Die wichtigsten Meister der Stiftskirche Ottobeuren
Name Herkunft Text   Tätigkeit von   bis
P. Christoph Vogt (1648–1725) Dietenheim (Iller) ok   Architekt 1711   1725
Simpert Kramer (1679–1753) Bichel bei Füssen Wikipedia   Baumeister-Architekt 1736   1748
Johann Michael Fischer (1692–1766) Burglengenfeld (Oberpfalz) ok   Baumeister-Architekt 1748   1757
Johann Joseph Christian (1706–1777) Riedlingen ok   Bildhauer 1755   1764
Johann Martin Hörmann (1688–1782) Villingen     Kunstschreiner 1755   1764
Johann Jakob Zeiller (1708–1783) Reutte Tirol ZeillerJohannJakob   Maler und Freskant 1756   1764
Franz Anton Zeiller (1716–1794) Reutte Tirol ZeillerFA   Maler und Freskant 1756   1760
Johann Michael Feichtmayr (1710–1772) Wessobrunn FeichtmayerJM   Stuckateur 1756   1767
Karl Joseph Riepp (1710–1775) Eldern bei Ottobeuren     Orgelbauer 1757   1764

Klosteranlage   Die barocke Klosteranlage
Stiftskirche   Stiftskirche St. Alexander und St. Theodor

Ehemalige Benediktiner-Reichsabtei Ottobeuren
Planung und Bau der Stiftskirche St. Alexander und St. Theodor

Die Planungen von 1711 bis 1748 [1]
1711 wird mit dem Konventneubau nach dem Plan von P. Christoph Vogt begonnen. Auf seinen Bauplänen und Veduten ist die dem grossen Klostergeviert im Norden vorgestellte Kirche am Anfang noch als rudimentärer Umriss, aber spätestens 1718 als detailliertes Projekt enthalten. Es zeigt eine Kopie der Salzburger Kollegienkirche von Johann Bernhard Fischer von Erlach. Die Kollegienkirche der Benediktineruniversität ist zwar erst 1707 geweiht worden, hat aber sofort Auswirkungen auf die neuen Kirchenplanungen im süddeutschen Bereich. Weingarten und Einsiedeln sind Beispiele. Die unverfrorene Übernahme ist allerdings auch im kopierfreudigen Barock nicht die Regel. Eher liegt hier eine «Idea», ein erster, allgemein orientierender Vorschlag für die Konventmitglieder im Sinne einer Richtplanung vor. Die Initiative zu diesem Vorschlag kommt von Abt Rupert II. Ness. Der Bauabt ist 1718 als Abt-Präses der Salzburger Universitätskonföderation an Ort anwesend und kennt die Kollegienkirche.[2] Es scheint also schon früh klare Absicht zu sein, etwas gleich Grossartiges wie die Salzburger Kollegienkirche oder die schon im Bau befindliche Weingartener Stiftskirche zu bauen.
1725 stirbt der Klosterarchitekt P. Christoph Vogt. Sein Klosterneubau unter der Leitung des Baumeisters Simpert Kramer ist zu diesem Zeitpunkt fast vollendet, mit der Kirche scheint er sich nicht mehr beschäftigt zu haben. 1731 lehnt das vorsichtige Klosterkapitel einen Antrag des Abtes zum Beginn des Kirchenneubaus ab. Die alte, quer vor dem Nordflügel liegende Kirche des Abtes Kindelmann genügt noch und wird erst 1748 abgebrochen. Aber schon im Oktober 1736 beschliesst das Kapitel den Kirchenneubau nach der Planung von Simpert Kramer. Dessen Pläne sind stark beinflusst von Abt Rupert II., der in der Zwischenzeit eifrig mit weiteren Baumeistern am Neubau geplant hat. 1729–1731 lässt er vom Stuckateur-Architekt Carlo Andrea Maini, dem Planer des Kaisersaales, mehrere Zentralraumprojekte ausarbeiten. Die säulenübersäte Theaterarchitektur kommt aber beim Abt nicht an und der Entwerfer wird nach finanziellen Auseinandersetzungen entlassen. Näher an den Intentionen des Bauabtes ist ein Projekt des Stuckateur-Architekten Kaspar Radmiller, der noch während der Bauzeit des Klosters und sicher im Wissen von P. Christoph Vogt dessen Projekt überarbeitet und mit zwei Querarmen bei der Kuppel der Kirche eine Kreuzform gibt. 1732 bestellt der Abt bei Dominikus Zimmermann zwei Varianten. Auch der in Weingarten tätige Donato Frisoni liefert ein Projekt. Beide greifen den Zentralbaugedanken wieder auf. Vom Wessobrunner Joseph Schmuzer liegen im Klosterarchiv sieben Pläne für drei Projekte. Der Entwurf «LXI» (1735) nimmt wieder die Longitudinalform mit Kreuzform von Radmiller auf. Das Vorbild Weingarten wird unübersehbar, Schmuzer will aber gleich fünf Tambourkuppeln anbringen.
Diese Vielzahl von Projekten liegt vor, als Abt Rupert II. im März 1736 in sein Tagebuch schreibt, dass er aus allen etwas gezogen und nun vermeine, das Beste daraus erwählt zu haben. Die Realisierung seiner Synthese erlaubt er deshalb seinem Baumeister Simpert Kramer, der auch ein Modell anfertigen muss.
Das Projekt mit Querhauskonchen, zentraler und kuppelbekrönter Vierung, Eingangs- und Chorkonchen sowie doppelten Fassadentürmen ist im Grundriss fast eine Wiederholung des letzten Entwurfes von Josef Schmuzer. Anstelle der Wandpfeilerhalle wie in Weingarten wählt aber der Abt die Basilikaform der Kollegienkirche. Aber wie in Weingarten und Salzburg krönt eine Tambourkuppel die Vierung.
Am 27. Oktober 1737 ist feierliche Grundsteinlegung am geplanten Nordeingang.[3] Drei Jahre wird ausschliesslich an den Fundamenten gearbeitet, gleichzeitig auch weitergeplant. 1739 äussert Abt Rupert II in seinem Tagebuch plötzlich Zweifel an der Tambourkuppel und meint, wie schon 1723 der Einsiedler Konvent, aus Unterhaltsgründen darauf verzichten zu können und anstelle der «offenen cupula» eine «vertruckhte cupula» zu bauen.[4] Gleichzeitig vernehmen wir zum ersten Mal von Kritik konkurrenzierender Architekten an Baumeister Kramer. Abt Rupert II. steht zwar noch zu ihm, stirbt aber 1740.
Nachfolger des Bauabtes ist der 52-jährige Anselm Erb aus Ravensburg, der von 1740–1767 regiert. Abt Anselm zieht 1744 den ehemaligen kurbayrischen Oberhofbaumeister Joseph Effner zur Überarbeitung des Projektes Kramer bei.[5] Kein glücklicher Entschluss, denn der französisch geschulte Effner verhilft dem stark italienisch-klassischen Geist atmenden Projekt zu einer trockenen, begradigten Pilasterarchitektur. Zum Glück wird es nicht ausgeführt, denn Effner stirbt ein Jahr später.

Neuplanung durch Johann Michael Fischer (1692–1766)
1748 beruft Abt Anselm den seit 1741 in Zwiefalten tätigen 56-jährigen Johann Michael Fischer. In der oberschwäbischen Abtei baut der berühmte Baumeister des Rokoko eine der schönsten Klosterkirchen des Benediktinerordens. Zwiefalten ist auch erstes Bauwerk ausserhalb des Kurfürstentums Bayern. Das Zweite, wieder die Kirche einer Benediktinerabtei, ist jetzt Ottobeuren. Seit zehn Jahren wird hier schon nach den Plänen von Simpert Kramer gebaut. Der Bau ist im Norden schon deutlich über die Fundamente gewachsen. Fischer muss deshalb Grundriss und Basilika-Konzept des verdienten Baumeisters übernehmen. Dieser ersucht um Entlassung und geht zurück nach Edelstetten.[6] Die Vorgaben Kramers sind kein Unglück, denn Fischer wird dadurch zu Höchstleistungen angespornt. Wesentliche Merkmale seiner Umplanung sind die Vergrösserung der Vierung und der definitive Verzicht auf die hochbarocke Tambourkuppel zugunsten einer Abfolge von Flachkuppeln. Indem er diese Gewölbe direkt auf Rund- und Wandpfeilermassive lagert, überspielt er den Basilikaquerschnitt und schafft anstelle der langstreckten Kuppelbasilika einen ausgewogenen spätbarocken Raumprospekt, dessen Architektur eine «Festlichkeit, Einheitlichkeit und Harmonie wie wohl bei keinem anderen Bau des bayrischen Barock»[7] ermöglicht.

Ausführung
Nach den im Baubüro Fischer gezeichneten Plänen beginnt sein Bautrupp 1748 mit dem Weiterbau. Als Erstes muss im Herbst mit dem Abbruch der Kindelmann-Basilika begonnen und die noch fehlenden Fundamente im Chorbereich erstellt werden. 1753 richtet ein einheimischer Zimmermeister den Dachstuhl auf, ein Jahr später ist der Bau gedeckt und 1755 ist die Kirche eingewölbt. 1760 sind auch die Türme fertig. Johann Michael Fischer verabschiedet sich 1757 mit dem Hinweis auf sein Alter, eher aber wegen der andersgearteten Auffassung über den Stuck und die Bildhauerarbeiten. Abt Anselm hat nämlich in der Zwischenzeit den Stuckateur und den Bildhauer von Zwiefalten verpflichtet. Schon in Zwiefalten haben sich die beiden Meister im Dialog mit der Architektur Fischers bewährt, nicht aber nach seinen architekturbetonenden Vorstellungen gehandelt. Weder Zwiefalten noch Ottobeuren würden heute die überwältigenden Innenräume aufweisen, hätten die Künstler die Architektur nicht bewusst überspielt.

Johann Michael Feichtmayr, Johann Joseph Christian, Johann Jakob und Franz Anton Zeiller
Abt Anselm ermöglicht mit den Aufträgen an drei hervorragende Rokokokünstler das Gesamtkunstwerk des Innenraums von Ottobeuren. Der Wessobrunner Stuckplastiker und Stuckateur Johann Michael Feichtmayr (1696–1772) ist sicher der leitende Künstler. Mit einem Akkordvertrag sichert ihn Abt Anselm schon 1754 für die Stuckausstattung. Von 1756 bis 1767 erstellt er den reichen Rocaillestuck, die Stuckmarmorsäulen, ist Schöpfer des Hochaltars, der meisten Altäre und der Kanzel. Der Riedlinger Bildhauer Johann Joseph Christian (1706–1777) liefert dazu die Figuren, ist Schöpfer des Chorgestühls mit den Orgelprospekten,[8] der Beichtstühle und der Fassadenplastik. Die raumbeherrschenden Kuppelfresken sind ein gemeinsames Werk von Johann Jakob Zeiller (1708–1783) und von Franz Anton Zeiller (1716–1794) aus Reutte. Ein spezielles Meisterwerk ist das Pfingstwunder der Vierungskuppel. Raffiniert sind die Farbtöne der Fresken mit dem Stuckmarmor abgetönt. Nach der Fertigstellung der Fresken malt Johann Jakob Zeiller 1763 auch das Hochaltarbild.[9] Er ist auch Schöpfer der Altarblätter des Alexanderaltars im westlichen Querschiff und der Seeschlacht von Lepanto am Marienaltar im östlichen Querschiff. Weitere Altarblätter sind von seinem entfernten Cousin Franz Anton Zeiller, von Januarius Zick und von Joseph Mages.

Gehe zum Grundriss mit den Erläuterungen der Deckenfresken von Johann Jakob und Franz Anton Zeiller

Weitere Ausstattung und Einweihung 1766
Beim Orgelbauer Karl Joseph Riepp (1710–1775) in Dijon bestellt Abt Anselm 1757 zwei Chororgeln. Riepp, Mesnersohn aus Maria Eldern bei Ottobeuren, fertigt die Orgeln bis 1764. Die westliche Dreifaltigkeitsorgel hat 66 klingende Register mit 4 Manualen, ein gewaltiges Werk, die östliche Heilig-Geist-Orgel ist kleiner. Sie hat 27 klingende Register mit 2 Manualen. 31 810 Gulden kosten die Orgeln. Sie sind als einzige Werke des berühmten Orgelbauers völlig original erhalten. Nicht mehr erhalten sind hingegen die sechs grossen Silberleuchter aus Augsburger Werkstatt, für die mit 12 738 Gulden fast gleichviel bezahlt wird wie für alle Altarblätter. Die Leuchter sind mit anderen Silberschmiedearbeiten in der Abrechnung der Einweihungsfeierlichkeiten von 1766 enthalten. Aber auch ohne diese Anschaffungen werden die achttägigen Feierlichkeiten mit 22 000 Gulden verbucht.

Baukosten
Nicht nur die Einweihungskosten, auch die überlieferten Baukosten des Kirchenneubaus sind unglaublich hoch. Der Kirchenneubau kostet 550 323 Gulden. Ein Vergleich mit der Stiftskirche Weingarten, die 1722 mit 210 969 Gulden abgerechnet wird, zeigt, dass daran nicht die Teuerung, sondern der viel reichere Ausbau Ursache ist.[10] Erklärbar ist die Riesendifferenz bei den Stuckaturen. Hier zahlt Ottobeuren für die reiche Rokoko-Stuckatur das Zehnfache der feinen Régencestuckaturen von Weingarten. Erklärbar ist auch die Differenz bei den Freskanten. 1706 erhält der noch unbekannte Cosmas Damian Asam in Weingarten 7500 Gulden für alle Gewölbefresken, Ottobeuren bezahlt dafür dem schon berühmten Johann Jakob Zeiller 15 780 Gulden. Mit 125 110 Gulden fallen die Schreiner- und Bildhauerarbeiten in Ottobeuren überraschend hoch aus. Für etwas mehr als diese Summe, nämlich für 180 000 Gulden, wird 1754 die Wallfahrtskirche in der Wies abgerechnet und damit die Abtei Steingaden in den finanziellen Ruin getrieben. Ottobeuren kann demgegenüber wie schon beim vorgängigen Klosterneubau die riesigen Aufwendungen dank einer hervorragenden Ökonomie problemlos verkraften. Abt Anselm kann es sich 1748 sogar noch leisten, für 254 805 Gulden die Herrschaften Stein und Ronsberg zu erwerben. Wie viele andere Reichsabteien ist auch Ottobeuren im 18. Jahrhundert eine wahre regionale Wirtschaftslokomotive. Erst die nun folgenden Jahre setzen der Ökonomie zu, seien es die Hungerjahre nach 1770 mit der nachfolgenden Teuerung, seien es die Erpressungen der kriegführenden Mächte Ende des Jahrhunderts.

Von der Säkularisation bis Heute
Die bisherige Klosterkirche wird nach 1803 Pfarrkirche der kleinen Marktgemeinde. Damit wird das grossartige Bauwerk vorerst vor Abbruch oder Zweckentfremdung gerettet. Es dient nach 1834 auch wieder als Klosterkirche und wird 1918 Abtei- und Pfarrkirche. Der kirchliche Titel «Basilika» wird 1926 verliehen. Das  barockfeindliche 19. Jahrhundert übersteht die Kirche unbeschadet, auch dank der früh einsetzenden Wertschätzung führender Kunsthistoriker wie Cornelius Gurlitt. 1959 kommt eine neue Orgel auf die bis dahin leere Eingangsempore. Ihre modernistische Art ohne Gehäuse stört. 1962–1964 wird die Klosterkirche zum ersten Mal umfassend restauriert. Eine neue Restaurierungsetappe mit dem Schwerpunkt von Sicherungen der Tragwerke und Kuppeln findet 2004–2011 durch den Freistaat Bayern statt.

Pius Bieri 2010


Anhang
Vergleich der Bauabrechnungen für die Stiftskirchen in Ottobeuren und Weingarten, ohne die Orgeln.[11]

Ottobeuren 1737-1766   Weingarten 1715-1724
Rohbau, Ausbau 272 000   Rohbau, Ausbau 158 000
Stuck, Holzarbeiten, Maler, Ausstattung 234 000   Stuck, Holzarbeiten, Maler, Ausstattung 42 000
Verpflegung, Unterkunft, Spesen 12 000   Verpflegung 11 000
Total Reichsgulden 518 000   Total Reichsgulden 211 000

Benutzte Einzeldarstellungen:
Bernhard, P. Magnus OSB: Beschreibung des Klosters und der Kirche zu Ottobeuren. Ottobeuren 1864.
Kolb, P. Aegidius OSB: Ottobeuren, Schicksal einer schwäbischen Reichsabtei. Kempten 1986.
Schnell, Hugo: Ottobeuren, Basilika und Benediktinerabteikirche. München und Zürich 1970.
Lieb, Norbert: Barockkirchen zwischen Donau und Alpen. München 1953.
Schütz, Bernhard: Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben, 1580–1780. München 2000.
Schwager, Klaus: Die Ottobeurer Risse, in: Johann Michael Fischer 1692–1766, Ausstellungskatalog. Tübingen 1995.
Volk, Peter: Zum Verhältnis von Architektur und Ausstattung in den Kirchenräumen Johann Michael Fischers, in: Johann Michael Fischer 1692–1766, Ausstellungskatalog. Tübingen 1995.

Anmerkungen:

[1] Das Schrifttum zur Planung der Ottobeurer Stiftskirche ist trotz mangelnder wichtiger Veröffentlichungen eindrücklich. Dies verdanken wir einer umfangreichen Serie von 113 Projekt- und Bauplänen im Ottobeurer Archiv und der Präferenz der Kunstgeschichte am Sakralbau, hier speziell am Werk von Johann Michael Fischer. Wegweisende Arbeit hat hier Norbert Lieb (Literatur) geleistet.
Nachtrag: Der vorliegende Aufsatz ist 2010 fertiggestellt worden. 2011 erscheint ein dreibändiges Werk der Bayerischen Benediktinerakademie mit Kommentarband, Quellenband und Band der Planzeichnungen (Bearbeiterin aller Bände Gabriele Dischinger). Mit dieser Arbeit scheint nun keine Lücke in der Baugeschichte von Ottobeuren mehr zu bestehen – ein einmaliger Vorgang in der Denkmaltopographie Bayerns.

[2] Ein Pater aus Ottobeuren, Franz Schmier, ist zudem von 1713–1728 Rektor der Universität.

[3] Hier wird nicht verständliche Sechs-Grad-Abweichung der Kirche von der Klosterachse fixiert. Der Grund ist unklar und wird in den äbtlichen Tagebüchern nicht erwähnt. Ist es das Fundament des Ostturmes, das nun auf das Plateau und nicht an Stelle der alten Vogtei in den Abhang zu stehen kommt oder ist es ein Vermessungsfehler des Baumeisters, wie dies Klaus Schwager (Literatur) dem Baumeister unterschiebt?

[4] «Eine offene cupula macht auswendig einer Kirche grosses Ansehen und Majestät, wie man an mehreren Orten sieht, braucht aber grosse und kostbare Unterhaltung. Eine vertruckhte cupula aber hat auswendig kein sonderliches Aussehen, ist aber leichter zu unterhalten und macht inwendig eine Kirche allerdings annehmlicher, als wenn die cupula zu hoch aufsteigt».

[5] Joseph Effner (1687–1745) wird 1726 als Oberhofbaumeister durch François de Cuvilliés ersetzt und seither nicht mehr als Architekt tätig.

[6] In Roggenburg errichtet er 1751 die neue Klosterkirche. Es ist sein letztes Werk.

[7] Zitat Bernhard Schütz. Korrekt wäre allerdings: «wie wohl bei keinem anderen Bau des Barock im heutigen Bayern».

[8] In Zusammenarbeit mit dem Riedlinger Schreiner Martin Hörmann (1688–1782)

[9] Das Datum 1763 für das Hochaltarbild ist gesichert. Daraus zu folgern, dass Zeiller die Fresken anschliessend malt, ist bautechnischer Unsinn, wird aber seit Norbert Lieb (Literatur) in vielen Publikationen wiederholt. Die Fresken entstehen, wie dies üblich ist, nur schon wegen der Kirchengerüste parallel zu den Stuckaturen ab 1756.

[10] P. Magnus Bernhard (Literatur) schreibt, der Taglohn der Fundament-Maurer habe 1738 für 90 Mann 30 Gulden betragen. Dies ergäbe einen Wochenlohn von 2 Gulden oder ein Jahreseinkommen von 80 Gulden bei 40 Wochen Beschäftigung. Dies deutet im Vergleich mit 1706 (Rheinau) auf keine Teuerung hin. Diese tritt erst um 1770 auf. 1 Gulden um 1700 bis 1750 sind 200 bis 250 Euro um 2010.

[11] Zahlen gerundet. Unterschiedliche Rechnungslegungen lassen nur grobe Vergleiche zu. Zudem sind die Eigenleistungen nicht immer ausgewiesen.

Altarausstattung und Chorgestühl, Augsburger Stich 1766 nach Abschluss der Arbeiten:
Ottobeuren8   Ottobeuren9   Die Altäre sind Werke von Johann Michael Feichtmayr. Die figürliche Plastik wird von Johann Joseph Christian gefertigt.

<< Der gewaltige Hochaltar füllt mit 28 Meter Höhe den Chorabschluss. Das Altarblatt (Hl. Dreifaltigkeit) von Johann Jakob Zeiller ist mit 1763 datiert. Über dem Altar das Deckenfresko des gleichen Malers mit dem Thema «Die Anbetung des Lamms» aus der Apokalypse Kapitel 5.
Bildquelle: Christoph Spatschek & Johannes Böckh & Thomas Mirtsch in Wikipedia

< Der Marienaltar im westlichen Querschiff ist, wie die restliche Ausstattung, im Gegensatz zum roten Hochaltar mit einer Marmorierung in zurückhaltendem Rot-Grau-Blau ausgeführt. Das Altarblatt, wieder von Johann Jakob Zeiller, zeigt Papst Pius V. im Gebet zu Maria während der Seeschlacht von Lepanto.

Unten links: Das Chorgestühl des Bildhauers Johann Joseph Christian und des Kunstschreiners Johann Martin Hörmann gehört wie die Chorgestühle von Zwiefalten und St. Gallen zu den unübertroffenen Meisterwerken des schwäbischen Rokoko. Die beiden Chororgeln von Karl Joseph Riepp mit 66 und 27 Registern bleiben bis 1957 die einzigen Instrumente der Kirche.

Unten: 1766 erscheint der Kupferstich der Brüder Klauber in Augsburg. Er zeigt in einer Vogelschauansicht die Klosteranlage von Ottobeuren aus Nordwesten.
       
Ottobeuren10   Ottobeuren12   OttobeurenKlauber
         
  Benediktinerabtei Ottobeuren: Stiftskirche St. Alexander und St. Theodor  
  OttobeurenKirche1  
Ort, Land (heute) Herrschaft (18. Jh.)
Ottobeuren
Bayern D
Reichsabtei Ottobeuren
Bistum (18.Jh.) Baubeginn
Augsburg   1737
Bauherr und Bauträger

ok Abt Rupert II. Ness (reg. 1710–1740)

leer Abt Anselm Erb (reg. 1740–1767)
 
  Der Innenraum der Kirche mit Blick zum Hochaltar und in die Chorkuppel. Vor der Vierung ist rechts die Kanzel und links ihr Gegenstück, die Taufgruppe, zu sehen.   pdf  
   
OttobeurenKircheGrRiss
Grundrissplan der Kirche. Anklicken für Legende und Vergrösserung.  
   
OttobeurenKircheLage
Der Kirchengrundriss weicht aus statischen Gründen (Turmfundament Nordost) um 6 Grad von der Klosterachse ab. Auf dem Grundrissplan sind die Vorgängerbauwerke gelb angelegt.  
OttobeurenKindelmann
Noch bis 1748 liegt die Klosterkirche (2), die Abt Kindelmann 1547–1558 baut, vor dem schon 1724 vollendeten Nordflügel. Martin Wöger vom Baubüro Fischer erstellt vor dem Abbruch eine Aufnahmezeichnung der alten Stiftskirche.
Quelle: Klosterarchiv und Klostermuseum Ottobeuren.
 
OttobeurenVogt
Die ersten Projekte des Kirchenneubaus stammen, wie hier ein Vogelschauplan um 1718, vom Klosterarchitekten Christoph Vogt. Das Vorbild der Salzburger Kollegienkirche ist deutlich zu erkennen. Bildquelle: Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst 1913. Original im Klostermuseum Ottobeuren.  
Ottobeuren1748
Projektplan um 1768/49 aus dem Baubüro Fischer. Der Längsschnitt entspricht in der Gewölbeabfolge bereits der Ausführung. Original im Klosterarchiv Ottobeuren.  
Ottobeuren2
Lage und Grundrissform der Doppelturm-Nordfront sind seit dem Baubeginn 1737 durch die Planung von Simpert Kramer vorgegeben. Mit dem Beizug von Johann Michael Fischer wird sie in der Gestaltung nach 1748, vor allem im Ädikulabereich und im steilen Giebelaufsatz, grundlegend verändert.  
Ottobeuren3
Die Doppelturmfront dominiert auch den Marktplatz von Ottobeuren.  
Ottobeuren4
Die Ostansicht zeigt das Grössenverhältnis des dreigeschossigen Konventflügels zur Stiftskirche.
Bildquelle: Richard Mayer Wikipedia.
 
Ottobeuren5
Franz Anton Zeiller ist jüngerer Cousin von Johann Jakob. Er wird von diesem zur Freskierung einzelner Gewölbeteile beigezogen. Sein schönstes Werk befindet sich über am Emporenjoch mit dem Geschichtsthema «Das tausendjährige Ottobeuren».  
Ottobeuren6
Das Kuppelfresko in der Vierung ist ein Gemeinschaftswerk der beiden Zeiller. Das Thema des Pfingstwunders mit der Scheinarchitektur (unten das Wappenschild des Abtes Anselm Erb) malt Johann Jakob, die gegenüberliegende Huldigung der vier Erdteile malt Franz Anton.  
Ottobeuren7
In die Kuppel des Gemeinderaums malt Johann Jakob Zeiller einen Benediktinerhimmel mit rauchigen Wolken. Unzählige Benediktiner- und Benediktinerinnen und deren Heilige bilden mit ihrem schwarzen Habit den umlaufenden terrestrischen Rahmen, während sie die glorreiche Aufnahme des heiligen Benedikts in den Himmel mitverfolgen.  
Ottobeuren11
Die Kanzel (1763/64) ist ein Werk des genialen Stuckateurs und Altarbauers Johann Michael Feichtmayr.