Meinrad Hamberger (1700–1762)

Abt OSB in Wiblingen 1730−1762

Am 11. Oktober 1700 wird er als Sohn des Christoph Hamberger und seiner Ehefrau Maria Huber in Brandenburg an der Iller[1] geboren und auf den Namen Anton getauft. Sein Mutter ist eine Schwester des regierenden Abtes von Wiblingen. Anton besucht in Wiblingen die Lateinschule und kann, was auf einen vermögenden Vater hindeutet, in Prag ein Philosophiestudium beginnen. Mit 19 Jahren tritt er als Novize in Wiblingen ein und nimmt bei der Profess den Klosternamen Meinrad an. Zum Studium der Theologie geht er nach Dillingen und wird 1725 Priester. Im Kloster ist er Professor der Theologie und Philosophie und wird am 16. Januar 1730 als Nachfolger seines Onkels zum Abt gewählt.
Abt Meinrad wird als ein Mann mit gründlicher wissenschaftlicher Bildung geschildert. Er verhilft der Klosterschule zu einem guten Ruf und hilft der in dieser Hinsicht rückständigen Fürstabtei Kempten auch mit hervorragenden Lehrkräften aus.
Den begonnenen Klosterneubau setzt er 1732 mit dem Baubeginn der eigentlichen Konventgebäude am Nordtrakt fort. Bis 1736 ist der Westflügel und bis 1740 der Nordflügel gebaut. 1739, nach dem Tod des Baumeisters Christian Wiedemann übernimmt dessen Sohn die Leitung der Arbeiten. Die beiden Flügel sind Gäste- und Schulflügel und beherbergen im Mittelrisalit des Nordflügels auch die Bibliothek. Sie liegen ausserhalb der Klausur und erlauben eine reiche repräsentative Ausstattung. Für die Stuckaturen zieht er den schon in Ochsenhausen mit Wiedemann zusammenarbeitenden Gaspare Mola aus Coldrerio bei. Prunkstück wird der Bibliothekssaal. Man darf ihn als Werk des Abtes Meinrad betrachten. Nicht nur, dass er dem erst 25-jährigen Maler Franz Martin Kuen aus Weissenhorn die Ausführung des Deckenfreskos überträgt und mit dem  Bildhauer Dominikus Hermengild Herberger aus Legau einen der vorzüglichsten Plastiker des süddeutschen Rokokos beizieht, er erstellt für diese Künstler auch ein reiches ikonographisches Programm mit antithetischen Themen um die «Sapientia divina». 1750 legt Abt Meinrad den Grundstein zum Ostflügel. Als Baumeister stellt er jetzt den bereits berühmten Johann Michael Fischer ein, der soeben die benachbarte Stiftskirche Zwiefalten gebaut hat und an der Stiftskirche in Ottobeuren arbeitet. Dieser nun der Klausur dienende Flügel kann 1760 bis 1762 bezogen werden.
Abt Meinrad Hamberger erlebt dies noch, stirbt aber am 1. März 1762 im Alter von 62 Jahren.
Ein Aquarell im Bibliothekkatalog von 1730 zeigt ihn als jungen Abt stehend in der noch alten Bibliothek, in der Hand den Band I der Germania Sacra von P. Marcus Hansiz SJ, der 1727 in Augsburg erscheint. Aufgeschlagen ist neben dem Titel das alte Klosterwappen, das in Blau einen silbernen Vogel Strauss auf silbernem Dreiberg zeigt, in der linken Klaue das goldene Doppelkreuz Wiblingens haltend. Im Gegensatz zu dieser detaillierten Aussage des präsentierten Buches ist das Gesicht des zu jung wirkenden Abtes Meinrad recht schematisch und wenig aussagekräftig erfasst.
Sein persönliches Wappen finden wir auf einem vielleicht als Ex Libris dienenden Stich in Gemeinschaft mit den drei Klosterwappen.[2] Es zeigt über einem Dreiberg einen Stern und enthält den Wahlspruch «Dominus illuminatio mea» (der Herr ist mein Licht).
> Zu den Wappen Wiblingens im 18. Jahrhundert.

Pius Bieri 2012

Literatur:
Braig, Michael: Kurze Geschichte der ehemaligen vorderösterreichischen Benediktinerabtei Wiblingen in Schwaben, Isny 1834 (redigierte Neuauflage Weissenhorn 2001).

Anmerkungen:

[1] Schlossgut der Fugger bei Reggisweiler mit einigen Höfen. Heute ist an dieser Stelle ein «Kloster» der Immakulataschwestern vom Seraphischen Apostolat.

[2] Die Klosterwappen: Wiblinger Doppelkreuz, Kirchberger Mohrin, Vogel Strauss mit Wiblinger Doppelkreuz.

Viele Äbtebildnisse von Wiblingen sind offensichtlich nach der Säkularisation spurlos verschwunden. Überlebt haben vor allem Buchillustrationen und die 1702 veröffentlichte Stichserie von Johann Georg Baumgartner. Von Abt Meinrad ist ein Vorsatzblatt im 1736 datierten Bibliothekskatalog (Tomus III) erhalten, das den jungen Abt in der (noch alten) Bibliothek stehend vor einem Büchertisch zeigt. In der Hand hält er den Band I der Germania Sacra von P. Marcus Hansiz SJ, der 1727 in Augsburg erscheint. Auffallend ist das Wappenemblem des Buches. In Blau ist der nun kreuztragende Vogel Strauss gemeinsam mit dem persönlichen Wappen des Abtes, einem Stern über Dreiberg, abgebildet. Mehr zu diesem Wappen und den Wappen Wiblingens im Beitrag: Wiblinger Wappen des 18. Jahrhunderts und die Heilig-Kreuz-Reliquie.
Original: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart HB XV 109c.
Meinrad Hamberger (1700–1762), Abt 1730–1762 in Wiblingen  
  Biografische Daten     Zurück zum Bauwerk  
  Geburtsdatum Geburtsort       Land 18. Jahrhundert  
  11. Oktober 1700 Brandenburg Baden-Württemberg D   Grafschaft Kirchberg  
  Titel und Stellung         Regierungszeit  
  Abt OSB der Benediktinerabtei Wiblingen   1730–1762  
  Sterbedatum Sterbeort       Land 18. Jahrhundert  
  1. März 1762 Wiblingen (Ulm) Baden-Württtemberg D   Vorderösterreich  
  Kurzbiografie              
 

Abt Meinrad Hamberger von Wiblingen ist Neffe seines Amtsvorgängers. Hat dieser noch den Klosterneubau geplant und ihn mit dem Bau der Ökonomiegebäude auch begonnen, wird Abt Meinrad nun zum Erbauer der Konventgebäude. Der Bibliotheksaal im Nordflügel ist sein eigentliches Denkmal. Für ihn erstellt er das Programm und holt die besten Künstler des westlichen Schwabens nach Wiblingen. Für die noch fehlenden Flügel zieht er den berühmten Johann Michael Fischer bei. Dieser beschäftigt sich auch mit einem neuen, grösseren Kirchenprojekt, aus dem eine Verlängerung des Klosterrechtecks resultiert. Unterbrüche durch Kriege und eine schlechtere Finanzlage verzögern aber auch diesen Neubau, sodass beim Tod von Abt Meinrad erst der Ostflügel erstellt ist.

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