallfahrtskirche, Seitenaltarbilder, jetzt Neu-Birnau, 1696.
Obermarchtal (D), Prämonstratenserabtei, Altarbild am Altar der hl. Agatha, Wandpfeileraltar, um 1698.[3]
Bremgarten (CH), Pfarrkirche, Hochaltarbilder, 1700.
Salem (D), Zisterzienserabtei, Altarbilder, jetzt Treppenhaus «Schloss» Salem, 1700
Salem (D), Zisterzienserabtei, Hochaltarbild, jetzt Münster Konstanz, 1701.
Wald (D), Zisterzienserinnenkloster, Hochaltarbild und nördliches Seitenaltarbild, 1702.
Solothurn (CH), Jesuitenkirche, Hochaltarbild, 1703.
Zuchwil (CH), Pfarrkirche, übernommen aus Vorgängerkirche, Bild Marienkrönung, 1708.
Mariaberg (D), Benediktinerinnenkloster, Hochaltarbild (schlechter Zustand), um 1710.
Rheinau (CH), Benediktinerabtei, Seitenaltarbilder, 1709 und 1712.
Münsterlingen (CH), Benediktinerinnenkloster, Hochaltarbild, 1711.
Salem (D), Zisterzienserabtei,  Gemälde Kaisersaal, 1711.
Disentis (CH), Benediktinerabtei, Seitenaltarbild, 1712.
Lützel-Lucelle (F), Zisterzienserabtei, zwei Seitenaltarblätter, heute in Bouxwiller (F), 1712.

 

[1] Ein Werkverzeichnis von Franz Carl Stauder ist noch nicht erstellt.

[2] Nach Wilfried Schöntag in: Germania Sacra, (2012) ist Franz Carl Stauder im Juli 1686 in Marchtal, um dieses Altarblatt für 39 Gulden zu malen.

[3] Nach Wilfried Schöntag in Germania Sacra (2012).

 

 

  Franz Carl Stauder (1660/64–1714)  
  Biografische Daten        
  Geburtsdatum Geburtsort     Land  
  um 1660–1664 Unbekannt     Schweiz  
    Land 18.Jh.     Bistum 18.Jh.  
    Unbekannt     Unbekannt  
  Sterbedatum Sterbeort     Land  
  15. November 1714 Solothurn     Solothurn CH  
    Land 18. Jh.     Bistum 18. Jh.  
    Eidg. Stand Solothurn     Lausanne  
  Kurzbiografie        
  Die Ausbildungs- und Gesellenzeit von Franz Carl Stauder, auch sein Geburtsdatum, bleiben unbekannt. Er malt zwischen 1680 und 1710 in ähnlicher Sprache wie der Konstanzer Johann Christoph Storer (1620–1671), obwohl er nicht mehr in dessen Werkstatt gearbeitet haben kann. Stauder arbeitet vor allem für die Abteien und Jesuitenniederlassungen im Süden des Bistums Konstanz. Seine Arbeiten werden von den Prälaten trotz seines unglaublich bewegten und kaum vorbildlichen Lebenswandels geschätzt. Seine Altarblätter gehören um 1700 zu den Hauptwerken dieser Gattung auf dem Gebiet der Eidgenossenschaft.     StauderFranz  
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